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Star Trek - Icicle - 01

Das Transwarp-Netz
von

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Entführt

Logbuch der U.S.S. ICICLE

Lieutenant-Commander Jörn Harling

Sternenzeit: 58401.7

 

Die U.S.S. ICICLE ist nur noch eine Stunde von dem unbekannten G3-Stern entfernt. Unsere letzter Tiefenscann ergaben, dass der orange-gelbe Hauptreihenstern etwa den 1,3-fachen Durchmesser der irdischen Sonne besaß und von fünf Planeten umlaufen wurde, wobei es sich bei Nummer Zwei möglicherweise um einen Planeten der Minshara-Klasse handelte. Sobald das Schiff außerhalb der fünften Planetenbahn unter Warp geht, werde ich dass mit Hilfe der Wissenschaftlichen Instrumente meiner Station ganz genau in Erfahrung bringen. Bisher traten die, von meinem Kollegen auf der ENDEAVOUR angemessenen Subraumanomalien nicht erneut auf, und so war ich bisher nicht in der Lage, ihre genaue Herkunft zu ermitteln. Captain Dheran verließ die Brücke an unserem letzten Orientierungspunkt, um, wie es scheint, noch etwas fehlenden Schlaf der vergangenen Woche nachzuholen, während Commander Mancharella sich, vor einer halben Stunde, mit Commander Kunanga in ihren Bereitschaftsraum zurückgezogen hatte um mit ihm über einen eventuellen Einsatz seines Geschwaders zu sprechen...

 
 

* * *

 

Gleich nachdem die U.S.S. ICICLE von Warp auf Impuls-Geschwindigkeit zurück fiel, begann das gesamte Schiff zu vibrieren. Lieutenant-Commander Harlings Finger umkrampften die Lehnen des Kommandosessels, während er mit ruhiger Stimme sagte: „Lieutenant Farok, gehen Sie auf Alarmstufe Gelb. Schutzschilde auf Maximum. Bericht: Was zeigen ihre Scanner an ?“

„Aye, Sir. Eine Subraumschockwelle vom zweiten Planeten des Systems. Diese Wellenmuster sehe ich jedoch zum ersten Mal. Achtung die Störungen werden stärker...“

Bevor der Chefwissenschaftler der ICICLE reagieren konnte, wurde das Schiff erneut erschüttert. Endlich löste sich Jörn Harling aus seiner Starre, aktivierte seinen Kommunikator und sagte laut: „Lieutenant-Commander Harling an Captain Dheran, bitte dringend auf die Brücke kommen.“

Eine Weile passierte gar nichts, während die Vibrationen nachließen. Schließlich wiederholte Harling seine Aufforderung an den Captain, doch auch diesmal erhielt er keine Antwort. Mit einem ganz und gar unguten Gefühl fuhr sich der Wissenschaftler über den bereits früh kahl gewordenen Schädel und erkundigte sich schließlich: „Computer, ermittle den Aufenthaltsort von Captain Dheran.“

„Captain Dheran befindet sich nicht an Bord“, meldete die einschmeichelnde Computerstimme leidenschaftslos.

„Bestätigung“, rief Harling erregt aus und glaubte eine eisige Hand greife nach seinem Herzen.

„Bestätigt“, meldete der Computer gleich darauf.

Harling überlegte nicht lange sondern rief zu Commander Mancharella durch. Auch hier wartete er vergeblich auf eine Antwort.

„Computer, Vollständigkeit der Besatzung feststellen“, wies Harling mit brüchiger Stimme an.

„Überprüfung ergab, dass sieben Besatzungsmitglieder fehlen“, kam die Antwort des Computers. „Bei den übrigen Vermissten handelt es sich um: Commander Mancharella, Commander Kunanga, Lieutenant-Commander Leandros, Lieutenant-Commander Maray, Lieutenant Lazar und Ensign Corin.“

Der folgende Ausdruck, den Harling benutzte war gar nicht fein. Noch während er versuchte sich zu beruhigen, zirpte sein Kommunikator.

Es war unverkennbar die tragende Stimme des baumlangen, kanadischen Chefingenieurs, der sich bei ihm erkundigte: „Was, zum Geier, geht denn da oben bei ihnen vor? Wir haben das Schiff gerade erst wieder zusammengeflickt und ich will verdammt sein, wenn ich es mir schon wieder auseinander nehmen lasse. Haben Sie den Captain schon aus dem Bett geschmissen?“

„Halten Sie sich fest Chief, aber der Captain befindet sich nicht mehr an Bord“, versetzte der Wissenschaftler.

Ein Schnaufen des Chief war die Antwort. Dann donnerte seine Stimme ironisch: „Was soll das heißen: Der Captain ist nicht mehr an Bord? Stellen Sie sich mal vor, wir hätten den Alten verloren...?“

„Genau das trifft den Kern der Sache. Und mit ihm vermissen wir sechs weitere Offiziere des Schiffes. Sie, Sir, sind zusammen mit Lieutenant-Commander Tal´Inuray Filiz, von den MACO´s, momentan die Ranghöchsten und dienstältesten Offiziere an Bord. Was also schlagen Sie vor?“

„Roter Alarm, Mister Harling. Informieren Sie Lieutenant-Commander Filiz und beordern Sie sie auf die Brücke, ich bin in Kürze bei Ihnen, Ende.“

Harling blickte, noch immer erschüttert darüber, wie es hatte passieren können, dass sie sieben Offiziere verloren hatten, über die Schulter hinweg zu dem Leitenden Taktischen Offizier. „Sie haben es gehört, Mister Farok: Alarmstufe Rot.“

Mit unbeteiligter Miene bestätigte der Vulkanier und gleich darauf tönte der allseits gefürchtete Alarmton durch die ICICLE, der wieder einmal unruhige Zeiten ankündigte...

 
 

* * *

 

Noch immer fassungslos drehte sich Tar´Kyren Dheran um seine eigene Achse und versuchte zu begreifen wie er an diesen mehr als seltsamen Ort geraten war. In dem dichten, wallenden Nebel der ihn umgab konnte er kaum zwei Meter weit sehen. Wenn es überhaupt Nebel ist, dachte der athletische Andorianer nüchtern, denn eine solche Waschküche, wie Valand Kuehn, sein bester Freund seit Akademietagen dichten Nebel stets zu nennen pflegte, hatte er bisher noch nie erlebt. Außerdem war der Untergrund schneeweiß und fühlte sich unter seinen nackten Füßen warm an, gerade so als wäre unter ihm eine Heizung angebracht. Dheran machte zwei vorsichtige Schritte nach vorn, wobei dies ein rein subjektives Gefühl war denn in diesem undurchdringlichen seltsam hellen Nebel ließ sich nicht feststellen in welche Richtung man sich wirklich bewegte.

Der Captain der ICICLE sah kurz an sich herab und empfand die Situation als geradezu lächerlich. Lediglich mit einer schwarzen Pyjamahose und einem Slip, den er darunter trug, bekleidet schritt er, quasi blind, durch diese völlig unwirkliche Gegend in der es so still war, dass er das Blut in seinen Ohren rauschen hören konnte.

Das Letzte, an dass sich der Andorianer erinnern konnte war, dass er sich zum schlafen in sein Bett gelegt und seine Augen geschlossen hatte. Dheran verschwendete keine Zeit mit fruchtlosen Überlegungen wo sich dieser Ort befand, oder was der Grund seine Hierseins sein mochte. Er war es gewohnt Tatsachen zu akzeptieren; auch dann wenn sie ihm nicht gefielen, und eine Tatsache war es nun einmal dass er hier war. Zumindest dessen war er sich sicher denn er hatte sich sicherheitshalber in den Arm gekniffen und schmerzhaft feststellen müssen dass er nicht träumte.

„Bei der farblosen Kreatur des Mysteriums, wenn das doch ein Traum ist dann aber ein sehr intensiver”, murmelte er in Gedanken, teils um sich selbst etwas zu beruhigen, teils um diese merkwürdige Stille zu durchbrechen. Er erschrak, als übergangslos, so als wären seine Worte das Stichwort gewesen, eine andere Stimme im Nebel aufklang.

„Na, Gott sei Dank, ich bin doch nicht völlig allein hier!”

Diese Stimme schien Dheran bekannt zu sein, auch wenn es ihm nicht sofort gelang sie einzuordnen. Aber die Stimme war weiblich gewesen, soviel stand fest. Er versuchte die ungefähre Richtung zu ermitteln, aus der die Worte gekommen waren. Gefühlsmäßig vermutete er, dass der Sprecher nicht weiter als zwanzig Meter entfernt war, obwohl er sich in diesem Nebel durchaus verschätzen konnte.

„Hallo, sagen Sie etwas damit ich Sie finden kann!” rief er in die Richtung, in der er den Fremden vermutete. Im nächsten Moment fuhr er herum, als eine offensichtlich belustigte Stimme direkt hinter ihm meinte: „Na, Sie schauen aber in die falsche Richtung, Captain.”

