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Mesmerize Me!

The Play of Snake and Lion
von

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Das Treffen der Informanten

„Das Wasser haftet nicht an den Bergen, die Rache nicht an einem großen Herzen.“
 

Konfuzius, chinesischer Philosoph
 

Am nächsten Tag, nachdem Sam allein im Bett aufgewacht war, da Araphel früh raus musste, hatte er beim Frühstück von Morphius die Adresse zu einem Theater bekommen, in welchem das Treffen der Informanten stattfinden würde, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen konnten. Der Informant, der nach der letzten Nacht wohl immer noch was am Rücken hatte, wollte später nachkommen. Christine bot sich sogleich daraufhin an, dass sie ihn hinfahren könnte, da sie mit Yin eh shoppen gehen wollte und ihn genauso gut vor dem Theater absetzen konnte. Das Angebot nahm der Detektiv gerne an und so kam es, dass er gegen 11 Uhr vor dem Theater stand. Es war von der Bauart her ein wenig der Antike nachempfunden und gehörte zu den erfolgreichen, in denen oft klassische Stücke aus aller Welt gespielt wurden. In allen Sprachen verstand sich. Nur wunderte er sich, warum das Treffen an so einem Ort stattfinden sollte. Naja, vielleicht weil niemand so einen Ort erwarten würde…

Sam ging also rein und fand das Theater verlassen vor, da die Vorstellungen sowieso erst im Nachmittagsbereich anfingen. Als er aber den großen Zuschauerraum betrat, sah er, dass offenbar geprobt wurde. Ein Mann mit ernster Miene, der wie ein schottischer König gekleidet war, empfing soeben die Nachricht, dass die Königin verstorben sei. Bedächtig und mit unbeschreiblicher Würde und Erhabenheit trat er vor. Sam, der gebannt auf das Schauspiel sah, setzte sich und bemerkte erst einen Moment später, dass da noch jemand saß. Ein Mädchen mit türkisfarbenem Haar, roten Augen (wahrscheinlich trug sie farbige Kontaktlinsen), schwarzer Gothic Lolita-Kleidung und Totenkopfspangen. Auch sie schien das Spiel auf der Bühne mit Interesse zu verfolgen.
 

„Sie hätte später sterben können; – es hätte

Die Zeit sich für ein solches Wort gefunden. –

Morgen, und morgen, und dann wieder morgen,

Kriecht so mit kleinem Schritt von Tag zu Tag,

Zur letzten Silb' auf unserm Lebensblatt;

Und alle unsre Gestern führten Narr'n

Den Pfad des stäub'gen Tods. – Aus! kleines Licht! –

Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild;

Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht

Sein Stündchen auf der Bühn', und dann nicht mehr

Vernommen wird: ein Märchen ist's, erzählt

Von einem Dummkopf, voller Klang und Wut,

Das nichts bedeutet.“
 

Mit einer unbeschreiblichen Leidenschaft und mit solcher Überzeugungskraft hatte der König seine Worte geäußert und obwohl es nur eine Rede war, hatte sie Sam sofort in ihren Bann gezogen. Der Schauspieler war verdammt gut. Zwar hatte er schon öfter Shakespeares „MacBeth“ gesehen, aber selten einen so großartigen MacBeth gesehen wie diesen, so viel stand fest. Das Mädchen neben ihm stand auf und begann zu klatschen.

„Bravo, wirklich klasse“, rief sie und ein freches Lächeln lag auf ihren schwarz geschminkten Lippen. „Wirklich reif für den Oscar.“

Sam sah zu ihr und fragte sich, was das Mädchen wohl hier wollte. Äußerlich schien sie nicht älter als 13 Jahre alt zu sein, was aber auch an ihrem Outfit und der Tatsache liegen konnte, dass sie ohne die Plateausohlen an ihrem Schuhen nur knapp 1,40m groß war. Und so wie sie aussah, war es ihr nur schwer zuzutrauen, dass sie sonderlich auf klassische Stücke stand. Jedenfalls sorgte ihr Ausruf dafür, dass der König und sein Diener sich verbeugten und danach hinter die Bühne verschwanden. So langsam fragte sich Sam, ob er sich nicht vielleicht geirrt hatte und es hier noch einen anderen Raum gab, wo das Treffen stattfinden könnte. Wahrscheinlich war er hier falsch. Als er sich deshalb erheben und gehen wollte, wandte sich das Mädchen ihm zu und fragte überrascht „Du willst gehen? Dabei haben wir extra gewartet.“

Nun stutzte er.

