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Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel

James&Lily
von

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Animagi

18. Akt: Animagi
 


 

„The best things in life are the people we love,

the places we’ve been

and the memories we’ve made along the way“
 


 

Der beinahe runde Vollmond leuchtete in dieser Nacht besonders hell. Regulus Black lehnte am Geländer des Astronomieturms und starrte in den Sternenhimmel. Da war das Sternbild Löwe zu erkennen, dessen Hauptstern ihm entgegen leuchtete.
 

»Regulus«, sagte plötzlich die Stimme eines Mädchens, welches im Halbdunkel an einer dicken Steinmauer neben der Tür lehnte. »Dieser Stern (Regulus) leuchtet immer am hellsten im Löwen.«
 

Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel als sie den Blick senkte und auf seinen Rücken starrte.

Sie hielt ein Pergament in der Hand, auf welchem in fein säuberlich geschwungener Handschrift ein paar wenige Zeilen an sie adressiert waren.
 

»Ich weiß nicht was ich ohne dich machen soll«, sprach Regulus in die Dunkelheit.

»Es ist nicht für immer. Ich komme wieder.«

»Ja«, antwortete er tonlos.
 

»Ich- ich habe eher Angst um dich Reg'!«, sprach sie nun das aus, was ihr schon seit einer Weile durch den Kopf ging.
 

Regulus drehte sich abrupt um und blickte in ihr trauriges Gesicht. Ihre Augen waren wässrig und in ihrem Augenwinkel bildete sich eine Träne, welche sie jedoch mit einer hastigen Bewegung wegstrich.
 

»Was sollte mir schon passieren hier in Hogwarts?«, fragte er betont lässig.
 

Doch das Lächeln, welches seine Mundwinkel zu erzeugen versuchte, erreichte seine Augen nicht.
 

»Ich bin nicht blind Regulus!«, fuhr sie ihn beinahe verärgert an. »Ich sehe was sie mit dir machen. Ich sehe in welche Versuchung du gerätst. Ich sehe, dass du bald eine Entscheidung treffen musst.«
 

Regulus trat vor und legte seine Hand an ihre Wange. Seine ebenso grauen Augen, wie die seines Bruders Sirius sahen in ihre bevor er seine Stirn an ihre legte.
 

»Ich kann auf mich aufpassen!«

»Ich will nicht, dass du dich von mir entfernst!«, sprach sie nun die Worte aus, welche sie schon eine Weile beschäftigten.
 

Es war nicht zu übersehen, wie sich langsam aber sicher ein dunkler Schatten über Hogwarts zog, dem selbst Dumbledore nicht mehr aufhalten konnte. Eine dunkle Macht, die sich immer mehr in der Welt auszubreiten schien und nun auch in Hogwarts langsam aber sicher seinen Tribut einforderte.
 

»Ich werde mich niemals von dir entfernen. Vertrau mir!«
 

Es war ein Versprechen und kaum mehr als ein Flüstern, welches er herausbrachte, bevor er sich vor lehnte, um die letzten Zentimeter zu überbrücken und seine Lippen endlich auf ihre zu legen.

Nach einer ersten Schrecksekunde zögerte sie nicht länger und erwiderte den Kuss so leidenschaftlich als würden sie sich nach dieser Nacht niemals wieder begegnen.
 


 

***
 


 

Nicky McDougal saß in der Bibliothek und brütete über ihren Verwandlungsaufsatz zum Thema Animagi, welcher drei Zoll lang werden sollte. McGonagall übertrieb es mal wieder mit den Hausaufgaben und der Wiederholung des Unterrichtsstoffes.
 

Wie schwer konnten die ZAG Prüfungen schon sein? Bisher hatte doch so gut wie jeder diese Prüfungen bestanden.

Das versuchte sie sich zumindest einzureden.
 

Verwandlung war wahrlich nicht ihr Steckenpferd und sonst half ihr immer Lily dabei, doch heute war diese noch nicht in der Bibliothek aufgetaucht. Ein Blick auf die Uhr verriet Nicky, dass Lily bereits vor zwanzig Minuten in die Bibliothek kommen wollte.
 

Überzog McMillan etwa mal wieder die Vertrauensschülertreffen?
 

Seufzend schob sie ihre Pergamentrolle von sich und nahm den Briefumschlag in die Hand, welcher sie gestern Morgen erreicht hatte. Einen Moment lang betrachtete sie die fein säuberliche Handschrift, in welcher ihr Name auf den Umschlag geschrieben wurde. Dann öffnete sie den Brief und holte ein Blatt Pergament hervor, welches sie sogleich auseinander faltete. Es standen nur wenige Zeilen auf dem Pergament, welche ihr jedoch sehr viel bedeuteten.
 

