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Einstimmig

von

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One Shot

„Ikkyu, ist das dein Ernst?“

Das kurze, helle Läuten der Türglocke kündigte die Vierergruppe an. Sofort eilte eine junge Kellnerin herbei, um die neuen Gäste willkommen zu heißen.

„Es geht doch nichts über ein wenig Karaoke zum Ausklang eines schaffensreichen Tages“, erklärte Ikki. Seine Worte fanden Zuspruch von den beiden Mädchen, die ihn zu je einer Seite flankierten. Er hatte für jedes von ihnen ein charmantes Lächeln übrig, als sie den engen Raum zum Anlass nahmen, sich nur noch dichter an ihn zu drängen.

Kento nahm ihr Gebärden unter Gleichgültigkeit hin. So war es schon, seit sie den Arbeitsplatz verlassen hatten. Die spontane Gesellschaft war an sich kein Problem, allerdings …

„Was mache ich eigentlich noch hier?“

„Wovon redest du nur, Ken?“, ging Ikki auf das Geflüster des Freundes ein, welches nicht für seine Ohren bestimmt gewesen war. „Ich habe dir doch versprochen, dass wir zum Abend noch etwas gemeinsam unternehmen.“

„Schon“, gab Kento bei. Sein Blick huschte nur flüchtig über die beiden Mädchen. „Da war allerdings noch nicht die Rede von einer abweichenden Gruppenaufstellung. Und die Art der Unterhaltung hatten wir auch noch nicht geklärt. Ich denke, es wäre besser, wenn ich euch den Spaß ohne mich gönne.“

„Tut mir leid, aber das geht nicht.“ Leise seufzend zuckte Ikki die Schultern, ehe er Kento mit einem Lächeln besah. „Du weißt, dass ich zu meinem Wort stehe. Wenn du dich hier nicht wohlfühlst, können wir –“

„Wie?!“ Eines der Mädchen übte lauten Protest, bevor Ikki seinen Satz beenden konnte. Gleich einem Kind, das um ein Eis quengelte, hob es das Gesicht und suchte hinter dem dunklen Glas nach Ikkis Blick. „Ikki, du willst doch nicht wieder gehen?!“

„Genau!“, stimmte das Zweite bei. „Wir hatten so gehofft, dich singen zu hören. Heute ist doch Mia-chans Geburtstag!“

Damit war es beschlossen.

Kento zuckte kapitulierend die Schultern.

Ikki schenkte ihm ein dankbares Lächeln, bevor er mit einem Handzeig einen der Tische orderte.

Höflich nickend nahm sich die Kellnerin der Gruppe an, um sie zu einem der freien Plätze zu führen.
 

♪ ~ ♪ ~ ♪

 

Ein weiteres Mal an diesem Abend verkündete die Türglocke einen neuen Gast. Und einen weiteren, noch ehe die Tür wieder ins Schloss zurückgefallen war.

„Natsuki, verdammt! Schleich dich nicht einfach davon!“

„Oh schau, Syo-chan! Es ist eine Karaoke-Bar, wie ich es gesagt habe!“

„Natsuki, ich sagte Nein!“

„Ach komm schon, Syo-chan …“

„Nein bleibt Nein!“ Seinen Standpunkt verdeutlichend, verpasste er dem hochgewachsenen Freund einen festen Schlag gegen den Arm. Auf dessen Zurückzucken setzte er ein brummiges „Idiot!“ hinzu.

Lindernd rieb sich Natsuki über die getroffene Stelle. Sein Blick haftete wehleidig auf Syo, der sich weiterhin unkooperativ zeigte.

„Wie oft muss ich’s dir eigentlich noch sagen?“, mahnte er ihn an, wobei er die Arme eisern vor der Brust verschränkte. „Wir sind nicht mehr irgendjemand. Wenn du hier auffällst, fliegen wir auf. Was denkst du, was passiert, wenn sich hier Fans in der Bar aufhalten? Schalt doch mal deinen Kopf ein!“

„Aber …“

Syo entließ ein langes Seufzen. „Ich kann dich ja verstehen. Ich liebe das Singen genauso wie du. Aber deswegen kannst du nicht jeden Ort zu deiner Bühne machen.“

Niedergeschlagen senkte Natsuki den Kopf. Er wusste, dass sein Freund recht hatte. Es einzusehen, war hingegen nicht leicht.