„Wie bitte?“

„Na Morph hat uns kontaktiert und jetzt sind wir hier. Mein Name ist übrigens Bonnie B.“

Damit reichte ihm das klein geratene Gothic Lolita Mädchen ihm die Hand zum Gruß und etwas überrascht erwiderte Sam diese Geste. Diese Bonnie war eine Hackerin? Damit hätte er jetzt nicht gerechnet, vor allem, weil sie so jung aussah. Kurz darauf kamen die beiden Schauspieler, die vorhin noch auf der Bühne gestanden und sich nun umgezogen hatten. Der MacBeth war ein etwas rebellisch aussehender 30-jähriger mit brünettem Haar und rotschwarzer Lederjacke. Er wirkte wie jemand, der gerne in der Gegend unterwegs war und zu den Coolen gehörte. Sein Begleiter war da eher zierlich, hatte schwarzes Haar und türkisfarbene Augen. Ein freundliches, aber auch zerbrechliches Lächeln lag auf seinen Lippen und er war sehr androgyn. Wahrscheinlich spielte er sogar Frauenrollen. Zum Gruß hob der MacBeth die Hand und sämtliche Leidenschaft war aus seinem Gesicht verschwunden. Stattdessen wirkte sein Gesichtsausdruck leicht melancholisch und eine Spur weit gelangweilt. Und seine Augen hatten etwas von einem toten Fisch angenommen, anders konnte Sam es nicht beschreiben.

„Ich bin Harvey“, grüßte er Sam und reichte ihm die Hand. „Harvey Charles Dullahan und das ist mein Ehemann Chris.“

Die beiden waren verheiratet? Der Detektiv erwiderte auch hier den Gruß, war aber dennoch sehr überrascht zu hören, dass die beiden tatsächlich ein Ehepaar waren. Aber andererseits war die Homoehe in Boston schon längst kein Thema mehr. Und der Name sagte ihm auch sogleich etwas. Chris Dullahan, der gebürtiger Ire war, wurde vor ein paar Jahren von einem Polizisten in den Kopf geschossen und hatte im Koma gelegen. Grund dafür war ein Irrtum gewesen, da damals eigentlich Jagd auf das Killerehepaar Jake und Jill Dungaree gemacht wurde. Der damalige Lebensgefährte des Opfers war ebenfalls niedergeschossen worden und danach zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt worden wegen Verleumdung und Widerstand gegen die Polizei. Der Name des damals Verurteilten lautete Harvey Charles Dahmer. Offenbar hatte dieser nach der Heirat den Namen seines Partners angenommen. Die beiden waren also Schauspieler und Hacker? Irgendwie wurde das alles immer merkwürdiger.

„Kommt Morphius gar nicht?“

„Er sagt, er will nachkommen.“

„Ah verstehe“, murmelte Harvey tonlos und es schien, als wäre das nicht mehr der lebhafte Schauspieler auf der Bühne, sondern nur noch ein freudloser Einzelgänger. Harvey führte sie in einen Raum, der wahrscheinlich während der Pausen von den Schauspielern benutzt wurde und alle nahmen sie auf den Sofas Platz. Als alle sich gesetzt hatten, erhob Harvey das Wort.