Sehr geehrte Miss McDougal,
 

wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass ihre Bewerbung, um einen Platz an der Beauxbatons Academy of Magic im kommenden Schuljahr bewilligt wurde.

Die Koordination des Schüleraustausches wurde mit Prof. Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore bereits besiegelt.

Weitere Informationen erhalten Sie in den Sommerferien per Eule.
 

Mit freundlichen Grüßen

M. Marchant
 

Seufzend ließ sie sich in ihrem Stuhl zurücksinken und ließ mit geschlossenen Augen ihren Kopf über die Stuhllehne hängen.

Ihre Eltern wussten natürlich bereits Bescheid. Doch ihren Freundinnen hatte sie noch nichts von diesem Brief erzählt.

Außer Lily wusste noch nicht einmal jemand, dass sie sich überhaupt beworben hatte.
 

Außerdem fragte, sie sich wer noch alles mit ihr nach Beauxbatons gehen würde. Soweit ihre Information reichten, würde ein Schüler aus jedem Haus an dem Austausch mit Beauxbatons und Durmstrang, der anderen Zauberschule im Norden teilnehmen können. Dies wiederum bedeutete, dass im nächsten Schuljahr vier neue Schüler für ein Jahr nach Hogwarts gehen würden.
 

Doch erst mal musste sie ihre ZAG Prüfungen erfolgreich bestehen, sonst konnte sie Beauxbatons vergessen.
 

Leise atmete Nicky ein und aus und dachte darüber nach wie sie Lily von dem Brief erzählen sollte. Im Moment hatte diese öfter Streit mit ihrem Freund Severus und Nicky versuchte Lily so gut es ging von allem abzulenken.

Auch Mulcibers Blick, welchen er Lily in den Kerkern damals vor dem Quidditchspiel mit Hufflepuff zugeworfen hatte, hatte sie nicht vergessen.
 

Ein Jahr war eine ziemlich lange Zeit, wenn man bedachte, dass ihnen nur noch zwei Jahre bis zu ihrem Schulabschluss blieben. Und wenn Nicky ein ganzes Jahr weg sein würde, könnte sie nicht mehr auf ihre Freundinnen aufpassen, wie sie es sonst immer tat.

Doch die Möglichkeit ein Jahr im Ausland zu verbringen und vor allem in einer anderen Quidditchmannschaft zu trainieren bot sich nicht jedem und schon gar nicht alle Tage an.
 

Lily war ihre Freundin und sie musste ihr möglichst bald von der Zusage erzählen. Sie musste nur noch den passenden Moment finden.
 

»Na wer schläft denn da mitten am Tag?«, warf sie plötzlich eine vertraute Stimme aus ihren Gedanken.
 

Als sie die Augen öffnete, blickte sie in die braunen Augen von James Potter, welcher sie mit einem schelmischen Lächeln angrinste. Sofort kniff sie ihre Augen zusammen.
 

»Wag es dich nicht einmal darüber nachzudenken meinen Hintern an den Stuhl zu kleben oder meine Haare grün zu hexen«, sagte sie im warnenden Tonfall.
 

James musste lachen.
 

»Das sind wirklich ausgesprochen verlockende Ideen. Aber keine Angst ich hatte so etwas nicht vor«, versicherte er ihr.

»Das will ich hoffen«, antwortete sie und fixierte die Bücher, welcher er in seiner Hand hielt.

»James Potter in der Bibliothek, welch seltener Anblick«, stellte Nicky nüchtern fest und setzte sich dabei aufrecht in ihren Stuhl.

»Tja ab und an muss auch ich mal in ein Buch schauen, wenn demnächst die großen Prüfungen anstehen.«
 

Er blickte über ihre Schulter und überflog das vor ihr liegende Pergament.

Nicky hatte gerade mal acht Zeilen zustande gebracht.
 

»Ist der Verwandlungsaufsatz nicht morgen fällig?«, fragte er sie mit zusammengezogenen Augenbrauen.
 

Nicky seufzte tragisch und James schenkte ihr ein Lächeln, während er sich zu ihr setzte und ihr Verwandlungsbuch zu sich heranzog.
 

»Welchen Part genau verstehst du nicht?«, fragte er höflich.

»Ähm... alles? Nun ja... ich hatte noch keine Zeit mich genauer damit zu beschäftigen«, gestand Nicky kleinlaut.
 

Doch James Potter machte weder eine arrogante Bemerkung, noch lachte er sie aus. Stattdessen begann er, Nicky einige Dinge über Animagi zu erklären und das ganz ohne auch nur einmal in ein Buch zu schauen.
 

