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Mein kleines Hündchen

Als Junge geboren, zum Haustier erkoren...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo mein lieber Leser,
vielen Dank, dass du diese Geschichte schon bis zum sage und schreibe 1. Kapitel vorhast zu lesen. :)
Ich freue mich auch, dass schon 5 Personen meine Geschichte favorisiert haben! *.* Das motiviert mich! <3
In diesem Sinne herzlichen Dank an
- NainaChan
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- abgemeldet Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und danke, dass du wieder eingeschaltet hast, lieber Leser! ♥
Hier erstmal ein paar Kekse, aber verschluck dich nicht daran, wenn du dieses Kapitel liest. ;)
Ich möchte allen Favos danken, die sich von dem Prolog auf K1 mehr als verdoppelt haben! ♥♥
Darüber bin ich endlosglücklich! <3
Besonders leckere Kekse und ein extra Glas Milch, wahlweise laktosefrei, oder Kakao (ebenfalls laktosefrei), gehen an:
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- BloodAssassinEzio
- heli222
-  Leoline
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- abgemeldet

PS: Wer hier nicht mehr genannt werden und lieber auf eine persönliche Danksagung verzichten möchte, der darf sich gern bei mir melden und wird nicht mehr genannt. :)

PPS: Viel Spaß beim Lesen!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huh, das habe ich ja beinahe vergessen! Mein Vorwort! *gomen*
Danke, dass du, lieber Leser, meine Story weiterverfolgst! Ich habe mit Yuuki noch so einiges vor und es macht ihn bestimmt glücklich, dass du ihm auf seinem Leidensweg begleiten möchtest.
Vielen, vielen Dank an all die Favos, die mich motivieren, weiterzuschreiben! Ihr seid die besten Favoler der Welt! ♥
Stolze 16 bisher und ich bin glücklich!

- 132
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- heli222
-  Leoline
- LuciaAngel1
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- yesso
- abgemeldet

Und weiterhin vielen Dank an Euch beide, die sich die Mühe gemacht haben, mir einen Kommi dazulassen ♥ Das hat mich wirklich sehr gefreut!
Natsuna_92
AomaSade

Viel Spaß Euch allen beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo lieber Leser,
vielen Dank, dass Du erneut meine Geschichte mit Yuuki Nao verfolgst! *verneigt sich*
Ein wenig in eigener Werbung: Ich habe jetzt Twitter!
@Neko_Bastet
Ihr könnt mir gern folgen, um ein paar geheime Gedanken zu meiner Story und anderen Dingen aus meinem Leben zu erspähen. ;)

Zudem bin ich glücklich, einen weiteren Namen in die Favo-Liste aufnehmen zu dürfen!
Also willkommen
eden-los
Ich stelle dir mal frisch gebackene Kekse und ein Glas Milch (wie immer, wahlweise laktosefrei oder Soja) hin und wünsche dir viel Spaß in der Leseecke. ;)

Auch für meinen weiteren treuen Favo`ler gibts heute eine Süßigkeit nach Wahl! Bedient euch, meine lieben:
- 132
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- heli222
-  Leoline
- LuciaAngel1
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- yesso
- abgemeldet

Viel Spaß beim neuen Kapi! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo! :)
Schön, dass Du wieder zurück zu dieser Geschichte gefunden hast.
Erstmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass Montag (Hochladetag, hat das überhaupt jemand bemerkt? :P) leider kein Kapitel kam. Ich war beschäftigt - Sommerzeit, Urlaubszeit, Keine-Zeit-Zeit.
Nun bin zurück und gebe Dir, meinem Leser/meiner Leserin, die doch hoffentlich nicht zu notwendig gewordene Yuuki-Nao-Dröhnung.
Ich habe mich die ganze Zeit darauf gefreut, speziell dieses Kapitel endlich hochladen zu können!

Vielen Dank an mein Favoler
- 132
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- eden-los
- heli222
-  Leoline
- LuciaAngel1
- lupina1979
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- yesso

Viel Spaß beim Lesen. :)
*stellt Kekse mit flüssigem Kern und frische, kalte Milch hin*
Bei Bedarf ist Eis in der Kühltruhe! ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und danke, dass Du mal wieder den Weg zu meiner Geschichte gefunden hast!
Warnung: Dieses Kapitel ist ein wenig brutal, wenn aber - denke ich - nicht zu sehr.
Diesmal muss ich sagen, dass das Kapitel ursprünglich 2000 Worte haben sollte. Es sind zwar 3800 geworden, aber was Dich erwartet, wirst Du ja gleich lesen. ;)

Vielen herzlichen Dank an Dich, LuciaAngel1, für den wundervollen Kommentar! Ich freue mich immer über Rückmeldungen, die motivieren mich und helfen mir beim Schreiben! Auch Kritik ist natürlich gern gesehen. :)

Möget Ihr lieben Leser Euch nun erfreuen an einer Runde Milch, Kakao und Keksen, wahlweise warm/kalt/laktosefrei/soja/mandel !
Besonderes Dankeschön an meine 18 wundervollen, tollsten Favo'ler der Welt.
- 132
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- eden-los
- heli222
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- lupina1979
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- yesso Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen, mein lieber Leser!
Ich hab noch nicht geschlafen, also ist für mich immer noch: MKH-Montag !! ♥ Und für Dich hat es das auch zu sein, klar? ;)

Noch einmal vielen, vielen Dank an meine tollen Kommentar-Schreiberlinge
LuciaAngel1 und kuraiko_urahara
Ihr motiviert mich so unglaublich sehr! Und ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich bin, dass ich lesen darf, dass Euch gefällt, was ich schreibe. Das bedeutet mir viel!
Und ich darf verkünden, dass ich 21 Favo'ler habe *v*/
Danke an Dich:
- 132
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- eden-los
- heli222
- kuraiko_urahara
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- lupina1979
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- xXMomokoXx
- yesso
- yuuki_03

Bedien Dich heute an einem wundervollen Brunch-Buffet gespickt mit jeglicher Vielfalt, die Du dir wünschen kannst♥ Ich nehm' 'nen Berg Bacon! *liebt* xD
Viel Spaß mit dem neuen Kapitel meiner Story "Mein kleines Hündchen". Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und schön, dass Du wieder den Weg zu mir und meiner Geschichte gefunden hast!
Es ist leider uhrzeit-technisch Dienstag, aber ich tu' erneut so, als wäre es MKH-Montag ♥
Nimm Dir als Entschuldigung ein paar Kekse und ein Glas Milch, wahlweise laktosefrei, Soja, Nuss, frisch oder längerhaltbar. ;) Die schmecken sowas von unterschiedlich! Kakao hab ich auch da und ausnahmsweise mal Tee - verschiedene Sorten ^.^/

Ich habe diesmal drei ganz besondere Personen hier zu vermerken, die mir wundervolle Kommentare da gelassen haben!
Vielen Dank Dir AomaSade
Vielen Dank auch Dir LuciaAngel1
Und auch vielen Dank Dir kuraiko_urahara Entschuldige! Ich hatte noch keine Zeit, mich direkt für Deinen Kommentar zu bedanken, aber das werde ich gleich nachholen ♥

Und ein ganz großes Dankeschön auch an Dich, mein Favo'ler, der mich auf der Reise mit Yuuki begleitet. Ihr wisst gar nicht, was für eine Menge 22 Favo´s für mich schon sind! Das ist für mich die halbe Welt und bedeutet mindestens das Doppelte für mich ♥
Danke an genau Dich!
- 132
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- dayana_
- eden-los
- heli222
- kuraiko_urahara
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- lupina1979
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- xXMomokoXx
- yesso
- yuuki_03

Viel Spaß bei dem neuen Kapitel von "Mein kleines Hündchen" ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo mein lieber Leser,
in erster Linie möchte ich mich für die Verspätung des Kapitels entschuldigen. Hier ist gerade ziemlich viel Tumult. Mein Zimmer sieht aus, als ob Seiichi, Akira-kun und Yuuki gleichzeitig in diesem Raum gewesen wären. -_-
Vielen Dank, dass Du dennoch so treu meine Story und die Vorrede verfolgst. :)
Zudem habe ich festgestellt, dass mein voriges Kapitel meiner Meinung nach sprachlich sehr schwach ausgefallen ist. Das liegt daran, dass ich mir nicht mehr beta-lese, sondern direkt hochlade.
Ein ganz besonderes Dankeschön widme ich heute
kuraiko_urahara und LuciaAngel1 Ihr beide gebt mir so wundervolle Kommentare, die mich sehr motivieren ♥ *hug*

Außerdem freue ich mich, verkünden zu dürfen, dass mein Favo-Kreis um eine Person erweitert wurde.
An diesem Punkt vielen Dank für alles genau an DICH
- 132
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- dayana_
- eden-los
- heli222
- kuraiko_urahara
- Lalalul
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- lupina1979
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- xXMomokoXx
- yesso
- yuuki_03

Nimm Dir wie immer ein Glas Milch in den bekannten Richtungen, wahlweise Kakao oder Tee, mit Zucker oder Süßstoff. :)
Und für den kleinen Hunger ein paar Kekse <3
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen des neuen Kapitels von "Mein kleines Hündchen"! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und herzlich willkommen zurück, mein lieber Leser/ meine liebe Leserin!
Danke, dass Du auch dieses Mal wieder zurück bist zum "MKH-Monday" (da es für mich wie immer noch Montag ist. :P).
Diese Geschichte ist hiermit nun schon 10 Kapitel lang, was für mich auf Animexx schon eine unsagbare Menge ist. Ich habe hier noch nie etwas so konsequent betrieben, wie diese Geschichte. Noch dazu habe ich mittlerweile 26 Favo`ler und unerwartet viele, reichlich positive, Rückmeldungen bekommen. Ich möchte, dass Du, als einer meiner Leser, weißt, dass es mir sehr viel bedeutet, dass ich so viel direktes und indirektes Feedback bekomme und doch so viele Menschen mit meinen Worten erreichen kann. Noch dazu gefällt Dir anscheinend, was und wie ich schreibe und das rührt mich sehr.
....Ohgott, ich werde melancholisch! Hilfe. 'tschuldigung!
Weiter im Text!
Ich kann nun tatsächlich bei meinen Favo'lern in der Liste runterscrollen! >.< Wow! Dankeschön!
Ganz besonders danken möchte ich hier zum einen Dir
kuraiko_urahara,
AomaSade, und
LuciaAngel1
denn Du bist eine/r von denen, die mir besonders auffallen und die mich schon so weit begleitet haben. Ich lege viel Wert auf die Worte, die Du mir schreibst!
Zum anderen vielen Dank an
May_Be, der/die Du Dich hier an den Beginn der Story herangetraut hast und mir einen so wundervollen Kommentar dagelassen hast!
Und natürlich geht auch ein großes Dankeschön an Dich, mein wundervoller Favo'ler
- 132
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- dayana_
- eden-los
- franzi21
- heli222
- kuraiko_urahara
- Lalalul
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- lupina1979
- May_Be
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Onlyknow3
- Patricipa
- ReinaDoreen
- xXMomokoXx
- yesso
- yuuki_03
Du bist ein Teil des großen Ganzen, das mich dazu bringt weiterzuschreiben, nie den Spaß zu verlieren und mich durch diese Favo-Liste -->scrollen<-- lässt. Ja, darauf muss herumgeritten werden. *gg*

Heute lasse ich Dir leider nur Tee da, in verschiedenen Geschmacksrichtungen, wahlweise mit Zucker oder Süßstoff. Milch ist mir leider ausgegangen, aber ich gehe morgen einkaufen! Aber Kekse! Kekse hab ich. ;)
Lass den Tee nicht zu lang ziehen, sonst wirkt er beruhigend und ermüdend.
Viel Spaß bei Kapitel 10 von "Mein kleines Hündchen". Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine liebe Leserin und mein lieber Leser!
~
Diese Begrüßung erinnert mich an ein Ausschreiben, das aktuell in der Uni aushängt und folgendermaßen begann:
Lieber/e Student/in, ... - Moment, lieberE Studentin? Manchmal übertreiben die es damit, bloß nicht das generische Maskulinum zu verwenden. Und Frauen sind doch niemals "lieber" als Männer, oder? ;D

~
Wie auch immer! Schön, dass Du wieder zu meiner Story "Mein kleines Hündchen" gefunden hast. Wie Du siehst, habe ich mich wieder verspätet. Das liegt daran, dass ich gestern meine Hausarbeit abgeben musste und dafür natürlich noch ordentlich Akkordarbeit fällig war. Aber jetzt ist das alles in trockenen Tüchern.
Zum letzten Kapitel habe ich sehr viele Kommentare bekommen, was mich sehr gefreut hat.
Ich möchte hier deshalb ganz herzlich Dir danken:
May_Be, weil Du meine Geschichte in Höchstgeschwindigkeit verschlungen und mir so viele Rückmeldungen hinterlassen hast. Vielen, vielen Dank, dass ich Dich meine Leserin/meinen Leser nennen darf.
kuraiko_urahara, weil Du meiner Geschichte so fleißig folgst; mir gesagt hast, dass Du glücklicherweise noch immer nicht von YuukiXAkira abgewichen bist und mir so lieb zum Kapitel-Jubiläum gratuliert hast.
Jensha, weil auch Du Dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen und weil Du mir ein unglaublich nettes Lob da gelassen hast.
und LuciaAngel1, weil Du mir jedes Mal mit einem Kommentar ein Lächeln ins Gesicht zauberst und mir zeigst, dass du meine Geschichte wirklich gern hast.

Außerdem darf ich nun die Schnapszahl an aktuell 33 Favo`lern "mein Eigen" nennen. Ich bin überwältigt, dass ich eine solche Anzahl an Menschen mit meinem geschriebenen Wort erreiche. Ihr seid alle wundervoll, dass ihr meiner Geschichte folgt.
Danke hierbei an Dich
- 132
- angie1804
- Anie
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- dayana_
- eden-los
- franzi21
- heli222
- abgemeldet
- Jensha
- Kagome19
- kuraiko_urahara
- Lalalul
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- lupina1979
- May_Be
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- NovemberGirl
- Onlyknow3
- Patricipa
- ReinaDoreen
- Seelendieb
- xXMomokoXx
- yesso
- YumiiChaan
- yuuki_03

Muss ich jetzt einen ausgeben? ;) Wenn ja, dann bedien dich nach Belieben an warmer oder kalter Milch (ja, ich habe wieder welche gekauft...) wahlweise pur, mit Honig, mit Gratis-keks, auchi n Kakao, Soja oder Nuss.
Ich habe auch wieder Tee, Wasser und zur Feier des Tages ein paar Softgetränke auch in Light und Zero. Gosh, das wird ja noch nen Gesaufe hier... xD
Und jetzt entlasse ich Dich in das Terrarium des Chaos' und wünsche Dir viel Spaß beim diesmal etwas längern Kapitel 11 von "Mein kleines Hündchen"
Ganz liebe Grüße
NekoBastet Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und herzlich Willkommen zur Fortsetzung im Kapitel 12 von "Mein kleines Hündchen".
Es ist in den letzten Monaten still geworden um mich und diese Geschichte herum. In meiner kleinen Welt hier war viel zu erledigen, Uni hat wieder begonnen, Stress war vorprogrammiert und meine Weisheitszähne haben mir den letzten Nerv geraubt. Und ich gestehe: Es gab (ohne Werbung machen zu wollen) Guild Wars 2 Heart of Thorns raus! Ich- musste- es- spielen... Immer. Ist ja nicht alles schlecht bei mir.
Ich habe derweil vermutlich Deine Aufmerksamkeit und Zuneigung, mein lieber Leser, verloren. Aber das kann ich Dir nicht verübeln, so sehr ich diese Geschichte doch habe ruhen lassen.
Nun habe ich meine letzte Weisheit verloren und möchte noch einmal Gas geben für den Endspurt dieses Jahres. Man muss noch was schaffen bis 2016, nicht wahr?
Ich verzichte hier auf Erwähnung, ich hoffe Du bist mir nicht böse.
Viel Spaß bei dem leider etwas kurzen, aber immerhin existierenden Kapitel 12 von "Mein kleines Hündchen". :)
Liebe Grüße
NekoBastet Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ich freue mich, Dich wieder bei meiner Story "Mein kleines Hündchen" begrüßen zu dürfen. :)
Vielen Dank, dass Du auch dieses Kapitel ließt. Es hat leider gedauert, bis ich es fertig korrigiert hatte, aber nun ist es ja da. ^.^ Durch mein voriges Kapitel habe ich ein Abo und ein Favo neu dazu bekommen, nachdem ich diese während meiner langen Pause verloren hatte. ♥ Vielen, vielen Dank dafür!
Und danke für die treuen und lieben Kommentare, die ihr mir nach all der vergangenen Zeit dagelassen habt!

Danke May_Be, denn jedes Mal, wenn ich einen neuen Kommentar von Dir lese, bin ich einfach nur glücklich und kann kaum an mich halten, das nächste Kapitel hochzuladen! >.< Es ist so wundervoll, Dich als treuen Leser zu haben!

Danke abgemeldet, dass Du von dieser Story so mitgerissen wirst und mich daran teilhaben lässt. Immer, wenn man mich fragt, warum ich schreiben möchte, sage ich: "Ich möchte Menschen, die ich gar nicht kenne, mit dem, was ich schreibe, bewegen." Du zeigst mir, dass dieser Wunsch ein klein wenig in Erfüllung gehen kann. <3

Danke auch an dich YumiiChaan. Ich hoffe mal, dass ich Dir in den nächsten paar Kapiteln ordentlich AkiraXYuuki-Momente bescheren kann *gg* ... Wobei... Ich WEIß es. ;D Ich wünsche Dir viel Spaß in Yuukis chaotischer Arbeitswelt!

Und dazu möchte ich allen treuen und neuen Favos noch einmal Danke sagen, die auch nach dieser Zeit an meiner Seite gestanden haben:
- 132
- angie1804
- Anie
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- dayana_
- Xhion
- franzi21
- heli222
- abgemeldet
- Nes_Rin
- Jensha
- Kagome19
- KilianaSlytherin
- kuraiko_urahara
- Lalalul
- LeeAnn
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- Nephlima
- lupina1979
- MarukaHazmierski
- May_Be
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- NovemberGirl
- Onlyknow3
- Patricipa
- ReinaDoreen
- xXMomokoXx
- yesso
- YumiiChaan
- yuuki_03

Und nun viel Spaß beim neuen Kapitel von "Mein kleines Hündchen" - viel Spaß bei Kapitel 13: "Kleiner Bruder" Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen, mein lieber Leser,
danke, dass Du auch zu diesem Kapitel wieder hierher gefunden hast! *verneigt sich*
Und ich sage Dir: Dieses Kapitel hat mich Nerven gekostet! Aber zu dem Kram im Nachwort.
Herzlichsten Dank an Dich, mein Kommi-Schreiber, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir eine Rückmeldung dazulassen.
Danke AomaSade, Deine konstruktive Kritik hilft mir sehr und Deine Worte bauen mich auf und schenken mir Motivation ♥
Auch vielen Dank YumiiChaan, dass Du mir mit deinen Worten zeigst, wie viel Leben doch bereits in den Charakteren steckt. Ich hoffe, Dir wird auch dieses Kapitel so gut gefallen. ♥
Dir May_Be möchte ich auch danken, weil ich wissen kann, dass Du immer da bist, wenn ein neues MKL-Kapitel raus kommt. Ich hoffe sehr, dass Dir meine Überlegung gefällt ♥
Und Danke kuraiko_urahara, für Deine Euphorie, die mich angesteckt hat, noch ein wenig mehr an Yuukis Chef zu feilen. Ich weiß, dass er noch ein paar wichtige Auftritte haben wird und es macht mich glücklich, dass Nebencharaktere so gut angenommen werden. ♥

Heute möchte ich noch einen besonders großen Dank an das Favo'ler-Kommando aussprechen, denn dank Dir, einem Teil davon, habe ich die 40-Favos-Marke geknackt. ♥ Für mich ein unglaublicher Erfolg, ich freue mich riesig! Das bedeutet, dass Du eine von 40 wundervollen, kleinen Seelen bist, die sich derart an der Geschichte erfreut haben, dass sie das kleine Favo-Herzchen zum Pochen gebracht haben. Vielen, vielen Dank an Dich!
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- angie1804
- Anie
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- dayana_
- Xhion
- franzi21
- heli222
- holly-blue
- Nes_Rin
- Jensha
- Kagome19
- KilianaSlytherin
- kuraiko_urahara
- Lalalul
- LeeAnn
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- Nephlima
- lupina1979
- MarukaHazmierski
- May_Be
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- NovemberGirl
- Onlyknow3
- Patricipa
- ReinaDoreen
- San-Jul
- vividsoul88
- xXMomokoXx
- yesso
- YumiiChaan
- yuuki_03 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, mein lieber Leser!
Danke, dass Du erneut den Weg zu meiner Shonen-Ai-Story "Mein kleines Hündchen" gefunden hast. Und tadaa, ein neues Kapitel! *ächzt* Meine Güte, ist mir diesmal die Luft weggeblieben, das Kapitel war gar nicht so einfach! Weshalb? Das darfst Du selbst jetzt gleich lesen. ;)

Zunächst aber möchte ich mich herzlichst bei Dir bedanken, die mir einen wundervollen Kommentar dagelassen hat:
May_Be, du fleißiges Lieschen! Vielen Dank, dass Du mir bei jedem Kapitel zur Seite stehst. ♥ Ich hoffe, dieses Kapitel hier wird Dir nicht zu verrückt. >.<
YumiiChaan, danke, dass Du mir eine wunderbare Inspiration warst, nach der ich den Verlauf dieses Kapitels dezent verändert habe. Vielleicht verstehst Du ja, was ich meine? ;) <3 Das mit dem Vorlieben-System kommt hier hoffentlich weiterhin verständlich zum Ausdruck. >.<
und kuraiko_urahara noch einmal vielen Dank Dir für die lieben Glückwünsche! Ich freue mich riesig-viel-sehr! Und mal abwarten, wie Du in diesem Kapitel mit Yuukis 'Unterwürfigkeit' zurecht kommst. ;P

Und natürlich möchte ich mich bei der Gelegenheit bei genau DIR, meinem lieben, fleißigen Favoritler und Mitleser, bedanken, dass Du mir bei MKL zur Seite stehst!
Vielen Dank an
- 132
- angie1804
- Anie
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- dayana_
- Xhion
- franzi21
- Godk
- heli222
- Hinata_Shouyou
- holly-blue
- Nes_Rin
- Jensha
- Kagome19
- KilianaSlytherin
- kuraiko_urahara
- Lalalul
- LeeAnn
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- Nephlima
- lupina1979
- abgemeldet
- MarukaHazmierski
- May_Be
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- NovemberGirl
- Onlyknow3
- Patricipa
- ReinaDoreen
- San-Jul
- vividsoul88
- xXMomokoXx
- yesso
- YumiiChaan
- yuuki_03

Und jetzt wünsche ich Dir viel Spaß bei Kapitel 15 von "Mein kleines Hündchen" ! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo mein liebenr Leser,
nach einiger, langer, langer, langer, la.... Okay. >.< Also nach der Zeit der Stille kommt nun mal wieder eine Rückmeldung von mir! Ich habe weder Dich, noch diese Story vergessen.
Beides liegt mir sehr am Herzen und doch habe ich nun etwas Weiteres gefunden, dass mir nach Zeiten der Unsicherheiten wieder am Herzen liegt: Die Uni.
Aus diesem Grund war und bin ich weiterhin nicht in der Lage, diese FF aktiv weiter zu verfolgen. Und dennoch kann ich einfach nicht davon ablassen, wenn ich so wundervolle Kommentare bekomme! Und vor allem dank abgemeldet habe ich mich entschlossen, mich heute ranzusetzen, um ein weiteres Kapitel durchzuprügeln. ;D Aber nach wie vor liebe ich meine Charaktere und diese Story, also keine Sorge. Dies hier bleibt auf lange Zeit gesehen kein Projekt ohne Abschluss! Auf dass wir alle mit den Charakteren wachsen und altern T~T
Vielen Dank auch an Euch Hinata_Shouyou, Seranona und die allzeit treueste May_Be für eure lieben Kommentare. Sie blieben nicht ungelesen und ich habe mich, trotz fehlender Antwort, sehr gefreut! Auch jetzt noch. Ihr helft mir, immer wieder, hierher zurück zu kommen.

Ich verzichte an diesem Punkt auf persönliche Erwähnungen der Favoritenliste. Der Text da oben ist lang genug. ^^° Verzeihung! Das nächstes Mal kommt wieder eine persönliche Erwähnung, aber ich hoffe, mein Dank erreicht Dich, mein Favo`ler, dennoch!

Viele liebe Grüße und viel Spaß bei Kapitel 16 von MKL

"Ein angefahrener Hirsch im Labyrinth" Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo mein lieber Leser und willkommen zum nächsten Kapitel von "MKL" ♥
Ich bin glücklich, dass Du auch diesmal wieder mit dabei bist und anscheinend freiwillig wieder mit in die Schule kommst.
Dieses Kapitel ging mir so leicht von der Hand, dass ich es kaum glauben kann.
Ich muss hier schon ankündigen, dass das Kapitel etwas länger geraten ist, als ich eigentlich geplant habe, aber ich hoffe, Du überstehst es trotzdem. :) Sieh es als Dankeschön dafür, dass Du einer von mittlerweile über 50 (!! o-o) Favo'lern bist! Das ist unglaublich!

Und danke an Dich, die/der Du mir einen Kommentar hinterlassen hast:
Vielen Dank Yumi_Hime , dass Du mir so viel Zuspruch bezüglich meiner Charaktere gegeben hast. Das bestärkt mich in dem, was ich schreibe.
Auch Dir vielen Dank Seranona , dass Du Dir die Zeit genommen hast, um mir zu meinen Unsicherheiten eine Rückmeldung zu geben. Deine Worte motivieren mich sehr und haben mir in diesem Kapitel sehr geholfen.
Außerdem danke ich auch Dir Hinata_Shouyou , weil Du mit deinem Kommentar mein eigenes AxY-Herz schneller schlagen lässt. Das Kapitel dürfte Dir gefallen. ;D
Und dankeschön abgemeldet , weil Dein Kommentar mich so schnell wieder zurück in die Story geführt hat und mich weiterhin anfeuert. Vielleicht kommt ja tatsächlich bald eine AxYxS-Kloppe? ;)

Und nun, wie Du es schon kennen dürftest, bekommst Du - mein lieber Favo'ler - eine Erwähnung.
Jedem auf dieser Liste bin ich mehr als dankbar dafür, dass ich so viel (indirekt stummen) Zuspruch für diese Geschichte bekomme. Ich weiß nicht, ob es noch Menschen gibt, die sich diese Geschichte ohne Favo durchlesen, aber selbst denen danke ich. Wenn Du, der das hier gerade liest, dazu gehörst, dann hoffe ich, dass meine Worte Dich Unbekannten erreichen.
Vielen Dank nun Dir, dass du es mir ermöglicht hast, über 50 Favorisierungen zu bekommen:
- 132
- Ange
- angie1804
- Anie
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- brubraker74
- catgirl13
- dayana_
- DrawingSanara
- Xhion
- abgemeldet
- franzi21
- Godk
- heli222
- Hinata_Shouyou
- holly-blue
- Nes_Rin
- Jensha
- Kagome19
- KilianaSlytherin
- kuraiko_urahara
- Lalalul
- LeeAnn
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- Nephlima
- lupina1979
- abgemeldet
- MarukaHazmierski
- May_Be
- miarara22
- NainaChan
- Natsuna_92
- NovemberGirl
- Onlyknow3
- Patricipa
- ReinaDoreen
- San-Jul
- Seranona
- Snicky
- vividsoul88
- xXMomokoXx
- yesso
- YumiiChaan
- Yumi_Hime
- yurimain
- yuuki_03
- _Seto_Kaiba_

Und jetzt schnapp Dir eine Milch, warm oder kalt, wahlweise laktosefrei, soja, kuh, oder mandel oder einen Tee, wahlweise mit Zucker, Süßstoff oder Honig in den Sorten Früchte, Waldbeere, Darjeeling, Earl Grey, Fenchel-Anis-Kümmel, Erdbeere, Sweetkiss, Kirsche, Lilifee-Zauber-Zeug, Jasmin oder auch klassisch Schwarz oder Grün und genieß das Kapitel 17:
Niemals.

Danke für Deine Aufmerksamkeit.
PS: Ich hätte auch noch Kekse und Kinderriegel da. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Herzlich Willkommen zurück zu MKL, heute sogar wieder am offiziellen MKL-Montag ♥
Ich freue mich, dass Du auch zu diesem Kapitel wieder aufgetaucht bist, um zu erfahren, wie es mit den Jungs und ihrem Chaos so weitergeht!
Zu dem folgenden Kapitel muss ich gestehen, dass ich mir sehr unsicher war, es zu schreiben, weil ich selten (oder nie?) sowas geschrieben habe. Was "sowas" ist? ;) Naja, wirst Du ja gleich sehen. Sei bitte gnädig mit mir.

Kurze Werbung: Wenn Du wissen möchtest, wie der Fertigungsprozess der Story voranschreitet und auch sonst teilhaben willst an diversen meiner Gedanken, dann fühl Dich dazu eingeladen, mich auf Twitter zu besuchen @neko_bastet

Dass mir jeder Kommentar sehr am Herzen liegt, seien es nun Lob, Kritik, Gedanken oder Vorschläge, wollte ich hier auch noch einmal betonen. Allein, dass man auch nur ein einziges Wort zu meinem Geschreibsel formuliert, ist für mich ein unbezahlbares Gut. ♥
Deshalb fühl' Dich bitte umarmt:

abgemeldet , Du wundervolles Päckchen voller Motivation für mich! Ich lese jedes Deiner Worte mit strahlenden Augen und kann danach nicht anders, als eine Schreibsession einzulegen.

Seranona , weil Du mich mit Deinem Kommentar zum Nachdenken bringst und mir danach viele Dinge einfallen, für die mich meine Jungs wahrscheinlich gern wieder killen würden. T.T

Hinata_Shouyou , wei Du mir Mut und Kraft für das folgende Kapitel gegeben hast, obwohl ich ernsthaft unsicher war, es zu schreiben. <3

Yumi_Hime , weil Dein Fangirl-Herz so laut schlägt, dass ich es hören kann und Du damit die Gefühle meiner Jungs anscheinend so ein wenig beeinflusst. ;D

Auch heute wieder vielen, vielen Dank an Dich, meinen geheimen-nicht-so-geheimen Favo'ler! Allein, dass Du irgendwo da draußen in der Welt bist, macht mich glücklich!
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Und jetzt fühl' Dich frei, Dich von einem heute wieder besonders buntem Frühstücksbuffet zu bedienen, auf dem von A bis Z wohl jeder Frühstückswunsch in Erfüllung gehen kann. <3
Heute ganz besonders: Chia-Pfannkuchen mit Zimt oder Vanille ♥
Viel Spaß beim Kapitel 18:
Lass uns Schmetterlinge in die Luft jagen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zu einem neuen Kapitel von MKL ♥
Nachtrag: Übrigens ist vlt manchen aufgefallen, dass das Kürzel MKH zu MKL wurde. Ich wollte dazu kurz mal schreiben: Ich finde MKL melodischer als MKH. xD Daher *M"ein "KL"eines Hündchen/"M"ein "KL"einer* Scheint aber niemanden sonst zu stören. xD

Jetzt aber:
Schön, dass Du auch diesmal wieder mit dabei bist. Dann hast du wohl das letzte Kapitel überstanden, ohne zu kollabieren. ;)
Ein paar Seelen von Euch befürchten wohl schon, dass es so doch kaum weitergehen kann. Es wären doch nicht unsere Jungs, wenn da nicht Chaos vorprogrammiert wäre...

Aber ehe ich dazu kommen, möchte ich mich auch heute wieder für die zahlreichen lieben, hilfreichen Kommentare danken! Unglaublich, wie viele Rückmeldungen ich zum letzten Kapitel bekommen habe! Ich merke: Ihr mögt es wohl etwas heißer. ;9

Danke an Dich Hinata_Shouyou. Ich bin glücklich, dass ich Deinen Lesergeschmack treffe und ich hoffe, dass Du auch in Zukunft mit meinen Fabrikationen zufrieden sein wirst. :)

Danke auch an Dich catgirl13, weil Du mich darin bestärkt hast, dass doch nicht unbedingt alles unlogisch ist, was ich raushaue. ;D

Vielen Dank, abgemeldet, für Dein zustimmendes Gesabber xDD Ich habe Deinen Kommentar so sehr gefeiert! ♥

Und ich danke auch Dir, Seranona, weil Du mir mit deinem Kommentar zeigst, dass auch die Gefühle und Gedanken hinter diesem Herumgefummel zur Geltung kommen konnten. *o*

Danke Dir Yumi_Hime, für einen Kommentar, der mein Herz hat höher schlagen lassen und meine Motivation so ca. auf over 9000 getrieben hat! Danke für die so sehr positiven Worte! >♥<

Und vielen Dank auch Dir lupina1979, weil du trotz des Hechelns bis zum Ende durchgehalten hast und anscheinend mit leicht hellseherischen Fähigkeiten ausgestattet bist. Du kennst meine Jungs wohl zu gut. ;9

Jeder dieser Kommentare hat mein Herz einen Hüpfer machen lassen!
Und ich hoffe, dass auch Deinem Herz, mein liebster Favo`ler, mit dem letzen Kapitel etwas Gutes getan wurde. Danke für die Unterstützung:
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Und jetzt wünsche ich Dir viel Spaß beim Kapitel 19 von MKL:
Drei Herzen

Gerne darfst Du Dir zu diesem Kapitel eine Milch nehmen, heute als Sojamilch, Kuhmilch, laktosefrei, haltbar oder frisch. Oder Kakao für die ganz süße Laune, aber es gibt auch Tee. ;) Heute allerdings nur Früchtetee oder Minze, mit Zucker, Honig oder Süßstoff. Mehr gibt's heut' nicht. ;D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und willkommen zum tatsächlich 20. Kapitel von der Geschichte "Mein kleines Hündchen" !
*verbeugt sich*
Ich danke Dir, dass Du es geschafft hast, mich und die Jungs bis hierher zu begleiten.
Mit diesem Kapitel habe ich nicht nur ein Jubiläum erreicht, sondern auch 100 DinA4 Seiten geknackt. Für manche ist das kaum was, für mich ist es unglaublich viel. Ich bin echt glücklich darüber.
Mir ist heute bewusst geworden, dass die 20 Kapitel erst aktive 4 1/2 Tage umfassen... WTF haben die getrieben? Aber naja, Du bist ja ganz offensichtlich trotzdem noch da. ;) Kann nicht so blöd gewesen sein. *gg*

♥ ♥ ♥

Zum letzten Kapitel habe ich unglaublich viele Kommentare bekommen! Das ist so wundervoll! Jedes Mal, wenn ich gesehen habe, dass diese Geschichte einen neuen Kommentar hatte, hat mir mein Herz bis zum Hals geschlagen. Deshalb möchte ich - wie gewohnt - heute wieder so einigen Menschen da draußen persönlich danken!

Als erstes wärst da Du YumiiChaan. Ich kann die Euphorie, die in Deinem Kommentar steckt, richtig herauslesen ♥ Ich freue mich so sehr, dass Du eine AXY Shipperin bist ♥~♥ Die Jungs sind aber auch einfach manchmal wild miteinander, was? ;) Dankeschön auf jeden Fall!


Danke auch an Dich lupina1979! Du weckst mit deinem Kommentar wirklich den Spieltrieb in den Kerlen *gg* Wie gut, dass ich noch so einige Spiele auf Lager habe. :9

Und vielen Dank Dir Hinata_Shouyou. Ich hoffe, dass es Dich nicht allzu sehr geärgert hat, dass Seiichi reingeplatzt ist. ;) Er hätte mich doch sonst massakriert. ;P

Dankeschön Yumi_Hime! Auch diesmal kam dein Fangirl-Schrei hier ganz laut und ordentlich an. *.* AXY ist schon ein wenig kurios, da hast du Recht. ;) Aber irgendwas funkt da wohl doch manchmal... Ich hoffe, Du konntest gut schlafen. ;)

Vielen herzlichen Dank auch an Dich abgemeldet. Nicht nur für die Nervennnahrung, sondern auch für die motivierenden Worte. Ich bin gespannt, ob sich Deine Befürchtungen früher oder später bewahrheiten.

Danke Dir catgirl13 vor allem auch für die ENS. Das hat mich so gefreut! Ich fand Deine Vermutungen superspannend und freue mich darauf, wie du reagieren wirst, wenn eines Tages herauskommt, was damals tatsächlich bei Yuuki passiert ist. *-*

Und dann auch noch Dir vielen, vielen Dank Shion_Mitoshi und ich finde es schön, dass ich dich hier in der Runde begrüßen darf! ♥ Ich fühle mich so geehrt, dass du in deine Kommentare so viel Motivation und Begeisterung gesteckt hast. Das hat mich total angefeuert. Und noch bleiben die Jungs auch jungendfrei. ;) Vielleicht werden sie ja schlimmer, wenn du irgendwann 18 bist? ;D :P Halt durch!

Und natürlich möchte ich nicht vergessen, auch Dir, meinem lieben Favo'ler zu danken. Da gab es wohl auch etwas Zuwachs, wie ich bemerken darf. :)
Willkommen, willkommen zurück und vielen Dank an

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♥ ♥ ♥

Leider muss ich Dir nun ankündigen, dass dieses Kapitel wieder eines der kürzeren Sorte sein wird. Trotzdem beinhaltet es nichts Unwichtiges. ;D Manchmal müssen eben auch solche Kapitel sein. Ich hoffe, dass es Dir gefällt!
Fühl Dich frei, Dich heute an einem kalten Abendbuffet zu bedienen. Ich habe zur Auswahl diversen Aufschnitt, auch vegetarische Wurst sowie Käsesorten und Gemüse. An Brot habe ich wahlweise Chiabrot, Vollkornbrot oder ganz klassisches Bauernbrot. ;) Mach es Dir gemütlich, aber krümel nicht alles voll. ^.^/

Viel Spaß jetzt beim 20. Kapitel von "Mein kleines Hündchen"
Ein wenig Geschichte - ein wenig Vergangenheit Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, mein lieber Leser.
Und schon wieder ist leider eine Ewigkeit vergangen, seit ich das letzte Kapitel hochgeladen habe. :/ Ich würde mich gern entschuldigen, aber jede Erklärung würde wie eine Ausrede klingen.
Aber ich kann nur noch einmal betonen, dass ich diese Geschichte sehr liebe und sie mir jederzeit im Herzen ist! Sie wird auf keinen Fall abgebrochen, selbst, wenn ich mal lange für die Fortsetzung brauche.
Ich gebe mein Bestes. :)

Danke für Deine Unterstützung. Das bedeutet mir sehr viel!
Vielen Dank lupina1979 dass du trotz all der langen Zeit die Story dennoch im Herzen hast! ♥
Danke Yumi_Hime, dass du mich motivierst, auch die süßen Nebencharas zu beleuchten! Jedes kleinste Licht hat seine eigene, kleine Story ♥
Danke catgirl13, dass du wohl noch nicht genug von meiner Story hast. ;)
Vielen Dank auch dir Shion_Mitoshi, für all diese wundervollen, euphorischen Worte, die mich einfach nur zum Grinsen gebracht haben. Übrigens heißt mein Plüsch-Tiger auch Shion. ;)
Ein großes Danke auch dir Hinata_Shouyou, deren Name ich endlich verstehe ♥ Die Haikyuu-Welle hat mich einfach voll erwischt. xP Ich freue mich sehr, dass ich dich bisher immer wieder überraschen konnte. :)
Und last but not least vielen herzlichen Dank auch an dich abgemeldet, weil du mich einfach jedes Mal mit so lieben Worten begleitest! Ich fühle mich so geehrt!

VIelen Dank auch an meine Favo'ler! Eure ♥ sind es, die mich jedes Mal aufs Neue zum Weiterschreiben motivieren! Ihr seid die besten.

Viel Spaß beim Kapitel 21 von "Mein kleines Hündchen": Lektion für Wolfshunde Komplett anzeigen

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Träum schön

Es kommt immer anders, als man es sich erhofft.

Diese Erkenntnis traf Yuuki fester, als die Faust, die ihn zu Boden schlug. Keuchend hielt er sich das Gesicht und rang nach Luft. Die Tränen schossen ihm in die Augen. Yuuki hob den Arm und schmierte sich das Salzwasser in den zerknitterten Ärmel, während er sich einredete, dass seine Tränen mehr von dem Schlag ins Gesicht, als von dem Schlag in sein Herz kamen.

„Warum?“, wagte er zu fragen und ließ von seinem Gesicht ab, um seinen Gegenüber zu betrachten, konnte jedoch keine Gestalt erkennen. Einzig die dunkle, wabernde Silhouette einer Person stand vor ihm.

Yuuki erhielt keine Antwort. Die Person ihm gegenüber blieb still und obwohl er keine Augen sah, wusste er, dass jede Bewegung von ihm beobachtet wurde. „Warum?“, fragte er noch einmal. Lauter. Fordernder. Noch immer ließ der Schatten nichts von sich hören. „Ich weiß, du hörst mich!“, schrie Yuuki nun. Er hatte es satt, sich herumschubsen zu lassen und kämpfte um seinen Halt, damit er aufstehen konnte. Erfolglos, denn ein leichter Tritt gegen seine Schulter stieß ihn wieder zurück auf den Boden.

Dann verschwand die Gestalt. Ohne ein Wort von sich gegeben zu haben, drehte sie sich um und ging in die unendliche Ferne, bis sie nur noch als schwarzer Punkt erkennbar war.

„Warte doch! Bitte…“, keuchte Yuuki beim Fall auf den Rücken und streckte seine Hände vergeblich nach der Silhouette aus. Der Aufprall sog ihm die Luft aus der Lunge und brachte ihn zum Husten. Wieder tränten Yuukis Augen. Wieder wischte er sie sich an seinem Ärmel ab.

Als er wieder zu Luft gekommen war und erneut versuchte, aufzustehen, fühlten sich seine Beine wie Blei an und verweigerten ihm den Dienst. Verzweifelt blickte Yuuki in die Ferne und suchte nach der Gestalt. Sie war bereits vollkommen verschwunden. In diesem Moment fiel ein Zettel vom Himmel und schwebte vor Yuukis Füße. Er hob das Schreiben auf und las mehrere Male, was darauf stand, als glaubte er nicht, was ihm vorgesetzt worden war.

„Werde endlich erwachsen, Kleiner.“

Yuuki wollte schreien. Er wusste nicht, ob es aus Wut, wegen der körperlichen Schmerzen, oder wegen dieses Ziehens in seiner Brust war. Doch bevor er einen Ton hervorbrachte, wachte er auf.
 

Schweißgebadet saß Yuuki kerzengerade in seinem Bett. Er atmete schwer und stierte mit unruhigem Blick durch sein Zimmer. Es war dunkel. Vor seinem verschwommenen Blick formierten sich die Schatten zu einem hämischen Grinsen. „Hör endlich auf damit.“, sagte er sich selbst und weckte sich damit aus seinem unwohlen Gefühl auf. Er klatschte sich leicht mit beiden Händen ins Gesicht. Das Grinsen der Schatten verschwand augenblicklich. Es schien sogar heller zu werden.

„Warum jetzt, hm?“, beschwerte sich Yuuki. Es kam ihm in gewisser Weise albern vor, mit sich selbst zu sprechen. Letztendlich war er der Letzte, der ihm seine Fragen beantworten konnte. Dennoch beruhigte es ihn. „Die letzten Wochen hatte ich nicht mehr diesen Traum. Jetzt kommt er wieder, was?“

Seufzend ließ sich der Teenager zurück in sein Bett fallen. Das Kissen und das Laken fühlten sich kalt an. Kalt vom trocknenden Schweiß, den ihn sein Traum beschert hatte. Sein schwarzes, kurzes Haar klebte ihm nass an der Stirn. Das nervte. Seit einem ganzen Monat hatte er nicht mehr geträumt. Warum also jetzt? Heute, an einem so wichtigen Tag.

Dieser Gedanke holte den Jungen endgültig aus seinem Müdigkeitszustand heraus. Blitzartig schoss Yuukis Hand zu dem Wecker neben seinem Bett. Sofort atmete er auf. Er hatte nicht verschlafen. Nein, er lag sogar sehr gut in der Zeit, wenn er jetzt schon aufstehen würde, also entschied er sich dafür, die Beine auf den Boden der Tatsachen zurückzuschwingen. Heute sollte für ihn ein guter Tag werden. Ein Neustart. Kein grauer Alltag mit so vielen Erinnerungen, die Yuuki am liebsten aus seinem Kopf verbannen würde. Aber da hatte ihm sein Gehirn einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als Yuuki stand, seufzte er noch einmal. Das letzte Mal für diesen Morgen – und diesen Tag – wie er sich entschied.

„Ab heute…“, sagte er laut und drehte sich zu seinem Fenster, das in Richtung Straße lag, um. „Ab heute sollten sich alle gefasst machen. Denn jetzt mische ich wieder mit. Yuuki ist wieder im Spiel.“ Während er das sagte, ballte er seine Hände zu Fäusten und starrte in die aufgehende Sonne hinaus. Er würde, ebenso, wie der riesige Feuerball am Horizont, auferstehen und in neuem Licht erstrahlen. Vor allem aber würde er nicht mehr zurück schauen. Seine Vergangenheit konnte er nicht mehr ändern. Dafür aber standen ihm die Tore zu seiner Zukunft einladend offen.

Neustart

„Verdammt, verdammt, verdammt, VERDAMMT!“, schrie Yuuki und rannte die Straße hoch. Warum musste sein Zug auch ausgerechnet an diesem Tag Verspätung haben? Gerade erst war er so euphorisch gewesen und dann machte ihm sein verfluchtes Leben wieder einen Strich durch die Rechnung!

Yuuki hörte das Quietschen von Toren. „Halt! Bitte warten sie!“, rief er dem Pförtner zu, der gerade dabei war, den Haupteingang zum Schulgelände abzuriegeln. ~Wem ist überhaupt die geniale Idee gekommen, das Schultor schließen zu lassen?~, schimpfte er in Gedanken vor sich hin und schlüpfte an dem verwundert schauenden Pförtner vorbei auf das Gelände. Keuchend blieb er neben dem Tor stehen, das in dem Moment klirrend geschlossen wurde. „Dankeschön!“, stieß Yuuki hervor und versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der Pförtner sah ihn an und belächelte den Jungen. „Du solltest lieber pünktlich sein. Der nächste, offene Nebeneingang wäre zehn Minuten weiter die Straße entlang gewesen.“ Yuuki hatte sich derweil wieder gefasst, verbeugte sich, bestätigte noch knapp, dass es ein dummer Einzelfall gewesen sei und rannte dann den gepflasterten Weg entlang zum Hauptgebäude.

Er hatte nur noch ein paar wenige Minuten! Im Gebäude angekommen, begrüßten ihn unzählige Schließfächer, eine Tafel mit irgendwelchen Informationen, auf die er sich jetzt nicht konzentrieren konnte und ein freundliches „Guten Morgen“ einer älteren Dame hinter dem gläsernen Empfangstresen, an dem sich Yuuki vor wenigen Wochen für diese Schule eingeschrieben hatte.

Man musste tatsächlich gestehen, dass Yuukis neue Schule nicht entfernt mit seiner alten Schule verglichen werden konnte. Dieses Gelände war größer, wodurch es mehr Platz für Schüler, Räume, Hallen und – was ihn mit am meisten freute – Kantinen gab. Zu seinem Leidwesen hatte er allerdings vor Beginn seiner Schulzeit nicht die Chance gehabt, sich einmal umzusehen, geschweige denn, das Essen zu probieren. Das wäre eines der ersten Dinge, die er sich selbst auf seine geistige To-Do-Liste schrieb. Doch er wusste auch, dass er es sich ohnehin nicht leisten können würde, öfter in den Kantinen zu essen. Sie waren, ebenso wie so vieles anderes an dieser Schule, exklusiv und damit unheimlich teuer. Und wenn das nicht genug gewesen wäre, brauchte Yuuki nun auch noch anderthalb Stunden länger zur Schule. Doch für das Schulgeld hatte er sich schon einen Nebenjob gesucht und die Fahrzeit nahm er gern auf sich. Alles war besser, als die Alternative, sein voriges Leben weiterzuführen.

~Ich sollte mich am ersten Tag nicht schon beklagen!~, ermutigte Yuuki sich lieber selbst und wand sich der älteren Empfangsdame zu. „Guten Morgen. Ich muss so schnell wie möglich die Klasse 10-2 finden!“, sagte er gehetzt. Sein morgendlicher Gruß ging in seinen Worten beinahe unter, aber so viel Höflichkeit hatte Yuuki trotz des Stresses übrig. Die Frau lächelte nur. „Du musst Yuuki Nao sein, hab ich recht?“, erkundigte sie sich gelassen. Sie schien sich über die Uhrzeit nicht bewusst zu sein. Bevor Yuuki antworten konnte, sprach sie weiter. „Es ist untypisch, dass ein Schüler während eines laufenden Schuljahres die Schule wechselt.“, bemerkte sie. Das Gleiche hatte sie auch an dem Tag gesagt, als er das erste Mal vor ihr stand und die Einschreibungspapiere beantragte. Noch einmal wiederholt hatte sie es, als er die Papiere wieder abgegeben hatte. Und nun war es das dritte Mal, dass sie ihm aufzeigte, wie närrisch und dumm sein Verhalten eigentlich war. Doch entgegen der ständigen Erwähnungen, wie ungewöhnlich es doch sei, mochte Yuuki die Dame. Sie schien zwar ein wenig verwirrt, allerdings sehr freundlich und hilfsbereit. Das erwies sich auch nun wieder. „Also, mein Junge.“, begann sie in herzlichen Tonfall. „Du gehst hier zur Haupttür raus, folgst dann dem Weg nach links, gehst an den zwei Kampfhallen vorbei, musst dann wieder links um die Ecke und…“ Das reichte Yuuki. Er hatte seine Tasche schon enger gezogen und stürmte aus der Tür zurück auf den Platz, von dem er gekommen war. „Vielen Dank!“, sagte er noch und winkte der Empfangsfrau zu. Diese seufzte nur über den Schwung der heutigen Jugend und befühlte ihre alten Knochen.

Währenddessen war Yuuki schon am Sprinten. ~Wie war das?~, orientierte er sich und lief gerade an den Hallen vorbei. ~Wenn ich hier jetzt links gehe, dann…~ RUMMS!
 

Viel weiter sollte er nicht kommen. Während er durch die Gegend geguckt hatte, war er in seinem Sprinttempo um die Ecke gezischt, ohne, dass er sehen konnte, wohin er überhaupt rannte. Ehe Yuuki noch weiter denken konnte, spürte er, wie sein Arm gepackt wurde und er sich plötzlich federleicht fühlte. Mit weit aufgerissenen Augen stierte er der erst nicht registrierten Person entgegen, die ihn gerade offenbar mühelos über sich schleuderte. Keinen Augenblick später knallte Yuuki rückwärts auf den Boden. War er das nicht vorhin erst? Verdammter Traum.

Auf etwas Weiteres wartend zog er die Luft scharf ein und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Aber weiterer Schmerz blieb aus. Dennoch konnte Yuuki ein schmerzvolles Stöhnen nicht unterdrücken.

„Sag mal, bist du noch ganz dicht?“, fing er an, die Person vor sich zu beschimpfen, endete allerdings eher mit einem Husten, als einer klare Ansage. „Wenn ich verletzt bin, dann…“

„Mach kein Drama, Junge, oder bist du ein Kleinkind?“, fragte eine kühle, männliche Stimme, obwohl es weniger ein Fragen, als eine genervte Feststellung war. Yuuki konnte es nicht mehr hören, dass er ein kleines Kind sein sollte. Er war alt genug, um wie ein Erwachsener behandelt zu werden. Und außerdem zählte Grips ohnehin mehr, als das Datum, das auf dem Pass stand. Sich aufrappelnd konnte Yuuki sich nicht vorstellen, dass er jemals noch einmal Kontakt mit solch einer Person haben wollte. ~Schön, dass ich am ersten Tag meiner Schule schon die ersten Anfeindungen abbekomme.~, fauchte er sich selbst zu und klopfte den Dreck von seiner Kleidung. „Willst du Stress, oder was?“, rief Yuuki dem anderen entgegen. Dieser war, wie er feststellen musste, bestimmt beinahe zwei Köpfe größer als er selbst und wirkte nicht so, als würde er auf Frieden aus sein. Als Yuuki in die Augen des anderen sah, bekam er eine Gänsehaut. Ein eiskalter, düsterer Blick traf ihn und schon wenige Atemzüge später bereute er seine Frage. Als der Fremde sich abwand, atmete Yuuki auf. Aber die Worte, die er dann an den Kopf bekam, störten ihn mehr, als die Gefahr, ein paar Schläge abzubekommen.

„Ich gebe mich nicht mit so dummen Kleinkindern ab, wie du eines bist.“, stellte der Fremde klar, machte auf dem Absatz kehrt und ließ einen sprachlosen Yuuki zurück. Warum bloß sagte das jeder zu ihm? Er war kein Kind! Vielleicht ein bisschen ruhiger, als andere aufbrausende Jungs in seinem Alter, aber sicher kein KIND! Was bildete der sich eigentlich ein, dieser… dieser… Er kannte nicht mal seinen Namen. Doch bevor Yuuki dem Schüler etwas hinterher rufen konnte, war dieser bereits um die nächste Ecke verschwunden. Stille machte sich vorerst breit. Sie dauerte gerade lange genug an, um in Yuukis Gehirn zu verarbeiten, weshalb er nochmal hier war. „VERDAMMT!“, rief er wieder aus und stürmte blindlings in die entgegengesetzte Richtung als dieser fremde Brutalo von eben. Zum Glück sah er sehr bald ein breites Schild mit der Aufschrift „Zu den 10. Klassen“. Es war auf eine kleine Tür zu einem langen Flur gerichtet. Dort hindurch also. Aber schnellstens!

Yuuki zögerte nicht lange und riss die Tür auf, nur, um festzustellen, dass seine Klasse recht nah lag. Noch wenige Meter trennten ihn von der Klasse 10-2, seiner neuen Zukunft. Der Junge nahm sich einige Atemzüge Zeit, damit er nicht hechelnd vor die Leute treten musste und beruhigte sein schnell schlagendes Herz. Nun war es so weit. Er musste sich trauen.

Zu spät war Yuuki ohnehin schon, das konnte er nicht leugnen, doch hatte er die Hoffnung, dass man an seinem ersten Tag nachsichtig mit ihm sein würde. Er hatte Glück, als er die Tür schließlich aufschob.

Ein lächelndes Gesicht begrüßte ihn und bat ihn herein. „Freut mich, dass du her gefunden hast. Ich bin deine Klassenlehrerin, Hana Suzuki.“, sagte eine sympathisch wirkende Lehrerin zu dem Neuankömmling und zog ihn an ihre Seite nach vorne. Yuuki hatte kaum Zeit gehabt, die Tür hinter sich zu schließen.

„Das hier ist euer neuer Mitschüler.“, erklärte sie munter der Klasse. Leises Tuscheln und neugierige Blicke empfingen Yuuki. Dann wurde das Wort an ihn gerichtet: „Stell dich doch bitte vor.“

Selbstsicher stelle sich Yuuki vor die Klasse. Er stand fest auf beiden Beinen und versuchte, lässig zu wirken. Durch seine vom Laufen etwas gelöste Krawatte und die geknitterte Uniform erreichte er diesen Eindruck von Gelassenheit und Coolness, wie er es erhofft hatte. „Mein Name ist Yuuki Nao, ich bin 16 Jahre alt und freue mich, ab heute euer neuer Mitschüler sein zu können.“, sagte er also grinsend und verbeugte sich höflich. Stühle quietschten, die Schüler und Schülerinnen standen auf, verbeugten sich auch und hießen Yuuki im Chor herzlich Willkommen.

Dann trat wieder Hana-sensei vor und zeigte auf einen Platz in den mittleren Reihen. ~Super, nicht ganz hinten!~, freute sich Yuuki. So würde er sich schneller eingebunden fühlen und gar nicht erst auf die Idee kommen, sich abzukapseln. Ein aufgewecktes Mädchen sprang sofort auf und winkte Yuuki zu sich. „Hier ist noch ein Platz frei, Hana-sensei!“, rief sie durch den Raum. „Typisch Klassensprecherin!“, beschwerte sich ein anderer Schüler lachend. „Lass uns Jungs aber noch was von dem Neuen übrig, klar?“ „Ach, seid doch still!!“, kommandierte das Mädchen gekonnt und trat vor, um Yuuki zu seinem Platz zu lotsen. Am liebsten hätte er kehrt gemacht und wäre noch einmal neu in die Klasse gekommen. All dieser Schwung und diese Aufgewecktheit war er aus der vergangenen Zeit nicht gewohnt, aber er ließ sich darauf ein, um nicht schüchtern zu wirken. Nein… Hier stand schließlich ein neuer Yuuki. Cool. Selbstsicher. Besser!

„Sehr nett von dir, dass du mich gleich an deine Seite holst.“, sagte er also und schenkte dem fremden Mädchen sein nettestes, dankbarstes Lächeln. Sie klopfte ihm nur auf die Schulter. „Nicht so förmlich, ich helfe dir doch gern!“, lachte sie auf und zwinkerte ihm zu. „Schließlich bin ich die Klassensprecherin. Mein Name ist Adoka, aber hier nennen mich alle Ada-chan, also gewöhn' dich da schon mal dran.“ Sie redete wie ein Wasserfall.

„Bitte, Ada-chan, unterhaltet euch doch später und lasst mich mit dem Unterricht beginnen.“, rief Hana-sensei. Die Klassensprecherin kicherte und nickte, konnte es sich aber nicht nehmen, noch ein bisschen mit Yuuki zu flüstern. „Wir haben jetzt erst mal Mathe, dann Englisch und dann Japanisch. Dann Pause und am Ende Biologie. In der großen Pause führe ich dich dann ein bisschen herum! Du kennst dich doch bestimmt noch nicht aus.“

Yuuki stimmte zu. Ada-chan schien zwar sehr energiegeladen, aber doch nett zu sein. Auf jeden Fall mochte er sie und wenn er sich erst mit der Klassensprecherin gut verstand, würde der Rest ein Kinderspiel werden.

Mathe und Englisch würde er bei der jungen Lehrerin Hana-sensei haben. Japanisch wurde von einem alten, nuschelnden Typen unterrichtet, der sich zwar eine Krawatte umgebunden hatte, aber dennoch sehr verwirrt wirkte. Yuuki hatte seinen Namen wegen der schlechten Aussprache nicht verstanden, hielt es aber auch nicht für wichtig, ihn sich sofort zu merken. Japanisch war eigentlich langweilig, allerdings driftete der Alte bei manchen Stichwörtern ab und erzählte Neuigkeiten von seiner Familie, seinen Enkeln, seiner Jugend... „Das macht der ständig!“, hatte Ada-chan ihm zugeflüstert. „Aber wenn wir dann Unsinn machen, wenn er wieder über irgendetwas sinniert, dann merkt der das sofort!“, warnte sie und wurde sofort zurecht gewiesen. Sie stand auf. „Tut mir leid, Sensei.“, sagte sie laut und setzte sich wieder, während sie Yuuki noch einen 'Siehst-Du'-Blick zuwarf.
 

Sehr bald war große Pause. 120 Minuten waren seiner Meinung nach zwar etwas viel, aber jede Schule hielt es nun mal anders und vor allem an seinem ersten Tag kam ihm die viele Zeit sehr gelegen. Gemeinsam mit Ada-chan und zwei anderen Schülern, die in die gleiche Richtung wie sie wollten, Shin und Yori, gingen sie erneut in die Richtung, von der Yuuki auch gekommen war. Der Weg führte wieder vorbei an den Kampfhallen.

„Das hier...“, Ada-chan deutete auf die eine breite Holztür. „ist Halle 2. Halle 1 und 2, die wir hier nur H-Eins und H-Zwei nennen, sind ausschließlich für die Kampfsportler an unserer Schule gedacht. Wir haben sogar ein richtig gutes Wettkampfteam!“

Yuuki staunte nicht schlecht. Er konnte dank die tiefen Fenster beinahe durch die ganze H2 sehen.

Hinter der verglasten Front der anderen Seite der Halle konnte er eine Grasfläche erkennen. „Was ist dahinter?“, fragte er also.

Yori antwortete ihm. „Das ist die Außenfläche, falls mal gutes Wetter ist, oder spezielle Übungen angesagt sind.. Übrigens müssen Shin und ich dahin! Also bis später!“ Yori und Shin verschwanden in der Halle und liefen am Rand zur gegenüberliegenden Tür. Gerade, als sie sie öffneten, kam ein anderer Junge in einem schwarzen Kampfanzug und rotem Handtuch rein. Die zwei Mitschüler von Yuuki verneigten sich sofort tief vor dem anderen und gingen dann nach ihm durch die Tür. Er allerdings hatte die zwei nicht einmal angesehen.

Dann erkannte Yuuki ihn wieder und zog Ada-chan ein Stück weiter entlang der Fenster, bis zur Ecke, an der die Halle endete.

„H- Hey! Yuuki, was ist denn plötzlich los?“, fragte Ada-chan verwirrt, als Yuuki sie mit gezerrt hatte.

Unauffällig deutete Yuuki auf den Jungen in der Halle. „Der Große da, der mit dem roten Handtuch. Wer ist das?“ Ada-chan folgte Yuukis aufzeigen und wurde nervös. „Das ist Akira Ryuji und er ist einer der Besten!“ „Der Besten? In was?“, fragte Yuuki. „In einfach allem! Er hat supergute Noten, ist sportlich, gutaussehend und mindestens jedes zweite Mädchen an der Schule steht auf ihn. Aber er ist immer total abweisend und arrogant!“, schimpfte Ada-chan.

Yuuki knurrte vor sich hin. „Und brutal ist er auch noch. Das passt zu dem.“ Da packte Adoka ihn an den Schultern. „Kennst du den etwa?“ Sie schüttelte Yuuki, bis er sich kurz darauf aus ihren Fängen befreien konnte und hielt es aus einem seltsamen Gefühl heraus für sinnvoller, ihr nicht zu sagen, was ihm zu Beginn des Tages passiert war. Deshalb wehrte er schnell ab. „Ach nein, ich dachte nur, wegen des Kampfanzugs, weißt du.“, log er spontan. „Und gefährlich sieht er ja echt aus.“ Wieder warf Yuuki einen verstohlenen Blick in Richtung Akira-kun. Erschreckenderweise stand er beinahe direkt an den Fensterscheiben. „Komm, lass uns schnell weiter.“, sagte er zu Adoka. Sie lächelte dankbar und folge Yuuki schnell an H1 vorbei. „Also wenn du eines hier beachten musst, mehr als die Schulregeln oder sonst was, dann ist es das Gesetz, dich unbedingt und unter allen Umständen von Akira-kun fernzuhalten. Manche sagen, dass der mächtig Dreck am stecken hat!“

Yuuki schluckte, beruhigte sich dann aber. Warum sollte dieser Kerl es schon ausgerechnet auf ihn abgesehen haben? Das vorhin war schließlich nur ein Unfall gewesen.

„Also, weiter im Text.“, lachte Yuuki schließlich fröhlich auf. „Zeig mir hier mehr!“ Adoka lachte mit. „Am besten gehen wir jetzt zu einer der Kantinen. Die beste ist im Hauptgebäude direkt unter dem Dach! Ich habe tierischen Hunger!“ Das war Yuuki nur recht. Ihm ging es genauso und so lief er ihr hinterher.

Bio, aber schlechte Chemie!

„Hast du eigentlich die Schulordnung gelesen?“, fragte Adoka plötzlich. Sie hatten sich gerade mit ihrem Essen einen Platz am Fenster gesucht. Von dort konnte man auf den Innenhof der Schule sehen. Yuuki zuckte auf Adokas Frage desinteressiert mit den Schultern. „Überflogen vielleicht.“, antwortete er entsprechend knapp. Was sollte da schon drin stehen, fragte er sich. Die typischen Dinge bestimmt, die ohnehin überall verboten sind. Ein Ruck an seiner Schulter lies seine gleichgültige Maske kurz bröckeln. „Du hast dich also nirgendwo eingetragen?“, fragte sie mit bedrohlich zitterndem Unterton und zog weiter an der Uniform. Mit etwas Kraft entwand sich Yuuki ihren Fängen. „Eingetragen?“, erkundigte er sich verwirrt und erntete ein Seufzen. „War irgendwie klar.“, sagte sie mitleidig grinsend.

„Alsooo?“, fragte Yuuki.

Adoka räusperte sich. „Alsooooo...“, äffte sie den Neuen nach. „... jeder hier an der Schule soll sich an den Arbeitsgemeinschaften, also AGs, am Nachmittag beteiligen. Die Schulleitung findet, dass eine so tolle Schule, wie diese hier eine ist, auch entsprechend repräsentiert werden sollte und deshalb muss jeder etwas Sinnvolles zum Wohle und Ruf der Schule beitragen. Das wird in den AGs und Nachmittagskursen gemacht. Aber nahezu alle Sportkurse zählen nicht, sonst würde die ja jeder wählen.“

„Oh, nein, dann habe ich mich noch nirgendwo eingetragen. Was passiert, wenn ich keine AG habe?“, fragte Yuuki. Ada-chan kaute nachdenklich auf dem Strohhalm ihres Safts herum. „Ich denke mal, du kommst entweder in die Anti-AG, oder in irgendeine, bei der die Mitglieder noch Unterstützung brauchen.“

„Was ist denn bitte die Anti-AG?“, fragte Yuuki lachend.

