Zum Inhalt der Seite

Unerwartet

snarry
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zugespitzt

Hui, also... ja. Das ist ein unerwartet langes Kapitel geworden. Wird, denke ich, so schnell nicht nochmal passieren. Wie immer: Viel Spaß!
 

---------------------------------
 

Das Trio saß alleine in der großen Halle am Frühstückstisch. Keiner hatte besonders lange schlafen können und es war schnell beschlossen einfach nach unten zu sehen.

„Sag mal Harry, wie läuft eigentlich dein Unterricht bei Snape?“

„Professor Snape.“ korrigierte Hermine Ron. Es war ihr Automatismus der ihr zum Verhängnis wurde. Die beiden hatten seit dem Kuss-Unfall im Laden der Weasly-Zwillinge nicht ein Wort miteinander gewechselt. Als sie wieder bei Sinnen waren, schien es ihnen schlicht die Sprache verschlagen zu haben. Nun sahen sich die zwei verschreckt an. Harry rollte mit den Augen.

„Ehrlich Leute. Irgendwann müsst ihr darüber reden. Wenn es jetzt noch nicht geht, dann schließt doch ein stilles Abkommen, dass das Thema nicht angesprochen wird. Aber schiebt es bloß nicht auf die lange Bank.“

Ron und Hermine schienen zumindest soweit zugänglich dafür zu sein, über diesen Vorschlag nachzudenken. Sie konnten diese Tatsache nicht weg ignorieren. Sie brauchten nur Zeit, sich auf dieses Gespräch vorzubereiten.
 

Plötzlich trat Poppy in die große Halle ein. Das Trio war kurz überrascht, weil sie die Heilerin nie an den Lehrertischen hatten sitzen sehen. Als sie die drei Gryffindors sah, ließ sie es sich nicht nehmen, eben bei ihnen stehen zu bleiben und sie zu begrüßen.

„Na euch habe ich noch nie so früh hier gesehen!“

„Wir haben Sie hier auch noch nie gesehen.“ sagte Ron nicht sehr galant. Hermine gab ihn einen unmädchenhaften Tritt gegen sein Schienbein. Poppy lachte nur darüber.

„Kein Wunder! Ich bin meistens mit dem Frühstück schon fertig ehe die ersten Schüler angetorkelt kommen.“

„Madame Pomfrey, verreisen Sie etwa?“ fragte Harry, der erst jetzt den Koffer bemerkte, der von der Heilerin gezogen wurde.

„Nur einen Tag. Ich bin auf einer Fortbildung, aber keine Sorge, der Krankenflügel ist nicht unbesetzt. Zu meiner Überraschung hat Professor Umbridge einen Heilergrundkurs-Schein vorweisen können. Sie wird mich vertreten, wenn sich ein Notfall ereignen sollte.“

Harry wurde bei diesen Worten ganz anders und er kam nicht um den Verdacht herum, dass die Inquisitorin etwas ausheckte. Wie konnte diese sadistische Person einen Heilerschein besitzen?

„Kommen Sie nicht auf den Gedanken ausgerechnet jetzt aus den Latschen zu kippen.“ kommentierte Madame Pomfrey als sie Harrys blasses Gesicht bemerkte. Dieser schüttelte nur mit dem Kopf.

„Versprechen Sie mir nur, dass die Krankenbetten nicht Pink werden.“

Darüber konnte die Heilerin herzlich lachen und machte sich zu den Lehrertischen auf um ebenfalls zu frühstücken.
 

Der Montag verging recht reibungslos. Harry hatte sich soweit zurückgezogen, dass die in letzter zeit üblich gewordenen Anfeindungen fast ausblieben.

Er war gerade mit seinen Hausaufgaben fertig geworden als er merkte, dass er noch Zeit hatte, bevor er zu Snape musste. Da Harry müde geworden war, beschloss er, sich lieber noch einmal hinzulegen. Snape hasste schließlich Unaufmerksamkeit. Er meldete sich bei Ron und Hermine ab, ehe er in den Schlafsaal ging. Und er hatte den Schlaf gebraucht, denn kaum auf das Bett gefallen war er auch schon eingeschlafen.