Nicky machte große Augen und bewunderte seine Kenntnisse in Verwandlung, welche ihren um einiges voraus waren.

Auch die Geduld, welcher er aufbrachte überraschte sie. Fast eine dreiviertel Stunde lang, saß er bei ihr und half ihr ihren Aufsatz zu schreiben und dann verabschiedete er sich von ihr, gab seine Bücher bei Madam Pince ab und verließ die Bibliothek.
 

Nicky starrte auf ihren Aufsatz, welcher fast die Länge erreicht hatte, die er haben sollte.
 


 

***
 


 

Sirius Black saß am offenen Fenster des Jungenschlafsaals der Fünftklässler und blies den Qualm seiner Zigarette nach draußen, während er hin und wieder in seinem Motorradmagazin blätterte.

Peter Pettigrew hingegen ging aufgeregt im Schlafsaal auf und ab und knabberte nervös an seinen Fingernägeln.
 

»Ruhig Wormy. Wir haben solange geübt und du hast es die letzten Male immer geschafft, sogar allein«, war Sirius Kommentar auf das sonderbare Verhalten seines Freundes.
 

»Ich weiß. Aber wenn es morgen doch nicht klappt, wenn etwas schief läuft kann es schnell gefährlich werden«, erwiderte Peter nervös.

»Dann sind immer noch James und ich da um dich zu beschützen«, warf Sirius sofort ein.
 

Sirius blickte von seiner Zeitschrift auf und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
 

»Und falls es morgen gar nicht klappen sollte, werden wir es nicht machen. Wenn dann wir alle zusammen!«
 

Peter atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen.
 

»Die Theorie beherrscht du sowieso schon seit der Vierten. Und wie es das Schicksal will wiederholen wir gerade dieses Thema in Verwandlung.«
 

Sirius hatte Recht. Er beherrschte die Theorie in und auswendig wie bei keinem anderen Thema sonst, welches jemals in Hogwarts durchgenommen wurde. Er wusste wie es geht und er hatte es bereits ein paar Mal geschafft.

Anfangs nur für wenige Minuten und nur mit Hilfe seiner Freunde, doch er wurde besser. Bald schaffte er es auch ganz allein und das für mehrere Stunden. Er würde das morgen durchziehen, komme was wolle.
 

Er hatte seine Freunde, die ihm beistehen würden, falls irgendetwas schief gehen sollte. Außerdem hatten sie es Remus versprochen. Sie alle hatten ihm im zweiten Schuljahr, dass Versprechen gegeben, dass sie einen Weg finden würden Remus zu helfen, irgendwie. Und wenn sie ihm schon nicht den Schmerz nehmen konnten, so sollte er doch wenigstens nicht alleine sein in den Vollmondnächten.
 

Und so hatten James, Sirius und er beschlossen Animagi zu werden. Doch es stellte sich heraus, dass dies bei weitem kein einfaches Unterfangen war, da selbst die besten Zauberer der Welt Jahre dafür gebraucht haben.

Und sie, eine Hand voll Schüler, hatten es tatsächlich geschafft in nur drei Jahren Animagi zu werden.
 

Na gut, James hatte es schon nach zwei Jahren geschafft und kurz darauf auch Sirius, doch Peter hatte immer diese innere Blockade gehabt und egal wie viel seine Freunde mit ihm trainierten, es wollte ihm nicht so schnell gelingen wie ihnen.
 

Doch das machte nichts, denn sie hatten nicht aufgegeben. Sie waren nicht einmal wütend auf ihn, sondern sehr geduldig. Vor allem Sirius. Und nun nach drei Jahren hatte auch er es endlich geschafft und morgen Nacht würden sie Remus, dass erste Mal beistehen, alle zusammen.
 

Peter zuckte zusammen, als die Tür zum Schlafsaal aufgerissen wurde und ein gut gelaunter James hereintrat.
 

»Du warst aber lange weg«, stellte Peter fest. »Wolltest du nicht nur eben die Bücher abgeben?«

»Hab noch Nachhilfe gegeben«, lautete seine knappe Antwort, bevor er sich enthusiastisch aufs Bett warf.
 

Sirius wackelte vielsagend mit den Augenbrauen, doch James verdrehte nur lachend die Augen.
 

»Nicht so wie du denkst, Pad«, tadelte er ihn.

»Ist bei dir alles klar Wormy? Hast du dich wieder beruhigt?«, fragte er dann seinen anderen Freund.
 

Peter nickte mit zusammengepressten Lippen. Es würde schon gehen morgen. Irgendwie musste es doch klappen.
 