Adoka erklärte ihm sofort. „Ganz einfach, das ist die Zwangs-AG für diejenigen, die sich für keine AG eingetragen haben. Die Unentschlossenen sozusagen. Normalerweise wählen aber sogar die faulsten Leute lieber freiwillig eine AG, bevor sie in die Anti-AG kommen. Da muss man nämlich teilweise richtig dumme Aufgaben machen.“

Yuuki schüttelte den Kopf. „Na, das klingt ja toll... Am besten frage ich bei Gelegenheit nochmal die Schulleitung, da muss ich sowieso noch ein paar Unterlagen abgeben.“ Das mit den AGs war sicherlich nicht so schlimm, wie es eben den Anschein gemacht hatte.

„Trotzdem solltest du dir die Schulordnung durchlesen. Vor allem die älteren Schüler lassen keinen Moment aus, jüngere Schüler zu ärgern, aber manchmal verpetzen die jüngeren die älteren auch. Außerdem sammelt jede Klassenstufe aufgeteilt in je zwei Klassen Punkte für gutes Verhalten. Wir als 10-2 sind also mit der 10-1 verbündet, während 10-3 und 10-4 ein Team bilden.“

Yuuki sah verwirrt drein. „Wer hat sich denn diesen Mist ausgedacht?“

Adoka verdrehte die Augen. „Mal wieder die Schulleitung. Die meinen, dass ein gesundes Wettbewerbsdenken unsere Leistungen fördert. Diejenigen mit den meisten Punkten bekommen am Ende des Halbjahres einen für die Stufenhöhe angemessenen Preis und der ist immer unterschiedlich.“

„Seltsames Spiel.“, fand Yuuki. Er hatte das Gefühl, als würden noch so manche Überraschungen an dieser Schule auf ihn warten.

Nach einigen Minuten stand Adoka schließlich auf. „Lass uns weitergehen, wir haben doch schon längst aufgegessen.“

„Klar, gute Idee.“, willigte Yuuki ein.
 

In der Pause führte Adoka Yuuki noch an einigen anderen Hallen für verschiedene sportliche Aktivitäten, an zwei weiteren Kantinen und anderen Schulräumen vorbei. Ihre Reise endete schließlich vor den Biologieräumen.

„Das hier ist eines der Forschungshäuser. Hier geht’s mehr um Biologie und Chemie, dafür sind in dem anderen Gebäude Physikräume und ein paar Räume für die wissenschaftlichen AGs.“, erklärte Adoka.

„Wahrscheinlich habe ich einen Teil der Gebäude, an denen wir vorbeigekommen sind, schon wieder vergessen.“, entschuldigte sich Yuuki. Adoka klopfte ihm auf den Rücken. „Ach, das geht hier jedem so an seinem ersten Tag. Du wirst dich schneller zurecht finden, als du denkst.“, munterte sie ihn auf. „Bio haben wir übrigens mit 10-4 zusammen.“, sagte sie noch, dann gingen sie in den Bioraum - oder eher Saal – rein.

Fast alle Plätze waren schon belegt. Adoka setzte sich an einen der vorderen Tische zu einem kichernden Mädchen. Sie hatte langes, leicht gelocktes, braunes Haar und sah süß aus, wie Yuuki fand.

„Hey, wie geht’s? Ich bin der Neue, Yuuki Nao.“, sprach er sie also an. Eigentlich war er nie der Typ dafür gewesen, von selbst Leute anzusprechen, aber er hoffte, dass er möglichst viele Kontakte knüpfen könnte, bevor er noch in der Menge untergehen würde.

Sie zuckte leicht zusammen und Adoka legte ihr locker den Arm um die Schulter. „Riku-chan ist ein bisschen schüchtern, also nimm es ihr nicht übel, klar?“, verteidigte sie gespielt ihre Freundin. Yuuki hatte Verständnis, schließlich war er früher auch nicht gut darin gewesen, sich mit Fremden zu unterhalten.

„Gehen wir in die gleiche Klasse?“, fragte Yuuki schließlich. Riku gab einen leisen, quiekenden Laut von sich, der wie ein „Kann sein“ klang. Unsicher klammerte sie sich an den Saum ihres Uniformrockes. Noch immer hatte sie ihn nicht angesehen, allerdings konnte Yuuki sehr gut erkennen, wie sich ein leichter Rotschimmer auf die Wangen des Mädchens legte.

Dann meldete sich Adoka wieder zu Wort. „Yuuki, such dir einen leeren Platz. Ganz hinten die Reihe ist hauptsächlich noch frei. Die Plätze hier sind nämlich am ersten Tag festgelegt worden.“

Yuuki sah sich nach hinten um. „Okay, wir sehen uns dann später.“, meinte er und winkte Adoka und Riku noch einmal zu. Schließlich fand er einen leeren Tisch in der letzten Reihe und setzte sich. Eigentlich hatte er nicht ganz hinten sitzen wollen. Hier konnte er sich nicht richtig konzentrieren und verkroch sich zu oft in seinen Gedanken. Dennoch würde er sein Bestes geben.

Als er seinen Schreibblock aus der Tasche holte und sich wieder aufrichten wollte, knallte er gegen etwas Hartes. „Ah, was....“, fauchte er, hielt sich den Kopf und sah nach oben. Dort wartete die Unterseite eines dicken Biologiebuches auf sein Gesicht. Wer auch immer da das Buch über ihn hielt, dem war es auf jeden Fall mit der Zeit zu schwer und so ließ die Person es direkt auf Yuuki fallen. Sofort zuckte er weg und hielt sich den Kopf. „Hey, bist du verrückt?“, keifte er und sah sich zu dem Schuldigen um, der ihm das Buch hat ins Gesicht fallen lassen. Wen er vor sich sah, gefiel dem Jungen überhaupt nicht.

Bedrohlich kam die Person über ihm näher und beugte sich zu ihm runter, bis er mit dem Gesicht direkt vor seinem war. „Heb mein Buch gefälligst auf.“, sagte er mit knurrender, tiefer Stimme.

Das war er also schon wieder. Akira Ryuji, das Monster der Schule. Aber Yuuki war viel zu abgelenkt von dem Schmerz in seiner Nase, als der Anweisung von diesem aufgeblasenen Möchtegern Folge zu leisten. „Heb es doch selbst auf, du hast es schließlich auch runter geworfen.“, zickte Yuuki zurück. Er merkte nicht, wie die ersten Schüler sich besorgt zu den beiden umdrehten.

Akira-kun blieb von Yuukis Trotz unbeeindruckt. „Ich wiederhole mich nur ungern. Tu, was ich dir sage, du Hund.“, zischte er. Dass er sich gestört fühlte, konnte man auch in seinem wütenden Blick sehen.

Yuuki fühlte sich wie in einer Zwickmühle. Sollte er wirklich wie ein Hund das Stöckchen seines Herrn holen und sich damit vollkommen blamieren, oder sollte er dem Monster die Stirn bieten und damit riskieren, sein nächstes Opfer zu werden?

Was machte der Kerl überhaupt hier? Er sah viel älter aus, als dass er in die zehnte Klasse gehen könnte. Zumindest war er viel größer als Yuuki selbst.

Auf jeden Fall musste eine Lösung her! Blamieren oder auf Risiko spielen?

Ein kurzer Blick in den Saal signalisierte Yuuki, dass er immerhin mittlerweile die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte. Adoka schüttelte besorgt den Kopf. Wie war das mit 'fern halten'?

Doch eines war Yuuki klar: Er würde nicht für irgendeinen eingebildeten Typen, der sich für was Besseres hielt, auf dem Boden herum kriechen. Er würde sich nicht vor all den Leuten herumkommandieren lassen!

Dies hier war SEIN Schuljahr. SEIN Neuanfang. Das würde ihm keiner versauen.

„Was denkst du dir eigentlich, wer du bist? Heb deinen Mist selbst auf und sei froh, dass ich immerhin nicht verletzt bin. Das tat verdammt weh!“, wehrte sich Yuuki also auf eine sehr sanfte Art. Hoffentlich überzeugten seine Worte...

Wie sehr sich Yuuki geirrt hatte, merkte er sofort. Ihm wurde der Stuhl so schnell unter dem Hintern weggezogen, dass er sich kaum noch auffangen konnte.

„Hast du sie noch alle?“, rief Yuuki vor Schreck, rappelte sich dann aber wieder auf und packte den viel größeren Jungen am Kragen. Der grinste ihn nur gehässig an.

„Das ist mein Platz, also bleib schön auf dem Boden, wo du hingehörst.“, lachte Akira-kun, löste den Griff mit nur einer Bewegung und zog Yuuki mit seinem Fuß die Beine unter dem Körper weg, sodass er wieder auf dem Boden lag.

Diesmal blieb Yuuki liegen. Er atmete schwer und ihm taten so einige Gliedmaßen weh.

„Na, weinst du, Kleiner?“, lachte sein Gegner ihn weiter aus. Er kniete sich zu Yuuki auf den Boden und riss seinen Kopf an den Haaren hoch. „Lass mich dein verheultes Gesicht sehen, Kindchen.“

Yuuki schrie auf, als ihm an seinen Haaren gezogen wurde und er musste unweigerlich in das Gesicht seines Peinigers sehen.

Doch Yuuki weinte nicht. All diese Sprüche, dass er zu klein für sein Alter und überhaupt eh noch ein Kind sei, kotzten ihn an.

Die Gefühle seines vergangenen Traumes, den er schon oft genug durchleben musste, kamen in ihm hoch und ließen ihn einen Moment lang seinen Schmerz vergessen.

„Ich bin kein Kind.“, zischte er. „Mein Name ist Yuuki Nao. Merk ihn dir gefälligst!“, schrie er die letzten Worte, holte aus und versetzte seinem Gegenüber einen festen Faustschlag ins Gesicht.

Akira-kun ließ sofort von ihm ab und hielt sich die Wange. Unbändiger Zorn blitzte in seinen Augen auf. „Du wagst es...“, hauchte er.

„WAS IST HIER LOS?“, schrie ein dickbäuchiger, bärtiger Mann mit dröhnender Stimme durch den gesamten Saal. Alle wandten sich von dem Schauspiel in der obersten Reihe ab und starrten nach vorn.

„Akira-kun und du, neuer Schüler, steht vom Boden auf! Im Dreck wälzen könnt ihr euch draußen und geprügelt wird sich hier erst recht nicht! Ihr müsst eine halbe Stunde nachsitzen! Du, Neuer, setzt dich neben Akira-kun. Na wird’s bald!“

Yuuki schrie innerlich. Zwar hasste er Gewalt, aber im Moment würde er diesem Vollidioten von Akira-kun am liebsten noch eine verpassen.

Er robbte noch etwas von dem Schulmonster weg und rappelte sich dann auf. Demonstrativ hob er das Buch, das tatsächlich nur eine Armlänge neben ihm lag, nicht auf und setzte sich auf den anderen Platz.

Sein Gegner sammelte sein Buch auf und setzte sich dann neben Yuuki.

Während der Lehrer die Stunde eröffnete, schob Akira-kun Yuuki einen abgerissenen Zettel zu. Unsicher las Yuuki ihn.

„Ich bringe dich um.“

Yuuki erschauderte. Wenn er den Zettel jetzt schnell schnappen und dem Lehrer zeigen würde, könnte er vielleicht nachweisen, dass das Großmaul neben ihm ihn provoziert hat und sich das Nachsitzen ersparen. Allerdings wollte Yuuki es lieber allein klären.

So schrieb er als Antwort:

„Nicht, wenn ich dich vorher umbringe.“ und einen zwinkernden Smiley dahinter.

Er hörte noch, wie Akira-kun verächtlich schnaubte.

Dann konzentrierte sich Yuuki wieder auf den Unterricht.

3..2..1..Let´s fight now!!

„Ich bringe dich um.“

Yuuki erschauderte. Wenn er den Zettel jetzt schnell schnappen und dem Lehrer zeigen würde, könnte er vielleicht nachweisen, dass das Großmaul neben ihm ihn provoziert hat und sich das Nachsitzen ersparen. Allerdings wollte Yuuki es lieber allein klären.

So schrieb er als Antwort:

„Nicht, wenn ich dich vorher umbringe.“ und einen zwinkernden Smiley dahinter.

Er hörte noch, wie Akira-kun verächtlich schnaubte.

Dann konzentrierte sich Yuuki wieder auf den Unterricht.
 

Die Stunde Biologie war endlich vorbei.

Adoka und Riku drehten sich noch einmal zu Yuuki um, aber er winkte unauffällig ab. Er wollte sie nicht in Schwierigkeiten bringen, falls dieser Verrückte neben ihm schon irgendeinen Plan hatte. Damit würde er schon gut selbst fertig werden, ohne andere zu gefährden.

Nach seiner Geste ließ sich Adoka von Riku mitziehen und sehr bald hatten auch alle anderen Schüler den Raum verlassen.

Nun waren nur noch Yuuki, der Lehrer und dieser widerliche Kerl neben Yuuki im Raum.

„Ich hoffe, ich muss euch nicht sagen, dass das Nachsitzen nicht dafür gedacht ist, dass ihr euch gleich wieder an die Gurgel fallt.“, rief der Lehrer. So langsam vermutete Yuuki, dass das kein Rufen, sondern seine normale Stimme war.

„Wehe, ihr verlasst den Raum, während ich weg bin. Ich komme gleich wieder und bis dahin habt ihr aufgeschrieben, was für Fehler ihr gemacht habt. Verstanden?“, dröhnte der Lehrer.

Yuuki grummelte ein leises „Verstanden.“ heraus, während sein Nebenmann nur still nickte.

„Ein einziges Problem und ihr bekommt eine Strafe.“, verwarnte der Lehrer die Streithähne, bevor er sie allein lies. Yuuki verschränke die Arme auf dem Tisch und bettete seinen Kopf darauf. Was sollte er jetzt schon aufschreiben? Er hatte schließlich nichts falsch gemacht!

„Was hast du eigentlich für ein Problem mit mir? Ich kenne dich nicht mal.“, fragte Yuuki in ruhigem Ton.

Wieder kam ein Schnauben. Dann allerdings antwortete der andere doch. „Deine Existenz kotzt mich einfach an, also sprich nicht nochmal mit mir.“

Yuuki legte seinen Kopf auf die Seite und sah Akira-kun an. „Für alles, was passiert ist, konnte ich doch gar nichts.“, rechtfertigte Yuuki sich. „Dass ich in dich rein gerannt bin, war ein Unfall und an dem Mist hier bist ja wohl wirklich du Schuld, Akira-kun.“

„Hn, du hast dir meinen Namen also gemerkt.“, stellte er fest.

Der neue Junge schmunzelte bitter. „Dein Ruf eilt dir voraus. Woher kommt das?“

„Du fragst zu viel.“, erwiderte der bekannte Fiesling. „Überhaupt redest du zu viel, das stört.“

Yuuki verdrehte die Augen. „Immerhin kommt aus meinem Mund nicht nur Scheiße, wenn ich rede.“

Akira-kun biss verärgert die Zähne zusammen. „... im Gegensatz zu WEM?“, fragte er, glaubte allerdings die Antwort bereits zu kennen und lies als Zeichen seiner Wut seine Faust auf den Tisch knallen.

„Du bist ja wirklich leicht auf 180 zu bringen. Aggressionsprobleme?“, provozierte Yuuki, sah es aber nicht für nötig an, seinen Kopf von seinen Armen zu heben.

„Sei nicht so frech, Kleiner!“, mahnte Akira-kun und stierte Yuuki entschlossen an. „Ich bin nicht aggressiv!“

„Sagte er und schlug gleich nochmal mit der Faust auf den Tisch...“, stichelte Yuuki weiter. Er wunderte sich selbst über sein Verhalten. Woher kam dieser verfluchte Drang, diesen Kerl zu provozieren? Legte er es so sehr darauf an, direkt an seinem ersten Tag einen Eintrag in die Schulakte oder eine Strafarbeit zu bekommen?

Nein... Yuuki spürte sehr wohl, warum er den Jungen vor ihm die ganze Zeit provozierte. Es machte ihm einfach Spaß. Er wollte ihn wütend machen, ihn dazu bringen, seine Beherrschung zu verlieren und wenn es soweit wäre, dann würde er sich lediglich verteidigen. Dann dürfte Yuuki ihn legitim zurückschlagen. Zumindest nahm er das soweit an. Dieser verdammte Typ stand für alles, was er die letzten Jahre durchmachen musste. Er sah ihn als wehrlos an, als schwach. Er nannte ihn ein Kleinkind und verletzte ihn. Solche Menschen durften sein Leben nicht noch einmal tyrannisieren, das hatte Yuuki sich geschworen.

Ein erneuter Knall, diesmal aber näher vor Yuukis Armen, riss ihn aus den Gedanken und zauberte ihm ein selbstsicheres Grinsen ins Gesicht. „Siehst du? Du tust sogar, was ich sage. Fein auf den Tisch geschlagen. Braver Hund.“ Yuuki streckte gerade seine Hand aus, um die Faust seines Tischnachbarn zu tätscheln, als plötzlich nicht nur sein Kopf, seine Seite und seine Nase schmerzten, sondern besonders sein Handgelenk.

„Rühr... mich... nicht an...“, warnte Akira-kun knurrend. Wie konnte dieser Kerl so stark und schnell sein? Er hatte Yuukis Hand innerhalb von einer Sekunde unter Kontrolle und in einem schmerzhaften Hebelgriff. Die Wucht des Griffes riss Yuuki vom Stuhl.

Sehr bald lies der Ältere ihn allerdings wieder los. „Lass dir das eine Lehre sein.“

Leider musste Yuuki sich gestehen, dass er Akira-kun wahrscheinlich unterschätzt hatte, was allerdings auch logisch war, da Yuuki sich bisher nie im Bereich des Kampfsports betätigt oder Krafttraining gemacht hatte. Vielleicht würden ihm ein paar mehr Muskeln tatsächlich gut bekommen.

Den Kopf schüttelnd stand Yuuki auf. Er wusste genau, dass Akira-kuns Blick ihm folgte. „Ich setze mich mal lieber weiter weg von dir. Du verstehst nicht nur keinen Spaß, du neigst auch noch zur Gewalt. Es ist armselig, wenn man sich von solch einfachen Worten so aus der Ruhe bringen lassen kann.“ Damit nahm Yuuki seine Schultasche und schritt zwischen den Tischen die Stufen des Hörsaals nach unten.

Wie er es erhofft hatte, behielt er das letzte Wort, denn er hörte keinen weiteren Kommentar.

Allerdings hatte sich der freche Neuling zu früh gefreut.

Er schrie erschrocken auf, als er spürte, wie er plötzlich in den Schwitzkasten genommen wurde. Verzweifelt nach Luft ringend wand er sich unter dem festen Griff des Größeren und zerrte an dessen Arm. „Du...“, zischte Akira-kun mit hörbarer Genugtuung, diesen provokanten Jungen unter seiner Kontrolle zu wissen. „... wirst sterb-...“

Weiter kam er nicht, denn Yuuki rutschte von einer der Stufen ab, verlor das Gleichgewicht und fiel blindlings die Treppe hinunter. Soviel Gewicht hatte Akira-kun nicht erwartet und stürzte mit Yuuki gemeinsam die Stufen hinunter. Wenn er freie Bahn gehabt hätte, dann hätte er sich immerhin abrollen können, doch mit Yuuki direkt vor sich, konnte er nichts ausrichten.

Der Kleinere kniff instinktiv die Augen zusammen und beide rollten beinahe schon aneinander klebend die Stufen hinunter. In diesem Moment fiel Yuuki kein passendes Schimpfwort ein, um den Reflex, sich beim Fallen an das Nächstbeste zu krallen, zu beschimpfen. Das Nächstbeste war in diesem Fall nämlich dummerweise sein zum Erzfeind erklärter Mitschüler Akira-kun.

Dieser raffte die Situation deutlich schneller als Yuuki und stoppte das Weiterrollen, indem er sich, kurz bevor sie noch eine Stufe hinunter rollen konnten, mit einem Arm vom Absatz abstützte.

Als sie angehalten hatten, drehte er seinen Kopf zu Yuuki, der unter ihm lag und sich immer noch an ihn klammerte und erschrak. Er war diesem kleineren, frechen Jungen so nah, dass er seinen schnellen Atmen auf seiner Haut spüren konnte.

„Wir...“, brachte Yuuki hechelnd hervor.

„Rollen nicht mehr, ja. Hechle nicht so.“, beendete Akira-kun ungeduldig den Satz.
 

Yuuki machte seine Augen auf und schreckte wohl genauso zurück, wie sein neuer Feind, der in dieser Sekunde insgeheim hoffte, dass er eben nicht auch wie ein verschrecktes Reh geschaut hatte.

So starrte Yuuki direkt in Akira-kuns Augen und der andere starrte zurück. Sie waren sich so nah, dass sich ihre Nasen an den Flügeln streiften.

Beschämt zog Yuuki den Kopf zurück und sah zur Seite. „Ahm... Wenn du bitte.. Würdest du...“, stotterte er. Ihm war die Situation mehr als unangenehm. Akira-kun verstand sofort und machte hastig Anstalten, sich hinzustellen. Das tat er natürlich nicht, ohne währenddessen noch einen Kommentar abzugeben. „Das wäre nicht passiert, wenn du besser aufgepasst hättest.“, verurteilte er Yuuki. Der allerdings wusste sich zu verteidigen. „Du hast mich doch angefallen! Denkst auch nicht nach, bevor du handelst, oder?“

Akira starrte auf den sich aufrappelnden Jungen vor seinen Füßen.

„Diskutiere hier nicht. Wir wissen beide, dass du mich nicht hättest provozieren sollen. Hier hat sich ausnahmslos jeder von mir fern zu halten.“, fauchte er. Gleichzeitig hatte Yuuki sich wieder hingestellt.

Suchend sah er sich auf dem Boden um, denn ihm waren bei dem Sturz ein paar Sachen aus der Tasche gefallen.

Just in dem Moment kam der Biologie-Lehrer zurück. „Und? Alles wieder friedlich?“, fragte er.

Akira-kun hatte absolut keine Lust auf ein längeres Gespräch, also hob er einen von Yuukis Stiften auf und tippte dessen Besitzer an.

Yuuki schreckte erst zusammen, weil er gerade selbst am Suchen war. Dann sah er den Stift und nahm ihn entgegen. „D- Danke...“, murmelte er und lugte vorsichtig zu Akira-kun hoch, um ihm in die Augen zu sehen, während er sich bedankte.

Zu seiner Verwunderung blickte er in das lächelnde Gesicht des Größeren, der sich plötzlich für keine Freundlichkeit zu Schade zu sein schien. „Wirklich schade, dass wir uns vorhin so sehr missverstanden haben, nicht wahr? Du bist ja wirklich nett“, brachte er falsch grinsend hervor.

Eben in diesem Moment wurde Yuuki so einiges klar.

Punkt Nummer eins: Akira-kun war unberechenbar.

Nummer zwei: Er konnte verdammt gut lügen.

Punkt drei: Sein neuer Todfeind war ihm leider um einiges überlegen.

Gerade, als Yuuki dachte, seine widerliche Kette an Feststellungen hätte geendet, mischte sich noch ganz leise Nummer vier in die Reihe: Wenn Akira-kun lächelte, sah er VERDAMMT gut aus.
 

Und genau dieser letzte Punkt war es, der Yuuki eine Gänsehaut über den gesamten Körper jagte. Wie konnte er bloß denken, dass so ein aufgeblasener, ätzender, gewalttätiger Typ GUT aussehen sollte? Von einer Sekunde auf die andere war Yuuki aschfahl ihm Gesicht geworden.

Das kam sicher nur davon, weil Adoka es vorhin nebenbei erwähnt hatte, redete er sich gut zu.

Dann bemerkte er den auffordernden Blick des Größeren.

Yuuki hatte plötzlich das Gefühl, dass er etwas auf die zwar falschen, aber netten Worte seines Gegenübers erwidern müsste. „J- Ja... Du bist auch echt... nett.“, stotterte er kleinlaut und traute sich beinahe nicht, Akira-kun in die Augen zu sehen. Offenbar hatte er allerdings das Richtige gesagt, denn dieser drehte seinen Kopf von ihm weg in Richtung des Lehrers. „Ich denke, wir hatten vorhin nur ein großes Missverständnis. Verzeihen sie die Unannehmlichkeiten, Sensei.“ Eine Verbeugung unterstrich die Glaubwürdigkeit der erlogenen Worte, doch auch Yuuki war es lieber, wenn der Streit als geringfügig abgestempelt werden würde, als wenn er sofort Probleme bekäme.

Der Lehrer nickte. „Ihr scheint euch ja tatsächlich gut zu verstehen, also will ich mal von dem Aufsatz und dem restlichen Nachsitzen absehen.“, schallte es zu den frischen Feinden hinüber.

Sie bedankten sich und Akira-kun half Yuuki dabei, dessen übrigen Sachen aufzusammeln. Wenn er diesen Welpen jetzt alleine lassen würde, wäre ihr Schauspiel womöglich aufgeflogen.

Gemeinsam verließen sie schließlich den Saal und bogen um die nächsten Ecken ab.

Yuuki sah sich mit einem mulmigen Gefühl um. Er wollte es nicht riskieren, mit seinem Mitschüler in einer dunklen, verlassenen Nische zu landen. Denn er war sich sicher, dass, wenn einer diese Nische nicht wieder lebend verlassen würde, sicher er es sein würde.

Schließlich räusperte sich Yuuki. „Ehm... Ich glaube, ich muss noch woanders hin.“, gab er vor und drehte sich auf dem Absatz um.

„Glaube ich nicht, du kennst dich nur nicht aus.“, kam es von Akira-kun. Yuuki hörte das bedrohliche Grinsen, das sein Feind auf den Lippen trug. Dann spürte er dessen Hand um seinen Oberarm. „Hier geht’s lang.“ Der Größere manövrierte Yuuki wenige Gänge weiter vom Saal weg. Dann blieben sie stehen. „Hier sind wir richtig.“, stellte er fest und sein Grinsen wurde noch breiter.

Yuuki wollte gerade umkehren und gehen. Es wäre zu schön gewesen, wenn er noch wenigstens einen Schritt hätte machen können. Aber selbst der wurde ihm sofort verwehrt und bevor er sich versah, flog er keuchend gegen die nächste Wand.

Panisch starrte er seinen Angreifer an, der ihn fest in seinem Griff hatte. Akira-kun unterbrach Yuukis Keuchen mit seinen zischenden Worten. „Ich sag dir mal was, Kleiner. Wenn du nicht alles Erdenkliche anstellst, um mich in Zukunft in Ruhe zu lassen, dann töte ich dich. Wirklich.“ Ein animalisches Knurren entrann Akira-kuns Kehle, wobei Yuuki sich fragte, wie sein Mörder-In-Spe solche Geräusche machen konnte. Womöglich hatte er kein anderes Ventil für seine Wut. Trotzdem... Dieser Typ tat so, als hätte Yuuki sonst etwas angestellt! Idiot.

Dennoch hielt es der Schwächere für sinnvoll, nachzugeben.

„Ist ja gut.“, brachte er krächzend hervor. „Ich habs verstanden.“ Mit seinem Bettelblick, den er eigentlich gehofft hatte, in die Verbannung geschickt zu haben, deutete er Akira-kun an, dass dieser ihn jetzt loslassen könne.

Es funktionierte. Beinahe.

Akira-kun ließ Yuuki tatsächlich los und drehte sich von ihm weg. Doch dann schien er es sich noch einmal anders überlegt zu haben, hechtete um sich und schlug dem Wehrlosen mit der Faust ins Gesicht.

Yuuki sackte tonlos zusammen und schmeckte Blut. Wahrscheinlich war seine Lippe aufgeplatzt. Er bekam nur am Rande mit, wie Akira-kun ihn alleine zurückließ. Sein diabolisches Lachen hallte von den leeren Wänden des Ganges wider.

Alltag, zweiter Tag

Yuuki sackte tonlos zusammen und schmeckte Blut. Wahrscheinlich war seine Lippe aufgeplatzt. Er bekam nur am Rande mit, wie Akira-kun ihn alleine zurückließ. Sein diabolisches Lachen hallte von den leeren Wänden des Ganges wider.
 

Die Benommenheit hielt glücklicherweise nicht lange an.

Ein paar Minuten später hatte Yuuki sich aufgerappelt, das Gesicht gewaschen und war zum Ausgang der Schule geirrt. Trotz des kühlen Nass pochten seine verletzten Lippen.

Zu seiner Verwunderung stand Ada-chan vor den Schließfächern. Sie sah sich immer wieder um. „Adoka.“, rief er und winkte ihr zu. Sie tat es ihm gleich. „Yuuki. Ich hab auf dich gewartet.“

Für eine coole Reaktion war der Junge noch zu abgelenkt. „Hä, auf mich? Wieso das?“, brachte er verwirrt hervor. Ada-chan lachte. „Hab mir Sorgen gemacht. Wegen Akira-kun und so.“, erklärte sie. „Und überhaupt wollte ich dir noch ein bisschen was von der Schule erzählen, damit du dich gleich morgen besser zurecht findest und... Meine Güte, Yuuki! Was ist mit deiner Lippe passiert? Das war doch vorhin noch nicht! War das...? Ne, oder? Also...“

Yuuki schüttelte hastig den Kopf und hielt der durchweg plappernden Klassensprecherin den Mund zu. „Nicht so viel, bitte. Und nicht so laut.“, er hielt sich den Kopf, der tierisch brummte. „Nein, ER war das nicht. Ich bin auf dem Weg hierher nur gestolpert.“ Als er die Hand von dem Mund des Mädchens nahm, atmete sie tief ein und schickte einen skeptischen Blick in seine Richtung. „Ernsthaft?“

Schnell nickte Yuuki. „Gewöhn dich daran, für so was hab ich nämlich ein Händchen.“ Das stimmte sogar, aber jetzt, wo er seine coole Hülle nicht hatte wahren können, wollte er sich wenigstens einen resignierenden Seufzer ersparen.

„Naja, wenn du das sagst...“, gab Ada-chan nach. „In welche Richtung musst du?“, fragte sie dann. Yuuki dachte laut nach.

„Zur Bahn eigentl...- Ach nein, ich muss heute arbeiten, also in die Innenstadt. Und du?“

„Normalerweise auch zur Bahn. Aber wenn du eh in die Innenstadt musst, dann komm ich ein Stück mit und erledige noch was.“

Yuuki nickte und sie verließen gemeinsam die Schule.
 

„Du arbeitest also?“, erkundigte sich Ada-chan staunend. „Das würde ich neben der Schule gar nicht schaffen.“ „Naja, ich helfe ein bisschen in einem Café aus. Nichts Großes.“, zuckte Yuuki mit den Schultern. Da war wieder seine lässige Seite und es müsste schon so einiges passieren, bevor er offen gestehen würde, dass das Arbeiten ihn manchmal selbst ohne Schule schon geschlaucht hatte. Immerhin hatte er sich bereits vor ein paar Wochen einarbeiten lassen. Das war Teil seines neuen „Lebens-Plans“. Das Gute am Schulbeginn war, dass er sich jetzt, dem Stundenplan sei Dank, geregelte Arbeitszeiten geben lassen konnte. So konnte er sich besser organisieren. Bevor er sich weiter seiner geistigen Planung hingeben konnte, sah er zu Adoka rüber. „Komm doch nochmal mit und sieh es dir an. Es ist das *Sunshine*-Café und ich hab noch viel Zeit, bis ich arbeiten muss.“, schlug Yuuki vor und schenkte Adoka sein bestes Grinsen.

Zeit hatte er tatsächlich. Wenn er nach der Schule nach Hause fahren würde, dann könnte er gerade aus der Bahn aussteigen, um nur wieder einzusteigen und den Weg zurückzufahren. Und selbst dann würde er womöglich nicht mehr pünktlich kommen.

Glücklicherweise hatte er den Job in der Nähe der Schule bekommen. So lief er nicht Gefahr, alten Bekannten aus seiner noch nicht weit zurückliegenden Vergangenheit zu begegnen. Am liebsten wäre er sowieso ausgewandert, nur um vor allem zu fliehen, aber das war zu utopisch.

Adoka willigte ein und sie liefen etwa zwanzig Minuten quatschend nebeneinander her.

Dabei erfuhr Yuuki, dass seine Mitschülerin in der Schulorganisations-AG saß, einer AG, die nur denjenigen vorbehalten war, die ein Amt in der Schule hatten. Dort schien sie regelrecht aufzublühen, aber das Mädchen neben ihm wirkte so, als hätte sie solche Event-Angelegenheiten im Blut. Sie war aufgeweckt, nicht auf den Mund gefallen und dennoch konnte man all das, was an Worten aus ihr raus sprudelte, am Ende noch sinnvoll verwerten. Ein helles Köpfchen also. Und gut mit Menschen konnte sie auch, im Gegensatz zu Yuuki, der sich früher lieber zurückgezogen hatte.

Diesmal würde er Anschluss finden! Da war er sich sicher.
 

Sie unterhielten sich auch noch weiter, als sie schon das Sunshine erreichten. Bis dahin wischte Yuuki mehrmals das Blut von seiner Lippe. Mittlerweile war nur noch ein kleiner Kratzer zu sehen. Er begrüßte seinen Chef und sie bekamen noch ein kühles Getränk gratis. Mit dieser Arbeitsstelle hatte Yuuki mehr als Glück gehabt.

Die Zeit verstrich und bald verabschiedete sich Adoka. Sie wollte noch einkaufen. Außerdem würde Yuukis Schicht bald anfangen und er musste sich umziehen, also passte das Timing ganz gut.

~

Einige Stunden später schleppte sich der Teenager erschöpft durch die Haustür. Draußen war es mittlerweile dunkel geworden, aber das war kein Wunder. Dadurch, dass er erst so spät nach der Schule Zeit hatte, musste er heute bis neun Uhr abends arbeiten. Der Chef des Sunshine versicherte Yuuki aber, dass das zukünftig nicht häufig vorkommen sollte, immerhin war Yuuki noch Schüler und das sollte unterstützt werden.

„Bin zuhause.“, brummte besagter Schüler, trat seine Schuhe in eine Ecke und schlurfte zu seiner Mutter in die Küche. Sein Vater war nicht da. Er war auf Geschäftsreise und würde erst am Wochenende zurück sein.

„Wie war dein erster Tag, Schatz?“, fragte seine Mutter fröhlich. Wie konnte sie so spät am Abend bloß noch so viel Energie haben?

„Es war echt gut.“, gab Yuuki grinsend zurück. Er hatte nicht vor, jemandem von seinem Kleinkrieg mit Akira-kun zu erzählen. „Ich habe schon ein paar Leute kennengelernt, die echt nett sind. Vor allem die Klassensprecherin. Adoka heißt sie und hilft mir bei allem.“

„Das ist schön zu hören.“ Yuuki konnte sich vorstellen, wie erleichtert seine Mutter sein musste. Sie hatte alles Vergangene miterlebt und ihm beigestanden, wobei das Verhältnis zu seinem Vater allerdings einen Knacks bekommen hatte. Aber das konnte Yuuki ihm nicht verübeln.

„Endlich gehst du wieder in die Schule. Du lagst lange genug auf der faulen Haut.“, lockerte Yuukis Mutter die Stimmung ein bisschen auf, als sie das nachdenkliche Gesicht ihres Sohnes sah. Es wirkte und er lächelte ehrlich. „Das mit der Arbeit funktioniert auch.“, wechselte er das Thema.

„Ich wünschte, du wärst früher wieder zuhause, aber das lässt der Weg wohl nicht zu, was?“ Yuukis Mutter tat ihm Reis und Beilagen auf den Teller und reicht ihm das Essen.

„Das geht schon alles. Der Job ist wichtig, das weißt du. Und... Mama, soviel esse ich doch nie im Leben!“ Sie hatte ihm einen Berg voll aufgetan und lachte.

„Sonst wirst du doch nicht groß und stark. Du wächst doch noch!“

„Immer das Gleiche.“, keifte Yuuki gespielt und aß. Obwohl er in der Kantine schon was gegessen hatte, knurrte sein Magen von den Anstrengungen im Café. Immerhin seinen Arbeitsplan hatte er heute noch aufgestellt, also würde es in Zukunft leichter werden, alles unter einen Hut zu bekommen. Er mochte es, zuhause zu essen und seine Mutter kochte gut. Ansonsten arbeitete sie als Floristin in einem Geschäft in der Nähe.

Sein Vater dagegen war ständig auf Reisen und bekam dafür definitiv zu wenig Gehalt. Aber es war ein Job, der sie alle über Wasser hielt. Deshalb arbeitete Yuuki lieber zusätzlich für sein Geld, schließlich gaben seine Eltern auch jeden Tag ihr Bestes.

Als Yuuki es geschafft hatte, den Teller leer zu essen – und vorher hätte seine Mutter ihn auch nicht entlassen – zog er sich in sein Zimmer im ersten Stock des Hauses zurück, machte sich fertig für das Bett und schlief kurze Zeit später. Der Tag hatte ihn wirklich erschöpft.

Adokas Energie, die neuen Eindrücke, seine Arbeit... Und Akira-kun.

Warum musste ausgerechnet er das Schlusslicht seiner Gedanken bilden? Aber Yuuki hatte keine Lust, sich jetzt einen Kampf mit seiner inneren Stimme zu liefern. Er würde ohnehin verlieren.

So hallten also in seinem Traum die Sprüche seines Frischfeindes wider. Immerhin besser, als sein voriger Alptraum.
 

Yuuki schlief trotz Akira-kuns hallender Stimme erstaunlich gut. Am nächsten Morgen war all die verlorene Energie zu ihm zurückgekehrt. Der schwarzhaarige Junge nahm sich vor, heute die AG-Angelegenheiten mit der Schulleitung zu klären.

Zügig schwang er sich aus dem Bett und machte sich kurze Zeit später auf den Weg zur Schule. Er hatte Glück, denn diesmal kam seine Bahn pünktlich. Als er das Schultor passierte, nickte der Pförtner ihm freundlich zu und Yuuki winkte zurück. Obwohl sie kein Wort wechselten, war Yuuki der Torwächter sympathisch. Er war ein Mann mittleren Alters und wirkte streng, aber freundlich. Seine Augen waren wachsam und es hätte den Jungen nicht gewundert, wenn der Pförtner nahezu jeden Schüler erkannte, der das hiesige Tor passierte.

Vor dem Haupteingang traf Yuuki auf die Klassensprecherin. „Guten Morgen, Adoka.“, begrüßte er sie und zwinkerte sie gut gelaunt an. Coolness, Freundlichkeit und immer ein wenig den Schalk in den Augen. Das war Yuukis Plan gewesen, um gut bei seinen Mitschülern anzukommen. Er wollte diesen schüchternen, zurückgezogenen Kerl von früher auf alle Fälle hinter sich lassen. Sein neues Ich bereitete ihm ohnehin mehr Freude. Ganz offensichtlich funktionierte sein Plan, denn Adoka begann zu lächeln. „Guten Morgen, Yuuki. Wenn du mich jetzt noch Ada-chan nennst, dann hast du mir den Morgen versüßt.“, flötete sie. Der Junge erinnerte sich. ~Stimmt, sie wollte doch so genannt werden. Naja, nächstes Mal.~

Sie betraten das Haupthaus. Während Ada-chan ihre Sachen verstaute, lehnte Yuuki sich cool gegen eines der Schließfächer. Kurze Zeit später gesellte sich Riku-chan zu den beiden. Sie sah nach unten, nuschelte eine Begrüßung und stand dann ein wenig unschlüssig in der Gegend herum. Yuuki wunderte sich. „Ist alles okay, Riku?“, fragte er sie. Die Angesprochene schüttelte schnell den Kopf und senkte ihn dann noch mehr. Auf einmal lachte Ada-chan auf. „Yuuki, du musst wissen, dass Riku-chans Schließfach direkt hinter dir ist. Sie traut sich nur nicht, dich zu bitten, zur Seite zu gehen.“ Sofort machte Yuuki Platz und Riku-chan huschte an ihm vorbei. Die Kleine war schon niedlich, wie sie mit zittrigen Händen an dem Schloss ihres Faches herumfingerte. Und sie hatte ihn noch nicht einmal angesehen. Schließlich fasste sich Yuuki ein Herz und legte vorsichtig seine Hand auf ihre Schulter. „Du brauchst echt keine Angst vor mir zu haben, Riku. Tut mir leid, dass ich dir den Weg versperrt habe.“, sagte er. Riku zuckte mit den Schultern, flüsterte ein „Schon in Ordnung.“ und verschwand dann so schnell, wie ein aufgeschrecktes Reh auf der Flucht.

Ada-chan schloss ihr Fach derweil. „Immerhin hat sie mit dir geredet. Du hast eine gute Wirkung auf sie. Nimm ihre Art bitte nicht böse, sie ist eine unglaublich gute Freundin und tut sich einfach schwer mit Fremden.“

Yuuki nickte verständnisvoll. „Das kann ich mir gut vorstellen. Ich finde sie niedlich.“ Auf diesen unbedachten Kommentar hin grinste Ada-chan und knuffte Yuuki in die Seite. „Niedlich also?“, wiederholte sie. Dann fiel der Groschen bei Yuuki auch. Er hob abwehrend die Hände und schüttelte den Kopf. „Nicht SO niedlich. Es ist nur... Als ob man sie eben beschützen will, aber irgendwie... Ach, eben nicht so! Verstehst du?“ Ada-chan lachte fröhlich. „Ja ja, verfall nicht gleich in Panik.“, neckte sie ihn. „Aber du hast schon recht.“

Die beiden Schüler bewegten sich in Richtung der Klassenräume. Ada-chan sah in die Richtung, in die Riku verschwunden war. „Ich möchte sie auch beschützen. Ich hoffe, dass sie irgendwann nicht mehr ganz so schüchtern ist.“, gab sie zu. Dann klatschte sie in die Hände. „Wie auch immer! Du solltest heute unbedingt zur Schulleitung gehen und dir ein Schließfach und eine AG geben lassen.“, bemerkte sie. „Die Fächer sind im Schulgeld einbezogen. Am besten bringe ich dich nach unserem Unterricht dorthin.“

Yuuki nickte. „Ja, dann muss ich nicht ständig alle meine Sachen mitschleppen. Wäre ganz gut.“, willigte er ein. „Was haben wir heute?“ Ein Seufzen bekam er als Antwort. „Du hast dir deinen Stundenplan nicht sonderlich aufmerksam angesehen, oder?“, fragte Ada-chan. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Keine Zeit dafür gehabt. Mir war nur wichtig, ab wie viel Uhr ich jeweils arbeiten kann.“, gab er kurz angebunden zurück. „Hauptsache wir haben nicht viel mit 10-4.“, fügte er murmelnd hinzu. Genau in diesem Moment passierten die beiden die Kampfhallen. Yuuki konnte nicht anders, als Ausschau nach Akira-kun zu halten.

Er erspähte ihn weiter hinten auf der freien Fläche. Akira-kun war gerade damit beschäftigt, mit gezielten Tritten und Schlägen gegen ein in den Boden eingelassenes Gebilde einzuschlagen, das einem Boxsack in Vogelscheuchenform ähnlich war. Irgendwann, ohne es zu bemerken, blieb Yuuki stehen und starrte nur noch auf den in schwarzem Kampfanzug trainierenden Parallelklässler. Jeder seiner Tritte war kraftvoll und präzise. Bei jedem Schlag wunderte sich Yuuki, dass er den Treffer von gestern überhaupt überlebt hatte. Und trotz all der Geschwindigkeit und Kraft sah dieser Sportler perfekt aus. Er verzog das Gesicht nicht, er neigte seinen Körper nicht unausgeglichen. Akira-kun war einfach perfekt. So perfekt, dass es Yuuki ankotzte. Angewidert wandte er sich ab. Demnach sah er nicht mehr, wie Akira-kun mit seinen Übungen pausierte und den Jüngeren direkt anstierte. Er hatte sehr wohl gemerkt, dass er aus der Ferne beobachtet worden war. Eigentlich erwartete er, dass sich wieder irgendwelche Mädchen vor der Halle tummelten, doch als er den abfälligen Blick von diesem Yuuki Nao auffing, war er gleichermaßen überrascht wie angepisst. Zügig führte er sein Training fort und ließ seine Wut an der Trainingspuppe aus. Leider war er dabei ein wenig zu enthusiastisch. Noch bevor seine Faust auf dem festen Material auftraf, wusste er, dass er gleich ein mächtiges Problem haben würde.

~Verflucht seist du, Yuuki Nao!~

Dann knackte es auch schon.
 

Yuuki kam mit Ada-chan im Klassenraum der 10-2 an. „Du warst ganz schön abgelenkt eben.“, bemerkte Ada-chan. Seit sie an den Hallen vorbei gegangen und einmal stehen geblieben waren, kannte dieses Mädchen kein anderes Thema mehr. „Dir ist schon klar, dass du damit deine Lage nicht besser machst? Der Kerl hat es voll auf dich abgesehen, das verspreche ich dir.“, warnte sie. „Und du hast nichts besseres zu tun, als ihn dann auch noch zu beobachten.“

„Ich frage mich doch nur, wie man so früh schon trainieren kann!“, rechtfertigte sich Yuuki. Außerdem sollte eine Beute ihren Jäger doch immer gut im Blick behalten, nicht? Als die beiden sich einen Platz gesucht hatten, kamen die Freunde Shin und Yori wieder zu ihnen. „Was hat der Neuling denn jetzt angestellt, Ada-chan?“, fragte Shin, zog sich einen Stuhl an Yuukis Tisch und setzte sich neben ihn. Yori holte sich direkt den danebenliegenden Tisch und lehnte sich dort an. Erst jetzt hatte Yuuki die Gelegenheit, die beiden einmal richtig anzusehen. Shin war großgewachsen, selbst im Sitzen, aber das waren wohl für Yuuki alle Jungs ab seinem Alter. Er selbst war schließlich nicht der Größte mit seinen 1,70m. Im Gegensatz zu einem normalen Mann war er sicherlich ein Nichts. Im Gegensatz zu Akira-kun erst recht...

Moment!

Wieso zur Hölle kam ihm immer wieder dieser Kerl in den Kopf?

Yuuki richtete seine Aufmerksamkeit schleunigst wieder auf seine Mitschüler. Shin hatte dunkelbraunes, wildes Haar, das gerade lang genug war, sodass er sich hinten einen winzigen Zopf machen konnte.

Yori war etwas kleiner als Shin, was aber lange nicht bedeutete, dass Yuuki mit ihm auf Augenhöhe war. Sein vermutlich blondiertes Haar hatte er zu einer spitzen Frisur gegelt. Eigentlich konnte Yuuki solche Haare nicht leiden, aber Yori stand es. Überhaupt hatte er eine recht verruchte Ausstrahlung, mit seinen untypisch blonden Haaren, all den Ohrringen und dem Lippen- und Nasenpiercing. Dagegen wirkte Shin wie ein richtig ruhiger Normalo. Ada-chan nach waren sie aber trotz ihrer Unterschiede beste Freunde und trainierten im gleichen Team. Wie es eben manchmal so passte.

„Auf jeden Fall“, führte Ada-chan ihre Gedanken fort. „Solltest du dich definitiv von diesem Kerl fernhalten. Und das bedeutet: Nicht ansehen, nicht ansprechen, am besten nicht einmal atmen in seiner Nähe. Vielleicht hast du dann Glück und er ignoriert dich.“

Das weckte das Interesse von den zwei Freunden. „Ach, hat unser Neuer etwa gleich einen Freund gefunden? Doch nicht Akira-kun wegen gestern?“, ahnte Shin. Yori stieg mit ein. „Wirst du etwa schon nach so kurzer Zeit zum Lieblingsspielzeug unseres Kampfhundes degradiert? Du Ärmster.“ Yuuki bettete sein Kinn auf dem Tisch. „Sieht so aus.“, murmelte er scheinbar desinteressiert. Innerlich machte es ihn äußerst nervös, dass ihn alle so sehr vor Akira-kun warnten, aber er wollte den Coolen spielen und sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Außerdem würde er schon nicht, wie angekündigt, umgebracht werden.

Hoffentlich.

Nach einiger Zeit, in der Yuuki sich erfolgreich darum bemühte, das Thema Akira-kun zu meiden, begann der Unterricht. Mittlerweile war auch Riku-chan wieder aufgetaucht.

Ein langweiliges Fach reihte sich an das Nächste und auch in den Pausen passierte nicht besonders viel. Vermutlich würde Yuuki nun an jeden Dienstag im Kalender einen kleinen Stern zeichnen, dafür, dass er an diesem Tag keine Stunde mit der 10-4 verbringen musste.

Dienstag würde sein neuer Lieblingstag werden! Immerhin hatten sie heute auch keinen Nachmittagsunterricht. Noch dazu musste er Dienstags nie arbeiten. Also ein langer, freier Nachmittag!

Nach den Stunden begleitete Ada-chan Yuuki zum Schulbüro.

Zwar kannte er den Weg, weil er während der Bewerbungs- und Anmeldungsphase oft hierher hatte gehen müssen, aber die Klassensprecherin sah es als ihre Aufgabe, einem Neuling alles zu zeigen. Zumindest war sie sehr verantwortungsbewusst.

Vor dem Büro verabschiedete sie sich allerdings. Sie musste zu ihrer AG und dafür noch Vorbereitungen treffen. Verschwörerisch steckte sie Yuuki, dass die Orga-AG, wie sie kurz genannt wurde, etwas Großes plante und sie deshalb jede freie Minute dort hinein investieren wollte. Yuuki nahm es ihr nicht übel, schließlich hatte sie viel Zeit für ihn aufgeopfert, die sie eigentlich nicht gehabt hätte.

Als Ada-chan verschwunden war, klopfte er gegen die Bürotür und trat nach Aufforderung ein. Er steuerte direkt auf den Schreibtisch vor ihm zu, an dem die Sekretärin saß. Überhaupt befand Yuuki es als erstaunlich, dass die Sekretärin nicht schon die freundliche Dame am Eingang gewesen war. Womöglich war das nur die Empfangsdame für die Schüler, Eltern und anderen Besucher. Es wäre kein Wunder gewesen, wenn er mit seiner Vermutung richtig gelegen hätte, denn dadurch, dass er selbst für das Schulgeld arbeitete, wusste er, wie teuer diese Einrichtung war. Da konnte man einen gewissen Luxus schon erwarten.

„Hallo, mein Name ist Yuuki Nao und ich bin für die Pflicht-AGs und mein Schließfach hier.“ Obwohl Yuuki vor nicht allzu langer Zeit bereits hier gestanden hatte, hielt er es für sinnvoller, sich noch einmal vorzustellen. Wissend nickte die Sekretärin. „Ich erinnere mich an dich, Yuuki Nao.“ Sie wühlte in ihrer Schublade und zog einen Schlüssel und eine Mappe heraus. „Das hier“, die Sekretärin schob ihm den Schlüssel über den Tisch. „ist dein Schließfachschlüssel. Die Nummer steht drauf.“ Yuuki nahm den Schlüssel dankend entgegen und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Mappe. Sie sah recht dick aus. Was da wohl alles drin stand? Ob die Schule sich nach seiner Vergangenheit erkundigt hatte? Yuuki bekam eine Gänsehaut und schluckte trocken. Währenddessen zog die Sekretärin einen Zettel aus der Mappe hervor. „Und das hier ist die Liste der AG´s für dieses Schuljahr mit Veranstaltungsort und Zeit. Leider kann ich dich mitten im Jahr nirgendwo mehr unterbringen, deshalb wirst du dein erstes Halbjahr in einer Ersatz-AG verbringen.“, erklärte sie in fröhlichem Tonfall. So positiv war diese Nachricht vielleicht nicht. „In der Anti-AG?“, fragte Yuuki sicherheitshalber. Daraufhin seufzte die Sekretärin. „Ich merke, du wurdest schon informiert, obwohl ich die Bezeichnung „Ersatz-AG“ schöner finde. Sie findet schon heute Nachmittag statt, also beeil dich und komm nicht zu spät.“

Schnell nahm Yuuki den Zettel, bedankte sich und verließ den Raum.

AGs und andere Unfälle

Also war er tatsächlich in der Anti-AG gelandet. Oder eben in der Ersatz-AG. Klang beides so, als würden dort die Ausgestoßenen hin verbannt werden.

Dann war diese blöde AG auch noch heute. ~Wie gewonnen, so zerronnen.~, rief sich Yuuki ins Gedächtnis und studierte den AG-Plan.

Tatsächlich klangen einige AGs recht interessant, auch wenn er erst nächstes Halbjahr die Gelegenheit dazu haben würde, eine auszutesten. Zu Yuukis Erstaunen gab es auch drei Sport-AGs. Fußball, Basketball und Leichtathletik. Im Gegensatz zu den anderen AGs waren diese allerdings auf 20 Teilnehmer begrenzt, während die übrigen bis zu 40 Teilnehmer aufnehmen konnten.

Sie alle fanden an zwei verschiedenen Tagen für ein paar Stunden statt, an denen die Schüler keinen Nachmittagsunterricht hatten. Also wurde durch eine AG fast schon eine zweite Klassengemeinschaft gebildet. Wahrscheinlich war das auch das Ziel davon.

Als Yuukis Blick auf die Anti-AG fiel, stellte er fest, dass sie als einzige AG einen Strich bei der maximalen Schüleranzahl stehen hatte. Vermutlich für alle, die übrigen blieben.

Er folgte der Spalte weiter. Keine Beschreibung, die die AG-Aktivitäten darstellte, keine maximale Stundenanzahl. Nur der Ort, Gartenpavillon, und die Zeit, in zehn Minuten.

~Hoffentlich schaffe ich es in der Zeit dorthin.~, dachte sich Yuuki. Ada-chan hatte ihm leider nicht gezeigt, wo der Gartenpavillon zu finden war, aber er vermutete, dass er in den weiten, hinteren Grünanlagen der Schule zu finden sein musste. Also steuerte der Junge dorthin und hielt sich den Bauch. Offenbar war es für diese AG unwichtig, dass man die Mittagspause nicht vollständig ausnutzen konnte. Seinem Magen dagegen war es ganz und gar nicht egal. Er knurrte mächtig, aber sein mitgebrachtes Essen hatte er am Vormittag schon gegessen. Ursprünglich hatte er geplant, nach dem Besuch im Schulbüro noch einmal einen Abstecher in eine der Kantinen zu machen, aber das konnte er jetzt knicken. Er konnte froh sein, wenn er überhaupt noch pünktlich kam.

Sehr bald fiel Yuuki schon der Beginn der Grünanlagen ins Auge und er blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Vor ihm ragte ein großer, eiserner Zaun empor. Wenn Ada-chan ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, dass dort die Gärten begonnen, dann hätte Yuuki nicht geglaubt, dass auch dieser Teil zur Schule gehörte.

Er passierte das ebenso eiserne Tor, das ein unangenehmes Quietschen von sich gab, als er es öffnete.

Hinter dem Zaun breitete sich ein kleiner Wald aus. Nur ein schmaler, befestigter Weg führte durch die Bäume hindurch und gabelte sich an mehreren Stellen. Yuuki folgte dem gepflasterten Pfad willkürlich.

Zwar waren die Wege eigentlich ausgezeichnet gewesen, aber jemand hatte sich einen Spaß erlaubt und die Schilder so gedreht, dass jeder der beschrifteten Pfeile ins Gebüsch führte. Also würde er auf gut Glück den Pavillon suchen. Viele Wege führten nach Rom.
 

Diese Einstellung verflüchtigte sich mit jeder Abzweigung, die der desorientierte Jugendliche nahm. Schon nach wenigen Metern wusste er weder, von wo er gekommen war, noch wo er als nächstes hingehen sollte. Jede Weggabelung sah gleich aus und manchmal kam er auch auf Kreuzungen. Der Wald war nahezu undurchdringlich. Wie konnte eine einfache Schule so viel sinnloses Gestrüpp unterbringen? Unglaublich, diese Privatschulen.

Auf einmal vernahm Yuuki das Plätschern von Wasser. Er folgte dem Rauschen, bis er auf eine Lichtung kam. Sie wurde von einem schmalen Bach durchtrennt, der friedlich vor sich hin floss. Erschöpft ließ Yuuki sich für einen Moment daneben ins Gras fallen. Er legte sich auf den Rücken und starrte durch das dunkle Blätterdach in den wolkenlosen Himmel. „Jetzt komme ich ohnehin zu spät.“, flüsterte er. „Und lieber würde ich aus diesem verdammten Wald rauskommen, als noch weiter nach dem blöden Pavillon zu suchen.“ Er wurde sauer. Wer kam überhaupt auf die Idee, diese bekloppten Schilder zu drehen? Hatte derjenige sonst nichts zu tun? Dämlich, selten dämlich.

Und überhaupt, wer versteckt seine Schulgebäude in so einem unnützen Wald? Auch dämlich.

Obwohl nahezu alles hier fürs erste zum Kotzen war, so empfand Yuuki es doch als Erleichterung, diese Schule besuchen zu können. Die meisten Schulen hatten ihn mitten im Schuljahr und wegen seiner nur durchschnittlichen Noten abgelehnt. Wenn sie schon eine Ausnahme machen sollten, dann doch bitte nur für ein Genie. Das war er nicht, aber an dieser Schule hier hatte nur gezählt, dass er die monatlichen Kosten tragen konnte. Mit einem Nebenjob funktionierte das schließlich auch, weshalb er endgültig eine neue Schule gefunden hatte. Endlich. Er hoffte, dass er nie mehr an seine alte Schule zurückkehren musste. Egal, wie oft er hier von nun an von Akira-kun gedemütigt werden würde, so würde es hier immer besser sein.

Ein Seufzen entwich Yuukis Kehle. Er schloss resignierend die Augen.

Plötzlich erklang eine männliche Stimme und jegliche Entspannung war dahin. „Hey, hast du dich verlaufen? Du siehst aus wie ein streunender Hund.“, meinte diese Stimme. Yuuki schreckte hoch und sah sich um. Zwischen den Bäumen erkannte er jemanden.

„Musst du mich so erschrecken? Zeig dich.“, forderte Yuuki. Die Person gehorchte und trat aus den Schatten. Ein großer junger Mann, er konnte nicht viel älter sein als Yuuki selbst, kam zum Vorschein. Er trug ein dunkelblaues Oberteil und eine schwarze Hose. Doch was an ihm sofort auffiel, war sein langes, glänzend schwarzes Haar, das der Fremde zu einem hohen Zopf gebunden hatte. Es fiel ihm wie schwarzes Wasser über die Schultern und umspielten seine adlig wirkenden Gesichtszüge. Seine strahlend grauen Augen wirkten übermenschlich schön, wie auch der Rest seiner Erscheinung. Yuuki blieb die Luft weg. Er war sich nicht sicher, ob er jemals einen so schönen Menschen gesehen hatte. Eigentlich hatte er sich beschweren wollen, weil er gestört worden war, aber diese Aura erlaubte keinen Widerspruch. Der Teenager bekam kein einziges Wort mehr raus.

Er wachte erst wieder aus seiner Starre auf, als er eine Hand auf seinem Kopf spürte, die sein Haar durcheinander brachte. „Also, hast du dich verlaufen, Hündchen?“, fragte der Schönling.

Yuuki biss sich auf die Lippe, um seinen Mund wieder aufzuwecken. „Yuuki Nao.“, flüsterte er. Der Schönling schien nicht zu verstehen. „Wie bitte? Hast du was gesagt?“, fragte er und klang trotz des verwirrten Untertons noch respekteinflößend.

„Yuuki Nao.“, wiederholte Yuuki. „Das ist mein Name und nicht Hündchen.“ Immerhin brachte er jetzt wieder ganze Sätze hervor. Als Antwort erhielt er zunächst ein Lachen. Dann beugte der Schönling sich zu Yuuki runter und blickte ihm mit den schneegrauen Augen direkt in seine. „Dann, Yuuki Nao, möchtest du dich nicht bedanken, dass ich komme, um dich aus diesem Irrgarten zu befreien?“, hauchte er dem Kleineren entgegen. Diese Stimme machte Yuuki nervös und als er den frischen Atem des anderen auf seinem Gesicht spürte, sah er zur Seite. „J- Ja. Danke, aber ich suche den Gartenpavillon. Vielleicht bin ich unterwegs falsch abgebogen.“, gestand er. Es nervte ihn, dass er seine coole Hülle nicht aufrecht halten konnte. Aber wie hätte er das auch anstellen sollen, wenn er sich ganz offensichtlich verlaufen hatte? Außerdem hatte er diese kühle Attitüde noch nicht lange genug üben können, als dass er in solchen Momenten schon gut schauspielern konnte.

Wieder lachte der Fremde nur und half Yuuki auf die Beine. „Ich bringe dich hin. Mir wurde schon angekündigt, dass wir einen Neuen in unserer Runde aufnehmen dürfen.“, erklärte er.

Mit dem Lachen im Gesicht sah der Schönling immerhin nicht mehr ganz so furchteinflößend aus. Aber es passte auch nicht in das perfekte Gesicht.

Yuuki beruhigte sich etwas. Trotz allem hatte er das Gefühl, dass die Ausstrahlung seines 'Retters' ihm bis unter die Haut ging. „Du bist also auch in der Anti-AG?“, fragte er und folgte derweil dem Größeren über einen der vielen Wege, die von der Lichtung weg führten.

„Ja, ich bin Leiter der AG, weil ich der einzige aus einem höheren Jahrgang bin. Ich habe schon geahnt, dass du dich verläufst.“, schilderte der Fremde. „Dort vorne ist der Pavillon auch schon.“ Er deutete auf einen eckigen, kleinen Gebäudekomplex, dessen untere Hälfte aus weißem Holz und obere Hälfte vollkommen verglast war. Yuuki zweifelte. „Nicht sehr groß. Und dafür der ganze Aufwand.“ Wieder lachte der Schönling. Es klang befremdlich, wenn er mit seiner tiefen, mächtigen Stimme lachte. Weniger belustigt, sondern eher so, als ob er gleich vor hätte, die Welt zu erobern.
 

Als sie den Pavillon erreichten, kündete der Schönling seine Rückkehr mit lauter Stimme an. „Hey Leute, kommt mal raus. Unser Frischling ist jetzt auch angekommen.“ In dem weißen, so einladend aussehenden Pavillon regte sich etwas. Nach und nach kamen die verschiedensten Gestalten aus dem kleinen Haus gekrochen, aber dafür, dass die AG für anscheinend unbegrenzt viele Mitglieder geöffnet waren, war die Anzahl der Teilnehmer doch sehr überschaubar.

Insgesamt sah Yuuki vor sich 5 neue Gesichter. Ein Mädchen, schlank und dunkel gekleidet, meldete sich zu Wort. „Yo Boss, hast du Futter mitgebracht?“ Yuuki schreckte zurück. So eine derbe Ausdrucksweise hätte er dem Mädchen nicht zugetraut. Und mit Futter meinte sie... Ihn? Sie warf ihr schulterlanges, regenbogenfarbenes Haar zurück und leckte sich über die rosa Lippen. Warum sah sie so hungrig aus?

Unsicher sah sich Yuuki nach dem AG-Leiter neben ihm um. Sollte der jetzt nicht etwas dazu sagen? Stattdessen, was dem Jüngeren noch viel unangenehmer war, legte er seine Hand um Yuukis Schulter und zog ihn näher neben sich. „Es ist keine Fütterungszeit, Suri-chan. Den Kleinen hier lässt du mir bitte heil.“ Das Mädchen hieß also Suri und ging in die 10-1, seine Team-klasse. Ungewöhnlicher Name. Und ungewöhnlicher Umgangston. Nach einem weiteren Blick in die Runde erkannte Yuuki, dass Suri das einzige Mädchen hier war. Die übrigen Gestalten sahen aber nicht viel vertrauenserweckender aus. Neben Suri stand ein riesiger, breiter Kerl mit wildem, braunen Haar und dem Blick eines hungrigen Bären. Der sollte noch zur Schule gehen? Sein Name war Daisuke, Oberstufe 11-1, anscheinend viel zu oft sitzen geblieben.

Dann waren da noch zwei Jungs, ganz eindeutig eineiige Zwillinge. Sie waren relativ schmal, selbstverständlich trotzdem größer als Yuuki selbst, wenn auch nicht viel. Der 'Boss' stellte sie als die Zwillinge des Teufels vor, Hiroshi und Isamu. Schon nachdem er ihre Namen gehört hatte, konnte er nicht mehr sagen, welcher von beiden wer gewesen war. Außerdem sollten sie hochintelligent sein, obwohl eine Stufe unter Yuuki. Der fünfte im Bunde saß auf dem Boden. Er hatte schwarzes Haar mit ein paar blauen Strähnen und war um die Augen dunkel geschminkt. Anfangs war sich Yuuki nicht sicher gewesen, ob vor ihm nicht doch ein Mädchen saß, aber nach den zu erahnenden Gesichtszügen war er ein Junge. Er sagte kein Wort und blickte nur kurz auf, als er vorgestellt wurde. Kuro, 11-3, also auch ein Senpai.

„Nanu?“, bemerkte der Schönling schließlich, als er alle vorgestellt hatte. „Fehlt nicht noch jemand?“ Verwundert sah er sich um.

Und dann, gerade als Yuuki dachte, dass diese Selbsthilfegruppe nicht schräger werden konnte, kam er. Derjenige, den er sich eigentlich an das andere Ende der Welt gewünscht hatte. Neben ein paar anderen Menschen.

