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Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten

von

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Der Plan

13. Der Plan
 

Rennen. Einfach Rennen. Ein Sprung. Noch einmal. Ein höherer Sprung. Ein Tritt links. Ein Kick rechts. Herumwirbeln. Schon kamen zwei Schwerter auf ihn hinab gesaust. Ausweichen. Ein Tritt nach hinten zum Abschluss.

Es knarrte, rattern, ehe eine Rauchschwade die Luft hinauf stieg und dort verschwand.

„Okay, okay. Das reicht“, sagte Franky und schüttelte den Kopf.

„Dein Bein pfeift!“, fügte Lysop hinzu und notierte sich etwas.

„Als Arzt befehle ich dir auf der Stelle Bettruhe!“, verlangte Chopper.

Keuchend setzte sich Sanji auf einen gepolsterten Stuhl.

„Du schaffst das schon. Bisher hat unsere Crew doch alle Hürden gemeistert.“, munterte Ruffy ihn grinsend auf, der sich neben ihn in den Schneidersitz setzte.

„Yohohoho. Ich hätte auch gerne so eine nette Apparatur. Das macht einen viel verwegener. Yohoho.“

„Was versteht ihr schon...“, knurrte Sanji und stand trotz Schmerzen auf. Es tat weh. Aber zugeben? Vor all diesen Idioten? Vor Zorro, der ihn mit seinem Auge genau taxierte? Niemals!

„He Zorro! Noch eine Runde! Ich glaube, langsam habe ich den Dreh raus.“

„Ach ja?“

Der Schwertkämpfer steckte beide seiner gezückten Waffen zurück in die Scheide.

„Du kannst kaum gerade stehen. Da kämpfe ich gewiss nicht gegen dich. Das ist es nicht wert.“

„Was hast du gesagt, du Grünspan?“

„Hey, du bleibst schön ruhig und setzt dich wieder hin“, befahl Chopper, der sich zugleich in seine große, menschliche Form verwandelte und den Koch zurückhielt. Doch Sanji wehrte sich. Warum sollte er denn auch das tun, was der Arzt wollte?

Allerdings war Chopper in diesem Moment stärker und so ließ er sich widerwillig in den Stuhl fallen.

„Geht doch“, nickte das Rentier zufrieden, „..., du kannst doch jetzt nicht so unbedacht hier herumhüfen! Soll sich dein Bein entzünden? Soll ich dir mal in den Arsch treten, damit du es dir merkst?“

„Nein.“ Sanji verdrehte die Augen.

„Gut.“

„Okay. Jetzt mal den ganzen Medizinkram beiseite-“, begann Franky, schob den lauthals protestierenden Chopper beiseite und sah auf Lysops Notizen. „Hey! Mach dir selber welche!“ „..., die Belastung ist noch nicht richtig balanciert. Kannst du nicht vorher sagen, dass du Beine gleich stark einsetzt?“

„Habt ihr euch noch nie meinen Kampfstil angesehen?“

„Wie dem auch sei-“, begann Lysop gleich, wurde aber direkt von Franky abgewirkt.

„Ja, wie dem auch sei. Du musst uns schon helfen, wenn das hier klappen soll. Drückt es denn irgendwo?“

Sanji sah zu seinem linken Bein hinab, oder zumindest das, was dort noch zu finden war.

Nein, sein Vater konnte das, was er zu Gold verwandelt hatte, nicht wieder in den normalen Zustand zurückverwandeln. Zwar hatte er gehofft, dass sich das nach all den Jahren geändert habe, doch das hatte es nicht.

„Dein Bein wird abfaulen“, hatte Chopper gesagt, als er es zum ersten Mal sah. „Ich kann dir nicht helfen...Ich kann nur...“

Da wurde alles schwarz. Er war nicht ohnmächtig geworden. Nein. Als Chopper erzählte, was die einzige Möglichkeit für ihn war, überkam ihm nur ein ein Rauschen und er blendete alles einfach aus.

Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein.

Würde er nun zur Bürde seiner Crew werden? Wie solle er kämpfen? Wie sollte er jemanden beschützen.

„..., denke an die Blutzirkulation...“

Bah, Blutzirkulation. War Chopper nicht Arzt? Konnte er ihm nicht anders helfen? Nicht so – auf diese radikale Art und Weise.

„..., wenn ich nicht helfe, kannst du sterben...“

Vielleicht wäre der Tod besser, als das, was schnell seine Vorbereitungen fand.

Doch dann überfielen sie ihn, Lysop und Franky, mit ihren Gedanken, Plänen und Notizen. Sie nahmen Maß. Sie berechneten und sie planten.