»Wo bleibt denn Remus? Wir wollten doch schon längst alles durchsprechen wegen morgen«,fragte Peter dann.
 

»Das ist doch mal ein triftiger Grund die Karte auszuprobieren«, meinte James, während er sich von seinem Bett schwang und begann in seiner Nachttischschublade zu wühlen.
 

Schließlich kramte er ein zusammengefaltetes Stück Pergament heraus und seine Augen begannen zu leuchten, während ein schelmisches Grinsen über seinen Mund huschte.

Er griff nach seinem Zauberstab, welcher in seiner Hosentasche steckte und richtete ihn auf das Pergament.
 

»Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut«, sprach er dann im ebenso feierlichen Tonfall.
 

Daraufhin begannen dünne schwarze Linien aus Tinte sich ihren Weg durch das Pergament zu bahnen. Ein Banner erschien am oberen Rand des Pergaments und die Tinte sammelte sich in deren Mitte.

Die zunächst wirr verlaufenden Linien formten sich zu Schnörkeln und diese wiederum zu Buchstaben. Aus dem riesigen schwarzen Tintenfleck in der Mitte der Karte formten sich schließlich die Konturen eines Schlosses, Hogwarts, in deren Mitte sich ebenso ein Schriftzug bildete:
 


 

Die hochwohlgeborenen Herren Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone präsentieren stolz

Die Karte des Rumtreibers.
 

James setzte sich mit der Karte aufs Bett und begann sie auseinander zu falten. Die Karte zeigte das komplette Hogwartsgelände vom verbotenen Wald bis hin zur peitschenden Weide und schließlich Hogwarts selbst.

Das Schloss an sich war bis ins kleinste Detail genau nachgezeichnet worden. Jeder noch so winzige Gang war darauf vermerkt und die Karte ließ sich in immer mehr Ebenen auffalten.

Das Hogwartsgelände hingegen war ab dem verbotenen Wald eher spärlich beschrieben und wirkte recht ungenau.
 

»Am Wald werden wir noch arbeiten müssen, denke ich«, nuschelte Sirius verhalten, welcher sich hinter James aufs Bett gekniet hatte und nun über seine Schulter blickte.
 

»So wo haben wir denn Remus?«, fragte er dann sogleich und überflog systematisch die Karte.
 

Denn auf dieser bewegten sich Hunderte von kleinen Punkten. Jeder einzelne dieser Punkte war mit einem Namen beschriftet und zeigte somit jeden Schüler und jeden Lehrer in Hogwarts, wo er sich genau zum jetzigen Zeitpunkt befand.
 

James Blick schweifte zur Bibliothek und stellte zufrieden fest, dass Nicky immer noch an dem Platz saß, wo er sie zurückgelassen hatte. Doch Remus war nicht in der Bibliothek und auch nicht im Raum oder Bad der Vertrauensschüler.

Der Krankenflügel fiel ebenfalls flach, denn da lief nur Madame Pomfrey auf und ab.
 

James begann nun genauer die Karte zu untersuchen und auch Orte zu berücksichtigen an denen, Remus sich sonst nicht aufhielt.
 

»Da!«, rief Sirius plötzlich und deutete auf eine Toilette im vierten Stock.
 

James Potter blickte zu dem winzigen Punkt, welcher mit Remus Lupin beschriftet war. James zog seine Augenbrauen zusammen und musterte nachdenklich den winzigen schwarzen Punkt aus Tinte und Magie.
 

Remus befand sich in einer Mädchentoilette im vierten Stock und dicht neben ihm war ein weiterer Punkt, beschriftet mit dem Namen Lily Evans.
 


 

***
 


 

Lily Evans hatte sich in die Toiletten im vierten Stock zurückgezogen. Sie saß bereits seit einer halben Stunde zusammengesunken neben einem der hinteren Waschbecken und starrte schluchzend, mit geröteten Augen gegen die weißen Kacheln an der gegenüberliegenden Wand.

Ihre Augen waren wässerig und die Augenwinkel brannten immer noch von den Tränen, welche sie die letzte halbe Stunde hier vergossen hatte.
 

Plötzlich hörte sie wie sich die Tür der Mädchentoilette öffnete und jemand hereintrat.

Die Stimme räusperte sich verlegen.
 

»Ähm ist jemand hier? Ich bin Vertrauensschüler und habe von draußen ein schluchzen vernommen und dachte ich sehe mal nach«, sagte die Stimme von Remus Lupin dann.
 

Lily stand auf und wandte sich zu ihm um. Es hatte keinen Sinn sich zu verstecken, wenn er sie ja doch bereits gehört hatte.
 