Er trat langsam aus dem Pavillon heraus, seine Augen ausschließlich auf Yuuki fixiert. Er trug ein überlegenes, arrogantes Lächeln im Gesicht und schritt weiter vor den Rest der Gruppe, bis er direkt vor Yuuki und dem Leiter stand. „Willst du dich nicht auch noch vorstellen? Boss?“, fragte er provokant. Die Anrede 'Boss' betonte er so abfällig, als ob er gerade etwas Widerliches ausspie. Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern führte seinen Monolog fort, ohne Yuuki eine Sekunde aus den Augen zu lassen. „Masamoto Seiichirou. 12-1, Musterschüler, Erbe der traditionellen Masamoto-Kampfkunst-Schule und zukünftiger Untergrundboss. Hübsche Zukunft hast du da.“

Ganz offenbar war dieser Fiesling mit seinen Worten zu weit gegangen. Die anderen zogen scharf die Luft ein und der AG-Leiter schlug ihm heftig ins Gesicht, sodass er zurücktaumelte. Seine Faust war so schnell gekommen, dass Yuuki es kaum wahrgenommen hatte. Noch dazu hielt er den Jüngeren noch immer an seiner Seite und es war beim Schlag nicht einmal ein Ruck durch seinen Körper gegangen. „Kenn deinen Platz, Akira Ryuji, 10-4, Vollidiot und Kleinkind.“, dröhnte die Stimme des Älteren über den Vorplatz des Pavillons.

Na, das fing ja schon einmal gut an.

Im Hintergrund kicherte Suri. Sie war die erste, die sich traute, wieder etwas zu sagen. „Wahrscheinlich ist Aki-chan eifersüchtig, weil du ihm sein geliebtes, neues Spielzeug geklaut hast, Boss.“, stichelte sie den am Boden Liegenden. „Ich hab schon gehört, dass es zwischen den beiden mächtig funkt.“

Wie bitte?

Überhaupt machte keiner der anderen Anstalten, Akira-kun zu helfen. Er lag auf dem Boden, blutete an der Lippe, wie Yuuki es am Vortag auch getan hatte und röchelte. Der Schlag muss sehr hart gewesen sein. Aber schon nach kurzer Zeit fand er sein Grinsen wieder. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht, Schlampe.“, zischte er wütend und rappelte sich wieder auf. Daraufhin antwortete Suri nicht. Sie war schlichtweg unbeeindruckt, also war dieser Umgangston wohl Alltag.

Auch Masamoto Seiichirou hatte seine Fassung zurückgewonnen. „Mir gefällt dieser Gedanke.“, gab er grinsend zu. „Der große, unschlagbare Ryuji kann ausnahmsweise mal etwas nicht haben.“ Das Grinsen des AG-Leiters wurde breiter und er drehte Yuuki, der es nicht wagte, sich zu wehren, zu sich um. Er fühlte sich von den stahlgrauen Augen gemustert und beurteilt. Tatsächlich wanderte der Blick des Größeren viel zu genau über Yuukis Körper und blieb schließlich wieder an seinem Gesicht hängen. „Viel zu verlockend.“, flüsterte er und beugte sich runter.

Mit einem letzten Blick auf den verstört guckenden Akira-kun überbrückte Masamoto Seiichirou die letzten Zentimeter zwischen ihm und Yuuki und küsste den Jüngeren direkt auf den Mund.

Geschockt weiteten sich die Augen des Kleineren. Er begann nun doch damit, zu zerren und zu zappeln, aber der Griff des anderen kontrollierte ihn zu sehr. Noch dazu blieb es nicht bei diesem leichten Kuss. Nein, er wurde fordernder. Der Ältere löste seine Lippen von Yuukis, nur, um sie noch fester und stürmischer wieder aufeinander krachen zu lassen. Als er es wagte, mit der Zunge über Yuukis versteinerten Mund zu streichen, nutzte dieser die Gelegenheit und biss fest zu. Überrascht keuchte der Senpai auf und ließ von Yuuki ab. Dieser taumelte rückwärts und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.

„Was soll diese Scheiße hier?“, brüllte Yuuki. Er schmeckte Eisen und wusste damit, dass er den anderen blutig gebissen hatte. Tatsächlich lief diesem das Blut aus dem Mund und über das perfekte Kinn. Das tat seinem traumhaften Aussehen allerdings keinen Abbruch. „Bin ich hier nur von Verrückten umgeben?“, fragte Yuuki in die Runde. In dem Moment war es ihm egal, ob er sich gerade mit den wohl gestörtesten Personen der Schule anfeindete. Er war geschockt, überrumpelt, verwirrt, gänzlich überfordert und grundsätzlich... unzufrieden.

Als noch immer keiner etwas sagte, ergriff wieder der Anführer in Yuukis Richtung das Wort. „Von nun an, Yuuki Nao, bist du Teil unserer Gemeinschaft. Und nicht nur das, nein, ich erlaube dir noch ein weiteres Privileg.“ Danach sprach er lauter. Ganz offenbar wollte er, dass die anderen Mitglieder der Anti-AG es mitbekamen. Er ging auf Yuuki zu, hielt aber Abstand und nahm nur seine zitternde, kalte Hand. „Hiermit erkläre ich dich, Yuuki Nao, zu meinem persönlichen Haustier, Schützling und Freund.“ Ein metallenes Klicken erklang. Yuuki musste unweigerlich den Blickkontakt brechen und sah an seinem Handgelenk runter. Ein silberner, breiter Reif zierte nun seinen Unterarm. Als aus den hinteren Reihen Gemurmel ertönte, sickerte die gerade gehörte Erklärung langsam durch.

Teil der Gemeinschaft... Verdammt, aber damit hatte Yuuki schon gerechnet.

Haustier? Moment? Warum wurde er die ganze Zeit dermaßen niedergemacht? Dieser Kerl hatte ihn ohnehin schon einmal Hündchen genannt und selbst Akira-kun hatte diesen absurden Einfall.

Schützling... Okay, das wird schon in Ordnung sein. Klang bei so einem Kerl nach vielen Vorteilen.

Und Freund. Moment... Freund???

„Was meinst du mit 'Freund'?“, fragte Yuuki skeptisch und zog seinen Arm aus der lockeren Hand des Älteren. Dieser lachte wieder. Es klang wirklich danach, als ob er gleich die Weltherrschaft erlangen wollte. „Was denkst du denn, was ich mit 'Freund' meine?“, fragte er in verführerischem Tonfall. Yuuki schluckte. „Naja, Kumpel, hoffe ich doch mal?“ Seine Reaktion war mehr ein Flehen, als eine Vermutung. Nach dem Kuss eben konnte er sich sehr gut denken, was 'Freund' bedeuten sollte.

„Wir beide, Nao“, fing der AG-Leiter an und betonte dabei Yuukis Vornamen unangenehm. „sind von heute an ein Paar. Für dich bin ich ab jetzt Sei oder Seiichi. Dein Freund.“

Bitte nicht putzen, lieber verschmutzen

Bitte was jetzt?

Yuuki glaubte, dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, so wackelig stand er auf den Beinen. „Ehhh...“, war das einzige, was er herausbringen konnte.

Diese ganze Geschichte stieg ihm über den Kopf. Freund von diesem Kerl? Hatte er irgendwas verpasst? Die kleine Gruppe schwieg, nachdem Yuuki seinen unproduktiven Laut von sich gegeben hatte. Nur der Wind war davon unbeeindruckt und strich sanft durch das Blattwerk des Waldes.

Plötzlich wurde die drückende Stille unterbrochen. „Ahhh, wie ich sehe, habt ihr euch schon kennengelernt! Das ist schön.“ Yuuki kannte diese Stimme und er drehte sich zu ihr um.

„Hana-sensei?“, fragte er erstaunt, als seine Klassenlehrerin aus dem Wald trat und sich auf einer Bank neben dem Pavillon niederließ.

Seiichi erklärte. „Hana-sensei ist unsere AG-Beaufsichtigung. Jede AG braucht einen Lehrer, der sich um die Aktivitäten kümmert.“ Yuuki konnte sich nicht vorstellen, dass sich überhaupt jemand dafür finden konnte, diesen Haufen an skurrilen Charakteren zu betreuen. Aber nun saß sie tatsächlich dort, seine kleine, freundlich dreinblickende Klassenlehrerin und lächelte vor sich hin.

Was ihn aber noch mehr erstaunte, war, dass alle Leute ihr ausreichend Aufmerksamkeit schenkten. Ganz offensichtlich war Seiichi zwar der Anführer der Truppe, aber Hana-sensei musste sie womöglich mit irgendetwas in der Hand haben, damit sie ihr soviel Respekt zollten. Vielleicht irgendwelche vertuschten Straftaten? Definitiv fragwürdig.

Yuukis Blick fiel auf Akira-kun. Der stand ein wenig Abseits und stierte desinteressiert in der Gegend herum. Er wirkte angepisst, seine Lippen waren aufeinander gepresst, bildeten eine dünne Linie, und seine verschränkten Arme signalisierten, dass er lieber nicht angesprochen werden sollte. Keine Regung verriet seine Gedanken darüber, was eben passiert war.

Dank Hana-senseis Auftreten hatte Yuuki keine Gelegenheit gehabt, sich dem Abschlussklässler zu widersetzen. Der Junge hob seinen linken Arm mit dem Silberreif und betrachtete ihn. Er sah edel aus, feine diagonale Linien waren in den etwa zwei Zentimeter breiten Reif eingraviert. Yuuki versuchte die Verschlüsse des Reifs auseinanderzuziehen, blieb aber erfolglos. Seiichi beobachtete sein Handeln. „Den bekommst du so schnell nicht mehr auf.“, kündigte er flüsternd an. Geschockt sah Yuuki hoch zu seinem 'neuen Freund'. Doch gerade, als er etwas darauf erwidern wollte, kam ihm Hana-sensei erneut dazwischen.

„So, Leute. Ihr wisst, was eure Aufgabe ist? Heute dürft ihr Halle 1 putzen, also los, wir sollten anfangen.“ Mit diesen Worten scheuchte sie die Truppe auf und alle folgten ihr wenig euphorisch durch den Wald zurück auf das Gelände. Diesmal würde Yuuki sich den Weg besser merken.

Er war ebenso wenig begeistert, wie der Rest der Leute. „Wieso müssen wir solche Drecksarbeit erledigen? Machen das nicht die Kampfsportler?“, beschwerte er sich bei Seiichi und nickte in Richtung Akira-kun, der ein paar Meter vor ihnen lief. Die übrigen trotteten noch weiter vorne, während Seiichi und Yuuki das Schlusslicht bildeten. „Soll er es doch allein machen.“ Als Akira-kun seinen Kopf neigte, weil er sich angesprochen fühlte, zuckte Yuuki zurück. Es störte ihn, so schreckhaft zu sein, aber er hatte keine Lust, sich zwei Tage hintereinander eine zu fangen. Seiichi tätschelte ihm den Kopf. „Mach dir keine Gedanken um ihn. Solange du in meiner Nähe bist, wird er dir nichts anhaben können.“ Er legte seinen Arm um Yuukis Taille und zog ihn wieder an sich ran. Yuuki aber befreite sich aus dem Griff. „Ich kann so schief nicht laufen, Seiichi...rou-kun.“, entgegnete er leise und drehte den Kopf in die andere Richtung. All dieses Getue war ihm unangenehm. Und einen wildfremden Kerl mit Vornamen anzusprechen, kostete ihn auch Überwindung, aber er wollte erst einmal nicht noch einen Versuch starten, sich herauszureden. Das würde er später noch klären. Wenn Ada-chan erfahren würde, was hier abging, dann würde sie vermutlich aus allen Wolken fallen. Vielleicht sollte er die Vorkommnisse auch in der Anfangszeit für sich behalten. Es bestand schließlich noch die verschwindend geringe Chance, dass sich all das als großes Missverständnis erklären würde.

Seiichi lies ihn fürs Erste gewähren. Er ging davon aus, dass sein kleiner Freund sich früher oder später an seine neuen Aufgaben gewöhnen würde. „Für dich nur Seiichi.“, korrigierte er ihn dennoch. Diese Distanziertheit würde er ihm möglichst bald austreiben. Dann aber besann er sich und versuchte, dem Kleineren mit Antworten entgegenzukommen. „Wir, die Anti-AG, sind diejenigen, die sich sonst nirgendwo einschreiben wollten oder konnten. Da Gemeinschaft und Teamarbeit an dieser Schule allerdings groß geschrieben wird, sollen Alleingänge möglichst unterbunden werden und demnach werden wir dafür bestraft, uns dem Prinzip widersetzt zu haben.“

Yuuki nickte. „Dann ist auch klar, warum kein normaler Mensch freiwillig keine AG wählt.“, murmelte er. Die Zurechtweisung ignorierte er.

„Warum machst du so einen Unsinn?“, fragte er danach. Erst verstand Seiichi nicht, aber als Yuuki auf den Armreif deutete, schwand die Verwirrung. Wieder lächelte er. Was für ein ätzend glücklicher Mensch. „Weil ich dich süß finde, Nao.“, sagte er, als wäre es das Normalste der Welt. „Ich bin froh, so ein niedliches Haustier gefunden zu haben und außerdem stört es diesen Griesgram dort vorne, also habe ich zwei gute Gründe, dich zu behalten.“

Yuuki verdrehte die Augen. „Gehören da nicht immer zwei dazu, um solche Sachen zu entscheiden?“, bemerkte er kritisch. Sein Kommentar beeindruckte Seiichi kaum. „Sind doch zwei, sonst hättest du dich mehr gewehrt.“ Ein siegessicheres Grinsen schlich sich auf die Lippen des Älteren.

Yuuki winkte ab. Dieser Typ war mehr als von sich überzeugt. Yuuki schwieg wieder, was Seiichi gefiel. „Siehst du, du erwiderst schon wieder nichts. Hab ich dich so schnell in meinen Bann gezogen?“ Er blieb stehen und legte seine Hand an Yuukis Kinn. Dann zog er es hoch und kam wieder näher, diesmal allerdings war der Kleinere schneller und riss sich flink los. „Wir verlieren den Anschluss.“, keifte er. In einem kurzen Moment der Schwäche spielte er mit dem Gedanken, sich neben Akira-kun zu stellen. Aber was war ihm lieber? Bei einem Kuss an Luftmangel zu sterben, oder schmerzhaft durch die Schläge eines Kampfsportlers? Am besten keines von beidem, so pendelte er sich in einer gesunden Entfernung zwischen den Personen ein und ging allein seines Weges. Zu seinem Glück ließ Seiichi ihn in Ruhe, bis sie vor H1 ankamen.

Hana-sensei klatschte in die Hände. „Dann fangt mal an, erst die Nebenräume aufräumen und ausfegen, die Sachen reinigen, auf dem Platz draußen Unkraut jäten und am Ende den Boden putzen. Ihr wisst, was euch blüht, wenn ihr Mist anstellt, also benehmt euch.“ Die zwielichtige AG folgte ihren Anweisungen. Regenbogen-Lady nahm einen der Schlüssel entgegen und verschwand mit dem Bären an Mensch in einem der Nebenräume. Die Zwillinge erklärten sich bereit, die aus dem Raum geräumten Sachen zu inspizieren. Seiichi sah sich in der Halle um und wägte wohl ab, welche Aufgabe ansonsten den geringsten Aufwand bedeutete, während Akira-kun nur raus starrte. Yuuki folgte seinem Blick. Dort draußen auf der Grünfläche hatte er heute früh trainiert. Die Trainingspuppe sah seltsam verformt aus, als hätte er zu motiviert darauf eingeprügelt.

Offenbar standen die Jungs zu lange herum, denn Hana-sensei warf Yuuki ein Paar Handschuhe herüber und zeigte nach draußen. „Ihr drei geht raus und macht die Außenfläche sauber. Masamoto und Akira, ihr wisst, was ansteht, also macht euch an die Arbeit.“

Na super, jetzt konnte Yuuki mit den zwei wohl schlimmsten Chaoten der Gruppe mitgehen. Der eine wollte ihm den Hals umdrehen und bei dem anderen wollte Yuuki gar nicht wissen, was er womöglich mit seinem Hals anstellen wollte.

Eine Gänsehaut kroch über Yuuki und er musste sich beinahe schütteln. Stattdessen biss er sich mit den Zähnen innen auf die Wangen. Das entging Seiichi nicht. „Angespannt, mein Süßer?“, fragte er mit verführerischem Ton. Yuuki drehte sich weg und suchte seinen Weg nach draußen.

Zu seinem Missfallen holten sich die anderen beiden ebenfalls Handschuhe, Eimer und Schaufel und folgten ihm dann. Er musste tatsächlich den Nachmittag damit verbringen, gemeinsam mit diesen Kerlen Gartenarbeiten zu verrichten.

Yuuki fragte sich, ob er sich bei der Gelegenheit direkt ein Grab schaufeln sollte, denn er glaubte nicht, dass er diesen Tag überleben würde.

Kurz darauf stand Yuuki auf dem weichen Gras des Außenbereichs und ließ seinen Blick schweifen. Die Fläche war mindestens halb so groß wie die Halle. Zu geraden Mauern geschnittene Hecken schirmten den Bereich nach außen hin ab, wodurch ein Zugang nur über die Halle möglich war.

Sowohl hier, als auch weiter an der Seite standen ähnliche Übungspuppen, manche aus wohl härterem Material und manche wie diese hier einige Meter vor Yuuki in der Mitte des Feldes. Sie sah aus wie ein Dummy, der für Schadenstests aufgespießt worden wäre.

Wenn dem tatsächlich so war, dann hätte dieser Dummy kein gutes Testergebnis abgegeben. Er hing krumm an dem Standfuß, der tief in den Boden eingelassen sein musste, um nicht umzukippen. Eine Seite des stoff-ähnlichen Überzugs war aufgeplatzt, während andere Teile merkwürdig eingedellt waren. Yuuki dachte wieder daran, wie er Akina-kun heute früh dabei beobachtet hatte, wie er auf diese Puppe eingeprügelt hatte. Hoffentlich würde er selbst niemals einen solcher Schläge einstecken müssen. Dann wäre er vermutlich sofort tot.

Der Junge spürte plötzlich einen Luftzug hinter sich. Sofort drehte er sich um und erkannte Akira-kun hinter sich. Instinktiv wich Yuuki ein paar Schritte zurück und sah sich nach Seiichirou-kun um. Zwar ärgerte es ihn, dass er sich freiwillig in den Schutz dieses seltsamen Kerls begab, aber es war die bessere Alternative, als Akira-kun ausgesetzt zu sein.

Zu seinem Leidwesen konnte er Seiichirou-kun nirgendwo erspähen. Wahrscheinlich war er noch einmal ein paar Sachen holen gegangen.

Akira-kun stattdessen kam wieder ein paar Schritte auf Yuuki zu. Dieser taumelte weiterhin zurück, bis er gegen die krumme Puppe hinter sich stieß. Dabei wurde dem Jungen bewusst, wie weit er tatsächlich zurückgewichen war und er stabilisierte seine Haltung.

Wenn er jetzt schon nicht mehr weglaufen konnte, würde er sich zumindest nicht kampflos geschlagen geben.

Akira-kun bemerkte die Veränderung bei seinem Gegenüber. Diese trotzige Ausstrahlung gefiel ihm beinahe noch mehr, als dieses schreckhafte, ängstliche Beutetierverhalten seines neuen Spielzeugs. Diesen Spaß würde er sich von niemandem nehmen lassen und erst recht nicht von Mr. Masamoto-Untergrundboss.

Wenige Sekunden später stand Akira-kun direkt vor dem in die Enge getriebenen Yuuki.

Mit seinen eiskalten Augen stierte der Kampfsportler in Yuukis Augen, als wolle er ihn allein mit seinem Blick umbringen.

„Beeindruckt von meiner Kraft?“, fragte Akira-kun plötzlich. Seine Stimme war kristallklar und klang beinahe so freundlich, wie gestern, als er dem Lehrer vorgespielt hatte, dass sich die beiden Jungs vertragen hätten. Yuuki ahnte, dass er ihm nur Honig ums Maul schmierte, um sich dann in den Bären zu verwandeln, der ihn danach auffressen würde.

Der Kleinere schluckte nervös. „Diese Puppe hast DU auseinandergenommen?“, stellte er eine Gegenfrage. Akira-kun nickte langsam. Bei keiner seiner Kopfbewegungen lies er seine Beute aus den Augen und das spürte Yuuki. Trotz allem konnte er sich nicht überwinden, dem anderen ausreichend Respekt zu zollen. Obwohl er es verhindern wollte, war seine Zunge schneller, als sein Gehirn. „Beeindruckt wäre ich, wenn du deine Kraft so gut kontrollieren könntest, dass du trainieren und gleichzeitig Schuleigentum zerlegen könntest.“, provozierte er mal wieder. Innerlich ohrfeigte sich Yuuki. Auch, wenn er wusste, dass Akira-kuns Schauspiel mehr als falsch war, so hatten sie sich immerhin bis eben in einer Situation befunden, in der sie sich nicht gegenseitig umbringen wollten.

Und was machte er?

Er spie dem Teufel vor die Füße!

Natürlich missfiel Akira-kun die schnippische Antwort des anderen. Er lies ein leises Knurren als Zeichen seiner Missgunst lauten. Für ihn war es ein Ventil, wenn er verhindern wollte, wütend zu werden und es wirkte auch als Warnung für andere. Yuuki hingegen zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von allem. Seinem Blick, seinem Spiel, seinem Knurren.

Er trieb ihn mit seiner Aufmüpfigkeit in den Wahnsinn.

Akira-kun entschied sich dafür, dem Kleinen erneut eine Lektion zu erteilen. Er lehnte sich vor und drückte Yuuki damit gegen die verbeulte Übungspuppe. Es war beinahe niedlich, wie Akira-kun mitansehen konnte, wie Yuuki sich unter seiner Kraft und Überlegenheit wand, obwohl er sehr wohl spüren dürfte, dass er nicht freikam.

Wieder ergriff der Größere das Wort. Er kam Yuuki näher und säuselte ihm leise ins Ohr. „Soll ich dir zeigen, wie es wirklich aussieht, wenn ich die Kontrolle verliere?“, schnurrte er beinahe, aber es war kein angenehmes Schnurren. Eher das Schnurren eines Katers, wenn er wusste, dass Fütterungszeit war. Ein hungriges, gieriges und forderndes Schnurren.

Yuuki hob seine Hände und drückte sie gegen Akira-kuns Brust, um diesen von sich wegzuschieben, doch es half nichts. Der trainierte Körper vor ihm bewegte sich so wenig, wie ein Fels in der Brandung.

„Lass- mich...“, ächzte Yuuki und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Muskeln seines neuen Feindes. Als Antwort bekam er ein verächtliches Schnauben.

„Ach, willst du hier weg, kleines Hündchen? Zu deinem Herrchen Masamoto laufen und ihn um Hilfe anbetteln, weil du dir nicht allein helfen kannst? Pah!“ Akira-kun pfiff die Worte so scharf durch die Zähne, als wären sie Gift auf seiner Zunge.

Das provozierte nun auch Yuuki. Er mochte vielleicht schwach sein, klein und unscheinbar, aber er war nicht abhängig von dem Zuspruch eines anderen. Nicht mehr! Damit hatte er ein für alle Male abgeschlossen! Mit einem erneuten Kraftauffwand presste er seine Hände gegen Akira-kun, der mit einem Mal tatsächlich etwas Mühe hatte, den Jüngeren unter seinem Kommando zu halten. Doch schnell reagierte der Kampfsportler, verlagerte sein Gewicht und brachte Yuuki damit aus der Konzentration. Unerwartet knickten seine angespannten Arme ein.

Zu spät merkte Akira-kun den plötzlich fehlenden Widerstand gegen sich. Durch den permanenten Druck, den er ausübte, kippte er schnell nach vorn und prallte mit voller Wucht gegen Yuuki. Dieser sah sich zwischen der Übungspuppe und Akira-kuns stählernen Körper gefangen und wurde unangenehm zusammengedrückt.

Schlagartig wurde ihm die Luft aus den Lungen gepresst. Er keuchte auf und griff instinktiv nach Akira-kuns Kleidung, um ihn zu halten. Dennoch konnte keiner der beiden verhindern, dass ihre Körper sich nun mehr als angenehm berührten. Sie klebten förmlich zusammen.

Akira-kun fand zuerst seine Haltung wieder. Er balancierte sich neu und betrachtete den nahen, schwer atmenden Yuuki vor sich.

War er nicht gestern schon in einer solchen Situation gewesen? Warum zur Hölle hatte diese verdammte Miniversion vor ihm bloß ein Händchen dafür, sie beide im wahrsten Sinne des Wortes aus der Bahn zu werfen?

Wie schon vor einem Tag bei dem Treppenfall sahen sich die Jungen tief in die Augen, während sie sich näher waren, als es gut für sie beide wäre.

Yuukis treuen, warmen Augen trafen auf den eiskalten, emotionslosen Blick Akira-kuns. Es wären Blitze zwischen ihnen entstanden, wenn man die so gegensätzlichen Auren der beiden Charaktere hätte manifestieren können.

Mit einem Mal wagte es keiner von beiden mehr, lauter als ein Flüstern zu sprechen. Wieder war es Akira-kun, der seine Sprache zuerst wiederfand.

„Weißt du eigentlich, wie unglaublich nervtötend du bist?“, fragte er gegen Yuukis Lippen hauchend. Als er den zurückgeworfenen Luftzug seiner Worte wieder auf seiner eigenen Haut spürte, sah er unweigerlich hinunter auf den Mund des Jüngeren. Auf diesen Mund, den sich sein verhasster AG-Leiter Masamoto Seiichirou so einfach genommen hatte, wie er sich alles nahm, was er haben wollte.

Yuuki blieb allerdings nicht still. Er ging auf die Neckerei Akira-kuns ein.

„Und weißt du eigentlich, wie unglaublich lästig du bist?“, warf er flüsternd zurück.

„Pah und du bist weinerlich.“, zischte Akira-kun.

„Von wegen, du aggressiver Schläger.“

„Nur, weil du Schiss vor mir hast, du Kleinkind.“

„Nur, weil du nicht in der Lage bist, dich selbst zu kontrollieren.“

„Weichei.“

„Eingebildeter Egoist.“

„Hündchen.“

„Selbst räudiger Straßenköter.“

„Lieber ein schlagfertiger Straßenköter, als eine kleine, speichelleckende Töle.“

Angeheizt von ihrem Schlagabtausch bemerkte keiner von beiden Seiichi, der mit ein paar weiteren Werkzeugen zurückgekehrt war.

Die beiden Rivalen funkelten sich an, jederzeit bereit dem anderen den Hals umzudrehen, auch, wenn Yuuki in dem Falle in der denkbar schlechteren Position war.

Seiichi räusperte sich, aber keiner der Streithähne reagierte. Erst, als er die Werkzeuge lautstark auf den Boden warf, hatte er die Aufmerksamkeit der beiden Jungen.

„Was soll das werden?“, brüllte Seiichi wütend. „Seid ihr dermaßen in eurer kleinen Streitwelt gefangen, dass ihr nichts mehr mitbekommt?“ Beide merken sofort, dass ihr AG-Leiter mächtig sauer war. Er funkelte seine 'Untergebenen' mit einem furchteinflößenden Blick an, der keinen Widerstand duldete.

„Und überhaupt“, Seiichi stierte Akira-kun an. „Was machst du mit meinem Freund? Hast du nicht verstanden, dass du ihn nicht anfassen sollst, du Bastard?“

Er machte sich in großen Schritten auf, um Yuuki und Akira-kun auseinander zu zerren. Ersterer war aus dem Bann des Streits gerissen worden und versuchte nun wieder, sich aus Akira-kuns noch enger liegenden Fesseln zu befreien. Nicht, dass er jetzt gerade lieber die Rolle als Seiichis Freund übernehmen würde, aber sein zukünftiger Mörder war ihm schon viel zu nahe gekommen.

Es gefiel Yuuki nicht, dass er sich dermaßen in ihrem kleinen Wortgefecht verloren hatte.

Und das schlimmste war, dass es ihm Spaß gemacht hatte.

Er mochte es, Akira-kun anzustacheln und es fühlte sich an, als wäre er süchtig nach den bissigen Kommentaren, die der andere dazu abgab.

Schon jetzt fühlte er sich gestört durch Seiichirou-kuns plötzliches Einschreiten.

Als Akira-kun laut loslachte und Seiichirou-kun überrascht stehen blieb, realisierte Yuuki erst langsam die Situation. Mit zum Zerreißen gespannten Nerven verfolgte er die weiteren Geschehnisse.

Seiichirou-kun war auf sie zu gekommen, wutentbrannt.

Akira-kun begann gerade zu lachen, was beinahe hysterisch wirkte. Ob es so klang, wenn er seinen diabolischen Spaß hatte? Vermutlich.

Er selbst – Yuuki-kun – zwischen diesen Verrückten, wehrlos, verwirrt, besorgt.

Wenn selbst Seiichirou-kun stehen blieb, weil Akira-kun so lachte, dann war das ein sehr schlechtes Omen.

Auf einmal verstummte das Lachen und machte einer der gehässigsten Stimmen Platz, die Yuuki jemals gehört hatte. Akira-kun drehte seinen Kopf zu Seiichirou-kun. Er sah ihn an.

„Was ich hier mit deinem Freund mache? Ist das nicht offensichtlich?“, knurrte er so tief, als wenn ein Grollen die Welt erschüttern ließe.

„Was auch immer du vorhast, LASS ES!“, brüllte Seiichi. Trotz seines beeindruckenden Erscheinungsbildes erkannte man, dass er die Fassung verlor. Sein bildschönes Gesicht eines gesitteten, ruhigen Samurai war wutverzerrt – was seiner Perfektion allerdings keinen Abbruch tat. Dennoch konnte man aus jedem der markanten Gesichtszüge tiefe Verachtung lesen.

Akira-kun schien sich derweil köstlich zu amüsieren. Yuuki war sich nicht sicher, ob es bei diesem Streit noch um ihn ging, oder um eine viel tiefer greifende, längere Rivalität.

„Du willst also, dass ich die Finger von deinem unschuldigen, kleinen Schatz lasse? Dass ich ihm bloß kein Haar krümme?“, fragte Akira-kun herausfordernd.

„Das WILL ich nicht nur, das ist GESETZ!“, stellte Seiichi fest, doch es klang mehr so, als wolle er darauf hinweisen, dass er Akira-kun umbringen würde, wenn etwas mit Yuuki geschehen würde. Naja, zumindest war er dann sicher. Hoffentlich.

Akira-kun zuckte nur mit den Schultern. „Du wagst es, vom Gesetz zu sprechen, Erbe des Teufels. Wie lustig und erbärmlich gleichzeitig.“

Dieser Schlagabtausch war alles andere, als ein solcher, den Yuuki eben mit Akira-kun gehabt hatte. Er wusste nicht, oder wollte nicht wissen, welche Art von Streit er eben mit Akira-kun geführt hatte, aber dieser hier war ein anderes Kaliber. Dies hier war beinahe wie ein Gefecht, ein Kleinkrieg, der aus lang geschürtem Hass, Verachtung und Missgunst herrührte.

„Argh!“, schrie Yuuki erschrocken auf, als ihm Akira-kun eines seiner rabenschwarzen Haare ausriss. Er hörte Akira-kun zählen. „Eins.“

Noch einmal riss er Yuuki ein Haar aus. Noch einmal fiepte der Junge schmerzerfüllt auf. „Zwei.“

Seiichi streckte die Hand aus, war aber wie gelähmt. Warum half er Yuuki nicht endlich? Warum unterbrach er Akira-kun nicht bei seiner Folter?

Das war verdammt nochmal Körperverletzung! Sahen die von drinnen denn nichts?

„Wage es nicht noch einmal, ihm ein Haar auszureißen, Monster!“, brüllte Seiichi, doch seine Worte verklangen als leere Drohung. Was sollte er schon tun? Er war unfähig, sich zu bewegen und er hasste sich dafür, einen so schwachen Geist zu haben. Doch dieses Monster vor ihm, Ryuuji Akira. Er nannte ihn vielleicht den Erbe des Teufels, aber er selbst war der, der diese grauenhaften Methoden liebte, um anderen das Fürchten zu lehren.

Seiichis Erziehung zu Vernunft und sein natürlicher Überlebensinstinkt erlaubten ihm nicht, sich dem Schauspiel zu nähern. So musste er mit ansehen, wie sein neu ernannter Freund, den er so süß fand, gequält wurde.

„Du bist ein Monster.“, wiederholte er noch einmal. „Schlimmer, als jemand es in meiner Familie je sein könnte.“

„Du machst mich ja zu einem Massenmörder, Masamoto Seiichirou.“, klagte Akira-kun belustigt gekränkt. „Aber weißt du, was noch mehr Spaß macht?“

Yuuki hätte am liebsten das Bewusstsein verloren, um nicht noch mehr dieses Szenarios miterleben zu müssen, zumal er derjenige war, der darunter leiden musste.

Ihm tat sein Körper weh von dem Druck auf ihm. Sein Atmen ging flach, weil seine Lungen nicht mehr ordentlich atmen konnte und noch dazu zog ihm immer der unangenehm betörende Duft seines Rivalen in die Nase, der ihn fast den Verstand verlieren lies.

Sein Kopf schmerzte noch von den zwei ausgerissenen Haaren.

Und das war wohl erst die Spitze vom Eisberg.

Auch Seiichi wollte nicht wissen, was Akira-kun noch mehr Spaß bereiten würde.

Das bemerkte das Monster mit Genugtuung und fuhr fort.

„Du gabst Yuuki Nao vielleicht einen nicht abnehmbaren Armreif...“

Er drehte sich zu Yuuki, der ahnte, dass es gleich noch schmerzhafter für ihn werden würde.

„...aber ich gebe ihm etwas, was noch viel länger anhält, als so ein wertloses Schmuckstück.“

Dann grinste Akira-kun.

Seiichi ertrug es nicht, sich mit ansehen zu müssen, wie Akira-kun einen Schüler – seinen Freund – derart misshandelte. Gerade, als Akira-kun ihn nicht mehr ansah, konnte er sich aus seiner Starre lösen und hastete auf Akira-kun und Yuuki zu, aber dann war es schon zu spät.

„Viel andauernder sind nur...“, kündigte Akira-kun an und zog scharf die Luft ein. Er fixierte Yuuki und kam näher. „...Narben.“ Flüsterte er schließlich.

Dann biss er Yuuki kraftvoll in die Schulter. Akira-kun rammte seine Zähne mit so viel Kraft hinein, dass er mühelos die Haut des Jüngeren einriss und sich in seinem Fleisch vergrub.

Yuuki konnte nicht anders. Er schrie wie am Spieß. Er versuchte, den Schmerz, den er gerade fühlte, aus seinem Körper zu schreien.

Schnell schossen ihm die Tränen in die Augen. Sie bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg seine Wangen hinunter, flossen entlang seines Halses und vermischten sich mit einem schmalen Rinnsal Blut, dass aus der Bisswunde quoll.

Akira-kun lies los, als sich der Geschmack von warmem Eisen in seinem Mund ausbreitete. Er konnte sich wenige Zentimeter von Yuuki lösen und realisieren, wie weit ihn seine Wut getrieben hatte, doch dann wurde er zurück gerissen.

Seiichi hatte Akira-kun an den Schultern gepackt und nach hinten gezerrt. Der noch zu schockierte Kampfsportler verlor trotz allem Training den Halt und schlug schwer mit dem Kopf auf dem Boden auf. Warmes, nasses Rot benetzte sein Haar und das Gras unter ihm. Danach regte er sich nicht mehr und blieb still am Boden liegen.

Währenddessen kümmerte sich Seiichi um Yuuki, der ebenfalls seinen Weg zu Boden gefunden hatte und bitterlich weinte.

In diesem Moment war es ihm egal, in wessen Armen er Trost fand. Er vergrub sich in der Kleidung seines Senpai, seines Freundes auf Zwang, und war einen kurzen Moment sogar froh darüber, dass sich überhaupt jemand dazu bereit erklärt hatte, sich derart um Yuuki zu sorgen.

Zu und brav~Bettruhe: Waffenruhe.

Es war ein seltsames Gefühl.

Wie in Trance, benebelt von Schmerz und Schrecken, sank Yuuki in Seiichis Arme. Es schien ihm, als weinte er Feuer, denn jede verlorene Träne brannte in seinen Augen und auf seiner Haut. Als er an sich herunterblickte, sah er seine leuchtend rote Kleidung.

War seine Schuluniform überhaupt rot? Soweit er wusste, nicht.

Nach dieser einen Frage brach ein wahrer Sturm über Yuukis Gedanken herein. Was sollte er noch einmal wissen? Wohin wollte er eben? Wie ist er hierher gekommen?

War er verletzt?

Seine Augen irrten umher, erspähten eine Gestalt auf dem Boden.

Was war überhaupt passiert?

Und... Wer war er selbst? Wer war dieser Junge auf dem Boden?

Die Fragen wurden immer vager und Yuuki vermochte es mit jedem Gedanken weniger, seinen Fragen Antwort geschweige denn Einhalt zu gebieten.

„Wo... Wo bin ich?“, hauchte er orientierungslos und versuchte, seinen Kopf zu heben, doch er scheiterte kläglich. Mit einem Ächzen lehnte er sich näher an seinen Gegenüber.

Er hörte ein Murmeln und spürte, wie die Brust, an die er sich anlehnte sanft vibrierte, während die Person sprach.

Yuuki konzentrierte sich und legte die Stirn in Falten. Er lauschte angestrengt den Worten, versuchte das Vibrieren zu deuten, aber es gelang ihm nicht. Mit der Erkenntnis der Unfähigkeit stieg Panik in Yuuki auf. Warum konnte er ihn nicht verstehen? Es war, es würde er träumen, aber nicht aufwachen können. Nicht klar denken können.

Mit aller Kraft krallte sich Yuuki in den Stoff vor sich, tatsächlich war es aber nur ein leichtes Zittern, dass durch den kleinen Körper des Jungen ging. Dann sah Yuuki einen Schatten. Sofort blinzelte er. Was war das gewesen? Hektisch suchten seine Augen. Der Schatten musste neben ihm gewesen sein!

Als Yuuki aufgab, nach ihm zu suchen, tauchte er wieder auf. Da! Links und Rechts neben ihm. Der Schüler wollte sich drehen und dem unbekannten Schatten entgegensehen, doch er war bewegungsunfähig. Dennoch schien der Schatten näher zu kommen.

Von beiden Seiten kroch die Dunkelheit in Yuukis Sichtfeld. Als er wieder die vibrierende Stimme seines Gegenüber spürte, die nun wohl energischer war, verstand Yuuki, was gerade passierte.

Instinktiv kämpfe er gegen die drohende Ohnmacht an.

Er blinzelte, biss sich auf die Zunge und versuchte sich noch einmal darin, ein paar verständliche Töne von sich zu geben. Alles half nichts.

Yuuki spürte Hitze in sich aufsteigen. Panische Hitze. Und gleichzeitig eisige Kälte, die ihn bereits das Gefühl über seine Beine und Arme verlieren lies.

Die Dunkelheit kam nun auch von oben und unten. Wie ein Kreis zog sich der Schatten um Yuukis Sicht und je mehr er sich ausbreitete, desto weniger spürte der Junge die Stimme, die ihn zu rufen schien.

Wenige Atemzüge später wusste Yuuki, dass er sich nicht mehr wehren konnte. Er war schon längst nicht mehr in der Lage, in ganzen Sätzen zu denken und als ihm die Dunkelheit das letzte Licht nahm, umfing ihn eine federleichte Leere.

~

~

~

War er tot? Er sah nichts, obwohl er nicht sagen konnte, ob es hell oder dunkel war.

Und er spürte nichts.

Stand er, oder schwebte er?

Yuuki hatte jegliche Orientierung verloren, aber immerhin war er sich darüber bewusst, dass er eine Existenz war, die sich wohl in einem Zustand vollkommener Leere aufhielt. Allein diese Wahrnehmung tröstete ihn. Wenn er denken konnte, dann war er lebendig. Ein Mensch.

Schritt für Schritt arbeitete Yuukis Gehirn die letzten Erlebnisse auf. Er sah alles vor sich, als würde ihm ein Flashback während eines Films vorgespielt werden.

Die Anti-AG, Seiichis Kuss und dann schon der Streit mit Akira-kun.

Danach wurde es rot. Blutrot. Aber es erschreckte Yuuki nicht, eher nahm er emotionslos wahr, was sein Bewusstsein ihm noch liefern konnte. Unpersönlich und fern jeglicher Realität.

Als sich sein Flashback mehr und mehr in tiefes, dunkles Rot färbte, hörte Yuuki eine Stimme. Sie war hell, klar und rief in ihm ein familiäres Gefühl hervor. Dazu gesellte sich kurz danach eine tiefe, männliche Stimme. Yuuki hörte die Sorge aus den Stimmen der Personen.

Auf einmal hörte Yuuki einen Puls. Seinen Puls. Ein rythmisches Klopfen, das stärker zu werden schien und lauter, als wollte es ihn aus den Fängen des Nichts befreien.

Mach die Augen auf!, forderte es und klopfte stärker. Wach auf!

Wie auf Kommando riss Yuuki die Augen auf und schnappte nach Luft, als wäre er kurz vor dem Ertrinken gewesen. Gleichzeitig sah er, wie die Personen, die um ihn herum standen, ein wenig zurückzuckten.

Schon nach dem ersten Schreck atmete Yuuki wieder normal. Er erkannte seine Mutter, die ihm weinend durchs Haar strich, und seinen Vater, der überraschenderweise ebenfalls gläserne Augen hatte. „Du bist endlich wach.“, hauchte seine Mutter. Ja, es waren sicher die Stimmen seiner Eltern gewesen, die er gehört hatte. „Wir haben solche Angst um dich gehabt.“

Yuuki runzelte die Stirn und hielt die Hand seiner Mutter. „Was is' passiert?“, fragte er verwirrt.

Sein Vater antwortete ihm und nahm seine andere Hand. Soviel Zuwendung hatte er in der Vergangenheit nicht mehr bekommen, als musste es wohl schlimm um ihn gestanden haben. „Du hattest einen Unfall mit einem deiner Mitschüler, als ihr gemeinsam etwas für eure AG erledigen wolltet. Durch deine Verletzung bist du in einen Schockzustand gefallen und die Wunde hat sich schwer entzündet, womit dein Körper die letzten zwei Tage zu kämpfen hatte.“, versuchte Yuukis Vater möglichst sachlich zu erklären. Man hörte das Beben in seiner Stimme, das verriet, wie sehr er mit sich rang, stark zu klingen.

Yuuki erinnerte sich. „Stimmt, ich erinner mich.“, dann lachte er. „Bin ohnmächtich geword'n, hab soga' va'gessn, wer und wo ich war. Das war ssschon lussstig.“ Seltsam. Weshalb freute er sich so?

Er konnte gar nicht aufhören zu kichern, bis er schließlich lauthals loslachte.

Seine Eltern sahen sich fragend an. Dann kam ein anderer Mann dazu, offensichtlich der Arzt.

„Naos Zustand wird momentan noch stark durch die Schmerzmittel beeinflusst. Es ist vollkommen normal, dass er davon etwas neben sich steht. Ich würde sie bitten, ihm seine Zeit zu geben, sich an die Umstände zu gewöhnen.“

Damit warf er Yuukis Eltern galant aus dem Zimmer. Auch ein anderen Mann, der im Hintergrund stand, entfernte sich. Danach wand sich der Arzt Yuuki zu. „Ich bin Dr. Sawada, dein behandelnder Arzt. Wenn du etwas brauchst, dann musst du nur den grünen Knopf über dir drücken. Es könnte sein, dass deine Schmerzen wieder auftauchen, dann solltest du auf jeden Fall den Knopf drücken. Die nächsten Stunden wirst du hier ruhig liegen, also würde ich empfehlen, dass du noch einmal versuchst, zu schlafen. Beweg vor allem deine Schulter und deinen Hals nicht. Dein Zimmernachbar dürfte auch wach sein, vielleicht könnt ihr euch unterhalten.“

Yuuki nickte nur als Zeichen, dass er verstanden hatte und grinste den Arzt glücklich an.

Ssschon klaaaaaaaaaaar~ Hui, hier fliegen Sterne rum!, war das einzige, was Yuuki in dem Moment dachte. Und glücklich war er tatsächlich. Zwar kroch irgendwo in seinem Inneren eine leichte Unzufriedenheit herum, weil seine Eltern nach so kurzer Zeit und so wenig Informationsaustausch schon gehen mussten, aber selbst die lächelte er weg. Aktuell war ihm alles egal und er fühlte sich körperlich, als läge er auf Wolken. Ungefähr so zugedröhnt mussten wohl auch seine Nerven sein. Naja, egal, er fand es lustig. Wie alles andere auch.

Nach der kurzen Einweisung verließ auch der Arzt das Zimmer und es wurde still. Nur von draußen hörte man leises Vogelgezwitscher. Je länger Yuuki regungslos im Bett lag, desto lauter wurde auch das Surren eines Monitors neben sich. Er zeigte ganz klassisch seinen Herzschlag an. Von dem Monitor führte ein Kabel zu Yuukis linker Hand. An seinem Zeigefinger war ein Clip befestigt, der den Pulsschlag wohl aufnahm.

Schnell wurde es Yuuki zu langweilig, dem Monitor beim Flimmern zuzusehen. Ungeduldig tippte er den Takt seines Pulses mit dem anderen Finger nach und wippte mit dem Bein.

Da fiel ihm sein Zimmergenosse wieder ein.

„Heyyy... Bist du wach?“, fragte Yuuki in die Stille. Seine Stimme brach beim Sprechen, aber das amüsierte ihn nur wieder.

„Ja.“, kam es brummend von einer anderen Seite des Zimmers. Yuuki wollte seinen Kopf neigen, aber er erinnerte sich daran, dass er sich nicht bewegen sollte. Also rollte er nur mit den Augen und erkannte einen weißen Vorhang zwischen sich und seinem Zimmergenossen.

Er musste ihn auch nicht sehen, um zu wissen, wer da lag.

„Akiraaah?“ Wieder eine Frage von Yuuki. Diesmal ungläubig. Er vergaß sogar den Suffix.

„Ja.“, knurrte die andere Stimme wieder.

„Was has' du denn hier verloren?“ Yuuki grinste durchweg.

„Platzwunde am Kopf, Gehirnerschütterung...“ Er zögerte. „Panikattacken.“, fügte er hinzu. „Sind in einem Zimmer, weil wir 'Schulfreunde' sind.“ Das Wort 'Schulfreunde' betonte er besonders genervt, um seinen Unmut darüber auszudrücken, hier mit Yuuki Nao, seinem Erzfeind liegen zu müssen.

„Heeeh? Schon lustig.“, lallte Yuuki und gluckste vor Spaß.

Er hörte damit auf, als er ein Rascheln hörte und kurz darauf der Vorhang zurückgezogen wurde. Aus den Augenwinkeln sah Yuuki, dass Akira-kun auf sein Bett zukam. Er grinste.

„Du liegst so wehrlos da.“, flüsterte er.

Yuuki war unbeeindruckt. „Fühlst du dich verführt?“, scherzte er.

„Vielleicht.“, raunte Akira-kun und leckte sich die Lippen.

„Darfs' du überhaupt aufsteh'n mit der Gehirne'schütterung?“ Yuuki versuchte, in seinem Bett ein bisschen von Akira-kun wegzurutschen. Es gelang ihm und in seiner Euphorie fühlten sie die vielleicht 10 cm mehr Platz wie ein Kilometer an. Darüber war Yuuki unverständlich stolz.

„Ich bin nur noch zur Beobachtung hier.“, meinte Akira-kun und stand nun neben Yuukis Bett. Einerseits war es dem Liegenden unangenehm, diesen Kerl so nah neben sich zu wissen. Andererseits war es auch angenehm, denn er musste immerhin seinen Kopf nicht mehr versuchen zu drehen. Wie banal...

Dann streckt Akira-kun den Arm aus. Yuuki war zu geschwächt, um zurückzuzucken und so musste er es geschehen lassen, dass Akira-kun mit seinem Finger über Yuukis Hals strich. Dieser merkte nur ein leichtes Kitzeln. Zu mehr Empfindungen war er durch die Betäubungen nicht in der Lage.

„Spürst du das?“, fragte Akira-kun. Yuuki verneinte, woraufhin Akira-kun seinen Finger weiterwandern ließ. „Und das?“ Er drückte auf Yuukis Schulter, etwas neben dem Biss. Wieder schüttelte Yuuki den Kopf und sah seinen Feind fragend an. „Was wird das?“

„Ich spiele nur.“, erwiderte sein Bettbesucher nur und fuhr fort. Nun war er mutiger und klopfte direkt auf den Verband, unter dem er die vernähte Bisswunde wusste. „Und wie ist es hier?“

Yuuki verzog das Gesicht. „Es tut nich' weh, aber es is' doooof, also lass es.“, fauchte er.

„Oh, werden wir launischer?“, trietzte Akira-kun den Wehrlosen.

„Nein, es nervt nur.“, knurrte Yuuki. „Warum brings' du mich nich' einfach um?“

Das klang fast schon wie ein Friedensangebot, so seltsam gut gelaunt war die Frage betont.

Akira-kun ließ von Yuukis Verband ab, doch er stützte sich nun neben seinem Kopf auf das Bett und lehnte sich weit vor. „Ein Brandzeichen gibt man doch auch nur seinen besten Pferden im Stall.“, zischte er. „Nur die Unbrauchbaren schlachtet man.“

„Und ich bin... Dein bestes Pferd im Stall?“ Yuuki lachte wieder. Der Atem des anderen kitzelte ihn im Ohr und er fand den Vergleich einfach witzig.

Akira-kun kam Yuuki noch näher und knabberte schließlich kurz an dessen Ohrläppchen. „Jetzt schon. Dieser Masamoto Seiichirou kann dir vielleicht ein Kettchen umlegen, aber mein Zeichen behältst du für immer. Das wird eine hübsche Narbe.“

Yuuki keuchte auf, als er Akira-kuns Zähne wieder auf seiner Haut spürte. Auch, wenn es diesmal sanfter war. Vielleicht auch gerade, WEIL es diesmal sanfter war.

„Hübsch is' guuut.“, flüsterte er deshalb nur. Willenlos und zugedröhnt gab er sich dem Spaß des anderen hin.

„Und 'für immer' auch.“, flüsterte Akira-kun zurück.

Yuuki hob seinen Arm, der nicht an dem Monitor angeschlossen war und fasste dem ohnehin schon beinahe auf dem Bett knienden Akira-kun um die Taille. Anstatt ihn von sich wegzustoßen, zog er ihn näher zu sich ran.

Überrascht ließ Akira-kun es geschehen und kniete nun über Yuuki in dessen Bett. „Es war so ungemütlich, als du dich hier rüber gelehnt hast.“, erklärte der Kleinere mit einem Grinsen auf den Lippen.

Nun musste auch sein Erzfeind grinsen. „Oh man, bist du zu. Sonst würdest du mich gar keine fünfzig Meter mehr an dich ran lassen.“

Yuuki schien verwirrt. „Waaaaaas? Warum?“, fragte er ungläubig. Und das war kein Sarkasmus.

„Ich hab dir die halbe Schulter rausgebissen.“, übertrieb der Täter und rollte mit den Augen. Zu zu... Definitiv. Die Augen des Kleineren weiteten sich. „Was? Eeeecht?“ Nach kurzem Grummeln fügte er leise ein „Wooooow.“ hinzu. Ungläubig schüttelte Akira-kun den Kopf.

Wie fertig konnte ein Mensch überhaupt sein? Hoffentlich ließ das bald nach.

Er hatte keinen Esel gebrandmarkt!

Akira-kun seufzte. „Lässt du mich jetzt wieder los? Ich will mich hinlegen.“ Er machte leicht anstalten, wieder aufzustehen, aber Yuuki ließ ihn nicht.

„Nö... Bist doch selbst hergekommen.“, schnurrte Yuuki widerwillig und zog seinen Peiniger noch ein Stück näher runter zu sich. „Leg dich hier hin.“, forderte er und sah Akira-kun mit verklärtem Blick an.

Dieser drückte sich etwas mehr vom Bett ab. „Ist klar.“, knurrte er, als er merkte, dass der benebelte Yuuki doch noch mehr Kraft hatte, als er erwartet hätte.

Er hätte sich spielend leicht losreißen können, doch er hatte schon Glück gehabt, dass Hana-sensei den Kopf hingehalten und alles als 'Unfall' deklariert hatte. Das war ihm schon höchstpersönlich mitgeteilt worden, lange bevor Yuuki wach geworden war. Direkt mit einer Gratisdrohung, dass er rechtliche Schwierigkeiten bekommen würde, wenn er Yuuki noch einmal etwas derartiges antun würde. Das wollte Akira-kun dann doch nicht riskieren.

Unzufrieden mit der Tatsache, dass er zwangsläufig verloren hatte, hörte er auf, sich gegen die Kraft von Yuuki zu wehren. Er stupste Yuuki ein wenig mit dem Bein weg, um sich Platz zu machen und legte sich dann zu ihm.

„Nur, weil du gerade echt unzurechnungsfähig bist.“, rechtfertigte er sich noch, aber da wurde sein Arm schon über Yuuki gezogen.

„Du bist warm.“, stellte Yuuki fest. Es war mehr als offensichtlich, dass er gerade nicht er selbst war. Aber aus einem ihm unerfindlichen Grund genoss Akira-kun diese kurze, drogen-beeinflusste Waffenruhe. Er bettete seinen Arm gemütlicher auf Yuuki und legte sich zu ihm geneigt auf die Seite, darauf bedacht, den Kleineren nicht an der Schulter zu berühren. Da Akira-kun um einiges größer war, konnte er seinen Kopf nur über Yuukis Kopf auf das Kissen legen, sodass sein Kinn von den weichen, zerzausten Haaren des verletzten Jungen neben ihm gekitzelt wurde.

Dennoch ragte Akira-kuns Füße viel näher ans Fußende, als Yuukis.

Für einen außenstehenden Betrachter ergaben die beiden ein Bild, als würde ein etwas angeschlagener, sportlicher Schönling mit einem menschlichen Kuscheltier kuscheln.

Schneller, als beide es erwartet hatten, schliefen sie beieinander ein.

Hitze + Kribbeln + Kloß im Hals = Hass....?

Sanfter, ruhiger Atem strich über sein Gesicht. Ein paar einzelne, feine Haarsträhnen verfingen sich in diesem seichten Luftstrom und kitzelten dem Jungen die Nase. Unfreiwillig öffnete er die Augen, nur, um sie noch einmal zuzukneifen. Es war so hell. Warum war es so hell?

Wieder traute er sich, zu blinzeln. Diesmal war er auf das strahlende Weiß vorbereitet und seine Augen gewöhnten sich schnell daran.

Wieder dieser Luftzug. Wieder kitzelten ihn seine Haare. Er strich sich die Strähnen aus der Stirn und begutachtete den Jungen vor sich, der noch seelenruhig schlief.

Dieser Junge war ihm so nah, wie er es nie jemandem erlaubt hatte und dann traute sich der Kleine auch noch, so entspannt neben ihm zu schlafen.

„Was hast du nur angestellt?“, flüsterte der Wache und legte vorsichtig einen Finger auf die leicht geöffneten Lippen des anderen. Nun bekam er keinen Atem mehr ins Gesicht.

Sofort löste er seinen Finger wieder davon und spürte erneut den sanften Hauch seines süßen Feindes.

Der Wache drehte sich ein wenig mehr auf die Seite und rückte kaum merklich näher an den Schlafenden heran.

Hier lagen sie. Allein und ungestört. Unbeobachtet. Keiner würde je zu Gesicht bekommen, was hier gerade geschah und das Beste daran war, dass der andere vermutlich ebenso nichts davon erinnern würde. Selbst, wenn es jemand sehen könnte, würde er seinen Augen nicht trauen.

Akira Ryuji, der beste Kampfsportler und wohl gefürchtetste Schüler der gesamten Schule lag hier mit seinem offiziell bekannten Feind, dem Neuankömmling Yuuki Nao. Und nicht nur, dass sich die beiden in Frieden ein viel zu schmales Bett in einem Krankenhaus teilten, nein, Akira genoss diese Nähe, die er gerade zu dem Kleineren hatte. Er spürte den vorher noch aufgehaltenen Lebenshauch des anderen nun direkt auf seiner Haut. Wenn er sich nur noch ein wenig vorbeugen würde, dann könnte er dem unschuldigen Engel neben ihm einen Kuss rauben, an den er sich allerdings leider nicht erinnern würde. Erinnerung...

Akira seufzte und schob sich wieder ein Stück zurück. Was er hier tat, war falsch.

Yuuki Nao war sein Erzfeind, das hatte er ihm mehr als deutlich gemacht. Nach einem Tag wusste es jeder. Ihr Unfall würde sich wahrscheinlich auch schon mehrfach erzählt haben. Kurzzeitig fragte sich Akira, welches Schauermärchen nun wieder daraus geworden war. So passierte es doch immer, wenn Geschichten zu sehr breitgetreten wurden: Das eine Wort gab das andere und am Ende war alles um ein vielfaches brutaler und blutiger abgelaufen, als es der Wahrheit entsprach.

Nicht umsonst hatte sich dieses alte Gerücht schneller verbreitet als ein Waldbrand während einer Dürreperiode. Dieses alte Gerücht, dass ihn zu dem gemacht hat, was er nun in aller Augen war... Blutrünstig, gewalttätig... Mörder.

Akira war sich nicht sicher, was ihm weniger gefiel: Wenn er auf ewig in den Erinnerungen der Menschen als Mörder dastand, oder, wenn er eines Tages im düsteren Nichts des Vergessens versinken würde und sich keiner mehr um das alte Gerücht scherte.

Am Ende konnte es ohnehin nicht schlimmer werden, wodurch Akira schnell das Interesse daran verlor, sich die neuen Gerüchte auszumalen. Wie sie ihn damals behandelt hatten, würden sie heute nicht ändern. Schlimmer werden konnten sie auch deshalb nicht mehr, weil sie mittlerweile Angst vor ihm hatten. Akira grinste. Angst war eine mächtige Waffe, die er viel zu früh zu nutzen gelernt hatte.

An Angst erinnerte man sich. Nicht bewusst und erst recht nicht gern, aber wiederkehrend.

„Du bist nicht mehr nur Erinnerung, Yuuki Nao.“, flüsterte Akira erneut.

Dabei strich er dem Schlafenden über die verbundene Wunde. Narben blieben für immer. Das hatte er gesagt. In den Augen dieses Jungen würde er nun zumindest nie mehr Vergessen lesen.

Er hatte ihn markiert mit etwas, dass er für den Rest seines Lebens tragen würde.

Er war der eine auf der Welt, der ihn nicht nur anhand von Gerüchten und Märchen in Erinnerung behalten würde.

Jedes Mal, wenn Yuuki Nao diese Narbe an seiner Schulter sehen könnte, würde er an Akira denken. Wahrscheinlich nicht positiv, aber immerhin wäre Akira weder Mörder noch Vergessener. Das war es ihm wert gewesen.

„Was hast du nur angestellt?“, wiederholte Akira sich noch einmal. Vorsichtig streichelte er dem Schlafenden von der Wunde über den Hals und hob sanft ein paar verirrte Strähnen aus dessen Gesicht. Yuuki zuckte dennoch zusammen und Akiras Hand schnellte zurück.

Als Yuuki nur im Traum murmelte, stahl sich ein Lächeln auf Akiras sonst eiskalte Mimik, das sofort wieder verdrängt wurde. Aber es war da gewesen.

„Hat es sehr weh getan?“, fragte Akira plötzlich. Er war selbst überrascht über seine ehrlich mitfühlende, fast bedauernde Frage. Und dann wurde er wütend.

Wütend auf sich.

Wütend auf Yuuki Nao, der so tat, als wäre er das Unschuldslamm schlecht hin.
 

Wie eine Flutwelle stürzten die Gefühle über Akira herein.

Da war diese Hitze, die ihn innerlich zu schmelzen versuchte.

Dieses Kribbeln, von dem er glaubte, sich gleich übergeben zu müssen.

Dieser Kloß im Hals, den er nur los wurde, wenn er mit Yuuki stritt.

Und dann wusste Akira es.

Mehr, als er es vorher schon geahnt hatte, wurde ihm klar, was das für Gefühle waren.

Dieser Junge vor ihm...

...widerte ihn einfach nur an. Nahezu automatisch schien sein Körper auf diesen Jungen dermaßen allergisch zu reagieren, dass es nichts anderes sein konnte als instinktiver Hass, den er für Yuuki Nao empfand.

Es war definitiv richtig gewesen, ihn als Erzfeind zu erklären.
 

Als seinen Erzfeind, sein Eigen, das er mit keinem anderen teilen würde, besonders nicht mit Masamoto Seiichirou. Yuuki Nao sollte seine Beute sein, die er jagen konnte, solange er wollte. Es bereitete ihm viel zu viel Spaß, sämtliche dieser chaotischen Gefühle auf den Kleinen zu übertragen, als dass er es akzeptieren könnte, ihn ständig unter Seiichirous Beobachtung zu wissen.

Es gab vieles, dass er und seine verfluchte, kriminelle Untergrundfamilie ihm nehmen konnte, aber sein Spielzeug, das er doch extra so aufwändig zu seinem Eigentum erklärt hatte, das würde er nicht hergeben. Und wenn er dafür kämpfen müsste.

Akira war selbst überrascht, wie weit seine Abscheu und seine perfide Lust darauf, den Kleinen zu quälen ihn trieben, aber er genoss es, das Feuer der Motivation in sich brennen zu spüren.

Er realisierte selbst kaum, dass er sich nun doch wieder nach vorn neigte und seine Lippen vorsichtig auf die des Schlafenden legte. Nur kurz. Dann biss er sanft in dessen Unterlippe. „Das hast du verdient. Wir sehen uns noch.“, versprach er und verschwand dann aus Yuuki Naos Bett.

~~

Als Yuuki die Augen öffnete, war es schon später Nachmittag. Er hatte gut geschlafen und etwas Schönes geträumt, woran er sich aber nicht mehr erinnern konnte. Wahrscheinlich hatte er im Schlaf gegrinst, denn seine Lippen prickelten ungewohnt.

Doch dann war es auch schon vorbei mit dem friedlichen Aufwachen.

Dumpf und schleichend zog sich der Schmerz von Yuukis Schulter durch seinen Arm und schoss dann, wie ein Blitz so schnell, durch den Rest seines Körpers.

„Arghh.“, stöhnte Yuuki auf und drückte den Knopf, von dem man ihm irgendwann erzählt hatte. Kurze Zeit später eilte eine Schwester herbei und gab ihm eine Spritze. „Das wirkt sehr schnell.“, erklärte sie und streichelte ihm beruhigend über die Wange.

Kurz darauf beruhigte sich Yuukis Atem wieder.

„Danke.“, brachte er hervor und die Schwester verschwand wieder.

Yuuki drehte sich zur Seite. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass etwas Wichtiges fehlte, aber er konnte nicht sagen, was es war.

Verwirrt zog der Junge die Stirn in Falten. Spielte das Schmerzmittel ihm wieder Streiche?

Akira-kuns Stimme erklang von der anderen Seite des Raumes. „Vermisst du mich etwa schon?“, fragte er gespielt betroffen. Daraufhin erinnerte sich Yuuki.

Sein Erzfeind teilte sich ein Zimmer mit ihm. Er selbst hatte dafür gesorgt, dass Akira-kun neben ihm liegen sollte. Was war dann passiert? Waren sie eingeschlafen? Dann musste Akira-kun vorher wieder aufgestanden sein.

Moment... Zurückspulen! Yuuki schüttelte ungläubig den Kopf. „Du??“, rief er schockiert. „DU Bastard hast mir das hier angetan und meinst dann, dich NEBEN MICH in mein Bett legen zu dürfen??“

Sofort schlug Yuuki die Decke zur Seite. Dabei rutschte der Clip zur Kontrolle des Pulses von seinem Daumen. Ein unangenehmer Ton des Herzstillstandes ertönte, wurde aber gekonnt von Yuuki ignoriert. Dieser wankte auf Akira-kun zu, wobei man erkennen konnte, dass er eigentlich am liebsten auf seinen Peiniger zu gerannt wäre.

Schnell stand er genau vor diesem. „Du krankes Arschloch!“, brüllte Yuuki fassungslos und schlug Akira-kun ins Gesicht, bevor dieser verstehen konnte, was gerade passierte.

Eigentlich hätte er nicht einmal erwartet, dass Yuuki sich tatsächlich schon bewegen konnte, geschweige denn durfte, aber das hielt ihn offenbar eh nicht auf.

Der Schlag traf Akira direkt an der Schläfe und riss ihn von den Füßen. Er knallte ungebremst auf den kalten, weißen Linoleum-Boden des Krankenzimmers.

Ein übles Déjà-vu holte die beiden Jungen ein, als der eine erneut regungslos am Boden lag und der andere, dessen Wunde wieder aufgeplatzt war, vor Wut schreiend auf die Knie fiel.

Durch den Alarm, den der Verlust des Pulses ausgelöst hatte, kamen Dr. Sawada und zwei Krankenschwestern, darunter auch die von vor wenigen Minuten, hereingestürmt und betrachteten die Szene bestürzt.

Offenbar hatten sie sich geirrt, was die Freundschaft der beiden Jungen anging. Sie beschlossen, Yuuki und Akira für den Rest ihres Aufenthaltes räumlich zu trennen.

~~

Nach zwei Tagen konnte Akira-kun entlassen werden. Yuuki durfte zwei weitere Tage später auch wieder in die Schule. Die Schmerzen waren in der Zeit glücklicherweise soweit abgeklungen, dass sie mit einfachen Tabletten zu lindern waren.

Der Familie Yuuki wurde allerdings versichert, dass eine Narbe zurückbleiben würde. Wenn Yuuki die Wahrheit über die Vorfälle gesagt hätte, dann hätte er wohl gegen Akira-kun klagen können, aber er wollte nicht, dass die Sache noch größere Kreise zog, als es eh schon der Fall war.

Er konnte die Geschichte, die Hana-sensei sich aus den Fingern gesogen hatte, gut leiden. Unfälle passierten nun mal.

~~

Nach dem Unfall am Dienstag, seiner Ohnmacht und den weiteren Tagen der Genesung war wieder Montag. Unglaublich, wie man die Zeit verschwenden konnte.

