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Er liebt mich, er liebt mich nicht 2

[Secret Love]
von

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Gemeinsam machten Takeda und Hinata sich auf den Weg hinunter in den ersten Stock.

„Du hättest es ihm sagen müssen“, sagte Hinata plötzlich mit gedämpfter Stimme.

„Ich weiß“, gab Takeda zerknirscht zurück, den Blick gen Boden gerichtet.

Vor Hinatas Zimmertür verabschiedeten sie sich voneinander und Takeda machte sich geknickt in Richtung seines eigenen Zimmers auf.

Vor der Tür hielt er einen Augenblick lang inne. Wenn er Glück hatte, würde Kimura vielleicht schon schlafen. Also drückte er die Klinke vorsichtig hinunter und öffnete die Tür, ohne dass sie auch nur das leiseste Quietschen von sich gab.

Tatsächlich lag das Zimmer im Dunkeln. Zumindest in diesem Punkt war ihm das Glück heute hold.

Vorsichtig zog Takeda die Tür hinter sich zu und trat auf leisen Sohlen an sein Bett heran, an dessen Kopfende er eine kleine Leselampe anknipste, die den Raum in sanftes Zwielicht tauchte.

Um sich zu vergewissern, dass Kimura noch immer schlief, wandte sich Takeda dem gegenüberliegenden Bett zu – und erstarrte.

Kimura hockte auf der Matratze, nur mit Boxershorts und einem Unterhemd bekleidet, das auf Takeda einen beinahe unangenehm femininen Eindruck machte, und starrte ihn an.

Rasch wandte Takeda ihm den Rücken zu und begann, sich für die Nacht umzuziehen.

„Du bist ja noch wach“, sagte er so beiläufig wie möglich, weil er das Gefühl hatte, irgendetwas sagen zu müssen.

„Ja“, wehte Kimuras Stimme leise zu ihm hinüber.

Takeda streifte sich das schlichte T-Shirt, das er den Tag über getragen hatte, über den Kopf. Währenddessen versank das Zimmer erneut in Schweigen.

„Hast du eigentlich keinen Schlafanzug?“, fragte Takeda irgendwann, weil er diese Stille einfach nicht mehr aushielt.

„Das ist mein Schlafanzug“, gab Kimura zurück. Keine schnippische Bemerkung, eine Feststellung. Wie eigenartig.

Nachdem Takeda sich seinen Pyjama übergestreift hatte, wandte er sich mit gerunzelter Stirn erneut zu Kimura um. Erst jetzt, auf den zweiten Blick, fiel ihm auf, dass sein Mitbewohner wie ein Häufchen Elend wirkte, wie er dort auf seiner sorgfältig gefalteten Bettdecke hockte, die Schultern hochgezogen, die Arme um die Brust geschlungen.

„Was hast du?“

„Nichts“, gab Kimura leise zurück, den Blick immer noch starr auf Takedas Gesicht geheftet.

„Du hast doch nicht nichts. Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?“, antwortete Takeda in einem Tonfall, der viel freundlicher klang, als er beabsichtigt hatte. „Also sag mir einfach, was los ist. Wir finden bestimmt eine Lösung.“

Einige Sekunden lang herrschte Stille. Dann endlich senkte Kimura den Blick.

„Wieso bist du so nett zu mir?“

Was für eine bescheuerte Frage.

„Du bist vielleicht ein Quälgeist, aber wenn du hier so rumhockst als hätte man dich an der Autobahnraststätte ausgesetzt, kann ich das jawohl kaum ignorieren, oder?“

„Ja. Tut mir Leid.“

Hatte der Typ sich gerade wirklich entschuldigt? Es geschahen doch noch Wunder.

Einer spontanen Eingebung folgend, setzte sich Takeda zu Kimura an die Bettkante.

„Also: Was ist los?“, fragte er noch einmal und war selbst überrascht, wie warm seine Stimme klang.

Kimura rutschte ein Stück von ihm weg und starrte auf seine Hände hinab, als könnte er Takedas Anblick plötzlich nicht mehr ertragen.

„Hinata hatte Recht: Du bist gar kein so schlechter Kerl“, fuhr Takeda fort, um die Stimmung ein wenig aufzulockern.

Überrascht zuckte Kimuras Kopf nach oben: „Du kennst Keiji?“

Keiji... Die beiden mussten ziemlich gut befreundet sein, wenn sie sich schon beim Vornamen nannten.

„Ja, ich kenne ihn aus dem Kendô-Club. Und außerdem ist sein neues Zimmer direkt nebenan“, gab Takeda im Plauderton zurück.

Nun starrte Kimura ihn wieder unverwandt an: „Du machst Kendô?“

„Naja, ich war letztes Jahr im Kendô-Club, aber ich war nie so besonders gut. Deshalb will ich es dieses Jahr wohl mal mit was anderem versuchen. Ich weiß nur noch nicht womit.“

„Iaidô“, schoss es aus Kimura heraus und ein leicht verträumter Ausdruck trat in seine Augen. „Im Iaidô kämpft man nur gegen sich selbst. Es ist die Kunst des Schwertziehens. Ein sehr ästhetischer Sport. Du könntest den Umgang mit dem Schwert, den du beim Kendô erlernt hast, dabei weiter nutzen.“

Takeda war ehrlich überrascht. Er wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass Kimura sich für so etwas interessierten könnte.

„Und du meinst, das wäre was für mich?“

Plötzlich veränderte sich etwas in Kimuras Blick: „So wie ich das sehe, bist du nicht besonders gut im Sport – und besonders klug bist du auch nicht. Da bleibt nicht viel Auswahl.“

Wie bitte? Takeda hatte sich wohl verhört.

Als hätte er sich verbrannt, sprang er von Kimuras Bettkante auf: „Du spinnst wohl!“

Ohne weiter darüber nachzudenken, packte er sein Kissen und warf sich seine Bettdecke über die Schulter.

„Was soll das denn werden?“, wollte Kimura in überheblichem Tonfall wissen. Er hatte schneller zu seiner alten Form zurückgefunden, als Takeda lieb war.

„Ich schlafe lieber draußen auf dem Flur, als es noch eine Sekunde länger mit dir aushalten zu müssen!“, fuhr er ihn an, riss die Zimmertür auf und knallte sie geräuschvoll hinter sich zu.

Dieser verfluchte Kimura. Sollte er seinetwegen doch elendig in seinem Selbstmitleid ertrinken. Er würde jedenfalls nicht mehr versuchen, ihm zu helfen.



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