Remus hatte seine rechte Hand über seine Augen gelegt und tastete sich beinahe blind einen Schritt nach vorn. Lily musste lächeln, um so viel Anstand, den Remus gerade demonstrierte, während er sich halb blind voran tastete.
 

»Ist schon okay Remus. Es ist sonst niemand hier«, sagte Lily dann leise, woraufhin Remus die Hand von seinen Augen nahm.
 

Er sah zu Lily herüber, welche ihn mit ihren blutunterlaufenen wässrigen Augen ansah.
 

»Entschuldige, ich wollte hier nicht einfach so eindringen. Doch die Tür war nicht ganz geschlossen und ich konnte dein Schluchzen hören. Und da habe ich mir Sorgen gemacht und gedacht, dass ich mal nachsehe«, rechtfertigte sich Remus sogleich.
 

»Hast du geweint Lily?«, stellte er dann die offensichtlichste Frage.

»Nach was sieht es denn aus?«, schluchzte Lily sogleich.

»Ähm möchtest du darüber reden oder soll ich jemanden von deinen Freundinnen holen oder Snape?«
 

Lilys Augen weiteten sich bei diesem letzten Namen und sogleich schüttelte sie mit so einer Heftigkeit den Kopf, dass Remus daraus folgerte, dass ihr Zustand etwas mit ihm zu tun haben musste.
 

»Ich möchte nicht darüber reden.«
 

Es war kaum mehr als ein Flüstern, was über ihre Lippen drang.
 

»Oh, sie heult hier bereits seit Stunden wegen diesem Jungen mit den fettigen schwarzen Haaren«, sagte plötzlich eine Stimme in einem quietschigen Tonfall.
 

Remus wandte sich abrupt um und erblickte den Kopf eines Mädchens, welches eine große runde Brille trug.

Ihr schwarzes Haar war zu zwei Zöpfen zusammengebunden und sie starrte von der Decke einer der Kabinentüren zu den beiden herab.

Sie lachte glockenhell auf und schwebte mit einen lang gezogenen Huuuuui von der Toilettentür herunter.
 

Remus blinzelte ein paar Mal.
 

Es war der Geist eines Mädchens, welches ungefähr in ihrem Alter sein musste. Er hatte nicht gewusst, dass es in diesem Schloss noch weitere Geister gab, welche er nicht kannte.
 

»Sie kam heulend durch die Tür gerannt und hat sich seitdem nicht von hier wegbewegt. Auch nicht, als ich sie mit Wasser bespritzt habe«, kicherte der Geist schrill.

»Hat die ganze Zeit nur gejammert wie er ihr sie so enttäuschen konnte«, fügte sie eilig hinzu, woraufhin ihr Lily einen bösen Blick zu warf.
 

»Halt die Klappe Myrte!«, fuhr sie den Geist an, welcher sie daraufhin gleich wieder mit Wasser bespritzte.
 

Wütend griff Lily nach ihrem Zauberstab und hielt ihn ihr entgegen.
 

»Ich warne dich«, zischte sie.

»Oder was? Ich bin bereits tot du kannst mir nichts mehr an tun.«
 

Sie wandte den Blick von Lily ab und wandte sich nun Remus zu.
 

»Weist du mich haben die Jungen nicht einmal beachtet, sondern den ganzen Tag geärgert und an meinen Haaren gezogen«, schluchzte Myrte und näherte sich Remus, welcher daraufhin hart schluckte und verlegen lächelte.
 

Doch Lily hatte bereits nach der Seife gegriffen und diese nach ihr geworfen. Die Seife flog natürlich durch Myrte hindurch, doch reizte es den Geist so sehr, dass sie einen Wutschrei von sich gab und heulend durch eine der Toiletten in den Abflussrohren verschwand.
 

»Das... war unheimlich«, sagte Remus tonlos.

»Sie ist anstrengend und gehässig«, erwiderte Lily genervt.

»Aber sie kann auch sehr hilfsbereit sein, wenn sie will«, fügte sie eilig hinzu und Remus schenkte ihr daraufhin ein Lächeln.
 

»Sie hat dich gerade verpetzt und verhöhnt und trotzdem findest du etwas gutes an ihr. Das ist so typisch für dich.«
 

Lily warf ihm einen irritierten Blick zu.
 

»Ist das so verkehrt? Jeder Mensch muss irgendwo einen guten Kern haben, schließlich wurden wir nach Gottes Ebenbild erschaffen.«

»Die meisten Zauberer glauben nicht an einen Gott.«
 

Er machte eine Pause.
 

»Ich nehme an, dass dich Snapes guter Kern heute ziemlich enttäuscht hat«, sprach er weiter.
 