Der Andorianer gab ein unwilliges Brummen von sich, und blickte über die Schulter hinweg in das grinsende Gesicht von Victoria-Sarafina Leandros, der Ärztin seines Schiffes. Bei seinem ersten Besuch auf der Krankenstation der ICICLE hatte sie ihn mit den Worten empfangen: Wenn mich Freunde Sara nennen ist das okay – wer mich jedoch Vicky nennt wird klistiert.

Dheran war sicherlich alles andere als feige, aber selbst er hatte es bisher nicht darauf ankommen lassen. Ihre gerade Nase und die klassisch zu nennenden Gesichtszüge verrieten ihre griechischen Vorfahren. Die tief-braunen Augen der Ärztin musterten den Captain belustigt, gerade so, als sei überhaupt nichts geschehen, bevor sie meinte: „Na, Sie hat man anscheinend im ungünstigsten Moment hierher gebracht.“

Der Captain grinste schief und erwiderte: „Ich bin ganz Ihrer Meinung aber es hätte schlimmer kommen können.” 

„Noch schlimmer?” Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr schulterlanges, haselnussbraunes Haar.

„Das war der erste Satz von Ihnen, der nicht mit Na begann”, bemerkte Dheran, halb ironisch, halb belustigt, um dann auf die Frage der Ärztin einzugehen: „Zum Beispiel hätte ich in der Badewanne sitzen können.”

Der Lieutenant-Commander lachte bei dieser Vorstellung. „Ich schlage vor, dass wir uns etwas umsehen. Wer weiß wie lange wir an diesem verrückten Ort sein werden. Haben Sie sich bereits Gedanken gemacht, wo wir hier sein könnten?”

„Keine die zu einem brauchbaren Ergebnis geführt hätten”, entgegnete der Andorianer und seine Antennen neigten sich dabei nach innen, stets ein Zeichen von Verdruss. Er akzeptierte stillschweigend den Vorschlag seines Gegenübers obwohl eigentlich er der Ranghöhere war.

Fast im gleichen Moment hörten sie ein helles Lachen, welches weniger überheblich, als nachsichtig klang. Erst nach einigen Augenblicken realisierten die beiden Männer, dass dieses Lachen nicht hörbar gewesen war, sondern lediglich in ihren Köpfen Form angenommen hatte.

Mein Name ist Viária Al-Ghorm. Ich habe euch auf eine andere Existenzebene geholt, sagte die Stimme in ihnen. Ihr seid hier, weil wir eure Hilfe benötigen. Doch zuerst müssen wir euch testen, damit wir sicher sein können, dass ihr geeignet seid. Diese Tests erfordern mehr, als bloßes Nachdenken, und falls ihr sie nicht besteht, werdet ihr ohne Erinnerung an diese Ereignisse Zuhause aufwachen.

„Na, toll”, entfuhr es Victoria Leandros. „Möchte uns vielleicht mal jemand verraten, worum es überhaupt geht? Ich verstehe nämlich rein gar nichts.”

Wir brauchen eure Hilfe, damit ihr nicht nur großes Unheil von unserem Volk, sondern von allen zivilisierten Völkern dieser Galaxis, abwendet. Falls ihr die folgenden Tests besteht, werdet ihr alles erfahren, was ihr wissen müsst.

Die beiden Offiziere blickten sich schweigend an, als ihnen bewusst wurde, was Viária Al-Ghorm ihnen mit diesen wenigen Worten gesagt hatte. Das Wesen hatte von allen zivilisierten Völkern gesprochen, was ein bezeichnendes Licht auf die Komplexität dessen warf, was auch immer man von ihnen erwartete. Doch wie sollten sie beide allein eine solche Aufgabe bewältigen können?

„Na, das sind ja goldige Aussichten”, knurrte die Ärztin verdrießlich. „Ich hoffe nur es geht bald mal los.”

Bereits im nächsten Moment bereute sie ihre Worte.

Die Umgebung änderte sich abrupt.

Plötzliche Dunkelheit umgab die beiden Offiziere und sie hatten das Gefühl, ihre Körper würden schweben. Hatten sie überhaupt noch einen Körper? Sie konnten es nicht sagen, doch sie empfanden die eisige Kälte die sie umgab, in diesem seltsamen Universum ohne Sterne. Nach einer Weile erblickten die beiden Offiziere andere Gestalten, halb transparent, die ihnen näher kamen. Tar´Kyren Dheran schätzte ihre Zahl auf etwa fünfzig. Einige von ihnen erkannte er sofort wieder, denn es handelte sich um Offiziere und Crewmen seiner Besatzung.

Plötzlich wurde in diesem seltsamen schwarzen Kosmos ein Licht geboren. Glühende Nadeln schienen in Dherans Körper einzudringen. Er schrie, und die Schreie aus fünfzig Kehlen antworteten ihm. Dann implodierte der Lichtball und zog ihn, mit irrwitziger Geschwindigkeit, in sich hinein.

Der Schmerz ebbte schnell ab und der andorianische Captain hatte das Gefühl, wie durch Watte zu schweben.

Um sich herum sah er die halb transparenten Gestalten der Anderen. Er hörte flüsternde Stimmen in sich, während er versuchte Victoria Leandros wiederzufinden, und begriff plötzlich, dass er SIE war… 

…Er war… SIE…!

…SIE waren… EINS!!!

Sie waren fünfzig Seelenfragmente in einem Körper; in einem Gefängnis!

Verwirrt rief er den Namen der Ärztin; ein Ruf, wie aus fünfzig Kehlen, und fünfzig Stimmen antworteten ihm. Er wurde halb wahnsinnig bei dem daraufhin entstehenden Chaos, als eine einzelne Stimme sich plötzlich hervorzuheben begann.

„Ich bin… Victoria! Ich bin… Victoria!”

Immer wieder wiederholte diese Stimme diesen einen Satz.

Eine zweite Stimme hob sich hervor, diesmal eine unzweifelhaft männliche.

„Ich bin… Namoro! Ich bin… Namoro!” Auch er wiederholte immer wieder diesen Satz.

„Ich glaube es euch ja endlich spottete die Stimme von Commander Mancharella und verstummte abrupt. Dann sagte sie langsam: „Ich bin… Pasqualina! Ich bin… Pasqualina!“

Der Captain begriff fast im selben Moment. Dies schien die einzige Möglichkeit zu sein, ihre Seelenfragmente wieder zu ordnen. Mit fester Stimme fiel er in den Chor ein.

Nur wenige Augenblicke später zerriss die, sie umgebende Helligkeit und sie standen, zu viert, in einer weiten, leeren Halle, deren schwarze Wände halb verspiegelt waren; ebenso wie der Boden. Diesmal war der glatte Untergrund unangenehm kalt. Aber sie waren nicht allein. Jeder der Vier stand einer Person gegenüber die ihm, bis aufs Haar glich.

Tar´Kyren Dheran beäugte fasziniert sein Double, dass wiederum ihn mit hasserfülltem Blick anstarrte.

„Du bist nicht der echte Tar´Kyren Dheran!” schrie das Ebenbild des Captains. „Du bist nicht ICH!”

Die Augen des Andorianers weiteten sich. Verwirrt starrte er sein Gegenüber an. Verdammt, er war doch hier, oder etwa nicht?

„Verschwinde!” entgegnete der Captain scharf. „Ich bin der echte Dheran. Du bist nichts weiter als eine Einbildung!”

„DU bist nicht der ECHTE Dheran!” schrie sein Double zurück. „Es wird dir nicht gelingen, MICH zu verdrängen!”

Ohne Vorwarnung wurde der Captain von seinem Double angegriffen und zu Boden geworfen. Er bekam kaum noch Luft, als sein Spiegelbild ihm an die Kehle ging und wehrte sich verzweifelt gegen diesen, scheinbar unbezwingbaren, Feind. Je stärker er sich wehrte, desto kräftiger drückte sein Spiegelbild ihm die Kehle zu. Fast zu spät bemerkte der Captain, worauf dieser Test hinauslief. Röchelnd ließ er von seinem Gegner ab und entspannte seinen Körper.

Im nächsten Moment verschwand sein Double. Es löste sich scheinbar in Luft auf. Dheran hustete keuchend und betastete seinen schmerzenden Hals, während er gierig nach Luft schnappte. Erst als Pasqualina Mancharella ihm ihre Hand reichte und ihm vom Boden auf half, kam er dazu, sich genauer zu orientieren.

Außer der Bordärztin und seinem XO stand ein hünenhafter, ebenholzschwarzer Mann vor ihm. Dheran erkannte in ihm Commander Kunanga, den CAG der Jagdverbände auf seinem Schiff.

„Hoffentlich sind Sie nicht ernsthaft verletzt worden”, bemerkte Commander Mancharella etwas blass im Gesicht.

„Keine Sorge, ich fühle mich großartig”, erwiderte der Captain krächzend und hustend. Er bemerkte ihr Schmunzeln als sie ihn musterte und kam ihrer Bemerkung zuvor indem er hinzufügte: „Wie Sie sicherlich schon erkannt haben, hat man mich in einem relativ ungünstigen Moment hierher geholt. Ich hoffe nur, dass mir niemand auf die Füße latscht, so lange ich barfuß herumlaufen muss. Außerdem verbiete ich jeden weiteren anzüglichen Blick oder dumme Bemerkungen, dass ist ein Befehl.”