„Darf es ein Tisch sein?“ Mit einem willkommen heißenden Lächeln trat einer der Angestellten auf die beiden zu.

Syo winkte ab. „Nein, danke“, wies er höflich zurück. Indem er eine Hand auf Natsukis Schulter hob, versuchte er, den Freund in seiner Enttäuschung aufzumuntern. „Na komm. Gehen wir.“

„Mh.“ Er zeigte ein trauriges Nicken.
 

»Dakara itta ja nai ka

Yowasa o uri ni shitatte mae ni nanka susume ya shinai'n da ze«
 

Sie befanden sich bereits im Gehen, als ein neues Lied ertönte. Der Gesang des nächsten Gastes, der sich im Karaoke versuchte, veranlasste die beiden Jungs zum Halt.
 

»Nee, hakanai jibun

Enshutsu shitatte dare mo mukandou«
 

Erst war es nur Syo, der seinen Kopf zurück in Richtung Barinneres drehte.

„Syo-chan?“

„Wer ist das?“

Natsuki bemerkte es sofort: Syos Interesse war geweckt. Er konnte es an seinen Augen sehen. Sie suchten nach irgendetwas im hinteren Aufenthaltsbereich.
 

»Kodoku ga sainamu yoru ni datte

Asu machiwabiru hikari ga aru«
 

Im Wendeschritt wandte sich Syo an den Angestellten. „Entschuldigen Sie bitte? Der, der da gerade singt …“

„Ja bitte?“

„Syo-chan, was ist denn los?“ Verunsichert trat Natsuki an seine Seite.
 

»Tsuyogaru yowai jibun o

Mitomerareru tsuyosa o«
 

„Natsuki“, sprach er, ohne ihn anzusehen. „Wer immer das ist, er ist gut.“

„Oh! … So?“
 

»Hajimeru'n da

Yareru mon sa«
 

 „Ob er wohl auch Musiker ist?“ Syo war ernst. Grübelnd legte er die Hand um das Kinn, um der Wahrscheinlichkeit einen Gedanken zu geben.
 

»Soko kara mae o muichatte

Aruke, hashire

Nando de mo«
 

„Finden wir’s doch heraus?“

„Wa…?!“

Noch ehe sich Syo versah, war Natsuki bereits an ihm vorübergezogen. Er steuerte mitten ins Hinterzimmer, bevor Syo richtig zu reagieren wusste.

„Natsuki, warte! Was tust du denn –“

„Wünschen die Herren doch einen Tisch?“

„Was? Nein! Äh … Natsuki! Hey, warte!“
 

»Choushi-hazure no koe datte

Ii sa sore ga doushita'n datte«
 

Syo hatte mühsam zu kämpfen, um an die Seite des Freundes zu gelangen. Er war erleichtert, dass Natsuki zumindest genug Anstand besaß, nicht mitten im Auftritt auf die kleine Bühne zu stürmen. Was seine Handlung nicht viel besser machte.
 

»Sakebu'n da ore no ban da

Can you do it?«
 

„Du hattest recht, Syo-chan.“ Es bedurfte keines Blickes, damit Natsuki zu ihm sprach. Ob er sich überhaupt gewiss war, dass sie sich kurzweilig verloren hatten, blieb fraglich. „Wer immer das ist, er ist wirklich gut.“

„Habe ich dir nicht gesagt, dass du nicht einfach davonrennen sollst?!“, schimpfte Syo in Verärgerung über Natsukis unmögliches Verhalten. Kurz verschnaufte er, bevor er eine gerade Haltung einnahm.
 

»Suru to dou darou nan datte

Kowaku nanka naku natte'n ze«
 

Sein Blick wurde streng. „Weißt du … mich wurmt noch etwas ganz anderes.“

„Hm? was denn?“
 

»Kyou ga wagami da«
 

„Dieser Typ … Seine Singstimme klingt deiner ähnlich.“

Natsukis Augen wurden groß.
 

