Zum Inhalt der Seite

Urwaldromanze

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine Woche ist jetzt seit der Verletzung vergangen. Sabrina hat darüber lamentiert wie unvorsichtig ich doch wäre, wie gefährlich die Tiere mit denen ich umginge und hat mich ein gefühltes Jahr ans Bett gekettet. Gleichzeitig musste ich mir anhören, wie traurig sie doch war, welche Sorgen sie sich gemacht hat, dass ich nicht einfach hätte weglaufen dürfen und so weiter. Manchmal frage ich mich, ob es je eine Zeit gab, in der sie fröhlich war… Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass, wenn es sie gab, es lange her sein muss. Mit mir ist sie es auf jeden Fall nicht. Ein sehr deprimierender Gedanke. Aber ich bin wohl einfach nicht der richtige um ein ehrliches Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.

Außerdem bin ich NICHT weggelaufen…

Mein Blick gleitet über die Reling hinaus auf das endlose Meer. Es ist ein Anblick, der mich jedes Mal beruhigt, aber auch sehr melancholisch stimmt. Es ist als würde das Meer die Gedanken nehmen und weit über den Horizont hinaustragen, in die Freiheit. Leichte Wellen schlagen gegen den Bug. Nach 3 Tagen habe ich wieder angefangen zu arbeiten. Nach 5 habe ich die nächste Schiffsreise geplant, um wieder zu handeln. Eigentlich hätte ich länger zuhause bleiben müssen. Aber ich habe es dort nicht mehr ausgehalten. Sabrinas Traurigkeit, ihre stummen Vorwürfe…. Naja – Regis hat auch seinen Teil dazu beigetragen. Außerdem habe ich mich immer wieder dabei erwischt, wie meine Augen zum Urwald und meine Gedanken zu dieser – Halluzination schweiften. Warum lässt mich das nicht los?

Es war nur eine Fantasie, nicht real. Ich war schwer verletzt. Außerdem… Ich hab ihn nur einmal gesehen! Und das ist nicht unbedingt eine positive Erinnerung. Er hat mich behandelt wie ein kleines, unreifes Kind! Mir keinen Funken Stolz gelassen! Toll, jetzt denke ich schon wieder an ihn. Nein – nicht IHN. Halluzination! Fantasie! KEIN MENSCH!

Wütend kneife ich die Augen zusammen und starre auf das sich nähernde Land, als wäre es persönlich an allem Schuld. Ich muss mich auf irgendwas konzentrieren, die Gedanken zusammenhalten. Aber das ist schwer… Die Insel ist ja echt schön und alles, aber langsam entwickelt sie sich für mich zu meinem ganz persönlichen Albtraum.

Apropos Traum… Gerade gleiten wir geradezu majestätisch an dem kleinen Dschungel der Insel vorbei. Melancholisch und seltsam berührt gleichermaßen starre ich in das dunkle Grün, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Ich kann nicht erklären was mich da gepackt hat. Aber es hat mich fest im Griff und will mich um nichts in der Welt wieder loslassen.

Eine unbestimmte Sehnsucht erfüllt jeden Winkel in mir.

Wenn…

Wenn ich nicht verheiratet wäre, dann…

Was dann?!

Nichts, verdammt nochmal. Es würde NICHTS ändern! Mit einem gleichermaßen energischen wie wütenden Kopfschütteln versuche ich wieder klar zu werden. Es hilft nicht viel. Dafür macht es mich auf etwas anderes aufmerksam…

Dort drüben, wo der Wald etwas von dem Ufer zurückweicht, kann ich ernsthaft sehen, wie meine Halluzination fröhlich einen Kopfsprung ins kühle, salzige Nass macht. Naja, vielleicht auch weniger fröhlich, denn am Rand bremst ein riesiger Jaguar scharf ab und läuft knurrend am Ufer auf und ab. In meiner übereifrigen Fantasie stößt er ein geradezu missmutiges Geräusch aus.

Ich glaube mich tritt ein Pferd.

Nur mühsam kann ich mich davon abhalten, nach meinen Augen zu greifen um nachzuprüfen, ob sie mir schon rausgefallen sind. Ich bin echt reif fürs Sanatorium. Oder einen laaaangen Urlaub. Am besten beides. Aber ohne Sabrina. Ich brauche dringend eine Auszeit.

Während das Schiff langsam weitergleitet schaffe ich es nicht meinen Blick von der fröhlich lachenden Halluzination zu wenden. Leider verschwindet das süße Bild langsam hinter den dichten Bäumen.

