Epilog
»Wollen wir Weihnachten zusammen feiern?«, fragte ich ihn am nächsten Morgen leise, während wir noch gemeinsam im Bett kuschelten. Etwas verschlafen rieb Julian sich ein Auge, bis er antwortete.
»Mit oder ohne Familie?« Ein Lächeln streifte seine Lippen. Ich erwiderte es.
»Ich mag es auch harmonisch ganz alleine mit dir. Aber entscheide es für dich.«
»Ohne meine Schwester würde es wohl romantischer werden«, lachte er kurz auf. Ich nickte vorsichtig. Dann küsste ich ihn kurz auf den Mund.
»Also feiern wir zusammen?«
»Sehr gerne«, flüsterte er mir zu.
Und wieder durfte ich in den Genuss seiner Lippen kommen.
Vielleicht war ich doch tot? Vielleicht lag ich wirklich noch in der Badewanne, ertrunken und wartete entdeckt zu werden. Dann ist das also mein Himmel? Und wenn es doch wieder nur ein Traum war?
Wie auch immer, das Glück war kaum zu fassen.
Kurz vor den Semesterferien kam Samira noch einmal auf mich zu.
»Und?«, fragte sie schon mit einem riesigen Grinsen, als sie mich an seiner Schulter sah. Julian sah zur Seite und schien etwas zu erröten. Ich erwiderte ihr Lächeln und bewegte meine Hand an Julians Arm.
»Danke, Samira«, nuschelte ich in meinen Schal. Sie nickte sehr zufrieden, wünschte uns viel Glück und ging fröhlich weiter.
Mike machte sich nicht viel draus, als Julian und ich kichernd neben ihm saßen. Nach der Vorlesung fragte er vorsichtig nach, ob es zwischen uns nun endlich funktionieren würde. Als Julian zögernd nickte, hob Mike nur seine Hand und winkte ab. Kopfschüttelnd ging er seine Wege.
Micky, Susa und Lucy saßen wie immer in der Mensa beieinander und tratschten. Ihre verschwörerischen Blicke strichen immer wieder unsere Plätze. Ganz besonders Micky sah uns enttäuscht an. Was genau sie fühlte oder dachte, war ein Geheimnis. Julian wollte auch nicht groß drüber reden. Er schwieg das Thema regelrecht tot. Und es störte mich ausnahmsweise mal nicht, was die Exfreundin von meiner langen, geheimen Liebe von uns hielt.
Als ich Feli von der ganzen Geschichte erzählte, freute sie sich natürlich sehr für mich. Auch wenn es mehr ein 'Na-Endlich'-Freuen war.
Ja, irgendwie waren wir alle froh, dass der ganze Quatsch vorbei war. Julian versprach mir hoch und heilig, dass er mit dem Trinken aufhören würde, solange ich mich von spitzen Gegenständen fernhalten würde. Der kleine Finger besiegelte den Pakt. Hoffentlich länger, als der letzte Pakt, dachte ich bei mir.
Meine Mutter nahmen die Neuigkeit gemischt auf. Es war okay, so lange niemand darüber sprach. Julian war immer noch gerne gesehen, aber Küsschen und Händchenhalten bitte woanders. Und von Sex wollte sowieso niemand etwas hören. Das war ja peinlich. Und irgendwo 'eklig'.
Annette hingegen konnte nicht an sich halten. Selbst an Weihnachten schenkte sie uns einen Gutschein von Amazon - mit den Worten "Dass man ja vielleicht was schönes finden würde; für das gemeinsame Wohl" und zwinkerte uns vielsagend an. Julian versank in Scham, während ich lachend den Gutschein annahm.
Selbst Jenny, so wie die Crombachs eben waren, zuckte nur mit den Schultern und pöhnte laut: War doch klar, dass da was läuft!
Ja, war doch klar.
Von Anfang an.
»Julian. Mickys Freund. Du kennst sie aus der U-Bahn?«
Nein.
»Julian. Constantins Freund. Erinnerst du dich?«