In der Schule wurde Yuuki von seinen Klassenkameraden gut gelaunt empfangen. Alle, die er bisher kennenlernen konnte, scharten sich in der Pause um ihn herum. Yori, Shin, natürlich Ada-chan und überraschenderweise auch Riku, die sich aber nicht traute, mehr als ein Fiepen von sich zu geben.

„Auf jeden Fall muss ich so bald wie möglich wieder meinen Job im Café machen.“, erklärte Yuuki gerade seufzend.

Ada-chan stemmte entsetzt die Arme in die Seiten. „Du redest hier schon von deinem Job, während wir nicht einmal wissen, was wirklich passiert ist!“, beschwerte sie sich.

Kläglich seufzte Yuuki. Zwar hatten seine Freunde ihn sogar an einem Tag im Krankenhaus besucht, aber wirklich viel erzählt hatte er seitdem nicht. Wollte er eigentlich auch nicht.

„Es war ein Unfall. Beim Säubern der Halle mit der Anti-AG, in der ich jetzt bin.“

Shin schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. „Oh nein, dann ist mir jetzt auch klar, warum du einen 'Unfall' hattest.“

Allesamt nickten mitfühlend und schockiert gleichzeitig.

Yuuki hob sie Hände so gut es ging und machte eine abwehrende Handbewegung. „Ehrlich, es ist nichts passiert. Nur ein bisschen Chaos.“ Es gefiel ihm nicht, dass seine coole Maske auf Grund der Vorfälle derart rissig geworden war. Er wollte doch derjenige sein, der sich um andere sorgte und nicht der, der von dem einen Mist zum nächsten taumelte.

Kurz schwiegen alle. Bei der Gelegenheit traute sich Riku, einen leisen Kommentar abzugeben, in der Hoffnung, das Thema wechseln zu können. „Hübscher Armreif.“, piepste sie leise und starrte dabei konzentriert den Boden an. „Wohastdudengekauft.“, murmelte sie unverständlich schnell.

Yuuki neigte den Kopf. „Kannst du das vielleicht nochmal wiederholen, Riku?“, bat er sie. Es war zwar unvergleichbar niedlich, dass sie so schüchtern war, aber sie sollte doch ihre Worte trennen.

„Wo du den hübschen Armreif gekauft hast.“, wiederholte Riku sich nach einem tiefen, Mut schöpfenden Luftzug. Dennoch sprach sie sehr leise.

Ada-chan, die gerade einen großen Schluck von ihrem Saft trank, verschluckte sich beinahe beim Kichern. „Du bist so... Süß, Riku-chan.“, brachte sie hustend hervor.

Yuuki lächelte sie freundlich an. „Den hab ich letztens geschenkt bekommen von Se-... von einem Freund.“ Er konnte es nicht anders erklären. Was sollte jetzt auch kommen? 'Hey Leute, ich wurde von dem Kopf der Anti-AG zu seinem Freund erklärt, wonach Akira-kun versucht hat, mich umzubringen.'? Das konnte er wohl kaum sagen.

Ada-chan schnappte sich Yuukis Arm und hielt sich den Reif direkt vor die Augen. „Der kommt mir doch bekannt vor.“, murmelte sie konzentriert.

„Was ist, Ada-chan?“, Yuuki setzte seinen flirtenden Tonfall ein. „Willst du mir die Hand ablecken?“ Er grinste gespielt. Eigentlich war das nicht seine Art, mit Menschen zu reden, aber anscheinend kamen solche Sprüche ab und an gut bei Frauen an.

Gerade wollte Ada-chan empört etwas erwidern und ließ die Hand verschreckt los, als die Tür zum Klassenzimmer aufgerissen wurde.

„Wo bist du???“, dröhnte eine viel zu laute, viel zu dramatische Stimme durch den kompletten Raum. Ausnahmslos jeder Schüler und jede Schülerin der Klasse 10-2 richtete seine Augenpaare auf die hereinstürmende Person.

Diese Person war großgewachsen, hatte langes, tiefschwarzes Haar und erhabene, wunderschöne Gesichtszüge. Trotz der übertriebenen Theatralik in seiner Stimme war sein auftreten beeindruckend und furchteinflößend.

Kein Zweifel.

Gerade hatte Masamoto Seiichirou den Raum betreten.

Yuuki hätte sich am liebsten verkrochen. Er sah demonstrativ in die andere Richtung als alle anderen seiner Mitschüler. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass er entdeckt wurde.

„Nao!!!“, donnerte die wunderschöne, tiefe Stimme über die Köpfe aller hinweg. „Warum sagst du mir nicht, dass du wieder zurück bist!“ Schimpfte dieser Kerl gerade ernsthaft mit ihm?

Yuuki versuchte, so zu tun als hätte er es nicht gehört. Auf jeden Fall war dieser Mann sauer. Mächtig sauer. Da wollte man ihm lieber nicht im Weg stehen.

Leider funktionierte Yuukis Tot-Stellen-Taktik nicht. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Seiichi auf ihn zu kam. Als er kurz vor ihnen stand, ging selbst Ada-chan ihm aus dem Weg und sah Yuuki mit großen Augen an. „Masamoto Seiichirou.“, brachte sie ehrfürchtig das hervor, was alle anderen dachten. Nur seinen Namen. Alles andere erklärte sich von selbst. Es war, als würde der König zu den Bauern niedersteigen und sie fragen, wie es ihnen so erging. Absolut utopisch, dass dieser Kerl die 10-2 betreten würde. Damit war dieser Boden sozusagen heilig.

Und zu Yuukis Bedauern fragte eben jener König nach ihm. Er ging sogar noch einen Schritt weiter.

Seiichi drehte Yuukis Stuhl, auf dem er saß, mit einem Ruck in seine Richtung. Dann kniete Seiichi nieder, nahm Yuukis Arm mit dem Reif und küsste Yuukis Handrücken.

„Warum hast du nichts zu mir gesagt?“, fragte er flüsternd. Er klang betroffen.

Yuuki fühlte Unsicherheit in sich aufsteigen. „Warum sollte ich?“ Sofort nachdem er sie gestellt hatte, bereute er seine Frage.

„Weil...“, begann Seiichi und richtete sich wieder etwas auf. Dann legte er stürmisch seine Arme um Yuuki und warf ihn damit beinahe vom Stuhl. „Weil ich immer noch dein Anvertrauter und dein fester Freund bin, Nao.“

Als wäre es Yuuki schon gewohnt, versuchte er nicht erst, Widerworte zu bringen. Sie wären ohnehin im Keim erstickt worden, denn noch vor dem nächsten Atemzug wurde der Mund des Jüngeren mit dem des Königs verschlossen.

Nicht wirklich, oder? Yuukis Gedanken überschlugen sich. Küsste dieser Kerl ihn gerade ernsthaft vor der vollständig versammelten Klasse 10-2?

Toller Neustart. Ruf versaut.

Zusammen mit dem König

Es herrschte Totenstille. Keiner wagte es, auch nur zu atmen.

Vollkommen erstarrt verfolgten alle Szene, die sich vor ihren Augen abspielte: Der König der Schule, Masamoto Seiichirou, war tatsächlich zu ihnen ins Klassenzimmer gestürmt und hatte ihren neuen Mitschüler Yuuki Nao geküsst. Einfach so.

Und er tat es immer noch, wollte ganz offensichtlich nicht von dem Kleineren ablassen.

Yuuki ging langsam die Luft aus. Nicht, weil er, wie alle anderen zur Salzsäule erstarrt war, sondern, weil sein selbsternannter Freund ihn nicht mehr gehen ließ.

Er wollte sich von ihm abwenden, aufhören ihn zu küssen. Das konnte er nicht mehr ertragen. Als er plötzlich die Zunge des anderen spürte, wie sie gegen seine Lippen stupste, war es genug.

Yuuki stieß Seiichi mit aller Kraft zurück, holte aus und schlug ihm so fest ins Gesicht, wie es nur ging.

Das alles hätte Yuuki schon viel früher verhindern müssen. „Es reicht!“, schrie er. Seine Stimme bebte so sehr, dass der Junge sich selbst nicht wiedererkannte. „Was denkst du eigentlich, wer du bist? Erklärst mich zu deinem Freund und belästigst mich! Küsst mich! Ich spiele dein verfluchtes Spiel nicht mehr mit!“

Seine Rufe löste die Starre der anderen Schüler. Manche drehten sich weg, als wollten sie damit nichts zu tun haben, manche starrten unverhohlen weiter. Nur Ada-chan mischte sich ein. Gerade, als Yuuki wieder auf Seiichi losgehen wollte, riss sie ihren Klassenkameraden zurück und hielt ihn fest. „Nicht! Mach dir nicht noch mehr Probleme.“, warnte sie ihn besorgt. Sie hatte in ihrem ganzen Leben keinen Menschen erlebt, der es innerhalb einer Woche schaffte, so viel Tumult zu verursachen. Glücklicherweise hörte Yuuki auf sie. Er ließ sich von ihr zurückdrängen, bis er sich auf den Tisch neben sich setzen und beruhigen konnte. Doch er atmete schwer und man konnte spürte, dass die Wut in ihm brodelte. Dann allerdings sah sie noch besorgter zu Seiichi, der etwas verloren im Raum stand und sich die Wange hielt. Ganz offensichtlich hatte Yuuki ihn hart getroffen. Mit hängendem Kopf stand Seiichi da, wie ein gedemütigter Adliger. Diese geknickte Art stand ihm überhaupt nicht. Dann ergriff er das Wort.

„So etwas hat sich bisher noch niemand gewagt.“, grollte er mit tiefer Stimme. „Mich zu schlagen... Mich abzuweisen... Noch dazu vor anderen...“ Er atmete tief durch. Ada-chan wich etwas zurück, hielt aber noch den Arm schützend – oder festhaltend – vor Yuuki. Nicht, dass das im Ernstfall wirklich geholfen hätte, aber es gab ihr ein besseres Gefühl und mehr Halt. „Weißt du, Nao, ich kann auch anders sein. Ich bin nicht verpflichtet, dir all diese Privilegien als mein Freund aufzuzwingen. Du hättest doch nur dankbar sein müssen.“, flüsterte er zischend. Er hob den Kopf und starrte Yuuki mit angestrengtem Blick an. Ada-chan ahnte Schlimmes. Akira-kun war zwar der wohl grausamste, finsterste Kerl an der Schule, aber es hatte auch seine Gründe, dass man Masamoto Seiichirou als den König der Schule bezeichnete. Dass sein Vater „spezieller Unternehmer in komplizierten Kreisen“ war, wusste jeder. Der gesamte Clan, der Masamoto als Erbe zu Füßen lag, gehörte in diese zwielichtigen Kreise, allerdings waren sie gut in dem, was sie taten. Sonst hätte man die Familie wahrscheinlich schon verhaftet. Es war aber auch noch nie vorgekommen, dass Masamoto tatsächlich mit fragwürdigen Aktivitäten in Verbindung gekommen war. Anders als Akira-kun neigte der Ältere nicht dazu, seine Probleme mit Drohung, Gewalt oder Kampf zu lösen. Nein, Masamoto war geschickter. Manipulativer.

Entsprechend konnte man nicht wirklich sagen, welcher der beiden Charaktere der gefährlichere war. Sie ergänzten sich. Und Yuuki stand direkt zwischen beiden.

In diesem Moment aber schien es Ada-chan so, als ob Masamoto zur dunklen Seite der Macht überlief. Keiner hatte Masamoto je wütend erlebt, also war er gerade unberechenbar.

Mit der Zeit fand Yuuki seine Sprache wieder. Er hob seinen Arm, an dessen Handgelenk der Reif angebracht war. „Nimm ihn ab. Ich denke, wir haben uns nichts weiter zu sagen. Ich brauche deine Privilegien nicht.“ Masamoto trat einen Schritt vor und nahm Yuukis Hand in seine. Mit der anderen fuhr er über den Reif und strich dabei über den Handrücken des anderen.

„Ich werde ihn nicht abnehmen.“, sagte Seiichi dann. Mit dieser Antwort hatte Yuuki nicht gerechnet.

„Wie bitte?“

„Ich nehme ihn dir nicht ab, Nao.“, wiederholte Seiichi sich.

„Warum nicht? Ich brauche weder deinen Schutz, noch die Zugehörigkeit zu dir, noch sonst irgendwelche Sonderbehandlungen. Ich will einfach nur in Ruhe meine Schulzeit überstehen!“, wetterte Yuuki und riss seine Hand aus der des Älteren. „Was ist dein Problem?“

Daraufhin verzog Seiichi wieder das Gesicht zu seinem erhabenen, welt-zerstörerischen, überlegenen und perfekten Grinsen.

„Niemand hat sich bisher getraut, so mit mir zu reden. Alle hier kennen meine Position und ihre eigene. Nur du... Du nicht.“, erklärte er. Sein Tonfall war kühl und bestimmend, er wusste, dass er recht hatte und, dass ihm niemand widersprechen würde. Es gab keinen an der Schule, der nicht von der Macht wusste, die Seiichi hier ausüben konnte. Selbst die meisten Lehrer würden ihm am liebsten nur die besten Noten geben, wenn er sie nicht dazu zwingen würde, ihn fair zu bewerten. Seiichi war für gewöhnlich kein Mensch, der sich aufgrund seiner Stellung absichtlich Vorteile verschaffte.

Würde er aber seine Prinzipien wegen Yuuki aufgeben, dann konnte dieser kleine, zierliche Kerl schon mal sein Testament unterschreiben.

„Pah.“, gab Yuuki von sich und warf den Kopf zur Seite. „Typen wie du, die ihre Macht spielen lassen, um mich zu kontrollieren, kenne ich zur Genüge.“ Dann sah er Seiichi wütend an. „Du bist nichts besonderes für mich.“

Plötzlich lachte Seiichi auf. Er hielt sich den Bauch und kam Tränen aus den Augen wischend auf Yuuki zu. „Siehst du, deshalb mag ich dich so.“ Der Größere wuschelte seinem Immer-noch-Freund durch das ohnehin schon zerzauste Haar. „Ich bin für dich vielleicht niemand besonderes... Aber du für mich umso mehr. Und deshalb wirst du diesen Armreif auch nur noch so lange tragen müssen, bis du ihn tragen willst.“

Von dieser Aussage war Yuuki etwas verwirrt, beschloss aber, lieber nicht weiter darauf einzugehen. Er schlug die tätschelnde Hand des anderen weg. „Wie auch immer. Akzeptiere jetzt, dass ich weder dein Freund noch dein Spielzeug bin.“

„Nur teilweise, Nao. Das aber auch nur, weil ich mir sicher bin, dass du deine Aussage sonst bald bereuen wirst.“

„Für dich heiße ich Yuuki.“, sagte der Kleinere trotzig. Es machte ihn wütend, dass Seiichi ihn nicht zu respektieren schien, aber es wäre auch keine Alternative gewesen, noch einmal zu versuchen, auf diesen arroganten Mistkerl einzuschlagen.

„Sicher, Nao. Ich versuche es mir zu merken.“, gab Seiichi unbeeindruckt zurück. „Morgen wirst du wieder bei der AG auftauchen. Wenn nicht, wirst du von der Schule geschmissen.“

Seine Stimme war sachlich und bestimmend. Wieder duldete sie keine Widerrede und Yuukis Instinkt hätte ihm gehorcht, wenn da nicht noch die Wut und die Sturheit gewesen wären. „Das kannst du nicht machen!“, protestierte Yuuki. „Ich hab kein Bock mehr auf dein Getue.“

Auf einmal wurde er an der Schulter festgehalten. Er drehte sich um und sah, dass es noch immer Ada-chan war, die an seiner Seite stand. „Das kommt nicht von ihm. Das sind die Schulregeln. Gehst du in keine AG, kannst du nicht am Schul-Geschehen teilnehmen.“, erklärte sie.

Vielleicht hätte er sich doch noch einmal die Schulregeln durchlesen sollen. Nun fehlten ihm die Argumente. „Trotzdem.“, gab er knurrend von sich, wütend darüber, dass ihm keine Begründung einfiel, nicht an der AG teilzunehmen.

Er fixierte den Älteren mit den Augen, als beschwor er seinen Tod herauf. Seiichi blickte zurück. Er hatte seinen eigenen mörderischen Blick abgelegt und wieder einem sanften Lächeln Platz gemacht. Seine Augen funkelten, als wäre er neugierig oder aufgeregt. „Du wirst schon mit mir zurecht kommen müssen. Wäre doch schade, wenn deine fehlenden Privilegien zu Strafarbeiten werden würden, nicht wahr?“ Er wartete nicht auf eine Antwort und drehte sich von Yuuki weg.

„Dann bis morgen, mein kleines Hündchen.“

Wie konnte dieser Kerl es überhaupt wagen, ihn mit einem solchen, demütigenden Titel vor der ganzen Klasse anzusprechen. „Hey, jetzt hau nicht einfach so ab!“, rief Yuuki aufbrausend.

Seiichi ließ sich davon nicht beirren. „Übrigens: Dieses Stark-und-Tapfer-Schauspiel zieht bei mir nicht. Ich habe dich schon längst durchschaut, Kleiner.“ Damit verließ er den Klassenraum.
 

Die Tür war kaum geschlossen, da begann die große Aufregung. Alle, selbst die, die vorher kaum Interesse an dem Neuen gehabt hatten, versammelten sich um ihn, um seine Seite der Geschichte zu erfahren. Manche, vor allem männliche Mitschüler waren etwas davon abgeschreckt, dass Seiichi einen anderen Jungen zu seinem Freund gemacht hatte. Ein paar Mädchen gründeten schon einen Pairing-Fanclub, den Ada-chan versuchte, im Zaum zu halten.

Trotz all der Aufmerksamkeit hatte Yuuki nicht das Gefühl, dass er plötzlich beliebt geworden war. Hochrangige Leute wurden eben automatisch gemocht und Seiichis Worte hatten ihn sozusagen in der Hierarchie aufsteigen lassen. Yuuki gefiel diese Aufmerksamkeit nicht.

Noch weniger gefielen ihm allerdings Seiichis letzten Worte. Er hatte ihn durchschaut?

Yuuki war bewusst, dass er die Rolle des Coolen, Starken, sich selbst Helfenden noch nicht wirklich beherrschte. Er hatte das Gefühl, dass seine mühsam aufgebaute Maske von diesem einen Menschen zerschlagen worden war, bevor sie wirklich in Form gebracht werden konnte. Natürlich war er nie ein solcher Mensch gewesen. Eigentlich war Yuuki sehr zurückhaltend, schüchtern und schwach. Alles, was er sich immer gewünscht hatte, war es, gewöhnliche Freunde zu finden, mit ihnen die Pausen zu verbringen und gemocht zu werden. Sicher, ein paar Leute hatten ihn an der alten Schule vermutlich gemocht, aber nie war ihm jemand so nahe gekommen, wie diese eine Person dort.

Eine Person, der ihm Kraft gegeben hatte. Mut und Zuversicht. Eine Person, die selbst so viel Stärke und Sicherheit mitbrachte, dass Yuuki sich nur davon einlullen lassen musste.

Und eben gerade, als sich Yuuki vollkommen hingegeben und dieser Person vertraut hatte, musste er feststellen, dass das wohl die schlimmste Entscheidung seines Lebens gewesen war.

Niemand kann einen so sehr verletzten, wie die Person, die man in sein Herz lässt.

Das hatte Yuuki gelernt.

Und deshalb wollte er stark werden. Er wollte dieses schwache, weinerliche Selbst, dass er vorher gewesen war, von sich weisen, damit ihm so etwas nicht noch einmal passieren würde. Damit er nicht derjenige war, der verletzt und verraten werden würde.

Nun aber kam Seiichi an und konfrontierte ihn nach all dem Schauspiel der ersten Tage damit, dass es umsonst war. Die wirklich starken Menschen konnte man nicht durch eine Maske täuschen. Auch IHN hätte Yuuki damals nicht täuschen können.

Entweder, man gehörte dazu, oder man spielte nur. Seiichi hatte wahrscheinlich sofort gesehen, dass Yuuki nur gespielt hatte. Er wusste, dass er sich am liebsten verkrochen hätte.

„Yuuki? Hey, Yuuki hörst du überhaupt noch zu?“, rief Yori ihn. Er half seinem Klassenkameraden, sich durch die Masse an neugierigen Mitschülern zu drängen und ging mit ihm hinaus auf den Flur. Glücklicherweise folgte ihnen keiner mehr. Alle waren genug mit sich selbst und ihren Verschwörungstheorien beschäftigt.

Für einen kurzen Moment war es ruhig. Dann atemete Yori tief durch.

„Was war da eben los?“, fragte er vorsichtig.

Yuuki zuckte mit den Schultern. „In meiner ersten AG-Stunde letzte Woche bin ich wohl unfreiwillig zu Seiichis Liebling geworden.“

Yori hob eine Augenbraue. „Seiichi also?“, grinste er neckisch.

Sofort verdrehte Yuuki die Augen und stupste seinem Mitschüler die Schulter. „Masamoto eben. Er hat mir überhaupt keine Wahl gelassen. Wenn er eine Ansage macht, dann hast du instinktiv das Gefühl, dass du gehorchen solltest.“

„Das ist eben die Wirkung eines wahren Rudelführers.“, lachte Yori auf.

„Ist nicht wirklich lustig.“, gab der zierliche Junge, der gerade noch zerbrechlicher wirkte, zurück. Er wusste nicht, ob er sich wegen all des Stresses so schlecht fühlte, oder, weil ihm seine Wunde wieder Probleme bereitete.

Die Tür zum Klassenraum öffnete sich und die anderen drei traten hinaus. „Ist ja kaum auszuhalten, da drinnen!“, beschwerte sich Ada-chan. Sie sah Yuuki entschuldigend an. „Ich konnte leider nicht verhindern, dass du jetzt einen ordentlichen Fanclub hast. Tut mir leid.“

„Fanclub?“, fragte Yuuki verwirrt.

„Weil du mit Masamoto zusammen bist.“, erklärte sie.

„Verdammt, ich bin nicht mit ihm zusammen!“, fauchte Yuuki. „Das hat er nur so beschlossen.“

Ada-chan schüttete den Kopf. „Ich habs ja mitbekommen. Aber am Ende bekommt Masamoto immer das, was er will. Und der Armreif hat es schon so gut wie beschlossen.“

Yuuki besah sich den Reif, den er von Seiichi bekommen hatte. „Er hat ihn mir angelegt, bevor ich überhaupt etwas mitbekommen hatte.“

„Es gibt noch einige reiche Familien, die diese Tradition fortführen.“, mischte sich nun auch Shin ein. „Es ist dort Brauch, dass man dem zukünftigen Lebenspartner einer fremden Familie ein gut sichtbares Schmuckstück anlegt, um sozusagen seinen Besitz zu kennzeichnen.“

„Besitz?? Zukünftiger Lebenspartner?? Ohman, das wird immer schlimmer!“ Yuuki konnte kaum glauben, was Shin ihm da erzählte. Das Ganze klang wirklich nach einer ernsten Sache und nicht nur nach einem Spiel, das Seiichi belustigen sollte. „Und jemandem eine fiese Narbe zu hinterlassen ist bestimmt auch einer dieser kranken Bräuche...“, schlussfolgerte Yuuki.

„Moment, Narbe? Hat dir Masamoto seine Initialen eingeritzt, oder was?“, fragte Ada-chan geschockt. Yuuki wehrte schnell ab. „Nein. Nein, so war das nicht. Also... Er nicht... Und keine Initialen. Aber wann anders davon, okay?“

Ada-chan schüttelte den Kopf, wie auch alle anderen Beteiligten. „Wo bist du da nur reingeraten? Wenn die Narbe nicht von Masamoto stammt, ist sie sicher von Akira-kun.“

Sie wollte eigentlich noch weiter bohren und die ganze Geschichte erfahren, aber jemand hielt plötzlich ihre Hand und zog sie zurück. Ada-chan drehte sich um und sah Riku-chan, die langsam mit dem Kopf schüttelte. „Ich denke, dass es genug ist für jetzt.“ Das überraschte Ada-chan. Zwar konnte Riku-chan mit ihr gut, beinahe normal sprechen, aber sie war nicht der Mensch, der Einwände hatte oder andere aufhielt. Selbst sie nicht.

Shin sah auf seine Uhr. „Ich glaube, die Pause ist gleich vorbei. Wir sollten wieder zurück gehen.“

Die anderen nickten. „Immerhin haben wir jetzt nicht Bio.“, warf Ada-chan noch einmal ein und gab damit einen Hinweis darauf, dass das Thema 'Akira-kun' für sie noch lange nicht erledigt war.

Liebe geht durch den Magen

Der Tag zog sich. Wie konnte Schule in so kurzer Zeit schon wieder dermaßen nervig sein?

Endlich ertönte das langersehnte Klingeln, dass die Mittagspause einläutete. Tief durchatmend lehnte Yuuki sich in seinem Stuhl zurück und starrte die Decke an.

„Ich dachte, das hört gar nicht mehr auf.“, klagte er, als Ada-chan und Riku-chan zu ihm kamen.

Die Mädchen kicherten nur. Immerhin, er amüsierte sie. Eigentlich hatte Yuuki die Schule nie wirklich als nervig empfunden. Manchmal mochte er den Unterricht sogar, aber er wollte nicht so wirken, wie der letzte Streber. Also hatte er sich dafür entschieden, den faulen Rebell darzustellen.

Seine Maske kam gut an und in gewisser Hinsicht gefiel es ihm auch, locker über den Unterricht zu lästern. Vielleicht tat ihm seine Entscheidung zur Typ-veränderung doch ganz gut. Immerhin kam er mit seiner Rebellen-Nummer gut bei den Mädchen an.

„Übrigens!“, rief Ada-chan plötzlich freundig aus. „Weil wir wussten, dass du heute wieder zur Schule kommst, haben Riku-chan und ich uns Lunch für die Mittagspause vorbereitet.“ Sie lief zurück zu ihrem Platz und brachte eine große Plastiktüte zu Yuuki. Die war ihm vorhin schon aufgefallen und er hatte sich schon gefragt, was sie da mit sich herumschleppte.

„Wir haben wahrscheinlich viel zu viel gemacht, also können wir auch Shin und Yori fragen, ob sie mitessen wollen.“ Schnell zückte Ada-chan ihr Handy hervor und schrieb den beiden Jungs eine Nachricht. „Bis die beiden antworten, können wir ja schon mal auf das Dach hier gehen. Da ist fast nie jemand.“

Gut gelaunt stimmte Yuuki zu. Er wollte es sich eigentlich nicht eingestehen, aber er hatte dieses friedliche, freundschaftliche Zusammenleben vermisst. Früher, an seiner alten Schule, waren sie auch so manches mal gemeinsam essen gegangen, aber nie hatte sich dort jemand die Mühe gemacht, ausgerechnet ihm etwas mitzubringen. Überhaupt war er damals mehr ein unsichtbarer Mitläufer gewesen.

Yuuki kämpfte dagegen an, rot zu werden, als er weiter über das Essen nachdachte.

Inzwischen hatte auch er realisiert, dass zwei wirklich süße, noch dazu hübsche Mädchen ihm als Willkommensgeschenk Essen zubereitet hatten. Er hatte kaum das Gefühl, dass er das verdient hatte, aber es schmeichelte ihm sehr. Als er aufsah, erkannte er, dass Riku-chan ihren Kopf gesenkt hielt und ihr Gesicht unter den langen Locken verbarg. Ganz offensichtlich war es auch ihr etwas peinlich, dass Ada-chan frei heraus verraten hatte, dass das Essen von ihnen beiden war.

Der Junge gab sich schließlich einen Ruck und stand auf. Lässig legte er seinen beiden Freundinnen jeweils einen Arm um die Schultern und zog sie zu sich ran. „Ihr seid echt die Besten. Dankeschön.“, sagte er und grinste.

Innerlich starb er.

Vor Scham, vor Unwohlsein wegen der Nähe zu seinen Freundinnen, vor Nervosität.

Dieses Verhalten war eigentlich überhaupt nicht typisch für ihn, den sonst so schüchternen, ruhigen, kleinen Kerl, den nie einer ernst genommen hatte.

Alles für die Maske, oder?

Er hatte einfach nicht zusehen können, wie Riku-chan wohl noch mehr im Erdboden versank, als er. Und tatsächlich tat es gleichzeitig auch gut, seine Dankbarkeit auf diese Weise auszudrücken. Für ihn war so ein selbstgemachtes Essen schließlich eine Premiere. Und wahrscheinlich einzigartig, wenn er nicht die coole, lässige Fassade aufrecht erhalten konnte.

Während er die beiden kichernden Mädchen losließ und sie gemeinsam aufs Dach gingen, versank Yuuki in Gedanken.

Was würde passieren, wenn er es eines Tages nicht mehr schaffen würde, sein altes Selbst zu verstecken? Würden sie ihn meiden, ihn vergessen? Oder wären sie sauer, weil er ihnen jemanden vorgespielt hatte, der er nicht war?

Diese Möglichkeiten machten den Jungen nervös. Er musste alles dafür tun, dass ihm kein Fehltritt passieren würde. Kopf hoch, freches Grinsen aufsetzen, Witze reißen.

Vielleicht ein bisschen flirten und sich locker geben.

Sein Konzept war perfekt geplant. In der freien Zeit zwischen beiden Schulen hatte er sich eine Liste gemacht mit Eigenschaften, die er in Zukunft repräsentieren wollte. Natürlich hatte er nicht vor, sich vollkommen zu verstellen. Schon immer war er ein respektvoller, einfühlsamer Mensch gewesen und das waren Dinge, die er sich bewahren wollte.

Nur seine Gabe, in der Masse unterzugehen und sich herumkommandieren zu lassen, wollte er verbannen. Zumindest in seinem Klassenverband gelang ihm das auch ganz gut, stellte er fest, als er die beiden Mädchen beobachtete, während sie vor ihm die Treppen hochgingen. Wenn er nur ein oder zwei Stufen weiter unten gehen würde, könnte er ihnen unter die Uniform-Röcke schielen. Innerlich schauderte er vor diesem Gedanken und sorgte dafür, dass er ein paar Stufen aufholte.

So einer wollte er dann doch auch nicht werden.

Überhaupt hatte er nie verstanden, was daran so toll sein sollte, Mädchen unter den Rock zu schielen, aber vielleicht wurde das auch dadurch beeinflusst, dass er Mädchen eben nicht ganz so interessant fand.

Sicher, er mochte sie!

Sie verhielten sich einfach besser, waren nicht so aufmüpfig und derbe, wie so einige seiner männlichen Mitschüler. Wenn sie lachten, klang es (für gewöhnlich) mehr nach Vogelgezwitscher, während Jungs so lachten, als ob sie mit irgendeiner Eroberung angeben wollten.

Mädchen hatte er charakterlich schon immer mehr gemocht, weil sie oft eine vorsichtige, unschuldige, sanfte Aura hatten, die ihn beruhigte. Vollkommen anders als die Kerle, mit denen er bisher Umgang hatte.

Aber trotz allem konnte er diese Faszination für den weiblichen Körper einfach nicht teilen. Wieso wollte man unbedingt sehen, welche Unterwäsche sie trugen, welches Shirt unter der Uniform und... Argh! Bloß nicht daran denken, er würde es ja eh nicht verstehen können. Vielleicht sollte er mal Shin und Yori fragen?

Lieber nicht. Die starren ihn dann wahrscheinlich an, als wäre er ein Außerirdischer. Besser, er behielt seine Meinung einfach für sich.

Ada-chan klatschte freudig in die Hände und schob die Eisentür zum Dach des Gebäudes auf. „Wir sind endlich da!“, rief sie. Yuuki kam das gerade recht. Er schob seine Gedanken bei Seite, sah auf und wurde von hellem Licht geblendet.

Unweigerlich schirmte er die Augen ab, als sie hinaustraten auf das weite, flache Dach, dessen Boden mit weißen Fiesen bedeckt war.

„Hier hat man ja Platz.“, stellte Yuuki beeindruckt fest. Von unten hatte das Gebäude schon groß gewirkt, aber ein so weitläufiges Dach hatte er kaum erwartet.

Die Ränder des Daches waren mit zwei Reihen hoher Zäune versperrt. Wahrscheinlich 'für den Fall der Fälle'. Sicherheit ging eben vor, aber selbst die Zäune störten die Gesamtwirkung nicht. Von diesem Gebäude aus konnte man sicher das gesamte Schulgelände überblicken, wenn man nah genug am Rand stand. Yuuki hielt sich von den Zäunen aber lieber fern.

„Ich mag es auch hier.“, gab Riku-chan leise zu. Sie hielt sich am Rockzipfel von Ada-chan fest und ließ sich mitziehen, als ihre Freundin weiter aufs Dach ging.

„Es ist doch wirklich wundervoll hier.“, stimmte sie Riku-chan zu.

Die Freunde setzten sich in den Schatten hinter den Hausblock, der zurück ins Treppenhaus führte. Ada-chan packte all die Leckereien aus. Yuuki staunte nicht schlecht, als er die Vielfalt an Essen sah, die diese beiden süßen Mädchen gezaubert hatten.

„Das muss unglaublich viel Arbeit gewesen sein.“, bemerkte er anerkennend. Als Antwort zuckte Riku-chan mit den Schultern und wurde wieder rot, wobei Ada-chan Yuuki in die Seite stupste. „Wenn du nachher nicht nur noch zum Bio-Kurs kugeln kannst, dann fühle ich mich beleidigt, klar?“, mahnte sie.

„Hai, Klassensprecherin.“, gab Yuuki zurück und salutierte gespielt. Ada-chan lachte und zückte ihr Handy. „Oh, schade. Yori und Shin sind beschäftigt und haben keine Zeit mitzuessen.“, sagte sie und zeigte den anderen die Nachricht. Yuuki zuckte mit den Schultern. „Ja, schade. Aber wir haben bestimmt wann anders noch einmal die Gelegenheit, mit ihnen zusammen hier zu essen.“, hoffte er.

„Itadakimasu!“
 

Einige Zeit später, als Yuuki gerade ein Sushi-Röllchen mit den Stäbchen hielt und dabei konzentriert versuchte, ein paar Worte aus Riku-chan herauszulocken, tauchte eine groß gewachsene Person neben ihnen auf.

„Hast du dich verlaufen, Hündchen?“, fragte eine allzu bekannte, dunkle Stimme.

Sofort drehte Yuuki sich um. „Yuuki Nao immer noch, oder hast du das vergessen?“, gab der Junge bissig zurück. Der Größere kam näher.

„Wie könnte ich den Namen meines Freundes vergessen, Nao?“, beantwortete Seiichi Yuukis Provokation ruhig und warf sich den langen, hochgebundenen Zopf über die Schulter. Wie immer sah dieser Kerl perfekt aus.

So perfekt, dass Yuuki eine Gänsehaut bekam. Das wiederum nervte ihn. Er konnte es nicht leiden, dass sein Körper nahezu automatisch derart auf diesen Schönling reagierte, also verdrehte er genervt die Augen. „So ein gutes Gedächtnis scheinst du trotzdem nicht zu haben, wenn du dafür vergisst, dass ich NICHT dein Freund bin.“ Er beschloss, den Schönling zu ignorieren und weiter das Essen mit seinen Freunden zu genießen, also hob er das Stäbchen mit dem Sushi-Röllchen an seinen Mund.

Doch bevor Yuuki überhaupt wusste, wie ihm geschah, hatte Seiichi sich nach vorn gelehnt und ihm das Sushi vom Stäbchen genascht.

„Hey, was soll das?“, rief Yuuki überrascht und funkelte den Älteren genervt an. Er stieß ihn ein Stück von sich weg, weil er ihm für seine Aktion wieder viel zu nah gekommen war.

Unschuldig belächelte Seiichi die Reaktion des Kleineren und setzte sich uneingeladen zur Runde dazu. „Was spricht denn dagegen, wenn mein Freund mich füttert?“, fragte er scheinheilig. Er legte seine Hand auf Yuukis und spielte, seine Aussage unterstreichend, an dem Armreif.

Schnell zog Yuuki seine Hand aus dem Griff. „Du spinnst, weißt du das?“, zickte er ihn an. „Wann nimmst du mir das Teil endlich ab, sonst werde ich demnächst selbst dafür sorgen. Hab' gehört, dass dieses Ding in deiner Familie doch so wichtig sein soll. Sie wären sicher sauer auf dich, wenn er kaputt ginge.“

Seiichi kniff die Augen zusammen. Sein Grinsen verschwand und machte einem bitteren, ernsten Gesichtsausdruck platz. „Das wirst du nicht tun. Es ist wahr, dass dieser Armreif meiner Familie wichtig ist. Wenn du unsere Tradition mit Füßen trittst, kann ich nicht mehr steuern, was meine Familie tut, um sich zu rächen.“

Yuuki starrte ihn entsetzt an. Sollte das eine indirekte Drohung gewesen sein? Er wollte etwas dazu sagen, aber da drängte sich schon wieder der entspannte, sanfte Ausdruck in Seiichis Gesicht. Er wirkte beinahe glücklich. Von innen heraus. „Aber falls du tatsächlich solche waghalsigen Dummheiten machst, werde ich dich beschützen.“

Yuuki sah zur Seite. „So, wie du mich vor Akira-kun beschützt hast?“, fragte er abfällig und bereute danach seine Worte sofort. Es klang wie ein Vorwurf, dass Seiichi zugelassen hatte, dass Akira-kun ihm die Narbe verpassen konnte. Aber wo ein Vorwurf ist, war auch Erwartung gewesen. Wo Erwartung sein konnte, musste Vertrauen herrschen. Hatte Yuuki trotz seiner Rebellion gegen die Verbindung zu Seiichi darauf gehofft – nein, sogar darauf vertraut – dass er ihn beschützen würde? War er enttäuscht, dass dieser Möchtegern-Samurai es zu diesem Zeitpunkt nicht getan hatte?

Ganz offensichtlich hatte Seiichi mit einer solchen Antwort nicht gerechnet. Als der sonst so gefasste Senpai nicht antwortete, sah Yuuki ihn wieder an. Die Reue und der Ärger über seine Unfähigkeit in der vergangenen Situation standen ihm ins Gesicht geschrieben.

„Nao, ich...“, begann er in demütigem Tonfall. Das konnte kein Schauspiel sein. Dieser Armreif schien wirklich für eine Verpflichtung Seiichis gegenüber Yuuki zu stehen. Andersherum war das wohl dann zwangsweise auch so, aber das spielte gerade keine Rolle. Seiichi litt darunter, dass er Yuuki nicht geholfen hatte.

„...Du hast Recht.“, hauchte der Ältere. „Ich hätte dich...“ Ihm blieb die Stimme weg.

Ein seltsames Gefühl breitete sich auf einmal in Yuuki aus. Ein Gefühl, dass ihn dazu treiben wollte, Seiichis Hand zu nehmen und ihm zu versichern, dass er für all das nichts konnte. Dieser sonst so edle, erhabene Schönling wirkte geknickt und verletzlich. Das tat zwar seinem idealen Aussehen keinen Abbruch, aber es passte nicht zu ihm. War es für ihn so schwer, dass er sein eigenes Versprechen bei der ersten Gelegenheit gebrochen hatte?

Ein Räuspern riss die beiden Männer aus ihrer eigenen, kleinen Welt. „Ehmm... Verzeihung, aber...“, begann Ada-chan vorsichtig. „Ich kann nicht ganz folgen. Geht es um den Unfall von letztens? Ich habe zwar geahnt, dass Akira-kun da sicher auch wieder mitgemischt hat, aber was hat er denn angestellt?“

Letztendlich konnte Yuuki es spätestens jetzt nicht mehr verheimlichen, also erzählte er, was geschehen war. Außerdem war es ihm lieber, wenn er die Geschehnisse schilderte, als wenn er wieder verführt war, mit Seiichi zu sympathisieren.

Dieser erholte sich sichtlich bei Yuukis Bericht. Er ballte wütend die Fäuste. „Dass sich dieser Idiot das überhaupt gewagt hat.“, war nur eines der Dinge, die er zwischendurch murmelte.

Während Yuuki derweil weitersprach, weiteten sich Ada-chans Augen zunehmend. Vor Staunen, vor Entsetzen, vor Furcht. Riku-chan saß daneben, starrte Yuuki an und naschte ab und zu einen kleinen Bissen Reisbällchen. Wenn sie ihn, was für sie außerordentlich untypisch war, nicht konsequent ansehen würde, hätte Yuuki daran gezweifelt, dass es sie überhaupt interessierte.

Aber etwas in ihrem Blick und der offenen Aufmerksamkeit verriet ihm, dass sie ihm zuhörte und sich sorgte. So, wie Ada-chan es tat, nur deutlich subtiler. Man musste sich wirklich auf die Eigenart dieses Mädchens einlassen, um sie verstehen zu können.

Schließlich kam Yuuki zum Ende seiner Erzählung. Ada-chan forderte ihn auf, ihr die Narbe zu zeigen. „Lass mich sehen, was dieser Grobian mit dir angestellt hat!“, forderte sie. „Wenn ich ihn erwische, dann...“

Widerwillig knöpfte Yuuki sein Hemd ein Stück auf und entblößte einen Teil seiner Schulter. „Der Arzt meinte, dass diese Narbe vermutlich für immer bleibt.“, gab er zu und sah zur Seite. Er konnte kaum bestimmen, ob ihn die Geschehnisse wütend machten, oder, ob sie ihm peinlich waren. „Aber bitte, Adoka“, er sah das Mädchen eindringlich an, „sprich Akira-kun nicht darauf an. Und an alle, sagt es niemandem weiter. Hana-sensei hat für uns gelogen und wenn die Wahrheit ans Licht kommt, ist sie bestimmt ihren Job los.“ Damit sah Yuuki jeden einzeln an, auch Riku-chan, die vermutlich ohnehin kein Wort über die Lippen bringen würde. Aber falls doch irgendwann, dann sollte sie wissen, dass keines der Worte von diesen Vorfällen erzählten würde.

Ada-chan seufzte. „Ja, okay. Aber ich behalte diesen Kerl im Auge. Ich meine, wer BEIßT denn andere Menschen? Und warum hat er das getan?“

Yuuki schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht.“

Bevor er seine Augen wieder öffnete, blitzen plötzlich einzelne Bilder in seinem Kopf auf.

Er sah sich selbst, wie er im Krankenhaus lag. Und er sah Akira-kun. Er streichelte ihn. Pikste ihm auf die Wunde, doch er spürte nichts.

„Für immer ist gut.“, flüsterte Akira-kuns Stimme in Yuuki Kopf. Dieser hielt sich sofort die Schläfen und ächzte auf. „Argh... Was ist das?“, rief er erschrocken aus. Er kippte zur Seite, drohte das Bewusstsein zu verlieren, doch zwei starke Arme hielten den Fall auf und zogen ihn zu sich.

Sein Schädel brummte und sein Puls schlug ihm bis in die Stirn. Noch einmal knurrte Yuuki schmerzerfüllt. Wieder blitzten Bilder auf.

Sie waren noch immer im Krankenhaus. Akira-kun lag neben ihm, hielt ihn fest und bettete den Kopf auf seinem. Yuuki fühlte sich sicher.

Er vergrub seinen Kopf in dem Stoff, der ihm am nächsten war und hatte das Gefühl, dass es Akira-kuns weißes Krankenhaus-Shirt war, an das er sich da kuschelte.

Langsam beruhigten sich sein Puls und seine Atmung. Der Schmerz verschwand und ließ einen wimmernden Yuuki zurück, der sich in den Armen, die ihn umgaben, sicherer als sonst wo fühlte. „Lass mich nicht los, hörst du?“, flüsterte er krächzend, unfähig die Augen zu öffnen. „Wenn du mich loslässt, dann falle ich.“

Die Arme um ihn schlossen sich fester um ihn.

„Ich lass dich nicht los.“, hörte er Akira-kuns Stimme schwach. Aber was war das für ein tiefer Unterton? War das wirklich seine Stimme? Sie klang so anders.

„Ich halte dich fest. Wenn du an meiner Seite bist, dann fällst du nicht.“, sagte die Stimme noch einmal. Akira-kun? War er das? Konnte er solche Worte überhaupt aussprechen?

„Von jetzt an beschütze ich dich.“

Akira-kun? Yuuki rief den Namen in seinem Kopf, doch er erhielt keine Antwort. Es war nicht seine Stimme, die da zu ihm sprach. Das konnte sie nicht sein.

Schließlich dämmerte es ihm. Er war eben nicht mehr im Krankenhaus gewesen, sondern auf dem Dach mit seinen Freunden und... Und mit Seiichi.

Sofort riss Yuuki die Augen auf und schreckte zurück. Er stieß den fremden und gleichzeitig so warmen Körper von sich und saß mit einem mal kerzengerade auf dem Dach.

Wie hatte ihn sein Kopf dermaßen verleiten können? Und was waren das für Bilder gewesen? Träume? Oder etwa... Erinnerungen?

Jetzt, wo Yuuki darüber nachdachte, fehlten ihm einige Erinnerungen an das Krankenhaus. Er wusste, dass er irgendwann einmal aufgewacht war, aber was währenddessen geschehen war, hatte er vollkommen vergessen.

Hatte er tatsächlich mit Akira-kun in einem Bett gelegen? So friedlich? Nein! Das musste ein schlechter Traum gewesen sein. Eine Halluzination.

Wichtiger war gerade allerdings, dass er sich schon wieder in die Arme dieser einen anderen Person geflüchtet hatte. Diesem Kerl, der immer Probleme mit sich brachte. Die ganze Pause war so friedlich gewen, bis er aufgetaucht war.

„Verdammt.“, fluchte Yuuki und hielt sich den Kopf. „Ich glaube, das alles wieder aufleben zu lassen, war zu viel für mich.“ Er rieb sich die Schläfen. Wie gerädert fühlte er sich gerade.

Der Senpai neben ihm konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. „Also ich fand es nicht schlecht, meinen Freund einmal etwas näher bei mir haben zu dürfen.“, raunte er.

„Das war eine Ausnahme.“, keifte Yuuki. „Als würde ich dich an mich ran lassen.“

Seiichi lachte nur. „Das wirst du noch früh genug. Schon vergessen?“ Er deutete auf den Armreif. „Wir sind uns sozusagen versprochen und der einzige, der diesen Armreif lösen darf, ist der Älteste meines Clans. Wagst du es, ihn doch loszuwerden, dann hat dein letztes Stündlein geschlagen.“

Wie konnte dieser Mr. Wunderschön dermaßen üble Drohungen eigentlich mit einem so herzensguten Lächeln von sich geben? Dieser Kerl war gefährlich. Definitiv. Und unberechenbar.

„Also ich denke...“, begann Yuuki mit seinem Protest, als ein lautes Scheppern erklang.

Überrascht sahen alle in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Zu Riku-chan.

Sofort waren alle Augen auf sie gerichtet.

Und tatsächlich hatte sie gerade ihr Schälchen Reis lautstark auf den Fliesenboden gestellt. Wann hatte sie sich eigentlich eine ganze Schale Reis aufgefüllt? Wie viel konnte dieses Mädchen essen bei einem so zierlichen Körper??

Dann sprach sie. Es war zwar leise, aber man hörte heraus, dass sie genervt war.

„Es reicht jetzt mit eurem Gezanke. Macht damit weiter, wenn wir nicht essen und ich es nicht hören muss.“, bestimmte sie und stierte die Streithähne an. Beide Schüler empfanden auf einmal den inneren Drang, sich förmlichst bei diesem Mädchen zu entschuldigen. Irgendwie war ihre Ansage beängstigend gewesen.

„...Bitte.“, trottete ein letztes Wort von Riku-chan ihrer vorigen Zurechtweisung hinterher und bewirkte, dass sie wieder zu dem ruhigen, schüchternen Selbst zurückkehrte, das ihr Gesicht hinter dem lockigen Schleier verbarg und schweigend weiter aß.

Überhaupt schwiegen in dem Moment alle.

Selbst Ada-chan hatte diese Seite an ihrer Freundin noch nie gesehen.

„Alsooooo...“, sagte sie vorsichtig und behielt das Mädchen neben sich gut im Auge. „Wa-Wann machst du deinen Abschluss, Masamoto-senpai?“, versuchte sie schließlich ein gewöhnliches Gespräch aufzubauen.

Die letzten Minuten waren schon seltsam genug gewesen, selbst ohne Riku-chans Einschreiten. Außerdem könnte es ihr als Mitglied in der Schulorganisations-AG zugute kommen, wenn sie einen Draht zum König der Schule hatte.

Sie hoffte, dass zumindest der Rest der Pause so gewöhnlich wie möglich verlaufen würde.
 

So war es schließlich auch, wenn man davon absah, dass Masamoto Seiichirou mehr als einmal Körperkontakt zu Yuuki aufbaute. Mal strich er ihm zufällig über die Hand, mal knuffte er ihm in die Seite. Wenn man nicht darauf geachtet hätte, dann wäre einem kaum aufgefallen, wie unterschwellig dieser Senpai sich an den Jüngeren ran machte.

Tatsächlich schien es selbst diesem nicht aufzufallen, denn Yuuki reagierte zunehmend vertrauter auf die Berührungen des anderen. Einmal hielt er seine Hand sogar fest. Mit der Zeit begannen sie sogar, sich gut gelaunt zu unterhalten.

Ada-chan sah dem ganzen Schauspiel mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es einem bestimmten besitzergreifenden Grobian kaum gefallen würde, was sie gerade sah.

Du bist nun mal mein Freund

Jeder Moment ist vergänglich.

Das wurde Yuuki bewusst, als das Handy von Ada-chan klingelte. „Oh nein!“, rief das Mädchen überrascht und packte hastig die übrigen Sachen vom Lunch ein.

Verwirrt sah der Junge zu der Klassensprecherin auf, als sie ihm das Schälchen Reis unter dem Stäbchen weg klaute. „Was ist denn los?“, fragte er, als sie kaum den Anschein machte, dass sie die Situation noch einmal erklären würde.

„Guck doch mal auf die Uhr, Baka-ki! In wenigen Minuten ist die Pause rum. Immerhin hat Shin mir noch geschrieben, sonst hätte ich die Zeit selbst noch verpasst!“, zeterte sie hektisch. „Ich bin die Klassensprecherin! Ich komme nie zu spät.“

„Oh man, warum sagst du das nicht gleich? Ich musste letztes Mal schon nachsitzen!“ Sofort machte Yuuki Anstalten, seiner Freundin beim Packen zu helfen. Riku-chan hingegen war die Ruhe selbst und nahm ihr Schälchen sicherheitshalber direkt in die Hand. So konnte es ihr keiner stehlen.

Seiichi streckte sich und seufzte gelassen. Obwohl auch er sich ausreichend an dem ihm gebotenen Buffet bedient hatte, sah er keinen Sinn darin, seinem Kleinen beim Einpacken zu helfen. „Baka-ki, hm? Überraschend, dass du darauf hörst, aber niedlich.“

Dass Adoka ihn eben Baka-ki genannt hat, war Yuuki bis dahin überhaupt nicht bewusst gewesen, aber für seinen Zwangs-Freund war dieser Name offensichtlich ein gefundenes Fressen.

„Ohhh nein, das kannst du gleich wieder vergessen.“, mahnte Yuuki ihn und warf dem Älteren einen verheißungsvollen Blick zu, der eigentlich Unmut signalisieren sollte.

Doch eben dieser Blick kitzelte aus Seiichi ein verspieltes Lächeln heraus. „Wenn du mich immer so wild ansieht, wenn ich dich necke, dann wird das mein neues Hobby.“, säuselte er und legte sich rücklings auf dem Schuldach hin.

Ada-chan prustete los, während sie nicht weniger hektisch die übrigen Sachen in die Tüte zurück stopfte. „Dann solltest du mal sehen, was für einen Blick Yuuki drauf hat, wenn er sich über Akira-kun ärgert.“, kommentierte sie gedankenverloren, verstummte aber schlagartig, als ihr das heikle Thema 'Akira-kun' bewusst wurde.

Seiichis Augen verengten sich missbilligend. Nicht gegenüber Adoka, sondern bei dem Gedanken an seinen Rivalen. Niemand hatte ihm jemals derart im Weg gestanden, wie dieser trotzige Bengel. „Akira Ryuji schon wieder, hm?“, brummte er nur. Dann stand er auf, klopfte sich die Falten aus der Kleidung und sah in die Runde. „Ich geh dann mal.“

Ada-chan war sich sicher, etwas falsches gesagt zu haben und die plötzlich umgesprungene Stimmung sorgte dafür, dass sie sich unwohl fühlte.

„Entschuldigung.“, nuschelte sie reumütig und sah zu Boden, aber eine kräftige Hand tätschelte ihren Kopf. „Ist nicht deine Schuld, kleine Prinzessin. Du bist eine sehr verantwortungsvolle Klassensprecherin.“, erklärte Seiichi und wandte sich dann zu Yuuki um. Er zog den Kleineren auf die Beine. „Kommst du kurz mit?“ Obwohl diese Worte als Frage formuliert waren, war es mehr ein Befehl, dem Yuuki nachkommen musste. Ohne, dass ein Funken Widerstand in ihm aufblitzte und ungeachtet der knappen Zeit, die sie nur noch hatten, ging er mit seinem Senpai um die Ecke des Hausblocks. Hinter ihnen her rief Ada-chan: „Beeilung, wir haben nicht mehr ewig viel Zeit.“
 

Dann wurde es still. Selbst das Scheppern und Klappern der Lunch-Sachen war nicht mehr zu hören. Als Adokas Stimme verklang, schien auch der Rest der Welt zu schweigen.

Nur der Wind traute sich, die Blätter der Bäume weit unter ihnen auf dem Gelände zum Rauschen zu bringen. Yuuki war Seiichi unschlüssig gefolgt. Sie standen nun wieder auf der Seite mit dem Zugang zum Treppenhaus.

Seiichi ordnete seine Klamotten noch einmal und pickte einen Krümel von seiner Jacke. In gewisser Hinsicht wunderte sich Yuuki darüber, dass sogar Seiichi in seiner Position noch die Schuluniform trug.

Der Jüngere beobachtete seinen Zwangs-Freund dabei, wie er zu seinem hochgebundenen Zopf griff und vorsichtig das Band daraus löste. Unfähig, die Augen von diesem schönen Menschen zu reißen, starrte er das im Wind wehende Haar an, dass sich wie eine schwarze Aura um Seiichi legte.

Eine seidig glänzende, federleichte Aura, die das feine Gesicht betonte und die hohen Wangenknochen umspielte, als wollte sie diesen Menschen zu noch übernatürlicher Schönheit verhelfen.

Yuuki blieb die Luft weg. „Es ist beinahe erschreckend, wie schön du bist.“, hauchte er unbewusst. Der Auftritt hatte sein Übriges getan, den Jungen Respekt und Ehrfurcht für seinen Senpai empfinden zu lassen. Ein Lächeln schlich sich wieder auf Seiichis Gesicht. „Wenn ich auch jeden etwas abschrecken möchte, so dich auf keinen Fall, mein kleines Hündchen.“, antwortete er auf das Kompliment und zog Yuuki zu sich. Mit einem einzigen Handgriff pinnte er den Kleineren an die weiße Wand des Treppenhauszugangs. Er hielt ihn nicht fest und doch spürte Yuuki nach einem leichten Druck gegen die Griffe des anderen, dass er nicht entkommen könnte.

Also sah er beschämt zur Seite. Diese Position des Ausgeliefertseins machte ihn unruhig. „Lass mich los.“, forderte er, obwohl er wusste, dass sein Zwangs-freund dem nicht entgegenkommen würde.

Seine Arme wurden über seinen Kopf gezogen, bis Seiichi beide Handgelenke von Yuuki mit einer Hand zusammenhalten konnte. Mit der nun freien Hand drehte der Ältere das Gesicht seines Freundes zu sich. „Wenn du irgendwann zahm bist, lasse ich dich vielleicht mal von der Leine.“, erwiderte er spielerisch. Doch dann wurde sein Ausdruck ernst, wobei er immer noch seine Sanftheit nicht verlor. Seiichi wanderte mit seiner Hand von dem Gesicht des Jüngeren über dessen verbundenen Hals und entlang seiner Seite. Dabei zuckte Yuuki zurück. „Lass dieses Gegrabbel, das kitzelt.“ Sich beschwerend zuckte der Jüngere weg und spannte sich an. Ihm gefiel diese Situation immer weniger. „Ich dachte, du wolltest mit mir reden und nicht mich belästigen.“

„Tun wir doch, aber lass mir doch auch meinen Spaß.“

„Ja, klar... Vergnüg dich ruhig...“ Der Sarkasmus war aus Yuukis Stimme herauszuhören und Ungeduld ließ ihn die Augen verdrehen.

Schlagartig riss er sie auf, als er zu spüren bekam, dass Seiichi seinen Sarkasmus offensichtlich als Einladung missverstanden hatte. Ehe er überhaupt reagieren konnte, krachten die Lippen des anderen auf sein. Seiichi küsste ihn. Schon wieder.

Gierig drückte sich der Senpai gegen seinen Schützling, bis sich kaum noch ein Zentimeter ihrer Körper nicht berührte. Immer wieder überbrückte er den Abstand ihrer Münder und küsste den Jüngeren, biss ihm auf die Unterlippe und leckte danach beinahe entschuldigend darüber.

Und das schlimmste für Yuuki war...

Sein Körper antwortete. Nicht gesteuert, nicht gewollt, sondern instinktiv reagierte er zustimmend und verbannte seine Proteste in sein Inneres. Als Seiichi spürte, wie Yuuki sich ihm hingab, wurde er mutiger und ging noch einmal mit seiner freien Hand auf Wanderschaft. Mit einem Ruck zog er das lässig und grob in die Hose gesteckte Hemd hoch. Der Ältere konnte kaum ein Keuchen unterdrücken, als er endlich einmal die zarte Haut seines Freundes unter seinen Fingern spürte.

„Deine Haut...ist so weich...“, knurrte er durstig nach mehr gegen Yuukis Lippen. „Und du behauptest, ICH sei schön...“

Während Seiichi sprach, schnappte Yuuki nach Luft. Das Gewicht, das ihn gegen die Wand pinnte, hatte ihm nur noch flache, kurze Atemzüge erlaubt.

Ihm blieb nur kurze Zeit zum Hecheln, bis wieder seine Lippen beschlagnahmt wurden. Doch die Zeit genügte dafür, dass Yuukis Verstand wieder einsetzte. Mit der übrigen Kraft, die ihm blieb, drückte er seine Handgelenke gegen den Griff des Älteren.

„Nicht... Bitte...“, keuchte er flehend zwischendurch und verfluchte sofort seine Stimme. Diese sagte zwar, was er wollte, verriet aber den Zustand seines Körpers in ihrem Klang. Und dieser Klang forderte mehr von dem, was Seiichi ihm gerade gab. Dennoch sah Seiichi seinem Schützling bei den Worten sofort in die Augen und las aus ihnen, was der Kleinere wirklich meinte. Er hörte auf, Yuukis Lippen zu beanspruchen, doch nicht, ohne noch einmal kurz sanft zuzubeißen und dem Kleineren ein williges Stöhnen zu entlocken.

Die dunkelgrauen Augen Yuukis trafen auf die eisigen und gleichzeitig so warmen, stahlgrauen Augen Seiichirous. Yuuki fühlte sich ertappt. Sein Körper hatte ihn verraten, hatte sich der Schönheit und Verführung des Älteren hingegeben und keinen Protest gelten lassen.

War er wirklich so leicht zu haben?

Nein!

Wut kochte in Yuuki hoch. Keine Wut auf das, was Seiichirou mit ihm anstellte, sondern Wut auf sich selbst, dass er so wenig Kontrolle über sich hatte. Konnte da denn wirklich jeder einigermaßen kompatible Mensch ankommen und ihm nach Belieben solche Töne entlocken?

Kannte sein Körper überhaupt Grundsätze wie Würde und Ehre?

Yuuki fühlte sich billig. Kein Wunder, dass ihm diese Geschehnisse in der alten Schule widerfahren waren, wenn alle außer ihm wussten, wie leicht man ihn haben konnte.

Seiichi spürte die Veränderung, die in seinem Freund vor sich ging. Er sah ihn eindringlich an und stierte in seine Seelenspiegel, die erst nach mehr dürsteten und auf einmal den Glanz der Verachtung annahmen. Auch erkannte er, dass diese Verachtung nicht ihm galt. Aber wem dann?

Schließlich brachte sich Yuuki dazu, wieder zu sprechen. „Bitte... Mach das... nicht... so viel.“, gab er stotternd von sich. Er schämte sich so sehr, dass er dem silbernen Blick seines Zwangs-Freundes nicht mehr standhalten konnte. Außerdem kämpfte er damit, dass keine der Tränen, die sich angesammelt hatten, seine Augen verließen. Obwohl ihn die Scham und die Wut auf sich selbst beinahe auffraßen, hatte er es nicht geschafft, Seiichi zu bitten, für immer damit aufzuhören. In gewisser Hinsicht tat es gut, jemanden zu haben, der ihn begehrte, der alles für ihn tun würde und der ihm manchmal die Nähe gab, die er sich eigentlich wünschte. Und doch kam er sich falsch vor, eine solche Person in Seiichirou zu suchen, der sich von Anfang an bedingungslos für ihn entschieden hatte.

Seiichi ließ die Handgelenke des Jüngeren los, zog ihm das Hemd wieder runter und nahm dann die schmalen Hände seines Freundes in seine. Vom Hochhalten waren sie kalt und blass geworden und zitterten etwas. Er strich darüber, um sich zu wärmen und zu beruhigen.

„Eigentlich hatte ich das hier gerade überhaupt nicht vorgehabt.“, gab Seiichi zu und beugte sich runter, bis seine Stirn die von Yuuki berührte. „Aber als du mich so angesehen hast, konnte ich nicht anders.“

„Es... Es war okay.“, fing Yuuki an, korrigierte sich aber sofort. „Ich meine: Es war nicht okay, aber es war auch nicht schlimm. Es ist nur... Dir fällt das so leicht.“ Der Junge zog zweifelnd die Stirn kraus. „Ich will nicht, dass du mich behandelst, als wären wir wirklich zusammen und trotzdem konnte ich mich nicht wehren, als du...“ Er schluckte schwer. Es war hart, diese Selbstzweifel in Worte zu fassen.

Seufzend wuschelte Seiichi seinem Freund durchs Haar. „Nur damit das klar ist. Wir. Sind. Zusammen. Ob du willst, oder nicht. Aber du darfst dir wirklich nicht verübeln, dass du so auf mich reagiert hast.“ Ein Lächeln zeichnete sich wieder in dem Gesicht des Älteren ab. Doch diesmal strotzte es vor Selbstbewusstsein und Zufriedenheit, was die Worte, die darauf folgten, nur unterstrichen. „Es geht nun mal jedem so, wenn man sich mir gegenüber gestellt sieht. Keiner kann mir widerstehen.“

Wirklich? Yuuki traute kaum seinen Ohren. Meinte dieser Kerl das gerade ernst?

Die Zweifel von Yuuki waren wie weggewischt und machten Platz für pure Entrüstung. „Das ist deine Erklärung für all das??“, fauchte er, entsetzt darüber, dass ein Mensch so viel von sich selbst halten konnte. „Dass du im wahrsten Sinne des Wortes unwiderstehlich sein sollst? Pff, dass ich nicht lache! Du bist echt eingebildet.“

„Was denn?“, verteidigte sich Seiichi. „Offensichtlich ist es dir genauso wenig recht, wenn du denkst, du wärst leicht zu haben.“

Genervt entgegnete Yuuki in ironischen Tonfall: „Dann ist es natürlich viel besser, jemandem auf den Leim zu gehen, der sich selbst ohnehin für perfekt hält.“

„Ich habe nie perfekt gesagt.“

„Nein, nur mindestens so toll, dass sich dir keiner widersetzen kann.“

„Trotzdem bist du der Einzige, bei dem ich will, dass es wirkt!“

„Also gibst du es zu, dass- Moment, wie bitte?“ Dieser Kommentar brachte Yuuki aus dem Konzept. „Der Einzige? Merk dir endlich, dass wir nicht zusammen sind.“

Seiichi hob den Arm von Yuuki mit dem Reif hoch und hielt ihn vor sein Gesicht. „Hier. Armreif. Familiengesetz. Wird das gebrochen, droht Schlimmeres als der Tod. Also sind wir liiert.“

Yuuki erinnerte sich. Das Gespräch hatten sie vorhin schon einmal geführt.

„Ich will trotzdem nicht der Einzige für dich sein.“, erwiderte Yuuki trotzig, befreite seine Hände und verschränkte die Arme vor der Brust.

Überrascht zog Seiichi die Augenbrauen hoch. „Du willst, dass ich neben dir noch andere habe?“

„Nein! Ich will am besten gar kein Teil deines verfluchten Harems sein.“

„Bist du ja auch nicht.“, stellte Seiichi fest.

„Ja, bin ich auch nicht.“, verdeutlichte Yuuki.

„Weil du nun mal der Einzige bist...“

„...“ Yuuki war für einen kurzen Moment sprachlos gegenüber solcher Argumentation. Vermutlich wollte sein Zwangs-Freund den Punkt dieser Diskussion überhaupt nicht verstehen. „Du bist unverbesserlich. Ich werde mich nicht wie dein Freund verhalten.“

„Das habe ich nicht erwartet. Deshalb habe ich mir dich ja ausgesucht.“ Damit tätschelte Seiichi den Kopf seines Freundes aus Überzeugung.

Yuuki schüttelte den Kopf und damit das Tätscheln ab. „Lass es einfach.“ Einerseits ärgerte er sich über solche Überheblichkeit, andererseits hatte Seiichi allerdings auch recht, dass ihm der Gedanke, einem vermeintlich perfekten Menschen zu erliegen, mehr gefiel, als die Möglichkeit, leicht zu haben zu sein. Eigentlich hatte Seiichi ihn damit gerettet. Dem siegessicheren Blick zu Folge war ihm das auch mehr als bewusst.