….

SÜß?!

Was habe ich da gerade gedacht?

Ich gebe meinem Bedürfnis nach und lasse den Kopf schwer auf das Geländer krachen.

Ich gebe es auf. Irrenhaus, ich komme. Das ist doch echt nicht mehr normal.

Die restliche Fahrt rühre ich mich nicht mehr. Es dauert fast eine Stunde, bis das Schiff endlich sicher vor Anker liegt. Langsam tragen mich meine Füße den Landungssteg herunter. Eigentlich müsste ich bleiben, bis die Tiere ausgeladen sind, aber…

Meine Konzentration ist gerade irgendwo in den Minusbereich abgerutscht. Ich will nur noch meine Ruhe. Müde schleppe ich mich zu Mirabelle. Bei ihr übernachte ich immer, wenn ich von den Schiffen komme. Allerdings scheint sie Heute irgendwas an meinem Anblick zu stören. Zumindest verfinstert sich ihr Gesicht zusehends, als ich auf sie zukomme. Habe ich ihr etwas getan? Etwas Wichtiges vergessen? Bevor ich mich an etwas Konkretes erinnern kann, eilt sie auch schon auf mich zu. „Junge, was machst du nur? Wie siehst du aus?“ Ahm – was? Was ist denn los? Wahrscheinlich würde sie mir jetzt die Wangen tätscheln, wenn sie nicht wüsste, wie sehr ich Körperkontakt verabscheue. Stattdessen wuselt sie um mich herum und versucht mich so weit es geht zu umsorgen…

Manchmal… Manchmal habe ich das Gefühl sie wäre gern die Mutter, die ich nie hatte. „Julia, kümmere dich um die neuen Tiere, ich stecke unseren sturen Cowboy ins Bett.“ Damit schiebt sie mich ins Nebenzimmer. Ihr wäre es wohl lieber gewesen, wenn ich ihre Tochter geheiratet hätte, aber… Nein. Sie ist nicht mein Fall. Eher wie eine kleine Schwester, wenn überhaupt. Und – Im Gegensatz zu Sabrina braucht sie mich auch nicht.

…Sabrina…

Schnell schiebe ich den Gedanken an sie weg.

Ich glaube ich habe Mirabelle sehr überrascht, schließlich wehre ich mich gar nicht. Eine Seltenheit. Nur Minuten später liege ich in einem warmen, bequemen Bett und kann endlich ausruhen. Schlafen…
 

Es ist noch dunkel, als ich wieder aufwache. Aber ich kann leise Stimmen im Nebenzimmer hören. „….Vier Tage! Ich will endlich zu ihm!“ Sabrina? Sie klingt aufgebracht… Wovon spricht sie? Und… Was macht sie hier? Sie weiß doch, dass ich hier schlafe, wenn ich von den Docks komme. Schließlich hasst sie es, wenn ich erst so spät nachts erst auftauche, kein Wort von mir gebe und ‚Nach Vieh‘ stinke, wie ihr Vater es so schön betont hat. Also tauche ich erst auf wenn ich wieder halbwegs ansprechbar und ‚Salonfähig‘ bin. „…Ruhe… Völlig überlastet…. Die Beinwunde…“ Das ist Mirabelle. Das Geflüster macht mich langsam wahnsinnig. Ich will doch nur schlafen!

Fuh… Ich rapple mich hoch. Hölle, bin ich müde. Mein gesamter Körper fühlt sich an wie Blei und mein Kopf pocht unangenehm vom Schlafmangel. Ganz zu schweigen von meinem Bein. Selbst stehen fällt schwer. Warum müssen die mich auch jetzt schon wecken? Es ist doch kein Geheimnis dass ich nach den langen Schifffahrten immer sehr müde bin. Aber Höflich sein muss man wohl zu allen außer zu mir… Zumindest kommt es mir grade so vor. Ich reibe mir kurz durch das Gesicht, bevor ich schlecht gelaunt in Richtung der Stimmen gehe. Naja, vielleicht sollte man es eher als Schwanken bezeichnen – oder Humpeln. Egal. Hauptsache ich komme an meinem Ziel an.

