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Zorro und Felidae

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Diego

Der Morgen des 14. April 1833 war sonnig. Charlotte Luis erwachte in ihrem Haus aus einem erholsamen Schlaf. Heute wollte sie endlich mal wieder ihre Kantina von Grund auf reinigen. Sie hatte das schon so lange vor sich her geschoben.

Wäre ihr Vater noch da, hätte sie es wahrscheinlich schon erledigt, denn er war ein liebevoller aber auch sehr strenger Lehrer.

Ihre Gedanken schweiften zu ihm. Sein Tod hatte sie sehr mitgenommen… Aber nun war keine Zeit über das vergangene nachzudenken. Sie musste in die Kantina.

Die Turmuhr des Marktplatzes läutete einmal, um zu verkünden, dass es 7.30 Uhr war. Sie legte den kurzen Weg von ihrem Wohnhaus in das flache Gebäude, in dem die Kantina war, in wenigen Schritten zurück. Charlie begann mit dem Putz.

Sie war gerade beim Kochen ihres berühmten Chilis, als die ersten Gäste schon die Lokalität betraten:

„Guten Morgen, Señorita!“, brüllte Sergento Pedro Gonzales durch den Raum in die Küche hinein.

„Buenos Diaz, ich bin gleich bei ihnen.“, rief sie zurück. Der gemütliche Mann setzte sich an einen Tisch. Wenig später kam Charlie durch den Vorhang in den Gastraum:

„Was kann ich ihnen anbieten?“, fragte sie.

„Ich hätte gerne etwas Wein.“, lachte er. Sie nickte, ging hinter den Tresen, nahm einen Humpen und füllte diesen. Er lächelte als sie das Getränk brachte:

„Grasias.“, sagte Gonzales.

Sie lächelte und ging wieder an die Arbeit.

„Charlie!“, rief ein kleiner Junge über den Tresen.

„Bernah, was führt dich her?“, fragte sie den Rotschopf.

„Don Vega schickt mich. Kannst du heute Abend eine kleine Feier ausrichten?“, fragte er, wie ein Honigkuchenpferd grinsend.

„Natürlich, was wird denn gefeiert?“

„Diego ist wieder da.“, sagte der Junge. Auf Charlottes Gesicht breitete sich pure Freude aus:

„Wann ist er gekommen?“

„Heute Morgen ist das Schiff gekommen…“

„Hat er sich sehr verändert?“, fragte sie nervös. Charlie hatte Diego de la Vega vor 5 Jahren das letzte Mal gesehen. Sie waren zusammen aufgewachsen und waren von Anfang an Freunde. Doch dann schickte ihn sein Vater, Don Alejandro de la Vega, zum Studium nach Madrid. Sie blieben auch weiterhin in schriftlichen Kontakt, doch oft dauerte es bis zu einem Jahr bis sie Antwort auf einen Brief bekam und es war auch vorgekommen, das ein Schiff mit der Post versank.

„Lass dich überraschen.“, meinte Bernah lachend und ging.

Señorita Luis bereitete in der Kantina alles vor. Sie war nervös, freute sich aber.
 

Um 8.00 Uhr abends kamen sie. Don Vega, Maria, Bernah und Diego. Dieser blickte mit großen Augen auf sie:

„Charlie, schön dich wiederzusehen. Wie geht es dir.“, fragte er, nahm ihre Hand und setzte einen leichten Kuss darauf. Señorita Luis wurde etwas verlegen, entfernte die Hand aus seiner

und bat die Gäste sich zu setzen.

Im Verlauf des Abends gesellte sich Charlotte immer wieder zum De la Vega- Tisch, wenn es die Zeit und die anderen Gäste zuließen:

„Diego, ich bin gespannt, was für Fortschritte du im Fechten gemacht hast.“, meinte sie. Er wirkte plötzlich ziemlich nervös:

„Ehh, tut mir leid, Charlie, aber ich fechte nicht mehr… Ich hatte mit dem Degen etwas Ärger in Madrid und…“ Plötzlich wurde er von einem lauten Gebrüll unterbrochen:

„Was geht hier vor?!“, schrie Lieutennend Gabriell.

„Meine Gäste essen und trinken. Soweit ich weiß, ist das noch nicht verboten.“, sagte Charlie.

Gabriell setzte ein falsches Lächeln auf:

„Ab 9.00 Uhr abends in ihrer Kantina schon. Zumindest nach dem neuen Gesetz.“, sagte er. Zog ein Papier aus seiner Tasche und las laut vor:

„Auf Befehl von Kommandant Raymont: Um zu verhindern, dass sich Rebellen unbehelligt an öffentlichen Orten treffen, müssen diese um 9.00 Uhr abends geschlossen werden!“

„Bitte WAS!“, entfuhr es der Wirtin: „Wie soll ich bei so einer frühen Sperrstunde im Geschäft bleiben!“, fragte sie aufgebracht.