„Wie auch immer... Worüber wolltest du eigentlich mit mir reden?“, fragte nun Yuuki. Über die 'ungeplante Unterbrechung' hinaus war die eigentliche Intention dieser Unterhaltung unter den Tisch gefallen. Doch dann kamen die beiden Mädchen um die Ecke.

„So, ihr hattet jetzt echt genug Zeit. Wir müssen zum Unterricht.“

Yuuki warf Seiichi noch einen fragenden Blick zu und nickte dann Ada-chan entgegen. „Du hast recht.“

Er wandte sich zum Gehen, wurde aber noch einmal aufgehalten, bevor er die Tür zum Treppenhaus öffnen konnte. „Wir sprechen da später nochmal drüber.“, kündigte Seiichi an. Dann winkte er ab. „Ich bleibe noch ein bisschen hier oben.“

Die drei Freunde beeilten sich daraufhin, um noch rechtzeitig zum Biologie-Unterricht zu kommen.
 

Sie erreichten den Saal sogar noch, bevor der Lehrer auftauchte. Von Ada-chan bekam Yuuki einen mitleidigen Blick zugeworfen. „Dann ab nach hinten mit dir.“, verabschiedete sie sich. „Aber bitte stirb nicht!“ Schon traurig, wenn man das vor dem Unterricht sagen musste und es sogar ernst meinte. Yuuki nickte und winkte gespielt lässig ab.

Während er die Stufen des Saals erklomm, nickte er kurz zu Shin und Yori hinüber, die schon längst Platz genommen hatten. Dann sah er seinem eigenen Platz in der letzten Reihe entgegen. Erstaunlicherweise war der Tisch neben ihm frei. Kam Akira-kun nicht zum Unterricht? War er nicht sogar schon vor ihm selbst wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden?

Immerhin würde es dann diesmal seine erste gewöhnliche Biologie-Stunde werden, dachte sich Yuuki schulterzuckend, breitete die Schulsachen auf seinem Tisch aus und hörte mehr oder minder interessiert dem Lehrer zu, der sich wenige Minuten später im Saal eingefunden hatte.

Zunehmend gelangweilt begann Yuuki damit, kleine Stücke Papier aus seinem neuen Heft zu reißen, daraus kleine Kugeln zu rollen und sie mit dem Stift über den Tisch zu kicken.

Seine Aufmerksamkeit wurde erst wieder geweckt, als die Tür des Saals aufgeschoben wurde.

„Sie sind zu spät, Akira-kun.“, dröhnte der Lehrer feststellend.

Akira-kun zuckte nur mit den Schultern. „Wurde aufgehalten.“, antwortete er knapp, würdigte den Lehrer keines Blickes und ging die Stufen hoch zu seinem Platz neben Yuuki. Keiner der Schüler, außer Ada-chan, Riku-chan und Yuuki, traute sich, Akira-kun direkt anzusehen. Ada-chan, weil sie noch immer fassungslos darüber war, was Akira-kun Yuuki angetan hatte.

Riku-chan, weil sie vermutlich so empfand wie ihre Freundin. Nach der Reaktion auf dem Dach konnte man aber kaum noch sagen, was wirklich im Kopf dieses Mädchens vor sich ging.

Und Yuuki, weil er sofort erkannte, das irgendetwas nicht stimmte. Warum sollte es Akira-kun nach dem Wirbel um die Abwesenheit wegen des Unfalls riskieren, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem er zu spät kam?

Trotz all der Geschehnisse kannte Yuuki seinen Erzfeind kaum, aber eine leise Stimme in ihm flüsterte ihm zu, dass hinter dieser Verspätung mehr steckte.

Yuuki hatte auch dann noch nicht weggesehen, als Akira-kun neben ihm Platz genommen und seine Sachen ausgepackt hatte.

„Hast du 'n Problem?“, zischte Akira-kun scharf aber leise, sodass nur Yuuki es mitbekam.

Der Angesprochene schüttelte schnell den Kopf. Er hatte nicht vor, sofort nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wieder seinen Hals zu riskieren. Diese gedankliche Formulierung traf die Situation etwas zu präzise, was Yuuki zum Schmunzeln brachte. Hals riskieren... Wohl war.

Doch sofort verschwand das Grinsen, als er daran dachte, dass derjenige, der dafür verantwortlich war, direkt neben ihm saß. Dieser Typ war unberechenbar und gewalttätig... Und bissig.

Da sollte Yuuki noch so oft Hund genannt werden, aber immerhin hatte er noch nie jemanden derart gebissen. „Fahr zur Hölle, du krankes Arschloch.“, nuschelte Yuuki zwischen seinen Zähnen hindurch. Diese Worte kamen automatisch aus ihm heraus. Akira-kun räusperte sich und stierte ihn mit mörderischen Blick an. Hatte er das etwa gehört? Verdammt, so laut hatte er das gar nicht sagen wollen.

Yuuki beschloss, sich erst einmal wieder dem Unterricht zu widmen. Jetzt, da Akira-kun zu spät gekommen war, hatte der Lehrer wahrscheinlich einen noch genaueren Blick auf die letzte Reihe und er wollte kaum seine Note dafür riskieren, schon wieder mit Akira-kun anzuecken. Außerdem dachte der Lehrer nun doch, dass sie gut miteinander auskämen.
 

Wenige Minuten später bereute Yuuki seine Entscheidung. Trotz der eigentlich aufweckenden, dröhnenden Stimme des Biologie-Lehrers war das Thema trocken. Vererbung. Generationen. Bei Familienangelegenheiten musste Yuuki aktuell hauptsächlich an Seiichi denken, dessen Familientradition es vorsah, dass der Träger ihres Armreifs mit dem Erbe des Clans mindestens zusammen war. Womöglich für immer.

Wie konnte er dieses Problem nur lösen? Sollte er etwa tatsächlich bei Seiichis Vater vorsprechen, ihm die Situation erklären und ihn bitten, den Armreif zu lösen?

Nein, das wäre keine Alternative. Da konnte er auch gleich zum Handwerker gehen und das Teil aufbrechen lassen – würde dieser Tradition in etwa den gleichen Grad an Respekt erweisen.

Gar keinen.

Yuuki verzweifelte zunehmend. Entweder, er beschäftigte sich direkt mit den Familienverhältnissen seines 'Freundes', oder, er hörte dem Biologie-Lehrer zu, der über Vererbung redete, was Yuuki zwangsweise wieder zu Seiichi führte. Alles hatte das gleiche Ergebnis.

Yuuki raufte sich die Haare und kratzte über die verbundene Wunde an seinem Hals. Sie juckte.

'Was juckt, das heilt.', hatte er die Stimme seiner Mutter im Kopf, die ihm schon von Kindesalter an beigebracht hatte, nicht an Wunden zu kratzen. Und dennoch tat er es.

Erst, als plötzlich ein Heft auf Yuukis Tisch landete, sah er von seinen eigenen, unvollständigen Notizen auf. Es war ein grünes Heft, auf dessen Einschlag der Name 'Akira Ryuji' geschrieben stand. Yuuki sah zu seinem Erzfeind hinüber, der aber nur mit eiskaltem, düsterem Blick auf das Heft deutete. Wieder eine Morddrohung? Nicht schon wieder.

Seufzend schlug Yuuki das Heft auf und stieß zunächst auf ordentliche, vollständige Biologienotizen. Sie waren sogar mit Datum versehen. Er blätterte weiter. Wenige Seiten später entdeckte Yuuki einen Eintrag mit dem aktuellen Datum.

Nur ein Wort stand unter diesem Datum. „Probleme?“

Yuuki runzelte die Stirn. „Was denn? Ich hab dich nicht mal angesehen! Du bist echt empfindlich.“, schrieb er darunter, schlug das Heft zu und reichte es auf Kniehöhe an Akira-kun zurück. Es wurde ihm beinahe aus der Hand gerissen, womit Yuuki seinem Erzfeind einen verwirrten Blick zuwarf. Dann aber schüttelte er genervt den Kopf. Empfindlich war das falsche Wort gewesen. 'Chronisch gestört' hätte es besser getroffen.

Kurze Zeit später landete das Heft wieder vor Yuuki. Diesmal war es so umgeschlagen, dass die Seite mit dem Datum direkt außen war. Wie praktisch. Gespannt, was nun für ein provokanter Kommentar zurückkam, beäugte Yuuki das Heft.

Was er las, überraschte und ärgerte ihn gleichzeitig.

„Ich meine, ob du Probleme mit dem Biss hast. Baka!“, stand dort. Wieder warf Yuuki einen fragenden Blick in Richtung Akira-kun. Erkundigte dieser Kerl sich gerade wirklich nach seinem Befinden?? Was Yuuki allerdings ärgerte, war, dass in dieser Unterhaltung er selbst den aggressiven Part übernommen hatte, schließlich war er es gerade gewesen, der zu viel in dieses eine Wort hineininterpretiert hatte.

Aber was sollte so ein Verhalten plötzlich von Akira-kun?

Sein Sitznachbar sah nicht zurück. Also blieb Yuuki wohl nichts anderes übrig, als zu antworten.

„Es geht.“, schrieb er. „Es juckt und der Verband drückt etwas, aber es scheint gut zu verheilen.“

Damit gab er das Heft wieder unauffällig zurück, nur, um es ein paar Sekunden später wieder in Empfang zu nehmen. Immerhin landete es jetzt nicht mehr urplötzlich auf seinem Tisch.

„Ich würde ja sagen, dass es mir leid tut, aber das wäre gelogen. Wird's echt 'ne Narbe?“, stand in feinen, ordentlichen Zeichen im Heft. Akira-kun hatte eine wirklich schöne Handschrift. Das hätte Yuuki ihm gar nicht zugetraut... Obwohl... Er war eigentlich doch ein Musterschüler, nicht wahr?

Doch was sollte er nun auf die Frage antworten? „Hättest du wohl gern.“, schrieb Yuuki erst. Doch dann strich er es wieder durch. Eigentlich sinnlos, wenn man bedachte, dass Akira-kun es sicher trotzdem entziffern konnte.

„Arschloch... Warum bist du zu spät gekommen?“, stellte Yuuki also lieber eine Gegenfrage.

Als er das Heft zurückgab, schnaubte Akira-kun kurz. Das klang für seine Verhältnisse wie ein verächtliches Lachen. Wahrscheinlich hatte er gerade das Durchgestrichene gelesen.

„Wurde aufgehalten.“ stand erst dort. Ganz klein hatte Akira-kun aber noch dazugeschrieben. „Gab ein paar Uneinigkeiten mit ein paar Leuten.“

„Du hast dich also geprügelt?“, schrieb Yuuki, konnte es aber nicht verhindern, einen 'O.o'-Smiley dahinter zu setzen. Er hatte am eigenen Leib erfahren, wie gut und gern Akira-kun zuschlagen konnte, aber trotzdem hätte er nicht gedacht, dass sich dieser Kerl am helllichten Tag auf eine Prügelei einlassen würde.

„Ich habe nur etwas klargestellt. Das ist kein Prügeln.“, kam als Antwort. Yuuki verdrehte die Augen.

„Und mit mir hast du dann auch nur was klargestellt?“, schrieb er wütend, das konnte man an seinen Zeichen erkennen. Er zog die Striche schneller und härter, als es nötig gewesen wäre, was dem Schriftbild eine unangenehme Dynamik verlieh.

„Nein, Köter. Dich habe ich erzogen.“ War das sein ernst? Yuuki konnte das nicht genau sagen, aber er vermutete, dass das nur ein schlechter Scherz sein konnte. Unschlüssig, was er darauf erwidern sollte, lag das Heft mit ungeschriebener Antwort vor ihm.

Das einzige, was Yuuki dazu bisher vollbracht hatte, war ein '-_-'. Ein Smiley, der Missgunst ausdrückte. „Wirklich... Worum ging es?“, schrieb er schließlich.

Diesmal war Akira-kun derjenige, vor dem das Heft lag, ohne, dass er wusste, was er antworten sollte.

„Hast du jetzt Angst vor mir?“, schrieb er also, ohne sich in dem Moment bewusst darüber zu sein, welche Relevanz diese Frage tatsächlich hatte.

Darüber dachte Yuuki tatsächlich länger nach. Er antwortete einige Zeit nicht mehr, verfolgte zwischendurch sogar den Unterricht. Aus Versehen schrieb er seine Notizen zum Thema in das oben auf liegende Heft von Akira-kun, was ihm beinahe nicht aufgefallen wäre, wenn nicht die Unterhaltung darüber gestanden hätte. So verging ein Großteil der Stunde, bis ein zerknüllter Zettel vor Yuuki landete.

„Gib mir zumindest mein Heft zurück, damit ich mitarbeiten kann.“

Yuuki sah zu Akira-kun, der ihn etwas genervt und ungeduldig musterte. Er hatte nicht bedacht, dass Akira-kun das Heft vielleicht auch ohne ihre Unterhaltung brauchen könnte. Gerade, als Yuuki seinen Blick hob, trafen sich die Blicke der beiden Jungen.

Yuuki konnte nicht anders, als seinen Erzfeind genauer zu betrachten. Er hatte, auch wenn nicht so perfekt wie Seiichi, ein wirklich schönes Gesicht mit ausdrucksstarken, aber unergründlichen Zügen. Der Sitz der Schuluniform ließ so einige Muskeln unter der Kleidung vermuten.

Ohne Zweifel, dieser Junge war trainiert, erfahren und zu vermutlich allem in der Lage.

Aber auch etwas anderes stellte Yuuki fest, als er seinen Erzfeind so ansah.

„Ich habe keine Angst vor dir.“, schrieb er also ruhig und bedacht in das Heft und gab es Akira-kun zurück. Diese Erkenntnis verwunderte ihn, aber sie war unumstößlich.

Sicher machte er sich in Akira-kun mehr Sorgen um sein Wohlbefinden und musste jeden Moment damit rechnen, angefallen zu werden. Der Biss bewies, dass dieser Kerl womöglich tatsächlich in der Lage sein könnte, Yuuki umzubringen.

Und trotzdem... Als er Akira-kun angesehen hatte, erinnerte sich Yuuki an die Zeit im Krankenhaus zurück. Dieser gefährlichem, womöglich dezent gestörte Typ hatte neben ihm gelegen, ihm Wärme gespendet und ihm Geborgenheit vermittelt. Außerdem hatte er sich eben schwarz auf weiß nach seinem Zustand erkundigt.

So ein Verhalten verstand Yuuki, obwohl die Worte seines Feindes etwas anderes behaupteten, wie eine Entschuldigung. Zwar wäre es nicht das erste mal gewesen, dass er jemandem zu voreilig verzieh, aber entsprach nun mal seinem Charakter.

„Solltest du lieber. Oder muss ich dich erst wieder erziehen, bis du dich nicht mehr traust, mich überhaupt nur anzusehen?“, schrieb Akira-kun als unerwartet aggressive Antwort.

Was sollte das schon wieder? Eben war noch alles relativ friedlich gewesen und nun wurden Yuuki schon wieder Schläge angedroht?

„Du kannst dich echt nicht entscheiden. ??“, zeichnete Yuuki in das Heft. Die Fragezeichen machte er besonders groß.

Wieder schnaubte Akira-kun. Irgendwie gefiel Yuuki es, dass er dieses Geräusch als Lachen identifizieren konnte.

„Ich habe mich schon entschieden, du merkst es nur nicht.“

„Dann sag mir, wie du dich entschieden hast.“, forderte Yuuki schriftlich.

Was daraufhin zurückkam, hätte Yuuki sich auch gleich denken können.

„Ich hasse dich. Wenn ich dich sehe, dreht sich mir der Magen um.“ Langsam wurde auch Akira-kuns Schrift dynamischer und damit wütender.

Zweifelnd sah Yuuki zu seinem Erzfeind rüber, dessen Blick immer finsterer zu werden schien.

„Schade, dass du nicht vor dem ganzen Kurs auf den Boden kotzt.“, stichelte Yuuki absichtlich.

„Wenn ich dir nach der Stunde in den Magen schlage, dann kotzt du ja vielleicht.“ Am liebsten hätte Yuuki hinter diese Drohung ein fauchendes Kätzchen gezeichnet. Aber er konnte nicht zeichnen und es hätte Akira-kun wahrscheinlich den letzten Funken Beherrschung gekostet. Ausschlaggebend war aber das Zeichnen.

„Lass es. Ich denke trotzdem, dass wir Freunde sind.“, schrieb Yuuki schließlich und überraschte sich selbst mit der Antwort, wie auch gerade, als er bemerkt hatte, dass er sich nicht vor Akira-kun fürchtete.

„Du hat ein grausames Gespür für Freundschaften. Erst Seiichi, dann ich. Sind wir deine Opfer?“ Akira-kun verspottete ihn, das merkte Yuuki. Aber er glaubte kaum, dass er mehr als Wut für Akira-kun empfinden konnte, obwohl er ihm solch einen Schaden zugefügt hatte. Hass? Das war ein starkes Wort. Wenn der Junge darüber nachdachte, wen er in seinem Leben tatsächlich hasste, konnte er Akira-kun dort kaum mit einreihen. Also war es kein Hass. Und weil er es nicht ertrug, Akira-kun im geistigen, unendlichen Nichts von bedeutungslosen Personen umher schweben zu lassen, erklärte er ihn eben zu einem Freund. Für Yuuki erschien diese Begründung absolut plausibel.

„Wenn, dann warst du mein erstes Opfer. Aber mein Feind bist du irgendwie trotzdem.“, ging Yuuki verspielt auf die Stichelei Akira-kuns ein.

„Wie auch immer...“, antwortete Akira-kun. Yuuki sah, wie er den Kopf beim Schreiben schüttelte. Verwirrung.

Gerade, als Yuuki das Heft entgegennahm, klingelte die Schulglocke. War der Unterricht etwa schon vorbei? Yuuki hatte doch kaum etwas mitbekommen.

Unüberlegt kritzelte er seine Handynummer in das grüne Heft Akira-kuns. Er dachte nicht darüber nach, warum er das tat. Bevor es sich eine Begründung überlegen und etwas dazu schreiben konnte, wurde ihm das Heft vom Tisch gezogen. Yuuki sah auf und erkannte, dass Akira-kun direkt vor ihm stand.

Dieser Typ war wirklich verdammt groß, vor allem wenn er stand und Yuuki selbst noch saß.

Akira-kun verzog den Mund zu einem unheimlichen Schmunzeln. „Wenn du so zu mir aufsiehst, dann sind deine Augen so groß, wie die eines Welpen.“, kommentierte er, packte dann seine übrigen Sachen zusammen und verließ den Saal.

Nachwirkung

Was in jüngster Vergangenheit geschah:

Yuuki und Akira-kun sind mittlerweile beide aus dem Krankenhaus entlassen worden. Nach einem schönen, aber nervenaufreibenden Lunch mit Ada-chan, Riku-chan und Seiichi stand die berüchtigte Bio-Stunde auf dem Plan, zu der Akira-kun unter mysteriösen Umständen zu spät kommt.

Die beiden nebeneinander platzierten Jungen tauschen sich aus - überraschenderweise nahezu ohne einander umbringen zu wollen! Das bringt Yuukis Gefühlswelt durcheinander, wo er diesen unberechenbaren Kerl neben sich doch eigentlich instinktiv hassen sollte. Gefährlich war er allemal, wenn man bedachte, dass Akira-kun trotz seiner Gehirnerschütterung kürzlich in eine Kampf verwickelt zu sein schien.

Dennoch verlief die Stunde beinahe friedlich. Ist das nur Schein, oder beruhigt sich der Sturm, der zwischen den beiden Jungen urplötzlich zu wüten begonnen hatte?
 

Kapitel 12: Nachwirkung
 

Bevor Yuuki etwas erwidert konnte, verließ Akira-kun den Saal. Mit der Entfernung seines Erzfeindes kam die erste Erkenntnis. Hatte er sich gerade tatsächlich relativ normal mit diesem Typen unterhalten? Ungläubig schüttelte Yuuki den Kopf und begann damit, seine eigenen Sachen zusammenzupacken. Einen Augenblick später kam Ada-chan die Treppen hoch gelaufen. „Hey, du Überlebenskünstler.“, scherzte sie und deutet auf den Platz, auf dem vorher Akira-kun gesessen hatte. „Schon seltsam, dass er zu spät zum Unterricht gekommen ist.“

Desinteressiert zuckte Yuuki mit den Schultern. „Vielleicht hatte er ja noch was zu erledigen.“, kommentierte er.

Moment. Warum log er für Akira-kun? Yuuki runzelte die Stirn unmerklich. Etwas in ihm wollte nicht, dass Ada-chan, oder sonst irgendjemand, wusste, dass Akira-kun sich geprügelt hatte.

Ein Schnippen vor seinen Augen holte Yuuki zurück. „Yuuki. Träumst du?“ Der Junge schreckte auf. „Was? Nein! Ich... Ich bin wohl schon etwas müde.“ Wieder eine Lüge. Naja, nur eine kleine. Das war entschuldbar, oder nicht?

Für seine Antwort bekam er einen sorgenvollen Blick von der Klassensprecherin. „Musst du heute auch wieder arbeiten?“, fragte sie. „Pass auf, dass du dich nicht übernimmst.“

Selbstsicher schüttelte Yuuki den Kopf und setzte sein schelmisches Grinsen auf, das er so oft geübt hatte, bevor er in die Schule gekommen war. „Danke, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich komme zurecht.“ Er schickte ein Zwinkern hinterher, stand von seinem Platz auf und schulterte seine Tasche. „Begleitest du mich wieder?“

Ada-chan sah zu Riku-chan zurück, die unten am Ausgang des Saales stand, und schüttelte bedauernd den Kopf. „Wir müssen uns beeilen, weil wir noch wohin fahren wollten.“, lehnte Ada-chan ab. Sie klatsche in die Hände und verbeugte sich den Kopf neigend. „Nächstes Mal wieder, okay?“

Dann winkte sie Yuuki noch einmal zu und verschwand kurz darauf mit Riku-chan. Mittlerweile hatte sich der Saal auch nahezu geleert. Vereinzelte Grüppchen standen noch an den Tischen und unterhielten sich, aber an keiner hatte Yuuki besonderes Interesse. Er sah auf die große Uhr, die hinter ihm an der Wand hing und beschloss, selbst langsam los zu gehen.

Yuuki folgte den weiten Gängen der Forschungshäuser. Eigentlich kannte er den Weg, der vom Schulgelände hinunter führen würde, aber er konnte nicht anders und bog in den Gang ein, in dem Akira-kun ihn vor einer Woche geschlagen hatte.

Verschiedene Gefühle kochten in diesem Moment in ihm hoch. Angst, die er irgendwo in den Tiefen seines Herzens empfunden hatte. Erinnerungen an den Schmerz, der ihm mit dem Schlag zugefügt worden war, denn immerhin hatte er geblutet.

Wut darüber, dass sich Akira-kun bisher so viel ungestraft geleistet hatte. Enttäuschung, die er sich selbst gegenüber empfand, weil er in Akira-kuns Nähe noch immer dieser kleine, wehrlose Schwächling war, den er doch so vehement versuchte zu unterdrücken.

Negative Gefühle. Und ein seltsamer Drang, diesem Gang weiter zu folgen. Ihm war, als würde eine unsichtbare Kraft ihn weiter ziehen in diese Richtung, die eigentlich ein Umweg für ihn bedeuten würde.

Yuuki ging schließlich vorbei an der Stelle, an der er zu Boden gesunken war. Vorbei an weiteren leeren Klassenräumen, in denen um diese Uhrzeit sicher kein Unterricht mehr stattfinden würde. Die Schule war in diesem Bereich wie ausgestorben. Kein Wunder, dass Akira-kun diesen Ort hier ausgesucht hatte, um Yuuki zu vermöbeln.

Mit den aufkommenden Gefühle kamen auch Zweifel. Er war sich zwar sicher, dass er vorhin tatsächlich ein vergleichsweise friedliches 'Gespräch' mit diesem Kerl geführt hatte, aber woher sollte dieser Sinneswandel kommen? War er wirklich plötzlich sanfter geworden?

Hatte er ihn denn nicht umbringen wollen?

Bilder der Erinnerung blitzen in Yuukis Kopf auf. Bilder, auf denen er sich selbst sah, wie er auf der Suche nach seiner Klasse rücklings auf den Boden geworden wurde, oder, wie er seine blutende Lippe an seinem ersten Schultag erklären musste.

Wieder runzelte Yuuki die Stirn. Seiner Meinung nach schon mehr als einmal zu viel.

Womöglich war es Akira-kuns nächster, perfider Plan, dass er Yuuki dazu brachte, ihn womöglich leiden zu können, um ihm dann noch größeren Schaden zuzufügen.

Der Junge ballte die Hände zu Fäusten.

Nein! Nein, das würde er nicht mit sich machen lassen.

Er würde nicht noch einmal einen solchen-

Yuukis Gedanken wurden jäh unterbrochen, als er ein Ächzen hörte. Seine Bewegungen froren ein und er lauschte in die erneute Stille. Bald wurde sie wieder von einem Geräusch unterbrochen. Diesmal klang es wie ein leises, schmerzvolles Stöhnen. Darauf folgte ein dumpfes Geräusch, das Yuukis Starre aufhob.

Unruhig lief er den Gang hinunter, zog die Tür zu jedem Klassenzimmer auf und spähte die Reihen entlang. Woher war dieses Geräusch gekommen?

Wieder ein Ächzen.

Endlich, im vorletzten der Säle in diesem Gang, wurde Yuuki fündig. Er riss die Tür auf und traute seinen Augen kaum. Vor ihm, neben dem Lehrerpult, lag Akira-kun gekrümmt auf dem Boden und hielt sich den Kopf. Er ächzte wieder, schien Yuuki gar nicht zu bemerken, während er sich krampfhaft die Schläfen massierte. Akira-kun atmete schwer und musste unglaubliche Schmerzen haben.

Innerhalb eines Wimpernschlags waren alle störenden Gefühle aus Yuukis Kopf verschwunden. „Akira!“, rief er und eilte dem sonst so starken Kämpfer zu Hilfe. Er warf seine Tasche beiseite, kniete sich zu Akira-kun hinunter und berührte ihn vorsichtig an der Schulter. „Akira!“, wiederholte Yuuki. Der Ältere vor ihm hatte ihn bis dahin noch immer nicht wahrgenommen. Als Yuukis Hand Akira-kuns Schulter streifte, schlug dieser sie reflexartig weg, schnellte in eine sitzende Position und starrte Yuuki verstört an. „Hau ab!“, schrie Akira-kun, wobei Yuuki sich nicht sicher war, ob aus seinem Feind der Hass und der Schmerz sprach.

„Nein!“, weigerte sich Yuuki. „Verdammt, was ist mit dir los?“ Nun hielt Yuuki seinen Feind an beiden Schultern und drehte ihn zu sich. „Du bist ja vollkommen neben der Spur.“

Der leichte Ruck, der dabei durch Akira-kuns Körper ging, war wohl zu viel für ihn. Er keuchte wieder auf, hielt sich den Kopf und kippte nach hinten weg. Yuuki konnte ihn gerade noch rechtzeitig halten, sonst wäre er mit dem Kopf auf den harten Boden geschlagen.

Dann erinnerte sich der Jüngere. War Akira-kun nicht auch im Krankenhaus gewesen? Er hatte doch eine Gehirnerschütterung von diesem einen Tag davongetragen.

„Und dann prügelst du dich auch noch!“, setzte Yuuki seine Gedanken lautstark fort und fügte die Puzzleteile zusammen. Dieser Typ war doch lebensmüde! Nach der Gehirnerschütterung hätte er sich schonen müssen, aber was tat er? Legte sich mit den nächstbesten Leuten an und wird in eine Schlägerei verwickelt. Vor Yuukis Auge spielten sich grauenhafte Szenen ab.

Dabei stützte er den muskulösen und dadurch schweren Oberkörper seines eigenen Folterers ab. Schließlich ließ er dessen Kopf sanft auf seinen Schoß gleiten und sah Akira-kun in die Augen. Immerhin waren sie noch geöffnet, sonst wäre Yuuki wahrscheinlich in Panik ausgebrochen.

„Hey, kannst du sprechen?“, fragte Yuuki vorsichtig. Seine Atmung war durch die Aufregung beschleunigt und kleine Schweißperlen benetzten seine Stirn. Ja, diese Situation bedeutete mehr als Stress für ihn. Zu seinem Glück nickte Akira-kun leicht. Auch sein Atem ging schneller, wobei sein Gesicht noch viel unentspannter aussah, als das von Yuuki.

„Es geht mir gut.“, beschwichtigte der Größere in trotzigem Tonfall und wollte sich aufrichten. Yuuki jedoch ließ ihn nicht und schaffte es mit nur seichtem Druck, ihn auf seinem Schoß zu halten.

„Du stehst jetzt nicht auf, sonst kippst du beim nächsten Schritt wieder um!“, bestimmte Yuuki besorgt. Akira-kun verengte die Augen zu Schiltzen, als er spürte, dass er nicht die Kraft hatte, um sich gegen diesen kleinen Kerl zu wehren. „Lass mich lieber los.“, knurrte er bedrohlich. „Sonst fällt mein Kopf gleich so hart wieder runter, dass DU keinen Schritt mehr tun kannst.“

Erschrocken schluckte Yuuki trocken, sah an sich herunter und veränderte seine kniende Position, um sich zu schützen. „Bell' hier nicht so 'rum, oder willst, dass dich noch jemand so sieht?“, warnte er gleichzeitig. Dennoch ließ er Akira-kun nicht gehen.

Der widerum schnaubte. „Du bist hier der Welpe.“, kommentierte er bloß, fügte sich allerdings seinem Schicksal.

Für eine kurze Zeit trat Stille ein. Dann ergriff Yuuki wieder das Wort. „Die Prügelei war wohl zu viel für dich und deine Gehirnerschütterung.“, stellte er fest.

„Das war keine Prügelei, hörst du nicht zu?“ Wieder ein Knurren seitens Akira-kun.

War das gerade sein Ernst? Versuchte Akira-kun tatsächlich, seine so offensichtliche Lüge weiterhin aufrecht zu erhalten? „Für wie dumm hältst du mich?“, kam die entsprechend empörte Frage.

Akira-kun rollte mit den Augen. „Angesichts der Tatsache, dass DU gerade MICH hier auf DEINEM Schoß halten willst, für sehr, sehr dumm.“

„Lass es einfach. Wir wissen beide, dass du dich geprügelt hast.“

Daraufhin erwiderte Akira-kun erst einmal nichts.

Yuukis Blick schweifte durch den Raum und fiel auf die Uhr. „Verdammt!“, fluchte er laut, hielt sich aber sofort danach den Mund zu und spähte zur Tür. Es schien glücklicherweise keiner gehört zu haben.

„Verdammt. Ich muss zur Arbeit.“

„Keiner hat dich gebeten, hier zu bleiben.“, erklärte Akira-kun und machte erneut Anstalten, aufzustehen. Diesmal hielt Yuuki ihn nicht auf.

„Du hast Recht. Ausnahmsweise mal.“, pflichtet er seinem Erzfeind widerwillig bei. Er richtete sich auf und half Akira-kun, zum Stehen zu kommen. Dann zog er unerwartet einen Arm Akira-kuns um seine Schulter. „Aber du bleibst hier auch nicht liegen.“

„Wa- Was hast du vor?“, fragte Akira-kun, aus dessen Stimme die Überraschung sprach. Erfolglos versuchte er, seinen Arm von Yuukis Griff zu befreien. Andererseits spürte er jetzt schon, wie sein Körper und sein Kopf rebellierten. Wenn er nun losließ, würde er eiskalt zusammenbrechen.

„Ganz einfach.“, antwortete Yuuki entschlossen. „Ich muss zur Arbeit – du bleibst hier nicht allein. Also kommst du jetzt mit.“

Kleiner Bruder

Wenn es etwas gab, das Yuuki an seinem alten Ich mochte und beibehalten wollte, war es seine Sturheit. Stur war er schon immer gewesen. Sein Kopf folgte ganz dem Motto: Ab durch die Wand; wenn es nicht geht, dann immer wieder dagegen rennen und erst akzeptieren, dass es nicht klappt, wenn die Selbstzerstörung erreicht war.

Nicht zum ersten Mal in seinem Leben stellte der junge Schüler fest, dass diese Eigenschaft ihm öfter schlechte, als gute Erlebnisse bescherte. Dennoch fühlte es sich nicht falsch an, seinen Erzfeind zu stützen, als sie gemeinsam das *Sunshine*-Café erreichten, in dem Yuuki arbeitete.

Yuuki verdankte es eben dieser Sturheit, dass Akira-kun nicht mittlerweile auf der Straße lag und womöglich elendig verreckte. Mehrfach hatte der Ältere sich gegen Yuukis Entschluss gewehrt, stellte diesem entweder ein Bein oder beleidigte ihn permanent, damit er ihn in Ruhe ließ. Aber Yuuki wollte sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen, egal, wie sehr Akira-kun ihn provozierte. Er würde es nicht mit sich selbst vereinbaren können, Akira-kun hilflos liegen zu lassen, wobei dieser doch ohnehin schon der Ohnmacht nahe war. Wenn er die Kraft gehabt hätte, sich von Yuukis Hilfe loszureißen, hätte er es wahrscheinlich schon längst getan, also musste es ihm momentan wirklich schlecht gehen.

Letztendlich war Yuuki stolz, sich gegen seinen Peiniger durchgesetzt zu haben. Dessen Stolz wiederum schien verletzt, aber das wunderte den Jüngeren nicht besonders.

„Da sind wir endlich.“, seufzte Yuuki erleichtert.

Ein leises Klingeln begrüßte die neuen Gäste, als Yuuki die Tür aufschob. Er sah sich kurz um und beschloss dann, Akira-kun in eine der ruhigeren Ecken des Cafés abzusetzen. Sorgenvolle Augen trafen auf die wütenden Augen des anderen.

Yuuki verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. „Jetzt guck nicht so trotzig. Ob du es zugeben willst, oder nicht: Ohne mich lägst du jetzt auf der Straße.

Akira-kun zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ohne dich hätte ich mich schon längst wieder erholt und hätte nicht den weiten Weg hierher auf mich nehmen müssen.“ Dann erhob er sich wieder, bot dem vor ihm stehenden Yuuki die Stirn und führte ihm vor Augen, wie klein dieser doch war. Es hatte ihn ohnehin gestört, sich von dem schwachen Welpen herumkommandieren zu lassen. Der Größere überragte sein Spielzeug bei weitem und ließ seinen mordlustigen Blick über den zierlichen Körper vor sich gleiten. „Das wirst du noch bereuen.“, flüsterte Akira-kun. Langsam lehnte er sich vor, wollte bedrohlich wirken, einschüchternd. Doch kurz darauf musste er feststellen, dass sein Vorhaben missglückte.

Der kleinere Yuuki hatte den warnenden Blick seines Rivalen durchaus mitbekommen, doch als dieser sich nach vorn neigte, dachte er, dass Akira-kun wieder einen Schwächeanfall hätte. So kam er ihm entgegen, legte seine Hände gegen die Schultern des anderen und lehnte sich sanft dagegen. „P- Pass auf dich auf.“, flüsterte Yuuki besorgt und hob seinen Kopf, um dem Größeren in die Augen zu sehen.

Verwirrt erstarrte Akira-kun in seiner Bewegung. „Was machst du da, Welpe?“, fauchte er und zuckte alsbald zurück. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“

Yuuki seinerseits war überrascht. „Ich dachte, du hättest...“

„Ich hätte was? Einen Schwächeanfall? Dass ich nicht lache!“, knurrte Akira-kun, der sich schnellstens von dem ersten Schreck erholt hatte. Er entschied sich dafür, seine Geste noch einmal zu wiederholen. Diesmal verstand Yuuki sofort. Eine Gänsehaut breitete sich auf seiner Haut aus, als er den Tyrannen näher kommen sah. Er wich zurück. „Ich wollte dir nur helfen.“, hauchte er. Zu mehr war er nicht imstande. Die schnellen Wechsel seiner Gefühle von Erleichterung, Sorge, Angst und Enttäuschung ließen seine Maske der geheuchelten Standhaftigkeit bröckeln.

Wie war er nur darauf gekommen, dass Akira-kun sich tatsächlich gegen ihn lehnen würde, wenn es ihm wieder schlecht ging? Hatte er etwa wirklich geglaubt, dass dieser Mensch – nein, dieses unberechenbare Monster – ihm solch ein Vertrauen entgegen bringen würde?

Ohne, dass Yuuki wirklich wusste, weshalb es geschah, stiegen Tränen in seinen Augen auf. Er spürte es und zwang sich, ihnen nicht freien Lauf zu lassen, was seinen Blick glasig werden ließ.

Derweil war ihm entgangen, dass Akira-kun schon wieder seinen Angriff abbrach. Schwer atmend stützte er sich auf den frisch gewischten Café-Tisch. Erst, als er wieder zurück in die weichen Polster der Sitzecke am Rande der Räumlichkeiten sank, erkannte Yuuki die Lage.

In seiner Gefühlswelt, die wohl einem Schlachtfeld ähnelte, drängte sich wieder die Sorge hervor, die einen kurzen Zweikampf gegen die noch bestehende Angst vor Akira-kuns Schlägen für sich hatte entscheiden können.

„Egal, was du mir noch an den Kopf wirfst und egal, wie du dich später an mir rächen wirst: Du bleibst jetzt erst mal hier. Ich muss gleich anfangen zu arbeiten und bringe dir nachher eine Stärkung.“, bestimmte Yuuki, wischte sich die übrigen Tränen aus den Augen und verließ Akira-kuns Platz, bevor dieser sich wehren konnte.

Irgendwann reichte es auch, hatte Yuuki entschieden. Dieser Grobian war sicherlich gemeingefährlich, machte sich nichts aus Gesetzen und wollte ihn früher oder später sehr wahrscheinlich umbringen! Aber jetzt, genau in diesem Moment, war dieser Grobian einfach nur ein Idiot, der zu stolz war, sich einzugestehen, dass er seine körperlichen Grenzen erreicht hatte.

Auch, wenn es bedeuten sollte, dass Yuuki damit sein eigenes Leben gegen das seines Neufeindes eintauschte, dann war es für den jetzigen Moment in Ordnung. Denn lieber würde er sterben, als für das Leid einer anderen Person verantwortlich zu sein. Und wenn er Akira-kun allein in der Schule zurückgelassen hätte, dann hätte er gelitten, was auch immer er Gegenteiliges behauptete.

Dennoch war es Yuuki nicht möglich, eines zu verdrängen: Wie auch Akira-kuns, so war auch bald seine eigene Grenze der Toleranz erreicht. Nicht ausschließlich körperlich, wie bei dem Tyrannen, sondern psychisch. Ständig wechselte seine Meinung, ohne, dass er es beeinflussen konnte. In dem einen Moment verspürte Yuuki Todesangst. Als er sich an den Biss erinnerte, fröstelte es ihm. Egal, ob sie nur erst Schüler waren und egal, ob es Gesetze gab, die dagegen standen: Akira-kun könnte ihn umbringen. Mit Leichtigkeit. Jederzeit.

Und gleichzeitig existierte dieser kleine Funke, den Yuuki wünschte, auslöschen zu können. Dieser Funke, der aufloderte und alles um sich herum mit entfachte, wenn er mit Akira-kun nur verbal stritt und wenn er ihn nicht bedrohte... Wenn sie mit einander schrieben, als wären sie beinahe Freunde...

Sofort schüttelte Yuuki den Kopf, um diesen Gedanken aus seinem Kopf zu schleudern. Das war zu viel Sympathie für ein solches Monster! Der Junge versuchte angestrengt, sich davon zu überzeugen, sich das Positive an den Begegnungen mit Akira-kun nur auszudenken, um nicht feststellen zu müssen, dass Akira-kun ein grausamer, brutaler, gefährlicher Mensch war.

Den Fehler, in anderen mehr zu sehen, als sie tatsächlich waren, hatte Yuuki mehr als einmal gemacht. Und er würde ihn nicht wiederholen. Er sollte begraben werden, wie der Rest seiner elenden Vergangenheit.

Charaktere wie Akira-kun hatten zweite Chancen nicht verdient.

Mit entschlossener Miene und der Überzeugung, Akira-kun in Zukunft geistig und real aktiver zu meiden, schritt Yuuki in den hinteren Bereich. Er musste noch seine Arbeitsuniform anziehen.

Allerdings konnte er es nicht vermeiden, einen letzten Blick an Akira-kuns Tisch zu werfen. Von hier aus, wie auch vom Rest des Ladens, war er kaum richtig zu sehen.

In der Sekunde, in der er dieses betitelte Monster sah, senkte dieses gerade den Kopf und stützte die Stirn auf den Händen. Es sah geknickt aus. Gequält, als hätte es Schmerzen.

Yuuki zog die Wangen ein und biss sich fest darauf, dass es ihn schmerzte.

Wie dumm war er bloß, dass es nur eines einzigen Blickes bedurfte, um das Ergebnis von zwei Minuten innerem Monolog so vernichtend zu schlagen?

Eben dieser Funke war es, der Yuuki dazu brachte, doch wieder Sorge für diesen mysteriösen Menschen zu empfinden. Jener Funke und gefährliche Sturheit, die Yuuki bis in die Selbstzerstörung treiben würden.

Akira-kun richtete sich wieder auf und schnell verschwand Yuuki, bevor der andere mitbekam, dass er ihn musterte. Wie schon bei den Sporthallen festgestellt, hatte Akira-kun dafür einen Sinn.

Als Yuuki bereit war, seine Schicht anzutreten, meldete er sich bei seinem Chef und erklärte ihm die Situation mit Akira-kun. Er bat darum, seinem 'Schulfreund' ein Glas Wasser und ein Stück Kuchen spendieren zu dürfen. Der Chef, ein dickbäuchiger, glatzköpfiger Mann, warf einen prüfenden Blick in Richtung Akira-kun und nickte dann.

„Sons' klappt der einem ja am Tisch um.“, bemerkte auch Yuukis Chef brummend. Seine grobe Aussprache und die sympathische Stimme, die einem alten Brummbären ähnelte, standen bei diesem Mann im Widerspruch zu seinem Aussehen. Er war groß gewachsen, breit und stämmig und so wenig Haar er auf dem Kopf hatte, so viele Tattoos übersäten seine kräftigen Arme. Er war eine der Gestalten, denen Yuuki im Dunkeln nicht begegnen wollte, doch in der nicht allzu langen Zeit, in der er nun schon im *Sunshine*-Café arbeitete, durfte er lernen, dass dieser Mensch wohl einer der friedlichsten war, die es geben konnte.

Schließlich war der Chef damit einverstanden, dass Yuuki ab und zu ein Auge auf Akira-kun haben durfte. Obwohl Yuuki bei seiner Arbeit im Café seine Schulter stärker belasten musste, hatte er das Gefühl, an der wohl besten Stelle gelandet zu sein, wo er hätte arbeiten können.
 

Aufatmend sah sich Yuuki nach Akira-kun um, bevor er sich vor zwei Mädchen verbeugte, die gerade den Laden verließen. „Danke, dass ihr da wart. Euer kleiner Bruder erwartet euch nächstes Mal wieder hier.“, verabschiedete er die beiden vor Entzückung quietschenden Mädchen. Das war die Schattenseite des *Sunshine*-Cafés: Er musste den Vorlieben der Gäste entsprechen und sie dann so behandeln, dass ein erneuter Besuch statistisch wahrscheinlicher war. Statistisch... Wenn er dieses Wort nur hörte... Sein Chef sollte seinetwegen der netteste sein, den Yuuki hätte erwischen können, aber in Sachen Zahlen und Wahrscheinlichkeiten machte diesem Glatzkopf keiner etwas vor. Der Junge wusste nicht, ob er das System des Cafés für gut oder schlecht halten sollte, denn immerhin funktionierte es. Diese beiden Mädchen waren Stammkundinnen und ließen sich ausschließlich von Yuuki bedienen. Er musste die beiden seine großen Schwestern nennen, vermutlich waren sie in Seiichis Alter. Mio-nee-chan und Sui-nee-chan. Sie waren versessen auf ihn.

Bei einigen anderen Kunden war es beliebt, dass Yuuki sie 'Master', oder 'Senpai' nannte. Ersteres war ihm eigentlich genauso peinlich, wie fremde Mädchen als seine Schwestern zu rufen, aber er bekam gutes Trinkgeld dafür.

Immerhin nach außen wirkte Yuuki nicht, wie aus einem Maid-Café entsprungen. Zum einen musste er sich nicht in ein Maid-Kleid quälen, wie es seine 'großen Schwestern' sicher gern gesehen hätten, und zum anderen war seine Arbeitskleidung sehr gewöhnlich und schlicht. Ein weißes Hemd, schwarze Hosen und eine schwarze Schürze. Keine Krawatte, kein besonderer Kragen, keine unnötigen Accessoires. Trotzdem war Yuuki, als er Akira-kun hier mit her gebracht hatte, nicht durch den Kopf gegangen, dass dieser ihn nun die ganze Zeit bei der Arbeit beobachten konnte.

Er würde sicherlich keine Gelegenheit versäumen, ihn deswegen zu schikanieren. Es graute Yuuki jetzt schon davor. Eigentlich hatte er sich geschworen, nur Leute hier her zu bringen, von denen er nicht erwarten konnte, deswegen geärgert zu werden. Deshalb würde er Ada-chan und Riku-chan zum Beispiel jederzeit mitbringen. Aber Akira-kun? Wie konnte Yuuki nur so ein Idiot sein?

„Yuuki-kun.“, rief sein Chef ihn in diesem Moment zum Tresen. Yuuki folgte sofort.

„Was gibt es?“, fragte er und trocknete derweil ein paar Gläser ab. Sein Chef nickte in Richtung Akira-kun. „Du arbeitest jetzt schon fast eine viertel Stunde und hast deinem Freund immer noch nichts zu trinken gebracht.“, meinte er.

Yuuki winkte ab. „Es waren so viele Kunden da und ich-“ Der Blick des Chefs wurde plötzlich ernst.

„Yuuki-kun, du musst eines wissen..“, er drehte den Jungen sanft um und ließ ihn das gesamte Café überblicken. „All diese Menschen, ob freiwillig, ob gezwungen, ob neu, ob Stammkunde. Jedes dieser besonderen Wesen, dass sich hier an einen Tisch setzt, ist mit größtem Respekt und wie das Wundervollste der Welt zu behandeln.“, predigte er. Dann drehte er Yuuki weiter in Richtung

Akira-kuns Tisch. „Und sitzt dort nicht auch ein Wesen an einem unserer Tische?“

Skeptisch blickte Yuuki an seiner Seite hoch in die vor Euphorie funkelnden Augen seines Chefs. Dieser mochte zwar wie ein übler Kerl aussehen, doch übertraf nichts seine Hingabe zu diesem Geschäft. Nach der Predigt stiegen diesem weinerlichen Seebären die Tränen der Dramatik in die Augen. „Und so gehe hin, Yuuki-kun, bringe den Zauber des Sonnenscheins über deinen Schulfreund und sorge dafür, dass er immer, immer, immer, immer wiederkommt!“

Am liebsten hätte Yuuki weggesehen, als sein Chef Pirouetten drehend im hinteren Bereich verschwand.

Ebenso ungern warf Yuuki wieder den Blick zu Akira-kun. Hatte sein Chef das eben wirklich von ihm verlangt? Nicht ernsthaft, hoffte Yuuki, war sich aber eines Besseren bewusst.

Ein Glas Wasser – okay.

Die Sorge, ob es Akira-kun wirklich gut ging – weniger okay, aber akzeptabel.

Ihm einen Kuchen aufs Haus zu servieren – fast zu nett für so einen Kerl.

Ihn in Form eines Rollenspiels so behandeln, wie jeden anderen Gast? - Un-mög-lich!

Yuuki schauderte. Das würde er nicht können.

„Sonnenschein.“, flüsterte eine tiefe Stimme hinter ihm und erinnerte ihn daran, dass er den Regeln des Cafés bei Einstellung bedingungslos zugestimmt hatte.

Außerdem würde sein Chef ihn beobachten. Er konnte Menschen lesen, wie nichts Gutes. Yuuki raffte sich auf. Er ging gerade los, als sein Chef ihm noch zuflüsterte. „Übrigens – vertrau mir – ist dein lieber Mitschüler definitiv eine Nummer Sieben.“

„Wirklich?“ Yuuki wirbelte noch einmal erschrocken herum. „Eine Nummer Sieben?“, fragte er entsetzt. Sein Chef nickte glücklich. „Das sagt mir mein Instinkt und der irrt sich nie. Du wirst ihn also gut behandeln müssen. Wenn er dann kein Stammkunde ist, hast du einen Fehler gemacht.“

Dann schickte der Chef Yuuki aufs Feld. Am liebsten wäre dieser im Erdboden versunken.

Seine Hand zitterte, als er ein Glas mit einer Zitrone versah, dazu eine Flasche frischen Wassers mitnahm und das Tablett zu Akira-kuns Tisch trug.

Er...

Dieser Mensch... Dieses unberechenbare Monster...

Sein selbsterklärter Erzfeind...

Er war eine Nummer Sieben.

Und Yuuki war sein Kellner.

Nummer Sieben

Im *Sunshine*-Café gab es eine Regel. Die Sonnenregel, wie es der Geschäftsführer nannte.

„Jeder Mensch, der sich an einem der Tische im *Sunshine* niederlässt, ist ein ruhiger See, dessen Tiefe man nur ergründen muss, um sein Herz zu finden.“

Diesen Satz musste Yuuki nicht nur auswendig lernen, sondern er durfte ihn beim Start jeder seiner Schichten dreimal aufsagen.

Und nun spuckte sein Hirn ihm diese Worte in die Gedanken, als ob es sich in seinen Schädel erbrechen wollte.

Gemäß dieser Sonnenregel war Yuuki verpflichtet, die Wünsche eines jeden Kunden individuell zu erfüllen, soweit sie zum Konzept des Cafés passten. Dazu gehörte nicht nur, die Kunden möglichst gut zu studieren, sondern auch, sie in die Situation zu versetzen, in der sie nach verborgenstem Wunsch gern wären.

Für Yuuki bedeutete das, dass er den Kunden eine kleine Szene vorspielen musste. So sollte er mal ein kleiner Bruder sein, oder ein gewöhnlicher Mitschüler, ein Angestellter, ein niederer Bediensteter und sonst das, was man sich vorstellen konnte. Dafür wurde schon mal ein Glas fallen gelassen und sich hilfesuchend umgesehen, oder mit an den Tisch gesetzt und unterhalten.

Das gehörte alles zu seinem Job. Er musste ein flexibler Charakter mit vielen Gesichtern sein. Obwohl Yuuki dieses Prinzip in gewisser Hinsicht seltsam fand, konnte er seine eigene Situation gut darin wiederfinden. Auch im richtigen Leben hatte Yuuki sich dazu entschlossen, eine Maske an Stärke, Schalk und Selbstbewusstsein aufsetzen, um möglichst leicht in der Schule Anschluss zu finden. Dabei war seine Absicht gar nicht so verwerflich: Er wollte lediglich eine friedliche Schulzeit verbringen.

Jedenfalls wurden die Vorlieben der Kunden in Kategorien eingeteilt.

So gab es die Kleiner-Bruder-Fraktion, Nummer Drei, wie auch die Großer-Bruder-Fraktion, Nummer Vier, die vor allem bei jüngeren Schülerinnen beliebt war. Die verschleuderten dann, wie es Yuuki schien, nahezu ihr ganzes Geld pro Monat in diesem Café. Für ihn und seine Show.

Und für den Kuchen, denn der war fantastisch!

Es gab jene, die sich -sama oder Master flüstern ließen. Das waren die Einser.

Die Einteilung war auf zehn Stufen ausgelegt, obwohl es eigentlich elf gab. Zehner waren die, denen das Prinzip nicht gefiel und nicht zurückkehrten und Elfer waren die Kunden, die sich mehr als nur Kuchen wünschten. Letztere wurden vom Chef hochkant rausgeworfen und kamen ebenso nicht mehr zurück.

Akira-kun war eine Sieben.

Warum ausgerechnet er? Aber eigentlich war das bei seinem Charakter und seiner Ausstrahlung beinahe zu erwarten gewesen. War überhaupt irgendetwas an diesem Kerl normal? Durchschnittlich? Eher nicht.

Kurz bevor Yuuki in die schlecht einsehbare Ecke verschwand, in der Akira-kun saß, blickte er noch einmal zurück an den Tresen, an dem sein Chef stand und ihn mit zwei Daumen nach oben anfeuerte. Er wusste, wenn das gelang, dann würde Akira-kun ein besonders gut zahlender Stammkunde werden. Die Kategorie Sieben zahlte immer am besten. Aber wie hoch war der Preis, den Yuuki dafür erbringen musste?

Der Schüler wusste, dass er nun nicht mehr anders konnte und seinem Schicksal in die Augen sehen musste. Er schluckte trocken. Selbst Schuld, denn immerhin war er es gewesen, der Akira-kun in das Café mitgebracht hatte. Es war unwahrscheinlich gewesen, dass Akira-kun nach bloß einem Glas Wasser wieder den Laden verlassen konnte.

Nur noch wenige Schritte.

Akira-kun sah derweil auf. Er wunderte sich im Verborgenen, so war ihm doch die Nervosität seines kleinen Welpen sehr wohl aufgefallen.

Ebenso war ihm nicht entgangen, wie Yuuki mit den Gästen dieses Cafés umging. Amüsiert hatte er dieses Spektakel beobachtete, konnte den Blick in keiner Sekunde abwenden und bedauerte es beinahe, dass man ihn an so einen abseits stehenden Tisch gesetzt hatte.

Sein kleines Hündchen würde schon lernen, was es bedeutete, einen schwachen Moment von ihm auszunutzen. Gedemütigt hatte Akira-kun es zulassen müssen, dass Yuuki ihn mit sich trug und ihn umsorgte. So schwach war er sicher nicht! Das würde er diesem Yuuki heimzahlen.

Dieser stand mittlerweile vor seinem Tisch. Mit zittrigen Händen hob Yuuki das Glas vom Tablett. Er war so unruhig, dass das Glas klapperte, als es auf den Tisch stellte. Mit dem Einschenken des Wassers lief es kaum besser. Ein Tropfen stahl sich entlang des Flaschenhalses hinab und tropfte auf die blanke Platte. Yuuki bemerkte es bedauernd, stellte die Flasche auf dem Tisch ab und fingerte hinter seiner Schürze nach dem Lappen, um den Tropfen wegzuwischen.

„E-Entschuldige.“, flüsterte Yuuki. Die Röte stieg ihm ins Gesicht. 'Eine Nummer Sieben', hallte es in seinem Kopf wider.

Akira-kun setzte derweil sein süßestes, gleichzeitig bösestes Lächeln auf und Yuuki erkannte die dämonische Aura dahinter, die direkt aus der Hölle kommen musste. Offensichtlich ging es diesem unheimlichen Menschen schon besser, denn er erhob sich leicht und näherte sich Yuuki.

„Kann ich dir helfen?“, säuselte er genüsslich seinem Opfer ins Ohr, als er ihm nah genug war. „Du scheinst dich überarbeitet zu haben.“ Ehe sich Yuuki versah, zog Akira-kun den Lappen aus dem Gürtel unter der Schürze. Für den Kleineren fühlte es sich mehr so an, als hätte Akira-kun ihm direkt den Gürtel ausgezogen. Überrascht fiepte er auf und zuckte zurück.

Verschreckt und weiterhin unruhig beobachtete er, wie Akira-kun sich wieder niederließ und den Tropfen seelenruhig selbst aufwischte.

Kurze Stille. Dann sprach Akira-kun.

„Wenn ich schon selbst sauber machen muss und du als Servicekraft nichts taugst, solltest du mir dann nicht wenigstens die anderen Vorzüge dieses Cafés präsentieren?“, fragte er plötzlich. Seine Stimme war so eiskalt und herablassend, dass sie Yuuki das Blut in den Adern gefrieren ließ. Seinen geröteten Wangen tat dies allerdings keinen Abbruch. Es wurde nur zu deutlich, dass Akira-kun keineswegs auf den guten Kuchen hier anspielte. Er hatte das Schauspiel definitiv mitbekommen.

Yuuki wusste, dass er Schwierigkeiten bekommen würde, wenn er schon nach Aufforderung dem Motto des *Sunshine*-Cafés nicht nachkam.

Jetzt musste er dadurch. Nummer Sieben. Und das bedeutete: Ausprobieren.

Denn das war die Schwierigkeit an der Nummer Sieben. Sie war unberechenbar. Sie war jede Kategorie oder mal keine, je nach Tagesform. An dem einen Tag konnte eine Nummer Sieben positiv auf das Anhängsel -sama reagieren, an einem anderen Tag jedoch lieber überhaupt keine Show haben. An wieder anderen Tagen wäre er gern ein großer Bruder, oder doch wieder jemand, der bemitleidet werden wollte, das wäre eine Nummer Acht. Ausschließlich bei der Kategorie Sieben kam es auch vor, dass ein Kunde auf verschiedene Spiele unterschiedlich stark reagierte. Yuuki hoffte, dass ihm dieses 'Glück' heute nicht vergönnt sein würde, dann solche Kunden konnten sehr launisch und schwierig zu definieren sein.

Vielleicht hatte Akira-kun heute auch einen sogenannten Zero-Day, einen neutralen Tag, und Yuuki würde sich umsonst zum Affen machen...

Schließlich gab sich der Junge einen Ruck. Es musste sein!

Bedauernd senkte er den Kopf. „Hai. I- Ich sollte das machen... Akira...-s-...-sama.“ Natürlich wählte er den Master-Titel zuerst. Seinem Feind müsste es gefallen, wenn man nach seinem sonstigen Verhalten urteilen konnte.

Yuuki griff nach dem Lappen, auf dem noch immer Akira-kuns Hand ruhte. In seinem Inneren wehrte er sich dagegen, ihm absichtlich näher zu kommen. Alles in ihm sträubte sich, solch eine Demut diesem Tyrannen gegenüber an den Tag legen zu müssen. Doch Job war Job und ohne das Geld würde er die Schule nicht mehr bezahlen können.

Dann war es soweit. Yuukis kalte Fingerspitzen berührten Akira-kuns warmen Handrücken und wollten den Lappen aus den Fängen des Teufels befreien. Aber als er Akira-kuns Haut unter seinen Fingern spürte, zuckte er zurück, als hätte er sich verbrannt.

Schlechter Versuch... 'Abbruch, Rückzug!', schlugen Yuukis Gedanken instinktiv Alarm. Sein Körper erinnerte sich zu gut an das Leid, das dieser Mensch ihm angetan hatte. Er wollte jegliche Nähe tunlichst vermeiden.

Dagegen regte Akira-kun sich kaum. Er starrte ihn nur an und grinste diabolisch. „Wie hat du mich genannt?“, forderte er, es noch einmal zu hören.

„Akira...-sama.“, gehorchte Yuuki brav und verneigte sich ein Stück weit. Er biss sich dabei schmerzhaft auf die Unterlippe, um seinen Ärger über die Situation zu betäuben. Das war einer der schlimmsten Tage seines Lebens. Sein Erzfeind saß vor ihm und genoss es, sich von ihm als höhergestellte Person behandeln zu lassen. Wie er Akira-kun kannte, würde er das in vollen Zügen ausnutzen, obwohl Yuuki tatsächlich nicht einschätzen konnte, ob Akira-kun nun die Anrede mochte, oder ihn einfach nur ärgern wollte.

Auch, als er sich wieder aufrichtete, wurde Yuuki von Akira-kun mit diesem überlegenen Grinsen angestarrt. Yuuki verengte die Augen. „Wenn du den Lappen schon behalten willst, dann wisch dir wenigstens dein widerliches Grinsen aus dem Gesicht.“, zischte er leise zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch. Akira-kun antwortete mit einem Kopfschütteln. „Behandelt man so etwa seine Kunden, du nichtsnutziger Köter?“ Er deutete auf seine Hand auf dem Tisch und knüllte den darin befindlichen Lappen zusammen. „Das könnte dein Hals sein.“, flötete er und lachte dabei, als wäre es der beste Einfall des Tages gewesen. „Denkst du nicht auch?“ Gespannt wartete er auf Yuukis Reaktion. Bei dem hingegen war der Kampfeseifer ausgebrochen. Mutig lehnte er sich leicht über den Tisch und nahm nun tatsächlich Akira-kuns Hand in seine. Er bohrte seinen Daumen in dessen Faust und zwang ihn erfolgreich dazu, den Lappen freizugeben. Demonstrativ wischte Yuuki damit noch einmal über die Stelle, an der der Tropfen auf den Tisch gekommen war.

Er sah sich immer mehr in die Ecke gedrängt. Wenn das so weiter ging, würde er es nicht eine Minute länger aushalten, Akira-kun wie einen gewöhnlichen Kunden zu bedienen. Andererseits musste er es doch. Die Alternative war, an seine vorige Schule zurückzukehren. Das konnte er nicht riskieren!

„Wenn mein Hals so schrumpelig sein soll, dann hast du einen Sehfehler.“, konterte Yuuki schwach. Schon als er die Worte aussprach, kam er sich dämlich vor angesichts eines solchen Kommentars. Offenbar gefiel Akira-kun die Provokation nicht.

Blitzschnell packte er Yuuki am Handgelenk. Ein Ruck ging durch dessen kleinen Körper, als Akira-kun an seinem Arm zog. Er sah ihn dabei nicht an, aber Yuuki erkannte, dass sein 'Kunde' unzufrieden war. Derweil hatte Akira-kun ihn so weit am Arm über den Tisch gezogen, dass Yuuki halbwegs darauf lag. Nur schwer konnte er sich von der Kante abstützten. Währenddessen lachte sein Peiniger ungerührt. „Ich glaube, dahinten musst du auch noch sauber machen.“, grollte er, krallte fest um Yuukis Handgelenk und zwang ihn, mit dem Lappen die gegenüberliegende Seite des Tisches zu wischen.

Yuuki zog es in der Schulter. Dass er trotz seiner Verletzung im Café arbeitete, war schon Belastung genug, aber jetzt auch noch erneut den Strapazen Akira-kuns ausgesetzt zu sein, gab ihm den Rest.

„Ah, Akira-kun... Du tust mir weh.“, beschwerte Yuuki sich ächzend. Daraufhin zögerte Akira-kun kurz. „War ich nicht eben noch Akira'-sama'?“, erkundigte er sich. Das klang beinahe wie Neugier.

Seine Augen allerdings hatten einen irren Blick. Die Tortour schien gerade erst begonnen zu haben und machte diesem Fiesling jetzt schon zu viel Spaß. Aber hatte die Anrede bei ihm gewirkt, oder warum fragte er so vehement danach?

„Red' dann doch so mit mir und frag, was dein Master sich wünscht. Ist das nicht dein Job?“, fragte er verhöhnend.

Yuuki versuchte, den gesteuerten Wisch-Bewegungen von Akira-kun zu folgen, damit er ihm weniger Schmerzen zufügte. Zugleich wusste er, dass das nicht enden würde, wenn er nicht Akira-kuns heutige Stimmung treffen würde. Denn auch, wenn er ihn damit ärgern wollte, so würde er auf der richtigen Ebene zumindest erwartungsgemäß ruhiger werden.

Verzweifelt versuchte es Yuuki noch einmal.

„Es... Es tut mir weh... Master Akira.“ Es änderte sich nichts. Wahrscheinlich hatte Akira-kun einfach nur Spaß daran, sich höher stellen zu lassen und gleichzeitig Yuuki zu demütigen. Aber das war heute nicht sein wunder Punkt.

Also vielleicht...

„Was kann ich tun, damit du aufhörst, Ryuji...-chan?“ Yuuki kniff die Augen zusammen. Nun war es raus. Die Niedlichkeits- oder auch 'Besonders gute Freunde'-Show, die immer inklusive Vornamen gespielt wurde. Akira-kuns Vorname lag Yuuki wie Gift auf der Zunge. Es war ihm zuwider, so viel persönliche Nähe auch nur vorzuspielen. Hilfesuchend neigte Yuuki den Kopf zu seinem Feind und sah ihn aus großen, glasigen Augen an. Würde es funktionieren? Konnte Akira-kun überhaupt eine solche Laune haben? Wenn er wirklich eine Nummer Sieben war, dann könnte es durchaus sein.

Und dann endlich.

Ein Zucken ging durch Akira-kuns Körper, er riss weniger am Arm und hörte auf, Yuuki über den Tisch zu zerren. Aber er ließ nicht los. Er verzog nur das Gesicht angewidert. „Wie krank bist du, dass du denkst, du dürftest mich so nennen?“, fauchte er. Er quetschte Yuukis Handgelenk, das er nicht vorhatte loszulassen. Diesen filigranen, elfenhaften Knochen, welche er so leicht brechen könnte, wenn er wollte, würde er nicht so schnell die Freiheit schenken. Genüsslich betrachtete Akira-kun sein Spielzeug, wie es hilflos auf dem Tisch lag, als wäre ihm ein besonders schönes Stück rohes Fleisch serviert worden.

Yuuki dagegen befand, dass dieses 'Spiel' sich mittlerweile viel zu lang hinzog. Sein Schulterbereich zog vom Gelenk bis in den Nacken und er sorgte sich darum, dass die Wunde wieder aufriss. Er musste das hier beenden. Das Stützten von Akira-kun vorhin hatte ihn schon genug geschwächt, aber er würde bald seine Schicht nicht beenden können, wenn die Schmerzen schlimmer wurden. „R-Ryuji-chan... Bitte, es tut weh.“, jaulte Yuuki auf. Es wäre unmöglich gewesen, nicht zu bemerken, dass Akira-kun auf diesen Namen reagierte. Und doch verließ Yuuki das Gefühl nicht, dass sein Feind gleichzeitig eine gewisse Macht wünschte. Konnte er Akira-kuns Reaktion auf die Kategorien etwa noch verstärken?

