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Ein letzter Wunsch

von

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Kapitel 1

1.    Kapitel

 
 

Solltest du ein Blick auf sie erhaschen, bist du dem Tode geweiht.

Mit ihrer Erscheinung locken sie dich an, mit ihrem Gesang rauben sie dir die Sinne und mit ihrem Kuss stehlen sie dir das Leben.

Solltest du die Chance haben, danach wieder das Sonnenlicht zu erblicken, wirst du kein Mensch mehr sein.

 
 

Itachis Großeltern haben ihr Heimatdorf genau zwei Mal verlassen: Einmal als Itachi geboren wurde und das zweite Mal, als Sasuke geboren wurde. Ansonsten ließen sie sich eher in ihrem kleinen Dörfchen besuchen, das sich Konoha Gakure nannte und- wie der Name es schon vermuten ließ- hinter vielen Bäumen versteckt lag.

 

Es ist der Geburtsort seiner Eltern Fugaku und Mikoto. Außerdem ist es der Ort, an dem die Beiden zur Schule gingen, studierten, heirateten und Jahre später verließen, weil Fugaku keine Aufstiegschancen mehr in seinem Beruf hier sah und Mikoto wissen wollte, was sich hinter dem Wald befand, der Konoha umringte.

 

Wie jeden Sommer reiste die vierköpfige Uchiha Familie aus Amerika an, um ihre Verwandten dort zu besuchen. Egal, wie weit weg sie jetzt nun wohnten, für Fugaku und Mikoto war die Familie alles. Dafür nahmen sie auch die Tagesreise in Kauf, die das Dorf von dem nächsten Flughafen trennte.

 

„Esst ihr auch ordentlich in Amerika? Man hört so oft, dass Amerikaner sich ungesund ernähren, weshalb sie so dick sind!“, fragte die Großmutter Mikona, als sie alle gemeinsam abends am Esstisch saßen. Es war einer dieser niedrigen Tische, an dem man auf einem Kissen auf dem Fußboden kniete. So einer, den es nur in traditionellen Restaurants in Amerika gab und ungewohnt für Itachi, aber Mikoto so vertraut war.

 

Sie antwortete: „Natürlich, Mutter. Ich koche jeden Abend und Itachi bekommt von mir nur gesunde Sachen in seine Brotbox.“

 

Sie redeten weiter über langweilige Erwachsendinge, während die beiden Söhne sich gegenseitig unterhielten. Itachi hatte gerade aufgegessen, als er zum ersten Mal seit sie sich an dem Tisch gesetzt hatten, angesprochen wurde:

 

„Wie läuft es denn so in der Schule?“, fragte Großmutter ihn, „Ich habe gehört, dass du der Klassenbester bist und sogar eine Stufe übersprungen hast.“

 

Itachi nickte. Was sollte er sonst dazu sagen?

 

„Das ist sehr gut, mein Junge.“, meldete sich sein Großvater zu Wort, „Als ich in deinem Alter war, war ich auch immer einer der Besten.“

 

„Das erinnert mich daran, dass Yashiro auch ein ganz helles Köpfchen ist.“, führte Großmutter fort, nun an Itachi gewandt: „Wir gehen morgen die Cousine deines Vaters besuchen und sie hat einen Sohn in deinem Alter. Er ist auch ein ganz Kluger. Du könntest dich ja mit ihm anfreunden, während wir Alten uns unterhalten. Es wird dir sicher guttun, Freunde hier zu haben.“

 

Das war der Plan. Aber die Realität sah anders aus.

 

In einem Dorf mit kaum 500 Einwohnern, die sich seit Kindertagen kennen und wahrscheinlich jeder mit jedem über mehrere Ecken verwandt ist, weiß jeder, wer gemeint ist, wenn es heißt, dass   der Sprössling des Ehepaares, das vor zehn Jahren weggegangen ist, so intelligent und wohlerzogen war, dass man sich doch bitte ein Vorbild daran nehmen solle. Und jeder Erfolg dieses kleinen Jungen sprach sich so schnell herum, dass die heutige Tageszeitung schon wieder von gestern war.

 

Anders gesagt: Ohne dass Itachi dort Jemand außerhalb der eigenen Familie kannte, hatte er so viele Neider dort, wie man es von einem Popsternchen in der westlichen Welt erwarten würde.

Aber natürlich bekamen die Erwachsenen wenig von den Abneigungen achtjähriger Kinder mit und so wurden sowohl Itachi als auch die Kinder dort mehr oder weniger dazu gezwungen, Zeit miteinander zu verbringen.

 

„Ich wette, du traust dich nicht zum Nakano Fluss zu gehen!“, warf einer der Kinder ihm gerade vor. Wenn der junge Uchiha sich nicht täuschte, hieß das Mädchen Nanami.