Der Traum den Harry hatte ging ihm ins Mark. Das lag nicht nur an der finsteren Umgebung in der er sich wiederfand, sondern viel mehr war da das Gefühl nicht Herr seiner selbst zu sein. Er wirkte wie ein Zuschauer und sah sich selbst schreckliche Dinge tun. Die Person vor ihm wandte sich auf dem Boden und schrie so erschütternd, dass Harry postum schlecht wurde. Der leichte Hauch von Genugtuung ergab eine so derart eigenartige Gefühlsmischung, dass es Harry innerlich zu zerreißen drohte. Als die gequälte Person keine Regung mehr offenbarte, schien sein fremdes Ich, oder der Körper in dem er steckte, genug zu haben. Nach einer kurzen Stille, indem der Körper außer Sichtfeld geschleift wurde begann er zu reden.

„Nun, fahren wir fort.“ in diesem Moment drohte ihn die Erkenntnis zu überrollen. Harry wusste, wem diese Stimme gehörte. Voldemort. Er befand sich im Geiste seines größten Widersachers. Und das verwirrte Harry zutiefst. War das hier wirklich ein Traum? Das er dies in Frage stellen konnte sprach eher dagegen. Seine nicht vorhandenen Möglichkeiten die Handlungen zu lenken, eher dafür.

„Severus.“ Harry konnte nicht glauben welchen Namen er da gerade gehört hatte. Vor ihm trat eine schwarzgekleidete Person mit verhülltem Gesicht heran und kniete sich nieder. Dann nahm er seine Maske ab. Hatte Harry noch gehofft, dass es eine andere Person namens Severus sein könnte, wurden seine Hoffnungen in diesem Moment zerstört. Entgeistert starrte er auf seinen gegenüber.

„Ja mein Lord?“

„Was macht unser junger Held? Kannst du etwas Neues vom Orden berichten?“

„Mein Lord, Potter trollt sich. Es scheint als würde er eure Wiederkehr verdrängen und den Lügen der Presse Glauben schenken. Mir ist nichts bekannt, dass er irgendwie... vorbereitet wird.“

„Ich habe gehört, du lädst ihn ab und zu zu Strafarbeiten ein?“

„...In denen er sich absolut ungeschickt anstellt. Wir reden nicht viel.“

„Hat er keine besonderen Talente?“

„Er fliegt gut.“ erlaubte sich Snape eine trockene Erwiderung.

„Bestrafst du ihn?“ die Betonung lies nicht einen Zweifel zu, dass Voldemort sich dabei etwas Schmerzhaftes vorstellte.

„Ja.“

„Schön, aber töte ihn nicht. Das steht nur mir zu.“

„Natürlich.“

„Und der Orden?“

„Dumbledore scheint gerade einen Alleingang zu führen. Er verrät den anderen Mitgliedern nichts.“

„Severus.“

„Ja mein Lord?“

„Ich habe das Gefühl, dass du mir etwas verschweigst.“

Die Stimmung kippte und lies Harry das herz zusammenkrampfen. Der Schüler war sich Sicher, dass es Snape nicht anders ging, dessen Gesichtsausdruck hatte sich aber nicht einen Millimeter bewegt.

„Mein Lord, Ihr könnt jederzeit in meinen Geist sehen.“

„Nun, ich weiß, dass dir Okklumentik ein Begriff ist. Verzeih, wenn ich rabiat vorgehe. Wenn du das hier überlebst, weiß ich, dass du nicht gelogen hast.“

Und da viel die erste Schmerzwelle über Severus hinein. Er gab nicht ein Ton von sich, aber das unkontrollierte Zucken und das angespannte Gesicht, ließen jede Vorstellungskraft überflüssig werden dass es wehtat. Voldemort schickte einen langen Cruciatus ab und hetzte ihm anschließend einen Schneidefluch hinterher.

'Er will ihn schwach machen!' erkannte Harry 'Damit er leichter seine Gedanken einsehen kann!' Diese Szene zu sehen, tat ihm weh. Er fühlte sich so hilflos doch als er fieberhaft überlegte, ob er irgendwie eingreifen könne, entstand ein Sog der ihn dieser Szene entrückte. Die Situation wurde immer verschwommener und plötzlich lag er wieder im Schlafsaal der Gryffindors. Schweißnass. Zitternd. Mit einem stechenden Pochen seiner Narbe, die ihn blind machte. Harry zwang sich, sich zu beruhigen und als er wieder klar sehen konnte, rannte er schon fast (Wie es sein Körper eben zu lies) zu den Privaträumen vom Tränkelehrer.
 

