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Er liebt mich, er liebt mich nicht 2

[Secret Love]
von

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„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass diese Abschlussfeier ein Ball ist?“

Takeda stand am Rande der großen Halle des Hauptgebäudes, in dem er selbst vor fast einem Jahr als neuer Schüler begrüßt und seiner Klasse zugewiesen worden war und fühlte sich in seiner dunkelgrünen Schuluniform völlig deplatziert. Das Licht war gedimmt, aus zwei großen Lautsprechern im hinteren Teil der Halle plätscherte sanfte Musik und an der gegenüberliegenden Wand war ein beeindruckendes Buffet aufgebaut worden, dessen Wert Takeda nicht einmal zu schätzen wagte. Überall drängten sich Schüler in maßgeschneiderten Anzügen und die meisten von ihnen schienen zu allem Überfluss in weiblicher Begleitung zu sein.

„Du hast nicht gefragt. Außerdem ist das kein Ball. Eher eine gehobene Tanzveranstaltung“, gab Hirakawa zurück, der neben Takeda an der Wand lehnte. Sein dunkler Anzug betonte seine breiten Schultern und ließ ihn erwachsener wirken als es Takeda gewohnt war, männlicher.

„Nenn' es von mir aus wie du willst. Ich dachte einfach, es wäre eher so eine Art Abschiedsrede des Direktors“, murmelte Takeda in leicht säuerlichem Tonfall.

„Die Zeugnisübergabe war schon heute Nachmittag.“

Natürlich, das hätte Takeda sich auch selbst denken können.

Noch einmal ließ er den Blick über die Menschen in der Halle schweifen: „Und was machen die ganzen Mädchen hier?“

„Das sind die Absolventinnen der Hibiya Gakuen. Die Abschlussfeier beider Schulen wird traditionell zusammen abgehalten.“

Ehe Takeda noch etwas erwidern konnte, ließ ihn eine vertraute Stimme herumwirbeln: „Hey, Takeda! Und Hirakawa, ich glaub's nicht, das ist ja eine richtige Delegation zu meinen Ehren.“

Yuuki Ishida kämpfte sich durch die dicht gedrängten Schüler auf der Tanzfläche auf die beiden zu, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Kein Wunder: Er hatte gleich drei gutaussehende Mädchen im Schlepptau.

„Darf ich vorstellen? Das sind Hanako, Kotori und...“

Ishida zögerte und sah das dritte Mädchen an, das die Arme vor der Brust verschränkt hatte und um einiges größer war als die beiden anderen.

„Miyako“, ergänzte sie in scharfem Tonfall und musterte erst Takeda und dann Hirakawa mit abschätzigem Blick, als gälte es, ein psychologisches Profil von ihnen zu erstellen. Wie Takeda diesen Typ Mädchen hasste...

„Genau“, grinste Ishida und zwinkerte Takeda zu.

„Toll“, gab dieser wenig begeistert zurück und ließ den Blick zurück zum Buffet wandern.

„Na, dass DICH das nicht interessiert, ist mir klar“, feixte Ishida.

„Wollen wir jetzt tanzen oder nicht?“, fuhr Miyako in scharfem Tonfall dazwischen und Ishida zuckte ergeben die Achseln.

„Wir sehen uns später!“, sagte er also und ließ sich von Miyako auf die Tanzfläche führen. Die beiden anderen Mädchen folgten ihnen in gebührendem Abstand. Doch dann blieb eines von ihnen, die kleine mit dem kurzen, brauen Haarschopf, Kotori, plötzlich stehen und wandte sich noch einmal um. Zögerlich trat sie auf Hirakawa zu.

„Würdest du vielleicht... Mit mir tanzen? Also, wenn es dir nichts ausmacht“, fragte sie vorsichtig, die Hände zu einem scheinbar unlösbaren gordischen Knoten verschlungen.

Hirakawa warf Takeda einen kurzen Seitenblick zu.

„Geh schon“, murmelte dieser nur und sah den beiden nach, als sie in Richtung der Tanzfläche verschwanden.

Das hast du ja prima hingekriegt, fuhr es Takeda durch den Kopf, während er weiterhin am Rande der Halle stand und die Tanzenden mit den Augen verfolgte. Wie war es nur möglich, sich inmitten so vieler Menschen derartig einsam zu fühlen?

Das Lied endete, ein weiteres folgte. Und noch eins, und noch eins. Doch Hirakawa kam nicht zurück. Takeda harrte noch einen Augenblick länger aus, dann wandte er sich zum Gehen. Was sollte er noch hier? Niemand würde ihn vermissen.

Takeda hatte die Tür beinahe erreicht, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte: „Gehst du schon?“

Es war Ishida, der die Stirn in sorgenvolle Falten gelegt hatte. Von den beiden Mädchen, die ihn begleitet hatten, war weit und breit nichts zu sehen.

„Ich werde langsam müde“, gab Takeda ausweichend zurück.

Ishida zog die Augenbrauen hoch: „Es ist noch nicht mal zehn.“

Als Takeda die Achseln zuckte, verschränke Ishida die Hände hinter dem Rücken und spazierte an Takeda vorbei durch die Tür und auf den Flur hinaus. Überrascht beeilte sich dieser ihm zu folgen, bis er ihn schließlich draußen auf dem Schulhof einholte.

Der Himmel war noch immer wolkenlos und die ersten Sterne schimmerten wie Diamanten auf seinem dunklen Samt. Ein kalter Windzug ließ Takeda erschaudern. Hier draußen war es unerwartet ruhig. Die Musik und das Gelächter aus der Halle drangen nur gedämpft durch die geschlossenen Fenster und wurden beinahe vom Plätschern des nahen Brunnens übertönt.

„Ich hab' eine Zusage von einer Sporthochschule hier in Osaka bekommen“, sagte Ishida schließlich.

Obwohl Takeda natürlich von Ishidas Leidenschaft für Leichtathletik gewusst hatte, war er ehrlich überrascht: „Das ist ja großartig!“

„Ja“, grinste Ishida zurück. „Endlich kein langweiliger Kunstunterricht mehr. Du kommst doch klar, oder?“

„Ohne den guten Rat des weisen Ishida? Du spinnst wohl“, gab Takeda amüsiert zurück. Doch obwohl er äußerlich lachte, spürte er im Herzen einen Stich.

„Ich bin ja nicht aus der Welt. Die Stadt bleibt schließlich die gleiche. Da wirst du wohl auch in Zukunft nicht um den guten Rat des weisen Ishida drum 'rum kommen“, lachte Ishida und stieß Takeda den Ellenbogen in die Seite.

„Aua, wofür war das denn?“

„Dafür, dass du so ein Gesicht ziehst. Dein neuer Mitbewohner wird ordentlich, zuverlässig und ein guter Zuhörer sein.“

„Also alles, was du nicht bist, ja?“, gab Takeda trocken zurück. „Woher willst du das überhaupt wissen?“

„Das nennt man eine Prophezeiung, klar?“

Einige Sekunden lang herrschte Stille. Dann brachen beide in schallendes Gelächter aus. Es war ein befreiendes Lachen, das alle Zweifel und Sorgen aus Takedas Brust löste und fortspülte. Vor ihm lag ein neues, wundervolles Jahr auf der Seikô Gakuen. Sollte Hirakawa doch mit so vielen Mädchen tanzen wie er wollte. Was sie beide verband, war etwas ganz Besonderes. Und das konnte ihnen keiner nehmen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  May_Be
2015-07-02T15:07:13+00:00 02.07.2015 17:07
Super dass es so schnell weiter geht *_* danke :* ich freu mich auf das nächste kapitel


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