Zum Inhalt der Seite

Mesmerize Me!

The Play of Snake and Lion
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zeugenschutz

„In blinder Wut ruft der Mob schnell nach Vergeltung, wenn er Gerechtigkeit fordert.“
 

Marcell Jähner, Inhaber des webbook-verlags Berlin
 

Kaum, dass der erste Schock über den Tod von Asha, Christine und Yin überwunden war, überfiel Sam kurz darauf die nächste Schreckensnachricht. Harvey und Bonnie waren in einen Autounfall geraten und schwer verletzt worden. Sie waren auf dem Highway abgedrängt worden und der Wagen hatte sich überschlagen und war dann von einem anderen Wagen gerammt und mitgeschleift worden. Harvey schwebte in Lebensgefahr und wurde über mehrere Stunden operiert, sein Zustand war aber nach wie vor kritisch. Bonnie hatte schwere Kopfverletzungen und Knochenbrüche erlitten. Durch ein Blutgerinnsel im Gehirn war sie ins Koma gefallen und es stand noch nicht fest, ob und wann sie wieder aufwachen würde. Kaum, dass Sam die Nachricht erfahren hatte, war er zum Krankenhaus gefahren, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Chris, Harveys Ehemann, war ebenfalls da und war vollkommen aufgelöst. Er weinte herzzerreißend, während er Harveys Hand hielt.

„Chris“, rief Sam und eilte zu ihm. „Wie geht es ihm?“

Doch der Schauspieler war kaum in der Lage zu sprechen und wischte sich schluchzend die Tränen aus dem Gesicht. Seine Stimme zitterte heftig und unablässig flossen Tränen seine Wangen hinunter. „Er hat innere Blutungen, ein Schädeltrauma und Rippenbrüche davongetragen. Er hat so viel Blut verloren…“

„Ist er wieder stabil?“

Schluchzend schüttelte Chris den Kopf. „Nein, sein Zustand ist immer noch sehr kritisch. Die Ärzte können nicht einmal sagen, ob er es schaffen wird. Ich verstehe das nicht. Harvey ist ein guter Fahrer, er hat noch nie einen Unfall gebaut und er ist immer vorsichtig, wenn er losfährt. Irgendjemand muss ihn gerammt haben!“

„Die Mafia“, entfuhr es Sam. „Die Yanjingshe hat seinen Tod in Auftrag gegeben.“

„Scheiße“, schluchzte Chris. „Und dabei habe ich ihm doch gesagt, er soll aufpassen. Warum nur hat er nicht auf mich gehört?“

Da Sam nicht viel tun konnte, beschloss er, Bonnie besuchen zu gehen, die es ähnlich schlimm erwischt hatte. Er rechnete nicht damit, dass irgendjemand bei ihr war, doch als er das Zimmer betrat, in welchem sie lag, sollte er sich täuschen. Bonnie lag reglos im Bett, bandagiert und mit eingegipstem Arm und Bein. Unter dem Verband an ihrem Kopf schauten brünette Locken hervor und auch ihr Gesicht war nicht mehr länger geschminkt. Für einen Moment dachte er, er hätte sich im Zimmer geirrt, doch es war Bonnie, ganz ohne Zweifel. So sah sie also aus, wenn sie ein ganz normales Mädchen war. Sie sah recht unscheinbar aus, fast schon ein wenig langweilig. Neben ihrem Bett saß ein glatzköpfiger junger Mann mit trüben grauen Augen. Er war sehr mager und bleich und war an mehreren Schläuchen angeschlossen und saß in einem Rollstuhl. Man hätte meinen können, er stünde mit einem Bein im Grab. Mit einem traurigen Ausdruck in den Augen streichelte er Bonnies Kopf. Seine Hand war fast farblos und die Haut spannte sich an den Knochen.