Victoria Leandros grinste den Captain offen an.

Im nächsten Moment veränderte sich die Umgebung erneut und die Gesichtszüge der Ärztin wurden übergangslos ernst.

„Es scheint weiter zu gehen”, bemerkte Dheran und sah sich um.

Die schwarze Halle war verschwunden und hatte einem, etwa fünfzig Quadratmeter großen, sechseckigen Raum Platz gemacht, dessen Decke etwa fünf Meter hoch war. Der gesamte Raum war leuchtend gelb und mit einer sechseckigen Wabenstruktur gemustert. Obwohl es angenehm hell war, konnte der Captain keine einzige Lichtquelle entdecken.

Eines der Sechsecke fuhr aus dem Boden aus und bildete eine Art Podest, von einem Meter Höhe. Gleich darauf leuchtete die Oberfläche des Sechsecks in mattem Weiß auf und die bekannte Stimme Viária Al-Ghorm´s klang in ihnen auf.

Ihr müsst alle Vier auf dem Podest stehen aber Keiner darf den Boden verlassen, um weiter zu kommen.

„Na, wie soll denn das gehen?“ fragte die Ärztin mit wenig geistreichem Gesicht.

Nachdenklich blickte Dheran auf die matt-weiße Oberfläche und neugierig legte der Captain seine rechte Hand auf die Oberfläche. Als er sie wieder weg nahm blieb sein Handabdruck, schwarz auf der Oberfläche zurück. Es dauerte eine halbe Minute, bis der Abdruck verschwand.

„Interessant, aber nutzlos“, kommentierte Kunanga bissig. „Was kann noch damit gemeint sein, wenn es heißt: Wir alle müssen auf dem Podest stehen, und keiner von uns darf den Boden verlassen? Das ist doch eine physikalische Unmöglichkeit“ Fragend blickte er zum XO doch die zuckte nur mit den Schultern um anzudeuten, dass auch sie sich nicht vorstellen konnte, wie dieses Rätsel zu lösen sei.

Der Andorianer war drauf und dran es seinem XO nach zu tun, als sich plötzlich sein Gesicht aufhellte und er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug. „Das ganze ist nichts weiter, als ein Wortspiel.“ Er blickte in die verständnislosen Gesichter seiner Begleiter und malte mit ihrem Finger einen Strich auf die Podestoberfläche, bevor er erklärte: „Mit WIR sind nicht wir selbst gemeint, sondern unsere Namen. Wir schreiben alle vier gleichzeitig unsere Namen auf die Oberfläche, das ist alles.“

Die anderen schauten ihn ungläubig an, nicht wahr haben wollend, dass es so einfach sein sollte. Dheran winkte sie an das Podest heran. „Dann los!“

Sie begannen, so schnell sie konnten ihre Namen auf die Oberfläche des Podestes zu schreiben. Danach traten sie vom Podest zurück und warteten, bis ein heller Gongton den Raum erfüllte.

Der Podest wurde wieder gelb und versank langsam in den Boden. Gleichzeitig öffnete sich ein, bis dahin nicht erkennbares, Schott.

Kunanga nickte dem Captain anerkennend zu.“Das nennt man wohl einfache Logik”

„Erzählen sie das mal Lieutenant Farok.“

„Na, dann auf ins nächste Abenteuer”, meinte Victoria Leandros und schritt als Erste in den angrenzenden Raum, der in sanftes oranges Licht getaucht war.

Kaum hatte Dheran, als Letzter, den Raum betreten, als sich das Schott hinter ihnen lautlos schloss.

„Na, das heißt ja dann wohl, immer weiter geradeaus”, stellte die Bordärztin nüchtern fest und blickte sich um.

Dieser Raum war kleiner, als der, den sie eben verlassen hatten und er besaß die Form eines gleichseitigen Dreiecks. Sowohl an der rechten, als auch an der linken Wand, gab es einen Durchgang. Unübersehbar stand eine, in einen schwarzen Kapuzenmantel gehüllte, Gestalt zwischen den beiden Ausgängen, die sich ihm und seinen drei Begleitern zu wandte. Erstaunt bemerkte der etwas Beleibte, dass unter der Kapuze kein Gesicht zu sehen war, sondern lediglich eine schwarze Fläche, auf der, in ständig wechselnden, sinnverwirrenden Mustern, helle, silberne Punkte flimmerten.

Ich habe auf euch gewartet! eröffnete ihnen der Fremde auf die gleiche, telepathische Weise, wie Viária Al-Ghorm. Ich bin hier, um euch zu retten! Noch ist es nicht zu spät, zum Umkehren!

Lieutenant-Commander Leandros machte ein entgeistertes Gesicht und wandte sich fragend an den schwarz Gekleideten: „Was soll das nun wieder bedeuten? Wissen Sie, was mit den anderen Testpersonen passiert ist?”

Sie haben Glück gehabt, aber IHR werdet diesen Tag noch verfluchen! Nur für ihre finsteren Pläne und Absichten brauchen SIE euch!

„Na, das klingt aber alles andere, als verlockend”, bemerkte die Ärztin. „Ich verstehe immer nur die Hälfte. Und wen, zum Teufel, meinen Sie überhaupt mit SIE?”

Die WÄCHTER DES NETZES VON CRYLLION, dass SIE, vor Äonen erschufen, und in dem nun das Chaos herrscht. IHR seid von den WÄCHTERN dazu bestimmt worden, das NETZ VON CRYLLION heimzusuchen, und damit die Stunde der Apokalypse einzuläuten!

„Das scheinen ja schöne Aussichten zu sein”, seufzte die Bordärztin resignierend.

Ich bin der Einzige, der euch vor den dunklen Absichten der WÄCHTER VON CRYLLION retten kann! beschwor sie der Fremde und begab sich zum linken Durchgang. Schließt euch deshalb mir an!

„NEIN! Wir schließen uns Niemandem an!”

Kunanga schrie diese Worte heraus, als seine Begleiter schon zustimmen wollten.

Narren! hallte es in ihren Köpfen nach, bevor die Gestalt sich übergangslos, vor ihren Augen auflöste.

Pasqualina Mancharella war, als erwache sie aus einem Traum. Erst nach einigen Augenblicken wurde ihr bewusst, dass der schwarz Gekleidete drauf und dran gewesen war, sie zu hypnotisieren.

Auch Dheran und die Ärztin blickten sich verwirrt um, bevor ihnen bewusst wurde, dass sie auch diesen Test gemeistert hatte. Dieser wand sich, sichtlich verlegen, und meinte schließlich: „Ich schlage vor, wir nehmen den rechten Durchgang, denn wenn ich mich recht erinnere, wollte uns der Fremde zum linken lotsen.”

„Machen wir es so“, bestimmte Dheran.

Als der Andorianer als Letzter durch die Öffnung schritt, beobachtete die Gefährten, die ihn in dieser abstrusen Situation begleiteten. Keiner von ihnen ließ sich in ein Schema pressen. Diese Feststellung beruhigte den Captain und ohne es zu merken, verzog er seine Lippen zu einem flüchtigen Lächeln. Er fragte sich, was sie hinter diesem Durchgang erwartete. Endlich eine Antwort auf all ihre Fragen? Er konnte nur hoffen…

 
 

* * *

 

Lieutenant-Commander Tal´Inuray Filiz blickte ihr Gegenüber wie ein Wundertier an, und ihre Antennen ruckten förmlich nach vorne, als der kanadische Chief ihr eröffnete, warum er sie auf die Brücke bestellt hatte. Mit ihren langen, weißen Haaren, den dunklen Augen, bei denen man nicht sicher sein konnte, ob sie braun, blau oder violett waren, und ihrer durchtrainierten, athletischen Figur, wirkte die andorianische Kommandantin, der an Bord befindlichen MACO´s, sehr attraktiv auf die Männer der meisten humanoiden Spezies.

Die Andorianerin war zwar gerade mal 1,67 Meter groß, doch Rick McMahan hütete sich davor, diese Frau zu unterschätzen. Sie war nun bereits seit mehr als einem Jahr an Bord und hatte schon einige schwierige Einsätze, von der ICICLE aus, angeführt. Der Chief schätzte sie als Kollegin; privat war selbst ihm ihr Temperament etwas zu überschäumend. Außerdem stand sie im Ruf launenhaft wie Aprilwetter zu sein. Nun richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Kanadier, und McMahan spürte förmlich die Energie dieser Frau.

„Wie sind die sieben Vermissten von Bord gelangt, wenn die gesamte Zeit über die Schilde aktiviert waren, wie Mister Harling behauptet?“

Jörn Harling, der neben McMahan vor dem Sessel des Captain stand, hatte mit dieser Frage gerechnet und antwortete an Stelle des Chiefs: „Dafür gibt es keine schlüssige Erklärung, Miss Filiz. Das Ganze bleibt vorerst sehr mysteriös. Die Alternative wäre, Ihnen eine nach Wahnsinn klingende Antwort zu geben.“

Tal´Inuray Filiz´ Kopf ruckte zum Leitenden Wissenschaftler herum und für einen Moment erweckte sie den Eindruck sich auf ihn stürzen zu wollen. Dann sagte sie mit klarer Stimme: „Wir wissen also weder, wie die Vermissten verschwanden, noch wer dahinter steckt, oder wohin man die Sieben entführt hat.“

„Wenn überhaupt eine Entführung vorliegt“, warf der Chief ein.