Harry klopfte mehrmals kräftig an der Tür, aber es geschah nichts. Insgeheim hatte er gehofft, dass es sich doch nur um einen schlechten Alptraum gehandelt hatte, aber Snape war nie unpünktlich. Er war zumindest so gewissenhaft, Termine abzusagen. Dass niemand aufmachte, bestätigte ihm nun die Wahrheit der Vision, die er gehabt hatte. Harry lehnte seinen Kopf gegen die Tür. Lebte Snape noch?

'Er hat meine nonverbalen Fähigkeiten nicht erwähnt.' Und der Orden würde Snape nicht ausschließen. Er wusste von Sirius, dass der Tränkemeister immer anwesend war. Für Harry ließ das nur einen Schluss zu. Snape spionierte. Er riskierte auf jeden dieser Treffen sein Leben um an Informationen für den Orden heranzukommen. Dem Gryffindor wurde beinahe schlecht, als ihm bewusst wurde, was der Lehrer da eigentlich auf sich nahm. 'Und dann hassen ihn auch noch die meisten.' Harry fragte sich, wenn er mit seiner Interpretation denn richtig lag, wie der Professor das bewältigte. Und wenn es doch keine Vision gewesen war, so hatte ihm der Traum zumindest eine neue mögliche Sichtweise auf den Tränkeprofessor gegeben.

Harry stand noch eine Weile mit dem Gesicht zur Tür gelehnt als diese unerwartet mit einem leisen Klicken aufsprang. Verwundert drehte er sich um und plötzlich, ohne dass er sich darauf vorbereiten konnte, stürzte eine große schwarze Silhouette auf ihn hinab. Harrys instinktive Reaktion verhinderte einen unsanften Aufprall auf den Boden. Die Person begrub den Schüler fast unter sich, aber Harry schaffte es sie zu stützen. Snape zu stützten.

„Professor, bitte! Nur noch ein paar Schritte bis zum Sofa und dann können Sie sich hinlegen. Auch wenn Sie wahrscheinlich die Hälfte ihres Blutes verloren haben, kann ich Sie immer noch nicht tragen.“ bat der Gryffindor seinen Lehrer. Dieser gab ein unwilliges Brummen von sich, schaffte es aber mit Harrys Hilfe, das letzte Stück Weg. Kaum auf die Couch gefallen, suchte ihn die längst überfällige Ohnmacht heim.
 

Harry indes fand nun die Zeit in Panik zu verfallen. Vor ihm lag Snape. Blutend, mit Schmerzen und wahrscheinlich dem Tode nahe. Er brauchte Madame Pomfrey! Der Schüler war schon zum Kamin gelaufen als ihm einfiel, dass diese heute ja gar nicht da war. Und Umbridge stand erst gar nicht auf der Liste möglicher Optionen. Seine Gedanken begannen auf der Suche nach einer Lösung immer sprunghafter zu werden. Tränke! Snape hatte mit Sicherheit Heiltränke in einem seiner Vorratsschränke! Aber er konnte nicht einfach wahllos etwas nehmen. Manche Lösungen vertrugen sich überhaupt nicht. Zwar erkannte er die Gebräue mittlerweile sehr gut, aber ohne zu wissen, was der Lehrer genau für Verletzungen hatte, konnte er nicht einfach etwas nehmen. Harry ging zurück zum Sofa und fühlte den Puls vom Professor. Mit Schrecken stellte er fest, dass er ihn kaum noch spürte.