Lily wandte den Blick ab und presste die Lippen aufeinander.

Remus hatte ins Schwarze getroffen. Dennoch steckten ihr die Worte im Hals fest. Sie wollte nicht darüber reden.

Zudem kam es ihr komisch vor mit Remus zu sprechen, wo sie ihre Probleme doch sonst immer Severus erzählte.

Doch dieses Mal wollte sie nicht über das reden was passiert war, mit niemanden. Sie wollte nicht einmal, dass überhaupt jemand davon erfuhr, dass sie hier geweint hatte.
 

»Es ist okay wenn du nicht darüber sprechen möchtest. Aber vergiss nicht, dass du Freunde hast, die dich genauso mögen wie du bist und die für dich da sind«, versuchte Remus sie aufzumuntern und reichte ihr ein Taschentuch mit dem sie sogleich die letzten Tränen aus ihrem Gesicht wischte.
 

Lily schenkte ihm ein gequältes Lächeln.
 

»Bitte... bitte sag niemanden, dass ich geweint habe. Ich möchte nicht, dass sich das rum spricht.«

»Natürlich nicht.«

»Danke.«
 

Lily atmete tief durch und trat an einen der Spiegel. Sie erschrak, als sie ihre geröteten Augen sah und griff sofort nach ihrem Zauberstab. Sie murmelte eine Zauberformel, woraufhin dass rot ein wenig zurückging und allmählich wieder ihrer normalen Hautfarbe ähnelte.
 

»Ich denke ich kann so wieder einen Gang betreten«, sagte sie mit einem gequälten Lächeln in den Spiegel.
 

Sie wandte sich um und sah in Remus müdes Gesicht.
 

»Ist denn bei dir alles in Ordnung Remus? Du siehst ziemlich blass aus und vor allem müde und etwas erschöpft?«
 

Remus winkte ab.
 

»Ich werde wohl krank werden... mal wieder«, fügte er leise hinzu.

»Du bist schon arm dran, so oft wie du krank bist.«

»Schlechte Gene«, war seine knappe Antwort.

»Am besten ruhst du dich heute Abend aus und ich gehe alleine Streife.«
 

Remus sah sie verwundert an.
 

»Wir haben heute Nacht Streife?«
 

Lily nickte.
 

»Hat McMillan dich nicht darüber informiert?«, fragte Lily verwundert.

»Er hat mir heute morgen beim Frühstück noch den geänderten Plan in die Hand gedrückt. Wir beide sind heute und morgen dran.«
 

Remus schluckte hart. Morgen war Vollmond. Es war unmöglich für ihn sich an diesen Plan zu halten.

Doch wie sollte er Lily erklären, dass sie morgen alleine gehen musste?

Er fragte sich überhaupt schon seit eben jener Nacht, in der er beinahe Snape getötet hatte wie viel dieser herausgefunden hatte, wie viel er über sein Geheimnis wusste und ob er irgendjemanden davon erzählt hatte.

Lily war Snapes beste Freundin, wenn dann wäre sie es, die als erstes davon erfahren hätte, doch Remus bemerkte nichts auffälliges an ihr. Sie verhielt sich wie immer. Sie warf ihm keine merkwürdigen Blicke zu, noch stellte sie ihm kuriose Fragen. Lily war freundlich, höflich und aufrichtig wie er es von ihr kannte. Als sie ihm ein Lächeln schenkte, fiel ihm wieder ein, dass er ihr ja noch antworten musste.
 

»Natürlich gehen wir zusammen. Es wird schon wieder gehen bis heute Abend«, meinte er schließlich und Lily bemerkte wie er in seinen Gedanken versunken weit abdriftete.
 


 

***
 


 

»Danke, dass du mit mir Streife gehst Nicky. Irgendwie sind momentan viele krank.«

»Vermutlich wegen den ZAG Prüfungen. Momentan schlaucht die Lernerei ganz schön«, seufzte Nicky.

»Wie wahr. Ich bin mit dem zusammenfassen zwar schon seit letzter Woche fertig, doch ein paar Zauber für Verteidigung gegen die dunklen Künste sollte ich nochmal üben«, überlegte Lily.
 

Lily und Nicky streiften durch die Gänge des Schlosses und schauten hin und wieder mal in eines der nicht abgeschlossenen Klassenzimmer. In dieser Nacht war es außergewöhnlich still im Schloss und sie erwischten nur ein paar Erstklässler, welche das Schloss erkunden wollten.

Vermutlich waren die meisten Schüler so intensiv in ihre Prüfungsvorbereitungen vertieft, dass ihnen heute keine Zeit blieb um Unsinn anzustellen.
 