„Vorsicht Señorita, sie wollen den Rebellen doch wohl keine Versammlungsmöglichkeit geben?“, fragte er herausfordernd. Ihr lag einiges auf der Zunge, doch sie hatte gelernt sich zurück zu halten.

„Sie können noch das Geld von ihren Gästen einkassieren, dann ist hier Schluss!“, brüllte der Lieutennend noch und verließ dann das Lokal. Alle sahen sie an:

„Sie haben es gehört.“, flüsterte Charlie, aber alle verstanden sie. Sie holte ihre Belege und sammelte die Pesos ein.

„Können wir dir noch beim Aufräumen behilflich sein?“, fragte Diego. Sie schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf:

„Danke, aber das braucht ihr nicht.“, meinte sie enttäuscht: „Geht lieber, sonst werdet ihr noch verdächtigt Rebellen zu sein.“

„Tut mir leid, Charlie.“, meinte Alejandro noch. Mit einem letzten Blick auf sie verließen die Gäste die Kantina und die Wirtin begann mit dem Aufräumen. Ihr gingen zahlreiche Gedanken durch den Kopf. Könnte sie die Kantina halten? Sollte sie mit Raymont sprechen? Was war in Spanien passiert, dass Diego keinen Degen mehr anrührt? Früher haben sie viel miteinander trainiert. Beide waren gleich gut gewesen.

Sie ging über den Marktplatz, als sich ihr plötzlich mehrere Männer in den Weg stellten: „Was wollt ihr?“, fragte sie. Die Gringos fingen an zu grinsen.

Charlie sah sich um, merkte wie die Typen weiter auf sie zukamen.

Plötzlich hörten sie das Hufgetrappel eines galoppierenden Pferdes. Einer nahm ein Messer zur Hand umfasste sie und hielt es ihr an die Kehle.

Auf dem schwarzen Andalusier saß ein Mann mit einem schwarzen Hut und schwarzer Kleidung, ein Cape flatterte hinter seinem Rücken:

„Mi Señores, ich muss doch bitten. Zu viert eine junge Señorita zu überfallen.“, meinte der ebenfalls maskierte und sprang mit gezückten Degen aus dem Sattel.

Derjenige, der Charlie mit dem Messer bedrohte schien der Anführer zu sein. Er nickte seinen Leuten zu, die ihre Waffen zogen und in Richtung des schwarzen Kämpfers gingen. Dieser lächelte. Im nächsten Moment krachten die Degen auf einander. Die Geschicklichkeit des Mannes in schwarz war beeindruckend. Er wich aus, entwaffnete den ersten der Drei und schlug ihn nieder. Nun mit zwei Degen, in jeder Hand einen, griff er die anderen Beiden an. Es dauerte nicht lange, da waren auch diese ausgeschaltet.

Der, der Señorita Luis gefangen hielt, schubste sie zu Boden und nahm seine Pistole zur Hand. Er konnte nicht mal mehr zielen, da hatte der Mann in schwarz ihn schon mit seiner Faust ins Reich der Träume geschickt:

„Geht es ihnen gut, Señorita?“, fragte er. Sie sah ihn an und konnte trotz der Maske keine Falschheit bei ihm entdecken:

„Ja, vielen Dank, doch wer sind sie?“, fragte Charlie.

„Mein Name ist Zorro. Passen sie auf sich auf Señorita.“, sagte er, pfiff kurz und stieg auf den Andalusier: „Sie sollten nachhause gehen.“, lächelte er sie warm an.

„Ich danke ihnen.“, sagte sie noch einmal und ging in ihr Haus. Durch ihr Fenster sah sie noch wie Zorro die vier Männer verschnürte und dann fortritt.
 

Am Morgen klopfte es an ihrer Tür:

„Wer ist da?“, fragte Charlie, die Tür mit der Erinnerung an den Vortag noch geschlossen.

„Hier ist Sergeanto Gonzales. Es geht um die Geschehnisse von gestern Abend!“, rief er. Señorita Luis öffnete vorsichtig die Tür.

Der Offizier trat ein:

„Señorita, es wurden heute Morgen auf den Marktplatz vier gefesselte Gringos gefunden, dabei lag diese Notiz.“, er gab ihr das Papier. Da drauf stand nur, dass diese Männer versuchten sie auszurauben. Unterschrieben war das Schriftstück mit El Zorro.

„Können sie dazu was sagen?“, fragte Gonzales.

„Es ist wahr, jedes Wort.“, sagte Charlie.

„Wer ist dieser Zorro?“

„Ich weiß es leider nicht. Er trug eine Maske und war auch sonst komplett in schwarz.“, sagte Charlie.

„Wie würden sie ihn sonst noch beschreiben?“

„Ich kann ihnen leider nicht mehr sagen, es war dunkel.“, sprach sie weiter: „Was wird mit diesen Gringos?“, fragte sie.