„Bist du ein Freund von ihr?“ fragte der Junge im Rollstuhl und sah zu Sam. „Oder gehörst du zur Familie?“

„Weder noch“, musste Sam zugeben. „Sie hat mir ihre Hilfe als Informantin angeboten. Als sie in diesen Unfall geraten ist, wollte ich nach dem Rechten sehen. Ich habe gehört, sie liegt im Koma.“

„Ja“, seufzte der Junge traurig. „Ein Blutgerinnsel ist schuld. Und leider stehen die Chancen nicht allzu gut. Ich habe ihr doch immer wieder eingeschärft, dass sie sich nie einfach so zeigen darf. Ich habe nie gewollt, dass so etwas passiert…“

Sam betrachtete den Jungen, der knapp 20 bis 22 Jahre alt zu sein schien. Ein Verdacht kam ihm auf, als er so hörte, was er sagte.

„Sag mal… bist du Cell?“

„Naja“, murmelte der Junge. „Zumindest das, was von ihm übrig ist.“

„Aber ich dachte… Bonnie dachte, du wärst von der Regierung verschleppt worden, nachdem du das Marianas Web geknackt hast.“

Der Junge lächelte traurig und wirkte, als würde jeden Moment das letzte bisschen Lebenskraft seinen Körper verlassen.

„Nun, das habe ich als Ausrede benutzt, um verschwinden zu können. Das Web habe ich zwar geknackt, aber… verschwunden bin ich aus einem anderen Grund. Bei mir wurde so einiges diagnostiziert. Ein Hirntumor, eine kaputte Niere und auch noch Leukämie. Die Chemotherapien waren teilweise so heftig, dass ich mich nicht einmal bewegen konnte und ich dachte, ich würde durch die Behandlungen sterben. Meine Haare hab ich dabei auch allesamt verloren. Ich wollte ihr das nicht antun. Es reicht schon, wenn meine Familie leidet, da wollte ich nicht auch noch ihr Kummer machen. Nachdem ich meine Diagnose hatte, habe ich den Kontakt zu ihr abgebrochen. Kurz darauf wurde ich auch schon ins Krankenhaus eingeliefert und seit sechs Monaten bin ich schon regelmäßig in Behandlung. Ach ja… wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Mein richtiger Name ist Nathan Carter.“

„Freut mich. Mein Name ist Sam Leens.“

Nathan reichte ihm seine blasse und magere Hand. Sam erwiderte den Händedruck und konnte nicht glauben, dass er tatsächlich Bonnies Mentor gegenüberstand. Cell, der gefährlichste Hacker der Welt, der es geschafft hatte, selbst das Unmögliche zu schaffen. Und dann stellte sich heraus, dass er ein schwer kranker Junge war, der nicht mal mehr die Kraft zum Laufen hatte.

„Ich biete schon ein ziemlich erbärmliches Bild, was?“ fragte Nathan schließlich. „Für jemanden, der eine so talentierte Hackerin ausgebildet hat, sehe ich schon ziemlich mickrig aus.“

„Dafür kannst du ja nichts. Besteht denn Hoffnung auf Besserung?“

„Der Tumor ist zum Glück entfernt, aber was mich schafft, sind diese Leukämie und meine kaputte Niere. Bislang hab ich noch keinen Spender für Knochenmark oder Blutzellen und solange ich auch keine neue Niere gefunden habe, bin ich auf die Behandlungen hier angewiesen. Aber sag mal… was ist passiert und wer hat Bonnie so etwas angetan?“

Sam haderte erst noch, ob er wirklich das Risiko eingehen konnte, diesem Fremden alles zu erzählen. Allein diese Geschichte mit den Entführungen lag ihm quer im Magen.