Filiz wandte sich wieder dem Kanadier zu und kniff leicht die Augen zusammen: „Sie sind also der Ansicht, die Vermissten sind freiwillig mitgegangen?“

Der Kanadier wusste, dass er der Andorianerin in einer Grundsatzdebatte nicht gewachsen war, deshalb versuchte er erst gar nicht, seinen Einwand klarer darzulegen, sondern konzentrierte sich wieder auf die Sache. „Ein Jägereinsatz scheint mir wenig sinnvoll in dieser Lage. Ich denke, wenn wir überhaupt einen Ansatzpunkt haben, dann ist es der Ausgangspunkt der Subraumanomalien. Lieutenant-Commander Filiz, wir werden uns mit der ICICLE bis auf Transporterreichweite dem Zweiten Planeten des Systems nähern und Sie mit einem Team auf die Oberfläche beamen, sobald wir die exakten Koordinaten ermittelt haben, von denen aus die Anomalien den Planeten verlassen. Die Zusammenstellung bleibt Ihnen vorbehalten. Bei dem zweiten Planeten des Systems handelt es sich um einen Planeten der M-Klasse. Nach ersten Auswertungen sind Klima und Pflanzenwuchs erdähnlich.“

„Es gibt vier größere Kontinente auf dem Planeten, wobei die Anomalien vom zweitgrößten ausgesandt werden, der in einer gemäßigten Klimazone liegt“, warf Harling ein.

McMahan sah die Andorianerin beinahe beschwörend an und meinte: „Geben Sie Ihr Bestes, Filiz und finden Sie unsere Leute wieder, sonst werden wir, vom Getupften, eine Belobigung in schärfster Form bekommen.“

„Aye, Chief“, bestätigte die Andorianerin. „Wenn Sie gestatten, dann werde ich umgehend mein Team zusammenstellen. Wir halten uns in Transporterraum 2 bereit und warten auf Ihren Einsatzbefehl.“

McMahan nickte ihr zu. Wie immer war ihre Art kurz und prägnant. „Ich werde Sie informieren, wenn es losgehen kann.“

 
 

* * *

 

Die Größe des Raumes, in den Dheran und seine drei Begleiter eintraten, war anfangs nicht abzuschätzen, weil er in fast völliger Finsternis lag. Nur das einfallende Licht, des Raumes hinter ihnen, den sie soeben verlassen hatten, brachte etwas Helligkeit. Im nächsten Moment schloss sich diese Öffnung, und die vier Lebewesen befanden sich in völliger Dunkelheit, so dass sie nicht einmal ihre eigene Hand vor Augen sehen konnten. Doch auch dieser Zustand hielt nur einen Augenblick an; dann flutete eine solche Helligkeit den Raum, dass sie geblendet ihre Augenlider zusammen kniffen. Nur allmählich gewöhnten sie sich an diese plötzliche Helligkeit, und erkannten, dass dieser kreisrunde Raum nicht größer als dreißig Quadratmeter war.

Gleichzeitig bemerkten sie die drei fremdartigen Lebewesen, welche ihnen im Raum gegenüberstanden. Ob sie schon bei ihrem Eintreten hier gewesen waren, und in der Dunkelheit auf sie gelauert hatten, konnten sie nicht sagen.

Die drei, über zwei Meter großen, Fremdwesen kamen zweifellos nicht von der Erde, denn  sie sahen, in erschreckender Weise, andersartig aus.

Auf ihren dreieckigen, haarlosen Köpfen, zitterten lange, dünne Fühler, die in ständiger Bewegung waren. Große, nachtblaue Facettenaugen, die weit auseinander standen, beherrschten die breiten, blassgrünen Gesichter. Obwohl die Köpfe sehr beweglich zu sein schienen, war kein erkennbarer Halsansatz zu entdecken, sondern sie gingen übergangslos in einen schlanken, insektenhaft wirkenden, Körper über, aus dem sechs dünne, lange Extremitäten hervor wuchsen, die über mindestens zwei Gelenke mehr zu verfügen schienen, als ein menschlicher Arm. Vier von ihnen waren mit dreifingerigen Händen ausgerüstet, während sie sich auf den, etwas längeren, unteren beiden fortbewegten. Da die Fremden unbekleidet waren, konnten die vier Menschen deutlich die drei schwachen Einschnürungen ihrer länglichen, ovalen Körper erkennen. Insgesamt wirkten sie, wie aufrecht gehende Gottesanbeterinnen. Ein penetranter Gestank ging von ihnen aus.

Commander Mancharella schluckte mehrmals und bewegte sich unwillkürlich rückwärts, in Richtung Wand, als eins der Wesen langsam näher kam. Ganz deutlich war ihr der Ekel anzumerken, den sie in der Nähe dieser Wesen empfand, und Kunanga, der ihr einen kurzen Seitenblick zuwarf, befürchtete, sie würde sich jeden Moment übergeben. Dheran und der Ärztin erging es nicht sehr viel anders.

Auch der Captain verspürte in jeder Faser seines Körpers den Drang, soweit es nur irgend ging, vor diesen Wesen zurück zu weichen, doch er zwang sich dazu stehen zu bleiben, wo er stand. Er schaffte es sogar, sich dazu zu überwinden einen Schritt auf den Fremden, der wieder stehen geblieben war, zu zumachen. Der Gestank, den der Fremde verströmte, raubte ihm dabei fast die Sinne, und er musste sich zusammenreißen, nicht vor Ekel zu würgen, als er hinauf sah, in die kalt wirkenden Augen.

Aus den Augenwinkeln erkannte Dheran, dass die beiden insektoiden Begleiter seines Gegenübers ebenfalls bis zur gegenüberliegenden Wand zurückgewichen waren, als er sich ihnen genähert hatte. Für einen kurzen Moment zuckte der Gedanke in ihm auf, dass ihr Erscheinungsbild, und ihr Geruch, für die Fremdwesen, vielleicht ebenso abartig war, wie im umgekehrten Fall.

Victoria Leandros, die mittlerweile mit dem Rücken zur Wand stand, gab einen spitzen Schrei von sich, als der Captain langsam seine rechte Hand, in Richtung des Fremden, ausstreckte und mit gepresster, aber dennoch nicht weniger deutlicher Stimme sagte: „Mein Name ist Tar´Kyren Dheran. Meine Begleiter und ich stammen vom Föderationsraumschiff ICICLE. Können Sie verstehen, was ich sage?”

Das insektoide Wesen gab einige ultrahohe Zirplaute von sich, bei denen der Captain schmerzhaft das Gesicht verzog. Im nächsten Moment zerflossen die Konturen des Wesen und seine Begleiter, als würden sie aus eingefärbtem Wasser bestehen, und sie nahmen innerhalb weniger Augenblicke die Gestalt von Menschen an.

Völlig verblüfft und im Moment zu keiner Reaktion fähig, starrte Dheran in das gebräunte Gesicht eines breitschultrigen Mannes mit langen, blau-schwarzen Haaren, die ihm bis zum Nacken reichten, und fast ebenso schwarzen Augen. Die gebogene, adlerhaft wirkende Nase und das markante, kräftige Kinn verliehen ihm ein kühnes Aussehen, welches in krassem Gegensatz zu seinem ruhigen Auftreten stand. Dheran erkannte augenblicklich Lieutenant Senior-Grade Fathi Ben Lazar in ihm, den 2. Taktischen Offizier der ICICLE. Bei ihm befanden sich Ensign Tearash Corin ein tellaritischer Antriebstechniker und Lieutenant-Commander Imania Maray. Alle drei wirkten ungeheuer erleichtert, als sie Dheran und seine Begleiter erkannten. Lazar sprach aus, was sie dachten: „Ich bin froh, dass ihr insektoides Erscheinungsbild, und vor allem der Geruch, der, scheinbar von Ihnen und Ihren drei Begleitern ausging, nur eine Illusion war.”

“Glauben Sie mir, wir vier können nachvollziehen, was sie meinen”, antwortete Dheran schmunzelnd und amüsierte sich über das fragende Gesicht seines Gegenübers. Sie waren offensichtlich ebenfalls Opfer einer Illusion, ähnlich der ihren, geworden. Er wandte sich an Maray und fragte die Betazoidin, wie es ihnen ergangen war. Es stellte sich heraus, dass man sie den gleichen Prüfungen unterzogen hatte.

„Die Frage ist jetzt: Warum hat man uns hier zusammengeführt?” meinte Dheran. Schon daran gewöhnt, ignorierte er die belustigten Blicke der Betazoidin und ihrer Begleiter. „Die einleitende Erklärung dieses Viária Al-Ghorm zu Beginn dieser merkwürdigen Testreihe, war mir etwas vage.“ Er wollte gerade noch etwas hinzufügen, als wieder ein helles, mentales Lachen erklang.