„Was soll der Lärm?“, knurre ich wirklich angefressen. Totenstille schlägt mir entgegen. Sowohl Sabrina, wie auch Mirabelle und Julia starren mich an wie einen Geist. Sabrina stößt einen Schrei aus, springt auf und rennt auf mich zu. „Oh – Vaughn!“ Ihre Stimme schrillt in meinem Kopf wie 1000 Alarmsirenen. Reflexartig hebe ich die Hände und stoße sie weg. Zu viel! Zu nah! Mühsam schwankend halte ich mich am Türrahmen fest. Alles dreht sich.

„W-was…? Warum? Vaughn?“ Sabrina sitzt auf dem Boden und sieht mich fassungslos an. Tränen schimmern in ihren großen Augen. „Liebst du mich denn nicht mehr?“ Irgendwie kann ich nicht schalten was sie da sagt. Es hört sich so wirr an. Nur scheint sie mein Schweigen anders zu interpretieren. Aufschluchzend rappelt sie sich hoch und rennt davon, verfolgt von meinem verwirrten Blick. Dass ich versuche einen Schritt auf sie zuzugehen merkt sie schon gar nicht mehr. Ich wollte sie nicht stoßen… Aber….

Ich verstehe gar nichts mehr.

Wirr stolpere ich auf Julia und Mirabelle zu, in die endlich sowas wie Leben kommt. Mirabelle scheucht Julia in die Küche, frischen Tee kochen und kommt zu mir, mich schnell auf einen Stuhl drückend. Ich wehre mich nicht mal. Schon wieder nicht. Aber sitzen tut gut und ich lasse vor Erschöpfung und Schwindel den Kopf auf den Tisch sinken. Warum haben sie mich nicht schlafen lassen? Mitten in der Nacht?

„Was war das grade?“ Ich realisiere nicht mal ob ich eine Antwort bekomme. Zu sehr bin ich mit mir selbst beschäftigt. Erst als ich den dampfenden Tee vor die Nase gestellt bekomme, wache ich aus meiner Lethargie auf. Müde umschließen meine Finger die angenehm warme Tasse. Mirabelle wirbelt derweil durch das ganze Haus, sortiert da, räumt dort. Holt Kleidung, Wärmflaschen, Medikamente, Wasser. Als sie gerade das Bett neu bezieht seufze ich auf.

„Mirabelle…“

Ich habe in der ganzen Zeit noch keine zwei Schlucke Tee getrunken. Sie hat mich wohl nicht gehört. Auf jeden Fall unterbricht sie ihre emsige Aktivität nicht. So hektisch kenn ich sie gar nicht…

„Mirabelle!“

Endlich hebt sie den Kopf. „Ach… Vaughn…“ Sie tritt zu mir und legt die Hand auf meine Schulter. „Es ist gut. Ich kümmre mich um dich. Ruh dich aus.“ Ich kann nicht anders als dem Angebot nachzugeben. Zu erschöpft. Zu fertig um was anderes zu tun. Zu verwirrt um wirklich zu reagieren, zu verstehen was überhaupt mit ihr oder allen anderen los ist. Schnell bin ich wieder im Bett und eingeschlafen. Irgendwie gibt die Versicherung mir die nötige Sicherheit um einfach auszuruhen. Etwas, was ich dringend brauche.
 

Es ist schwer, die Zeit durchzustehen. Schwer, im Bett liegen zu bleiben und noch schwerer aufzustehen und was zu tun. Aber endlich bin ich wieder halbwegs ich selbst. Sowas wie rumlaufen oder auch nur klar denken war die letzte Zeit nicht drin. Ich hab einfach absolut nichts mitbekommen. Dafür ist jetzt alles doppelt bis dreimal so klar. Das Sonnenlicht, die frische Luft – einfach alles. Irgendwie wirr, das gerade von mir zu hören, oder?

Ich sitze in Mirabelles Küche und trinke Tee, während ich darauf warte, dass sie den Laden für heute schließt. Sie hat einiges mit mir zu besprechen, meinte sie vorhin, als sie kurz an mir vorbeigehuscht ist. Sie ist wirklich ständig auf Achse... Ich frag mich was sie wohl will. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer ruhig sitzen zu bleiben, auch wenn ich mich laut Doc noch schonen muss.