Sanji wollte es noch immer nicht glauben.

Es durfte einfach nicht sein.

„Drückt es irgendwo?“, fragte Franky und begann an der Prothese, die nun an der Stelle seines linken Beines war, zu schrauben. Er riss ihn einfach aus seinen Gedanken. Ohne Vorwarnung.

„Nein.“

Zu gerne hätte er jetzt eine Zigarette. Schon seit sie hier auf dieser Insel angekommen waren, hatte Sanji nicht mehr geraucht und nun hatte er dieses schreckliche Bedürfnis mehr denn je.

„Okay. Versuch es jetzt noch einmal“, sagte Lysop, der noch eine Schraube im Wadenbereich festzog und eine Feder spannte.

Fast trotzig stand er auf. Chopper begann wieder zu protestieren.

Erneut rannte er in dem Trainingsraum des Schlosses los. Wieder ein Sprung über ein Hindernis. Ausweichen, als Zorro so schnell ein Schwert zog und es schwang, dass man es übersehen könnte. Ein Sprung in die Höhe. Angriff von oben. Mit der Sohle gegen die Klinge.

Sie sprangen auseinander und der Schwertkämpfer schüttelte seinen Kopf.

„Dein Bein qualmt schon wieder. Hey, Nami! Sag deinem Schatz mal, dass das so nichts wird!“

Unsicher sah der Blonde die beiden jungen Frauen in einer Ecke des Raumes an. Robin beobachte ihn gespannt und lächelte ihm motivierend zu. Namis Gesicht aber war zum Fenster gewandt, während ihr Blick weit über das Wasser schweifte, welches man von ihrem Platz aus besonders gut sehen konnte.

Auch als Zorro sie rief, zeigte sie keine Änderung in ihrem Verhalten. Sie starrte einfach weiter. War tief in ihren Gedanken versunken.

Seit dem Unfall hatte sie nur noch selten mit ihm gesprochen. Sie zeigte nur noch wenig Emotion und blieb nur in seiner Nähe, wenn es sein musste. Ohne, dass sie ihm etwas gesagt hatte, wusste Sanji genau, was sie dachte: Das der Verlust seines Beines ihre Schuld war.

War es aber nicht. Er selbst hatte sich mit seinem Vater angelegt. Er wollte gegen den König kämpfen. War es doch er, der zu dumm war zu glauben, dass König Mides nicht seine Teufelsfruchtkräfte gegen ihn einsetzte. Gegen ihn – seinen einzigen Sohn und Erben.

„Hexe! Ich rede mit dir!“

„Was soll ich denn bitte schon dazu sagen!“, fauchte sie zurück, blickte nur kurz den Grünhaarigen an, dann trafen sich kurz ihre Blicke, nur um dann schnell wieder zum Fenster zu sehen.

„Lass Namilein da raus. Greif mich wieder an, Rasenschädel!“

Zorro verschränkte nur dir Arme, blieb dann still.

„Okay, Sanji. Genug jetzt. Setz dich hin. Wir tauschen deine Prothesen wieder. Und ihr beide arbeitet daran. Nicht das ich neben einem sauberen Schnitt auch noch Verbrennungen dritten Grades behandeln muss.“

„Aye, Aye, Herr Schiffarzt!“, salutierten Lysop und Franky gleich und als Sanji sich setzte, nahmen sie auch schon die Protese ab.

„Wir bekommen das schon hin“, meinte der Mann mit langer Nase, „Und das Baby hier wird dann mehr Sprungkraft haben, als dein echtes Bein.“

„Und mehr Stärke“, fügte Franky hinzu.

„Und du wirst gar kein Unterschied merken, wenn du kämpfst. Vertrau uns da. Wir müssen nur die Belastung etwas verstärken.“

„Und mehr Federn an dieser Stelle.“

„Und hier muss noch eine Schraube platziert werden.“

„Also meine Notizen sagen lieber drei.“

„Ach, ich pfeif auf deine Notizen. Und das wichtigste...“, Franky lehnte sich näher an Sanjis Ohr und flüsterte hinter vorgehaltener Hand „..., die Ladys werden keinen Unterschied merken.“

Was sollte ihm das schon nützen, wenn die Dame, die er am meisten beeindrucken wollte, von dieser ganzen Misere wussten? Was brachte es ihm, wenn eine davon dachte, es wäre alles ihre Schuld gewesen? Wie sollte es nun weitergehen, da er nun ein Krüppel war?