Ich gratuliere euch, Auserwählte! Ihr habt alle Rätsel gelöst und allen Trugbildern, Lockungen und Verführungen widerstanden! Ich bin einer der letzten WÄCHTER VON CRYLLION, und ich persönlich werde euch einweihen, warum ihr letzten Endes hier seid, und all die Prüfungen erdulden musstet! Keine eurer Fragen soll unbeantwortet bleiben! Schon bald werdet ihr mir, in unserer Transporter-Halle, gegenüberstehen.

„Halleluja!” kommentierte Victoria Leandros misstrauisch. „Na, da bin ich ja mal gespannt, was das für eine Halle sein soll. Klingt fast so, als wolle man uns verschicken”

Noch ahnte die Ärztin nicht, welch prophetische Worte sie gesprochen hatte.

Im selben Moment bildete sich zwischen den sieben Menschen ein buntes Schillern und sie spürten ein leichtes Ziehen in der Nackengegend. Für einen nicht erfassbaren Moment schwanden den Sieben die Sinne. Im nächsten Moment war es wieder vorbei, und sie stellten fest, dass sich ihre Umgebung vollkommen verändert hatte, und auch sie selbst.

Sie befanden sich in einer Halle, zwischen neun gewaltigen Apparaten, die im Wesentlichen jeweils aus zwei halbmondförmigen Elementen bestanden, die mit den Spitzen zu einander zeigten. Diese neun Geräte, deren Zweck die Offiziere der ICICLE momentan noch nicht erfassen konnten, waren kreisförmig um sie herum angeordnet. Außer diesen Geräten gab es keine weiteren sichtbaren technischen Einrichtungen in dieser halbkugelförmigen, etwa zwanzig Meter durchmessenden, und etwa zehn Meter hohen Halle. Die blass-gelben Wände wiesen ein feines Wabenmuster auf, gaben aber weder Aufschluss über ihre Beschaffenheit, noch darüber, welches Volk für ihre Errichtung verantwortlich gewesen sein könnte.

Alle sieben Offiziere trugen nun ausnahmslos MACO-Kampfanzüge inklusive des Waffen- und Ausrüstungs-Musterpuffers, in denen alle Gerätschaften und Waffen untergebracht waren, die man für einen eventuellen Kampfeinsatz benötigte.

„Ich glaube, das Wundern müssen wir uns ganz schnell abgewöhnen!” meinte Dheran und blickte in die fassungslosen Gesichter seiner Begleiter. „Zumindest sieht es ganz so aus, als wären unsere unbekannten Auftraggeber um unser Wohl besorgt.“

Commander Mancharella nickte wortlos. Auch er hatte begriffen, dass sie von dem unbekannten Volk, dass sich selbst als Cryllianer bezeichnete, hierher geholt worden waren. „Wollen wir wirklich im Sinne dieser Unbekannten handeln? Jetzt hätten wir die Ausrüstung, um ihnen zu zeigen, was wir als Kämpfer wert sind.“

„Ich fürchte nur, die Unbekannten können uns diesen Vorteil genauso schnell wieder nehmen“, entgegnete Dheran ernst. „Und wenn dieser Cryllianer tatsächlich die Wahrheit gesagt hat, dann sollten wir einen Einsatz für die Cryllianer zumindest in Erwägung ziehen. Außerdem befürchte ich, dass wir gegen den Willen unserer Entführer nicht hier weg kommen werden.“

Als wären die Worte des Andorianers das Stichwort gewesen, öffnete sich zu seiner Linken ein bisher nicht sichtbares, sechseckiges Schott und eine schlanke, hochgewachsene Humanoide unbestimmbaren Alters trat ein. Sie schritt energisch auf sie zu. In der eng anliegenden, nachtschwarzen Bordkombination die sie trug wirkte sie durchtrainiert und ihre Proportionen waren nahezu perfekt.

Während sie sich den sieben Offizieren der 5. Taktischen Flotte näherte, nutzte Captain Tar´Kyren Dheran die Gelegenheit um die sich ihnen nähernde Gestalt eingehend zu mustern. Er verbarg seine Verwunderung darüber, dass es sich, unverkennbar, um eine Frau handelte. Bisher war er davon ausgegangen, dass Viária Al-Ghorm ein Mann sei.

Die Haut der Fremden wirkte seltsam glatt; fast glänzend und war von gleichmäßiger, samtener Bräune. Im Gegensatz dazu wirkte das schulterlange, silberne Haar der Außerirdischen beinahe exotisch. Ihr Gesicht wurde von zwei großen, tief-violetten Augen beherrscht, die sowohl Intelligenz, als auch Initiative zum Ausdruck brachten. Unter einer schmalen, leicht gebogenen Nase verzogen sich ihre hübsch geschwungenen, naturroten Lippen zu einem sanften Lächeln, als sie direkt vor dem Andorianer stehen blieb. Trotz der seltsam glatten Gesichtskonturen wirkte sie in nicht greifbarer Weise attraktiv auf ihn.

„Sie haben vollkommen Recht, Captain Dheran“, sagte sie mit sanfter, melodischer Stimme. Es wäre ein Leichtes für uns, sie an diesen Ort zu bannen, aber uns liegt sehr viel an ihrer freiwilligen Hilfe. Um Ihnen und ihren Begleitern die Wichtigkeit dessen zu erklären, was wir von ihnen erwarten, bin ich hier.“

An dieser Stelle trat Pasqualina Mancharella vor und stellte die nächstliegendste Frage: „Warum erledigen sie dieses Problem nicht selbst? Ihrer Technik nach zu urteilen sind sie uns um Einiges voraus.“

Viária Al-Ghorm lächelte nachsichtig. „So kann nur die Vertreterin einer jungen und vitalen Rasse fragen. Mein Volk, Commander, ist bereits uralt, müssen Sie wissen. Wir haben niemals im eigentlichen Sinne Krieg geführt. Heute stehen wir allem was Krieg oder bewaffnete Auseinandersetzungen angeht, verständnislos gegenüber. Wir sind von unseren Veranlagungen nicht fähig, einen solchen Einsatz zu führen, wie er nun, durch einen technischen Defekt auf einem unserer Hauptstützpunkte, notwendig geworden ist.“

„Und dieser Defekt verursacht auch die Subraumanomalien, vermute ich“, bemerkte Ensign Corin sachlich.

„Ja“, bestätigte die Cryllianerin einfach. „Diese neun Geräte, die sie Sieben um sich herum sehen können, sind Teil eines uralten Transporternetzwerks, dass dem interstellaren Transport dient. Trotz der Kompaktheit dieser Geräte kann man mit ihnen jede unserer Stationen, innerhalb dieser Sterneninsel erreichen. Eine Transwarp-Verbindung bringt einen, ähnlich ihrer Transportertechnik, in fast Nullzeit, zu jedem Stützpunkt, der über ein Gegengerät verfügt. Doch das ist erst der Anfang. Auf einem unserer Hauptstützpunkte, zu dem ich Sie zu bringen gedenke gibt es, außer Geräten wie diesen, eine Halle mit drei Geräten für den intergalaktischen Betrieb. Der Defekt hat unmittelbare Auswirkungen auf das gesamte Netz. Leider ist es so konstruiert worden, dass wir nicht in der Lage sind es ganz zu deaktivieren.“

Tearash Corin blickte die Fremde ungläubig an. „Sagten Sie intergalaktisch? Da habe ich mich doch offensichtlich verhört. So etwas gibt es doch gar nicht.“

Wieder lächelte Viária sanft. „Doch, Mister Corin, so etwas gibt es, und das schon seit sehr langer Zeit. Machen Sie nicht den Fehler etwas für unmöglich zu halten, nur weil Sie es noch nicht kennen. Das Transwarp-Netz wurde vor Äonen von meinen Vorfahren geschaffen und es reicht bis zur Ersten Galaxis. Sie würden diese Galaxis als den Andromeda-Nebel bezeichnen.“

„Was wollten ihre Vorfahren denn in Andromeda?“ erkundigte sich Imania Maray prompt. War ihnen unsere Galaxis nicht groß genug?“

Viárias Mund wurde von einem amüsierten Zug umspielt. „Die Frage ist falsch gestellt. Richtig müsste sie lauten: Was wollten meine Vorfahren in dieser Galaxis? Der Andromedanebel ist die angestammte Heimat meiner Vorfahren. Vor Jahrmilliarden, nachdem wir weite Teile unserer eigenen Galaxis bereist und die bewohnbaren Planeten besiedelt hatten, brachen die ersten von uns auf um diese Galaxis – die Zweite Galaxis zu erforschen und zu kolonisieren. Es war der logische nächste Schritt unserer Entwicklung. Allerdings hatten wir den Zenit unserer Entwicklung zu diesem Zeitpunkt bereits weit überschritten, und es geschah, was jeder Zivilisation irgendwann blüht: Wir degenerierten. Friedlich starben die Siedler in dieser Galaxis innerhalb weniger Millionen Jahre aus. Doch bevor es soweit war, unternahmen sie den verzweifelten Versuch, diese Entwicklung aufzuhalten, oder wenigstens zu verlangsamen. Wozu sie sich nicht mehr selbst aufraffen konnten, sollten hoch entwickelte Maschinen für sie erledigen. Auf diese Weise entstand ein Riesenheer von Robotern, die über eine Planetare Zentraleinheit gesteuert wurden, die in der Lage war, bis zu einem gewissen Grad eigenständig zu denken und zu entscheiden.