„Nein!“ rief er verzweifelt. Aus einem Impuls heraus legte er beide Hände auf Snapes Brustkorb und schickte einen Magiestoß aus. Dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Harry konnte die verletzten Stellen im und am Körper ausmachen, es war als wäre ein Teil von ihm in seinen Körper gefahren. Diese Beschreibung war gar nicht mal so verkehrt, denn er spürte genau, wie er ein Teil seiner Magie auf Snape übertragen hatte. Und es schien ihm Kraft zu geben. Sein Puls war wieder zu spüren und auch das Atmen war stabiler geworden. Der Schüler atmete durch. Er nahm sich die Zeit, den Kamin zu entfachen und ging dann still alle Tränke durch die er brauchen würde. Schmerzlinderungstrank, Blutbildungstrank, einer gegen die äußeren Wunden und Skele-Wachs. Die Wunden würde er selbst desinfizieren. Letzteres war eine Überwindung für Harry, denn das bedeutete, den Professor von seinen Roben zu befreien.

Als es soweit war, gab er sich einen Ruck und mit einem Zauber, lag Snape nur in Boxershorts vor ihm. Ebenfalls schwarz. Harry erlaubte sich das mit einem Schnauben zu kommentieren.

Der Schüler sprach einen Reinigungszauber, besah sich die Verletzungen und begann die Wunden zu desinfizieren und zu verbinden. Dabei kam er nicht umhin, sich wie auf einer Erkundungstour zu fühlen. Er blieb immer wieder mit dem Blick am Körper hängen. Der Gryffindor wusste sich seine Faszination nicht zu erklären, aber er fand Snape anziehend. Er hatte kräftige Oberarme, die mehr tragen konnten als man in seiner Robenkluft vermuten würde. Breite Schultern, der Bauch wie auch der Rest, recht muskulös. Fast überall zogen sich helle aber auch tiefe Narben über die Haut. Harry schluckte. Ja, Snape war attraktiv. In den schwarzen Klamotten wirkte er viel hagerer, als er wirklich ist.

Der Schüler zwang seine Gedanken wieder aufs Wesentliche und er war froh, als er mit hochrotem Kopf endlich den letzten Verband umlegte. Auch wenn Harry das Ganze als sehr spannend empfunden hatte, so hoffte er inständig, dass Snape auf detaillierte Fragen verzichten würde.

Jetzt konnte er nicht mehr viel tun. Er sah sich ein wenig ratlos um, doch ihm fiel schnell auf, dass diese Aktion ihm viel Energie gekostet hatte. Er zog eine Tagesdecke über seinen Patienten, kuschelte sich in den Sessel der dem Kamin am nächsten stand und war schnell eingeschlafen.
 

Das Erste was Snape bemerkte, als er aufwachte, war, dass es warm war und er relativ wenig Schmerzen hatte. Was war passiert? Er versuchte sich zu erinnern. Der Lord hatte ihn körperlich wie auch geistig malträtiert. Severus wusste nicht woher er noch die Konzentration genommen hatte, aber letztendlich war es ihm gelungen, Voldemort ein Trugbild seiner Erinnerungen zu präsentieren. Daraufhin unterbrach er seine Folter und ließ ihn auf den kalten Fliesenboden liegen. Irgendwie hatte er es geschafft nach Hogwarts zu kommen und dann... Abrupt setzte sich der Tränkemeister auf. Dabei fiel ihm auf, dass er erstaunlich wenig anhatte. Seine Wunden waren versorgt worden und das unangenehme Ziehen sagte ihm, dass allen Anschein nach auch das Skele-Wachs am arbeiten war. Dann schaute er zu dem Kamin und entdeckte Potter auf einen der Sessel. Schlafend. Auch wenn die Erinnerung langsam wiederkam, war er überrascht, den Gryffindor hier bei sich anzutreffen. Offensichtlich hatte Harry sich um ihn gekümmert und er musste sich eingestehen, dass er ihm soviel Fürsorge nicht zugestanden hätte. Er fragte sich, was Potter sich davon versprach. Überhaupt war Snape weit nach ihrem Termin erst wiedergekehrt. Hatte der Schüler solange gewartet? Snape wusste eine ganz einfache Lösung um an die Antwort zu gelangen. Er schnappte sich sein Kopfkissen und pfefferte es voll Karacho auf Harrys Gesicht.

Dieser schreckte auf und blickte sich reichlich desorientiert um. Doch er fing sich schnell wieder. Blickte vom Kissen zu Snape.

„Haben Sie gerade das Kissen nach mir geworfen?“ fragte er fassungslos.