Nach einer halben Stunde hat sie endlich alles fertig und setzt sich zu mir. „Hach – Vaughn… Bin ich froh dass du wieder auf bist, mein Junge. Versprich mir, das nie wieder zu machen!“ Tja… Wenn ich wüsste, was überhaupt los war, könnte ich es mindestens versuchen. Aber so? Keine Chance. Mit leicht hochgezogener Augenbraue sehe ich sie an. „Glaubst du das war Absicht?“ Schnell schüttelt sie den Kopf. „Nein, natürlich nicht! Ich – ich hab mir Sorgen gemacht. Warum… Warum hast du denn nie gesagt, wie schlecht es dir geht?“

Jetzt schaue ich mehr verwirrt aus der Wäsche. „Mir – ist es doch nicht schlecht gegangen? Ich…“

„NICHT SCHLECHT? Natürlich ging es dir schlecht. Ich… Du…“ Sie schluchzt auf. Mirabelle fängt echt an zu weinen. Das – hab ich noch nie gesehen! Was mach ich denn jetzt? Ehrlich? Heulende Frauen überfordern mich. Ganz besonders wenn sie Mirabelle heißen. „Mirabelle – beruhig dich bitte!“ Ich glaube ich höre mich leicht hysterisch an. Ein verweintes Lächeln antwortet mir. Aber immerhin versucht sie wirklich sich zu beruhigen. Wobei Tee und Taschentücher mit Sicherheit sehr viel mehr dazu beitragen, als meine mehr oder minder geschätzte Anwesenheit. Nichts desto trotz, die Tränen versiegen und Mirabelle schaut mich wieder an. „Ach Junge…“ Äh – was bitte? - „Natürlich ging es dir schlecht… Aber scheinbar hast du das nicht mal selbst richtig bemerkt. Du warst völlig überarbeitet und… Du hast die Verletzungen nicht richtig ausheilen lassen. Du wärst mir fast weggestorben. Du hattest Fieber und hast halluziniert. Der Arzt ist fast verzweifelt.“ Sie seufzt auf. Ich selbst fühle mich als wäre mir gerade sämtliche Gesichtsfarbe abhanden gekommen. Weggestorben…? Ich muss ihr echt Angst gemacht haben. Was zur Hölle war mit mir los?

„Mirabelle… ich…“

Sie wedelt heftig mit der Hand, bringt mich so zum Schweigen. „Ich bin einfach nur froh, dass du wieder ansprechbar bist. Aber glaub nur nicht dass ich dich in der nächsten Zeit aus dem Haus, geschweige denn von der Insel lasse! Der Doc sagt, dass du noch viel Ruhe brauchst und du aufpassen musst, sonst wird es noch Folgeschäden gibt.“ Sie scheint ein bisschen was zu verschweigen. Oder aber ich bilde mir mal wieder einen Haufen Mist ein. Ein leises Seufzen meinerseits ist die Antwort. „Mirabelle. Du kannst mich nicht festhalten. Erstens bin ich erwachsen und zweitens – Sabrina wartet auf mich.“

Ihre Augen werden auf einmal ganz traurig und sie schaut mich ernst an. Warum nur glaube ich, dass mich noch ein paar Hiobsbotschaften erwarten? Was auch immer sie mir sagen will, es wird mir nicht gefallen. „Erwachsen ist man, wenn man für sich selbst Verantwortung übernehmen kann – und es auch tut… Und alles was wir dazu wissen müssen hast du in der letzten Zeit mehr als gründlich bewiesen, oder?“ Sie lächelt kläglich über ihren misslungenen Scherz. „Ich will dir nichts Böses, Vaughn. Nur, bitte lass zu, dass ich mich um dich kümmere, bis der Arzt sagt, dass du wieder auf dem Damm bist. – Was Sabrina angeht…“

Mit einem schweren seufzen schiebt sie mir einen Stapel Papiere zu.

Papiere? Briefe? Warum? Vorsichtig beginne ich sie durchzusehen. Ein ‚Brief‘ oder eher eine Schimpftirade von meinem Schwiegervater… Ich lege sie zur Seite nachdem ich die ersten zwei bis drei Zeilen überflogen habe. Das ist es wirklich nicht wert. Dann ein schmales, hellrosanes Kuvert. Siehst sehr nach Sabrina aus. Sachte ziehe ich den Brief aus dem Umschlag und werde sofort von einer Wolke Lavendelduft eingehüllt. Wann gewöhnt sie es sich ab Ätherische Öle auf das Briefpapier zu schmieren? Das nervt… Mit einem leisen Aufseufzen beginne ich zu lesen. Tränen scheinen die schwarze Tinte teilweise verschmiert zu haben, machen die sonst so akkurate, schön geschwungene Schrift schwer leserlich und lassen mich meine Stirn runzeln.
 