Natürlich gaben unsere Vorfahren dieser Zentraleinheit eine ethische Grundprogrammierung mit, die es ihr unmöglich machen sollte, gegen den Willen ihrer Erbauer zu handeln. Doch was ursprünglich zum Schutz der Erbauer gedacht war, richtete sich während des langsamen Verfalls unserer Vorfahren irgendwann gegen sie.

Im Grunde genommen kollidierten zu einem bestimmten Punkt zwei Befehle, die man in die Grundprogrammierung aufgenommen hatte. Zum einen war es der Zentraleinheit verboten durch eine Aktion, oder eine unterlassene Aktion, den Erbauern zu schaden. Zum anderen bestand der Befehl alle Bedrohungen von den Erbauern abzuwenden, die ihnen Schaden könnten. Dabei hatte man nicht bedacht, dass die Zentraleinheit auch in der fortschreitenden Degeneration eine ernsthafte Bedrohung für die Erbauer sah.

Die Zentraleinheit war also gehalten etwas zu tun, um diese Entwicklung aufzuhalten, doch gleichzeitig kollidierte die einzige Möglichkeit dazu mit dem Befehl, gegen den Willen der Erbauer zu handeln. Zu diesem Zeitpunkt schloss die Zentraleinheit einer unserer Kolonial-Planeten auf der anderen Seite des Zentrums dieser Galaxis kurz – man könnte sagen, sie wurde paranoid. Die Zentraleinheit dieses Planeten, auf dem einige zehntausend unserer Vorfahren lebten, stellte den Plan zur Bekämpfung der Degeneration irgendwann über alle anderen Befehle und handelte dem entsprechend. Heimlich wurden in einem Forschungszentrum Naniten entwickelt, die den Erbauern eingeimpft werden sollten.

Als die ersten Erbauer gegen ihren Willen, mit Naniten geimpft worden waren und die restlichen Bewohner des Planeten bemerkten, welche Entwicklung sich auf diesem Planeten abzeichnete, zogen sie sich, mit Hilfe der Portale auf andere Planeten zurück, wobei das Portalgebäude schlussendlich, durch eine Überlastungsschaltung des Reaktorkomplexes vollkommen vernichtet wurde. Für die meisten meiner Vorfahren jedoch, die bereits mit Naniten infiziert worden waren, kam jegliche Hilfe zu spät. Die Entkommenen hofften, dass sich das Problem, da die Zurückgebliebenen keine Raumschiffe besaßen – seit langer Zeit benutzte man nur noch die Portaltechnik – irgendwann selbst erledigen, und die Nanitenträger aussterben würden. Dies geschah jedoch nicht, im Gegenteil. Die Infizierten vermehrten sich und entwickelten irgendwann, im Laufe der nächsten Millionen Jahre, eine hochstehende Raumschiffstechnik aus den Resten der Aggregate die zurückblieben. Zwar war das Wissen der Infizierten, über die Transwarp-Portal-Technik, eher begrenzt, aber es reichte zur Entwicklung von transwarpfähigen Raumschiffen und für die Errichtung eines galaxisweiten Transwarpkanal-Netzes.“

Als Viária Al-Ghorm sich unterbrach, war es in der Halle so still geworden, dass man eine Stecknadel hätte hören können, wäre sie zu Boden gefallen. Zu ungeheuerlich klang das, was die sieben Offiziere der 5. Taktischen Flotte soeben vernommen hatten.

Sie hatten soeben erfahren, wie die Borg entstanden waren, und sie standen einer Nachfahrin von Spezies-1 gegenüber...

Tar´Kyren Dheran fand als Erster die Sprache wieder und fragte seltsam ruhig: „Wie kommt es, dass Sie und Ihr Volk nicht degenerierten und ausstarben?“

„Wir lebten relativ abgeschieden auf diesem Planeten. Nachdem wir zunächst in die Primitivität zurück fielen, ging mein Volk schließlich gestärkt aus dieser Entwicklungsphase hervor, und entwickelte erneut eine hochstehende Kultur. Anders als bei anderen Kulturen gingen die Relikte der Vergangenheit nicht verloren, und wir lernten, nach und nach, diese Hinterlassenschaften unserer Vorfahren wieder zu nutzen.“

Der Andorianer ließ die Worte der Cryllianerin eine Weile auf sich wirken, bevor er sich wieder auf das nahe liegende konzentrierte, und seine nächste Frage stellte: „Sie sprachen eben von einem Defekt innerhalb dieser Anlage. Worin genau besteht dieser Defekt, und welche Konsequenzen hat er.“

„Sie denken folgerichtig“, erwiderte Viária Al-Ghorm. „Der angesprochene Defekt wird in wenigen Tagen die Empfangssperre eines der intergalaktischen Geräte lahmlegen. Jedes der Transwarpnetz-Transportgeräte ist unaufhebbar mit einem bestimmten Gegengerät verbunden. Die Netzverbindung funktioniert also immer nur zwischen zwei Geräten. Die Welt, mit dem das defekte Gerät verbunden ist, beherbergt die, relativ primitiven Nachkommen unserer Vorfahren, die einst diese Welt besiedelten. Diese Siedler fielen nach unzähligen Generationen in die Primitivität zurück, und ihre kriegerisch veranlagten Nachkommen haben die alte Transportstation entdeckt. Das alles erfuhren wir durch Sonden, die wir zu dieser Welt entsandten. Die von mir beschriebene Welt liegt am Rande einer elliptischen, 7.000 Lichtjahre durchmessenden Kleingalaxis, die Sie Fornax nennen, etwa 450.000 Lichtjahre vom Rand dieser Galaxis entfernt. Wenn es diesen primitiven Nachfahren von uns gelingen sollte, bis zu unserer Stützpunktwelt vorzudringen, dann besteht die Gefahr, dass sie diese Sterneninsel überschwemmen. Unermessliches Leid für viele bewohnte Planeten wäre die Folge, denn die meisten ehemaligen Stützpunktwelten meines Volkes sind heute durch andere Völker besiedelt. Es wäre nicht auszudenken, wenn diese primitive, invasive Rasse an die technischen Errungenschaften höher stehender Völker gerieten, für deren Umgang sie noch nicht reif genug sind.“

„Und an dieser Stelle kommen wir ins Spiel“, orakelte Commander Mancharella. „Wir sollen vermutlich nach Fornax, und die Situation vor Ort bereinigen.“

„Das hatten wir erhofft. Sie wären unsere Rettung – und die Rettung dieser Galaxis.“

„Warum zerstören wir nicht einfach das Gerät auf ihrem Hauptstützpunkt?“ warf Corin ein. „Wäre das nicht sehr viel einfacher?“

„Nein“, entgegnete die Cryllianerin. Irgendwann würden diese Wesen eine der anderen Verbindungen benutzen und in dieser Galaxis auftauchen. Was in dieser Station passiert ist, kann auch in anderen Stationen passieren, und Niemand weiß, welche Konsequenzen es hätte, eine Station mit intergalaktischer Hauptverbindung zu vernichten. Es wäre durchaus möglich, dass die Folgen für diese Galaxis, oder gar für die gesamte Lokale Gruppe, verheerend wären. Langfristig gesehen haben wir darum keine andere Wahl, als das Übel an der Wurzel zu bekämpfen. Die Zwischenstationen, wie in Fornax, besitzen bei Weitem nicht die enge energetische Verknüpfung zum Transwarpnetz, wie die Hauptstationen.“

„Damit, das Übel an der Wurzel zu bekämpfen, meinen Sie zweifellos uns“, stellte Dheran trocken richtig. Er blickte in die Gesichter seiner Begleiter, und verharrte dabei unmerklich bei Imania Maray, die unauffällig nickte, bevor er sich wieder der Cryllianerin zu wandte. Seine Antennen bogen sich leicht nach vorne, als er entschied: „Also schön, wir werden die Galaktische Feuerwehr spielen, sie begleiten und uns auf dem besagten Planeten umsehen. Aber Sie werden mich und meine Crew umgehend zur ICICLE zurückbringen wenn wir erfolgreich waren, oder falls sich das Unternehmen als undurchführbar erweisen sollte. Ist diese Abmachung für Sie akzeptabel?“

Viária Al-Ghorm drehte ihre Handflächen mit gespreizten Fingern nach außen und verneigte sich leicht. „Ich danke Ihnen im Namen meines Volkes, und im Namen all jener, die sie durch ihre weise Entscheidung retten werden.“

„Na, Hoffentlich sind wir bei diesen Geretteten inkludiert“, flüsterte die Ärztin der ICICLE dem Andorianer zu und folgte Viária Al-Ghorm, zusammen mit den Anderen zu einem der Geräte.