»Du bist irgendwie sehr still heute. Beschäftigt dich irgendwas? Du wirst doch nicht etwa auch noch krank?«, fragte Lily besorgt.

»Ähm nein mir geht’s gut. Jedoch beschäftigt mich wirklich etwas. Es ist aber eigentlich eine gute Nachricht.«
 

Lily sah sie abwartend an, doch Nicky schien noch nicht so recht die Worte gefunden zu haben nach denen sie suchte.

»Lass uns dazu ein wenig frische Luft schnappen«, meinte sie dann.

»Es ist doch ziemlich stickig hier drin«, fügte sie eilig hinzu und öffnete das große Eichenportal.
 

»Nun sag es schon!«, forderte Lily ihre Freundin lächelnd auf, während sie in der Dunkelheit wenige Schritte hinter ihr her trottete.
 

Nicky seufzte und griff in ihre Hosentasche.

Sie holte ein mehrmals gefaltetes Stück Pergament hervor und reichte es Lily, welche vorsichtig nach dem Papier griff. Sie wandte das Pergament ein paar Mal um, um es von allen Seiten betrachten zu können. Als sie es entfaltete, erkannte sie auch sogleich das Siegel der Beauxbatons Academy of Magic.

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen entfaltete sie das Pergament ganz und überflog die wenigen Zeilen.
 

Nicky beobachtete sie währenddessen von der Seite und versuchte ihre Miene zu deuten.

Einen Moment lang glaubte sie Unmut in ihrer Mimik zu erkennen, jedoch setzte Lily sogleich ein Lächeln auf und strahlte ihre Freundin an.
 

»Das ist ja großartig! Du gehst nächstes Schuljahr nach Beauxbatons.« Rief Lily plötzlich erfreut in die Stille hinein und schlag ihre Arme um den Hals ihrer Freundin.

»Herzlichen Glückwunsch Nicky. Das hast du dir verdient.«

»Danke«, sagte sie leise und erwiderte die Umarmung.
 

Als Lily sich von ihr löste, hatte sie immer noch ein Lächeln auf den Lippen. Doch Nicky wusste nicht, ob dieses Lächeln tatsächlich auch ihre Augen erreichte.
 

»Warum schaust du denn so bedrückt? Das ist es doch was du wolltest?«

»Ja, natürlich. Dieses Jahr in Beauxbatons ist ein Privileg, was nicht jedem zuteil wird. Und es ermöglicht mir Erfahrungen im französischen Quidditchstil zu sammeln.«

»Aber?«, fragte Lily vorsichtig nach, während sie sich an eine der Säulen lehnte.

»Ich weiß es nicht.«
 

Nicky fasste sich nervös ins Haar und wandte den Blick von Lily ab.
 

»Der Zeitpunkt scheint irgendwie nicht der richtige zu sein. Wir haben nur noch zwei gemeinsame Jahre in Hogwarts und eines davon werde ich weg sein.«

»Das Ende von Hogwarts bedeutet nicht gleich das Ende unserer Freundschaft. Wir werden auch nach Hogwarts Freunde bleiben nicht wahr?«

»Natürlich werden wir das«, erwiderte Nicky sofort.

»Na also. Mach dir keine Sorgen.«
 

Nicky schenkte ihrer Freundin ein Lächeln, als die beiden plötzlich das Heulen eines Tieres vernahmen.

»Was war das?«, fragte Lily in erhöhter Tonlage und ihre Hand schnellte in ihre Jackentasche und umklammerte ihren Zauberstab.
 

Nicky kniff die Augen zusammen und starrte in die Dunkelheit. War das ein Schatten gewesen, welcher eben an ihnen vorbeihuschte? Nervös griff auch sie nach dem Zauberstab in ihrer Tasche.
 

Die beiden waren ziemlich nah am Rand des verbotenen Waldes. Vermutlich war es doch keine gute Idee gewesen frische Luft zu schnappen. Wenn sie nur an die Gefahren dachte, welche im Wald lauerten.
 

»Am besten wir gehen wieder rein und beenden unseren Rundgang«, meinte Nicky dann nervös und ging ein paar Schritte zurück zu Lily.
 

Plötzlich raschelte es in ihrer Nähe und die beiden Mädchen fuhren zusammen.
 

Lilys Hand schnellte zu ihrem Zauberstab. Sie murmelte einen Zauberspruch und die Spitze ihres Zauberstabes begann zu leuchten.
 

Mutig schritt sie ein paar Schritte nach vorn und leuchtete zwischen die Büsche des angrenzenden Waldes.
 

