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Erinnerungen

von

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Was damals war, wird nimmermehr

Knarrend fiel die Tür ins Schloss.

Das alte Holz scharrte kurz über den Boden, hallte viel zu laut wieder. Die große Halle war fast vollkommen leer. Vereinzelt saßen ein paar Dörfler an dem Feuer, welches unstet mittig des Saales tanzte und wilde Schatten auf die Wände warf. Für ihn waren die Flammen ein trauriger Anblick.

Ein Beweis für etwas, was in einem Moment noch so Präsent und im nächsten erloschen und kalt ist.

Wie Asche über einem Schlachtfeld welches seine Krieger nicht mehr zu tragen vermag.
 

Langsam, stetig, bahnte er sich seinen Weg zu einem der freien Tische. Ihn begleitete der schrille Widerhall von Metall auf kargem Stein. Ein paar der Anwesenden sahen zu ihm auf, wagten es jedoch nicht ihn anzusprechen. Niemand wagte es zu diesen Stunden. In ihren Blicken tobte ein Sturm unterschiedlichster Gefühle. Schuld, Reue. Machtlosigkeit. Und Angst.
 

An einer langen Bank angekommen, setzte er sich lautlos und legte das Buch, welches er bis dato unter dem Arm getragen hatte, fast schon zögernd auf den Tisch. Er hatte es erst vor kurzem gebunden, die Seiten waren frisch geschöpft und unberührt. Umschlungen von einem festen, ledernen Einband warteten sie darauf, gefüllt zu werden. Worte, Sätze, Gedanken – ein Geständnis an die Welt dort draußen.

Dinge, die er wohl niemals frei über die Lippen bringen könnte. Egal, wie sehr er es wollte.

Also schrieb er. Wollte schreiben.
 

Fahrig fuhr er sich über das Gesicht, wischte sich ein paar lose Strähnen aus dem Weg und griff langsam nach einer entzündeten Kerze, stellte sie näher heran um einen besseren Blick auf das Buch vor ihm zu haben.
 

Seine Finger strichen rastlos über das Leder, zitterten mit jedem Augenblick mehr. Er wollte schreiben.

So schnell wie möglich. Wollte die Seiten füllen, die Feder nicht ruhen lassen. Und doch hinderte ihn eine unsichtbare Wand daran, dieses Buch zu öffnen. Er wußte, wenn er anfing, dann wäre es endgültig. Dann hätte ihn die Realität vollends erreicht und es gäbe kein zurück mehr. Kein schön reden, keine Ausflüchte, nur die nackte Klinge, die sich Erkenntnis nannte – und stolz darauf war.
 

Bilder flogen an seinem innerem Auge vorbei, Momente und Erinnerungen von denen er fürchtete sie zu verlieren. Das, das war seine größte Angst. Der größte Feind. Das Vergessen. Deshalb das Buch.

Er wollte alles, alles was er wußte, was er gefühlt hatte für die Nachwelt festhalten.

Das war er ihnen allen schuldig.
 

Seinem Stamm.

Seinem bestem Freund.

Seiner Familie.

Allen.
 

Vorsichtig griff er in die Innentasche seines Mantels und zog ein kleines Bündel hervor. Noch immer zitterten seine Hände; so sehr, das er glaubte das Bündel fallen zu lassen. Er öffnete es und zum Vorschein kam ein kleines Tintenfass und eine Feder. Er schluckte hart. Öffnete das Fass. Griff nach der Feder.
 

Seine Hand zuckte, war schwitzig und kalt.

Langsam tunkte er den Kiel der Feder ein.

Strich ihn am Rand des Glases aus.

Sekunden krochen dahin.

Gedanken wirbelten in seinem Kopf, fegten umher und schließlich setzte er die Feder auf:
 

Es gab Drachen, als ich noch ein Junge war...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Juju86
2017-03-19T14:53:09+00:00 19.03.2017 15:53
das ist eine sehr schöne Geschichte :)

LG Juju86
Von:  Easylein
2015-10-16T21:09:48+00:00 16.10.2015 23:09
Hi!

504 Wörter die sehr emotional und wunderschön zu diesem OS zusammen gefügt worden. 504.... sehr beeindruckend, das schafft nicht jeder einen Leser damit sofort zu fesseln. Respekt! ^.^ Ganz großes Kompliment , eine sehr schöne wenn auch traurige Geschichte.

Glg Easy
Antwort von:  sinistersundown
24.10.2015 09:08
Dankeschön :)
Es ist auch nicht ganz einfach, das zu erreichen xD


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