„Woher weiß ich, dass du wirklich Cell bist? Kannst du mir das irgendwie beweisen?“

„Nun, ich weiß, dass Bonnie als Bezahlung von hübschen Männern Fotos mit nacktem Oberkörper nimmt. Sie hat schon mit zwölf Jahren ihre Fähigkeiten als Hackerin entdeckt und ich hab sie erwischt, als sie sämtliche Ampeln in Boston manipuliert und einige Online-Bankkonten gehackt hat. Ihre Lieblingstiere sind Kaninchen und den Namen Bonnie hat sie aus dem Computerspiel Five Nights at Freddy’s wo es einen lilafarbenen Hasen-Animatronic gab, der Bonnie hieß. Das Geld, was Bonnie mit ihrer Arbeit als Informantin verdient, spart sie für ihr Studium und spendet zudem an Missbrauchsopfer. Ach ja, sie ist zudem Löwe, 141cm groß und sie schreibt gerne Schwulenerotikromane seit sie 15 Jahre alt ist.“

Damit war Sam überzeugt. So viel, wie dieser Nathan über Bonnie wusste, konnte eigentlich kaum jemand wissen. Er war überzeugt, dass dieser kranke Junge tatsächlich Cell war. Und so erzählte er, was passiert war. Von dem Treffen der Hacker, was dort besprochen worden war und welche Aufgabe Bonnie gehabt hatte. Und auch was sie geplant hatten, bevor sich der Unfall ereignet hatte. Sam ließ nichts aus und Nathan hörte aufmerksam zu, wirkte aber manchmal ein wenig apathisch, als fehle ihm die Kraft, sich zu konzentrieren. Schließlich, als Sam zu Ende erzählt hatte, umklammerte Nathan die Armlehnen an seinem Rollstuhl und seine Miene verfinsterte sich ein wenig.

„Verstehe, die Yanjingshe hat Bonnie und Harvey also umbringen wollen. Und Bonnie hatte vorgehabt, etwas zu finden, um die Yanjingshe ans Messer zu liefern.“

Sam nickte und sah, wie sich etwas in den Augen des Schwerkranken zu regen begann.

„Ich kann in meiner jetzigen Verfassung nicht allzu viel ausrichten, aber ich kann diese Leute, die Bonnie fast umgebracht haben, nicht einfach so davonkommen lassen.“

„Du willst mir helfen?“

„Ich tue das für Bonnie. Für sie ist der Kampf gegen solche Organisationen, die Menschen als Sexsklaven verkaufen und sogar verstümmeln, auch eine Herzensangelegenheit und diese Kerle haben versucht, sie umzubringen. Wer weiß, wann sie wieder versuchen werden, sie zu töten. Ich kann das nicht zulassen, Bonnie ist gerade erst 16 Jahre alt und sollte sich nicht in solch eine Gefahr begeben und ihr Leben aufs Spiel setzen. Vielleicht wacht sie auf, vielleicht wird sie auch den Rest ihres Lebens im Koma liegen. Aber wenn sie wieder aufwacht, sollte sie keine Gefahr mehr befürchten müssen. Das bin ich ihr schuldig, weil ich sie ja erst auf diesen Gedanken gebracht habe. Leider kann ich das Krankenhaus momentan nicht verlassen, da ich regelmäßig zur Chemotherapie und zur Dialyse muss und diese mich ziemlich fertig machen. Aber wenn ich das entsprechende Equipment auf mein Zimmer bekomme, kann ich da weitermachen, wo Bonnie aufgehört hat. Ich kann zwar nicht rund um die Uhr vollen Einsatz geben, aber ich werde mein Bestes geben. Aber eben unter der Voraussetzung, dass ich auch die Ausrüstung bekomme. Denn mit einem einfachen Laptop komme ich nicht weit.“

Sam versprach, sich um alles zu kümmern und bedankte sich mehrfach bei Nathan, dass dieser trotz seiner miserablen Verfassung seine Unterstützung zusagte, um den Kerlen das Handwerk zu legen, die Bonnie fast auf dem Gewissen hätten. Schließlich, als Sam ihn auf sein Zimmer zurückschieben wollte, kamen zwei Leute auf ihn zu. Sie trugen schwarze Mäntel, unter denen Waffengürtel zu sehen waren. Eine von beiden war eine Frau um die vierzig Jahre. Sie hatte goldblondes Haar, welches sie zu einem strammen Zopf gebunden hatte. Ihr Gesicht war schön, aber auch sehr streng und sie hatte ein sehr dominantes und bestimmendes Auftreten. Ihr Begleiter wirkte da etwas gelassener. Er hatte dunkelbraunes Haar und einen Bartansatz und bewegte sich im selben Alter wie die Frau. Diese blieb vor Sam stehen und zeigte ihm ihren Ausweis. Sie war vom FBI.

„Sind Sie Sam Leens?“

„Äh ja…“

„Ich bin Supervisory Agent James und das ist mein Partner Special Agent Kazan. Wir sind vom FBI und wurden von Mr. Dullahan kontaktiert. Wir hatten noch nicht das Vergnügen miteinander.“

Agent James hatte ein sehr kühles und strenges Auftreten, was von eiserner Disziplin und Unnachgiebigkeit zeugte. Ihre tiefe und etwas kühle Stimme erinnerte nicht wenig an die Figur der Dana Skully aus der Serie „Akte X“.

„Freut mich“, sagte Sam etwas zögerlich, denn er kam sich ein wenig überrumpelt vor und wusste nicht so ganz, was er davon halten sollte. „Und was kann ich für Sie tun?“

Die blonde Schönheit, die Sam für einen Moment sogar fast als eine waschechte Femme fatale bezeichnet hätte, erklärte mit einem leicht unterkühlten Seitenblick: „Aufgrund der jüngsten Ereignisse werden Sie, Mr. Dullahan und Miss Bonnie B. unter Polizeischutz gestellt.“

Sam fiel aus allen Wolken, als er das hörte. Er sollte unter Polizeischutz gestellt werden? Eigentlich sollte er froh darüber sein, doch er wusste auch, was das bedeutete: ein falscher Name, eine falsche Identität, isoliert von allen Menschen und aus seinem Umfeld gerissen, ständige Überwachung und keinerlei Kontakt zu Araphel. Mit anderen Worten: er würde nicht mehr die Möglichkeit haben, weiterhin aktiv an diesem Fall zu arbeiten.

„Das geht nicht“, protestierte er. „Ich bin mitten in Ermittlungen und mit Nathans Hilfe werde ich Shen die Morde an meinen Freunden nachweisen und ihn hinter Gittern bringen.“

„Mr. Nathan kann mit uns zusammenarbeiten“, meinte Agent James sofort und schien sich auch nicht wirklich umstimmen lassen zu wollen. „Aber Sie sind kein Polizist, sondern Privatermittler. Und selbst wenn Sie es wären, so ist das FBI die höhere Entscheidungsgewalt und Sie haben sich an unsere Anordnungen zu halten. Vielleicht begreifen Sie nicht, wie es um Ihre Lage steht. Mr. Dullahan und Miss Bonnie können von Glück reden, dass sie noch leben und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Sie der Nächste sind. Und Fakt ist, dass Sie auch ein wichtiger Zeuge sind, deshalb ist es unsere Priorität, Ihr Leben zu schützen. Ich kann verstehen, dass Sie an Ihrem Fall weiterarbeiten wollen und dass Sie persönliche Gründe haben, warum Sie den Boss der Yanjingshe drankriegen wollen. Sie haben immerhin Ihren Vater und Ihren Bruder verloren. Aber das FBI hat auch Gründe, Sie unter Schutz zu stellen. Um es für Sie besser verständlich zu machen: wir haben die Bitte von Mr. Dullahan erhalten, die Ermittlungen gegen die Triade aufzunehmen. Da die Bostoner Polizei der Lage nicht Herr wird und es Indizien gibt, dass die Yanjingshe mit einem internationalen Menschenhandel in Verbindung steht, wird das FBI und gegebenenfalls auch Interpol die Ermittlungen durchführen und Sie können sich vorstellen, wie groß die Gefahr vor allem für Sie wird.“

„Lassen Sie mich wenigstens mithelfen!“ rief Sam, der nicht so leicht aufgeben wollte.

„Wir werden früh genug auf Sie zurückkommen“, versicherte nun Agent Kazan, der sich bislang zurückgehalten hatte. Er machte einen wesentlich diplomatischeren Eindruck als seine Partnerin. Doch er kam nicht mehr dazu, weiterzusprechen, denn da fiel ihm seine Partnerin ins Wort. Sie schien eine sehr dominante Frau zu sein, was wahrscheinlich auch der Beruf mit sich brachte.

„Ich habe in meiner Laufbahn schon mehrere Serienmörder verhaftet und ich kann Ihnen sagen, dass Serienmörder dann am gefährlichsten werden, wenn sie eine narzisstische Persönlichkeit haben und in ihrem Stolz gekränkt werden. Wir wollen das Risiko minimieren und wir sind der Meinung, dass Sie in der Obhut des FBI besser aufgehoben sind.“

Doch Sam gefiel das Ganze immer noch nicht. Er konnte doch nicht einfach so Araphel im Stich lassen, wo dieser so schwere Verluste gemacht hat. Darum bestand er darauf, wenigstens noch einmal zum Mason-Anwesen zu fahren. Agent James seufzte und erklärte sich einverstanden, da sie wohl einsah, dass sie ihn sonst nicht überredet bekam. Nachdem Nathan auf sein Zimmer zurückgebracht worden war, fuhren die beiden FBI Agenten ihn zur Mason-Villa. Agent James ließ es sich aber nicht nehmen, aus Sicherheitsgründen mitzugehen und Sam nicht aus den Augen zu lassen.

Als Sam in Araphels Büro ging, da er ihn nirgendwo sonst fand, fiel der Empfang ein wenig unterkühlt raus. Araphel schien wohl über irgendetwas gegrübelt zu haben, was dann auch meist der Grund war, wieso er ihn nicht gerade freundlich grüßte. Vielleicht lag es auch daran, weil das FBI in seinem Haus war. Und das war natürlich etwas, was er ganz und gar nicht mochte.

„Araphel…“, begann Sam langsam. „Ist alles gut gelaufen?“

„Bestens“, antwortete der 31-jährige. „Wir haben alles klären können.“

Mehr sagte er auch nicht, was aber auch verständlich war, immerhin konnte er nicht frei reden, solange Agent James in Hörweite war. „Oh… das ist schön.“

Irgendetwas stimmte mit Araphel nicht. Natürlich konnte man nicht erwarten, dass er die absolute Stimmungskanone war, da sicher noch der Tod von Christine und den anderen an ihm zehrte. Aber eigentlich hätte Sam erwartet, dass sich zumindest seine Laune etwas bessern würde, nachdem es ihm gelungen war, einen Plan zu entwickeln, wie er seinen Erzfeind für immer loswerden konnte. Es war, als ob da noch irgendetwas wäre.

„Brauchst du meine Hilfe?“

„Nein“, sagte der Mafiaboss mit plötzlichem Nachdruck in der Stimme. „Das sind allein meine Angelegenheiten und du mischst dich da nicht ein. Und außerdem bist du sowieso nur ein Störfaktor, wenn du hier auch schon das FBI anschleppst.“

Sam zuckte erschrocken zurück, als er plötzlich den Ärger und die Wut in Araphels Stimme hörte. Nun verfinsterte sich die Miene des Mafiabosses.

„Ich hab das FBI nicht angeschleppt“, rief Sam, um sich zu verteidigen. „Ich bin unter Zeugenschutz gestellt worden.“

„In dem Fall kann ich dich weder gebrauchen, noch kann ich dich noch eine Sekunde länger hier behalten.“

„Aber Araphel…“

„Ich kann es mir nicht leisten, dass ich zusätzlich Probleme mit dem FBI bekomme, das müsstest du eigentlich verstehen. Und wenn du unter Zeugenschutz stehst, dann wirst du hier sowieso nicht länger bleiben können. Also pack deine Sachen und verschwinde von hier.“

Dieser barsche Ton versetzte Sam einen Stich ins Herz. Auch wenn Araphel vielleicht sauer war, dass das FBI in seinem Haus war, Agent James war doch nicht da, um gegen die Mason-Familie zu ermitteln, sondern um einen wichtigen Zeugen zu beschützen. Vielleicht wollte Araphel auch nicht, dass diese Frau von ihrer Beziehung erfuhr. In dem Fall musste er sich erst mal mit dieser Behandlung abfinden. Also verließ er den Raum, um auf sein Zimmer zu gehen und seine Sachen zu packen.

Agent James blieb aber im Arbeitszimmer und betrachtete Araphel mit ihren staubgrauen Augen.

„Und Sie sind also Araphel Mason, der Adoptivsohn des verstorbenen Stephen Mason?“

„Ganz genau“, bestätigte der 31-jährige und funkelte die blonde Schönheit eisig an. Doch davon ließ sie sich auch nicht beirren.

„Es heißt, dass Sie erhebliche Motive hätten, Shen Yuanxian aus dem Weg zu räumen.“

„Wer hätte das nicht?“ entgegnete Araphel knapp. Dann aber senkten sich seine Augenbrauen und sein Gesicht nahm etwas sehr Ernstes an.

„Wenn das FBI Sam unter Zeugenschutz stellt, bedeutet das, dass gegen die Triade ermittelt wird, richtig?“

„Ja, so sieht es aus.“

Eine kurze Pause folgte und es war schwer zu erkennen, was Araphel durch den Kopf ging. Schließlich aber kam er mit etwas, was selbst Agent James überraschte.

„Ich habe zwei weitere Zeugen, die für Sie interessant sein könnten. Dr. Yugure Heian und Makoto Narimono alias Morphius Black. Die beiden befinden sich ebenfalls im Visier der Triade und können Ihnen Informationen zum Slave Shipping Service geben.“

„Slave Shipping Service?“

„Ja, die Triade betreibt einen internationalen Sklavenhandel und verstümmelt seine Opfer auch, bevor sie verkauft werden. Dr. Heian kann Ihnen ausführliche Informationen geben.“

„Warum haben Sie sie hierbehalten?“

„Die Polizei in Boston ist viel zu korrupt und Morphius wäre beinahe von der Polizei umgebracht worden. Ich hatte auch drei Opfer des Slave Shipping Services bei mir in Obhut, die allerdings ermordet worden sind. Der Service verpasst seinen Opfern Brandzeichen auf den Rücken, um sie zu brandmarken. Sam hat auch eines während seiner Entführung durch die Triade erhalten.“

Nun verschränkte Agent James die Arme und runzelte die Stirn, wobei sie fragte „Und warum geben Sie mir die Informationen?“

„Als Austausch dafür, dass Sie die beiden mit unter Zeugenschutz nehmen. Sie sind gute Freunde von mir und auch wenn ich von der Polizei nichts halte, verlasse ich zumindest darauf, dass wenigstens das FBI einen anständigen Job macht und sie beschützt. Dann muss ich mich wenigstens nicht mehr damit herumärgern.“

Doch immer noch sah Agent Sadie James ihn ein wenig skeptisch und auch ungläubig an, als würde sie ihm das nicht abkaufen.