»Zeig dich!«, rief sie in die Dunkelheit und wunderte sich selbst darüber wie fest ihre Stimme dabei klang.

»Bist du verrückt?«, fuhr Nicky sie an und zerrte an ihrem Arm.

»Aber da war etwas. Ich habe es gesehen«, erwiderte Lily trotzig, während Nicky sie zurück zum Eichenportal zerrte.

»Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es wahrscheinlicher ist, dass im verbotenen Wald um diese Uhrzeit irgendwelche Kreaturen wie Irrwichte oder sonst was umherwandern statt irgendein Schüler auf Nachtexkursion?«, hörte man Nickys Stimme aus weiter Entfernung noch meckern bevor die beiden Mädchen hinter der großen Eichentür verschwanden.
 

»Das war knapp«, klang es plötzlich aus den Büschen.

»Gut, dass wir ihn weiter in den Wald getrieben haben«, erwiderte eine weitere Stimme.

»Für die Zukunft sollten wir berücksichtigen, dass es durchaus sein kann, dass unartige Schüler nachts das Gelände betreten. Wenn wir die heulende Hütte schon verlassen sollten wir tiefer in den Wald gehen.«
 

James Potter trat aus den Bäumen hervor ins Mondlicht und streckte sich erst einmal.
 

»Diese neue Form ist ganz schön anstrengend. Vor allem wiegt dieses Geweih bestimmt ne halbe Tonne«, gähnte er.
 

Peter Pettigrew, welcher neben ihn trat, knabberte ängstlich an seinen Fingernägeln und blickte sich nervös um.
 

»Sollten wir nicht langsam zu den anderen zurück?«

»Mach dir nicht gleich ins Hemd Wormy«, erwiderte James Potter lachend.

»Pad hat sicher alles unter Kontrolle. Und irgendwer musste doch die Mädchen beschützen, falls Remus zurückkommt.«
 

Einen Wimpernschlag später war James Potter verschwunden und vor Peter erschien der Umriss eines großen braunen Hirsches mit einem riesigen Geweih, welcher anmutig und stolz dem großen runden Vollmond entgegen blickte.
 

Einen Moment lang warf Peter seinem Freund noch einen bewundernden Blick zu. Es war wirklich ein wunderschönes und vor allem stolzes Tier, in welches sich James verwandelte.
 

Peter fragte sich, wie es sich entschied welches Tier man wurde. Denn er selbst wäre viel lieber ein ebenso großes und schönes Tier geworden wie James.
 

War es bloß Zufall, Schicksal oder Veranlagung?

Konnte man das Tier frei wählen, wenn man es sich nur stark genug wünschte?
 

Peter wusste es nicht und nun brachte es ihm auch nichts mehr darüber nachzudenken.

Er gab sich seinem Schicksal hin und verwandelte sich in eine braune Ratte, froh darüber es überhaupt geschafft zu haben ein Animagus zu werden.
 

Die Ratte stieg auf James vorderen rechten Huf und kletterte an seinem Bein hinauf zu seinem Rücken und machte es sich in seinem Fell zwischen den Ohren bequem.

Er schlängelte seinen Rattenschwanz um ein Stück von James Geweih als wolle er sich an ihm festhalten.

Daraufhin bewegte sich der große braune Hirsch und stieß mit seinem Geweih ein paar Äste zur Seite, damit er sich wieder in den Dickicht des verbotenen Waldes schleichen konnte. Und kurz darauf verschwand die Gestalt des anmutigen Hirsches in der Dunkelheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Goldlocke
2016-03-11T02:01:04+00:00 11.03.2016 03:01
Ein wirklich wundervolles Kapitel! Du kannst die Charaktere so gut darstellen <3
Von:  EL-CK
2015-10-13T12:50:37+00:00 13.10.2015 14:50
Ein tolles Kapitel....
Ich finde es toll, wie Lilly sich für ihre Freundin freut und auch das mit den Animagi-Szenen passt einfach...

Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel....
Antwort von:  Teela-chan
19.10.2015 19:10
vielen lieben Dank für dein Review! <3 Ich hoffe dir gefällt auch das nächste Kapitel :)
Von:  Sanguisdeci
2015-10-12T21:01:15+00:00 12.10.2015 23:01
*-* Du hast mir hiermit den Abend sehr versüßen können, vielen lieben Dank! :D
Wie immer bin ich sehr gespannt, wie es weiter gehen wird und erfreue mich am flüssigen und mitreißenden Schriebstil =)
Antwort von:  Teela-chan
19.10.2015 19:10
Dankeee für deine lieben Reviews! <3 Ich freue mich jedes mal mehr. :)


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