„Nein.“ War schon die fast freche Antwort auf seine Frage. Auch wenn die Miene vom Professor starr war, so war sich Harry ziemlich sicher ein leichtes Amusement in seinen Augen aufblitzen gesehen zu haben. Doch dann wurde er wieder ernst.

„Warum sind Sie hier?“ fragte Snape den jungen Potter.

„Wo sollte ich sonst sein?“

„Ich hoffe inständig für Sie, dass mir da nichts entgangen ist aber meine Räumlichkeiten sind keines Falls selbstverständlich.“

„Verzeihen Sie Professor, aber Sie sind mir halb tot in die Arme gefallen. Ich hatte es als weniger schlimm für sie eingeschätzt, dass ich Sie verarzte als Sie einer Demütigung in Pink auszusetzten.“

Snapes Augenbraue verriet Harry, dass ihm diese Erklärung nicht reichte.

„Madame Pomfrey hat heute eine Fortbildung und ist nicht da. Umbridge ist ihre Vertretung. Glauben Sie mir, sonst lägen Sie längst im Krankenflügel.“ lautete sein Nachtrag.

„Dann war es eher Ihre eigene egoistische Wahl, welchem Übel Sie sich lieber aussetzten wollten. Offenbar war die Aussicht, sich eine halbe Nacht um die Ohren zu schlagen um mich zusammenzuflicken, attraktiver als 10 Minuten bei der Inquisitorin um mich abzuliefern. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll.“

„Für unser beider Leibliches Wohl: Fühlen Sie sich geschmeichelt.“

Snape schnaubte, beließ es aber dabei.

„Wieso haben Sie vor meiner Tür gestanden? Es war bereits Sperrstunde, als ich wieder kam.“

„Ausgerechnet DAS wissen Sie noch?“

Snape ging nicht darauf ein, sondern wartete geduldig auf eine Antwort. Harry fragte sich, ob das Offensichtliche für den Professor wirklich so abwegig war. Eine Zeit lang war nur die knisternden Flammen des Kamins zu hören.

„Weil ich mir Sorgen gemacht habe.“ wisperte er schließlich in die Stille hinein.

„Die meisten Schüler freuen sich darüber, wenn ich zu einem Termin nicht erscheine.“ antwortete Snape sarkastisch.

Harry atmete tief durch. Dieses Geständnis würde ihm nicht leicht fallen, aber es war Notwendig. Zumal es Ihrer beider Zukunft betraf.

„Professor, kurz bevor ich zu Ihnen gegangen bin, hatte ich einen Traum. Darin war ich Voldemort. Zumindest als Beobachter. Nachdem er eine arme Seele bewusstlos gefoltert hatte, rief er Sie zu sich und erwartete Informationen. Irgendwas haben Sie ihm gesagt. Ein bisschen Wischiwaschi, aber nicht die Wahrheit. Er war misstrauisch und fing an Sie zu quälen. Dann bin ich aufgewacht. Mit Schmerzen auf der Stirn und fast blind. Sagen Sie mir, war das wirklich nur ein Traum?“

Snape war während dieses Abrisses ziemlich blass geworden. Dieser Junge hatte das Todessertreffen miterlebt. Er hatte ihn, Severus Snape, in einer der gedemütigsten Situationen gesehen, die er je erlebt hatte. Scham und Wut überkam den Lehrer und er wollte aufbrausen, als ihm etwas anderes klar wurde.

Dieser Junge hatte sich um ihn gekümmert. Er hatte ihn verarztet und um sein Leben gekämpft obwohl er nicht wusste was passiert war. Zumindest dürfte ihm immer noch nicht alles klar sein, dafür war zu wenig Zeit vergangen um darüber nachzudenken. Potter wusste immer noch nicht mit Sicherheit auf welcher Seite Severus stand, nur ein Traum von dem er nicht ausschließen konnte, ob er wahr oder gesponnen ist und trotzdem ließ er diese Tatsache außer acht. Harry Potter hatte sich um Severus' Willen gesorgt und deshalb noch so spät vor seiner Tür gestanden. Diese Erkenntnis traf den Tränkemeister unvorbereitet.