 

„Der ist nämlich verflucht! Menschen gehen hin und kommen nie wieder zurück“, erklärte ein anderes Mädchen. „Ich habe gehört, wie Mama und Papa sich darüber unterhalten haben. Sie haben gesagt, dass im Fluss Meerjungfrauen leben, die die Menschen erst anlocken und dann ertränken!“

 

„So etwas wie Flüche oder Meerjungfrauen gibt es nicht.“, argumentierte Itachi ohne auch nur die Stimme zu heben. In der Schule hatte er gelernt, dass Menschen früher an solche Fantasiewesen glaubten. Mittlerweile bekam der junge Uchiha auch genug von seiner Umwelt mit, dass er sicher sagen konnte, dass dieses Dorf sich wie „früher“ anfühlte. Ganz, ganz früher. 

 

„Ach ja? Dann geh doch hin! Wenn du uns beweisen kannst, dass du ein richtiger Mann bist, wirst du in unsere Gang aufgenommen!“, sagte Yashiro, der wohl genauso wenig wie der Rest der nickenden Gruppe verstand, was ein „richtiger Mann“ ausmachte.

Aber Itachi war das egal. Er wollte nur in Ruhe gelassen werden und wenn ein kleiner Spaziergang zum Fluss hieß, dass die Kinder aufhörten ihn zu beschimpfen, sobald die Erwachsenen nicht da waren, dann war das in Ordnung für ihn.

 

„Du musst aber etwas vom Fluss mitbringen, damit wir wissen, dass du auch wirklich dort warst.“, fuhr Yashiro fort.

 

„Ja, eine Muschel zum Beispiel!“ - „Minako! An Flüssen gibt es keine Muscheln!“ - „Aber dieser Fluss ist doch verflucht! Vielleicht gibt es dort auch Muscheln!“

 

Yashiro, ganz der Anführer, beachtete das Gezanke hinter ihm gar nicht. Er drehte sich ruhig zu Itachi um und sagte bestimmend: „Bring uns einfach irgendetwas mit, das du dort findest und eindeutig beweist, dass du wirklich am Fluss gewesen bist.“

 

Itachi nickte und machte sich auf dem Weg.

 

Eine Stunde später war er immer noch nicht zurück. Mikoto, die ihren Sohn nun länger nicht gesehen hatte, fragte die Kinder, wo er war. Sie logen, um keinen Ärger zu bekommen, da es eigentlich verboten war, zu dem Fluss zu gehen und weil sie sich sicher waren, dass Itachi bald zurückkommen müsste. Zwei weitere Stunden später und Mikoto hat ihren Sohn immer noch nicht gesehen.

 

Zum Abendessen suchte das ganze Dorf nach ihm. Kurz vor Mitternacht gestand Yashiro, dass sie ihn zum Fluss geschickt haben. Mikoto weinte und Fugaku fluchte die ganze Nacht. Am nächsten Morgen betete sie für seine Rückkehr und er wünschte die Kinder zur Hölle.

Ein Tag später und keiner glaubte mehr an Itachis Wiederkehr. Keiner ist je zurückgekommen. Die Uchiha Familie, die nun drei Köpfe zählte, verpasste ihren Rückflug. Sie konnten nicht ohne ihn gehen und nicht aufhören zu hoffen. Das Dorf sprach ihnen ihr Beileid aus.

Sasuke weinte die ganze Zeit. Er wollte zu seinem Bruder.

 

Fugaku rief bei der Arbeit an und ließ sich aufgrund von familiären Problemen den Urlaub verlängern. Da auch er und seine Frau aus dem Dorf stammten und die Geschichten um den Fluss kannten, glaubten sie beide nicht mehr oder haben gar nicht erst an die Wiederkehr ihres ältesten Sohnes geglaubt. Nichtsdestotrotz brachten sie es nicht übers Herz ohne ihn zu gehen und entschieden, eine weitere Woche zu warten.

Vergeblich wie sich alle- keine Verallgemeinerung, sondern reine Wahrheit- dachten. Aber auch hier überraschte die Realität: Untergewichtig, verwahrlost und apathisch wurde Itachi keine Woche später am Rand des Waldes gefunden.

 

Er sprach kein Wort und zuckte nicht, als ihn ein ihm fremder Bewohner zum Haus seiner Familie brachte. Selbst dann, als seine Mutter ihm vor Glück um den Hals fiel, zeigte er keinerlei Regung.

 

Mikoto weinte die ganze Zeit. Erst vor Glück und dann vor Trauer, als sie erkannte, dass ihr Sohn nur noch eine Hülle seiner Selbst war, unfähig über das Geschehene zu reden oder auf einfache Fragen zu antworten.

 

Daraufhin brachen sie abrupt nach Amerika auf und kamen für eine lange Zeit nicht mehr zurück.

