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Der Junge mit den Sommersprossen

[Projekt 25 Gefühle]
von

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Chapter 12: Mut zur Wahrheit [Mut]


 

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~~ Der Junge mit den Sommersprossen ~~

| Chapter 12: Mut zur Wahrheit |
 

Liz saß aufrecht im Zeugenstand. Innerlich zitterte sie wie Espenlaub. Dies hier war ein wichtiger Tag. Heute würde sich entscheiden, ob sie ihre Söhne wieder bekam. Seit Wochen – Monaten – wartete sie auf diesen Tag.

Die Braunhaarige hatte der Anklage aufmerksam gelauscht und gedanklich mit dem Kopf geschüttelt. Kindesmisshandlung und Kindesmissbrauch. Sie würde ihren Kindern niemals etwas an tun! Ihr Anwalt riet ihr, den Mund zu halten. Aber: sie hatte sich dagegen entschieden. Schließlich war sie unschuldig.

Der Staatsanwaltschaft fragte und Liz antwortete wahrheitsgemäß. Sie hatte ja nichts verbrochen. Gar nichts. Mit jeder Frage, die ihr gestellt wurde, nahm die Spannung zu. Kalter Schweiß lief ihren Rücken herab. Mit jeder Frage starb sie ein bisschen mehr. Der Staatsanwalt drehte ihr das Wort im Munde herum und je mehr sie sich dagegen wehrte, desto stärker wurde der Gegendruck.

Verzweifelt biss sie sich auf die Lippe und ihre Sicht verschleierte sich vor unvergossener Tränen. Aber sie weinte nicht. Tränen brachten ihr nichts. Also saß sie blass und mit den Nerven am Ende auf dem Zeugenstuhl und ließ das Kreuzverhör weiter über sich ergehen.

Als sie endlich entlassen wurde, fühlte sie sich innerlich tot. Liz erhob sich mit zitternden Knien und begab sich wieder neben ihren Anwalt. Dort wartete sie auf das Ende. Auf ihrem Platz sackte sie in sich zusammen. Die restliche Zeit flog nur an ihr vorbei, da sie in Gedanken woanders war. Nur nebenbei bekam sie die weiteren Aussagen mit. Ihr Anwalt täschelte ihr gutmütig das Knie, was ihm ein zittriges Lächeln einbrachte.

Das Schlussplädoyer wurde gesprochen und die Jury hörte genau zu, genauso wie in der Verhandlungen zuvor. Wie die gesamte Zeit schon. Zum Schluss richtete sich der Richter das Wort an Liz. Sie durfte noch ein paar Worte sagen, wenn sie wollte. Ihr gehörte das Schlusswort.

Liz erhob sich – trotz des mahnenden Blick ihres Anwaltes – und sah auf die Anwesenden. Viele Augen waren auf sie gerichtet. Jetzt galt es alles. Ein letztes Mal nahm sie ihren ganzen Mut zusammen.
 

„Ich liebe meine Jungs.“, begann sie und holte nochmals Luft: „Ich liebe sie von ganzem Herzen, auch wenn sie nicht mein Fleisch und Blut sind, sind sie trotzdem meine Söhne. Ich verstehe ihr Sorge. Ich verstehe sie wirklich, aber... Aber ihre Anschuldigung passt nicht zu jeder Situation.

Würden Sie einen liebenden Vater anklagen, weil dieser seinen Sohn umarmt oder seine Tochter einen Klapps auf den Hintern gibt? Würde sie eine liebende Mutter verurteilen, die ihrem Kind über die Wange streichelt oder sogar küsst? Haben Sie nicht selbst Kinder, denen Sie unbewusst kleine liebevolle Gesten zukommen lassen? Müsste man Sie nicht auch verklagen, nur weil Sie Ihre Kinder lieben?

Ich weiß, dass es schwarze Schafe gibt. Überall gibt es doch solche, die sich unter uns bewegen. Aber soll ich deswegen auf meine nicht leiblichen Kinder verzichten, nur weil man ein paar Gesten missverstanden hat? Soll ich deswegen meine Kinder nicht mehr umarmen können? Nur weil andere das falsch verstehen können? Ich liebe meine Söhne. Ich liebe sie vom ganzen Herzen. Und... und ich vermisse sie. Vermisse sie so sehr.

Ich vertraue auf Ihr Urteil und hoffe, dass Sie die richtige Entscheidung fällen. Schließlich wollen wir alle das Gleiche. Die Sicherheit und Unversehrtheit von Ace und Ruffy. Ich vertraue Ihnen. Und ich werde mich jeden Urteil beugen.“
 

Liz stand aufrecht und sah auf die Jury. Die lautlosen Tränen, die ihr über den Wangen liefen, waren während erst jetzt aufgefallen. Mit diesen Worten setzte sich die Angeklagte wieder und wischte sich über die Wangen. Die Tränen fielen weiter. Ihre Worte waren aus dem Herzen entsprungen und sie hoffte, dass dieser Mut nicht ungehört blieb.

Der Richter und die Jury verließen den Saal, um sich zu beraten. Zogen sich zurück, um ein Urteil zu fällen. Nun hieß es warten. Und dieses Warten nagte an ihren Nerven. Hatten ihre mutigen Worte etwas gebracht? Ihr Anwalt neben sich lächelte nur zuversichtlich.

Drei Stunden später wurde das Urteil verkündet. Mit großen Augen sah Liz auf den Sprecher der Jury. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Unschuldig. Sie durfte ihre Kinder wieder sehen. Sie bekam sie zurück. Erleichterte Tränen weinte sie nun und ihr Anwalt gratulierte ihr.

Lächelnd sah sie zu ihm und umarmte ihn darauf hin. Ohne ihn hätte sie es niemals geschafft. Ohne Hilfe hätte sie ihre Kinder niemals wieder bekommen. Ihr Herz war befreit. Sie bekam ihre Jungen wieder.

Lächelnd trat sie aus dem Gerichtsgebäude und die Sonne strahlte ihr entgegen. 'Könnte der Tag noch besser werden?' , fragte sie sich und wurde dann überrascht. Denn ein zweifaches 'Liz!' ließ sie sich umdrehen.

Mit weit ausgebreiteten Armen ließ sie sich auf die Knie fallen. Ohne zu zögern warfen sich zwei Wirbelwinde in ihre Arme. Ihre Wirbelwinde. Glücklich zog sie sie an ihre Brust und wollte sie gar nicht mehr los lassen.
 

Sie hatte sie wieder.
 

Sie hatte ihre Söhne wieder.
 

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