„Yohohoho! Ich sehe das schon alles vor meinen Augen. Das wird vortrefflich. Und dabei habe ich nicht einmal Augen. Yohohohoho!“

„Macht aber schön langsam! Es muss noch alles heilen. Ich als Arzt-“

„Ach Chopper“, unterbrach ihn Ruffy schnell, „Wir kriegen das alle schon hin. Nicht wahr Sanji?“

Der Blonde blieb stumm und ließ sich von Chopper helfen, die normale Prothese, die ihm jetzt nur das Laufen ermöglichen sollte, anzuschnallen.

Ruffy begann wieder zu sprechen, als er schnell merkte, dass wohl keine Antwort kam: „Ich habe dich schließlich als Koch angeheuert. Da brauchst du deine Beine nicht. Und das mit dem Kämpfen bekommen wir schon wieder hin!“ Der Kapitän grinste breit und zuversichtlich.

„Wie wäre es mit Dialen?“

„Gute Idee, Langnase“, hörte Sanji die beiden Erbauer der Protesen tüfteln und er seufzte nur, dann sah er endlich den Schwarzhaarigen an und wechselte gleich das Thema:

„Habt ihr genug Essen besorgen können?“

Der Angesprochene nickte.

„Und ich habe auch nur ein kleines bisschen Genascht. Robin hat mich davon abgehalten.“ Der Kapitän verzog das Gesicht und verschränkte seine Arme. Sanji war sofort klar, dass er noch gerne mehr gegessen hätte, aber dann wäre ihr ganzes Vorhaben zu nichte.

„Gut, wir treffen uns dann heute Nacht bei der Sunny“, diktierte Sanji und ließ keinen Platz für Fragen und Anmerkungen. Es war so seit mehreren Tagen und sie alle nahmen es ohne wenn und aber hin.

„Wie sieht denn der Plan eigentlich aus?“, hörte er plötzlich die liebreizende Stimme der Navigatorin hinter ihm und erstaunt wandte er sich zu ihr um.

„Welcher Plan?“, fragte er verdattert und auch die anderen schienen nicht so recht zu wissen, von was Nami da so plötzlich sprach – oder dass sie überhaupt ein Wort sprach.

„Na wie jede Nacht...“ sagte Ruffy und legte seinen Kopf leicht schräg, mit verschränkten Armen. „Das hat doch jeder verstanden.“

Sofort trat der Blonden gegen den Kopf, sodass er einmal hin- und her geschleudert wurde. Etwas unbeeindruckt kratzte der Getroffene sich am Kopf und sah verwirrt zu seinem Angreifer hinauf.

„Wofür war denn das?“

„Namilein versteht schon, um was es geht. Sie ist um einiges schlauer als du!“, knurrte der Smutje und sah dann die Orangehaarige Frau wieder an.

Seit dieser einen Nacht, an dem sein Bein zu Gold wurde, gingen sie jeden Abend zur Thousand Sunny, kümmerten sich um die Menschen dort, die aus dem Untergrund fliehen konnten. Gaben ihnen Essen, versorgten sie mit Medikamenten und leisteten ihnen Gesellschaft. Hielten alles geheim. Doch was hätten sie tun sollen?

Als die Soldaten die Treppe hinab liefen um in die unterirdische Stadt zu gelangen, nutzten die restlichen sieben Strohhüte die Gelegenheit und geleiteten die Menschen durch den zweiten Eingang hinaus. So schnell sie konnten. Zwar wurden auf die Art alle Häuser zerstört, aber zumindest niemand verletzt. Sanji konnte nur erahnen, welche Zerstörung die Soldaten hinterließen, denn ihnen schien nicht einmal aufgefallen zu sein, dass dort niemand mehr war. Oder war es ihnen und auch seinem Vater doch am Ende egal? Wollte er doch nur ein Zeichen setzen und zeigen, wer mächtiger war?

Sanji schüttelte den Kopf ganz leicht.

Was auch immer es war, seitdem sein Vater ihn bestrafte, war dieser ruhiger, zu Sanji selbst sogar fast freundlich. Wusste der König nun, dass er keine Gefahr mehr war? Konnte er erahnt haben, dass sie in Wirklichkeit Piraten waren?

Eine Entschuldigung hatte er natürlich nie bekommen. Ein paar nette Worte, ein 'Es tut mir leid, dass ich dein Bein in Gold verwandelt habe, aber -hey- lass uns nun neustarten als Vater und Sohn.', nein, nicht einmal ein entschuldigendes Nicken hatte Sanji seitdem gesehen.