„Also da wir nicht extra auf Morphius warten müssen, würde ich vorschlagen, wir stellen uns kurz vor. Mein Name ist Harvey Charles Dullahan und das ist mein Ehemann Chris. Ich bin außerdem Psychologe und seit knapp vier Jahren als Informant tätig. Mein Fachgebiet ist Korruption und Vertuschung von Verbrechen innerhalb der Polizei und Chris unterstützt mich bei der Tätigkeit. Wir haben Kontakte zur Bostoner Polizei und zum FBI und vertrauenswürdige Ansprechpartner, die die Ermittlungen im Fall einer Korruption oder krimineller Aktivitäten von Polizisten aufnehmen würden. Ansonsten ist zu sagen, dass ich mir während meines Studiums die Fähigkeiten der Analyse von Mikroexpressionen angeeignet habe und Chris kann sich in jeder Rolle perfekt tarnen, auch als Frau.“

So langsam verstand Sam das Ganze. Offenbar hatte sich Harvey auf so etwas spezialisiert, nachdem er und Chris selbst Opfer geworden waren. Nämlich als die Polizei sie beide niederschoss und Harvey als Schuldigen anprangerte und dafür sorgte, dass er sogar ins Gefängnis kam. Seine Motivation war da sehr verständlich, aber was war dann mit dem Mädchen? Als er sich ihr zuwandte, schien sie das als Aufforderung zu sehen, sich nun selber in aller Ausführlichkeit vorzustellen.

„Mein Name ist Bonnie B., allerdings ist das nur mein Deckname. Man findet mich auch unter den Decknamen Hecatia Bright in sozialen Netzwerken und ich hab da meinen eigenen Youtube Kanal. Ich bin 16 Jahre alt und seit drei Jahren professionelle Hackerin, die sich auf das Deep Web spezialisiert hat. Ich arbeite meist mit der Polizei zusammen und konzentriere mich auf das Aufspüren von Usern von illegalen Seiten, Uploadern von Kinderpornografie und SNUFF-Videos sowie Pädophilen in Chatrooms. Außerdem ist es mein Ziel, sämtliche Charter Webs zu infiltrieren und die so genannten Closed Shell Systems zu knacken, um damit die wohl größten Ringe der Welt hochgehen zu lassen. Das heißt im Klartext: auf der ganzen Welt wirst du keinen besseren Spezialisten für das Deep Web finden als mich.“

Ungläubig starrte Sam sie an. Das Mädchen war erst 16 Jahre alt und machte solche Sachen? Sie wollte ihn doch wohl auf den Arm nehmen.

„Bist du nicht etwas jung für so etwas?“

„Ich komm klar damit“, meinte Bonnie nur. „Bei mir wurde schon recht früh etwas Ähnliches wie eine Inselbegabung festgestellt und das nutze ich, um mich im Deep Web auszutoben. Ist ein besserer Zeitvertreib als Ponys und es kommt den Opfern solcher Seiten zugute, wenn ich so ein paar Kinderschänder an die Polizei verrate.“

„Bonnie ist in der Tat die Beste auf ihrem Gebiet“, bestätigte Harvey. „Sie hat es geschafft, in zwölf Monaten Arbeit den Betreiber der Lolita Sex Toys Seite zu identifizieren und sämtliche Daten aller Kunden und Mitverantwortlichen zu sammeln.“

„Aber wenn du so gut bist, wieso ist nie etwas wegen diesem Slave Shipping Service passiert?“

„Ich arbeite quasi alleine und ich gehe noch zur Schule“, erklärte Bonnie ein wenig beleidigt. „Ich hab erstens noch ein eigenes Leben und zweitens ist es gar nicht so einfach, ein Closed Shell System zu knacken und sämtliche Daten auszulesen.“

Da Sam mit diesem Begriff nichts anfangen konnte, musste Bonnie es ihm erklären.