„Ich bin mir ziemlich sicher Ihnen einen Blutbildungstrank verabreicht zu haben, wieso sehen Sie also so blass aus?“ fragte Harry lakonisch.

„Wenn Ihnen meine Motive nicht klar sind, wieso haben Sie mir das Leben gerettet?“ fragte Snape heiser. Um Fassung bemüht. Der Gryffindor überlegte, wie er darauf am besten antworten sollte.

„Ich habe beschlossen Ihnen zu vertrauen, Sir. Gerade weil Sie auf beiden Seiten... naja, unterwegs sind. Das kann ich bei Dumbledore nicht. Das sollten Sie mittlerweile auch einsehen. Und über Voldemort brauchen wir erst gar nicht zu reden.“

„Auf wessen Seite wollen Sie dann stehen Potter?“

Harry lächelte, weil er wusste, dass sein Lehrer nicht damit rechnen würde. Er hatte sich selbst erst während der Verarztung dazu entschieden. Und obwohl er es nicht begründen konnte, wusste er, dass er das Richtige damit tun würde.

„Auf Ihrer.“

Die Reaktion folgte auf dem Fuße.

„Bei Merlin! Vergessen Sie diesen Gedanken schnell wieder. Sie wissen nichts über mich.“

„Und doch vertraue ich Ihnen mehr als Dumbledore.“

der Tränkemeister bemühte sich gar nicht mehr, seine Fassung wieder zu finden. Offenbar hatte er Potter völlig falsch eingeschätzt. Niemals hatte er erwartet so hoch in seiner Gunst zu stehen. Dass dieser Junge die Charakteristika beider bestehenden Seiten durchschauen würde und sich zutraut einen gefährlichen Weg zu gehen. Einen den er selbst formte um für sich das Richtige zu tun. Nie hätte er gedacht, dass Potter anfängt, eigene Spielregeln aufzustellen.

„Nun Potter, erleuchten Sie mich. Was bewegt Sie dazu mir zu vertrauen?“

„Ich weiß nicht. Mein Bauchgefühl.“

Darauf folgte doch ein wenig Ernüchterung.

„Das Bauchgefühl, dass Sie ständig in Schwierigkeiten bringt?“

„Nein, das Bauchgefühl, das mich ständig aus Schwierigkeiten rettet.“

„Nachdem es Sie in Schwierigkeiten gebracht hat.“

„Sie werden es nicht müde, mir dieses zweifelhafte Talent ständig anzudichten.“

„Zweifelhaft, in der tat.“

Harry wusste, dass sich diese Bemerkung nicht nur auf sein Bauchgefühl bezog. Er beschloss, das Gespräch wieder zum Thema zu lenken.

„Dann erzählen Sie mir Ihre Geschichte. Überzeugen Sie mich, dass ich falsch liege. Oder richtig. Nachdem was heute passiert ist, ist es sowieso nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie damit rausrücken müssen. Und glauben Sie mir, ich finde Wege es anders herauszufinden. Das war mit Sicherheit nicht der einzige...Traum.“

Snape hätte wütend über die schon beinahe aufmüpfige Art sein müssen mit der Harry ihm heute Nacht begegnete. Aber seit heute war nichts mehr wie vorher. Die Umstände haben die beiden dazu gezwungen sich auf neuen Ebenen zu begegnen. Ihm war klar, dass er Harry sein Leben verdankte. Er schuldete ihm was. Und wie es aussah, kamen sowieso noch Okklumentikstunden auf sie zwei zu. Severus konnte den Gryffindor nicht in diesem Zustand lassen. Verdammtes Pflichtgefühl. Also entschloss er sich für die Wahrheit. Es war eh nur noch ein kleiner Schritt, bis Potter sich alles zusammengereimt hätte. Also erzählte er es ihm.

Die tiefe Freundschaft zu Lilly, der Cut dieser Freundschaft, sein Beitritt zum Lord, seinen Fehler die Prophezeihung zu ihm getragen zu haben, seine Motivation die Seiten zu wechseln, das Versprechen Harry zu schützen und anschließend seine Rolle als Doppelspion. Alles mit recht ausdrucksloser Miene, als würde er nichts Persönliches erzählen. Harry hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und ihm wurde die Bedeutung jener Worte Bewusst, die Snape sagte, als er gefragt hatte, ob er loyal zu Dumbledore stehe.