„Es ist sehr ungewöhnlich für einen Mafiaboss, dass er sich solche Probleme auflädt, ohne einen persönlichen Nutzen daraus zu ziehen.“

„Persönliche Motive“, erklärte er. „Meine Schwester ist der Triade zum Opfer gefallen und hat Selbstmord begangen. Ich will nicht, dass den anderen das Gleiche widerfährt. Ich habe meine eigenen Methoden, wie ich diese Probleme angehe, aber Sam, der Doc und Morphius sind ungewollt in die Sache reingezogen worden und sie sind dem FBI mehr von Nutzen als für mich.“

„Sie wirken nicht wie ein typischer Mafiaboss auf mich“, meinte die FBI Agentin schließlich und wandte sich zum Gehen. „Ihnen scheint sehr viel am Wohl dieser drei Menschen zu liegen. Ich glaube, Sie haben Potential, mehr zu sein als nur ein Mafioso. Sie liefern dem FBI wichtige Zeugen und Informationen, mit denen wir genug Indizien sammeln können, um Shen festzunehmen. Für gewöhnlich mache ich keine Deals mit Schwerkriminellen, aber da Sie uns sehr wichtige Informationen zukommen lassen, bin ich bereit, Ihnen in einem gewissen Grade entgegenzukommen.“

„Gut. Dann bitte ich Sie, sich auf den Slave Shipping Service zu konzentrieren und den Laden dichtzumachen. Ich gebe Ihnen Sam Leens, Dr. Yugure Heian und Makoto Narimono als Zeugen und werde Ihnen auch eine detaillierte Aussage meinerseits zukommen lassen, wenn Sie meine Familie unbehelligt lassen und mir versichern, dass wir keinen Ärger erwarten können, solange Sie in diesem Fall ermitteln.“

Doch Sadie James schwieg und betrachtete Araphel mit Augen, die sie zu Schlitzen verengt hatte. Sie schien alles genau abzuschätzen, ob es eine gute Idee war. Dann schließlich, nachdem sie alles genau durchdacht hatte, stand ihre Entscheidung fest.

„Na schön. Aber halten Sie sich trotzdem zurück und der Deal gilt nur solange, bis der Fall gelöst ist. Und ich bekomme eine Aussage von Ihnen. Und seien Sie unbesorgt. Das FBI wird gut für den Schutz seiner Zeugen sorgen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und nun die Überraschung des Tages: der verschwundene Hacker Cell lebt tatsächlich noch und er ist nicht von der Regierung verschleppt worden wie zunächst angenommen! Es war nur eine Lüge, weil er seine Krankheit vor Bonnie geheim halten wollte. Zum Glück haben Bonnie und Harvey überlebt und nun tritt endlich das FBI auf den Plan. Sadie James und Steven Kazan sind übrigens auch altbekannte Figuren von mir, die ich oft für meine Death Note Thriller benutzt habe. Sadie James war dort die Vorgesetzte von Naomi Misora und Steven Kazan der Partner. Allerdings war Sadie mehr die Sadistin vom Dienst und wurde oft Sadie Sadist genannt.

Blöderweise ist dieses Kapitel erst später freigeschaltet worden als die Grabszene. Grund dafür: ich hab heute morgen vergessen, den Haken zu setzen. Das kommt davon, wenn man noch halb im Schlaf seine Geschichten hochlädt xD
Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, wenn Sadie Shen ins Kreuzverhör nimmt und ihm richtig einheizt. Denn wenn man sich auf eines verlassen kann, dann darauf, dass ich ganz gewiss keine Frauenfiguren kreiere, die sich von Männern herumschubsen lassen. Sadie ist in der Hinsicht genauso wie Christine, aber knallhart! Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  mor
2015-10-30T18:01:05+00:00 30.10.2015 19:01
Na da kann man Nur Hoffen dass das FBI Seine Arbeit gut macht ^^
Von:  Onlyknow3
2015-10-30T16:58:58+00:00 30.10.2015 17:58
Armer Sam, jetzt muss er seinen Geliebten Araphel verlassen. Das tut nicht nur Sam weh, aber ich denke das Araphel auch erleichtert sein wird das Sam in Sicherheit ist. Auch das Cell noch lebt ist klasse, dann braucht Sam nicht mehr nach diesem suchen, hoffen wir das er sein Krankheit besiegt. Das Araphels Pläne aufgehen und sie Shen vernichten.
Mach weiter so, das Kapitel ist mehr als Interessant. Freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


Zurück