„Das Internet hat verschiedene Webarten, die alle eigene Bezeichnungen haben. Moment, ich hab hier eine Übersicht…“

Damit kramte sie aus ihrer Tasche einen Ausdruck hervor, auf dem ein Eisberg zu sehen war, der an der Wasseroberfläche trieb. Dabei war auch der untere Teil unterhalb der Wasseroberfläche zu sehen und groß aufgelistet standen dort die verschiedenen Level des Internets:
 

Level S „Clearnet“: Soziale Netzwerke, Suchmaschinen, „Wiki“ Enzyklopädien, E-Mail Service, gewöhnliche Internetinhalte
 

Level 1 „Surface Web“: Blogs & Essays, Hosting Services, Forums, Amazon & Ebay, simple AI, geschlossene soziale Netzwerke, Tumblr., Reddit
 

Level 2 „Bergie Web“: 4chan, Torrents, Antivirus Datenbank, Wikileaks, Streaming Services, Cleverbot, Ad Pop-Ups, Webarchive
 

Level 3 „Deep Web“: Spambots, Celebrity Skandale, virtuelle Realität, Gore, Computersicherheit, sensible Inhalte, Microsoft Datenbank, Hackeranleitungen, DDoS
 

Level 4 „Darknet“: Gesperrte Medien, Hacking Gruppen, meiste .onion Adressen, Drogendealer, Shell Netzwerke, extreme illegale Inhalte, Hidden Wikis, Handel mit seltenen Tieren, illegale Dienstleistungen, Menschenhandel
 

Level 4B „Private Web“ (Geschlossene Shell Systeme): Hyperintelligente Bots, FBI-Archive, geometrisch-algorithmische Forschungen, Partikelstrahlenwaffen, Supercomputer, Softwares mit illegalen Inhalten, SNUFF, Hardcore Vergewaltigungsvideos, Josef Mengele Experimente
 

Level 5 „Marianas Web“: Auch bekannt als „letzte Barriere des Internets“. Kein Hacker hat es je geschafft, darauf zuzugreifen. Es wird vermutet, dass hier Daten der NSA, CIA und anderweitige Daten zu finden sind. Militär- und Raketenstützpunkte und Informationen, die einen Krieg auslösen könnten.
 

„Diese Seite, von der du da sprichst, gehört in Level 4B und ist damit extrem schwer aufzuspüren. Ich habe allein einen Monat gebraucht, um den Zugang zu erhalten. Selbst danach habe ich elf Monate gebraucht, um jemanden zu finden, der ausgepackt hat. Ansonsten wäre ich heute noch kein Stück weiter. Wenn man keinen Anhaltspunkt hat, wer dahinter stecken könnte, ist es schwer, den Betreiber zu finden und es ihm auch zu beweisen. Hier liegt der Fall ein wenig anders. Ich…“

Bonnie unterbrach ihre Erklärung, als die Tür aufging. Es war Morphius, der sie alle kurz mit einem „Moin“ grüßte und sich direkt zu Sam setzte, wobei er nur meinte „Erzähl ruhig weiter, ich wollte nicht stören.“

Hieraufhin räusperte sich die 16-jährige und versuchte, den Faden wiederzufinden. Dann aber schien sie wieder zu wissen, wo sie aufgehört hatte.

„Beim Slave Shipping Service weiß ich inzwischen, dass die Hauptverantwortlichen sowohl aus Russland als auch aus China kommen: einmal die russischen Familien Ivanow, Andrejew und Sacharow und dann die chinesische Yanjingshe-Triade. Die russischen Familien verkaufen meist Prostituierte und Kinder aus Waisenhäusern, die nicht vermittelt wurden. Die Triade aber bietet noch zusätzlich diesen Verstümmelungsservice an. Um so einen Verein hochzunehmen, braucht es einen Hacker, der an Informationen kommt und entsprechende Kontakte zur Polizei, die die Ermittlungen aufnimmt. Nun ist es aber leider so, dass die Triade das Bostoner Police Department unter Kontrolle hat und somit niemand gegen den Slave Shipping Service ermitteln wird. Ohne Unterstützung seitens der Polizei kann ich also nichts machen.“