Mein Lieber Vaughn….

Ein letztes Mal will ich dich so nennen. Vaughn – du hast mich zutiefst enttäuscht und verletzt. Ich weiß wie sehr du deine Freiheit liebst und habe so nie etwas gesagt wenn du mich vollkommen allein hier zurückließest. Dein Argument war immer, doch Geld verdienen zu müssen. Wir beide wissen dass das eine Ausrede war. So leicht dahingesagt und jedes Mal aufs Neue Schmerzen wie tausend Nadelstiche bei mir hinterlassend. Du hättest hier bleiben können. Mein Vater hat wirklich genug Geld. Oder du hättest in unserem Familienunternehmen arbeiten können, wenn dir so viel daran gelegen wäre.

Aber das war ja Zuviel verlangt. Ich habe dir alles gegeben, was du dir je nur hättest Wünschen können, alles, was ich hatte, aber du hast immer nur genommen. Nie hast du mir vertraut. Weder als du verletzt wurdest, noch jetzt.

Statt mich zu fragen, bettelst du bei Mirabelle um Hilfe und tust wer weiß was mit ihrer Tochter. Dieser – dieser Julia.

Glaubst du ich merke nicht wie oft du bei ihnen bist, dort übernachtest. Wie ANDERS du dort bist? Niemals würdest du auf MICH hören, sollte ich es wagen dir etwas vorzuschlagen. Nie lachst du mit mir, oder unterhältst dich so- ungezwungen mit mir. Meine Sorgen, meine Nöte – sie sind dir völlig egal.

Ich liebe dich weit mehr als meine geschundene Seele ertragen kann. Aber das alles muss UND wird jetzt ein Ende haben. Wir werden uns nicht wiedersehen. So sehr ich darunter leide, dass mein Vater recht behalten hat, jetzt ist mir von klar dass ich von Anfang an auf ihn hätte hören sollen. Dass es die Wahrheit war, was er über dich sagte.

Ich habe eine letzte, eine einzige Bitte an dich.

Unterschreib einfach die Dokumente. Tue einmal das richtige und mache mir nicht noch mehr Ärger und Schmerz als ohnehin schon. Lass ihn einmal unrecht über dich und deine Art haben.

Lebewohl, Sabrina
 

Stumm sitze ich über diesem Brief. Was war das jetzt? Eine Farce? Ein schlechter Scherz? Wann kommt das Kommando zum Lachen?

Das….

Das kann doch nicht ihr Ernst sein!

Meine Finger zittern als ich nach den amtlich aussehenden Dokumenten greife.

…Kein Scherz…

Es sind die Scheidungspapiere.

Immer bleicher werdend lese ich sie mir durch. Sie lässt mir eine bestimmte Summe unseres gemeinsamen Vermögens, das Haus und meine Sachen. Alles andere nimmt sie mit.

Die örtliche Miene wird wohl von einem ‚vertrauenswürdigen Mitarbeiter‘ übernommen. Kann mir egal sein. Ich soll mich nur gefälligst von ihm fern halten. Und so weiter… Ohne wirklich etwas zu fühlen oder zu denken nehme ich einen Stift und setze stumm meine Unterschrift darunter. Dazu gibt es einfach nichts mehr zu sagen…

Sie hat mich im Stich gelassen.

Vielleicht hat sie mit einigen Dingen Recht – ich kann es gerade nicht mal sagen. Ein großer Teil sind haltlose Anschuldigungen. Ich habe sie niemals betrogen. Hätte es auch nie. Aber…

Dennoch hat sie mich im Stich gelassen. Jetzt, wo ich sie das erste Mal derart nötig hätte, wo ich vollkommen hilflos bin geht sie.

Weil ich… krank bin…

Weil Mirabelle mir ohne Fragen zu stellen einfach geholfen hat…

Ich fühle mich verraten.

So hat ihr Vater letztendlich also doch gewonnen…

Vollkommen neben mir stehend stehe ich auf und gehe ins Bett. Ohne irgendwas auszuziehen, wegzuräumen oder auch nur mitzubekommen ziehe ich die Decke bis zum Kopf hoch und versinke in der drückenden Schwärze in meinem Kopf.

Ich merke nicht, dass Mirabelle mir folgt und mich mehrfach anspricht. Ich will nur noch schlafen. Alles andere ist mir egal. Es ist, als wäre ich komplett in graue Watte gepackt, die nichts durchdringt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So. Und das war das zweite Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück