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Smallville-Expanded - 02

Fatal Touch
von

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Training

Zwei Wochen zuvor...

 

Das afroamerikanische Mädchen und der Junge aus Deutschland standen sich im, noch spärlich eingerichteten, Trainingsraum gegenüber und sahen sich lächelnd an. Beide trugen Trainingshosen und ein Trägerhemd. Der Junge in blauen Farben, das Mädchen in Schwarz und Rot. Beiden Jugendlichen sah man an, dass sie sich sportlich sehr engagierten. Während die Statur des Mädchens die einer Leichtathletin war, merkte man dem Jungen sehr deutlich an, dass er Kampfsport bevorzugte.

Am Vortag waren sie gemeinsam beim Spiel der Schulmannschaft im American-Football gewesen. Für beide war der Tag sehr schön gewesen und im Anschluss hatte Christian von Falkenhayn, der bei den meisten Einwohnern von Smallville nur unter dem Namen Chris Falken bekannt war, das Mädchen nach Hause gebracht.

Alicia Sterling hatte ihn zum Abschied auf die Wange geküsst, und dasselbe hatte auch Christian bei ihr getan. Sie gehörte zu den wenigen Personen, die wussten, wer er wirklich war, und warum diese Tarnung für ihn notwendig war. Irgendwie hatte sie es, als sie später in ihrem Bett gelegen hatte, bedauert, dass sie beide sich nicht mehr getraut hatten. Aber was nicht war konnte ja noch werden...

Zu Beginn hatten sie einige Streck- und Dehn-Übungen gemacht. Jetzt blickten Alicias dunkle, fast schwarze Augen fragend in die strahlend blaue Augen des Jungen, und neugierig fragte das Mädchen: „Bekomme ich keine Handschuhe, Chris?“

„Für dieses Mal brauchen wir keine“, erklärte der Blonde und fügte an: „Für heute beginnen wir ganz ruhig und üben zuerst das Atmen und dann den richtigen Stand, bevor es dann beim nächsten Mal richtig zur Sache geht.“

„Ich kann schon atmen“, grinste Alicia augenzwinkernd.

„Nicht so“, widersprach Christian ernsthaft. „Bitte etwas mehr Ernsthaftigkeit und Respekt vor der Philosophie des Muay Thai.“

„Komm schon, das war ein Scherz.“

„Damit scherzt man nicht“, meinte Christian ironisch, erwiderte aber ihr vorheriges Zwinkern, was seinen Worten die Spitze nahm. Dann begab er sich hinter Alicia, die ihm mit ihrem Blick folgte.

„Nimm bitte den Kopf geradeaus und schließe deine Augen“, verlangte der Junge.

Alicia zögerte einen Augenblick, bevor sie der Bitte nachkam. Sie zuckte kurz zusammen, als Christian seine Hände sanft auf ihre Schultern legte. Dann entspannte sich ihre Haltung langsam und sie hörte die leise Stimme des Jungen.

„Sehr gut, Alicia. Habe keine Angst und stelle dich innerlich deinen Dämonen, auch wenn es vielleicht anfangs Überwindung kostet. Und jetzt mache dich von allem was dir durch den Kopf geht frei und atme langsam durch die Nase ein, und durch den Mund aus. Einatmen... Und ausatmen... Und einatmen... Und ausatmen...“

Alicia kam das Ganze im ersten Moment etwas lächerlich vor, doch sie kam den Aufforderungen des Jungen nach. Und ganz allmählich spürte sie, wie sich alles in ihr löste. Eine seltsame Ruhe überkam sie, und sie hörte nur noch die einschmeichelnde Stimme des Jungen. All der Druck, der letzten Tage wurde etwas schwächer und ohne dass sie es bewusst bemerkte straffte sich ihre gesamte Haltung.

„Das machst du sehr gut“, lobte Christian sie nach einer geraumen Weile und ließ ihre Schultern los. Dann stellte er sich wieder vor sie und blickte direkt in ihre Augen. „Jetzt werden wir uns über den richtigen Stand und einige Grundsätzlichkeiten unterhalten.“

Hatte Alicia das Training am Beginn noch ziemlich locker gesehen, so war sie nun mit Konzentration bei der Sache. Christians Worte schienen fast etwas Hypnotisches zu besitzen. Und das faszinierte sie.

„Okay, Alicia, stelle dich nun seitlich zu mir, die Füße etwa schulterbreit auseinander, und die linke Schulter mir zugewandt. Damit verkleinerst du dein Profil und der Gegner hat es schwerer dich zu treffen.“ Der Junge korrigierte die Fußhaltung etwas und sagte dann: Hebe jetzt zur Verteidigung deine Hände und balle sie zur Faust. Achte darauf, dass deine Daumen dabei nicht vor Zeige- und Mittelfinger liegen, sondern mit den Spitzen seitlich am Zeigefinger. Gut den linken Arm etwas weiter vor und die Rechte etwas höher.“

Alicia kam seinen Kommandos nach.

Christian schritt zu ihr und bewegte ihre linke Hand an eine Position, die sich aus ihrer Sicht auf Höhe ihrer rechten Schläfe befand. Dabei erklärte er: „Die meisten deiner Gegner werden mit Rechts zuschlagen. Deshalb zwinge sie, wenn sie dein Gesicht treffen wollen, mit ihrem Arm an dieser Seite deines linken Arms vorbei, damit du ihn nach Außen abwehren kannst. Damit ist dein Gegner dann für deine Gegenattacke ungedeckt.“ Der Junge bemerkte die Anspannung des Mädchens und meinte: „Zu dieser ersten Abwehr, die für viele Gegner bereits abschreckend wirkt, kommen wir gleich noch – jetzt umkreise ich dich erst einmal langsam und du wirst mir in dieser Verteidigungshaltung immer dein kleinstes Profil zu weisen, okay?“

„Okay, Chris.“

Langsam schritt Christian nun, wie ein lauernder Panther um das Mädchen herum. Dabei fiel es ihm schwer konzentriert zu bleiben, denn Alicias Anblick gefiel ihm über alle Maßen gut. Nach einer kompletten Umrundung nickte er zufrieden. „Das war für den Anfang schon sehr gut. Jetzt kommen wir zur Praxis, damit diese erste Trainingseinheit nicht zu trocken für dich wird.“

Die Anspannung stand Alicia ins Gesicht geschrieben. Sie beobachtete, wie Christian näher kam, ihre Haltung nochmal leicht korrigierte und wieder etwas auf Abstand ging. „Okay, wir gehen die Bewegungen zuerst ganz langsam durch. Ich simuliere dabei später mit meiner rechten Hand einen Faustschlag gegen dein Gesicht. Du wirst meinen Arm mit dem Rücken deines linken Arms nach außen weg schlagen und dann versuchen meinen Solarplexus zu treffen.“ Er legte seine Hand auf die entsprechende Stelle seines Oberkörpers. „Diesen Punkt zu treffen ist wirkungsvoller, als ein Schlag in das Gesicht deines Gegners, und für dich als ungeübte Person einfacher.“

Alicias Herzschlag beschleunigte sich, als Christian nun dicht hinter sie trat. Er legte seine Hände um sie herum an ihre Unterarme. „Sobald du die Abwehrbewegung mit dem linken Arm ausgeführt hast, machst du mit Rechts einen Schritt nach vorne und führst dabei, mit deinem gesamten Körper den Schlag mit Rechts aus. Wir gehen nun langsam den gesamten Bewegungsablauf durch.“ Dabei führte der Junge langsam den linken Arm zur Seite. Als er ihren rechten Arm nach vorne führte, machte sie den Schritt vor und führte den Schlag gegen einen imaginären Gegner so aus, wie Christian es ihr erklärt hatte.

„Okay, das war in Ordnung soweit.“ Christian stellte sich nun wieder vor sie und forderte: „Ausgangsstellung.“ Er nickte zufrieden und fuhr fort: „Jetzt werden wir den Ablauf üben, wobei ich den Gegner darstelle. Zuerst genauso langsam, wie zuvor, dann langsam immer schneller. Und lenke deine rechte Faust gegen die Stelle meines Oberkörpers, die ich dir eben gezeigt habe.“

Alicia nickte und ihre Züge wirkten dabei gleichermaßen angespannt und entschlossen. Als Christian wie in Zeitlupe seine rechte Faust nach vorne führte, wehrte sie seinen Arm, wie vorher gezeigt nach außen ab und sie führte ihre Rechte bis dicht vor die Brust des Jungen.

Der nickte und meinte: „Du solltest meinen Angriff etwas eher abfangen, ansonsten war das nicht schlecht. Wir gehen es jetzt durch, wobei ich jedes Mal etwas schneller werden werde, okay. Bleibe einfach konzentriert und erschrecke nicht, wenn wir das später immer schneller machen, ich haue ja nicht wirklich zu. Dir passiert also nichts.“

Alicia nickte angespannt.

Sie gingen nun die Übung immer wieder durch, wobei Alicia jedes Mal mehr Vertrauen in sich selbst bekam und ihr die Bewegungen nach und nach in Fleisch und Blut übergingen. Gleichsam fühlte sie sich dabei immer sicherer und bekam ein Gefühl für die richtige Haltung ihres Körpers. Schneller und schneller übten sie, wobei die Spannung etwas von dem Mädchen abfiel.

Christian bemerkte dies nicht, als er, mittlerweile etwas über dem Durchschnitt eines guten Angreifers liegend, seinen nächsten simulierten Angriff ausführte.

Alicias etwas nachgelassene Spannung verursachte in ihr instinktiv das Gefühl, seine Attacke könne sie diesmal treffen. Sie wehrte den Angriff mit aller Entschlossenheit ab und vergaß dabei, ihren eigenen Angriff rechtzeitig zu stoppen. Voll durchziehend traf sie Christian auf den Solarplexus. Der unvorbereitete Junge taumelte einige Schritte zurück, umschlang seinen Oberkörper und krümmte sich zusammen.