„Und hier kommt Harvey ins Spiel“, erklärte Morphius daraufhin und wies mit einer Handbewegung auf den Schauspieler. „Er kennt jemanden persönlich vom FBI, der sich mit korrupten Cops befasst und wenn du das Ganze auf legaler Ebene beenden willst, musst du jemanden haben, dem du vertrauen kannst. Harvey kennt diese Leute und ihn kann niemand belügen. Er kann dir die Mittel an die Hand geben, um die Kooperation innerhalb der Bostoner Polizei zu beenden und er kann gleichzeitig dafür sorgen, dass Bonnie einen Ansprechpartner bekommt, der die Ermittlungen in Sachen Slave Shipping Service durchführt. Allerdings müssen einige Dinge beachtet werden.“

„Und die wären?“ hakte Sam nach.

„Als Informanten gehen wir ein hohes Risiko ein, insbesondere Bonnie. Wenn ihre wahre Identität enthüllt wird oder man sie als Hackerin identifiziert, wird sie auf die Abschussliste der Betreiber gesetzt und schlimmstenfalls getötet oder als Sexsklavin verkauft. Um das zu vermeiden, wird der Kontakt nur über ein Deep Web Chatportal laufen. Da Bonnie erst 16 Jahre alt ist, wird es das Beste sein, wenn sie so wenig wie möglich persönlich in Erscheinung treten muss.“

Ja, das leuchtete Sam auch ein und er wollte auch lieber vermeiden, dass Bonnie noch irgendetwas passierte und sie noch ernsthaft in Gefahr geriet. Doch dann aber meldete sich die Hackerin selbst zu Wort.

„Hey!“ rief sie und wirkte etwas beleidigt. „Bevor ich hier auch nur einen Finger krumm mache, will ich erst mal bezahlt werden! Immerhin mach ich mir ziemlich viel Arbeit neben der Schule.“

„Wie viel willst du denn?“

Ein freches und unheilvoll anmutendes Grinsen zog sich über das Gesicht der 16-jährigen und ließ nichts Gutes erahnen.

„Nicht wie viel, sondern was“, korrigierte sie und holte ein Handy hervor. „Ja nachdem, wie schwer der Auftrag ist, kann ich auch mal ein hübsches Sümmchen verlangen, immerhin muss ich auch von etwas leben und mein Taschengeld aufbessern. Aber wenn ich so hübsche Typen sehe, verlange ich auch mal gerne was anderes. Morph, du weißt genau was ich will.“

Der Informant mit dem Hut seufzte und schüttelte den Kopf, wobei er murmelte „Du bist wirklich durch und durch verdorben.“

„Ich weiß eben, was ich will“, konterte sie und grinste selbstbewusst und frech. „Von ihm will ich auch eines, immerhin hab ich es mit einem Level 4B Auftrag zu tun.“

Sam, der nicht wirklich verstand, was das alles bedeuten sollte, beobachtete, wie Morphius plötzlich seinen Hut ablegte und begann, sein Shirt auszuziehen. Dann wandte sich dieser an den Detektiv und meinte „Du auch.“

„Und wofür bitteschön?“

„Bonnie nimmt von Typen, die ihr gefallen, als Bezahlung Fotos an. Aber nur oben ohne. Also zieh dein Hemd aus und bring es hinter dich, ansonsten sitzen wir hier noch den ganzen Tag rum.“

Ein Foto als Bezahlung? Irgendwie konnte der 28-jährige nicht sagen, ob Bonnies Verhalten entweder exzentrisch oder einfach nur ziemlich pubertär war. Naja, wenn sie dann wenigstens ihre Unterstützung zusagte, war es auch in Ordnung. Nur dummerweise hatte er überall noch diese hässlichen blauen Flecken und das würde Bonnie sicherlich nicht gefallen. Als er ihr das erklärte, schien sie ein wenig beleidigt zu sein und meinte „Nur Bilder von Morph sind mir ehrlich gesagt den ganzen Aufwand nicht wert.“

„Und wie wäre es mit Bildern von mir?“ fragte Harvey, woraufhin Bonnie kurz überlegte und meinte „Wenn deine Augen dann nicht so dreinglotzen wie ein toter Fisch, dann okay.“

Daraufhin legte Harvey seine Jacke ab und entkleidete seinen Oberkörper. Sam bemerkte sofort, dass er gut durchtrainiert war und offenbar trainierte. Bonnie hielt ihr Handy hoch und fotografierte erst Morphius und dann Harvey.