»I can do it

You can do it

We can do it«
 

„Findest du?“

„Ja, irgendwie …“ Syo geriet ins Grübeln. „Ich meine, das soll ja vorkommen. Trotzdem ist es mir nicht geheuer.“

„Aber denkst du nicht, dass er richtig, richtig gut singt?“

„Doch, das habe ich doch schon gesagt!“ Unweit erkannte Syo den Angestellten, wie er in der Menge nach ihnen suchte. Die Art, wie er zu einer Kollegin sprach, behagte ihm nicht. „Wie dem auch sei. Wir sollten zusehen, dass wir –“

„Oh, da kommt er!“

Und wie gehabt war Natsuki ihm vorausgeeilt. Leider nicht in die Richtung, die Syo bevorzugt hätte.

„Hey, Natsuki! Verdammt nochmal!“

„Hallo, ich bin Shinomiya Natsuki“, verkündete Natsuki fröhlich, kaum dass er die Bühne erreicht hatte. Im perfekten Timing passte er den jungen Mann ab, bevor dieser unter den Gästen verschwinden konnte. „Ich fand deinen Auftritt wirklich unglaublich toll! Du hast eine wundervolle Stimme!“

„Oh, wirklich?“ Sichtlich geschmeichelt von dem Kompliment strich er sich eine silberne Haarsträhne hinters Ohr zurück. „Das freut mich zu hören.“

„Ikki, Ikki!“ Binnen eines Augenschlags waren die beiden Mädchen nach vorn geeilt und beschlagnahmten je eine von Ikkis Seiten. „Das war großartig! Du hast so gut ausgesehen! Wie ein richtiger Pop-Star!“

„Haha, danke.“

„Natsuki!“ Endlich traf auch Syo bei ihnen ein. Sein Gesicht war von Ärger gezeichnet, welcher verschwand, als er Ikki gegenüberstand.

„Ah, Syo-chan!“ Freudestrahlend wandte sich Natsuki erst an ihn, dann zurück an Ikki. „Das ist mein guter Freund Syo-chan. Syo-chan, schau, das ist er! Der mit der eindrucksvollen Stimme.“

Syo gab ein kurzes Nicken. „Kurusu Syo. Freut mich.“

„Mich ebenfalls.“

„Sind das Freunde von dir?“, drang Kentos Frage nach vorn, als auch er sich zur Gruppe gesellte. Sein wacher Blick musterte die beiden Unbekannten, wenn auch wenig Interesse an ihm deutlich wurde.

„Wir haben uns gerade erst kennengelernt“, klärte Ikki ihn auf. In einer höflichen Geste legte er sich die Hand an die Brust. „Mein Name ist Ikki. Das hier ist mein bester Freund Kento und die beiden Damen hören auf die schönen Namen Mia und Shimizu. Es freut mich, euch kennenzulernen, Syo und … Natsuki?“

„Ja, aber Nacchan ist auch okay.“ Bester Dinge nahm er die Hand entgegen, die Ikki ihm zur Begrüßung reichte.

„Also … Ikki-san?“

„Ja?“

Syo wagte nur zögerlich seine Frage hervorzubringen. „Bist du … vielleicht so eine Art Pro?“

Pro?“ Kento zweifelte diese Bezeichnung hörbar an.

Es entlockte Ikki ein leises Lachen. „Vielen Dank für das Kompliment, aber nein. Ich mache das ebenso zum Spaß wie jeder andere hier.“

„Oh, Syo-chan und ich –“ Geschwind wurde er zum Schweigen gebracht, indem Syo ihm eine Hand auf den Mund presste.

„Wirklich? Ich finde, das klang sehr professionell.“

„Haha, wirklich. Ich bin kein Pro.“

„Ikki-kun“, brachte sich Natsuki nach vorn, „singst du ein Duett mit mir?“

„Ein Duett?“

„Natsuki!“

„Ja! Ikki, sing noch einmal für uns!“

„Aber Ikkis Stimme klingt am besten, wenn er allein singt …“

„Oi, Natsuki!“ Vorwurfsvoll packte Syo den Freund am Arm und zog ihn zu sich herunter. „Bist du bescheuert? Du kannst hier nicht auftreten!“, mahnte er ihn flüsternd.