 
 

* * *

 

Rick McMahan sah Tal´Inuray Filiz nachdenklich hinterher. Diese Andorianer haben es in sich dachte er. Allesamt. Wie machen die das nur...?

Jörn Harling riss den Chief aus seinen philosophischen Gedanken indem er meinte: „Das Mädel ist schwer auf Zack, was Chief?“

Der Kanadier erlaubte sich ein Grinsen: „Mädel ist gut. Diese Andorianerin wirkt zwar, als wäre sie erst Vierundzwanzig, aber sie ist, nach irdischer Standardzeit etwa dreißig Jahre alt. Und nun machen Sie sich besser an die Arbeit, Mister Harling. Wenn sich der Captain und die anderen Offiziere nicht in absehbarer Zeit wieder anfinden, darf ich dem Getupften erklären, dass wir einige seiner besten Offiziere verloren haben, und darauf bin ich nicht scharf, wie Sie sich sicherlich denken können. Das Einzige was mich etwas beruhigt ist, dass Ensign Corin bei den Vermissten ist.“

Lieutenant-Commander Harling blickte McMahan befremdlich an. Nicht etwa wegen des Spitznamens für Admiral Tarun, der hatte sich bereits vor über einem Jahr fest an Bord eingebürgert, sondern wegen der letzten Bemerkung. „Haben Sie etwas gegen den Tellariten, dass Sie ihn los sein möchten?“

„Quatsch!“ schnauzte der Kanadier ob dieser unsachlichen Vermutung. „Ganz im Gegenteil, dieser Mann hat Ideen. Das könnte den Vermissten helfen zu überleben. Der baut ihnen aus ein paar rostigen Eimern und einem Stück Draht einen funktionierenden Warp-Antrieb.“

„So wie Sie ihn beschreiben, scheint er beinahe ein Typ wie der legendäre Captain Montgomery Scott, von der NCC 1701 zu sein. In jungen Jahren soll der doch tatsächlich mal den Warp-Antrieb dieser alten Connie mit einer Halskette wieder ans Laufen bekommen haben.“

Der Chief hob seine Augenbrauen und meinte ironisch: „Nun werden Sie mal nicht albern, Mister Harling. Zu dem Zeitpunkt flog man schon lange nicht mehr mit Halsketten. Und nun genug von diesem Raumfahrerlatein. Wir müssen unsere Leute wiederfinden.“

„Mecker, mecker, mecker...“, beschwerte sich Harling unterdrückt und trollte sich beleidigt zu seiner Station.

Wenige Minuten später rief er enthusiastisch aus: „Da ist etwas, Mister McMahan. Meine Scanner haben eine Masse aus unbekannten Metall- und Kunststofflegierungen ausgemacht. Wie wir vermutet haben direkt von dort woher wir auch die Subraumstörungen ausgemacht haben, also vom zweitgrößten Kontinent. Moment ich überspiele die Koordinaten nun an die Transporterkontrollen von Transporterraum 2. In zehn Sekunden sind wir in Reichweite.“

Der Chief aktivierte seinen Kommunikator und setzte sich mit Tal´Inuray Filiz in Verbindung. „Lieutenant-Commander Filiz, wir haben die Koordinaten der fraglichen Stelle ausgemacht und die Daten zur Transporterkonsole überspielt. Brechen Sie auf und bringen Sie unsere Vermissten mit, wenn es sich einrichten lässt.“

„Wir werden unser Bestes geben“, versprach die Andorianerin. Gleich darauf zeigte ein leises Knacksen an, dass sie die Verbindung unterbrochen hatte.

„Na dann mal viel Glück“, murmelte der Chief und lehnte sich sorgenvoll im Kommandosessel zurück.

 
 

* * *

 

Die sieben Offiziere der ICICLE standen noch vollkommen unter dem Eindruck dessen, was sie soeben erlebt hatten.

Nachdem die Cryllianerin eines der neun Transwarp-Portale aktiviert hatte, war ein bläulich violetter Kanal entstanden. Vorbildlich war Tar´Kyren Dheran, entgegen dem Rat seines XO zuerst in den Transportbereich getreten und hatte sich dem Unbekannten anvertraut. Eine Art energetische Transportkugel hatte ihn eingehüllt und gleich darauf war die Halle um ihn herum verschwunden. Er hatte die Sterne der Milchstraße blass durch das Energiefeld und den Transwarp-Kanal schemenhaft an sich vorbei rasen gesehen. Auch ein düsterrotes, filigranes Energiemuster glaubte er erkannt zu haben, aber vielleicht war das auch nur eine Sinnestäuschung gewesen Im nächsten Moment beendete er seinen Schritt und verließ das Empfangsgerät, wobei er das Gefühl gehabt hatte ein Stück weit vom Empfangsgerät fort geschoben worden zu sein. Sich schnell orientierend machte er zwei weitere Schritte vom Gerät weg, um Platz für seine Begleiter zu machen.

In Abständen von einigen Sekunden tauchten sie gleich darauf aus dem Transportkanal auf.

Viária Al-Ghorm, die als Letzte aus dem Kanal trat, erkundigte sich, gleich nach ihrem Erscheinen: „Ich hoffe, Sie alle haben diesen Transport problemlos überstanden.“

„Teufel auch“, entfuhr es Lazar. „An diese Art der Fortbewegung muss man sich erst einmal gewöhnen. Wie weit sind wir eigentlich gereist?“

Wir befinden uns nun bereits einige hundert Lichtjahre weit innerhalb des Galaktischen Kerngebietes. Von unserem vorherigen Aufenthaltsort sind wir nun etwa 20.000 Lichtjahre entfernt. Kommen Sie bitte mit mir, wir müssen eine Halle tiefer, um zu den Fern-Portalen zu gelangen.“

Noch im Bann des eben gehörten folgten die sieben Offiziere auf Dherans Wink hin, der Cryllianerin, wobei Pasqualina Mancharella sich an Dherans Seite begab. Während sie die Halle verließen, welche ein Duplikat der vorherigen hätte sein können, wenn es hier nicht sieben Portale mehr gegeben hätte, raunte der Commander Dheran zu: „Wollen wir wirklich diese ungeheure Reise antreten, ohne zu wissen was uns erwartet? Das klingt doch alles irgendwie nach Wahnsinn.“

Dheran blickte sie an und entgegnete ebenso leise: „Sie haben vielleicht Recht, Commander, aber irgend etwas sagt mir, dass diese Mission wichtiger ist, als wir alle nur im Entferntesten ahnen. Außerdem hat unsere Gedankenleserin keine Unaufrichtigkeit feststellen können, wenn ich ihre Blicke richtig gedeutet habe. In diesem Fall hätte Lieutenant-Commander Maray auch längst interveniert.“

Sind Sie sicher, dass nicht diese Cryllianerin Sie behext hat?“

Dherans Blick wurde stechend. „Das würde ich merken, dass kann ich Ihnen versichern, Commander.“

Commander Mancharella erwiderte Dherans Blick mit düsterer Miene und meinte leise: „Entweder wir werden tatsächlich die größten Helden der Galaxis, oder aber die größen Narren der Galaxis. So, oder so, wir werden Geschichte schreiben.“

„Schluss mit diesen finsteren Betrachtungen“, entschied Dheran wobei sich seine Antennen leicht nach innen bogen. „Kommen Sie, wir wollen die Anderen nicht warten lassen.“

Sie beeilten sich die Begleiter und die Cryllianerin wieder einzuholen. Auf dem Weg durch die blass-gelben, sechseckigen Gänge, die auch hier ein feines Wabenmuster aufwiesen, trafen sie zum ersten Mal auf weitere Cryllianer, die alle die gleichen äußeren Merkmale aufwiesen, wie Viária Al-Ghorm. Sie nahmen keinerlei Notiz von den Offizieren der ICICLE sondern gingen gemächlich ihren jeweiligen Beschäftigungen nach.

Victoria Leandros brachte die Lage auf den Punkt, indem sie zu den Anderen sagte: „Auch dieses Volk hat den Zenit seiner Entwicklung schon vor langer Zeit überschritten.“

Sie kamen an eine hell erleuchtete Doppelröhre. Ohne zu zögern benutzte die Cryllianerin den linken Einstieg und schwebte sanft nach unten. Dheran warf seinen Begleitern einen auffordernden Blick zu und folgte Viária in diesen seltsamen Lift. Gleich darauf überfiel ihn ein grässliches Gefühl des Fallens und er war instinktiv versucht, die Arme auszustrecken. Nur widerwillig behielt er die Arme bei sich und blickte nach oben, wo es den anderen Offizieren der Taktischen Flotten kaum besser erging. Er blickte nach unten und beobachtete Viária dabei, wie sie den Grund des seltsamen Liftschachtes erreichte und die Röhre verließ.

Einige Augenblicke später waren sie wieder beisammen und setzten ihren Weg durch einen Gang, wie den, den sie hinter sich gelassen hatten, fort.