Obwohl Alicia gespürt hatte, dass sie Christian hart getroffen hatte, dachte sie bei seinem Anblick zuerst, er würde scherzen. Erst als er mit tränenden Augen und gerötetem Gesicht zu ihr aufsah und heiser krächzte: „Das... hat gepasst...“, wurde Alicia bewusst, dass er nicht simulierte. Schnell kam sie zu ihm und fragte erschrocken: „Oh Gott, Chris, was habe ich angerichtet?“

Sich langsam wieder aufrichtend schnappte der Junge nach Luft und nach einer Weile normalisierte sich seine Gesichtsfarbe und sein Atemrhythmus wieder. Er lächelte gezwungen, wobei er die Tränen abwischte und immer noch etwas heiser meinte: „Ich schätze, du hast das Grundprinzip erfasst, Alicia. Da war ordentlich Musik drin.“

Während sich der Blonde die Brust rieb, legte Alicia ihre Hand auf seine und blickte ihn schuldbewusst an. „Das wollte ich nicht, aber ich war bei deinem letzten Angriff etwas überrascht und dachte, du würdest mich treffen.“

Christian lächelte, nun etwas befreiter. „Und du hast sehr schnell und instinktiv reagiert. Aber bitte vergiss nächstes Mal nicht, dass ich einer von den Guten bin. Für heute reicht es, würde ich sagen.“

Alicia nickte, erleichtert, dass es Christian wieder besser ging, und sie ihn nicht ernsthaft verletzt hatte. Sie blickte ihn an und schien auf etwas zu warten.

Christian, der den Blick bemerkte, ließ sie einen Moment lang schmoren. Natürlich hatte er ihr gestriges Gespräch nicht vergessen, in dem er versprochen hatte, sie heute beim Training um ein offizielles Date zu bitten. Als er bemerkte, dass sie unruhig zu werden begann, lächelte er offen und fragte: „Kannst du reiten, Alicia?“

„Hey, wer von uns beiden ist auf einer Farm aufgewachsen? Wir hatten früher sogar eigene Pferde, doch vor drei Jahren mussten meine Eltern sie verkaufen. Seitdem komme ich nur noch sehr selten zum Reiten.“

Christian lächelte zufrieden. „Was würdest du sagen, wenn wir uns nächste Woche zu einem längeren Ausritt verabreden? Mein Onkel und meine Tante besitzen einige sehr schöne Reitpferde. Wie wäre es am nächsten Dienstag?“

Alicias Augen begannen zu leuchten. „Das wäre toll, Chris. Aber sag einmal: Wo hast du denn das Reiten gelernt?“

Christian erklärte: „Die Eltern von einem meiner Schulfreunde besitzen einen Bauernhof, mit angrenzendem Hotel und Restaurant. Sein Vater brachte mir bei, wie man reitet und später sind wir dann regelmäßig ausgeritten. Leider kann man in den Hagener Wäldern nur sehr spärlich mal im gestreckten Galopp reiten, und auch nur über kurze Strecken. Und die Weiden, die zu dem Bauernhof gehören sind nicht so weitläufig.“

Alicia blickte etwas irritiert und fragte: „Was ist ein Bauernhof.“

„Ach so. Ich meinte natürlich eine Farm.“

„Also so nennt ihr das in Deutschland“, stellte Alicia fest. Dann trat sie ganz dicht an den Jungen heran und legte ihre Hände auf seine Schultern. Dabei sagte sie vage lächelnd: „Gestern Abend, da habe ich mich nicht getraut, das zu tun.“ Sie legte ihre Lippen auf seine, bevor Christian fragen konnte, wie sie ihre Worte gemeint hatte.

Er erwiderte ihren Kuss und legte dabei, beinahe vorsichtig, seine Arme um sie. Erst nach geraumer Weile wagte er es sie fester an sich zu ziehen.

Ein wohliges Gurren des Mädchens war die Antwort darauf. Sie versank ganz in dem Kuss, von dem sie gehofft hatte, dass er genau so sanft und liebevoll von Chris erwidert werden würde. Auch sie schlang fest ihre Arme um Christian, wobei sie sich wünschte, dieser erste Kuss zwischen ihnen würde niemals enden. Die Zeit schien stillzustehen, und als sie sich schließlich doch widerstrebend von ihm löste, da war ihr, als erwache sie aus einem rosaroten Traum. Verliebt sah sie in die Augen des Jungen und sagte leise: „Das hätte ich nie gedacht, als ich vor der Schule so garstig zu dir war.“

„Du wirst es kaum glauben, aber ich auch nicht.“

Alicia gab ihm einen sanften Nasenstüber. „Nicht ganz so ironisch bitte.“

Christian lachte vergnügt. „Gewöhne dich lieber daran, mein Engel.“ Dann küsste er sie, bevor sie Einspruch erheben konnte. Als er sich wieder von ihr löste, meinte er leise: „Komm, ich zeige dir das Gästebad.“



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