„Aber Syo-chan“, versuchte er ihn zu bereden. „Du hast doch selbst gesagt, dass er gut ist. Und das hier ist doch eine Karaoke-Bar. Ich möchte wirklich ganz unbedingt mit ihm singen.“

„Ich kann dich ja verstehen …“

„Nur ein Song, okay?“

Es lag ein stummes Flehen in Natsukis eindringlichem Blick. Syo war es gewohnt, sein Betteln abzuschlagen, doch selten hatte er es mit so viel Entschiedenheit zu tun wie in diesem Moment.

Mit Natsukis leisem „Bitte“ gab er seinen Widerstand auf. Lang seufzte er und schüttelte kapitulierend den Kopf. „Ich weiß, ich werde das bereuen.“

„Danke, Syo-chan!“ Natsuki war die Erleichterung anzusehen, die sich in einem hellen Lächeln auf seinem Gesicht widerspiegelte. Erwartungsvoll drehte er sich zu Ikki. „Und? Was sagst du, Ikki-kun?“

„Ich habe nichts dagegen einzuwenden“, erklärte er. Seine Lippen umspielte ein amüsiertes Schmunzeln. „Ich finde, das klingt nach Spaß. Das könnte durchaus interessant werden.“

„Aber Ikki …“, versuchte eines der Mädchen zu protestieren.

„Welche Songauswahl bevorzugst du?“, fragte er an Natsuki gewandt, das Klagen der Mädchen gänzlich ausblendend. „Eine Ballade? Rock? Oder lieber einen Klassiker?“

„Wenn ich einen Sonderwunsch äußern darf?“ Er kramte kurz in der Brusttasche seines buntgestrickten Wollpullovers, aus welcher er einen kleinen, weißen iPod hervorfischte. „Hier! Du kannst es dir erst anhören und wenn es dir gefällt, lassen wir es spielen. In Ordnung?“

Im ersten Moment, als Natsuki ihm den Mini-Musikspieler entgegenhielt, war Ikki überrascht. Er zeigte sich jedoch einverstanden, der Sache eine Chance zu geben. Die nächsten Minuten hörte er in die beiden Tracks, die Natsuki ihm einstellte, und ließ die Musik auf sich wirken.

„Mh, das klingt gut. Gefällt mir“, stimmte er zuletzt zu und reichte den iPod an seinen Besitzer zurück.

„Sehr schön. Das freut mich“, strahlte er über das ganze Gesicht. „Dann lass uns keine weitere Zeit verlieren. Gehen wir!“

Trotz der Proteste der Mädchen lösten sich die beiden von der Gruppe, um den Technikverantwortlichen von ihrer Idee zu überzeugen.

Syo entließ ein leises Seufzen.

„Was ist los?“, erkundigte sich Kento, dem der Ausstoß nicht entgangen war.

„Ich hätte es mir denken können.“ Sein Blick war fest auf die beiden Abwesenden gerichtet. Auf seinen Lippen lag ein dünnes, fadenscheiniges Lächeln. „Das wird ein Wettbewerb.“
 

»Zara tsuita Shadow Minds kurui souna hodo

Who Am I? Michibiite yami no tsuki yo«

»Kokochi ii Dark Wind mabushikute Shining Sky

Soredemo asahi e to kogareru«
 

Die Melodie fand seinen Einstieg in Begleitung kräftiger E-Gitarrenklänge. Der schnelle Rhythmus verkündete ein neues Level, welches man im Freizeitkaraoke für gewöhnlich mied. Doch eben diese ersten Sekunden waren es, welche die Aufmerksamkeit der Gäste auf die Bühne zog. Die Blicke aller Beobachter waren wach, wobei nicht zu unterscheiden war, wie viele das ausgewählte Lied tatsächlich erkannten.

„Sie klingen sich ähnlich“, stellte Kento bereits mit den ersten Versen trocken fest. Sie wurden im Zweizeilerwechsel vorgetragen, und doch wäre akustisch kaum zu unterscheiden gewesen, wer gerade an der Reihe war. „Ihre Stimmen liegen auf einer beachtlich gleichgesetzten Ebene. Wer hätte gedacht, dass eine solche Similarität unter zwei Menschen, die sich zum ersten Mal begegnet sind, möglich sein kann.“

Syo gab ein zustimmendes Nicken. Das war in der Tat bemerkenswert, und zugleich beängstigend.
 