„Na, immer noch entschlossen entschlossen mir zu vertrauen?“ fragte der Tränkemeister bitter. Er war sich sicher, dass sein Schüler ihn mit anderen Augen sah. Jetzt da er wusste, dass er die Schuld an den Tod seiner Eltern trug. Das tat Harry allerdings. Mal wieder anders als Snape dachte. Ein verschlagenes Grinsen flog über sein Gesicht.

„Das kommt mir sogar ziemlich gelegen.“ gestand er.

Snape glaubte sich verhört zu haben. Lauernd sah er den jungen Potter an.

„Ich bin mir nicht ganz sicher, aber unter Zauberern herrscht doch eine Art Wiedergutmachung. Also aufgrund dessen steht es mir zu Ihre Unterstützung einzufordern, oder?“

Beinahe wäre dem Professor die Kinnlade nach unten geklappt.

„Sie sind sind gerade slytherinhafter als es je ein Slytherin war, wissen Sie das?“

„Aber ich zwinge Sie zu nichts. Eigentlich hatte ich vor, gar nicht gegen Voldemort zu kämpfen. Ich habe mir diesen Krieg nicht ausgesucht, aber wie es aussieht, muss ich so oder so gegen ihn antreten. Weil er mich immer suchen wird. Weil er, aufgrund der Prophezeiung, in mir seinen Erzfeind sieht.“ begann Harry seine Ausführung. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.

„Dumbledore ist nicht mehr der Alte. Ihre Erzählungen bestätigen, dass er früher anders war und jetzt etwas nicht mit ihm stimmt, und bis das nicht gelöst ist, ist er nicht vertrauenswürdig. Da sein Einfluss aber ziemlich groß ist, wird niemand dieser Tatsache ins Auge blicken. Mein Vorschlag ist eine eigene Seite. Dauerhaft oder temporär, das wird sich mit der Zeit geben. Für den Anfang nur wir beide.“

Harry hatte bewusst die Informationen ausgelassen, dass Albus von Umbridge manipuliert wurde. Auch wenn er Snape traute, konnte er noch nicht alles preisgeben, bis dieser dem Plan zustimmte.

Man sah dem Lehrer deutlich an, dass er darüber nachdachte. Aber anscheinend nagte der letzte Besuch beim Lord doch noch zu sehr an ihm, denn er fing an sich den Kopf zu massieren.

„Auch wenn ich Ihnen für ihre Dreistigkeit gerne eine Backpfeife geben würde, ist Ihr Vorschlag durchaus nicht dumm und hat etwas für sich. Dennoch nehme ich mir die Freiheit um Bedenkzeit heraus. Wenn es Sie beruhigt, schwöre ich Ihnen, kein Ton über dieses Gespräch zu verlieren.“

Harry schüttelte den Kopf.

„Es liegt genauso in Ihrem Interesse kein Wort über diese Nacht zu verlieren, wie in meinem.“

„Gut. Ein anderes Thema. Sie kommen morgen wieder. Die verpasste Stunde holen wir nach.“

Der abrupte Themenwechsel bescherte Severus einen verwirrten Blick.

„Ihr Verantwortungsbewusstsein in allen Ehren, aber sollten Sie sich nicht erst ein mal erholen?“

„Das Meiste ist verheilt. Der Rest ist nicht der Rede wert. Wenn ich wollte, könnte ich Sie unterm Arm nehmen und hochkant rausschmeißen.“

Harry erlaubte sich ein spitzbübisches Lächeln.

„Aber das werden Sie nicht tun, weil wir jetzt Freunde sind.“

Snape verzog das Gesicht, als hätte Lavander ihm ihre Liebe gestanden.

„Ja...“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2018-09-28T21:31:13+00:00 28.09.2018 23:31
Sehr gelungen, wie du allmählich die Charaktere entwickelst und die Situationen miteinander verknüpfst. Du ziehst einen immer mehr in deine Geschichte hinein und es macht Spaß, dir zu folgen. Der leichte Humor und deine wortgewandte Schreibweise haben absolutes Suchtpotenzial.
Von: abgemeldet
2017-12-18T00:19:57+00:00 18.12.2017 01:19
Ich habe gegen ende gedacht: "Das ist es. Genau so habe ich mir die Bücher vorgestellt." Nicht dass snape stirbt...buhuu... er ist der wahre held der Romanreihe.
Von:  luzia
2015-09-30T19:14:41+00:00 30.09.2015 21:14
Ja das Kapitel ist echt lang geworden! Aber hey... darüber freu ich mich :D
Voldi hat doch zu Snape gesagt, wenn du das überlebst, weiß ich, dass du nicht gelogen hast. Aber im Endeffekt wär er ja gestorben, wenn Harry ihm nicht verarztet hätte. Sprich Voldi nimmt an oder weiß dass Snape lügt. Was mich stutzig macht. Ist Poppy wirklich auf Fortbildung? Oder ist das eine Falle gewesen, damit Harry oder Snape in die Finder von Umbridge zu kommen? So haben sie sich jetzt gegenseitig einmal vor der Frau in Pink bewahrt.
Und wie zum Henker wusste Snape dass er nach Sperrstunde nach Hogwarts gekommen ist???
Die Szene mit den Kissenwurf musst ich mit zweimal durchlesen, beim ersten man streikte mein Hirn XD Ungewohnte Vorstellung ... wie schauts später mit einer Kissenschlacht aus? ;D
Diese "Art der Wiedergutmachung" kann Harry ja jetzt zweimal einfordern. Einmal weil Snape ja für den Tod seiner Eltern verantwortlich ist und weil Harry ihm
eben das Leben gerettet hat, oder? Oder dreimal, weil er veranlasst hat, dass Voldemort ihn auserwählt hat, gegen ihn zu kämpfen???
Das glaub ich Snape jetzt aber nicht, dass er ihn einfach so hochkant rausscheisen kann, dafür ist er noch zu geschwächt, glaub ich. Aber dafür musste Snape jetzt in den sauren Apfel beissen und ein Eingeständnis machen XD was irgendwie süß ist!
Antwort von:  Fabien
10.10.2015 20:42
Als Leser freue ich mich auch überlange Kapitel. Als Autor... Phu, Respekt an diejenigen die jedes mal soviel schaffen.
Voldemort hat jegliches Feingefühl für das Maß verloren. Ohne Harry, hätte er wohl keinen Tränkmeister mehr. Poppy ist wirklich auf Fortbildung. Sie wollte das schon immer, durfte aber nicht, weil sie die einzige Besetzung ist. Für Umbridge kam das aber trotzdem sehr gelegen.
Woher Snape wusste, dass es schon Sperrstunde war? Ich schiebs mal auf seine innere Uhr : )
Stimmt, Harry könnte die Wiedergutmachung mehrmals einfordern. Aber er kennt Snapes Geschichte. Das brächte er nicht übers Herz.

LG

Fabien
Von:  Omama63
2015-09-20T08:28:10+00:00 20.09.2015 10:28
Voldi sollte seine Methoden, einen Spion aus zu fragen, noch mal überdenken, denn wenn Harry nicht gewesen wäre, dann wäre Snape jetzt tot.
Harry scheint bei der Heilung alles richtig gemacht zu haben, sonst hätte Snape bestimmt noch einen Trank genommen.
Ich finde es süß, wie Harry sich um Snape gekümmert hat. Er hat ihn schon genau begutachtet. Severus hätte bestimmt nicht von der Demütigung in Pink geheilt werden wollen.
Jetzt sind sie schon mal Freunde und vertrauen sich.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht.

Lg
Omama63
Antwort von:  Fabien
20.09.2015 15:41
Und wöchentlich grüßt das Murmeltier! Freut mich, dass du wieder dabei bist : )
Voldemort hat jegliche Einschätzung darüber verloren, was ein Mensch verträgt. Er selbst ist ja kaum noch einer.
Stimmt auch wenn Harry unsicher war, hat er Snape vor dem Tode gerettet. Dieses Lob wird er aber dem Tränkemeister auch noch rausquetschen ; D
Jupp, nun ist eine Ebene geschaffen auf der sich beide begenen können. Mal sehen was sie daraus machen.

LG

Fabien


Zurück