„Was kann ich tun, damit ihr aufhört? Ich will, dass es nicht mehr wehtut, Ryuji-sama.“, bohrte Yuuki nach und wechselte damit die Taktik. Es musste ein Mix, die schwierigste Anomalie von Nummer Sieben, sein. Akira-kuns Laune schien einer Mischung aus Beziehung und Macht zu entsprechen.

Und es wirkte.

Der Griff um Yuukis Handgelenk lockerte sich weiter, wurde aber noch immer nicht gelöst. Stattdessen fuhr Akira-kun sanft, aber kontrollierend über Yuukis Arm auf und ab. Es fühlte sich an, als würde er versuchen, ihn mit einer rasiermesserscharfen Klinge zu streicheln. Währenddessen lockerte Yuuki ein wenig seine Schulter auf und runzelte die Stirn. Dieses Verhalten kam ihm bekannt vor.

Ehe Akira-kun noch einmal beinahe liebevoll über seinen Arm streicheln konnte, fiel es Yuuki wie Schuppen von den Augen.

Erschreckenderweise schien Akira-kun heute zusätzlich zur Helden-Kategorie zu tendieren, die nur dann hervorkam, wenn er einer ihm sympathischen Person helfen wollte.

Der Held, die Nummer Drei, die Retter-Figur. Eine explosive Mischung, wenn man die übrigen Kategorien betrachtete.

Gepaart mit der grundsätzlich herausfordernden Ader der Nummer Sieben und dem üblen Charakter dieses unmenschlichen Kerls bedeutete eine Nummer Drei, dass Yuuki erst in eine Notsituation gebracht werden musste, um dann gerettet zu werden – sei es auch vor dem Helden selbst. Wenn Yuuki es also schaffte, überzeugend leidend zu wirken, würde er Akira-kun zumindest innerhalb des Cafés zufrieden stimmen. Hoffentlich. Dabei durfte er aber nicht vergessen, dass die Nummer Drei auch gern mit der Nummer Eins, dem Master, in Verbindung stand. Deshalb auch die missverständliche Reaktion. Und ebenso musste Yuuki immer eine freundschaftliche Atmosphäre beibehalten, denn das war der einzige Punkt, der Akira-kun davon abhalten konnte, Yuuki doch 'ausversehen' umzubringen.

Ziel war es also, dass Yuuki seinem 'höhergestellten Freund Ryuji-sama' ein respektvoller, guter, aber hilfsbedürftiger Diener war. Was für ein Spießrutenlauf.

Yuuki atmete kurz auf und war froh, dass er seinem Chef immer aufmerksam zuhörte, wenn dieser von den Schwierigkeiten der Kategorien erzählte. Auch die Erfahrungen der anderen Kollegen waren meist lehrreich. Dennoch konnte man davon ausgehen, dass man mit Akira-kun einen schwierigen Kunden abbekommen hatte.
 

Nein, keinen Kunden! Am liebsten hätte Yuuki sich die Haare gerauft. Akira-kun – war - kein - Kunde! Er war sein brutaler Erzfeind, der eine perfide Freude daran empfand, ihn selbst – Yuuki - zu quälen! Das war kein Kunde. Und auch kein potentieller! Das durfte nicht passieren.

Yuuki verzweifelte, wenn er die Situation betrachtete, in der er noch immer halbwegs auf dem abseits stehenden Café-Tisch lag und schwer atmend versuchte, seine Schmerzen unter Kontrolle zu bringen. 'Tja, Verzweiflung steht bei der Nummer Sieben eben mit auf der Tageskarte.'

Yuuki fauchte innerlich die Stimme des Sarkasmus an. Das war nicht das, was er jetzt brauchte.

Sollte er nun also Akira-kun korrekt behandeln und riskieren, dass er damit sehr wahrscheinlich freiwillig wieder ins *Sunshine*-Café kam, oder sollte er sich den Anweisungen des Chefs widersetzen und Akira-kun loswerden? Damit würde er aber riskieren, dass keiner von ihnen beiden jemals wieder hierher kämen.

Es war wohl Zeit, in den sauren Apfel zu beißen und Akira-kun eine gute Show zu bieten. Wenn schon blamieren, dann aus vollster Seele!

Entsprechend ließ Yuuki seinen ohnehin schon angebahnten Tränen freien Lauf. Obwohl er nicht weinen wollte, fiel es ihm dank der Schmerzen besonders leicht. Aber war das wirklich nur Show? Schließlich litt er wirklich, hatte Schmerzen und war in einer Notlage. Aber Akira-kun, der Held? Das konnte Yuuki sich nicht vorstellen. Dennoch musste er das durchziehen.

Er spürte Akira-kuns Hand über seine eigene streicheln, während Yuuki vom Tisch aufstand. Den Kopf hielt er gesenkt, aber ihm war auch in Wirklichkeit nicht danach, einen tapferen Eindruck zu machen. Wenn Akira-kun der herrschaftliche Held sein wollte, dann könnte Yuuki immerhin einmal die Schwäche zeigen, die er all die Zeit im Verborgenen hielt, und am Ende alles als Show abtun. Das war die Gelegenheit!

Schließlich kam er schwankend wieder auf die Beine, wischte aber noch vorsichtig die letzten Schlieren weg, die der kleine Kampf zwischen den Feinden verursacht hatte.

„Habt Dank, Ryuji-sama, dass ihr mich habt gehen lassen.“, flüsterte Yuuki. Dieser Teil gehörte nicht zu seiner versteckten Schwäche und es war anstrengend, sich so gewählt auszudrücken. Aber hohe Positionen verlangten nach hochgestochener Formulierung.

Akira-kun sagte nichts und Yuuki wagte einen Blick. Da saß er, lehnte sich in der Sitzecke zurück und bettete seine beiden Arme links und rechts auf den Schulterpolstern. Ruhig betrachtete Akira-kun den zerstreuten Yuuki vor sich, der sich abmühte, es ihm recht zu machen. Was für ein verfluchter Macho!

Trotz allem war Akira-kun stolz auf sich, dass er Yuuki losgelassen hatte. Nach diesen Spielereien hätte er das eigentlich nicht verdient, befand er, hatte aber heute einen überraschend großzügigen Tag. Obwohl sein eigener Kopf pochte, konnte er es nicht lassen, sein Spielzeug auf dessen Haltbarkeit zu testen. Dazu gehörte doch auch, dass man es ein paar Mal frontal auf den Tisch schlug, etwa nicht?

Derweil versuchte Yuuki, aus den Augen Akira-kuns zu lesen. Es war schwierig, Akira-kun nach den Anforderungen des *Sunshine*-Cafés zu bedienen, da nicht zu erwarten war, dass er mitspielte.

Viele Kunden ließen sich auf ihre Kategorie ein, nannten Yuuki selbst ihren kleinen Bruder, oder übernahmen seine Arbeit, wenn sie die Helden spielen wollten. Doch der einzige Anhaltspunkt, den Akira-kun dafür bot, dass man seine Laune getroffen hatte, war, dass er ruhiger wurde.

Er würde Yuuki weiterhin provozieren, ihn quälen, ihn ausnutzen und verhöhnen, aber es fände in einem erträglichen Rahmen statt. Schließlich wollte er letztendlich der Held sein.

Eigentlich eine undankbare Aufgabe, eine solche Show bloß für die eigene Sicherheit zu veranstalten.

Yuukis einzige Chance, nicht wieder in eine von Akira-kun verschuldete Notlage zu kommen, wäre es, sich selbst in ungefährlichere Notsituationen zu bringen. Aber wie sollte er das anstellen?

Yuuki atmete tief durch.

Wieder ergriff er das Wort.

„Darf ich euch noch etwas bringen, Ryuji-sama?“, fragte Yuuki möglichst höflich. Wenn er nichts tat, stieg die Chance, dass Akira-kun selbst wieder kreativ werden würde.

Gefragter lehnte sich wieder vor und trank einen Schluck Wasser. Er wollte es kaum zugeben, aber es tat gut, sich nach all den Strapazen ein wenig zu erfrischen. Auch er litt unter den Folgen des Zwischenfalls, aber ebenso wie dies, hätte er auch nie zugegeben, dass ihn selbst die Spielerei mit Yuuki erschöpft hatte. Doch wie hätte er diese Gelegenheit verstreichen lassen können?

„Gibt es hier nicht Kuchen?“, erkundigte sich Akira-kun, bemühte sich aber, desinteressiert zu klingen. Eigentlich aß er kaum Kuchen, aber wenn er schon mal in einem Café war, sollte er das ausnutzen.

Yuuki nickte. Endlich hatte er vernünftige Arbeit. Fleißig zählte er die Sorten auf, darauf bedacht, einen möglichst ehrfürchtigen Ton zu wählen. Nach wenigen Aufzählungen wurde er unterbrochen.

„Einfach irgendeinen.“, lautete die monotone Auswahl. „Husch husch, Hündchen.“ Damit war Yuuki fürs Erste entlassen.

Der Schüler krallte sich in sein Tablett, verbeugte sich tief, verschwand schnellen Schrittes durch das Café und stopfte sich dabei wieder seinen Lappen an den Gürtel.

"Du kannst zaubern"

Yuuki konnte nicht anders und versteckte sich für die ersten wenigen Minuten im Kühlraum. Hierhin gingen die Kollegen immer, wenn sie von einem Kunden besonders gestresst waren und der Chef tolerierte es. Lieber hatte er ausgeruhte Arbeitskräfte, als wenn sie vor den Kunden erschöpft wirkten. Diesmal war Yuukis Verschwinden allerdings besonders aufgefallen und der Chef kam kurz darauf ins Kühlhaus.

„Ist es dir unangenehm, deinen Mitschüler zu bedienen?“, fragte er Yuuki. Dieser sah auf und wischte sich die Augen trocken. „Das ist es nicht direkt.“, gestand er zögernd. „Aber er ist... Schwierig. Ich meine, ohne die Kategorie schon! Und dann auch noch eine Nummer Sieben.“

Sein Chef lachte tief. „Ja, das habe ich schon erkannt, als du ihn hier herein gebracht hast. Ihr seid euch noch nicht ganz grün, nicht wahr?“

Yuuki schniefte. „Was heißt hier 'noch'?“, kommentierte er bitter. „Ich habe ihm bloß geholfen, weil er in Schwierigkeiten war. Aber ich denke, er hasst mich.“ Der Schüler wusste nicht, warum er sich seinem Chef anvertraute, aber es tat gut, mit jemandem zu reden.

Der Glatzkopf legte ihm eine Hand auf die unverletzte Schulter. „Hast du dir mal darüber Gedanken gemacht, warum ich dich eingestellt habe, Yuuki Nao?“

Yuuki zuckte mit den Schultern. „Ich denke mal, weil ich arbeitswillig, verlässlich und pünktlich bin und...“, er pausierte kurz.

„Und?“, hakte der Chef nach.

„Und ich habe das Geld so nötig, dass ich genug Kraft in dieses Prinzip hier stecken kann.“, nuschelte Yuuki. Es tat ihm Leid, dass er das so ausdrücken musste, aber er glaubte eben nicht, dass sich viele dazu bereit erklärten, derart aufopfernd Kunden zu umwerben.

Das Geständnis wurde von erneutem, noch lauterem Lachen kommentiert. „Da hast du wohl nicht ganz unrecht! Aber ich rede von etwas anderem.“ Der Ernst kehrte in das Gesicht des Chefs zurück. Yuuki zog die Stirn kraus. „Ich verstehe nicht.“

„Yuuki Nao, du kannst dich in die Menschen hineinversetzen. Deine Fähigkeiten sind sicher nicht so ausgereift und trainiert, wie bei mir, aber immerhin besitzt du sie. Du hast eine natürliche Intuition, die Stimmungen und Bedürfnisse deiner Mitmenschen zu erkennen und dich anzupassen. Und, was besonders wichtig in diesem Beruf ist, man kauft es dir ab.“

„Das bedeutet, ich arbeite hier, weil es mir vergleichsweise leicht fällt, den Kunden zu entsprechen?“, interpretierte Yuuki.

„Fast, aber“, begann der Chef zu berichtigen. „Wenn du lernst, die Bedürfnisse der Menschen lesen zu können, dann wirst du auch dazu in der Lage sein, Wünsche zu erfüllen. Du wirst die Menschen mitreißen.“ Er öffnete die Kühltür und deutete Yuuki an, wieder hinaus ins Café zu gehen. „So gesehen kannst du zaubern, Yuuki Nao. Und das ist eine Gabe. Nutze sie auch.“

Yuuki nickte, obwohl er nicht alles für voll nahm, was sein Chef ihm sagte. Dass dieser in einer Zuckerwatte-Welt zu leben schien, war ihm schon vom ersten Tag an klar gewesen. Aber immerhin hatte dieses Gespräch ihn beruhigt und motiviert. Wenn er schon solche tollen Fähigkeiten hatte, dann würde er Akira-kun damit dermaßen zufrieden stellen, dass er nicht mehr das Bedürfnis haben konnte, ihn zu terrorisieren!

Mit neuem Mut trat Yuuki wieder hinaus, bediente ein paar weitere Bruder-Master-Freundschafts-Kunden, von denen alle sehr umgänglich waren und widmete sich dann der Kuchenauswahl für Akira-kun. Grübelnd stellte er sich vor die ausgeleuchteten Vitrinen, in denen die schönsten Kuchenstücke präsentiert wurden.

Erdbeerkuchen war in diesem Monat besonders beliebt gewesen und auch der klassische Muffin schmeckte fantastisch. Aber Yuuki konnte sich kaum vorstellen, wie Akira-kun ein süßes Erdbeertörtchen, geschweige denn einen Muffin aß. So entschied er sich letztendlich für einen neuen, weniger gut verkauften Zartbitter-Schokoladenkuchen.

Akira-kun und Süßigkeiten passten irgendwie nicht zusammen. Erhobenen Hauptes machte Yuuki sich mit dem Kuchenstück auf den Weg zu Akira-kuns Tisch.

Das Kinn wurde aber schnell wieder gesenkt und die Demut herausgesucht, als er dann näher kam. Noch einmal rief sich Yuuki ins Gedächtnis, was er zu tun hatte. Heldencharaktere wollten beschützen, mindestens aber helfen. Bisher konnte kein Anhänger der Kategorie Drei dem Drang widerstehen, Yuuki zu helfen, wenn es ihm schlecht ging. Doch wie sehr durfte er gegenüber Akira-kun leiden?

Das Schwierigste würde es für den Anfang sein, eine Verbindung aufzubauen. Normalerweise hatte Yuuki bei den Neukunden über mehrere Besuche hinweg Zeit, sich mit ihnen vertraut zu machen. In diesem Fall musste Yuuki wissen, wie er zu handeln hatte, weil die Wahrscheinlichkeit groß war, dass Akira-kun das nächste Mal mit einer anderen Stimmung auftauchen würde.

Das nächste Mal... Noch immer bekam Yuuki eine Gänsehaut, wenn er darüber nachdachte, dass er gerade seinen Erzfeind als Stammkunde umwarb. Für solche Bedenken durfte aber jetzt keine Zeit sein!

Yuuki schritt behutsam auf Akira-kuns Tisch zu. Er sah, dass Akira-kun sein Glas bereits leer getrunken hatte, die Flasche aber noch hinreichend voll war. Das konnte er gleich übernehmen.

„Ich bringe euch euren Kuchen, Ryuji-sama.“, erklärte Yuuki, stellte den Zartbitter-Schokoladenkuchen diesmal mit ruhiger Hand ab und drehte das Tellerchen ein Stück zur Präsentation. „Ich hoffe, dass er nach eurem Geschmack ist.“ Nachdem Yuuki die Zusammenstellung des Kuchens knapp geschildert hatte, goss er seinem Master-Helden Wasser nach. Dieser sagte in all der Zeit nichts. Er saß schweigend auf seinem Platz, beobachtete sein Spielzeug mit Argusaugen und ließ sich nichts anmerken. Insgeheim genoss er es, dass Yuuki verpflichtet war, ihn mit solchem Respekt zu begegnen, andererseits langweilte es ihn auch beinahe. Dieser Schwächling war sonst mehr vom Charakter eines aufmüpfigen Hündchens, als vom niederen Bediensteten. Akira-kuns Gedanken schweiften ab in die Richtung, ob es ihm gefallen würde, wenn Yuuki nun sein aufmüpfiger, aber dennoch respektvoller Sklave wäre.

Dann müsste er sich immerhin verbeugen, obwohl dieser Knirps sich Löcher in den Bauch ärgern würde. Zudem wäre er selbst wieder der Stärkere, der ihn früher oder später großzügig von seinem Leiden als Sklave befreien könnte. Dafür würde er ihm dann sein Leben schulden. Akira-kun ließ seinen Kopf weiter spinnen und grinste dabei diabolisch, doch sein Grinsen verschwand, als Yuuki auf einmal vor seinem Tisch zu Boden sank.

Der Jüngere seufzte leise, hielt sich am Tisch fest und kniete sich hin.

„Hey. Was wird das?“, fragte Akira-kun und rutschte ein Stück zur Seite, um einen besseren Blick auf seinen Diener-Köter zu haben.

Yuuki atmete schwer. „Es- Es geht gleich wieder.“ Er hielt sich die Schulter. Tatsächlich schmerzte sie, aber es wäre niemals ein Grund gewesen, derart zusammenzubrechen. Mehr hatte er das Gefühl, sich kurz ausruhen zu wollen. Oder empfing er tatsächlich unterbewusst die Wünsche von Akira-kun, wobei sein Körper ihm half, sie umzusetzen? Das wäre auf bestimmte Weise sehr unheimlich, denn dann würde das bedeuten, dass er keine wirkliche Kontrolle mehr über seinen Körper hatte und nicht mehr zwischen Wunsch und Realität unterscheiden konnte.

Nach einem kurzen Seitenblick erkannte Yuuki, dass Akira-kun bloß abwartete. Er konnte kaum die Bereitschaft erkennen, dass man ihm aufhelfen würde.

Verdammt, also biss der Kerl zumindest bei dieser Show nicht an!

Schwankend kam der Jüngere also wieder auf die Beine. „Ich steh schon wieder. Alles in Ordnung.“ Symbolisch klopfte er die Schürze ab.

„Wenn ihr keinen Wunsch mehr habt, Ryuji-sama, mache ich nun weiter.“ Mit diesen Worten wollte sich Yuuki gerade verabschieden, als er unerwartet auf die Sitzbank gezogen wurde.

„Ich habe gesehen, wie du dich mit den anderen Kunden hingesetzt und geredet hast.“, hauchte Akira-kun. „Dann bekomme ich doch mindestens den gleichen Service, nicht wahr?“

Sofort kehrte die Nervosität zu Yuuki zurück. Er spürte Akira-kuns Hand auf seinem Arm. Sie hielt ihn fest und zog ihn auf die Sitzbank. Etwas zu stark, denn plötzlich befand sich Yuuki mehr in einer liegenden, als in einer sitzenden Position. Er lehnte sich stark gegen Akira-kun, dank dessen Griff Yuuki sich nicht aufzurichten vermochte.

„I- Ich muss weiterarbeiten, R-Ryuji-...-sama!“, protestierte Yuuki, fügte aber erst nachträglich schnell das Affix an. Es war Yuuki schleierhaft, wie er so etwas Wichtiges fast vergessen konnte. Brachte ihn der Verlauf dieser Situation derart aus dem Konzept? Doch er musste unbedingt Ruhe bewahren, sonst würde das Prinzip der Show nicht funktionieren.

Zumindest hatte der kleine, vorgetäuschte Schwächeanfall mittlerweile offensichtlich Wirkung entfaltet. Aber es war doch wirklich vorgetäuscht gewesen, oder?

„Bist du so erschöpft, dass du den Respekt beinahe verlierst, Kleiner?“ Gespielt gequält fügte Akira-kun hinzu: „Bin ich etwa der Einzige, den du nicht nach den Regeln des Hauses behandelst, obwohl ich doch dein Master bin?“

Yuukis Gesicht glich einer Tomate, als er über seine Position nachdachte: Hier, halbwegs liegend, neben Akira-kun, der sich aufführte, wie ein Diktator. Und noch hatte Akira-kun nicht aufgehört, Yuuki weiter zu sich zu ziehen. Immer näher neigte sich der wehrlose Jüngere seinem Feind entgegen.

„N...Nein...“, wollte sich Yuuki gerade gegen seinen Kurs gen Akira-kun sträuben, da ging ein Ruck durch seinen Körper. Ehe er sich versah, riss Akira-kun ihn vollends hinunter. Yuuki kniff die Augen zusammen und hatte schon die Erwartung, gleich mit der Nase auf die Tischkante zu schlagen.

Doch er wurde durch Akira-kun im letzten Moment noch umgedreht und landete überraschenderweise mit dem Hinterkopf weich.

Yuukis Puls raste, als er erschrocken nach Luft schnappte und die Augen wieder aufriss. In seinem Kopf blitze ein Bild auf, dass ihm überhaupt nicht gefiel.

Er lag auf der Sitzbank des *Sunshine*-Cafés, in dem er eigentlich arbeiten sollte und hatte den Kopf auf dem Schoß seines Erzfeindes gebettet. Wie zur Hölle war er in den letzten zehn Sekunden aus der stehenden Position in DIESE hier gekommen? Yuuki verfluchte sich und seine schlechten Reaktionszeiten. Vermutlich wurde er gerade noch roter im Gesicht. Dieses Spiel ging definitiv zu weit! Ehe Yuuki darüber nachdenken konnte, stützte er sich hektisch ab und wollte sich wieder aufrichten, doch sein Vorhaben wurde unterbunden. Akira-kun packte Yuuki am Kragen und zwang ihn dann, sich wieder auf seinen Schoß zu legen. Dabei starrte er den Unterworfenen mit Unheil verkündendem Blick an. „Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber solltest du dich nicht auch mit mir unterhalten, wenn ich doch dein Kunde bin?“, fragte er noch einmal und betonte seine Worte so süß, als würde ihm Honig auf der Zunge zergehen. Yuuki sah unweigerlich gerade nach oben und konnte sich nicht von Akira-kuns Augen losreißen. Er hatte noch nie derart bösartige, leere und gleichzeitig hasserfüllte Augen gesehen. Mordlustig.

Yuuki war sich nicht sicher, ob er in diesem Moment mehr Angst oder Pein verspürte. Angst vor Akira-kun und die schon einprogrammierte Furcht vor der Nähe zu ihm. Und Pein, da ihm die Gesamtsituation und ihr Verlauf dem Kleineren absolut nicht gefielen.

Worin sich allerdings beide Jungen sicher waren, war, dass Akira-kun recht hatte. Wäre er ein gewöhnlicher Kunde, würde Yuuki sich tatsächlich zu ihm setzen, ihm ein paar der Nummer-Eins-Floskeln entgegenbringen und eine kurze Unterhaltung führen.

Nur Akira-kun hatte er diesen Service verwehrt und das war aufgefallen. Warum musste der Typ auch so aufmerksam sein? Yuuki nahm all seinen Mut zusammen, um die Situation noch zu retten.

Neue Taktik: Opferposition!

„Ryuji-sama, ihr... Ihr habt mich erwischt. Ich wollte euch nicht weiter Gesellschaft leisten.“, gestand Yuuki und wartete dann mit klopfendem Herzen auf Reaktion.

„Ach, und warum wolltest du das nicht? Denkst du nicht auch, dass du mir das schuldig wärst?“, bohrte Akira-kun.

Nur ganz knapp konnte Yuuki verhindern, dass seine Empörung im Gesicht ablesbar war. Schuldig? Was lief bei dem Kerl falsch? Als ob er.... „Ich bin mir keiner Schuld bewusst, Ryuji-sama. Aber ich wollte nicht vor euch so leiden.“ Oh man, wie redete er bloß mit seinem Erzfeind? Er würde Akira-kun nie mehr ansehen können, wenn das erst überstanden war.

Und wenn das die Runde machen würde! Yuuki könnte direkt wieder die Schule wechseln! Obwohl... So dramatisch war diese Situation eigentlich doch nicht. Die Umstände machten sie nur fragwürdig. Apropos Umstände! Yuuki war etwas aufgefallen. Etwas, was ihm einerseits einen großen Erfolg einbrachte, ihn andererseits aber auch verurteilte.

Denn Akira-kun spielte auf einmal mit.

Er ließ sich – was nicht verwunderlich war – auf die Rolle als Master ein und sorgte gleichzeitig mit seiner Aktion dafür, dass Yuuki sich hinlegte und ausruhte, denn egal, wie sehr er es abstritt, so war es nicht unbequem auf Akira-kuns Schoß. Unumstritten unbehaglich! Aber nicht unbequem.

Akira-kun vereinigte tatsächlich die Kategorien so gut, wie man es von einer außergewöhnlichen Nummer Sieben erwarten sollte. Doch sehr zu Yuukis Missfallen, als Akira-kun wieder das Wort ergriff. „Wie gut, dass meine Meinung über der meines Dieners steht.“, spielte Akira-kun derweil weiter. „Und ich sage dir, dass du mir jetzt Gesellschaft leistet.“

Yuuki sah in das Gesicht über sich, das ihn überlegen angrinste. Allein die Position, in der sie waren, verlieh Akira-kun mehr Macht. Er gab den Ton an und Yuuki hatte zu ertragen.

„Ich kann eurem Wunsch leider nicht entsprechen, Ryuji-sama. Andere verlassen sich auf mich.“, wehrte sich Yuuki trotzdem noch einmal.

Plötzlich schlug die Stimmung drastisch um.

„Das ist kein Wunsch!“ Akira-kun klang nun wütend. Wurde er wirklich sauer? Wut war keine gute Grundlage für die generelle Atmosphäre des *Sunshine*-Cafés. Yuuki musste die Situation retten.

„Ich kann leider wirklich nichts dafür, ich...!“, verteidigte er sich, doch es war zu spät. Yuuki konnte gar nicht aussprechen, da packte Akira-kun ihn mit einer Hand am Hals und drückte ihn brutal nach unten auf seine Beine. Yuukis Augen weiteten sich. Aus Reflex riss er die Hände hoch und zerrte an Akira-kuns Hand, die ihm die Luft abschnürte. Im Nacken und am Hinterkopf spürte er Akira-kuns muskulösen Beine, die sein Peiniger zusätzlich etwas nach oben schob, um seine Luftröhre noch weiter quetschen zu können.

Derweil bohrten sich Yuukis Finger panisch in Akira-kuns Haut und hinterließen rote Furchen auf seiner Hand. Sauerstoff! Unbedingt!

Sehr schnell hörte Yuuki seinen lauter werdenden Puls in seinen Ohren. Es begann zu rauschen und Yuukis Sicht verschwamm. Atmen!

Das verzweifelte Kratzen und Zerren Yuukis wurde schwächer. Er wollte nicht aufgeben, doch allein die Anstrengung, seine Hände zu einem erneuten Kampf zu heben, schien auf einmal unerträglich viel Kraft zu kosten.

In eben diesem Moment ließ Akira-kun los.

Frischer Sauerstoff strömte in Yuukis Lungen und als er wieder hektisch nach Luft schnappen konnte, stiegen ihm ungewollt die Tränen in die geröteten Augen. Er verdeckte sie mit den Händen und strengte sich an, nicht zu schluchzen. Nicht vor diesem verfluchten Monster!

Aber das war einfach zu viel!

Getreten, geschlagen, gebissen und jetzt beinahe erwürgt! Diese Bestie wollte ihn umbringen und wenn er das nicht bald eigenhändig tat, würde mindestens Yuukis Stresstoleranz ihn zu Grunde richten!

Wie konnte er es sich überhaupt trauen, ihn in voller Öffentlichkeit beinahe zu töten?? Hatte der sie noch alle?

„Und... so einem Arsch... wie dir... habe ich auch noch geholfen.“, brachte Yuuki leise hervor. Er ignorierte es, weiterhin in der Rolle bleiben zu müssen und er ignorierte auch, dass er noch immer auf Akira-kuns Schoß lag. Zumindest fürs erste.

Währenddessen beruhigte sich Akira-kun wieder. Er lächelte wieder teuflisch. „Bleibst du jetzt freiwillig bei mir, mein kleiner Diener?“, fragte er und ignorierte Yuukis verbalen Ausfall.

Wie bitte? Trotz allem spielte er dieses bescheuerte Spiel weiter? Er hatte ihn beinahe umgebracht! War das für ihn auch nur ein Spiel gewesen??

Gerade wollte Yuuki sich wehren, aufstehen und Akira-kun allein lassen. Er könnte auch sein nächstes Glas Wasser vergiften, um diesen Tyrannen endlich loszuwerden! Irgendetwas würde sich da schon finden.

Aber dann spürte er etwas. Es kribbelte an seinem Hals. Akira-kuns Finger wanderten sachte, fast schon zärtlich, über die roten Druckstellen, an denen Akira-kun ihn gewürgt hatte. Sicherheitshalber atmete Yuuki tief ein und bereitete sich darauf vor, noch einmal dieser Tortur unterzogen zu werden. Doch die Luftnot blieb aus. Gleichzeitig allerdings wurde Yuuki eines bewusst: Sobald er Akira-kun nicht folgen und weggehen wollen würde, dann würde er wieder beinahe umgebracht werden.

Wenn es dann denn auch bei dem 'beinahe' blieb.

Und so nickte Yuuki widerwillig. „Okay.“, hauchte er, zu mehr nicht in der Lage. Wenn er lauter gesprochen hätte, dann würde Akira-kun seine gebrochene Stimme heraushören können und das wollte Yuuki verhindern. „Ich bleibe bei... euch, Ryuji-sama.“, versprach er. Als er das gesagt hatte, spürte er, wie Akira-kun tief durchatmete. Das klang beinahe wie ein erleichtertes Seufzen. Erleichtert darüber, dass er ihn nicht noch einmal würgen müsste? Na danke.

„Dann bleibst du jetzt liegen, du Pflegefall.“, kommentierte Akira-kun, als wäre nichts gewesen.

Dieser Kerl war definitiv unberechenbar. Yuuki spürte wieder, wie Akira-kun seine Beine unter Yuukis Kopf bewegte. Diesmal aber nur, um näher an ihn heran zu rücken. Dabei hob er Yuukis Kopf leicht an. Beinahe vorsichtig kümmerte sich Akira-kun darum, dass Yuuki gemütlich auf seinen Beinen liegen konnte. Danach probierte der Sitzende genüsslich seinen Kuchen.

Ruhe kehrte ein. Es entstand schlagartig eine beinahe friedliche Atmosphäre, wenn man davon absah, dass Yuuki gerade fast gestorben wäre und seine Lunge noch immer wie Feuer brannte.

Nun lag er hier, durfte sich – zumindest in der Theorie – auf Akira-kuns Beinen entspannen, während dieser sich seinen Kuchen schmecken ließ.

Was war hier bloß los? Wieder überschlugen sich Yuukis Gefühle. Wie konnte er nur auf dem Schoß seines Erzfeindes während seiner Arbeitszeit landen? Warum taten die Götter ihm das an? War er verflucht? Würde Akira-kun ihn früher oder später wirklich umbringen? Und hatte er überhaupt den richtigen Kuchen ausgewählt?

Bei letzterer Frage stoppte Yuuki. Sein Hirn brodelte gerade auf der Suche nach der Antwort auf all diese Geschehnisse und reihte dort ein, wie seinem Master der Kuchen schmeckte?

Und Moment. Seinem Master? Das konnte doch nicht der Ernst seines Hirns sein!

Yuukis Kopf schien da einiges zu verwechseln. Ehe er dazu kommen konnte, sich für geistig unzurechenbar einzustufen, ergriff Akira-kun das Wort.

„Der Kuchen ist gut.“, stellte er fest. Yuuki zuckte zusammen, als er Akira-kuns Stimme hörte. Er hatte kein Gespräch mehr erwartet.

„Danke.“, gab Yuuki kleinlaut zurück. Sofort ärgerte er sich. Warum zeigte er jetzt wieder den kleinlauten Unterwürfigen? Sein Hirn spielte ihm sicher wegen des vergangenen Sauerstoffmangels einen Streich. Noch dazu fing sein Herz wie wild an zu klopfen, obwohl es sich doch gerade erst beruhigt hatte. War das wirklich... Konnte es sein, dass Yuuki sich über das Lob freute? Im nächsten Augenblick kam Yuuki sich tatsächlich vor wie ein kleiner Hund, der ein Leckerli von seinem Herrchen zugeworfen bekommen hatte. Er biss sich auf die Zunge.

Also, Freude?

Nie – im – Leben !

'Halt die Klappe, Herz.', fauchte Yuuki sein Innerstes an.

„Hast du ihn gemacht?“, führte Akira-kun das Gespräch überraschend weiter.

Das verneinte Yuuki leise.

„Dann bedanke dich nicht, es ist schließlich nicht dein Verdienst.“, kommentierte Akira-kun kühl.

Yuuki seufzte. Er hätte gern mit den Schultern gezuckt, aber dann hätte er sich auf Akira-kuns Schoß bewegt, was er unbedingt vermeiden wollte. „Ich habe ihn aber ausgewählt.“, verteidigte sich Yuuki.

Erst kam nur ein Brummen als Reaktion darauf. Gerade erwartete Yuuki schon nichts mehr, dann spürte er eine Hand, die ihm den Kopf tätschelte.

„Dann hast du ihn gut ausgewählt, Hündchen.“, knurrte Akira-kun. Daraufhin konnte Yuuki ein Kichern nicht unterdrücken. Ebenso von selbst schlossen sich seine Augen und genossen die durch sein Haar streichelnde Hand.

Eines war ihm bewusst: Diesen Moment würde er wohl für den Rest seines Lebens nicht vergessen, so kurios kam er ihm vor. Selbst Akira-kun schien friedlicher gestimmt, als Yuuki es je hätte erwarten können. Wieder schaltete sein Hirn auf selbstzerstörerische Selbstständigkeit, denn es dachte sich, dass es egal war, welche Torturen Akira-kun noch für Yuuki bereit hielt, dieser es ertragen würde, solang er einen solchen Moment wie jetzt gerade noch einmal erleben könnte.

...

Vielleicht konnte er ja doch ein bisschen zaubern.

Ein angefahrener Hirsch im Labyrinth

Geschlossene Augen.

Schloss man die Augen vor jemandem länger, als nur für einen Wimpernschlag, so bedeutete das Vertrauen. Sicherheit. Eine nonverbale Aussage, die signalisierte, dass man sich jemandem in seiner größten Verletzlichkeit präsentierte und die Kontrolle vollkommen abgab.

Als Yuuki seine Augen schloss, dachte er über so etwas nicht nach. Sein Körper tat es intuitiv.

Nur noch ein bisschen. Ein paar Minuten.

Selten hatte er sich geborgener gefühlt, als in jenem Moment, als er auf dem Schoß Akira-kuns ruhte. Weich gebettet auf die Beine seines eigentlichen Erzfeindes, ließ Yuuki seine Gedanken schweifen. Es war in der kurzen Zeit an der Schule bereits so viel geschehen. Das meiste davon verband er mit Akira-kun. Torturen, Qualen, Hass, Unsicherheiten, aber auch ein gewisses Maß an Spaß und Freude. Wenn die ständige Todesangst nicht wäre, könnte sich Yuuki womöglich an Akira-kuns Anwesenheit gewöhnen.

Akira-kun... Ryuji-sama... In Yuukis Gedanken vermischten sich diese beiden Bezeichnungen. Hinter welchem Namen versteckte sich der wahre Charakter dieses Kerls?

Akira-kun, sein abweisender, aggressiver Mitschüler, der ihn umzubringen versuchte?

Oder Ryuji-sama, dieser launische Herrscher, der mit all seiner beängstigenden Macht um Vertrautheit und Nähe kämpfte, die er aber mit Unterdrückung nie erreichen könnte?

Aber eines war sicher: Dieser Mensch brauchte Aufmerksamkeit. Wie ein Kampfhund, der um Beachtung rang, indem er zerstörte und verletzte.

Wenn man den jetzigen Moment betrachtete, dann hoffte ein Teil von Yuuki darauf, dass er Akira-kuns innere Bestie gezähmt hatte. Von der einen auf die andere Sekunde hatte sich zwischen ihnen ein roter Faden knüpfen lassen, der sie verband. Einer, der ein Halfter um Akira-kuns Bestie legte.

Gleichzeitig aber befürchtete Yuuki, dass dieser Faden zu dünn, zu stark gespannt war. In jeder weiteren Sekunde konnte er reißen und würde sich so schnell auflösen, als hätte er nie bestanden. Doch selbst, wenn Akira-kun sich womöglich hatte bändigen lassen... Würde Yuuki so eine Verbindung überhaupt selbst eingehen können?
 

„Akira-kun...“, flüsterte Yuuki unbewusst. Der Name schwirrte ihm so unkontrolliert im Kopf herum, dass er diese aufgestauten Gefühle von Verwirrung und Unsicherheit irgendwie loswerden musste. Das tat er mit seinem Flüstern. Der Klang seiner eigenen Stimme hörte sich aber zu fremd an und ließ ihn aufschrecken.

Er zuckte zusammen und riss die Augen auf. Die plötzliche Bewegung sorgte für einen stechenden Schmerz in seiner Schulter. Mit einem Schlag war er zurück in der Realität.

Natürlich war auch Akira-kun dieses Verhalten aufgefallen. Als die Blicke der beiden Jungen sich trafen, gefror Yuuki das Blut in den Adern. Da war sie wieder. Diese Mordlust. Diese Gefahr.

„E-Es... Es tut mir...“, begann Yuuki stotternd. Er hasste sich dafür, dass ausgerechnet er es gewesen war, der diesen Moment zerstört hatte. Warum konnte sein Kopf nicht einfach Ruhe geben? Warum wollte er alles blockieren, was ein wenig Vertrauen schaffen konnte?

Yuuki kannte die Antwort. Zu seinem Selbsthass gesellten sich Wut und Enttäuschung.

Derweil starrte Akira-kun ihn unentwegt an, als spiegelten seine Augen all die Gefühle wieder, die er gerade empfand.

Beide schwiegen sich erst an. Dann brach Akira-kun die Stille.

„Geh.“, befahl er in ruhigem Ton und ließ leise die Gabel über den mittlerweile leeren Kuchenteller scharren. „Und bezahl' meine Rechnung.“

Das war Yuukis Stichwort. Erleichtert richtete er sich auf. Endlich durfte er sich wieder bewegen. Sein Rücken kühlte schnell aus und vermisste jetzt schon den wärmenden Untergrund, aber dem Jungen war seine Freiheit und sein Leben mehr wert.

„Der Kuchen und das Wasser gehen aufs Haus.“, erklärte Yuuki. „Ihr müsst nichts bezahlen, Ryuji-sama.“

Akira-kun stierte ihn mit eisigem Blick an, als wolle er sich jede von Yuukis Bewegungen ins Gedächtnis brennen. Sofort fühlte sich der Kleinere wieder als Beute, aber immerhin konnte er gleich fliehen.

„Du wirst es trotzdem bezahlen. Ich stehe niemandem in der Schuld.“, befahl Akira-kun schließlich.

Yuuki stand derweil wieder und legte den Kopf schief. „Ihr steht dann aber bei mir in der Schuld, wenn ich für euch zahle.“, stellte er klar. Als Antwort darauf kam ein hämisches Grinsen. Akira-kun strecke den Arm aus und tätschelte Yuuki absichtlich die verletzte Schulter. „Als ob...“ Das brachte Yuuki dazu, wieder schmerzerfüllt aufzukeuchen. Er krallte sich am Tisch fest und kniff die Augen zusammen. „Bitte, hört auf. Das tut weh.“ Doch anstatt aufzuhören, drückte Akira-kun nur noch fester gegen die Verletzung. „Gehorche, Hündchen!“

Trotz der Schmerzen fiel Yuuki auf, wie kurz angebunden Akira-kun sprach.

Und dann verstand er.

Auch seinem Erzfeind war diese Situation mit einem Schlag mehr als unangenehm geworden. Nur war es seine Art, mittels getilgter Schulden und typischer Aggression seine Gefühle zu übertünchen. Yuukis Blick fiel auf den leeren Kuchenteller. Dann auf die Gabel, die ihm auf einmal wie eine geeignete Mordwaffe erschien.

Für Akira-kun war dieser Tag ganz offensichtlich beendet. Das Spiel war vorbei, seine Laune, den Herrscher zu spielen, war verflogen. Gewöhnlicherweise passierte das bei einem Kunden erst, wenn dieser das Café verlassen hatte, aber bei Nummer Siebenern war alles möglich.

Es war nun das Klügste, wenn Yuuki seinen Job beendete und das Weite suchte, um nicht doch noch umgebracht zu werden.

„Ich... Ich habe verstanden.“, brachte er hervor. Wieder keimte ihn ihm das Unbehagen darüber auf, dass er diesem Kerl als Sklave zur Verfügung gestanden hatte. Oder ließ Yuuki nur zu, dass Akira-kuns negativen Gefühle auf ihn projiziert wurden?

Nach Yuukis Eingeständnis löste sich die Hand von seiner Schulter. Schnell räumte der Junge den Teller, einschließlich der potentiellen Mordwaffe, vom Tisch, verneigte sich und huschte zur Theke.
 

Freiheit. Endlich wieder frei.

Mit jedem Schritt, den Yuuki sich von Akira-kun entfernte, fühlte er, wie die Last von ihm abfiel. Wie lange hätte Yuuki dieses Gefühlschaos noch durchgestanden? Er war sich nicht sicher.

Dass er vor wenigen Minuten noch auf dem Schoß dieses Tyrannen gelegen und sich darüber Gedanken gemacht hatte, dass sie beide auch nur irgendetwas verbinden konnte, kam Yuuki nun vollkommen abwegig vor.

Ein Traum, aus dem man ruckartig herausgerissen und einem erst im Nachhinein bewusst wurde, dass es doch eher ein Alptraum gewesen sein musste.

Wie der Moment nach einem Unfall, bei dem einem erst beim Aufwachen deutlich wurde, wie viel Glück man doch gehabt hatte, zu überleben.

Der Junge atmete durch. Am liebsten hätte er sich wieder ins Kühlhaus verkrochen und sein Herz eingefroren. Wenn Akira-kun ihn auch nur ein bisschen länger mit diesem eiskalten Blick angestarrt hätte, dann wäre er jetzt sicherlich auch kalt.

Schließlich verschwand Yuuki im hinteren Bereich und spülte das Geschirr ab. Als er fertig war, drehte er das Wasser auf kalt, durchnässte ein Tuch damit und hielt es sich gegen die Stirn.

„Hoffentlich bringt das keine schlimmen Folgen mit sich.“, betete er leise und genoss das kühle Nass. Lange durfte er sich diese Ruhe aber nicht gönnen. Er hatte noch ein paar andere Kunden zu bedienen und mit Akira-kun hatte er sich viel zu viel Zeit gelassen.

Gerade warf er das Tuch weg, als sein Chef in den hinteren Bereich kam.

„Na, Yuuki Nao. Wie liefs mit deinem Freund?“, erkundigte er sich, klang aber so, als würde er die Antwort schon kennen.

Yuuki seufzte. „Wir sind definitiv keine Freunde... Und werden es niemals sein.“, gestand er resigniert. „Wie kann ein so komplizierter Mensch überhaupt existieren? Erst ist er ein absoluter Tyrann, dann ist er ruhig und beinahe nett und im nächsten Moment glaubt man wieder, dass er einen umbringen möchte!“, machte er seinem Ärger Luft.

Yuukis Chef lachte. „Hach ja, noch einma' jung sein.“, flötete er, als würde er Yuuki um seine Situation beneiden.

„Da gibt es nichts zu lachen!“, fauchte Yuuki. Die Verzweiflung sprach aus ihm, aber als ihm bewusst wurde, wer ihm gerade gegenüber stand, senkte er seine Stimme wieder. „Tut mir leid für den Tonfall.“, entschuldigte er sich.

„Is` schon okay, Yuuki-kun.“, verstand sein Chef. „Aber v'lleicht denkste mal auf eine and`re Art drüber nach.“

Dieser Vorschlag machte Yuuki stutzig. „Auf eine... andere Art?“

„Ich mein', stell dir vor, du bist in einem Labyrinth. So 'nem hohen Heckenlabyrinth. Tolle Dinger übrigens! Auf jeden Fall hast du dich vollkommen verlaufen, findest den Weg nich'. Du hast Hunger, Durst, Angst. Was tust du?“

Yuuki war verwirrt. „Ich suche weiter, bis ich den Ausgang finde?“

„Und wenn du ihn einfach nich' findest?“

„Ich weiß nicht...“ Yuuki dachte nach. „Sind denn noch andere mit mir im Labyrinth?“

„Vielleicht, vielleicht auch nicht.“, antwortete sein Chef. Seine Augen blitzten, als freute er sich, dass Yuuki der versteckten Botschaft näher kam.

„Dann... Ich denke, ich würde um Hilfe rufen. Lärm machen und hoffen, dass mich jemand findet.“

Sein Chef klatschte in die Hände. „Hah! Siehste? Du machst Lärm, damit dich jemand findet. Du hoffst, dass dich jemand sucht.“

Yuukis Blick sprach Bände. Er verstand nur Bahnhof. „Ja und jetzt?“

„Was is' denn, wenn“, half sein Chef dem Jungen auf die Sprünge. „dein Schulfreund sich selbst im Labyrinth seiner Seele verirrt hat und nich' weiß, wohin er überhaupt will. Denk nach, er is' 'ne Nummer Sieben. Er's sprunghaft. Is' jemand eine Nummer Sieben , weil er's gewählt hat, oder, weil er v'lleicht nich' weiß, was er wirklich will?“

Bei einer so suggestiven Frage konnte es nur eine Antwort geben. „Also weiß Akira-kun nicht, was er will und sucht sich selbst?“, interpretierte Yuuki. Sein Chef nickte eifrig. „Ganz genau! Und da er für sich selbst keinen Ausweg findet, macht er Lärm. Er terrorisiert dich, damit er in deinem Fokus steht. Damit du das tust, was er nich' kann. Sich selbst finden.“

„Er will, dass ich ihn finde...“ So hatte Yuuki Akira-kun nie wahrgenommen. Vielleicht hatte sein Chef recht. Vielleicht war Akira-kun nur ein umherirrender, verlorener Mensch, der hoffte, dass irgendjemand stark genug war, es mit all seinen Launen aufzunehmen. Zumindest konnte man daraus die Herrscher-Sklave-Helfer-Verbindung herleiten.

Yuuki räusperte sich. Das kam ihm doch ein wenig zu philosophisch vor. „Vielleicht ist er aber auch tatsächlich einfach nur bewusst irre.“, konterte er zweifelnd.

Sein Chef zuckte mit den Schultern. „Das wirst du nur herausfinden, wenn du dich dem stellst, was er gegen dich feuert. Und jetzt genug geplaudert, die Arbeit und unsere wundervollen Kunden rufen!“, trällerte er, als hätte diese ernste Unterhaltung nie stattgefunden. Tanzend zog er von dannen.
 

Unglaublich, dieser Mensch. Wenn sich irgendeine Seele jemals in einem solchen Labyrinth verirren sollte, dann könnte Yuuki zumindest dringlichst davor warnen, der Spur der glitzernden Glatze zu folgen. Das würde niemals gut ausgehen.

Akira-kun auf der Suche nach sich selbst? Dieser Kerl suchte nicht... Er jagte! Und das auch nicht sich selbst, sondern andere. Ihn, Yuuki. Ja, Akira-kun jagte Yuuki. Und was für eine Beute wäre Yuuki, wenn er seinem Jäger auch noch in die Arme laufen würde?
 

Mit einem Kopfschütteln betrat Yuuki wieder den Hauptbereich des Cafés. Nach einem kurzen Blick in Richtung des Tisches, an dem Akira-kun gesessen hatte, stellte Yuuki fest, dass sein Feind bereits verschwunden war. Genau das hatte er auch erwartet.

Schließlich ging er wieder an die Arbeit und beendete seine Schicht erst, als es draußen schon fast dunkel war. Bis dahin hatte er glücklicherweise nicht mehr allzu viele Kunden gehabt.

Nachdem er sich umgezogen hatte, zahlte er Akira-kuns Kosten. „Er wollte nicht, dass er hier Schulden hat.“, erklärte Yuuki. Sein Chef nickte verständnisvoll. „Das bedeutet, dass er sich davon trennen will, was heute passiert is'.“

Yuuki lief sofort rot an. „Es... Es ist überhaupt nicht passiert!“, wehrte er sich. Sein Chef nickte erneut. „Sicherlich.“, sagte er ernst, aber Yuuki wusste, dass er ihm nicht wirklich glaubte.

Damit war Yuukis Tag beendet.

Mit letzter Kraft machte er sich auf den Weg nach Hause, grüßte seine Eltern kurz und verschwand in seinem Zimmer. Dort warf er seine Sachen irgendwo in den Raum, schmiss sich erschöpft aufs Bett und brummte frustriert in das Kissen. Ein paar Mal schlug er mit der Faust auf die Matratze, bis ihm selbst dazu die Kraft fehlte.

Heute würde er mit Sicherheit nichts mehr für die Schule machen. Dafür war der Tag zu nervenaufreibend gewesen.

Mit der Zeit beruhigte sich Yuuki. Er entspannte sich und drohte fast schon, in voller Montur auf seinem Bett einzuschlafen, als er plötzlich ein Vibrieren hörte. Was war das? Yuuki ignorierte das regelmäßige Geräusch und nach wenigen Anschlägen hörte es auf. Was auch immer das gewesen war, es war nun weg. Trotzdem hatte es Yuuki wieder etwas wacher gemacht.

Als er sich auf die Seite legte und seinen Blick durch das Zimmer schweifen ließ, entdeckte er seine Schultasche, die er achtlos fallen gelassen hatte. Sein Handy war herausgefallen. Der kleine, pulsierende Lichtpunkt darauf zeigte an, dass ihn wohl jemand angerufen hatte.

Wer sollte ihn denn jetzt noch anrufen?

Als hätte das Handy gespürt, dass es aus der Ferne beobachtet wurde, vibrierte es erneut. Diesmal nur einmal. Es leuchtete auf, aber aus seinem Winkel erkannte Yuuki nicht, warum es das tat.

Müde robbte er an die Bettkante, streckte sein Bein aus, um sich so wenig wie möglich bewegen zu müssen und fischte das Handy mit dem Fuß zu sich, bis es in greifbarer Nähe war.

„Was soll das denn jetzt?“, murmelte er verschlafen.

Er entsperrte das Handy und sah den verpassten Anruf. Unbekannte Nummer. Bestimmt irgendein wahlloser Klingelstreich.

Doch dann fiel ihm das Nachrichtensymbol auf. Jemand hatte ihm geschrieben?

Skeptisch öffnete er die Nachricht, die von derselben unbekannten Nummer kam, wie der Anruf.
 

„Hey, Kleiner.“, las Yuuki flüsternd vor.

„Was heute passiert ist, wirst du niemandem sagen. Falls du es doch vorhast, reiße ich dir deine...“, Yuuki stockte. Bei einer solchen Formulierung wusste er sofort, von wem diese Nachricht war. Aber woher kannte er seine Nummer?

Dann fiel es ihm siedend heiß wieder ein. Damals... Im Heft... Er hatte ihm doch seine Nummer aufgeschrieben!

Wie konnte er bloß so naiv gewesen sein?

Dennoch las Yuuki weiter.

„Falls du es doch vorhast, reiße ich dir deine Stimmbänder eigenhändig aus dem Hals, ehe du auch nur einen Ton davon erwähnen kannst.“

Wie freundlich man doch jemanden darum bitten konnte, Stillschweigen zu bewahren. Und das Schlimmste war: Er meinte das ernst.

Obwohl ihn Yuukis Intuition davor warnte, weiterzulesen, konnte er nicht anders.

„Falls du niederträchtiger Hund es wagen solltest, diese Geschichte in der Schule herumzuerzählen, dann weißt du sicher selbst, dass es schlimmer für dich ausgeht, als für mich. Was meinst du, wie viele perverse Jugendliche dich, mit deinem süßen, unschuldigen Aussehen, gern in Maid-Uniform putzen und bedienen sehen würden? Da könntest du sofort wieder die Schule wechseln.“

Na super. Erpressung. Warum war die Bezahlung in diesem verdammten Café bloß so gut?

Moment. Süßes Aussehen?

Fassungslos starrte Yuuki diese beiden Worte an, die ihm unermüdlich entgegen leuchteten.

Akira-kun bezeichnete Yuukis Aussehen als süß?

„Aber“, las der Junge mit klopfendem Herzen weiter. „apropos Putzen. Das kannst du gut. Dank dir sieht eines der Klassenzimmer immerhin nicht mehr so aus, als hätte dort ein angefahrener Hirsch Unterschlupf gesucht.

Gute Nacht.“
 

Ein angefahrener Hirsch im Klassenzimmer? War das etwa...?

War Yuuki schon bei dem 'süßen Aussehen' überrumpelt gewesen, so konnte man ihm die Überraschung jetzt im Gesicht ablesen. Seine Augen funkelten und hinter einer zitternden Hand verbarg er ein kleines, zufriedenes Grinsen.

Dieser Kerl hatte sich für seine Rettung tatsächlich auf seine Weise...

Er hatte sich bei Yuuki bedankt.

Niemals.

Tatsache. Er hatte sich bei ihm bedankt.

Noch einmal las sich Yuuki die Zeilen durch. Ein Grinsen schummelte sich auf seine Lippen. Als er es bemerkte, ließ er es sofort verschwinden und rollte mit den Augen. Gleichzeitig machten sich die Finger des Jungen selbstständig und speicherten die Nummer Akira-kuns ab. Als er aber den Eintrag ansah, änderte er den Namen schnell in AR um. Es musste schließlich keiner zufällig sehen, wessen Nummer er da in seinem Handy hatte und mit wem er schrieb.

Apropos, schreiben. Yuuki sollte lieber noch auf die Warnung Akira-kuns antworten. Nur, damit zwischen ihnen klare Verhältnisse bezüglich des Stillschweigens herrschten.

Yuuki nahm sich vor, möglichst kurz und knapp zu schreiben. So konnte er hoffentlich am wenigsten Ärger verursachen.

'Okay, ich schweige. Gute Nacht'

Das hatte er schnell getippt. Genauso mager, wie er es beabsichtigt hatte. Gerade wollte er die Nachricht abschicken, da besann er sich.

Warum sollte es wieder Yuuki sein, der kuschte, wenn man es von ihm verlangte?

Warum sollte es wieder Yuuki sein, der klein bei gab?

Nein, so schwach war er lange gewesen! Mit seiner friedliebenden Art war Yuuki schon einmal lachend in eine Kreissäge gerannt. Das würde ihm nicht wieder passieren.

Und so gesehen saß Yuuki doch am längeren Hebel, nicht wahr? Es schien Akira-kun wohl etwas auszumachen, dass er sich so viel Schwäche erlaubt hatte.

Noch schneller, als Yuuki seine vorigen Worte getippt hatte, waren sie wieder gelöscht.

'Schweigen kostet.', war also seine neue Antwort.

Akira-kuns Reaktion kam schneller als erwartet. 'Und ich dachte, dass dein Leben dir teuer genug wäre.'

Yuuki schluckte. Ja, das war zu erwarten gewesen, aber es noch einmal bestätigt zu bekommen, wirkte noch besser: Mit Akira-kun war ein Handel nicht möglich.

Aber das hatte Yuuki doch auch schon vorher gewusst! Er durfte jetzt nicht nachgeben.

'Was geht schneller? Ein Gerücht zu verbreiten, oder mich umzubringen?', fragte er provokant.

'Dich umbringen... Glaub mir.'

'Dafür müsstest du mich erstmal erwischen.'

'Lass das mal nicht dein Problem sein.', versicherte Akira-kun.

Yuuki wurde mit jeder Nachricht aufs Neue komisch. Es war ein seltsames Gefühl, hier in seinem Bett in Sicherheit zu sein und dabei mit seinem Erzfeind darum zu pokern, ob er ihn ermorden konnte, oder nicht.

Aufregung und Nervosität vermischten sich auf unangenehme Weise mit einem Hauch von Spaß und Überlegenheit. Der Junge war recht mutig, wenn er nur schrieb.

Sicher würde ihm dieser Mut schon morgen teuer zu stehen kommen, aber jetzt gerade galten andere Regeln. Die Regeln der Unantastbarkeit.

'Du weißt schon, dass Seiichirou mich in Zukunft wahrscheinlich unter Bewachung stellen wird? Wie willst du da an mich ran kommen?'

'Diese Witzfigur ist nichts gegen mich. Hast du das noch nicht bemerkt?'

'Mit dieser Meinung stehst du aber auch alleine da.', konterte Yuuki.

'Und du? Stehst du auf ihn?' Mit dieser Frage hatte der Junge nicht gerechnet. Ob er auf Seiichirou stand? Was hatte das mit der Sache zu tun? Und überhaupt! Nie im Leben! Sich ausgerechnet in den Schutz dieses fragwürdigen Schönlings zu stellen, gefiel Yuuki schon nicht. Allerdings schien es die beste Idee zu sein. Aber auf ihn stehen? Verdammt, was interessierte ihn das überhaupt??

'Er ist zumindest um Längen besser als du.', war also die nichtssagende Antwort Yuukis.

Die nächste Nachricht seitens Akira-kun ließ eine Zeit auf sich warten. Er hatte sich doch nicht von Yuukis Einwänden beeindrucken lassen? Nein. Dieses Monster doch nicht.

Bis sein Handy wieder vibrierte, hatte Yuuki sich bettfertig machen können. Erneut machte sich seine Müdigkeit bemerkbar und er fragte sich, wie Akira-kun es überhaupt geschafft hatte, ihn so lange wach zu halten.

Der Junge legte sich hin und kuschelte sich in sein weiches Kissen. Dass Akira-kun nicht mehr schrieb, war ihm ganz recht. So galt ihm immerhin nicht sein letzter Gedanke.

Gerade, als er die Augen schloss, vibrierte sein Handy aber doch noch.

Ernsthaft? Jetzt hätte der Kerl auch bis morgen warten können.

Eigentlich wollte Yuuki jetzt liegen bleiben und sich nicht noch einmal aufraffen, um sein Handy zu holen, aber dann siegte doch die Neugier.

Wenn man schon damit rechnen konnte, am nächsten Tag einem Attentat zum Opfer zu fallen, dann sollte man auch jede mögliche Information darüber mitnehmen.

Die Antwort, die Yuuki zu lesen bekam, verwirrte ihn allerdings.

'Wenn du ernsthaft denkst, dass dein ach-so-toller Seiichirou etwas gegen MICH ausrichten kann, dann musst du nur abwarten. Ich kann und werde ihn in ausnahmslos jedem Punkt übertrumpfen, diesen aufgeblasenen Vollidioten. Aber bis du das dann auch einsiehst, wird es zu spät für dich sein. Du meinst, er beschützt dich? Er lässt dich nicht mehr aus den Augen? Bitteschön. Dann wirst du ab morgen wissen, wie es ist, wenn das gleich zwei Personen tun. Und wenn sich eine Lücke bietet, dann sei dir sicher, dass ich zuschlagen werde!'
 

Diesmal war es Yuuki, der seine Zeit für das Antworten brauchte. In jedem Punkt übertrumpfen? Was meinte er damit? Und würde er ihn tatsächlich nicht mehr aus den Augen lassen?

Das konnte sich Yuuki kaum vorstellen.

Doch dann fielen ihm die Augen zu. Das letzte, was sein spontan in den Tiefschlaf gefallenes Hirn zustande brachte, war ein einfaches 'Okay. Gute Nacht.'

Dann wurde es still.

Und sein letzter Gedanke galt doch Akira-kun.
 

~
 

Dienstag. Wieder. Hoffentlich würde dieser Tag friedlich verlaufen.

„Bitte lass mich nicht wieder im Krankenhaus enden!“, schickte Yuuki schon direkt nach dem ersten Augenaufschlag ein Stoßgebet gen Himmel.

Wie würde dieser Tag werden?

Während Yuuki sich für die Schule bereit machte, ging er durch, was heute anstand.

Unterricht ohne Akira-kun, was ihm sehr entgegenkam. Wie war das noch mit den Sternchen im Kalender? Zumindest für den Vormittag.

Am Nachmittag allerdings würde er diesem Kerl schlecht aus dem Weg gehen können. Dienstags war immer die Zeit für die Anti-AG. Als Yuuki an all die fragwürdigen Gestalten dachte, die sich dort einfanden, schüttelte es ihn.

Aber nicht nur Akira-kun war sein Problem, denn auch Seiichirou würde dort sein und ihn wieder wie seinen Liebhaber behandeln.

Augenblicklich bekam Yuuki eine Gänsehaut und ein Kribbeln durchfuhr seinen Körper. Das Gefühl ähnelte der Angst, die er gegenüber Akira-kun verspürte, nur, dass es eben keine Angst war, sondern... Etwas anderes. Auch, wenn es sich der Junge nicht eingestehen wollte, so hatte Seiichirou ihn in seinen Bann gezogen, ehe er wirklich etwas dagegen tun konnte.

Dennoch würde er niemals soweit gehen und hinnehmen, den Freund dieses Verrückten zu spielen.

Und wenn er ihn wieder küssen würde?

Wieder diese verfluchte Gänsehaut.

Yuuki musste sich eingestehen, dass es alles andere als schlecht gewesen war, diesen fast schon übernatürlich perfekten Menschen zu küssen.

Dieses Äußere, diese Sanftheit und dennoch diese beeindruckende Macht.

Nein, es hatte ihm gefallen. Eigentlich hätte er erwartet, dass er mittlerweile Ekel empfinden würde, wenn er an die vergangenen unfreiwilligen Annäherungen dachte, aber dem war nicht so. Eine Wiederholung wünschte sich Yuuki allerdings auch nicht.

Vielleicht hatte Seiichirou Recht und er sprach aus Erfahrung, wenn er meinte, dass nahezu jeder seinem Charme erlag. Wahrscheinlich war dieses Gefühl ihm gegenüber eine Art natürliche Reaktion.

Auf jeden Fall war Yuuki sich sicher, dass er sich nicht in diesen selbstverherrlichenden Kerl verliebt hatte. Ganz. Sicher.

Oder?

„Argh, verdammt!“, rief Yuuki verzweifelt aus und raufte sich die Haare. Wie konnte er kurze Zeit nach dem Aufstehen schon dermaßen verwirrt sein? Warum musste es ausgerechnet so eine Chaos-Schule sein, an die er gegangen war? Bei all den Geschehnissen, die jetzt schon auf seinen Schultern lasteten, hätte er auch an seiner alten Schule bleiben können.

Doch dann stockte Yuuki.

Nein.

Das hätte er mit Sicherheit nicht.

Natürlich, Akira-kun würde ihn gern unter die Erde bringen – auch, wenn da anscheinend noch eine Seite an ihm war, die zutraulicher sein konnte – und Seiichirou würde ihn stattdessen wohl gern ins Bett bekommen, aber ansonsten war die neue Schule doch nicht so schlimm.

Der Armreif, die Narbe, die Schmerzen. Das konnte zwar nicht normal sein, aber physischer Schmerz war Yuuki dann doch lieber, als der psychische Terror, der ihn an der alten Schule erwartet hätte.

Lange genug nach dem damaligen Super-GAU hatte er es ausgehalten. Über Wochen ertragen. Aber dann irgendwann war er zerbrochen.

Es hatte ihn so viel Kraft gekostet, wieder Halt zu finden. Sein Leben neu aufzubauen, das er beinahe verloren hätte.

Oder tatsächlich verloren. Wenn er sich jetzt so betrachtete, dann hatte sich viel verändert. So viel, dass man beinahe schon von einem neuen Leben sprechen konnte.

Ja... Damals war er seelisch gestorben. Vielleicht konnte man das so sagen.

Aber er hatte sich eine neue Chance erkämpft, eine neue Möglichkeit, sein Leben in den Griff zu bekommen. Er hatte alles hinter sich gelassen, alle negativen Erlebnisse und Erinnerungen.

Sein altes Ich.

Aus dem Erdgeschoss ertönte die Stimme seiner Mutter. „Yuuki, du musst bald los!“, rief sie fröhlich. Der Klang ihrer Stimme hellte seine Miene auf. Es war gut, dass sie noch lachen konnte. In der vergangenen Zeit hatte sie doppelt stark sein müssen. Für seine Eltern und für ihn selbst.

„Bin schon auf dem Weg.“, rief er schließlich, packte seine Sachen und lief die Treppe hinunter. In der Küche schaufelte er sein Frühstück schnell in sich hinein und verschwand dann aus dem Haus.

Doch. Heute musste ein guter Tag werden.

Er sah auf die Uhr auf seinem Handy und erinnerte sich an gestern Abend. Diese Nachrichten. Aber sie beunruhigten Yuuki nicht. Im Nachhinein gefiel es ihm, dass er mit Akira-kun geschrieben hatte. Das machte dieses Monster menschlich.
 

Diesmal war Yuuki überpünktlich. Dennoch trabte er den Rest des Weges zur Schule etwas schneller. Über die Strecke von seinem Zuhause bis hierher war er wacher geworden und strotze nur so vor Energie. Woher das kam, wusste er nicht, aber wenn sein Körper meinte, heute besonders fit sein zu müssen, dann nahm er das dankend hin.

Entsprechend zügig passierte er das Schultor und nickte dem Pförtner zu, der ihn mit einer leichten Verbeugung grüßte.

Die Geste erinnerte Yuuki daran, was für eine Schule er sich ausgesucht hatte. Eine verdammt teure Privatschule. Aber dafür arbeitete er schließlich auch. Mit einem Abschluss hier würde er später die besten Zukunftschancen haben.

Als er dann das Schulgelände betrat, geschah es.

Erst nahm er es kaum war. Ein leises Fiepen, ein entferntes Kreischen. Er blieb stehen und sah sich um. Woher kam dieses Geräusch von quietschenden Bremsen?

Und dann sah er es.

Sofort wünschte er sich tatsächlich, dass es etwas mit Bremsen zu tun hatte, denn auf ihn kam ein Pulk aufgeregter Mädchen in unheimlichem Tempo zu.

Die wollten doch nicht wirklich zu ihm, oder?

Oder???

Ehe sich der neue Schulschwarm versah, war er umringt von süßen, aber gruselig euphorischen Schulmädchen, die alle gleichzeitig auf ihn einredeten. Er traute sich kaum, einen Fuß vor den anderen zu setzen, weil er sonst wahrscheinlich gegen eines der Mädchen gelaufen wäre.

Wobei... Das war doch die Gelegenheit!

Er verdrängte den überraschten Blick, den er hoffentlich nicht zu lang zur Schau gestellt hatte, und setzte seine Coolness-Maske auf. Ein lässiges Grinsen, ein freches Funkeln in den Augen. Er hatte es so lange trainiert.

Wahllos nahm er sich eines der Mädchen, die ihm direkt vor den Füßen herumlungerten, schnappte ihre Hand und zog sie an der Taille leicht zu sich. „Womit habe ich es denn verdient, dass eine Horde wunderschöner Prinzessinnen mir einen solchen Empfang bereiten?“, säuselte er verführerisch. Er erkannte seine eigene Stimme kaum noch. Und verdammt, wie schleimig hatte das bloß geklungen? Aber offenbar wirkte es. Natürlich. Die Stunden, die er unzählige Shojo-Anime studiert hatte, um gut bei den Mädchen anzukommen, hatten sich ausgezahlt.

Dabei war er eigentlich gar nicht so ein Schönling und noch dazu nicht einmal ansatzweise so großgewachsen, wie die Traummänner in den Anime. Und nicht zu vergleichen mit Seiichirou.

Indessen drohte das Mädchen, das er halbwegs im Arm hielt, in Ohnmacht zu fallen. Er übergab das taumelnde Ding an ihre Freundinnen zurück.

„Aus dem Weg! Weg da, ihr Hühner! Gafft aus der Ferne!“ Das war eindeutig Ada-chan. Dieser Mensch konnte sich wirklich durchsetzen.

Sie bahnte sich einen Weg durch den Pulk und verscheuchte die aufgeregten Mädchen mit einem wiederholten „Kschhhh, kschhhh!“.

Yuuki lachte und kratze sich verlegen am Hinterkopf. „Du hast es echt drauf.“, lobte er die Klassensprecherin. „Was war da los?“

Ada-chan sah ihn währenddessen aus zu Schlitzen verengten Augen an. „Guten Morgen erst mal.“, zischte sich. Dann aber lockerten sich ihre Gesichtszüge und sie seufzte kopfschüttelnd. „Na, du hast echt was losgetreten. Als hätte ich nicht schon genug zu tun, darf ich jetzt auch noch deinen Fanclub organisieren und Bodyguard für dich spielen.“

„Meinen... Wie bitte? Fanclub? Das hab ich doch gestern schon gehört!“, beschwerte sich Yuuki. Seine Freundin nickte. „Ja, seit Masamoto zu dir in die Klasse gekommen ist, gibt es kaum mehr ein anderes Thema für die Mädels. Die haben doch nur darauf gelauert, dass die Schule mal aufgemischt wird. Und herzlichen Glückwunsch!“ Sie machte eine ausladende Geste der Präsentation. „Du bist jetzt sozusagen über Nacht in die Top 5 der beliebtesten Schüler aufgestiegen.“

Yuuki hielt sich die Stirn. „Oh man. Alles Dank Seiichi. Ich habe ja schon gehofft, nicht in der Masse unterzugehen, aber DAS habe ich jetzt nicht erwartet.“

„Daran musst du dich jetzt wohl gewöhnen, solange du zu MASAMOTO gehörst.“ Sie betonte seinen Namen besonders deutlich, um ihrem Freund ins Gedächtnis zu rufen, dass sie dem vertraulichen Umgang mit seinem Vornamen noch immer nicht positiv gegenüberstand.

Gerade wollten sich beide auf den Weg in die Klassenräume machen, als hinter Yuuki ein leises Flüstern ertönte. Verwirrt drehte er sich um. Etwa eines der Mädchen, das vom Fanclub übrig geblieben war?

Nein. Vor ihnen stand Riku-chan. Als Yuuki sie ansah, gab sie ein Handzeichen nach hinten und vor dem Tor stieg ein grob aussehender Anzugträger mit Sonnenbrille in eine schwarze, glänzende Limousine und fuhr davon. Yuuki zeigte in diese Richtung. „Wurdest du gerade... Mit dieser Kutsche...?“ Riku-chan nickte nur und flüsterte ein leises „Guten Morgen, Yuuki-kun.“

Der frischgebackene Mädchenschwarm setzte sein freundlichstes Lächeln auf. „Dir auch einen guten Morgen, Riku-chan.“

Ada-chan war nicht so zurückhaltend. Sie stürmte auf ihre beste Freundin zu und knuddelte sie. „Du bist ja richtig mutig, Süße!“, stellte sie fest, woraufhin Riku-chan tiefrot anlief.

Ohman, war diese kleine Elfe niedlich!

Um zu verhindern, dass Yuuki von der Tomatenröte angesteckt wurde, sah er in eine andere Richtung. Sein Blick fiel noch einmal zum Schultor. Gerade fuhr noch ein anderes, aber nicht ganz so schickes Auto vor. Irgendjemand stieg aus, für den sich Yuuki nicht wirklich interessierte.

Aber dafür fiel ihm etwas anderes ins Auge. Jemand anderes.

Eine in dunkelgrün gekleidete Person lehnte lässig an den Rand des Schultors und starrte Yuuki an. Dieser hielt sich die Hand über die Augen, um die Sonne etwas abzuschirmen und besser zu sehen, aber als er blinzelte, war die Person verschwunden.

Hatte er sich das jetzt nur eingebildet? Vielleicht spielten seine Augen ihm einen Streich. Sicher war es nur der Pförtner gewesen, der die Schüler beobachtet hatte, schließlich war er gerade ordentlich aufgefallen.

„Gehen wir?“, schlug Ada-chan vor und so trottete die Clique in Richtung Klasse.
 

Natürlich kamen sie dabei auch an den Kampfhallen vorbei. Als hätte sie es geahnt, krallte sich Ada-chan Yuukis Arm und zog ihn weiter, ehe er stehen bleiben und Akira-kun beim Training beobachten konnte.

„Verspiel' dir dein Glück nicht schon wieder.“, mahnte die Klassensprecherin. „Es wäre nicht besonders vorteilhaft, wenn du es immer nur schaffst, Montag und Dienstag zur Schule zu kommen, weil du den Rest der Zeit im Krankenhaus liegst.“

„Ich will doch nur...“, begann Yuuki, aber Ada-chan unterbrach ihn. „Du willst gar nichts. Und erst recht nicht, wenn es etwas mit IHM zutun hat. Glaub mir, dieser Kerl wird noch dein Untergang sein.“

Yuuki versuchte, sich aus Ada-chans Griff zu lösen, was ihm nicht gelang. Wie konnte dieses Mädchen überhaupt so stark sein?

„Nicht mal meine älteren Brüder können sich befreien, wenn ich sie erst mal habe. Also wehr' dich nicht und komm mit, ehe uns dieser Kerl entdeckt.“ Sie zog ihn etwas weiter. „Yuuki, ich schwöre dir: Er ist gefährlich. Du hast dich schon mit Masamoto eingelassen, also versuch alles, dass Akira-kun dich in Zukunft ignoriert.“

Yuuki seufzte. „Ich denke, dass das nicht mehr möglich ist.“, musste er gestehen. Als er begann, Ada-chan freiwillig hinterher zu trotten, ließ sie ihn wieder los. Dann aber blieb Yuuki noch einmal stehen und warf einen letzten Blick durch die Halle auf die Grasfläche dahinter. Akira-kun war plötzlich verschwunden. Vielleicht machte er sich für den Unterricht fertig? Yuuki schüttelte den Kopf.

„Auf jeden Fall ich bin mir sicher, dass er trotz dieser aggressiven, gefährlichen Art auch irgendwo ein netter Mensch sein kann.“, verteidigte er Akira-kun.

Gerade drehten sich seine Klassenkameradinnen zu ihm um, weil Ada-chan noch einmal etwas einwenden wollte, als ihr die Worte im Halse stecken blieben. Sie erblasste, während Riku-chan sich hinter ihrem Rücken verkroch.

„Wir... Wir gehen dann jetzt. Komm nicht zu spät in den Unterricht.“, meinte Ada-chan nur und beide Mädchen verschwanden.

Was war denn jetzt los? Yuuki verdrehte die Augen. „Mädchen...“, murmelte er verwirrt und wollte eigentlich auch weitergehen. Doch dann hörte er eine Stimme hinter sich.

„Wie nett du doch von mir sprichst, wenn ich nicht dabei bin.“, stach eine eiskalte Stimme Yuuki in den Rücken. Er wirbelte erschrocken herum. Mittlerweile erkannte er die Stimme sofort. „Wie bist du so schnell hier her gekommen?“

Sein Erzfeind ging einen Schritt auf ihn zu. „Du bist nur viel zu unaufmerksam.“ Noch ein wenig näher und Yuuki müsste zu diesem Kerl hoch gucken, um in sein Gesicht zu sehen. Warum war er nur so verdammt klein?

Er wich zurück und sagte kein Wort. Sofort schossen ihm die gestrigen Nachrichten in den Kopf. Wenn er ihn allein erwischte... Na super. Das ging ja schneller, als er erwartet hätte.

Als könnte er diesen Gedanken lesen, wiederholte Akira-kun es noch einmal. „Das ging schneller, als ich erwartet hätte.“ Mit einem überlegenen Grinsen trat auch ein irres Funkeln in seine Augen. „Oder hast du meine Nähe so sehr vermisst, dass du dich mir absichtlich schutzlos präsentierst?“, fragte er provozierend. Im nächsten Augenblick hatte er Yuuki gepackt und durch die Glastür in die Kampfhalle und von dort in einen angrenzenden Nebenraum gezerrt. Dort ließ er von ihm ab.

„Du bist echt... schnell.“, ächzte Yuuki und atmete ein paar Mal tief durch.

„Du bist nur zu langsam.“, antwortete Akira-kun vorwurfsvoll.

„Musst du eigentlich alles, was ich sage, gegen mich verwenden?“, fragte Yuuki. Dann sah er sich um.

Sie waren in einem Lagerraum der Kampfhallen. Überall lagen Boxsäcke, Handschuhe, Bandagen, Kampfmatten und etliches anderes Zeug herum. Sachen fürs Training eben. Ein Klicken ließ den Jungen aufschrecken. Er sah zu Akira-kun, der gerade die Tür von innen verschlossen hatte.

„Das ist nicht dein Ernst.“, brachte der Kleinere hervor. Er spürte, wie sein Pulsschlag sich beschleunigte. Irgendwie wurde das hier viel zu schnell viel zu ungemütlich.

„Was denn?“, raunte Akira-kun. „Willst du denn nicht dort weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben?“

Yuuki schüttelte sofort den Kopf, obwohl er sich in diesem Moment gern selbst geohrfeigt hätte. Es war offensichtlich, dass Akira-kun seine Morddrohung meinte, aber das Erste, was Yuuki in den Sinn kam, waren ihre ruhigen Minuten im *Sunshine*. Wieso musste er ausgerechnet jetzt daran denken? Es war nicht so, als wolle er dort oder sonst irgendwo weitermachen.

„Die beiden Mädchen vorhin...“, begann er schließlich. „Die wissen, dass du mich hast! Wenn du mich umbringst, bekommst du Probleme!“

Unbeeindruckt lachte der Kampfsportler und tigerte auf sein Opfer zu. „Als ob du der Erste wärst, von dem man munkeln würde, ich hätte ihn umgebracht.“ Yuuki stierte ihm entgegen. Auf der Haut des Kämpfers erkannte er Schweißtropfen vom vorhin noch absolvierten Training. Sein ganzer Körper war aufgeheizt, kampfbereit, stark. Und wenn man hart trainierte, wurde man durstig. Dass Akira-kuns Durst sich allerdings auf Yuukis Blut beziehen sollte, sah der Junge kaum ein.

„Jetzt hör' mir mal zu!“, nahm er all seinen Mut zusammen. Er hatte jetzt zwei Möglichkeiten. Kampflos untergehen oder dieser Bestie trotzen. Yuuki entschied sich für das Zweite.

Er plusterte sich etwas auf, was gegen den trainierten Akira-kun allerdings trotzdem nichts half. Dann ballte er seine Hand zu einer Faust und konzentrierte all seine Kraft darin. „Ich habe keine Lust darauf, dass ich deine ständigen Drohungen ertragen muss. Warum überhaupt ich? Lass mich einfach in Ruhe!“, forderte er und trat Akira-kun entgegen. Dieser schien auszuweichen. Er ging ein paar Schritte zur Seite. Yuuki folgte ihm, noch immer mit angespannter Faust. Gleich würde er mit allem, was er bieten konnte, zuschlagen.

Der Kampfsportler hingegen hatte weiterhin sein siegessicheres Lächeln aufgesetzt. „Was willst du schon gegen mich ausrichten? Wenn ich wollte, hätte ich dein Genick schon längst gebrochen.“ Der Kleinere wusste, dass das stimmte. Dennoch wartete er ab. Würde er eine Antwort auf seine Frage bekommen?

„Und du fragst dich, warum du mein Opfer bist? Warum ich all das hier tue? Ganz einfach.“ Er lachte laut, als hätte er den Spaß seines Lebens. „Weil ich einfach gerne spiele. Und du bist doch der perfekte Spielkamerad, wie du dort stehst, als könntest du gegen mich kämpfen. Du wehrst dich immer wieder, bist so unbeeindruckt von meinem Ruf, meiner Erscheinung. Ja. Das alles ist lustig für mich. Ein Spiel.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach. Dabei wurde seine Miene ernster. „Und gleichzeitig kotzt du mich so an mit deiner Art. Wie kannst du es wagen, mir in die Quere zu kommen? Egal, wo ich hingehe, bist du ganz in der Nähe. Als würde ich dich nicht loswerden! Allein, wenn ich dich ansehe, wird mir schlecht, bei all dem Glück und deinem kleinen Schauspiel, dass du vor all diesen Menschen abziehst. Mit dir stimmt so einiges nicht und das, was ich von dir mitbekomme, treibt mich dazu, dich umbringen zu wollen.“

„Du willst mich umbringen, weil ich dir einfach nicht passe? Spinnst du?? Du kennst mich nichtmal!“, schrie Yuuki wütend. Weniger die Tatsache, dass dieser Kerl ihn umbringen wollte, machte ihn wütend, sondern mehr der Umstand, dass man ihn so leicht durchschaut hatte. Seiichirou hatte diese Anspielung auch schon gemacht. Man traute ihm nicht. Sein Bild des coolen, neuen Mitschülers drohte durch diese zwei Personen zu zerbrechen.

Akira-kun hob seine Stimme nun auch. „Du kennst dich doch nicht einmal selbst! Deine Lügen klingen durch die ganze Schule und wenn ich sie höre, würde ich dir am liebsten deine Zunge raus schneiden, damit du aufhörst, diese Show abzuziehen!“ Auch aus seinen Augen sprach nun die Wut.

Wäre Yuuki nicht von seinen Gefühlen übermannt gewesen, wäre ihm aufgefallen, wie viel Seele doch in diesem sonst so emotionslosen Blick seines Feindes stecken konnte.

„Ich lüge nicht! Du hast keine Ahnung, was ich schon durchstehen musste! Verdammtes Arschloch!“

Das war genug. Yuuki holte aus und ließ seine Faust nach vorne schnellen. Eigentlich hatte er sich nie prügeln wollen. Er hasste Gewalt. Aber jetzt konnte er nicht anders.

In diesen einen Schlag legte er all die Wut, die Anstrengungen, die Verzweiflung und all die anderen Gefühle, die ihn plagten. Er sollte genau die Person treffen, die all diese verdrängten Gefühle wieder hervorholte.

Akira-kun.

Und der Schlag verfehlte. Er ging einfach ins Leere. Dort, wo Akira-kun eben noch gestanden hatte, war nichts mehr. Dieser Kerl war einfach ausgewichen.

Im nächsten Moment spürte Yuuki ein leichtes Schnippen an seiner Schulter. Diese kleine Berührung reichte aus, um ihn vollkommen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er stürzte mit all dem Schwung, den er in den Schlag gelegt hatte, nach vorn und landete unsanft auf die zufällig vor ihm liegenden Kampfmatten.

Aber lagen sie dort wirklich so zufällig? Nein. Das wurde Yuuki bewusst, als er auf den Matten aufkam. Akira-kun war doch eben zurückgewichen... Dieser Typ hatte von Anfang an gewusst, was Yuuki plante. Er musste absichtlich zu den Matten gegangen sein, damit Yuuki nicht so hart fiel, wenn er auswich.

„Du Mistkerl!“, rief Yuuki. Dadurch, dass sein Schlag daneben ging, war er noch wütender als vorher. „Ich hasse dich! Und ich komme dir in die Quere? Du bist doch derjenige, der mir den Schulanfang zur Hölle macht!“ Der Junge wollte sich gerade von den Matten aufrappeln, als er spürte, wie er zu Boden gedrückt würde. Etwas Schweres saß plötzlich auf ihm. Es war sein Erzfeind. Dieser pinnte die Hände des Schwächeren neben dessen Gesicht auf die Matten. Eigentlich könnte er ihn auch einfach mit einem Hebelgriff in Schach halten, aber so machte es doch mehr Spaß.

Akira-kun lehnte sich langsam nach vorn, bis sein Gesicht genau über dem des anderen war. Er spürte den kleineren Körper zappeln und sich winden. So viel schlechte Energie. So viel Wut. Zwar war er selbst auch niemals der ausgeglichenste Mensch, aber allein Yuukis Anwesenheit provozierte ihn bis aufs Äußerste.

„Spürst du sie? All diese unterdrückten Gefühle, die sich hinter deiner Maske verbergen, die du so unbedingt aufrecht erhalten willst? Ich spüre es immer, wenn ich in deiner Nähe bin. Du strahlst es aus. Und das ist es, was mich so verrückt macht. Das ist es, was ich so an dir hasse.“

Er war unglaublich ruhig. Überraschenderweise war es in diesem Moment Yuuki, der Akira-kun am liebten umbringen würde. Der ihn um jeden Preis verletzen und zum Schweigen bringen wollte. Schließlich musste er doch sich und sein neues Ich beschützen!

„Lass... mich... los!“, keuchte Yuuki. Dass er nahezu bewegungsunfähig war, ließ sein Bewusstsein in einem Nebel aus Hass und Verzweiflung verschwinden. „Du wirst noch bereuen, dass du das zu mir gesagt hast!“, versprach er und wand sich weiter, bis Akira-kun der Geduldsfaden riss.

„Es reicht jetzt!“, rief er und es wirkte so, als hätte ein Löwe gebrüllt.

Sofort verstummte Yuuki.

Sein Blick klarte wieder auf, als wäre er aus einer Trance aufgewacht. „W-Was?“, fragte er verwirrt von der lauten Stimme.

„Es ist genug. Du kannst ohnehin nichts daran ändern.“, erklärte Akira-kun. Er atmete durch, als hätte er sich tatsächlich angestrengt, was aber zu bezweifeln war. Vielleicht war es auch nur die psychische Anstrengung, die ihm zu schaffen machte. Er lehnte sich noch weiter vor und bettete seine von trocknendem Schweiß klebende Stirn auf der seines Opfers. „Ich werde niemals aufhören, dich umbringen zu wollen, solange du nicht aufhörst, der zu sein, der du wohl gern wärst.“, meinte er. Obwohl seine Stimme so ruhig klang, wusste Yuuki, dass dahinter wahre Absichten steckten.

Währenddessen sah er nach oben in die Augen dieses Typen, der ihn mehrfach verletzt und in Angst versetzt hatte. Der ihn durchschaut hatte.

„Ich werde nicht aufhören, der zu sein, der ich jetzt bin.“ Er fügte das 'jetzt' unbewusst hinzu. Akira-kun bemerkte es und entschied sich, diesen Ausdruck nicht zu vergessen. „Entweder, du lernst meine Anwesenheit zu akzeptieren, oder einer von uns wird in naher Zukunft nicht mehr leben.“

Der Obere schwieg zunächst dazu. Dann lachte er leicht. „Ich habe auch noch andere Dinge, die deinen Tod begründen, schon vergessen?“

Plötzlich schlich sich auch auf Yuukis Lippen ein leichtes Lächeln. „Nein, das habe ich nicht vergessen.“

Dann sahen sich beide Jungs in die Augen.

„Ich werde dich umbringen, Yuuki Nao.“, versprach Akira-kun.

„Nicht, wenn ich dich zuerst umbringe, Akira Ryuji.“, antwortete Yuuki.

In diesem Moment wurde beiden etwas bewusst.

Keiner von ihnen würde den anderen umbringen.

Nicht heute.

Niemals.

Lass uns Schmetterlinge in die Luft jagen

Es war still geworden.

In dem abgeschiedenen Lagerraum der Kampfhalle waren nur die leisen Atemzüge der beiden eigentlichen Feinde zu hören, die sich noch immer unentwegt ansahen.

Yuuki, auf dem Boden liegend, mit den Händen neben seinem Kopf.

Und Akira-kun, der auf ihm saß, ihn festhielt und sich Stirn an Stirn, Nasenspitze an Nasenspitze, über ihn beugte und sein Gewicht so verlagerte, dass er dem Unteren nicht wehtat. Aber auch darauf bedacht, nicht den Armreif zu berühren, der immer wieder an Masamoto erinnerte.

Es war seltsam für Yuuki, genau den Menschen so nah an seinem Körper zu wissen, der ihm seinen Tod versprochen hatte.

Er konnte ihn verletzen, das hatte er schon bewiesen.

Er konnte ihn mit einem Griff töten, wie man es von einem Kampfsportler erwarten durfte.

Und dennoch tat er nichts. Gleichzeitig machte er keine Anstalten, Yuuki noch wirklich im Zaum zu halten. Der Schwächere hätte sich ohne Aufwand befreien können. Doch auch er tat nichts.

Akira-kuns Griffe um seine Handgelenke waren beinahe sanft. Er übte keinen Druck aus und schien seine Finger so vorsichtig um Yuukis Haut gelegt zu haben, als wollte er nur dessen Puls fühlen.

Dieser Moment hätte ewig andauern können.

Mit jeder weiteren Sekunde begann die wenige Luft zwischen den Erzfeinden mehr zu knistern.

Yuuki spürte, wie sein Körper kribbelte und sein Bauch verrückt spielte, als wären dort spontan hunderte Schmetterlinge geschlüpft.

Da sollte definitiv jemand weniger Raupen essen.

Dann, nach einem vorsichtigen, langsamen Wimpernschlag, übte Yuuki leichten Widerstand gegen Akira-kuns Griff aus. Dieser gab wie selbstverständlich nach und entließ die filigranen Gelenke in die Freiheit.

Yuukis Hände gingen auf Wanderschaft. Sie hatten ihren eigenen Willen und fuhren die festen Schulternähte des schwarzen Kampfanzugs nach.

Am Hals angekommen zogen sie das rote Handtuch, dass Akira-kun auch schon damals getragen hatte, weg. Es wurde achtlos zur Seite geworfen.

Schließlich fanden die mittlerweile zitternden Hände ihren Weg über die Halsschlagader seines Feindes. Die dünnen Finger des Kleineren spürten den kräftigen, etwas beschleunigten Puls.

Es war unwirklich, diesen Menschen zu berühren. Seine Haut zu streicheln. Fremd. Wie das Gefühl, als konnte man sich jederzeit an dieser Oberfläche verbrennen. Gleichzeitig konnte und wollte Yuuki aber nicht von ihm lassen.

Als die Finger ihre Reise fortsetzten, schluckte Akira-kun. Auch das spürte Yuuki. Er war so nah.

So beängstigend nah.

Er strich ein paar Schweißtropfen des Sportlers entlang und vergrub seine Finger in dessen nassem Haar. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihn jetzt zu sich zu ziehen, um ihn zu küssen.

Aber wollte er das überhaupt?

Yuukis Augen wanderten instinktiv nach unten zu Akira-kuns Lippen. Warum taten das Menschen eigentlich? Einander auf die Lippen zu gucken, ehe sie sich küssten? Eigentlich sinnlos.

Etwas in seinen Gedanken funkte.

Yuuki verdrängte es. Konzentrierte sich wieder auf das weiche, verschwitzte Haar, durch das er strich.

Atmete den Duft seines eigentlichen Peinigers ein.

„Mach doch.“, flüsterte dieser ihm gerade provokant zu. „Damit du weißt, wie viel besser ich bin, als dieser andere Vollidiot.“

Wieder funkte es.

Yuukis Puls beschleunigte sich. Wurde plötzlich deutlich stärker.

Er spürte es. Er regte sich auf. Er bekam Angst!

„Nein.“, brachte er hervor. „Das ist so falsch.“

Akira-kun hörte den Zweifel in dieser Stimme. Er konnte beobachten, wie das verträumte Schimmern aus den Augen seines kleinen Opfers verschwand, um wieder zur Realität zurückzukehren. Er biss die Zähne zusammen.

Nicht jetzt. Das konnte er jetzt nicht gebrauchen.

Er war doch so kurz vor seinem Ziel. Nur noch wenige Sekunden und er könnte den Willen dieses Jungen brechen und ihn dazu bringen, ihn zu küssen.

Aber die Stimmung schwankte.

Wenn er ihn küssen würde, dann wäre das erste Eis gebrochen. Dieser Yuuki Nao wäre ein so viel willigeres Spielzeug, wenn er sich ihm hingab. Allein, dass er es geschafft hatte, ihn – Akira Ryuji – in diese Situation zu bringen, zeigte, dass er ein würdiges, kleines Schoßhündchen sein konnte.

Und interessant. Yuuki hatte mehr auf dem Kerbholz, als er zugab und es brannte Ryuji in der Seele, dass er nicht wusste, was es war.

Warum zog er diese Show ab?

Warum hatte er es so nötig, in dem fragwürdigen Café zu arbeiten?

Was verbarg er vor den Augen seines Umfeldes?

„Trau dich.“, flüsterte er auffordernd. „Du wirst es nicht bereuen.“

Yuuki ließ sich von den Worten einlullen. Der Junge beruhigte sich wieder - zumindest in Bezug auf seine Ängste.

Noch hatte er ihn also nicht verloren.

Er fühlte, wie der Griff in seinem Haar stärker wurde, aber es störte ihn keineswegs. Nein. Das war nur ein Zeichen dafür, dass er seinem Ziel wieder näher kam. Aber es wäre ein Fehler, wenn er Yuuki zu seinem Glück zwingen würde. Der Kuss - diese unverfälschte Nähe zu einer anderen Person - musste von ihm selbst kommen, damit er ihm verfiel.

Und wenn es dann erst einmal so weit war, dann hätte Seiichirou Masamoto verloren.

Ryuji unterdrückte ein diabolisches Grinsen.

Abwartend dachte er nach.

Sein Plan würde funktionieren. Er wollte Yuuki Nao haben, denn dieser Junge schien schließlich mehr als interessant zu sein. Gleichzeitig konnte er Seiichirou einen Haken schlagen, diesem widerlichen Großkotz, der glaubte, er konnte sich über seine Kontakte alles nehmen. Und noch dazu, als kleiner Bonus, würde er Seiichirous Ehre in seiner Familie zerschlagen, indem er ihm jenen Menschen ausspannte, der den Armreif und damit das traditionelle Erbe des Clans Masamoto trug.

Aber in seinem Plan befanden sich auch Ungereimtheiten.

Er verstand sich selbst kaum.

Warum hatte er solch eine Freude daran, dieses Schoßhündchen unter sich zu necken?

Warum hatte er bei diesem Café-Prinzip mitgespielt und sich bedankt?

Warum hatte er ihn damals im Krankenhaus geküsst? Dieses Unschuldslamm unter ihm erinnerte sich nicht einmal mehr daran.

Und warum wollte er ihn jetzt erneut küssen?

Der letzte Gedanke traf ihn wie ein Schlag.

Er wollte nicht nur, dass Yuuki Nao seine Niederlage eingestand und sich ihm hingab.

Nein.

Auch er selbst wollte Yuuki Nao küssen. Ihm nah sein.

Wenn er wach war. Wenn er es spürte. Wenn er es mit jeder Faser seines Körpers wollte.

Ryuji schob es auf die Intensität, die sein perfekter Plan automatisch mit sich brachte. Es war am Ende doch nur der Wunsch, zu gewinnen. Oder nicht?

Überhaupt ließ Yuuki sich viel zu viel Zeit. Warum zögerte er so sehr?

Derweil empfand der Untere wieder diesen Funken. Einen Funken Bewusstsein. Einen Funken Wissen darüber, was er gerade tat.

Immer deutlicher konnte Akira-kun spüren, dass er Yuuki wieder verlor.

Dabei war es doch so ein perfekter Moment.

Sie beide, allein in einem abgeschlossenen Raum. Er wurde ungeduldig. Nervös.

Yuuki spürte, wie Akira-kun beschloss, selbst Hand anzulegen.

So sanft und vorsichtig, wie nur möglich, strich Akira-kun dem Unteren die Kinnlinie nach. Um Vertrauen und Entspannung hervorzurufen, schloss er die Augen und konzentrierte sich darauf, Yuukis Körper unter sich zu spüren. Auf welche Berührungen reagierte er wohl besonders sensibel? Seine Hände wanderten weiter über Yuukis Hals und seinen Oberkörper. Immer weiter nach unten.

Akira-kun erhob sich ein wenig, um die Knöpfe von Yuukis Schuluniform zu öffnen. Zwei simple, kleine Knöpfe am Blazer. Danach strich er das ohnehin schon leicht zerknitterte Hemd seines Opfers hoch und fuhr langsam die sich ein wenig abzeichnenden Rippenlinien mit dem Finger nach. Dieses Wesen wirkte so schwach und fragil.

Es war Yuukis nackte Haut, über die Akira-kun gerade herrschte. Ein einziger Druck an der richtigen Stelle konnte dafür sorgen, dass sein unschuldiges Lämmchen sofort in Ohnmacht fiel.

Aber warum sollte er ihn ausschalten, wenn seine Berührungen doch als so offenkundig angenehm empfunden wurden?

Tatsächlich hob und senkte sich der Brustkorb des Jüngeren immer schneller. Auch er hatte mittlerweile die Augen geschlossen, krallte sich abwechselnd mal in das Haar, mal in die Schultern des Oberen, als konnte er sich nicht entscheiden, ob er dieses Spiel abbrechen oder fortsetzen wollte. Trotz des inneren Konfliktes konnte er kaum abwarten, was Akira-kun als nächsten Schritt plante.

Wieder war das nervige Aufflammen von Realität verdrängt worden.

Derweil sah Yuuki nicht, dass sein Feind erneut ein Grinsen aufgesetzt hatte. Es war doch so einfach gewesen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen.

Wieder beugte sich Akira-kun über Yuuki und lehnte seine Stirn an die des Unteren. Absichtlich blies er etwas Atem an Yuukis Unterlippe, auf die der Jüngere begonnen hatte zu beißen.

„Ryuji...“, keuchte Yuuki gedankenverloren. „Warum hörst du auf?“

Akira-kun knurrte beinahe, so ungeduldig forderte alles in ihm diesen einen freien und willigen Kuss. Und mehr.

„Ich glaube, ich brauche ein bisschen Bezahlung dafür, dass ich dich bis hierher bekommen habe.“, flüsterte er verführerisch.

„Was für Bezahlung? Was willst du?“, brachte Yuuki schnell atmend hervor und biss sich wieder auf die Unterlippe.

„Naja, du könntest mit deinen Lippen etwas besseres anfangen, als nur darauf herumzukauen.“

Yuuki grinste. Er ließ sich gehen. „Ach, könnte ich das?“

In Zeitlupe hob er den Kopf und zog gleichzeitig Akira-kun an seinen Haaren zu sich herunter.

Ihre Lippen trafen sich schließlich und es war, als würde in Yuuki ein Feuerwerk ausbrechen. Tausende bunte Raketen, die man gleichzeitig gezündet hatte.

Oder man hatte Knallfrösche an diese verfluchten Schmetterlinge geschnallt.

Auf jeden Fall war es atemberaubend gut. All die Küsse, die er mit Seiichirou ausgetauscht hatte, waren nichts gegen das, was er in diesem Moment empfand.

Es fühlte sich an, als hätte seine ausgehungerte Seele nach langer Zeit das bekommen, wonach sie Ewigkeiten gegiert hatte. Und eben so war auch der Kuss selbst.

In keinem Moment vorsichtig, sondern gierig, hungrig und fordernd.

Keiner der beiden wollte sich in diesem Moment lösen.

Yuuki war in einer anderen Welt.

Akira-kun hingegen war zu hundert Prozent anwesend. Glaubte er zumindest. Er redete sich ein, dass er die Situation unter Kontrolle hatte. Endlich war der erste Erfolg seines Plans zu verzeichnen. Yuuki Nao hatte sich ergeben und endlich, ohne es zu wissen, sein Schicksal akzeptiert.

Der Kuss war für Ryuji so, als würden sie beide einen Pakt besiegeln. Einen Pakt, in dem Yuuki Nao der unschuldige, nun gefallene Engel war und Ryuji selbst ein Teufel, der dieses zarte Wesen auf seine Seite gezogen hatte.

Von nun an würde alles ins Rollen kommen und er konnte daran arbeiten, Seiichirou Masamoto und dessen gesamte Sippe zu vernichten.

Es war abgemacht. Yuuki Nao gehörte nun ihm.

Aber warum hörte es nicht auf?

Immer wieder fanden ihre Lippen den Weg zueinander, während sich Ryuji nicht zurückhalten konnte und weiterhin den schmalen Körper unter ihm von seinem Hemd befreite.

Es musste aufhören. Genug davon!

In Ryujis Innerem entfachte ein Krieg. Eine Seite von ihm wollte stoppen. Er hatte sein Ziel erreicht und die erste Etappe seines Plans realisiert. Wenn er noch mehr wagte, dann könnte er den Bogen überspannen. Es war zu riskant und noch dazu hatte sich Yuuki doch schon vollends ergeben.

Aber die andere Seite in ihm sah das nicht ein. Sie machte weiter. Sog den Duft dieses schwachen Wesens unter sich auf. Jeder Kuss und jedes Keuchen brannte sich dieser Seite ins Gedächtnis.

Nein. Ryuji konnte sich nicht halten. Dafür machte es zu viel Spaß. Ein kleines, lustvolles Stöhnen ertönte, das in seinen Ohren wie ein Kompliment klang.

Es war angenehm, einem Menschen solche Laute zu entlocken. Nicht irgendeinem Menschen.

Ihm.

Er genoss es, Yuuki so zu hören.

Und es gefiel ihm, dass er ihm anscheinend vertraute, sonst hätte er ihn nie so nah an sich herangelassen. Ein solches Vertrauen wollte er auf keinen Fall zerstören. Am liebsten hätte er die Zeit angehalten, um für immer in diesem Moment zu bleiben, in dem er eine so tiefe Verbindung zwischen ihnen fühlte, die er sonst noch nie für irgendetwas empfunden hatte.

Ryuji konnte nicht aufhören, die weiche, heiße Haut unter sich zu streicheln. Mittlerweile hatte er Yuukis Hemd vollständig aufgeknöpft. Immer wieder flog sein Blick zwischen dem süßen Gesicht seines Spielzeugs und dessen nacktem Oberkörper hin und her. Er konnte sich nicht entscheiden, was er lieber ansah.

Dann spürte er einen Ruck. Mit noch immer zitternden Händen kämpfte sich Yuuki damit ab, den Gürtel des Kampfsportlers zu öffnen.

Natürlich bekam er den speziellen Knoten nicht auf. Ryuji wusste nicht mehr, wie oft er diesen Gürtel schon gebunden und geöffnet hatte, aber es waren so viele Male, dass es ihm leicht fiel, den Knoten mit einem einzigen Handgriff zu lösen.

Als das geschehen war, schob Yuuki den schwarzen Anzug hektisch von Ryujis Schultern und zog ihn wieder zu sich hinunter.

Ihre blanken Oberkörper berührten sich. Erst vorsichtig. Es war ein so ungewohntes Gefühl. Doch sie gewöhnten sich schnell daran und verfielen wieder ihrem Spiel aus Küssen und Liebkosungen.

„Ich...“, brachte Ryuji hervor. Mittlerweile war auch seine Atmung durch die Aufregung unregelmäßig geworden.

„Was ist?“, fragte Yuuki, dachte aber nicht daran, auf eine Antwort wartend, von seinem eigentlichen Feind abzulassen. Verdammt, das Eis war wirklich schnell gebrochen.

Ryuji atmete einmal tief durch. Ihm war bewusst geworden, dass es sich nicht lohnte, gegen die Seite anzukämpfen, die sich so sehr nach Nähe und Zuneigung sehnte. Es würde seinem Plan schon keinen Abbruch tun, solange Yuuki das Gleiche empfand.

„Ich lasse dich nie wieder in Ruhe, Yuuki Nao.“, schwor er. Zumindest war es für ihn wie ein Schwur. Zur Erfüllung seines Plans. Und zur Erfüllung seiner eigenen Begierde.

Yuuki musste leicht lachen. „Hätte mich auch gewundert.“, gab er zurück.

Beide schlossen die Augen. Ihre Lippen näherten sich einander erneut. Sie wollten wieder aufeinandertreffen.

Drei Herzen

Bevor es zu einem erneuten, heißen Kuss kommen konnte, ertönte ein ohrenbetäubender Knall und dazu ein Krachen.

Sofort fuhren die beiden Jungen auseinander und starrten in Richtung der Tür.

Zumindest in jene Richtung, wo einmal die Tür gewesen war.

„Nao! Verdammt nochmal, Nao!“, brüllte eine andere männliche, Yuuki sehr bekannte Stimme.

Die gesamte Situation wurde mit einem Schlag zerstört. Sie war wie Zuckerglas gewesen. Süß, täuschend echt, aber trotzdem falsch. So dermaßen falsch.

Yuuki hatte das schreckliche Gefühl, beim Fremdgehen ertappt worden zu sein.

Obwohl... Er hatte nie akzeptiert, dass sie wirklich zusammen sein sollten, also zählte das gerade eigentlich nicht als Betrug.

Seine Haut kribbelte, als er wieder den Armreif spürte, der ihn daran erinnerte, wem seine Treue gelten sollte. Auch, wenn er es sich nicht ausgesucht hatte, war er nach Seiichirous Ansicht – und der des Restes der Schule – fest vergeben.

Schuldgefühle stiegen ihn ihm auf. Irgendwie war er doch fremdgegangen.

Naja, zumindest beinahe! Also beinahe so richtig.

Überhaupt... Was zur Hölle hatte er da gerade mit Akira-kun getrieben? Seinem Erzfeind! Seinem Peiniger!

Hallo? Erde an Hirn! Oder besser: Erde an zweites Hirn! Was hatte ihn bloß geritten, dass er mit diesem Kerl...? Nicht einmal in Gedanken konnte er es aussprechen. Selbst bei der Formulierung der Frage, was ihn geritten hatte, schalt er sich selbst. Wer wohl?

Akira-kun, verflucht!

Der Kerl, der seinen Untergang besiegeln würde!

In der gleichen Sekunde rückte Yuuki ein ganzes Stück von besagtem Typen weg, rutschte unsanft von der Mattenkante und knöpfte sich hektisch sein Hemd zu. Natürlich unordentlich, wie er feststellte, als er beim letzten Knopf ankam. Egal. In diesem Moment störte ihn da unten etwas vollkommen anderes, als ein falsch geknöpftes Hemd.

„Fuck.“, fluchte Yuuki und schlug mit der Faust auf den Boden.

Er rappelte sich auf und wollte gerade verschwinden, als ihm bewusst wurde, dass sein eigentlicher Freund Seiichirou noch immer im Türrahmen stand. Schuldbewusst hob er den Blick und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass die Tür aus den Angeln gebrochen mitten im Raum lag.

„Du hast die Tür eingetreten??“, fragte Yuuki entsetzt.

Seiichirou kam mit großen Schritten auf ihn zu und packte den so viel Kleineren an den Schultern. „Natürlich! Wenn dieser Geisteskranke dich vergewaltigen will, dann suche ich doch nicht erst den Schlüssel!“, rief der Schönling aufgebracht. Dann deutete er anklagend auf Akira-kun. „Was denkst du dir überhaupt? Es geht zu weit, dass du meinen Freund vergewaltigen willst, nur, weil du nicht damit zurecht kommst, dass du wieder einmal verloren hast!“ Blitzschnell schoss er nach unten und schlug Akira-kun mit dem Handrücken direkt ins Gesicht. Ehe sich Yuuki versah, stand sein 'Freund' wieder aufrecht bei ihm. Geschockt wanderte sein Blick von Akira-kuns heftig blutendem Gesicht zu Seiichirous Hand, an der ein Wappenring prangt.

„Na?“, heuchelte der Ältere in gehässigem Tonfall Sorge vor. „Wie fühlt es sich an, ein weiteres Mal von der Macht des Masamoto Clans geschlagen zu werden?“

Derweil wischte sich Akira-kun das Blut aus dem Gesicht, doch aus einem langgezogenen, breiten Kratzer quoll erneut heißes Rot hervor. Dieser Kratzer war definitiv von dem Wappenring.

„Das hast du mit Absicht getan!“, klagte Yuuki den Senpai neben ihm an.

„Na und?“, gestand Seiichirou indirekt. „Ist er denn besser? Beißt dich halbwegs zu Tode, verprügelt und demütigt dich und wollte dich jetzt auch noch vergewaltigen!“

Yuuki packte die Hand, mit der sein Möchtegern-Freund Akira-kun geschlagen hatte und hielt sie ihm vor die Augen. „Du hattest die Möglichkeit, besser als er zu sein und hast es gänzlich verhauen! Sieht das hier für dich nach einem besseren Verhalten aus? Und außerdem: Er hat nicht versucht, mich zu vergewaltigen!“

„Was dann?“, fragte Seiichirou aufgeregt und verwirrt. „Hast du etwa freiwillig mit ihm rumgemacht?“ Sofort wurde Yuuki rot. Er konnte gar nicht anders. Beschämt sah er zur Seite.

„Und wenn schon.“, zischte er verlegen. „Meiner Meinung nach sind wir nicht zusammen.“

Nach diesen Worten schaltete Akira-kun sich wieder ein und lachte amüsiert. Natürlich nicht, ohne einen spöttischen Unterton. „Na, wer hat jetzt gewonnen, Masamoto Seiichirou? So einfach hätte sich dein in Handschellen gelegtes Familiengut vögeln lassen. Passt ja gut in euren Verräter-Clan.“

Seiichirou wirbelte herum und hätte Akira-kun beinahe wieder eine verpasst, wenn Yuuki ihn nicht festgehalten hätte. „Lass ihn!“, forderte er. Warum er das tat, nachdem er dermaßen gedemütigt wurde, wusste er auch nicht.

„Du bist der, dessen Hände von blutigem Verrat getränkt sind!“, tönte Seiichirou. Seine altertümliche Ausdrucksweise war seltsam. So hochgestochen. Aber diese Wortwahl zeigte Yuuki, dass es hier um mehr ging, als bloß um ihn. „Hast du es Nao denn schon erzählt? Weiß er denn, warum man dich meidet und warum man sagt, du hättest schon jemanden umgebracht?“, brüllte er wütend.

„Hör' sofort auf! Zieh ihn da nicht mit rein!“ Akira-kun versuchte nur noch, das Schlimmste abzuwenden.

„Was denn, verdammt?“, fragte Yuuki. Er hatte beinahe Angst, überhaupt etwas zu sagen, wenn sich diese zwei Größen miteinander anlegten. Aber er musste endlich wissen, worum es hier tatsächlich ging.

„Dein süßer Liebhaber Akira Ryuji hat nämlich-...“, begann Seiichirou. Akira-kun griff in diesem Moment an, sprang auf den Verhassten zu und wollte ihn damit daran hindern, das auszusprechen, wovor er sich all die Zeit versteckte. Doch Seiichirou hatte damit gerechnet, wehrte den Angriff ab und sorgte dafür, dass Akira-kun schmerzhaft auf dem Boden aufschlug.

Noch einmal formulierte er seinen Satz.

„Dein süßer Liebhaber Akira Ryuji hat seine eigenen Eltern ermordet!“, rief er aus, wie einen Freudenschrei. Offensichtlich brachte es ihm Genugtuung, diese Anschuldigung so laut hinauszuposaunen.

Er grinste und lachte.

Es war ein grausames Lachen. Eines, das nach einem Sieg klang, der über Leichen hinweg errungen worden war.

Akira-kun kauerte währenddessen auf dem Boden. Er hielt den Kopf gesenkt und verbarg seine Mimik hinter einem Zipfel seines Anzugs, mit dem er die Blutung in seinem Gesicht weiterhin stillte.

„Das ist nicht wahr.“, brachte er unfassbar leise hervor.

„Von wegen, Verräter.“, antwortete Seiichirou nur noch desinteressiert. Dann kümmerte er sich wieder um Yuuki. „Nao... Es tut mir furchtbar Leid, dass du all diese Sachen hören musstest, aber es ist die Wahrheit.“, flüsterte er beruhigend und strich seinem Freund die durcheinander gebrachten Haare glatt. „Dieses eine Mal verzeihe ich dir deinen Fehltritt. Aber bitte, halte dich von diesem Mörder fern. Ich will dich nur beschützen.“ Dann streichelte er ihm über die Wange. „Du bist für mich ein unglaublich wertvoller Mensch. Vergiss das nie.“ Seiichirou beugte sich zu Yuuki hinunter und küsste ihn sanft. Auf eben jene Lippen, die vor wenigen Minuten noch Akira-kun geküsst hatten. Yuuki fühlte, wie schwer es dem Älteren fiel, das zu tun. Wieder wurde sein Gewissen von einer Welle Schuldgefühle erfasst. Dann verabschiedete Seiichirou sich. „Wir sehen uns später, Nao. Pass auf dich auf.“ Er verließ den Raum durch die zerstörte Tür, nicht, ohne noch einmal gegen Akira-kun zu treten.

Ohne Zweifel.

Diese Runde ging an ihn.

Und trotz der beängstigenden Vorstellung schlugen nun drei Herzen in Yuukis Brust.

Eines, das an Seiichirous Worte glaubte, ihn achtete und ihm trotz seiner Unberechenbarkeit bedingungslos vertraute.

Ein zweites, das an Akira Ryuji hing, sich aber auf schlimmste Weise betrogen fühlte, weil Akira-kun ihn anscheinend nur ausnutzen wollte, um Seiichirou zu schaden.

Und ein drittes, sein eigenes Herz, das ihm sagte, dass er sich unbedingt aus dieser Angelegenheit heraushalten sollte, wenn er nicht noch einmal zerbrechen wollte.
 

Nachdem Seiichirou den Raum verlassen hatte, wagten die beiden Erwischten es, sich wieder zu regen. Yuuki ergriff als Erster das Wort.

„Ist das wirklich wahr? All die Gerüchte? Hast du deine Eltern ermordet?“, fragte er und überraschte sich selbst damit, wie gefasst er klang.

„Was denkst du denn?“, beantwortete Akira-kun die Frage mit einer Gegenfrage. Seine Stimme war noch immer extrem leise. Der sonst mächtige, furchteinflößende Sadist wirkte so gebrochen, dass Yuuki sich ihm schon beinahe überlegen fühlte. Wenn da nicht ein paar kleine Details wären, die dem Jungen noch immer das Blut in den Adern gefrieren ließen.

Ebenso kühl waren seine nächsten Worte. „Bei dir kann man nie wissen.“

Und damit ging auch Yuuki.

Was hätte er auch anderes tun sollen? Am liebsten hätte er noch Salz in die frische Wunde gestreut und Akira-kun richtig ordentlich fertig gemacht. Er hätte sich dafür rächen können, was ihm in der erst kurzen Zeit schon angetan worden war. Was sprach denn dagegen, die schwächsten Momente seines Erzfeindes auszunutzen? Das hätte dieser genauso gemacht!

Aber so ein Mensch wollte Yuuki dann doch nicht werden. Er wusste, wie es war, wenn sich jeder gegen einen stellte und er würde das geben, worum er selbst so lange Zeit vergebens gebettelt hatte: Eine Chance, alles zu erklären.

Aber nicht jetzt.

Jetzt war Yuuki viel zu aufgebracht. Er hätte nicht die Geduld oder Kraft, geschweige denn einen Funken Verständnis dafür aufbringen können, sich anzuhören, warum Akira-kun all das tat.

Es war vollkommen verwirrend. In der einen Sekunde war er sich sicher gewesen, dass dieses Monster ihn umbringen würde, aber in der nächsten konnte er so sanft und vertraut sein. Bis alles wieder zerstört wurde.

Bereits im *Sunshine* hatte Yuuki realisieren müssen, dass jedes ihrer friedlichen Aufeinandertreffen höchst fragil war. Selten wurde ihm die Vergänglichkeit eines Augenblickes so deutlich vorgehalten, wie in jenen Momenten, die er mit dieser speziellen Person verbrachte.

Irgendwann aber war es genug.

Wie oft konnte etwas zerbrechen, bis es unmöglich war, es wieder zusammenzusetzen? Yuuki war sich nicht sicher, ob er sich mit dieser Frage auf das Verhältnis zu Akira-kun, oder auf seine eigene Seele bezog. Verzweifelt raufte er sich die Haare und steuerte erst mal die Toiletten an. Er musste fürchterlich aussehen nach diesen frühen Eskapaden.

Kurz darauf bestätigte ihm der Spiegel dort seine Befürchtung. Kaum zu glauben, dass er vor kurzem noch voller Motivation und Energie durch das Schultor spaziert war. Es war so leicht, einen Menschen an den Abgrund seiner selbst zu führen.

Zur Erfrischung spritze sich Yuuki eiskaltes Wasser ins Gesicht. Die Kälte beruhigte ihn und ließ ihn seelisch und körperlich runterkommen.
 

Verdammt! Wie hatte es Akira-kun überhaupt geschafft, in ihm solche Gefühle hervorzurufen? Hätte Yuuki selbst es nicht besser wissen müssen? Es war doch nicht das erste Mal gewesen, dass man ihn so berührte!

Nicht das erste Mal.

Das wievielte Mal war es denn?

Schmerzhafte Erinnerungen kehrten in Yuukis Gedächtnis zurück.

Unbedingt noch mehr kaltes Wasser ins Gesicht! Es half kaum.

Erinnerungen an seine frühere Schulzeit blitzen in Yuukis Gedächtnis auf. Sie waren so präsent, als wären all diese Geschehnisse erst wenige Tage her.

Alles, was jetzt und damals geschehen war, quälte den Schüler. Es zerfraß ihn innerlich. So lange schon lief er mit dieser Schande durch sein Leben.

Er fühlte sich schmutzig, billig und gedemütigt. Nicht wirklich wegen Akira-kun allein. Mehr war es die Gesamtsituation.

Verzweifelt sah Yuuki sich um.

Um all das zu verdrängen, könnte er...-

Ja... Schmerzen könnten ihn die Gefühle von Hass und Abscheu vergessen lassen, oder nicht?

Sein Blick wanderte an seinem Körper entlang. An den richtigen Stellen würde es doch kaum auffallen... Was hatte er dabei? Eine Schere... Angespitzte Bleistifte... Jeder scharfe oder spitze Gegenstand würde eigentlich ausreichen.

Halt! Stopp! Nein!

Wutentbrannt wirbelte der Junge herum und schlug auf sein eigenes Spiegelbild ein. Es zersplitterte mit lautem Klirren in unzählige Stücke. Ironischerweise blieb die Hand des Jungen dabei unverletzt, aber er besah ich das Chaos.

Noch mehr gefährlich scharfe Kanten.

Nein!

Yuuki sank zu Boden und krallte sich um sich selbst. Er rang mit sich. Das, was gerade wieder in seinem Kopf aufgetaucht war, durfte er nicht denken. Solche Ideen hatte er hinter sich gelassen.

„Es gibt keinen Grund dafür.“, flüsterte er sich selbst zu. „Es lässt sich alles noch anders klären. Ich brauche nur einen Plan.“ Sein Flüstern beruhigte ihn. Gute Pläne auch. Das hatte er gelernt.

Am Ende war es auch nur ein Gedanke gewesen. Ein Was-Wäre-Wenn-Hirngespinst.

Nie im Leben hätte Yuuki den Mumm gehabt, sich selbst zu verletzen. Nicht damals und nicht heute. Aber daran gedacht hatte er schon oft. Er wusste, dass der Schmerz für gewisse Zeit helfen würde, über seine quälenden Gedanken hinwegzukommen. Dennoch hätte er sich das nie getraut. So verzweifelt konnte er gar nicht sein.

Letztendlich war er eben doch ein Schisser, was so etwas anging. Er konnte ja noch nicht einmal andere verletzen. Also wie dann sich selbst?

Aber immerhin stellte er sich so eher seinen Ängsten, was ihn wiederum mutig machte.

Was damals geschehen war, konnte nicht mehr verschwinden. Aber es musste in der Vergangenheit bleiben. Es durfte und es würde ihn nicht in sein neues Leben einholen.

Außerdem war es doch ein gutes Zeichen, dass Yuuki wieder so etwas wie Scham oder Begierde empfinden konnte.

Erst mit Seiichirou, auch, wenn das noch um einiges harmloser gewesen war.

Und jetzt gerade mit Akira-kun. Wie weit wären sie gegangen, wenn Seiichirou nicht dazwischen gegangen wäre?

Yuuki wurde rot und das war richtig so. Wenn er sich schämte, bedeutete das, dass seine Würde sich noch nicht vollständig verabschiedet hatte. Oder, dass sie regenerierte.

Gleichzeitig aber nervte es ihn auch.

Was gab diesen beiden Verrückten das Recht, Yuuki dermaßen aus der Fassung zu bringen? Er war doch kein Pingpong-Ball, der mal auf der einen und mal auf der anderen Seite bespielt wurde. Überhaupt war er kein Spielzeug! Und kein Liierter! Und kein Hündchen!

Und damit fasste Yuuki einen Entschluss.

Zwar würde es ihm - allein schon Dank seiner ruhigen, friedliebenden Art – extrem schwer fallen, aber es klang in diesem Moment vielversprechend.

Wenn diese beiden rivalisierenden Streithähne ihn beide haben wollten, um mit ihm zu spielen, warum sollte er dann nicht mitspielen? Es musste ja nicht jedes Mal auf harten Sportmatten – oder sonst irgendwo! - enden.

Yuuki rappelte sich auf, ignorierte den zerstörten Spiegel und wusch sich ein letztes Mal das Gesicht. Ja, ein neuer Schlachtplan wirkte besser als jeder Schmerz, den er sich hätte zufügen können. Aber so war er eben. Er gab nicht auf und kämpfte – oder spielte - bis zum Schluss.

In diesem Spiel waren die Karten gerade erst neu gemischt worden.

Und seine Gegner spielten offen.

Ein wenig Geschichte - ein wenig Vergangenheit

Nach ein paar Minuten trottete Yuuki schließlich in den Klassenraum. Natürlich war er zu spät. Seine beiden 'Liebhaber' hatten ihn ordentlich aufgehalten.

50 Meter vom Klassenraum entfernt zu sein und sich trotzdem verspäten – das schaffte echt nur er. Super Eindruck, den er seit seinem Schulstart bei den Lehrern hinterließ.

Ein Junge, der es innerhalb von etwas mehr als einer Woche geschafft hatte, ins Krankenhaus zu kommen, Mädchenschwarm zu werden und seine Unzuverlässigkeit raus hängen zu lassen.

Perfekt.

Als Yuuki die Tür zum Klassenzimmer aufschob, setzte er wieder seine coole Miene auf.

„Sie sind zu spät, Yuuki-kun.“, wies der Lehrer ihn sofort zurecht.

„Stimmt.“, war der einzige Kommentar, der Yuuki dazu einfiel. Was auch sonst?

'Ja, ich war eigentlich schon da, habe aber spontan entschlossen, es beinahe mit dem Schrecken der Schule zu treiben, wobei der mächtige Masamoto Seiichirou uns unterbrochen hat.'???

Ja, sicher. Als er diese Geschichte Revue passieren ließ, musste er grinsen. Deshalb war er eben so verzweifelt gewesen? Klang eher, wie eine richtig schlechte TV-Serie.

„Befinden sie das für lustig, Yuuki Nao?“, hakte der Lehrer nach. Sein Unterton sprach Bände.

„Nein.“, gab Yuuki kleinlaut zurück, war in Gedanken aber noch immer woanders. Das blieb nicht ungestraft.

„Ich freue mich, einen Freiwilligen für den wichtigen Aufsatz über unser heutiges Thema gefunden zu haben. Yuuki-kun.“, tönte der Lehrer zufrieden.

Derweil war sich Yuuki nicht einmal sicher, welches Fach sie jetzt hatten. Vielleicht war es doch langsam an der Zeit, sich den Stundenplan zu merken. Unbeeindruckt von der Schadenfreude des Lehrers setzte er sich an seinen Platz.

Sein Blick fiel auf die Tafel und schon nach der ersten Zeile wusste der Schüler, was ihm blühte.

Geschichte.

Eigentlich war Geschichte nicht so schwer. Ein paar Zahlen lernen, ein paar mehr Ereignisse. Wenn man wusste, wer was wann von wem wollte, dann war es ein leichtes Fach.

Problematisch konnte es nur dann werden, wenn man von der aktuellen Materie so gut wie keine Ahnung hatte. So wie jetzt.

Dennoch nickte Yuuki. Er war nicht scharf darauf, einer noch strengeren Maßnahme ausgesetzt zu werden. „Mach ich.“, gab er zu verstehen, dass er seine Strafarbeit angenommen hatte.

Damit schien der Lehrer zufrieden zu sein. Ohne, dass es ihn interessierte, ob der Rest der Klasse aufmerksam war, führte er seine Erzählungen fort. Ganz offenbar hörte er sich einfach nur selbst gern reden. Yuuki erinnerte sich daran, dass der Geschichtslehrer an seiner alten Schule die gleiche Eigenheit hatte.

Seine alte Schule... Nachdenklich sah der Junge aus dem Fenster und fragte sich, wie sein dortiger Alltag ausgesehen hätte, wenn er nicht abgegangen wäre.

Würde er dann überhaupt noch leben?

Es war ein seltsamer Gedanke, sich vorzustellen, dass man in einer alternativen Realität schon tot sein konnte. Aber nun war er doch hier. Und er lebte. Das war alles, was zählte.
 

Und wie er lebte! Ein plötzlicher Tritt gegen sein Bein ließ ihn leise aufkeuchen und erinnerte ihn daran, dass Leben auch Schmerzen mit sich bringen konnte.

Instinktiv griff er nach seinem Bein. Was war das denn jetzt?

Erschrocken sah Yuuki auf und entdeckte neben sich die funkelnden Augen Ada-chans.

Stimmt ja! Im Klassenzimmer saß er ja neben ihr! Sie war ihm erst gar nicht aufgefallen.

Ein entgeisterter Blick in ihre Richtung zeigte, dass der Tritt mehr als weh getan hatte.

Die Klassensprecherin zuckte nur mit den Schultern, verschränkte die Arme und sah ihren neuen Mitschüler anklagend an.

Verständnislos schüttelte Yuuki den Kopf. Dann aber änderte sich seine Miene und er sah schuldbewusst zur Seite.

Sie hatte ihn schließlich gewarnt, dass er sich von Akira-kun fernhalten sollte. Mit dieser Reaktion zufrieden, beschloss Ada-chan, wieder dem Unterricht zu folgen. Sie würde Yuuki später zur Rede stellen.

Dieser war durch den Tritt immerhin wieder aufmerksamer geworden. Er notierte sich ein paar Stichworte, die er später für seinen Aufsatz brauchte.

Es war erstaunlich, wie schnell die Zeit verstrich, wenn man nur einmal aktiv dem Unterricht folgte.
 

Umso schneller kam auch die Pause. Und Yuukis Standpauke.

Gerade läutete die Schulklingel das Ende des Unterrichts ein und der Lehrer verließ den Raum, als Ada-chan so schwungvoll gegen Yuukis Tisch stieß, dass ein paar Sachen davon herunterfielen.

„Was – hast – du – jetzt – schon – wieder – angestellt??“, donnerte sie.

Yuuki zuckte zurück. Wow, dieses Mädchen hatte Temperament. Erst, als Riku-chan hinzu kam und ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter legte, beruhigte sich Ada-chan.

„Nein, wirklich! Yuuki! Wir haben dich gerade einmal fünf Minuten allein gelassen und schon kommst du zu spät und siehst... Siehst SO aus.“ Sie wusste gar nicht, auf was sie zuerst deuten sollte.

Auf das zerzauste Haar, die geröteten Lippen, das falsch geknöpfte Hemd oder den zerknitterten Blazer.

Zu den drei Klassenkameraden gesellten sich noch eine platinblonde Igelfrisur und ein halber Riese. Yori und Shin.

Ersterer konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Er stieß seinem Freund Shin in die Seite. „Warum weiß ich, dass dieser Anblick nur eines bedeuten kann?“

Daraufhin erntete der Kleinere einen skeptischen Blick von dem Größeren. „Ich weiß ja nicht, woher du das wissen willst...“, murmelte er angespannt. Dann lockerten sich seine Gesichtszüge allerdings und er stimmte in das Kichern mit ein. „Aber ich bin mir sicher, dass du recht hast.“

Yuuki war die seltsame Stimmung zwischen den beiden Jungs nicht entgangen, aber er ließ es unkommentiert. Lieber kommentierte – und dementierte! - er diese Vermutungen. „Was auch immer ihr beiden denkt: Es ist nicht das, wonach es vielleicht aussieht.“

Hey! Damit durfte sich Yuuki zu den Milliarden Menschen zählen, die diesen Spruch auch schon benutzt hatten.

Ada-chan verdrehte die Augen. „Neeeein, es sieht überhaupt nicht so aus, als hätte dir iiirgendjemand die Kleider vom Leib gerissen. Und du hast dich auch nicht hektisch wieder angezogen, damit du noch zum Unterricht kommen kannst.“, sprach sie im ironischsten Tonfall das aus, was jeder von ihnen dachte! Nein – befürchtete!

Wieder wollte Yuuki schuldbewusst zur Seite sehen. Man hatte ihn ertappt und das war ihm peinlich. So etwas sollten andere nicht wissen.

Doch dann besann er sich. Er wollte doch nicht mehr der scheue, kleine Nao sein, dem alles unangenehm war und der sich verstecken musste. Sein neues Ich war cool, locker und offen. Offen für Menschen und für... solche Angelegenheiten.

Also legte der Junge innerlich einen Schalter um. Sofort entspannte sich sein Körper. Aufatmend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und ließ die Arme über die Rückenlehne baumeln. Ein selbstsicheres, vielsagendes Grinsen schlich sich auf seine geröteten Lippen.

„Ein Gentleman schweigt und genießt.“, säuselte er.

Mit der Antwort rechnete keiner der Anwesenden. Sie wollten Yuuki eigentlich nur ein wenig necken. Zumindest teilweise.

Ada-chan hatte sich während der Stunde schon eine wundervolle Standpauke zurecht gelegt, die sie dem Neuen vortragen wollte, während er gestehen musste, dass er in mehr Chaos verstrickt war, als gut für ihn war.

Das würde wohl keinen Effekt haben, wenn er jetzt auch noch stolz darauf war.

„Okay.“, seufzte das Mädchen. „Was ist wirklich passiert? Solche großen Sprüche passen nicht zu dir. Von wegen Gentleman und so.“

Yuuki setzte sich wieder vernünftig hin. Im Nachhinein fand er seinen Spruch auch dämlich. Er räusperte sich und überlegte, wie er die Minuten vor dem Unterricht beschreiben konnte, ohne, dass es wie der Anfang eines Pornos klang.

Lautes Quietschen ließ ihn kurz aufschrecken. In Sekundenschnelle hatten seine vier Klassenkameraden sich ein paar Tische zusammengezogen und darauf eine Sitzblockade um Yuuki errichtet. Neugierig starrten ihn die vier Augenpaare an.

„Na, jetzt erzähl schon.“, drängte Yori, der eine heiße Story erwartete. Dafür wurde ihm von Shin gegen dir Stirn geschnippt. „Übertreib es nicht.“, mahnte er.

Schmollend hielt der Blonde sich den Kopf. „Trotzdem.“

Yuuki lächelte. Die beiden gingen so vertraut miteinander um, dass man beinahe meinen konnte, sie wären ein Paar.

„Eigentlich gibt es da nicht so viel zu erzählen.“, begann er. „Ada-chan, Riku-chan und ich sind vor den Kampfhallen Akira-kun begegnet und er wollte sich kurz mit mir unterhalten. Dann kam Seiichi, hat alles missverstanden und zwischen den beiden brach ein heftiger Streit aus. Und jetzt sitze ich hier. Ende der Geschichte.“

„Und wann kommt der Teil, bei dem du uns verrätst, wer dich gevögelt hat?“, fragte Shin in einem Tonfall, als würde er über etwas alltägliches reden. „War es jetzt Akira-kun oder Masamoto-sama? Oder... beide?“

„Was zur Hölle? Was stimmt nicht mit dir?“, wehrte sich Yuuki lachend. Was bitte ging in dem Kopf dieses Riesen vor? Dann aber antwortete er doch. „Keiner von beiden. Es war nur einfach pures Chaos und...“

„Uuuuund? Komm zum Punkt.“ Ada-chan wurde ungeduldig. Sie ahnte Schlimmes.