„Sehr gut“, meinte sie und wirkte zufrieden. „Sieht doch wunderbar aus. Okay, die Bezahlung hätten wir und ich halte mein Wort. Ihr kriegt von mir alles, was ihr braucht. Morph, du gibst mir am besten die Informationen zum Boss der Triade und all jener, die eine wichtige Position innehaben. Je mehr ich über diese Penner weiß, desto schneller kann ich erste Ergebnisse liefern.“

„Okay, wird gemacht!“

„Und ich werde Supervisory Agent Sadie James und Special Agent Steve Kazan vom FBI benachrichtigen und sie um Hilfe bitten. Es kann sein, dass Sie dich auch noch persönlich sprechen wollen, Sam. Wenn ihr uns entschuldigt, Chris und ich haben noch zu tun. Wir melden uns dann, wenn es Neues gibt.“

Damit verabschiedeten sich Chris und Harvey von ihnen und gingen. Es war ja ohnehin das Nötigste gesagt worden. Schließlich blieben nur noch Bonnie, Morphius und Sam. Bonnie ihrerseits schaute sich mit einem fröhlichen Lächeln die Fotos an, die sie geschossen hatte.

„Sag mal, Bonnie“, begann Sam zögernd. „Was für Dinge findest du da manchmal im Deep Web?“

„Nun, ich treibe mich die meiste Zeit im Darknet rum, was ja streng genommen nicht ganz dasselbe ist. Meist hab ich eher mit Pädophilen zu tun, manchmal auch mit bizarren Sachen wie Experimente aus dem zweiten Weltkrieg, die heute noch durchgeführt werden und so.“

„Und wie schaffst du das, so etwas überhaupt zu machen, wenn du doch selber so jung bist?“

„Ich denke einfach daran, dass ich alles in meiner Macht stehende tue, damit es solche Menschen schwerer haben, diese Dinge zu tun. Außerdem kann ich mich sehr gut von solchen Sachen abgrenzen, solange ich nur am PC sitze. Zugegeben, es macht mir auch Spaß, so etwas zu machen. Nicht, dass ich Freude daran habe, mit Kinderschändern zu chatten, sondern einfach diese schwierigen Seiten zu knacken und das zu schaffen, was andere nicht können. Es ist, als würde man eine schwere Matheaufgabe in der Schule lösen. Und das Marianas Web ist sozusagen das Millionenrätsel, an dem sich bisher alle die Zähne ausgebissen haben. Allein der Gedanke daran, dass in diesem Web Informationen sind, die einen Weltkrieg auslösen könnten, ist doch der ultimative Nervenkitzel.“

„Und was würde geschehen, wenn dir das gelingen würde?“

Hier zuckte Bonnie mit den Schultern und meinte „Dann wird mich die Regierung wahrscheinlich umbringen wollen.“

„Trotzdem willst du das tun?“ fragte Sam und war sich nicht sicher, ob Bonnie eigentlich klar war, in was für eine Gefahr sie sich da begab. Doch sie schien sich nicht so wirklich darum zu kümmern und erwiderte „Wieso denn nicht? Immerhin liegt da doch der größte Nervernkitzel drin. Und wenn diese Informationen im Marianas Web einen Krieg auslösen könnten, würde das doch ein lustiges Chaos geben, wenn eine einzelne Person sie in die Hände bekommt.“

Es war eindeutig… Bonnie war nicht ganz normal im Kopf. So viel stand fest.