»Kage to hikari ore to omae chikadzuiteku

Real to Fake ga towareteru«

»Black? White? Naze ka? Naze ka? Kokoro ga

“Rashikuiro yo” to shauto shite utau yo«
 

„Natsuki singt besser als sonst.“ Es war nur eine leise Feststellung, die Syo nicht wenig bewegte. Sie traf ihn auf voller Breitseite. „Seine Gesangsperformance ist eindrucksvoller als gewöhnlich. Strikter und gezielter, irgendwie. Er hat den Song zwar viel geübt, aber wenn ich bedenke, wenn Satsuki –“

Ein vorsichtiger Blick zur Seite mahnte Syo zur Vorsicht. Kentos Aufmerksamkeit lag auf ihn gerichtet. Nicht auszudenken, mit welcher Ausrede er kommen müsste, wenn dieser streng dreinblickende Riese ihn zu seinem Ausrutscher durchlöchern würde. Natsukis spezielles Laster war etwas, das er wahrlich keinem Fremden erklären wollte.

„Wie dem auch sei“, lenkte er ab und konzentrierte sich weiter auf das impulsive Gesangsgefecht vor ihnen. „Ich glaube, wir haben Ikki-san unterschätzt. Er ist noch besser, als wir zuerst den Eindruck hatten.“

„Dein Freund schlägt sich ebenfalls gut“, befürwortete Kento die Beobachtung. „Es ist schwer zu sagen, wer von beiden sich dem anderen anpasst.“

‚Sofern es denn einer von ihnen versucht‘, ging es Syo durch den Kopf. Der Gedanke löste ein unbehagliches Gefühl in ihm aus. In diesem Moment hoffte er, dass er niemals dieselbe Erfahrung machen müsste, seinem Stimmzwilling zu begegnen.
 

»Tsuyoku moete iru yozora no Orion annafuuni

Haato no honoo no omomuku mama ikireba ii

Zenaku to gotaku narabe nayami tsukuseba ii sa

Gemini Syndrome«

♪ ~ ♪ ~ ♪

 

„Ich habe immer nur Ärger mit dir!“ Die Empörung stand Syo ins Gesicht geschrieben. Sie äußerte sich zudem in jedem Stapfen, das auf den dunklen Asphalt der Straßen traf. „Erschleichen von Dienstleistungen, Pöbelei und Vandalismus. Fünf Jahre Hausverbot. Wir können von Glück reden, dass wir keine Anzeige kassiert haben!“

„Ich finde das ziemlich unfair“, lamentierte Natsuki neben ihm. „Es stimmt schon, dass wir in die Bar gegangen und dort gesungen haben, ohne zuvor zu bezahlen. Aber dass man uns deswegen auch das andere anlastet, ist einfach nur ungerecht.“

Syo überhörte das Wir geflissentlich. In einem lauten Stöhnen schlug er sich die Hand an die Stirn. „Ich darf nicht dran denken, wenn die Medien Wind davon bekämen. Oder der Direktor oder Hyuuga-sensei. Oder, was noch viel schlimmer wäre, Ai!“

„Denkst du, dass wir zu Hause Ärger bekommen werden?“

„Nicht, wenn wir beide dichthalten!“

„Aber es ist möglich, dass uns Ai-chan trotzdessen durchschauen wird. Ich glaube, dass nichts und niemand ihn täuschen kann. Als wäre er eine Art Gedankenleser.“

„Spinn doch nicht rum, Natsuki!“, zischte er in seine Richtung. „Allein die Vorstellung macht mir Angst“, flüsterte er ergänzend.

Natsuki stieß ein kurzes Lachen aus. „Da hast du recht. Ai-chan ist sehr niedlich, kann aber richtig unheimlich werden, wenn er wütend ist. Zum Glück ist es unmöglich, dass er unsere Gedanken liest. Ne, Syo-chan?“

„Hoffen wir’s … Manchmal traue ich dem Kerl echt alles zu.“

„Aber weißt du“, sagte Natsuki unter einem zufriedenen Lächeln, „auch wenn der Abend anders verlaufen ist, als geplant, war es toll. Wir haben mit Ikki-kun eine sehr bemerkenswerte Person kennengelernt, findest du nicht? Es hat Spaß gemacht, mit ihm zu singen.“

Syo erwiderte den positiven Gedanken mit einem Nicken. „Schon. Ihr habt die Bühne echt gerockt!“