„Und – Naja... Eventuell ist es möglich, dass Seiichi Akira-kun und mich in einer Situation erwischt hat, die vielleicht ein klein wenig zweideutig interpretiert werden konnte.“ Unschuldig zuckte Yuuki mit den Schultern.

„Bist du verrückt?“ Wieder konnte Ada-chan ein aufgeregtes Donnern nicht unterdrücken. „Falls du es nicht gemerkt hast, erklär' ich es dir nochmal: Der Halbgott der Schule hat dich zu seinem Freund erklärt und anstatt das als Freifahrtschein für Ruhe und Sicherheit zu nutzen, lässt du dich von seinem absoluten Erzfeind vögeln?“ Sie hielt sich die Hände vor die Augen. „Sich zwischen diese beiden Menschen zu stellen ist so, als würdest du dich zwischen zwei hungrige Löwen stellen. Erst kämpfen sie zwar gegeneinander um die Beute, aber am Ende bist du trotzdem derjenige, der tot ist.“

Yuuki zog Ada-chans Hände wieder von ihren Augen. „Also ehe irgendwas zwischen Akira-kun und mir passieren konnte, war Seiichi schon da. Aber warum hassen sich die beiden überhaupt so sehr?“

Die anderen zuckten mit den Schultern, aber Ada-chan schien eine Vermutung zu haben. Sie zog die Stirn kraus. „Ich weiß es nicht genau, aber ich vermute, dass es etwas mit dem Tod von Akira-kuns Eltern vor einigen Jahren zu tun haben könnte.“

Nickend stimmte Yuuki zu. „Das kann wirklich sein. Als Seiichi es vorhin ansprach, schien Akira-kun nicht begeistert davon. Er hat da so etwas angedeutet...“

„Was denn?“, fragte die Runde einstimmig.

Yuuki war sich nicht sicher, ob er es erzählen sollte. Eigentlich wollte er Akira-kun die Möglichkeit geben, sich zu erklären, bevor er Gerüchte in die Welt setzte.

Die Entscheidung wurde ihm aber schnell abgenommen.

Überraschenderweise meldete sich Riku-chan leise zu Wort. Bis dahin hatte sie keinen einzigen Laut von sich gegeben, aber anscheinend fieberte auch sie bei diesem Thema mit. „Redest du davon, dass das Gerücht kursiert, dass Akira-kun persönlich seine Eltern ermordet hätte?“

Die anderen nickten wissend.

„Ihr habt auch schon davon gehört?“ Yuuki war erst erschrocken, dann aber fiel ihm ein, dass dieses Gerücht der Grund dafür sein sollte, dass jeder Akira-kun mied.

Natürlich wusste also jeder über zwanzig Ecken davon. „Ja, das meine ich.“, gestand er schließlich. „Seiichi hat es richtig genossen, Akira-kun das unter die Nase zu reiben.“

„Und was hat Akira-kun gemacht?“, bohrte Ada-chan neugierig weiter.

„Er schien richtig gebrochen, als hätte man ihn schwerstens verprügelt. Nicht so, wie jemand, der das wirklich getan hätte.“

„Meinst du etwa, dass das Gerücht nicht wahr ist?“

Yuuki zögerte. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich denken soll. Ich wollte nochmal mit Akira-kun darüber reden.“ Sofort wurde er an den Schultern gepackt und von der Klassensprecherin durchgeschüttelt. „Bist du denn verrückt? Mit diesem Kerl redet man nicht einfach so! Erstrecht nicht über so ein Thema. Der bringt dich um!“

„Meinst du, ich weiß das nicht?!“, platzte es aus Yuuki heraus. „Ich spüre am eigenen Leib, wie es ist, sich mit diesem Monster anzulegen!“ Ada-chan ließ ihn los, auch, weil sie befürchtete, seine Verletzung mit ihrem Griff erwischt zu haben.

Mit leiserer Stimme fuhr Yuuki fort. „Ich weiß, wie es ist, wenn man sich gegen ein Gerücht nicht wehren kann und es einem das Leben zerstört.“, gestand er. Vielleicht würden seine Klassenkameraden mit dieser Andeutung verstehen, dass ihm diese Geschichte nah ging.

Er hatte tatsächlich Glück. Sie schienen Verständnis zu haben.

„Ich habe eine Idee!“, rief Yori aus. Allein schon seine euphorische Haltung lockerte die Stimmung wieder auf. Alle sahen ihn an.

„Was haltet ihr davon,“, schlug er vor. „wenn wir selbst aktiv werden und endlich herausfinden, was damals passiert ist? Was bringt es, wenn du Akira-kun fragst? Unabhängig davon, ob er die Wahrheit sagt, oder nicht, wird es auch nur wieder eine von vielen Versionen dieser Geschichte sein.“

Shin stimmte mit ein. Die beiden waren ein wahres Dreamteam. „Wenn wir selbst ermitteln, können wir erfahren, was wirklich passiert ist.“

Auch Ada-chan schien davon begeistert zu sein. „Ist doch super! Wir können eines der größten Gerüchte der Schule aufklären, vielleicht die Fehde zwischen Masamoto und Akira-kun beenden und ganz nebenbei auch noch Yuuki davor bewahren, gefressen zu werden.“

Yuuki war von dem Vorschlag ebenfalls nicht abgeneigt. Dennoch schwang ein wenig Skepsis in seiner Stimme mit. „Eigentlich keine schlechte Idee, aber... Wie lange ist das jetzt schon her? Woher sollen wir jetzt noch irgendwelche Anhaltspunkte bekommen?“

Yori dachte kurz nach. „Das dürfte so vor etwa drei Jahren gewesen sein. Ja, doch. Akira-kun war in der achten Klasse. Und im Schuljahr danach sind sowohl Akira-kun als auch Masamoto-sama sitzen geblieben, obwohl sie als Musterschüler galten. Seltsam, oder nicht? Das muss doch zusammenhängen.“

Daraufhin schnippte Ada-chan mit den Finger. „Ich weiß, wo wir zuerst nachsehen können!“

Dann zögerte sie allerdings. „Wir haben da nur ein Problem.“

Sie erntete fragende Blicke. Mit einer winkenden Bewegung deutete sie an, dass alle etwas näher kommen sollten. Mit unheilvoller Miene beugte sie sich vor.

„Ich habe mal gehört, dass es neben dem regulären Schularchiv noch ein anderes Archiv geben soll.“, flüsterte sie in die Runde. „Mit ganz privaten, geheimen Notizen zu jedem Schüler. Sogar Informationen über Interessen, Hobbys, Freundschaften oder“, sie warf unbemerkt einen Blick auf Shin und Yori. „geheime Verhältnisse.“

Yuuki lief es eiskalt den Rücken hinunter. Das wäre sein Untergang! Am liebsten hätte er gesagt, dass sie es sein lassen sollten, aber er musste abwägen: Wollte er wirklich, dass seine Vergangenheit das Hier und Jetzt überschatten konnte? Wenn er verhinderte, dass sie das das Archiv durchsuchen würden, dann könnte er womöglich auch nie die Wahrheit über Akira-kun und Seiichi herausfinden.

Schließlich entschied er sich dafür, seine Zweifel zu verbergen.

Es gab Menschen, die wichtiger waren, als er.

Wenn er sich selbst schon nie von seiner Vergangenheit lösen konnte, wollte er verhindern, dass andere das Gleiche durchleben mussten.

Yori fand zuerst seine Flüsterstimme wieder. „Es ist unsere einzige Spur, also haben wir keine andere Wahl.“

Natürlich stimmte Shin zu. Die beiden waren auffällig oft einer Meinung.

Riku-chan erklärte, dass sie Ada-chan definitiv nicht allein gehen lassen würde.

„Dann ist es jetzt also beschlossene Sache.“, fasste Ada-chan zusammen. Sie war einfach die geborene Anführerin. „Habt ihr heute Abend alle Zeit? Yuuki, ich weiß ja, dass du noch in der AG bist, aber wie sieht es bei euch anderen aus? Wollen wir heute Abend ein bisschen 'für Geschichte lernen'?“

Sie alle nickten. Yuuki etwas zurückhaltend, die anderen begeistert.

Wer weiß...

Vielleicht konnten sie bei ihrer Nacht-und-Nebel-Aktion tatsächlich etwas darüber herausfinden, was Seiichi und Akira-kun aufeinander losgehen ließ.

Und dafür lohnte es sich, die Regeln zu brechen.

Lektion für Wolfshunde

Was zuletzt geschah:
 

Endlich ist Yuuki wieder zurück im Schulalltag. Wurde langsam doch auch Zeit. Anstatt sich zukünftig aus Schwierigkeiten herauszuhalten, endet er erneut mit Akira-kun in einem Lagerraum der Kampfsport-Hallen. Dort werden die zwei allerdings von Seiichirou Masamoto überrascht, der kurz darauf offenbart, dass Akira-kun einst seine Eltern umgebracht haben soll.

Die Eskalation löst sich daraufhin schnell auf und lässt einen gebrochenen Akira-kun zurück. Yuuki weiß nicht, wie er all die Geschehnisse interpretieren soll. Aus diesem Grund planen er und seine Freunde, herauszufinden, was damals tatsächlich passiert ist. Klebt an Akira-kuns Händen tatsächlich das Blut seiner Eltern? Und warum hassen sich er und Seiichi so sehr?

Und wie soll Yuuki es überleben, zwischen den Fronten zu stehen?
 

Kapitel 21: Lektion für Wolfshunde
 

Dienstag war definitiv Yuukis Lieblingstag. Der Unterrichtsplan ließ ein paar Schnarchstunden zu und in keinem Moment begegnete er Akira-kun.

Mittlerweile war so viel geschehen, dass sich der Junge fragte, aus welchen Gründen er nun Akira-kun mied? War es seine Unberechenbarkeit, seine Brutalität? Weil er der fragwürdigste Schulkamerad war, den er wohl je haben würde? Oder wollte er ihm nur wegen ihres ungeklärten 'Unfalls' im Lagerraum aus dem Weg gehen?

Was wäre, wenn das kein einmaliger Ausrutscher gewesen war?

„Nyaaarghh!“, ärgerte sich Yuuki und raufte sich die Haare.

Die Lehrerin, eine alte Dame, die die letzte Stunde unterrichtete, wurde auf ihn aufmerksam. „Yuuki-kun, wenn ihnen die Aufgabe so viel Kopfzerbrechen bereitet, sollten sie sich Hilfe suchen.“, kommentierte sie.

Yuuki sprang auf. Ihm war kaum bewusst gewesen, dass er so laut gewesen war.

„Ich bin gleich wieder da.“, meinte er kurz und verließ dann den Klassenraum.

Ein paar seiner Mitschüler kicherten, aber das kümmerte ihn nicht. Er kannte sie ohnehin nicht.

Nur seine neugewonnenen Freunde sahen ihm besorgt nach. Sie kannten den Grund, warum er sich nicht konzentrieren konnte und ihnen ging es kaum anders. Jeder von ihnen dachte mehr über heute Abend nach, als über die Aufgaben. Dass Yuuki sich nachher allerdings zusätzlich noch mit der Anti-AG herumschlagen musste, brachte ihn vermutlich an seine Toleranzgrenze.

Am liebsten wäre Ada-chan aufgesprungen und Yuuki gefolgt, wenn es nicht zu noch mehr skeptischen Blicken geführt hätte. Dieser Kerl bekam schon mehr Aufmerksamkeit, als gut für ihn war und da würde sie es nicht auch noch schlimmer machen.

Also wartete sie ab, bis Yuuki zurückkam.
 

Der Schüler war derweil auf der Jungen-Toilette verschwunden. Sein Bauch rumorte, wenn er an die nächsten Stunden dachte. Ihm war schlecht. Es kribbelte.

Vermutlich war es die Aufregung, die seinen Magen verrückt spielen ließ.

Um frische Luft zu schnappen, riss Yuuki das Fenster weit auf und lehnte sich in die frische Mittagsluft. Ein paar Atemzüge später klarten seine Gedanken auf.

Heute früh nach dem Vorfall mit Seiichi und Akira-kun hatte nur ein Entschluss den Jungen getröstet. Der Entschluss, mitzuspielen und die anderen Parteien gegeneinander einzusetzen.

Aber wie spielte man ein Spiel mit, dessen Regeln man nicht kannte?

Yuuki war verunsichert.

Dann kam ihm eine Idee. Wenn er die Spielregeln nicht kannte, müsste er einfach nur das tun, was die anderen auch taten. Er müsste nur ihrem Beispiel folgen und die Regeln mit der Anwendung lernen.

Und was taten die anderen? Dabei zog eine Gänsehaut über Yuukis Körper.

Einer flirtete mit ihm, beide fummelten an ihm herum und der andere konnte ihn jederzeit verprügeln, ohne mit der Wimper zu zucken.

Super Grundlage...

Wollte er die anderen beiden auch wirklich gegeneinander aufbringen? Mit seinen Freunden verfolgte er doch das Ziel, ihre Fehde aufzulösen. Wenn er beschloss, der Spielkamerad dieser beiden Teufel zu werden, würde er doch beinahe gegen den Plan seiner Freunde arbeiten.

Andererseits... Yuuki schloss das Fenster wieder. Es wurde langsam zu kühl.

Andererseits konnte es sich lange hinziehen, bis sie mit ihren heimlichen Ermittlungen wirklich Erfolg haben würden. Was war, wenn sie überhaupt nichts herausfanden? Oder, wenn Akira-kun tatsächlich der Mörder seiner Eltern war?

Wieder fröstelte es Yuuki. Er redete sich ein, dass das von der kalten Luft kam, die eben noch hereingeströmt war.

Dennoch musste er sich eingestehen, dass er diese Variante bisher nicht ernsthaft bedacht hatte. Glaubte sein Unterbewusstsein so stark an Akira-kuns Unschuld, dass es bisher nicht zugelassen hatte zu befürchten, dass die Gerüchte wahr waren?

Selbst, wenn Akira-kun wirklich ein Mörder war, dann hätte er trotzdem wohl keinen Grund, es noch einmal zu tun. Nicht wahr?

Jetzt wurde Yuuki tatsächlich schlecht. So schnell er konnte schloss er sich in einer der Kabinen ein, beugte sich über die Toilette und würgte. Immerhin kam nichts raus.

Trotzdem...

Es war der Stress, der seinen Körper dazu brachte, verrückt zu spielen. Früher war ihm das öfter passiert, aber mittlerweile dachte er, über dieses Leiden hinweg zu sein. Da hatte er sich offenbar geirrt.

Wieder wurde Yuuki kalt. Und heiß.

Gleichzeitig.

Kein gutes Zeichen.

Als seine Übelkeit wieder verschwunden war, raffte sich der junge Schüler auf, spritzte sich zum wiederholten Mal an diesem Tag kaltes Wasser ins Gesicht und spülte seinen Mund aus.

Und wie vor ein paar Stunden, beruhigte er sich, indem er plante.

Ja, er würde in Seiichis und Akira-kuns Spiel einsteigen. Das war seine Überlebenstaktik. Er würde diese beiden Menschen – wenn sie denn welche waren – gegeneinander aufbringen und beider Seiten Hass zu seinem Vorteil nutzen.

Und wenn Yuuki mit seinen Freunden die Wahrheit, welche auch immer es war, herausgefunden hatte, dann würde sich alles aufklären.

Das klang vernünftig.

Auf Yuukis Gesicht schlich sich ein siegessicheres Grinsen, das aber schnell wieder erstarb. So ein Gesichtsausdruck passte nicht zu ihm.

Dann kehrte er zum Klassenzimmer zurück.
 

Einige Minuten später läutete es zur großen Pause. Gemütlich packte Yuuki seine Sachen ein.

„Du siehst schrecklich aus, Yuuki.“, brachte Ada-chan unerwartet hervor und fühlte ihm die Stirn. „Du bist ganz heiß, geht es dir gut?“

Perfekte Vorlage, oder nicht? Yuuki schaltete wieder auf den Playboy um. Er stand auf, beugte sich vor und kam seiner Klassensprecherin näher. „Heiß bist du auch, aber das merke ich nicht an deiner Stirn.“, raunte er. Irgendwie fühlte es sich gut an, solche Sachen zu sagen. Sie gaben ihm einen seltsamen Hauch von Sicherheit.

Auf der anderen Seite des Klassenraumes hörten sie etwas quietschen und drehten sich verwirrt um.

Ein Pulk Mädchen hatte sich dort versammelt. Unverhohlen beobachteten sie die Situation. Beinahe war es Yuuki entfallen. Er hatte doch jetzt einen Fanclub.

Na super.

Er sah eine schnelle Bewegung im Augenwinkel und konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, ehe Ada-chan ihm mit einem Heft auf den Hinterkopf geschlagen hätte.

„So was zieht bei mir nicht, Möchtegern.“, meinte sie. Yuuki glaubte, trotzdem einen leichten Rotschimmer auf den Wangen des Mädchens zu erkennen und er klopfte sich innerlich auf die Schulter. Diese kleinen Neckereien machten ihm Spaß und gelogen hatte er auch nicht. Ada-chan war tatsächlich ein charismatisches, hübsches Mädchen. Es war nur Zeit gewesen, dass man es ihr sagte.

Jetzt war es aber besser, keine Zeit zu verschwenden. „Ich glaube, ich habe nicht allzu lang Pause. Die Anti-AG beginnt früher, als die anderen.“

Ada-chan nickte zustimmend. „Ja, letzte Woche habe ich mich auch schon darüber gewundert. Wir können uns aber noch eine Kleinigkeit in der Kantine holen.“

„Ja, lass uns gehen, bevor diese Mädchen versuchen, mich aufzufressen.“, witzelte Yuuki.

Ada-chan kicherte. Schnell packte Yuuki seine restlichen Sachen zusammen. Außer dem Pulk Mädchen waren sie die Letzten, die den Raum verließen. Draußen trafen sie noch auf Riku-chan.

„Shin und Yori hatten es eilig. Nächstes Mal wollen sie aber auch mitkommen.“, erklärte sie, als sich das Dreiergespann auf den Weg zur Kantine machte.
 

Kurz darauf war das kleine Fünkchen Frieden verglüht. „Ich muss jetzt los.“, kündigte Yuuki an. „Sorry.“ Er musste die Reste seines Essens stehen lassen, um nicht zu spät zu kommen. Dabei war es teuer genug, sich hier überhaupt etwas zu kaufen. Verdammte Luxusschule.

„Kein Problem, aber bitte komm diesmal nicht ins Krankenhaus.“, verabschiedete sich Ada-chan.

Auch von Riku-chan kam ein leises „Pass auf dich auf.“. Dann zog sie Yuukis restliches Essen zu sich. „Wenn du es nicht mehr isst, dann...“

Daraufhin musste Yuuki laut auflachen. Unglaublich, wie viel Hunger dieses kleine, zierliche Ding hatte. „Bedien' dich, Riku-chan. Bis...“ Er zögerte kurz. Dann wurde er noch einmal leiser. „Bis später.“, flüsterte er den beiden Mädchen zu.

Schließlich verschwand er zur Anti-AG.
 

Wieder durch den Schulpark. Wieder diese Irrwege entlang, bei denen man sich nicht darauf verlassen konnte, dass die Schilder in die richtige Richtung zeigten.

Dieser Park war tatsächlich wie ein Urwald. Hohe Bäume, dichte Büsche und die Wege waren mal gepflastert, mal nur Trampelpfade.

Vom letzten Mal erinnerte sich Yuuki nur an die Lichtung, auf der er das erste Mal Seiichi begegnet war. Erinnerungen an die beeindruckende Präsenz dieses Übermenschen blitzten in Yuukis Kopf auf und er biss sich auf die Unterlippe.

Wie konnte jemand überhaupt so schön sein? War das noch irdisch?

Das dachte sich Yuuki nicht unbedingt mit irgendwelchen Hintergedanken. Zu seiner Unzufriedenheit konnte er nur einfach nicht leugnen, wie perfekt sein 'Freund' wirkte. Furchteinflößend perfekt.

Hoffnungsvoll sah der Junge zu den Schildern, die immer mal wieder an Weggabelungen verteilt standen, aber sie zeigten nur ins Gebüsch. Jemand sollte die mal richten. Ansonsten würde es Yuuki nicht wundern, früher oder später dem Minotaurus zu begegnen, so verwinkelt und undurchdringlich war der Park mit seinen Wegen und Büschen.

Für ein Schulfest könnte man hier sicherlich eine ordentlich kitschige Gruselwanderung veranstalten. Ein paar Lautsprecher mit Horrorgeräuschen in den Büschen, ein paar Statisten, die das Blattwerk zum Rascheln brachten... Yuuki musste leicht lächeln. Die Idee fand er gut.

Aber bald erstarb sein Lächeln wieder. Ob er wohl jemals noch einmal ein so sorgloses Schulfest erleben würde?

Schnell lenkte Yuuki sich ab und konzentrierte sich auf die Wege. Da er ohnehin schon die Orientierung verloren hatte, entschied er sich immer wieder spontan, welche der Weggabelungen er nahm. Irgendwann schließlich hörte er Stimmen.

Er horchte auf und folgte ihnen. Es war eine weibliche Stimme, die laut schimpfte. Das musste Suri sein.

Endlich lichtete sich das Gestrüpp um Yuuki und er trat aus dem Irrgarten heraus auf den Platz mit dem Pavillon. Als es überraschend hell wurde, schirmte Yuuki seine Augen ab. Kurz blieb er stehen und atmete tief durch.

Diesmal keine Unfälle, schickte er ein stummes Stoßgebet gen Himmel. Diesmal keine Gewalt.

Als er sich entschloss, weiter auf die Gruppe zuzugehen, die dort vor dem Pavillon wartete, hatte man ihn schon entdeckt.

„Ah, die Braut vom Boss is' auch endlich da.“, rief Suri aus und es war schwer einzuschätzen, ob sie das tatsächlich erfreut oder spöttisch meinte. Sie winkte Yuuki zu. Er winkte mit einer kleinen Bewegung zurück.

Neben Suri hatten sich auch schon die anderen vor dem Pavillon eingefunden. Zumindest alle außer Seiichi und Akira-kun. Es überraschte Yuuki, dass all die anderen Rebellen so überpünktlich zur AG auftauchten. Er fühlte sich beinahe schlecht, dass er nahezu der Letzte war.

Als erstes fiel Yuuki neben Suri der großgewachsene Daisuke auf. Schon über die Entfernung hinweg war sein finsterer Blick zu erkennen. Yuuki hätte sich nicht gewundert, wenn dieser Riese sich bei Vollmond in einen Bären verwandelte.

Der Junge musste grinsen. Ein Werbär. Er konnte ein belustigtes Glucksen nicht unterdrücken. Die anderen nahmen es glücklicherweise nicht wahr.

Am Pavillon gelehnt im Schatten saß außerdem Kuro. Es schien, als beobachtete er Ameisen im Gras. Zumindest starrte er unentwegt auf den Boden und schien Yuukis Ankunft gar nicht zu bemerken, was bei Suris Gebrüll schon beinahe überraschte.

Dann fielen Yuuki ein paar Gestalten auf dem Dach auf. Es waren die Zwillinge, die es sich dort bequem gemacht hatten. Sie starrten Yuuki an, als wenn er ein Beutetier wäre, das sie jeden Moment anfallen würden. Diese zwei Jungs machten ihn nervös und er ahnte schon, dass auch sie nicht ohne Grund in der Anti-AG gelandet waren.
 

Schließlich kam Yuuki bei seinen Mitschülern an. Die letzten Schritte waren für ihn so gewesen, als wenn er durchs Wasser gewatet wäre. Seine Beine wollten ihn ganz offenbar nicht in die Nähe dieser Gestalten tragen.

„Hey.“, brachte Yuuki zurückhaltend heraus. Eigentlich hätte er mehr aus sich heraus kommen wollen, aber die Aura der Anwesenden ließ es einfach nicht zu.

Suri trabte auf den Neuankömmling zu. Sie legte ihm locker den Arm um die Schultern und zog ihn derbe an sich ran. „Da, kleine Schlampe? Wie vögelt´s sich mit unserem Boss denn so?“

Yuuki wirbelte umher, schreckte vor der Wortwahl dieses fragwürdigen Mädchens zurück und stolperte aus ihrem Griff heraus nach hinten.

„Whaa!“, rief er überrascht, als er das Gleichgewicht verlor.

Aber ehe er fallen konnte, fingen ihn zwei starke Arme auf, die ihn sanft zu sich zogen. Yuuki wurde so nah an eine gut trainierte Männerbrust gezogen, dass er dessen Herzschlag für einen kurzen Moment hörte. Instinktiv hielt er sich an der Person hinter sich fest. Er wusste ohnehin, wer ihn da aufgefangen hatte.

„E- Entschuldige.“, brachte Yuuki hervor. „Ich bin gestolpert.“

Seiichi nickte. „Merke ich.“, gab er zurück, machte aber keine Anstalten, Yuuki loszulassen.

„I- Ich glaube, ich hab jetzt wieder Halt gefunden.“, erklärte der Kleinere und wand sich umständlich in Seiichis Umarmung.

„Meinst du wirklich, dass ich einen Engel so einfach entfliehen lasse, wenn er sich schon so bereitwillig in meine Fänge begibt?“, säuselte Seiichi. Zwar erinnerte sich Yuuki in diesem Moment daran, dass er dieses Spiel doch mitspielen wollte, aber dank der vorangegangenen Frage von Suri hatte die ganze Aktion erneut einen seltsamen Beigeschmack bekommen.

Ehe Yuuki noch etwas erwidern konnte, trat Hana-sensei aus dem Pavillon. „Jetzt, wo wir alle da sind, sollten wir lieber zu unserer Tagesaufgabe übergehen.“, kündigte sie an und klatschte freudig in die Hände. Die Versammelten grummelten. Yuukis Blick wanderte umher. „Akira-kun fehlt noch.“, stellte er fest und spürte, wie sich der Griff von Seiichi bei seinen Worten verkrampfte.

Hana-sensei nickte zustimmend. „Er hat sich für heute krank gemeldet.“ Krank? Er? Jetzt? Wohl kaum... Irgendetwas wurde hier verheimlicht.

Yuuki drehte seinen Kopf zu seinem 'Freund'. „Hast du etwa was damit zutun?“, fragte er anklagend. Als Antwort kam ein stummes Kopfschütteln, aber das Funkeln in Seiichis Augen sprach Bände. Egal, ob er etwas damit zutun hatte, dass Akira-kun nicht aufgetaucht war, oder nicht: Es war eindeutig, dass Seiichi allein schon mit der generellen Existenz dieses Menschen unzufrieden war. Heute Abend würde Yuuki mit seinen Freunden unbedingt herausfinden müssen, was es damit auf sich hatte.

„Wie auch immer!“, rief Hana-sensei. „Heute haben wir unsere Aufgabe von ganz oben bekommen! Wie ihr sicher schon festgestellt habt, ist dieser Park hier der reinste Irrgarten. Die nächsten Male werden wir uns also damit beschäftigen, die Schilder zu richten und die Wege freizumachen. Ist das nicht wundervoll?“

Während Hana-sensei sprach, waren die Zwillinge vom Dach gesprungen.

„Warum macht das nicht-“, begann der eine.

„-die Botanik-AG?“, beendete der andere den Satz. Yuuki konnte unmöglich sagen, welcher von beiden Hiroshi und welcher Isamu war. Sie sahen vollkommen identisch aus. Beide hatten einen katzenhaften, frechen Blick von so hellem Braun, dass ihre Iriden beinahe golden wirkten. Zerzauste, halblange Haare, die beiden Zwillingen identisch in braunen Strähnen ins Gesicht fielen. Ein dünner, geflochtener Zopf, der von einem schlichten Gummiband zusammengehalten wurde, schlängelte sich zwischen den Haaren zu den Schultern. Der eine trug seinen Zopf auf er linken, der andere auf der rechten Seite. Ob man sie daran unterscheiden konnte? Wohl kaum. Yuuki wusste doch schon jetzt nicht, wer wer war.

„Die haben momentan einen schrecklichen Schneckenbefall in ihren Beeten.“, seufzte Hana-sensei. „So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie.“

Ein helles Kichern ertönte neben Yuuki. „Woher die nur kommen.“, munkelte Suri und grinste diabolisch. Dafür bekam sie einen Schlag auf den Hinterkopf von Daisuke. Über so eine derbe Art gegenüber Mädchen war Yuuki schockiert. „Du hast nur Mist im Kopf.“, kommentierte der Bär mit beachtlich tief brummender Stimme.

„Pass auf!“, schrie einer der Zwillinge.

„Sie wird durch die Schläge doch nur noch dümmer.“, ergänzte der andere.

Redeten die eigentlich immer so? Wie anstrengend. Trotzdem konnte keiner der Beteiligten ein Grinsen unterdrücken. Selbst auf Hana-senseis Lippen stahl sich ein Lächeln. Unfassbar. Was für eine miese Lehrerin. Nur Seiichi bewahrte die Haltung. Er ließ sich wohl selten auf dieses Niveau herab.

Aus dem Hintergrund trat nun auch der düster gekleidete Kuro zur Gruppe. „Das ist doch Schwachsinn.“, warf er trocken ein. Wollte er etwa Suri verteidigen? Mutig.

Aber Yuukis Annahme bröckelte, als der Schatten eines Menschen weitersprach. „Da ist so wenig im Hirn, dass die Schläge auch nichts mehr schlimmer machen.“

Entgeistert blickte Yuuki in die gackernde Runde. Hana-sensei rieb sich mit eine Taschentuch die Lach-tränen aus den Augenwinkeln. Zur Beruhigung des Junge lachte allerdings auch Suri. Das war wohl ihre Art des Humors.

Überhaupt nicht seltsam. Gar nicht.

Immerhin schienen sich hier die Leute gut zu verstehen. Beim letzten Mal hatte Yuuki kaum Gelegenheit dazu gehabt, die anderen AG-Teilnehmer näher kennenzulernen. Vielleicht würde sich das diesmal ändern.
 

„Also dann, ich war so frei, euch in Gruppen aufzuteilen.“, flötete Hana-sensei. Woher nahm diese Frau bloß ihre gute Laune? Yuuki kreuzte die Finger. 'Nicht mit Seiichi, nicht mit Seiichi', hoffte er. So bald wollte er nicht unbedingt erfahren, wie es sich tatsächlich 'mit dem Boss vögelte'. Bei dem Gedanken wurde dem Jungen schlagartig bewusst, dass er immer noch von Seiichi festgehalten wurde.

Plötzlich kribbelte es in Yuuki Magen. Seine Atmung wurde unruhiger und sein Herz schlug mit einem Mal um einiges schneller. Eine Gänsehaut zog sich langsam über seinen ganzen Körper.

Er spürte, wie Seiichi sich leicht nach vorn beugte. „Alles in Ordnung, Nao?“, raunte er ihm ins Ohr. Yuuki schnappte nach Luft. „Natürlich.“, zischte er leise zurück.

Das Bewusstsein, dass dieser extrem gut aussehende Kerl hinter ihm stand und ihn festhielt, gemischt mit der Erkenntnis, dass diese halbe Gottheit womöglich tatsächlich mit ihm, Yuuki, ins Bett wollte – oder sonst wohin - hatten den Jungen spontan ordentlich aus der Bahn geworfen.

„Und Yuuki“, ertönte plötzlich wieder Hana-senseis Stimme. Der Schüler horchte auf, als er seinen Namen hörte. „zieht mit Suri und Daisuke zusammen los. Fangt an!“ Damit zog sie sich wieder in das Innere des Pavillons zurück.

Yuuki atmete erleichtert aus. Währenddessen ließ Seiichi ihn los. Bevor Yuuki sich allerdings zu seinen Gruppenmitgliedern gesellen konnte, hielt ihn der Oberstufler noch einmal fest. Der Jüngere rechnete schon mit dem Schlimmsten und kniff die Augen zusammen.

Doch alles, was er spürte, war eine kühle Hand auf seiner Stirn.

„Und mit dir ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte Seiichi erneut, diesmal in einem besorgten Tonfall. Yuuki öffnete wieder seine Augen und blickte den Älteren fragend an. „Ja, sicherlich. Was haben denn alle? Ich fühl mich gut.“

„Na, wenn du das sagst.“, kommentierte Seiichi und ließ von Yuuki ab. Dann sah er zu Suri und Daisuke. „Passt auf ihn auf, klar?“

„Aye, aye, Captain!“, rief Suri und salutierte. Daisuke brummte wieder. Er schien nicht der gesprächigste Typ zu sein.

Yuuki verschränkte die Arme vor der Brust. „Hey, ich muss nicht beschützt werden! Ich brauche keine Bodyguards.“, beschwerte er sich. Dafür wurde ihm von seinem Freund das Haar zerzaust. „Sicherlich nicht, Welpe.“ Yuuki schlug die Hand von seinem Kopf und krallte sich an ihr fest. „Nimm mich gefälligst ernst. Ich bin kein Hund.“, korrigierte er wütend. So einflussreich Seiichi auch war, so musste sich Yuuki ja wohl nicht alles gefallen lassen, oder? „Du kennst meinen Namen doch.“ Seine Worte klangen wie eine Forderung.

Suri fiepte leise auf. „Oh oh.“, quietschte sie. Wahrscheinlich sprach sonst nie jemand in diesem Ton mit dem berühmt-berüchtigten Masamoto.

Seiichi räusperte sich. Im ersten Moment schien es Yuuki, als würde in den Augen seines Gegenüber Missfallen aufblitzen. Ein eiskalter, schmaler Blick musterte ihn für einen Wimpernschlag. Yuuki stierte entschlossen zurück, obwohl ihn dieser abwertende Blick wie ein Messer zu durchbohren schien. Kurz darauf wich dieser Blick allerdings wieder aus dem Gesicht des Schönlings.

„Du hast Recht.“, gab er unerwartet zu. „Vielleicht versuche ich das nächste Mal darauf zu achten, Nao.“

Wow... Dieser Momente ähnelte der unwahrscheinlichen Situation, dass sich ein Löwe vor einer Maus verneigte. Yuuki hatte nicht erwartet, dass Seiichi tatsächlich nachgeben würde. Er und Akira-kun waren wirklich grundverschieden.

Erst wusste der Jüngere nicht, was er darauf erwidern konnte. Ein „Danke.“ schien ihm unangebracht und ein „Geht doch!“ zu überheblich.

Wieder blitzte in Yuuki der Gedanke auf, dass er mitspielen wollte.

Gib dir einen Ruck!, feuerte er sich selbst an.

Und dann tat er das, was er selbst niemals von sich erwartet hätte.

Er ging zu Seiichi, stellte sich direkt vor ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und legte dem großgewachsenen Schönling die Arme um den Hals. „Gut gemacht, mein Wolfshund.“, flüsterte Yuuki lobend und versiegelte dann die Lippen Seiichirous mit seinen eigenen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo und danke, dass du dich hierher verirrt hast.
Ich hoffe, der Prolog gefällt und regt zum Weiterlesen an. :)
MfG
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs Lesen <3
Verzeiht, dass ich hier, wie auch in der zukünftigen Geschichte, auf eine doch sehr simple Sprachwahl zurückgreife, aber ich versuche mich darin, Yuukis "lässig-lockere" Attitüde damit zu unterstreichen. Am Ende ist er eben doch nur ein Teenager und das möchte ich damit verdeutlichen. Leider bin ich selbst dadurch weniger glücklich mit den Formulierungen. Locker-lustig-Laune-Land steht mir einfach nicht. xP
GlG
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Erneut vielen Dank, dass du, lieber Leser, meine Geschichte verfolgst ♥
Ich hoffe, dass der Verlauf soweit gefällt ^.^Mir zumindest schon *mwaahaha*
Mein süßer Yuuki wird so leiden <3 Das verspreche ich schonmal!
Wie findest du Akira bisher so? :)
Über Korrektur, Verbesserungsvorschläge, Kritik oder (falls auftreten) Fragen würde ich mich freuen.
MfG
NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke, dass Du Dich durch dieses Kapitel geprügelt hast.
Ich verspreche Dir, im nächsten wird dieses Prügeln weitergeleitet an meine geliebten Charaktere ♥ Aber alle überleben! Oh, verdammt, war das ein Spoiler?? O.o Naja, okay, es ist ja keine Attack on Titan-FF, also kann man davon ausgehen, dass alle überleben. Nicht wahr?
Viel Spaß, wenns weitergeht!
GlG
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, wow, Du hast es heute wieder bis hierhin geschafft! ;)
Meinen Glückwunsch! Mit den Süßigkeiten gut ausgekommen?
Ich gebe zu, dieses Kapitel ist ein wenig ruhiger und vielleicht sogar langweilig. Allerdings ist es für mich wichtig, auch Yuukis sonstiges Umfeld zu beleuchten. Wenn alles glatt läuft, dann erreiche ich es, dass Du als Leser Yuukis Veränderungen in dessen Leben dann besser nachvollziehen kannst und auch selbst eine gewisse Beziehung zu den Charas aufbaust.
Die Personen liegen mir sehr am Herzen und evtl merkt man das vlt ^^

Ganz viele Grüße und bis bald!
MfG
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Geschafft! Erneut!
Verspätet, aber immerhin - und Du musst nicht so lange warten, denn Montag kommt das nächste Kapitel.
Als ich dieses Kapitel geschrieben habe, saß ich so ungefähr so vor dem Monitor:
o___o ............. O__o..... 0___________________0 WOT?

Eh ja.. Tatsächlich hatte ich nur geplant, dass Yuuki sich verirrt und irgendwie zum Pavillon kommt, aber als mir meine Phantasie dann plötzlich Seiichi ins Gebüsch stellte, der ihn dann auch noch *!"()"!H)!"§ war ich total fertig. xD Das habe ich nicht erwartet... Manchmal ist es doch gruselig, dass sich meine Geschichten von selbst schreiben.
Ich weiß NICHT, wo das enden wird... >.< Argh!
Naja!
Danke fürs Lesen ♥ Über eine Rückmeldung, wie Du den Verlauf der Geschichte und v.a. dieses Kap findest, würde ich mich sehr freuen, weil ich selbst vollkommen hibbelig bin. xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
O...M...G
Erstmal danke, dass Du bis hierhin gelesen hast! Ich hoffe, Dir hat das Kapitel gefallen. Lass es mich wissen, denn ich bin nicht ganz sicher, ob das diesmal nicht etwas zuuu 'creepy' geworden ist.
Ich habe nicht vor, noch einmal eine ähnlich brutale Szene zu schreiben und ich hoffe, dass meine Phantasie da meiner Meinung ist. >.<
Zu dem "omg":
Ich habe nicht geplant, dass es so endet.. Mal wieder.. Eigentlich wollte ich den dirty-flirty-Schlagabtausch Y/A machen, wonach A Y provokant vor S' Augen küsst, aber das ist irgendwie nicht so geworden. O.o stattdessen kommt mind. der eine bewusstlos in den (natürlich super ausgestatteten) Krankenflügel und waaah... xD Naja, den Rest spoiler ich nicht, das mit dem Krankenhaus erklärt sich ja mehr oder weniger hoffentlich von selbst. ;)

Also bis zum nächsten "MkH-M" (Mein-kleines-Hündchen-Montag) ♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Willkommen am Ende. Du hast also wieder durchgehalten? Sehr gut!
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es habe, denn ich schreibe aktuell noch privat eine Geschichte, die in der Ich-Perspektive konzipiert ist. Also hoffe ich, dass ich hier nicht in der Perspektive verrutscht bin!
Außerdem will ich ständig Aomine statt Akira schreiben. xD Verflucht sei KnB! Argh~
*
Die Szene mit der androhenden Ohnmacht war mir hier besonders wichtig, weil ich es selbst schon so erlebt habe und es schon immer in Worte fassen wollte. Bist Du auch schon einmal umgekippt?
**
Ist es zu seltsam, dass Yuuki dermaßen neben sich steht, dass er Akira-kun instinktiv an seiner Seite haben möchte, oder ist das soweit realistisch? >.< Ich war mir nicht sicher, aber es hat mir gut gefallen. :> Kehehe~
***
Vielleicht wirds ja jetzt ein bisschen wärmer um die beiden. ;)
Oh.. Der Spruch sollte eigentlich gerade auf ihre schwierige Beziehung anspielen, aber jetzt habe ich eine tolle Story-Idee xD Ich spoiler also: Es wird im Laufe der Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes noch einmal 'feurig'! *.* Ich hab jetzt schon Angst. Q.Q

Sooo, also nun musst Du wohl wieder bis zum nächsten MKH-Montag warten. ;)
Halt die Ohren steif und danke, dass Du meine Story schon so lange verfolgst! ♥
Fühl Dich mal in den Arm genommen. <3
Deine NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Phew, und wieder hast Du ein MKH-Kapitel überlebt. ;) Glückwunsch! Hat es Dir gefallen? Ich hoffe es sehr.
Ich habe mir, u.a. durch die Kommentare, viele Gedanken darüber gemacht, wie es in diesem Kapitel am besten weitergehen sollte. Wacht Yuuki neben Akira auf, oder nicht? Darf Akira liegen bleiben, wird er von der Bettkante geschubst? Ich hab' mich am Ende dafür entschieden, Dir das Ganze aus Akiras Sicht zu schildern. (Na, wem fällt es auf, dass Akira sich selbst nicht als "-kun" betitelt? xD Unnötiges Gimmick ^^° Weißt nicht einmal, ob das Sinn macht.. Egal! Meins! xD)
Jetzt wurde auch ein wenig Akiras düstere Vergangenheit belichtet. (ahahaa... Düster - belichtet.. xD Ohgott, es ist zu spät für mich! T.T Tut mir Leid!) Naja, zumindest wurde schon was angedeutet.
Ich möchte außerdem in Zukunft die Story noch ein wenig mehr vorantreiben, was natürlich dem Beziehungs-chaos keinen Abbruch tun wird. Neugierig?
Dann vielen Dank fürs Lesen und doch hoffentlich bis zum nächsten MKH-Montag! ♥ Dann vielleicht ja echt MONTAG. T-T
Bis dahin ♥
Deine NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jippi, willkommen am Ende! ♥
Naja, ob Jippi wirklich der richtige Ausdruck dafür ist? ;P Aber Du hast es geschafft!
Ich hoffe, Dir hat das Kapitel gefallen. Ich habe die Kritik bekommen, dass es doch arg unlogisch ist, dass Yuuki sich überhaupt nicht gegen Seiichi wehrt. Es tut mir leid, dass das zu Unklarheiten geführt hat! Erklärung ist eigentlich, dass Seiichi eine so beeindruckende Ausstrahlung hat, dass man weiß, dass man verloren hat, bevor man wirklich gekämpft hat. Da das wohl zu undurchsichtig erschien, habe ich Yuuki etwas aufmüpfiger geworden.
Und merkst Du es? Langsam wird bei jedem Chara so ein bisschen im Dreck der Vergangenheit gewühlt. *grins* Es sind vielleicht etwas viele vage Andeutungen. Lass es mich bitte wissen, wenn noch irgendetwas zu verwirrend/unlogisch erscheint.
Mal sehen, wie es nun mit unseren süßen Schülerinnen und Schülern weitergeht!
Ich danke Dir vielmals, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Story und meine letzten Worte zu lesen. <3
Bis ganz bald
NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heyho und danke, dass Du Dich durch ein weiteres Kapitel von MKH "gekämpft" hast.
Es ist ja sozusagen Jubiläum, weil es das 10. Kapitel ist. Macht mich schon irgendwie stolz. Aber ich liebe auch jeden einzelnen meiner süßen Charaktere. ♥ Ganz ohne Eigenlob jetzt. >.< Sie bedeuten mir einfach viel. ♥
Weil meine Vorrede so lang geworden ist, möchte ich hier nicht noch sooo viele Worte verlieren, also hoffe ich, dass Dir das Kapitel gefallen hast und Du Dich jetzt schon auf das nächste freust.
Bis sehr bald
NekoBastet

Fun-fact am Rande. Eigentlich wollte ich, dass die Bio-Stunde in diesem Kapitel schon anfängt, aber nun hat sich Seiichi in die Runde gemischt und weil ich aktuell auch stark mit ihm sympathisiere - oh je, ich hab mich mehrfach verliebt T.T - hat er mich in seinen Bann gezogen und mich gezwungen, diesen Part mit ihm zu schreiben. Shippt jemand YuukiXSeiichi mittlerweile, oder schippern alle auf dem YuukiXAkira-Dampfer? Oder haben sich sogar ganz andere Pairings gebildet? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Yay! Was für ein Marathon diesmal! Du hast es bis hierher geschafft und das bedeutet, dass Du Kapitel 11 von "Mein kleines Hündchen" gerade beendet hast. Glückwunsch! <3
Danke, dass Du durchgehalten hast.
Ich hoffe, dass Dir die Handlungen der Charaktere gefallen. Bin mir selbst nicht ganz so sicher dabei, ob es mir gefällt, dass Seiichi so aufdringlich war und Akira-kun sich zum kleinen Chat mit Yuuki hat hinreißen lassen. Andererseits möchte ich die Charaktere langsam näher zusammenbringen, um der eigentlichen Story einen kleines Vorankommen zu ermöglichen. Das ist nämlich definitiv notwendig, wenn ich bedenke, was da noch alles auf unseren Chaos-Trupp zukommt... ;)
Ich hoffe trotzdem, dass ich Deinen Vorstellungen bezüglich der Charaktere entsprochen und dem Verhaltensbild treu geblieben bin.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich mich in diesem Kapitel zu oft wiederholt habe, bzw. ich keine kreativen Satzanfänge mehr finde. Das liegt sicher an der Hausarbeit. x.x Wenn Du Tipps und Kritik dazu für mich hast, wäre ich Dir sehr dankbar, weil ich mich sonst nicht verbessern kann.

Ansonsten wünsche ich Dir dann schon mal eine nicht allzu lange, aber angenehme Wartezeit bis zum nächsten Kapitel,
man liest sich!

Ganz liebe Grüße
NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
In leider wenigen Worten steht hier das Kapitel 12 geschrieben, dass Du geschafft hast zu lesen.
Vielen Dank dafür.
Ich weiß, dass es leider nicht sehr viel liefert, aber ich gebe mein Bestes, der Geschichte ihren Flair und ihre Kraft zu zurück zu verleihen, die sie vor den vergangenen Monaten hatte.

Wir lesen uns bald wieder.
NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey und herzlichen Glückwunsch! Du hast es mal wieder bis hierher zum Ende geschafft. ;)
Na, ahnst Du schon, was sich dort anbahnt? xD Findest Du das gut oder eher irritierend?
Für dieses Kapitel, wie auch für die folgenden, in denen dieses Café eine Rolle spielt, habe ich mich an einem Maid Café orientiert, in dem die Bedienung ihre Kunden tatsächlich mit solchen Titeln ansprechen sollen. Angeblich gibt es sogar ein Café, in das die Menschen kommen, weil eine Kellnerin dort -absichtlich!- unangemessen unfreundlich ist. Was es nicht alles gibt. 0.0
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Spekulieren und Mitfiebern!
Bis zum nächsten Mal bei "Mein kleines Hündchen"

Liebe Grüße, NekoBastet

PS: Funfact: Ich hatte zu Beginn dieses Kapitels tatsächlich geglaubt, den Inhalt der nächsten (vermutlich) drei Kapiteln in dieses eine hier zu bekommen... Never - ever ! xD Vonwegen... Fertig geschrieben sind die "Café Szenen" allerdings schon. :P Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
O...M...G...
Ich bin mir bei diesem Kapitel ehrlich gesagt überhaupt nicht sicher, ob es gut bei Dir ankommt! Danke, dass Du Dir trotz allem die Mühe machst, auch das Nachwort zu lesen. >o< Das Vorlieben-Kategorien-System im *Sunshine* ist nun wirklich ausgedacht - nur die Idee stammt von einem schon erwähnten 'Maid'(-artigen) Café, in dem Kunden z.B. "Nii-chan" etc. genannt werden.
Funfact: Tatsächlich wollte ich erst einen Moment einbauen, in dem Yuuki Akira-kun versucht, "Nii-chan" zu rufen. xD Aber... Nein, das war zu kurios und ich habe es weggestrichen. Überhaupt habe ich sehr viel rausgestrichen und dieses Kapitel ist das Ergebnis ewig langem Herumprobierens. °///° Habe kurz überlegt, die Idee doch komplett zu verwerfen, aber... Ich brauche diesen seltsamen Flair später auch noch T~T Und irgendwie bin ich doch glücklich damit, wie es nun ist. Ich beantworte gern Fragen, falls das System zu undurchsichtig ist. >~<

Ganz liebe Grüße und bis ganz bald,
Deine NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wohooo, again! Du hast es hierher geschafft. ^o^/
... Wie ich erstmal nur den 1. Satz des Nachwortes hier stehen hatte und ewig lang was anderes gemacht hab... Anscheinend bin ich selbst schockiert, dass ich es bis hierher geschafft habe. :P
Nu aber! Danke, dass Du hier unten bist! ;) Das bedeutet voraussichtlich, dass Du das Kapitel gelesen hast! (Bestenfalls *.*/)
Ich hoffe sehr, dass Akira-kuns "Kunden-charakter" hier verständlich zum Ausdruck gekommen und die gesamte Interaktion zwischen den beiden nicht allzu verwirrend ist. >.< Ich bin mir bei solchen pseudo-spannenden Action-Momenten mit dem Schreiben noch nicht ganz sicher, weil ich so etwas selten schreibe. Auch hoffe ich, dass ich Yuukis Gefühlswelt verständlich dargestellt habe.
Q.Q Es ist beinahe schade, dass ich nun ankündigen muss, dass die Café-Szene mit dem nächsten Kapitel abgeschlossen sein wird. Es hat mir im *Sunshine* gut gefallen. >.< Dir auch? *hofft es*
Ich habe mir überlegt, ab dem übernächsten Kapitel ein wenig tiefer in die 'eigentliche Geschichte' einzutauchen. Ja, da kommt noch Story.... xD *Surprise surprise*
Also kannst Du weiterhin gespannt sein, was da noch so kommt. ;) Nur, falls Du Dich mittlerweile langweilst. :P
Vielen Dank, dass Du MKL verfolgst und so fleißig liest!
Bis in den Kommentaren oder bis zum nächsten Kapitel! ♥
Deine NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Herzlich Willkommen auf der Endcard! Ehm... Beim Nachwort.
Ich freue mich tierisch, dass Du es trotz all der langen Wartezeit dennoch bis hierher geschafft hast! Wie hat Dir dieses Kapitel gefallen? Findest Du, dass mir Akira-kun zu sehr verweichlicht? Oder Yuuki?
Ich hoffe sehr, dass Du beim Lesen Spaß hattest. Ich hatte es beim Schreiben auf jeden Fall. Gut, dass mir mein Hirn alles erzählt, ohne, dass ich darüber nachdenken muss. ;D So kann ich selbst mitfiebern, weil ich nie im Detail weiß, was passiert.

Funfact: Das Kapitel hieß ursprünglich "Du kannst zaubern 2". Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, dass sich Akira-kun und Yuuki "im Eifer des Gefechts" bzw. von der Stimmung verführt küssen. Aber das passte mir dann doch nicht in den Kram! XD Die Handynachricht war übrigens schon seit Kapitel 11 geplant. Wohohoho~ Roter Faden-blabla!

Übrigens! Jetzt, da Akira-kun und Yuuki miteinander warm geworden sind und auch Seiichi genügend Auftritte hatte-
*Seiichi zieht Neko an den Haaren* Wie "genügend Auftritte"??
Auuuu>.< Sorry!Sorry! Du hast niemals *auuu* genug Auftritte T-T...
*räusper* Nachdem nun die meisten Charaktere in irgendeiner Weise einen Draht zu Yuuki haben, (*angstvoller Blick zu Seiichi*) geht es nun ans Eingemachte. :) Habt ihr Vermutungen? (Liest überhaupt jemand bis hier? O.o)

Ich hoffe doch, dass ich bald weiterschreibe.
Danke für Deine Aufmerksamkeit
Ganz liebe Grüße
NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Herzlich Willkommen beim Nachwort.
Halt! Stop! Warte!
Ohman... Ich habe das Kapitel so locker schreiben können. Und dann ist mir (erst beim Vorwort! xD) aufgefallen, dass ja noch ein ganzes Stück fehlt, das ich per Hand im Bus geschrieben habe. Verflucht...
Ich bin gleich wieder da!
...
...
So. Jetzt aber! Herzlich Willkommen beim Nachwort.
Ich freue mich, dass Du es - trotz des gefühlt furchtbar langen Kapitels - bis hierher geschafft hast. Es tut mir fast schon Leid, dass es diesmal soviel geworden ist, aber meine Fingerchen konnten mit dem Tippen nicht aufhören und ich wollte keinen "dam, dam, daaaaam"-Cliffhanger einbauen. Es hat einfach nirgendwo gepasst, aufzuhören.
Wie Du oben schon lesen konntest, fehlten mir dann auch noch ganze 2 Seiten (Der Nachrichtenverkehr), die ich dann noch zusätzlich einfügen musste. Ups... Fast vergessen. xP
Aber jetzt ist es ja geschafft!
Ungeplanterweise.
Eigentlich sollte was ganz anderes passieren. Natürlich. Wie immer. Aber plötzlich stand da Akira-kun, hat Yuuki mitgezerrt und was hätte ich tun sollen? Es verhindern? x_x Ich kann doch nichts dafür. :x Dennoch bin ich froh, dass ich immerhin ein wenig (noch passive) Story in dieses Kapitel bringen könnte. All das wirst du bald verstehen. Aber erstmal ging es darum, Yuukis Gefühlswelt auszudrücken und das Band zwischen den beiden Charas noch einmal zu stärken. Sie werden es brauchen.

Ich hoffe, Dir hat das Kapitel gefallen. :)
Auf jeden Fall kann ich kaum aufhören zu schreiben und mein Kopf ist voll von meinen süßen Jungs! ♥
Vielen Dank, dass Du so weit durchgehalten hast.

Liebe Grüße
und bis zum nächsten Mal bei "MKL"
NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jippi, Du hast es mal wieder geschafft, Dich bis hier unten durchzugraben!
Oh man, heute will ich kaum fragen, aber.... Mochtest Du das Kapitel??
Ich habe so eine Nähe zwischen Personen - soweit ich mich erinnere - nie geschrieben und bin endlos nervös, was Du dazu sagst! Habe ich die Aktionen verständlich beschrieben? Wird deutlich, warum Akira-kun all das abzieht und warum Yuuki mehr oder weniger freiwillig mitmacht? Alles Fragen, deren Inhalt womöglich nur in meinem Kopf logisch erscheint. >////<

Aber es ging nicht anders, ich musste es einfach schreiben. XD Während des Prozesses habe ich immer wieder gefragt, ob die beiden dazu auch wiiiirklich bereit für soetwas sind!
Als Antwort bekam ich nur "Ach, halt die Klappe und schreib - wir wollen weitermachen."
Ich hatte einfach keine Chance. xD

Also bin ich tierisch neugierig, was Du denkst!
Und ich hoffe, dass manche bestimmte Personen jetzt wegen AxY-Moments nicht schon am Hecheln sind. ;D
Danke für Deine Aufmerksamkeit!
Wir lesen uns sicher bald wieder. :)

Liebe Grüße
NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wohooo ein neues Kapitel und Du hast es bis hierher geschafft!
Danke und Glückwunsch gleichzeitig ♥
Ich hoffe, Dir hat das Kapitel gut gefallen. Diesmal war ich sogar richtig mutig und habe - wie versprochen - die Story vorangetrieben, bzw. wohl eher von hinten aufgerollt. Zwar kann man es hier wohl schon beinahe herauslesen, aber Du wirst nun mehr und mehr erfahren, was Yuuki überhaupt dazu veranlasst hat, die Schule zu wechseln und was ihn die ganze Zeit so sehr quält, dass er sein altes Ich nur noch loswerden will.
Bist Du gespannt, oder hast Du sogar schon eine Theorie? Dann lass es mich wissen! :9

Auf jeden Fall hoffe ich, dass Du dieses Kapitel magst, obwohl es ein wenig verzweiflungs-geprägt ist. Das gehört leider zu meinem Plan dazu... Draaamaaaaaaaa~ *träller* ... Ok, ich freu mich da zu sehr. xD
Nachdem Seiichirou versucht hat, mir für das, was ich im vergangenen Kapitel geschrieben habe, den Hals umzudrehen, hat er sich jetzt zumindest beruhigt, weil er Akira-kun eine reinhauen durfte. xD Ehrlich! Ich konnte es nicht verhindern, es ging alles so schnell! ;D

Schnell geht das Tippen der neuen Kapitel im Übrigen auch *gg* Hab schon neues Futter!
In diesem Sinne,
bis zum nächsten Mal!
Deine NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Phewww, auch heute hast Du es wieder bis hier unten geschafft! :)
Ich bin stolz auf Dich!
Kapitel 20 - *check* *setzt ein Häkchen*

Hm, heute habe ich hier kaum etwas zu schreiben. Ich fand es selbst schade, dass dieses Kapitel so kurz geworden ist, aber es hat sich irgendwie so ergeben. Zudem ist es relativ ruhig. ;D Aber es kann ja auch nicht überall gefummelt werden, nicht wahr? Naja, aber dafür erfährst Du so einiges über Charaktere, die bisher nicht viel Auftritt hatten. Ich möchte nämlich auch die weiteren, bisher vorgekommenen Charas mit einbinden. Ja, die wurden nicht umsonst benannt. ;) Überraschung!
Trotzdem hoffe ich, dass Du Deinen Spaß hattest. Und ich hoffe auch, dass wir uns beim nächsten Kapitel wiedersehen ♥ Dort werde ich dafür sorgen, dass es wieder etwas länger wird. :)

Ganz liebe Grüße
NekoBastet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank, dass du trotz der vielen Pausen dennoch bis hier unten gekommen bist. :) Herzlichen Glückwunsch. ♥
Ich weiß, dass in diesem Kapitel kaum so viel passiert ist, aber dennoch war es eine Überbrückung zu dem, was eben darauf folgt. Solche Sachen müssen auch mal sein. ;)
Wie hat dir dieses Kapitel denn sonst so gefallen? Was hältst du von SxY? ♥
Übrigens werde ich demnächst einen Stundenplan von Yuuki hochladen. Ich muss gestehen, dass ich selbst mittlerweile durcheinander gekommen bin, wann ich ihm welche Unterrichtsstunde zuordnen wollte und deshalb musste so ein Plan nun einfach her. Mittwoch, Donnerstag und Freitag durften wir ja ohnehin noch nicht kennenlernen. >.< Ich hab ja auch nicht geplant, dass Yuuki im Krankenhaus landet!! :< Dass sich meine Story immer verselbstständigen muss!

Im übrigen eine Random-Info: Ich bin absolut ins Haikyuu-Fandom geraten! Einer der Gründe, weshalb ich (neben Cons und Uni) nicht weiterschreiben konnte. Ich muss einfach permanent an all die süßen Charaktere dort denken ♥ Ich hoffe, du verzeihst mir. ;)

Also viel Spaß noch weiterhin und vielen Dank für Deine Treue! :)
Liebe Grüße
und bis bald!
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Kommentare zu dieser Fanfic (94)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MorganMidnight
2017-10-25T05:43:20+00:00 25.10.2017 07:43
Super Story!!!!!!!!
Ich bin schon gespannt wie er jetzt reagiert! !!!!!!
Schreib bitte weiter!!!!!!!
Antwort von:  NekoBastet
26.10.2017 13:17
Dankeschön^^
Ich hoffe ich finde nochmal die Zeit weiterzuschreiben! >.<
Von:  Godk
2017-09-15T17:30:29+00:00 15.09.2017 19:30
Diese Geschichte ist einfach Gold wert *-*
Hab die gefunden und die Nacht gleich mal durchgemacht um sie zu lesen, einfach so genial :D
Bitte bitte schreib irgendwann, wenn du dazu kommst, weiter ^^
LG
Von:  Celia-chan
2016-09-12T00:47:50+00:00 12.09.2016 02:47
Huhu~
Bin auf deine FF gestoßen und muss sagen sie ist klasse ^~^
Ich finde Akira richtig spannend und würde mich auf mehr süße Momente mit Yuuki freuen. ;D
Auch kann man sich schon langsam denken, was auf Yuukis alter Schule passiert ist, trotzdem will ich endlich wissen was geschehen ist. >_<
Schreib schnell weiter,
LG
Von:  catgirl13
2016-08-06T08:30:50+00:00 06.08.2016 10:30
Wie wäre es mit einer DreiecksBeziehung ^^
Von: Hinata_Shouyou
2016-08-02T20:49:28+00:00 02.08.2016 22:49
Danke für die netten Worte am Anfang.
Surpsie,surprise :D
Ich hab keine Ahnung was schreiben soll außer das das Kapitel mal wieder echt mega gut ist(^▽^) Ich liebe einfach deine Art zu schreiben(^.^) Bis zum nächsten Kapitel( ・ω・)ノ
^_~
Also ich meine wie es weiter geht ;)
Schreib schnell weiter! <3
Von:  Yumi_Hime
2016-07-30T20:40:57+00:00 30.07.2016 22:40
Übung ich hab mich voll gefreut als ich gesehen habe das es weiter geht :3 ich bin ja eig. Mega der AxY Fan aber aber SxY ist eig. Auch garnicht so schlecht ... Hmm ich weis jetzt garnicht mehr für wen ich bin Hmm .... War aber wieder super toll geschrieben und ich will wieder wissen wie es weiter geht :D ich bin schon gespannt was die herausfinden werden :D
Von: abgemeldet
2016-07-28T23:36:36+00:00 29.07.2016 01:36
Darauf habe ich gewartet yay danke danke danke. Jetzt kann ich mit meinem Leben wieder etwas anfangen :D
Das war mal wieder ein wundertolles Kapitel! Und mir fallen langsam keine Lobes Worte mehr ein weil diese Story einfach zu gut ist xD *-* und ich freue mich schon richtig derbe auf das nächste Kapitel ^°^.
Meinen Beistand hast du. Und Kuro heißt einer meiner Charas die ich mal erfunden habe viel mir grad so so auf xD haha witzig.

Küsschen deine Marshmallow-san♥
Antwort von:  NekoBastet
29.07.2016 14:34
;D Du kleiner Suchti, du!
Danke, dass du mir und meinen Jungs trotz der vielen, langen Pausen treu bleibst! Selbst, wenn du nur ein Komma schreiben würdest, wäre das schon Lob genug, weil ich wüsste, dass du da warst ♥ ;D Heißt aber nicht, dass ich nur noch Kommatas von dir lesen möchte, klaro??? xP
Wenn du mir helfen möchtest, kannst du sonst auch gerne Kritiken an Verlauf/Charas/Formulierung/etc geben, falls dir mal was auffällt ^.^ Das hilft mir auch immer sehr weiter ♥
Und ich finde es toll, dass einer deiner Charas auch so heißt ;D Kuro heißt ja "schwarz" soweit ich weiß und diese kleine schwarze Punkt in der Story musste einfach so heißen xP
Vielen Dank auf jeden Fall für deine lieben Worte! *-* Ich werde bald weiterschreiben ♥ Aber erstmal lasse ich meinen anderen Lesern Zeit, aus dem Koma zu erwachen :3
Antwort von:  NekoBastet
29.07.2016 14:35
Nicht zu vergessen:

Ganz liebe Grüße und Küsschen zurück
Deine NekoBastet
Von:  lupina1979
2016-06-27T13:34:23+00:00 27.06.2016 15:34
Schreib doch bitte schnell weiter ich warte schon sooooo lange auf die Fortsetzung. .... und was nun wieder passiert. ... ich finde deine Geschichte echt super. Lg
Antwort von:  NekoBastet
28.07.2016 16:59
Hallöchen Liebes!
Vielen, vielen Dank, dass du nach all der langen Zeit an mich und meine kleine Story gedacht hast! Das bedeutet mir sehr viel! Es tut mir Leid, dass ich euch alle so lange habe warten lassen, aber das soll sich wieder ändern. :)
Vielen Dank für deinen motivierenden Worte
Liebe Grüße
Deine NekoBastet
Von:  Yumi_Hime
2016-05-22T18:20:35+00:00 22.05.2016 20:20
Auch wenn das Kapitel vielleicht ein bisschen kürzer war war es Mega gut jetzt wird es richtig interessant :) ich finde super das man auch noch ein bisschen mehr die "neben Charaktere" kennenlernt . Mach weiter so und ich freu mich wie immer auf das nächste Kapitel :D ... Wow ich bin so leise das muss ich änder XD Shin ist ja mal mega stummpf " der oder der oder beide?" Mega gut XD
Antwort von:  NekoBastet
28.07.2016 16:58
Hallo und vielen Dank für deinen Kommentar! Ich weiß, ich antworte spät, aber das bedeutet nicht, dass mir deine Worte weniger wichtig sind. ♥
Ich freue mich sehr, dass dir das Kapitel gefallen hat. Mir ist es wichtig, dass ich so langsam auch die Nebencharaktere ein wenig aktiver werden lasse. :) Freunde braucht jeder und ich wollte nicht, dass sie nur so graue Schatten hinter Yuuki sind. Und ich freu mich auch, dass dir Shins Reaktion so gut gefällt. ;) Genau so sollte es wirken! :D
Ich hoffe, du hast auch am nächsten Kapitel Freude, selbst, wenn jedes dieser Kapitel nicht die ewig-längsten werden. :)
Danke für deine Unterstützung
NekoBastet
Von:  catgirl13
2016-05-22T16:14:19+00:00 22.05.2016 18:14
ICH WILL MEHR *-*
Antwort von:  NekoBastet
28.07.2016 16:55
Und du bekommst mehr! Ich weiß, sehr, sehr spät. :( Aber lieber spät, als nie! :)
Danke
Liebe Grüße
NekoBastet


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