„Und wieso ist es so wichtig für dich, in das Marianas Web zu kommen?“

„Weil ich die Wahrheit aufdecken will. Egal wie sie aussehen mag und egal was für Konsequenzen sie nach sich ziehen wird. Wir werden doch eh alle nur von der Regierung verarscht und blöken alles nach wie eine Herde strunzdummer Schafe. Ich weiß genau, dass die Regierung so einiges auf dem Kerbholz hat und auch wenn ich nicht wirklich daran glaube, dass man im Marianas Web die Koordinaten von Atlantis oder Informationen zu Außerirdischen finden wird, so bin ich mir dennoch sicher, dass sie irgendetwas verschweigen. Und wenn es die Tatsache ist, dass sie Testmedikamente als vermeintlichen Impfstoff nehmen und uns als Versuchskaninchen missbrauchen. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren, ob er sie nun hören will oder nicht. Und wenn ich mit dem, was ich im Marianas Web finde, einen Krieg auslöse oder nicht… dann ist mir das auch recht, denn letzten Endes bin nicht ich Schuld daran, sondern die Regierung, dass sie solch gefährliche Geheimnisse überhaupt hat.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich mag Bonnie irgendwie. Sie ist trotz ihres jungen Alters jemand, der genau weiß was er will und der die Konsequenzen gut kennt. Aber sie ist bereit, die Konsequenzen zu tragen, um dafür im Austausch die Wahrheit aufzudecken. Ganz egal ob diese nun zu einem Krieg führen könnten oder nicht.

Die Informationen zu den einzelnen Leveln des Internets hab ich aus Grafiken, die eine sehr gute Übersicht darstellen:

http://th00.deviantart.net/fs70/PRE/f/2014/071/d/0/internet_levels_by_lulgl-d79y9wy.png

Was das Marianas Web anbetrifft, so hab ich nur von Gerüchten gehört. Es gibt nur Gerüchte, keine existierenden Fakten. Ebenso ist nicht hundertprozentig geklärt, ob das Marianas Web wirklich existiert, oder ob es sich nur um ein Hoax handelt. Deshalb kann ich auch nicht sagen, ob dort tatsächlich Daten der NSA und CIA sind, ob dort wirklich die Koordinaten von Atlantis oder Aufzeichnungen über Alienkontakte sind. Ehrlich gesagt bezweifle ich die letzten beiden, da ich zu den Skeptikern auf diesem Gebiet zähle. Aber dass dort eventuell streng geheime Informationen sind, die einen Krieg auslösen könnten, oder dass man die Geheimdaten der NSA und CIA findet, klingt für mich ein Stück weit plausibel. Allerdings ist es noch niemals einem Hacker gelungen, in das Marianas Web zu gelangen und es bräuchte schon einen Quantencomputer, um an die dortigen Informationen zu kommen. Und so einen Computer gibt es noch nicht. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Aranath
2015-09-09T15:17:35+00:00 09.09.2015 17:17
Ich mag die Truppe. Bonnie ist auf der einen Seite für ihr Alter schon wahnsinnig erwachsen, auf der anderen immernoch ein totaler Teeni. Ich fänds cool, wenn die 3 öfters vorkommen :)
Antwort von:  Sky-
09.09.2015 17:34
Ja, genau deswegen mag ich die Bonnie-^^-
Auf der einen Seite extrem reif und intelligent und benimmt sich wie eine Erwachsene, aber auf der anderen Seite sammelt sie leidenschaftlich Fotos von attraktiven Männern mit nacktem Oberkörper xD
Wenn dir die drei so gefallen haben, kommen sie natürlich öfter vor ;-)
Antwort von:  Chia-chi
10.09.2015 13:09
Ich muss auch eindeutig sagen das Bonnie ein recht interessanten Charakter hat. Erst so Erwachsen und dann doch wieder ein Teenager. Die schreibt bestimmt auch shonen ai geschichten.
Also ich fände es auch nicht schlecht wenn Bonnie öfters, vielleicht bekommt sie ja noch ihr Foto von Sam :)


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