Stattdessen verlief alles im Schloss, wie es bisher war. Nichteinmal ein Diener sprach ihn wegen seines Beines an. Selbst seine beste Freundin Klio verlor kein Wort darüber. Manchmal fragte sich Sanji sogar, ob man überhaupt davon wusste. Natürlich – die Protese die er nun trug war unauffällig und man musste genau hinsehen, um zu erkennen, dass er das linke Bein manchmal leicht nachzog. Dennoch...

„Wie stellst du dir das nun vor? Sollen wir diese Menschen etwa mit uns nehmen, wenn die Reise weitergeht? Hier bleiben können sie ja nicht“, unterbrach Nami seine Gedankengänge und er musste zugeben, dass er darauf keine Antwort wusste. So sah er sie nur an und hoffte, dass ein anderer etwas sagen würde.

'Ja, wie sollte es denn nun weitergehen?', dachte er und schluckte. Knapp hundert Menschen waren es, die sie unter Deck ihres Schiffes versteckten. Knapp hundert Menschen, die Verpflegung brauchten, Medikamente, einen Ort zum Schlafen und Schutz. Sie konnten doch nicht alle mit ihnen segeln. Wenn es nach Ruffy ging, dann natürlich schon, aber er musste sich ja auch über all diese Fragen keinen Kopf zerbrechen. Er war einfach ein unendlicher Optimist, dieser idiotische Kätp'n.

„Gebt mir 10 Wochen und ich kann die unterirdische Stadt wieder aufbauen!“, erklang gleich Frankys Stimme und begann breit zu grinsen. „Ich bekomme das schon hin.“

„Und woher die Materialien?“, lenkte Nami gleich mit monotoner Stimme ein und blickte den Cyborg starr an, „Meinst du nicht, es würde dem König auffallen, wenn ein paar Bretter Holz fehlen?“ Zugleich verschwand Frankys Grinsen.

„Wir nehmen sie einfach zur nächsten Insel mit. Ich werde sie schon alle beschützen!“ Lysop hob gleich stolz die Hand und Chopper nickte zustimmend.

„Das sagt ja gerade der Richtige.“, murmelte Zorro nur und schüttelte den Kopf.

„Yohohoho. Aber Nami hat Recht. Wir brauchen einen Plan!“

Sanji sah sie genau an und als sich ihre Blicke einmal wieder trafen, begann sein Herz schneller zu schlagen. Doch dieser Augenblick weilte nicht lange und sie blickte wieder aus dem Fenster.

„Natürlich habe ich Recht“, flüsterte sie leise und seufzte.

„Dir schwebt bereits etwas im Gedanken vor. Nicht wahr?“, fragte Robin und sofort kletterten Sanjis Augenbrauen nach oben. Er war erstaunt. Hatte denn diese junge Frau tatsächlich schon eine Idee?

Einige Augenblicke vergingen und keiner von ihnen wagte es ein Wort zu sagen. Selbst Zorro blieb einmal verdächtig leise.

Dann endlich, mit einem unglaublichen Schwung, sodass der Smutje fast erschrak, stand sie auf.

„Es gibt keine andere Möglichkeit. Der König muss fallen. Besser – ersetzt werden!“ Dann sah sie ihn an. Ihr Blick war fest und eindringlich. Bestimmend sogar. Selten hatte Nami ihn so angesehen. Eine unheimliche Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus, während ein Schauer, eiskalt, seine ganze Wirbelsäule auf und ab kroch.

„Um das Wohl deines Volkes sollten wir diese verdammte Hochzeit endlich durchziehen - damit du König wirst.“

Als niemand ein Wort sagte, Sanji manch einen der Strohhüte nur keuchen hörte, konnte er nur hoffen, dass sie alle das selbe dachten – denn niemand hätte diesen Plan erahnen können.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tatsächlich gibt es die Theorie zu Sanji, bei welcher er sein Bein verliert. Schließlich sei er der einzige ohne Strohhüte, der weder mit Teufelskräften, noch mit Waffen kämpft. Fand ich interessant :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ju1989
2015-11-15T21:35:44+00:00 15.11.2015 22:35
Ich bin echt beeindruckt, die Fanfiction ist so Klasse, bei vielen anderen hat man immer so ein "Ja ne is klar" im Hinterkopf, aber bei der hier nicht. Einfach großartig :D Könnten sie gerne ins Original so über nehmen ;)
Antwort von:  _Supernaturalist_
17.11.2015 18:35
Das freut mich sehr, dass du das so siehst. :D Ich hoffe immer, dass alles logisch erscheint - nicht nur in meinem Kopf.
Ich fühle mich bei deinen Worten wirklich sehr geehrt *verbeug*


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