„Wahrscheinlich kommen sie ins Gefängnis oder Arbeitslager. Machen sie sich keine Sorgen Señorita.“, meinte Gonzales.

„Brauchen sie sonst noch etwas von mir?“

„Nein Señorita. Wir sehen uns heute Abend.“, grüßte er und verließ ihr Haus.
 

Sie machte die Kantina um auf und begann mit der Arbeit. Gegen vier Uhr nachmittags kamen die ersten Soldaten mit frisch aufgeschnittenen Hemden. Es folgte Gonzales, ebenfalls dekoriert mit einem Z- förmigen Schnitt:

„Was ist mit ihnen passiert?“, fragte sie erstaunt.

„Ich hatte sie heute Morgen doch über diesen EL Zorro befragt.“

„Ja, und?“

„Er hat uns so zugerichtet.“, sagte er völlig erschöpft. Sie stellte dem Seargento ein Chili hin:

„Lassen sie es sich schmecken.“, wünschte sie, dann kümmerte sie sich um die anderen Soldaten.

In den kommenden Tagen häuften sich die Gerüchte, aber die Art von diesen war grundverschieden. Die Soldaten nannten ihn Teufel oder Dämon. Die Menschen, denen er half sagten, er sei ein Held. Charlie wusste ihn nicht so recht einzuschätzen. An der Außenseite der Kantina hing, Señorita Luis konnte es nicht verhindern, ein Fahndungsplakat mit einer Belohnung von 150 Pesos.
 

Aber darum konnte sie sich jetzt nicht kümmern. Sie hatte in dem Augenblick, weiß Gott, wichtigere Probleme. Die frustrierten Soldaten betranken sich schnell und begannen ausfallend zu werden.

An diesem frühen Abend war es soweit. Charlie servierte gerade einen frischen Humpen Rum. Als sich einer der Männer die Wirtin mit einem dreckigen Lachen griff:

„He Baby, komm her.“ Sie wurde von hinten umfasst. Ein weiterer kam von vorne:

„Lasst mich los!“, rief sie, schlug und trat nach ihnen.

„Plötzlich ertönte ein Schuss und alles drehte sich zum Ausgang. Mit erhobener Waffe stand Zorro in den Schwingtüren:

„Mi Señores, ich würde es sehr begrüßen, wenn sie die Señorita loslassen würden.“, bat er freundlich: „Ich stehe ihnen draußen natürlich gerne für einen Kampf zur Verfügung.“

Vor der Tür standen sich nun der Fuchs und fünf Soldaten gegenüber. Sie beobachtete es von ihrer Tür aus. Mit einer unglaublichen Raffinesse hielt er seine Kontrahenten auf Abstand. Charlie verstand genug vom Fechten, um das zu erkennen.

Nach nur wenigen Augenblicken lag das Quintett auf dem Boden:

„Señorita Luis, verzeihen sie die Unannehmlichkeiten.“, sprach Zorro.

„Ich muss ihnen schon wieder danken.“, sagte sie.

„Immer wieder gern, Señorita. Geben sie auf sich acht.“, gab er noch den Rat, stieg auf sein Pferd und ritt davon.
 

Am nächsten Morgen kam Diego in die Kantina:

„Buenos diaz Charlie… Wie geht es dir?“, fragte er vorsichtig.

„De la Vega, du bist immer noch ein grauenvoller Schauspieler. Frag doch gleich was los ist.“, meinte sie leicht frustriert.

„Ich habe gehört du wurdest überfallen?“

„Ja…, das zweite Mal in zwei Tagen.“, purer Sarkasmus sprach aus ihr. Diego sah wie sie wie sie den Gastraum für das Tagesgeschäft fertig machte:

„Kann ich dir was helfen?“, fragte er. Sie unterbrach kurz ihr tun und sah ihn an:

„Ja, gehst du bitte aus dem Keller Wein und Rum holen, um die Schränke wieder aufzufüllen.“, gab sie den Auftrag.

Den ganzen Tag über blieb er in ihrer Nähe. Charlie ahnte warum, von seiner damaligen Ritterlichkeit schien doch noch einiges übrig zu sein:

„Diego!“, er sah sie vom Tisch her, an dem er mit Sergeanto Gonzales saß, an. Die Wirtin stellte sich zu ihnen:

„Da ich ja schon um 9.00 Uhr die Kantina dicht machen darf, würde ich dir danach noch gerne etwas zeigen wollen.“ Er nickte nur.

Gonzales sah die Beiden an. Erinnerte sich dann aber an ein Gespräch mit Señorita Luis. Er fragte damals nach dem Sohn von Don Alejandro. Sie meinte das Diego ihr bester Freund sei, ohne romantische Anwandlungen.

„Brauche ich ein Pferd?“, fragte Don Vega.

„Wäre gut…“

„RUM!!!“, wurde Charlie von einem Soldaten unterbrochen:

„Entschuldigen sie mich.“, sprach sie zu Pedro Gonzales und ging das Getränk holen.



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