Als sie endlich die Halle erreichten, waren die Offiziere der ICICLE im ersten Moment enttäuscht über den Anblick, der sich ihnen bot, denn die drei Portale, die sich vor ihren Blicken erhoben waren gerade mal doppelt so groß wie die interstellaren Gegenparts. Unterbewusst hatten die Sieben mit monumentaleren Geräten gerechnet. Auch im Aufbau und in der Form unterschieden sie sich nicht von den anderen Portalen.

Viária Al-Ghorm führte sie zu einem der Portale und aktivierte es. Der schon bekannte, blau-violette Kanal bildete sich und die Cryllianerin trat einen Schritt zur Seite. „Niemand kann sagen, was Sie auf der anderen Seite des Portals vorfinden werden“, sagte sie warnend. „Sie sollten sich nun besser vorbereiten, bevor Sie ihre lange Reise antreten.

Dheran nickte, aktivierte den linken Musterpuffer und nahm den Helm. Bevor er ihn aufsetzte, sah er Commander Mancharella auffordernd an und bestimmte. „Der Commander und ich werden als Erste gehen. Der Rest folgt uns in einem Abstand von einer Minute.“

Seine Begleiter nickten und bereiteten sich ebenfalls vor.

Dheran und Pasqualina ließen jeweils einen Handphaser aus dem Waffenmusterpuffer rematerialisieren, prüften die Einstellung und nickten sich dann zu.

Fünf Offiziere der ICICLE beobachteten, wie die Beiden vor traten und nacheinander im Transwarp-Kanal verschwanden...

 
 

* * *

 

Tal´Inuray Filiz hatte ihre langen Haare mit einem stahlblauen Seidenband zusammengebunden, eine Eigenart, die sie sich zu Akademiezeiten angewöhnt hatte. Als der Petty-Officer hinter der verglasten Konsole der Transporterkontrollen von McMahan das Signal bekam, dass die Schilde gesenkt worden waren, gab er der Andorianerin das Zeichen zum Aufbruch und erklärte: „Anscheinend gibt es auf einem Gebiet von 2 km² einen Bereich, auf den der Trägerstrahl nicht justiert werden kann. Möchten Sie, dass ich Ihr Team möglichst dicht an diesem Bereich absetze, Lieutenant-Commander?“

„Ja“, antwortete die Andorianerin schlicht und gab den ersten fünf Männern und Frauen ihres zwölfköpfigen Teams einen Wink die Transporterplattform zu besteigen. Als sie Position eingenommen hatten verschlossen sie ihre Helme, rematerialisierten ihre Phaserkarabiner und Tal´Inuray wies den Petty-Officer an: „Energie!“

Gleich darauf löste sich das sechsköpfige Teilteam auf und materialisierte in einem dichten Hochwald. Noch während sie sich verteilten und in die Hocke gingen tauchte bereits der Rest des Teams auf.

Tal´Inuray Filiz nahm ihren Tricorder, stellte ihn auf die an Bord der ICICLE angemessenen und aufgenommenen Legierungseigenschaften ein und versuchte eine Ortung zu bekommen. Nach kurzer Zeit wies sie etwa dreißig Grad nach Links und sagte ruhig: „Ich habe ein positives Echo in dieser Richtung. Entfernung etwa 50 Meter. Lieutenant Vernon, Sie halten sich mit Ensign La´Ruun, Petty-Officer Ricoon und Chief-Petty-Officer Xun-Jang etwa zwanzig Meter rechts. Sie rücken in einer halben Minute vor. Der Rest folgt mir. Aufbruch; Formation Omega.“

Während der terranische Lieutenant zusammen mit dem efrosianischen Ensign und den beiden weiblichen Unteroffizieren nach Rechts verschwand, machten sich die restlichen acht MACO´s auf den Weg, den Filiz vorgab. Schon nach etwa 35 Metern hatten sie das Ende des dichten Unterholzes erreicht und blickten auf eine weite Lichtung hinaus, die gut 40 Meter durchmaß. Ein blass-gelbes, pyramidenstumpfförmiges Bauwerk von etwa fünfzehn Meter Höhe und einer Kantenlänge am Boden von 25 Meter erhob sich im Zentrum der Lichtung. Die Kantenlänge des Flachdaches schätzten sie auf etwa 15 Meter. Einen, sicherlich vorhandenen Eingang konnten sie aus ihrer Position nicht entdecken. Möglicherweise lag er auf der Rückseite.

Über Helmfunk gab die Andorianerin Lieutenant Vernon Anweisung, im Sichtschutz des Unterholzes zu bleiben und als Rückendeckung zu fungieren, während sie ihren Leuten befahl weiter vor zu rücken.

Ohne Zwischenfälle erreichten sie das Gebäude. Auch jetzt war noch nichts von einem Eingang zu entdecken. Langsam begannen die acht MACO´s, permanent nach allen Seiten sichernd, im Uhrzeigersinn das Gebäude zu umrunden.

Einer ihrer Männer stieß einen Ruf aus und deutete auf einen Teil des Gebäudes, als sie die Rückseite erreicht hatten. Tal´Inuray erkannte augenblicklich den Rahmen des Einganges, der groß genug war, um zwei Wesen von mindesten 2,40 Meter nebeneinander hinein zu lassen. Per Handzeichen beorderte sie die Hälfte ihres Teams auf die andere Seite des Einganges. Sie selbst näherte sich, mit dem Rücken dicht gegen die Wand des Gebäudes gepresst, dem Gebäudeeingang. Als sie den Rahmen erreicht hatte, und sich in Richtung des Schotts vorbeugte öffnete sich das Schott blitzartig nach oben.

Für einen Moment dachte die Andorianerin ihr Herz würde stehen bleiben und sie presste ihre linke Hand unbewusst gegen die rechte Brust. Dann hatte sie sich wieder im Griff und erklärte: „Chief-Petty Scerrin, Sie gehen zusammen mit mir hinein. Der Rest wartet auf mein Kommando, bevor er folgt. Lieutenant Vernon: Nachrücken zum Gebäudeeingang.“

Sie gab dem hochgewachsenen Rigelianer einen Wink mit ihrem Karabiner und sie aktivierten die Scheinwerfer ihrer Waffen. Gemeinsam sprangen sie vor um gleich darauf, mit vorgehaltenen Waffen, im Innern des Gebäudes zu verschwinden.

Vernon hatte den Eingang gerade erst erreicht, als auch schon das Kommando der Andorianerin kam: „Team nachrücken, hier oben scheint sich außer uns niemand aufzuhalten.“

„Äußerst mysteriös, das Ganze“, meinte Lieutenant Vernon und blickte sich im Eingangsbereich des Gebäudes um, während Filiz und Scerrin ihre Scheinwerfer deaktivierten. Bei ihrem Eindringen hatten sich die indirekten Lichtquellen des Gebäudes automatisch eingeschaltet. Im Hintergrund des Eingangsbereiches gab es zwei erleuchtete Röhren, das war offensichtlich alles. „Welche Rasse lässt ein Gebäude unbeaufsichtigt, deaktiviert die Energiequellen nicht und schließt es nicht einmal ab. Das ist doch nicht normal.“

„Nicht für unser Begriffsvermögen“, schränkte Filiz ein und blickte ihn dabei an, als habe sie eine bestimmte Idee, die ihr jedoch zu abwegig erschien. Wenn wir mehr herausfinden wollen, dann müssen wir wohl herausfinden, was es mit diesen Röhren auf sich hat.“

Sie gab ihren Leuten den Befehl ihr zu folgen. Vor den beiden Röhren angekommen, nahm die Andorianerin ihren Tricorder und hielt in in den Eingangsbereich der rechten Röhre. Als sie ihn losließ blieb das Gerät in der Schwebe.

„Hm“, machte Filiz ergriff das Gerät wieder und begab sich zum Eingang der anderen Röhre. Hier wiederholte sie ihr Experiment, und diesmal verschwand der Tricorder in der Röhre. Sie hatten jedoch alle sehen können, dass der Tricorder nicht hinunter gefallen war, sondern dass er gleichmäßig abwärts schwebte.

„Soviel zum Thema Röhren“, knurrte Filiz. „Vernon, Sie bleiben mit ihren Leuten hier, falls sich doch noch Schwierigkeiten ergeben sollten. Wir anderen werden uns mal dort unten umschauen.“

Vernon bestätigte und sandte La´Ruun und Xun-Jang zum Eingang zurück. Er selbst blieb bei den Röhren und sah zusammen mit Corporal Ricoon zu, wie die Anderen nacheinander die linke Röhre hinab schwebten. Zwanzig Minuten verstrichen ereignislos, bevor sich Tal´Inuray Filiz meldete: „Lieutenant Vernon, wir kommen jetzt zurück. Alles was wir hier unten entdecken konnten, waren neun merkwürdig aussehende Geräte, deren Zweck sich uns nicht offenbarte. Keinerlei Spur vom Captain oder den andern Vermissten. Filiz Ende“

Schöner Mist, fluchte der Lieutenant in Gedanken. Jetzt haben wir wir ein Problem...



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