„Ja wirklich?“

„Du warst heute richtig gut“, gestand er ihm zu, wobei er breit grinste. „Bring dieselbe Leistung bei unserem nächsten Auftritt, und das Ranking ist uns sicher. Da gibt es keinen Zweifel!“

„Syo-chan …“ Natsuki rang um die richtigen Worte. Dann, da er nicht fündig wurde, überbrachte er seine ganze Freude in einer überschwänglichen Umarmung. „Du hast mich gerade gelobt! Du bist so süß, wenn du jemanden lobst! Ich verspreche, dass ich mich weiterhin ganz doll anstrengen werde, damit du stolz auf mich sein und mich immer wieder und wieder loben kannst! ♥“

„Natsuki …! Hör … hör auf, du erdrückst mich!“
 

♪ ~ ♪ ~ ♪

 

Derweil befanden sich auch Ikki und Kento auf ihrem Weg nach Hause.

„Du scheinst mir heute viel Spaß gehabt zu haben“, stellte Kento an Ikki gewandt fest, ohne im Schritttempo neben ihm zurückzufallen.

„So? Was bringt dich zu dieser Annahme?“

„Dein zufriedenes Lächeln. Seit wir das Lokal verlassen haben, weicht es dir nicht von den Gesichtszügen“, präsentierte er seine Beobachtung, trocken wie immer. „Und das, obwohl uns deine Begleitung davongelaufen ist.“

„Da kann man nichts machen“, sprach Ikki und zuckte unberührt die Schultern. „Ich schätze, die Situation wurde den beiden zu gefährlich. Ich muss zugeben, ich war selbst ganz überrascht, als dieser plötzliche Sinneswandel stattgefunden hat.“

„Ich würde es treffender als einen Charakterwechsel bezeichnen. Man kann gut und sicher von der Annahme ausgehen, eine gänzlich andere Person vor sich gehabt zu haben.“

„Hm, in der Tat.“

Für den Moment folgte ein andächtiges Schweigen. Die Erinnerung wog noch frisch, Ikki konnte jedes Detail neu aufrufen.

Es war vor keiner halben Stunde, dass sie Zeuge eines überraschenden Gemütswechsels geworden waren. Ein Dilemma, wenn man es aus Sicht der Lokalbesitzer betrachtete. Oder der Gäste, die für die kurze Zeit in Angst und Schrecken gestanden hatten. Und Auslöser war ein kleiner, unglücklicher Schubser gewesen.

„Vielleicht hatte er sich beim Sturz den Kopf gestoßen?“

„Unwahrscheinlich“, wies Kento kopfschüttelnd zurück. „Er sah mir unverletzt aus, sowohl direkt nach dem Aufstehen als auch beim Abschied.“

„Hm, aber seine Wut hat sich nicht gegen das Mädchen gerichtet. Das ist doch anständig?“

„Im Vergleich zu dem Aufruhr und der Zerstörung, wobei die kurze Zeitdauer zu berücksichtigen ist, scheint mir auch das keine gültige Bezeichnung zu sein.“

Ikki stahl sich ein leises Lachen hervor. „Wie dem auch sei. Alles in einem finde ich, dass es ein gelungener Abend war. Ich würde das gern wiederholen.“

„Das dürfte sich schwierig gestalten. So wie ich das mitbekommen habe, habt ihr keine Telefonnummern ausgetauscht.“

Als hätte ihn mit den Worten der Schlag getroffen, blieb Ikki stehen. „Oh, verdammt! Du hast absolut recht!“

„Nun, zum Umkehren dürfte es inzwischen zu spät sein.“

„Wohl wahr. Wir haben auch nicht in Erfahrung bringen können, woher die beiden kommen.“ Nachdenklich legte sich Ikki eine Hand ans Kinn. „Hm, aber es heißt doch, man begegnet sich immer zwei Mal im Leben. Nicht wahr, Ken?“

„Nun ja, die Wahrscheinlichkeit ist zwar sehr gering – abhängig vom Aufenthaltsort und der Lebensgestaltung der betroffenen Personen – aber nicht unmöglich.“

„Ich freue mich schon auf unser nächstes Wiedersehen“, lächelte er zuversichtlich, in positiver Erwartung an ihre weitere Zukunft.


 



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