 

 

Kurz vor Sasukes elftem Geburtstag erhielt Fugaku den Anruf, dass seine Mutter schwer krank war und den nächsten Monat wahrscheinlich nicht überstehen würde. Der Familienvater hörte aufmerksam zu, aber innerlich kochte er vor Wut, Verzweiflung und Trauer. Seit dem herrschte bei jedem gemeinsamen Essen der Familie eine angespannte Stimmung, die sich an Sasukes Geburtstag nur wenig auflockerte.

Die unausgesprochenen Worte hingen in der Luft, so klar und deutlich als hätte der Vater sie ausgeschrien: Du hättest sie nach Amerika bringen sollen. Sie hätte hier eine bessere Behandlung bekommen als dort. Es ist mir egal, dass sie dort sterben will. Wäre sie hier, müsste sie gar nicht erst über so etwas nachdenken. Ich hätte den Flug, die Behandlung, ich hätte alles bezahlt! Nichts ist für das Leben meiner Mutter zu teuer.

 

Statt gemütliches Fernsehen bestand das Abendprogramm nun darin mit den Großeltern zu telefonieren. Die Eltern wollten immer auf den aktuellsten Stand gebracht werden, obwohl sie wussten, dass es nichts als Tränen brachte und Sasuke verstand nicht, warum er ständig mit fremden Menschen reden musste. Itachi fühlte sich schuldig, weil er keine Tränen wie seine Eltern vergoss. Er erinnerte sich an seine Großeltern, an das erleichterte Gesicht von Opa und daran, wie Oma Gott immer wieder gedankt hatte, dass er zurückgekommen sei von seinem Ausflug zum Nakano. Aber nach zehn langen Jahren, in denen er sie nicht gesehen hatte außer auf alten Fotos, die langsam vergilbten, konnte er sich nicht dazu bringen mehr zu empfinden, als leichtes Bedauern.

 

So kam es, dass sie in den Sommerferien zum ersten Mal seit Jahren wieder nach Konoha Gakure reisten, um an der Beerdigung teilzunehmen.

 

Seit dem dies feststand, redete Mikoto ihren Söhnen ununterbrochen ein, nicht zum Nakano Fluss zu gehen. Bei Sasuke fügte sie noch hinzu, dass da menschenfressende Hexen sind, die Itachi das Gedächtnis geraubt hatten, weswegen er nicht sagen konnte, was dort vorgefallen war. Aber da sein großer Bruder so schlau ist, hat er es geschafft, ihnen zu entkommen.

 

„Also war Bruder schon mal dort? Wieso war er dort, wenn es verboten ist?“

 

„Er wusste da noch nicht, dass es verboten ist! Aber du weißt es und du wirst nicht hingehen! Weil..“

 

Itachi seufze und ging in sein Zimmer. Er hatte genug gehört. Seine Mutter nervte mit der ganzen Geschichte, aber er konnte es ihr nicht verübeln.

 

Nach dem sie zurück in Amerika waren, verbesserte Itachis Zustand sich kaum. Er hatte kaum geredet und wenn, dann nur, dass er zurück wollte. Er konnte Tage damit verbringen, in der Gegend zu sitzen und auf die nächstbeste Wand zu starren. Oder in den Himmel, wenn er gezwungen wurde, rauszugehen.

Fugaku wollte ihn zur Therapie schicken, aber selbst nach einigen erfolglosen Sitzungen redete er nicht. Seine Eltern wussten nicht, wie sie ihm helfen konnten, aber je mehr Zeit ins Land ging, desto mehr wurde Itachi wieder er selbst.

 

Jetzt an der Schwelle zur Volljährigkeit konnte er immer noch nicht sagen, was vorgefallen war. Er erinnerte sich an nichts außer an so surreale Gefühle, dass er nicht sagen konnte, ob es wirklich er gewesen ist, der sie gefühlt hat. Als wäre sein Körper taub, als würde er schweben, als würde alles und nichts ihn berühren. Das einzige, an das er klare Erinnerungen besaß, sind zwei Augenpaare, die ihn mal anlächelten und mal verfluchten.
 

Als er jünger war, hatte er noch den Klang einer Stimme im Kopf, aber mittlerweile konnte er nur noch sagen, welche Worte sie ihm damals zurief:

 

Verschwinde.

 

Aber trotz all dem hatte er im Gegensatz zu seiner Mutter keine Bedenken zurückzugehen oder Angst, rückfällig zu werden, wie sie es so schön nannte.

Es war eine Sache, die ihm als Kind zugestoßen ist und auch wenn er danach ziemlich durcheinander war mit allem, ist es nichts, was ihn heute nachhaltig traumatisierte. Er würde noch nicht einmal sagen, dass dieser kleine Zwischenfall ein bewegendes Ereignis in seinem Leben war. Aber leider, wie es sich herausstellte, war es eins in seinem Dorf.

 

In einer Großstadt wie New York, wo jeden Tag zig tausend große Dinge passierte, war so ein Ereignis nicht von Bedeutung. Aber in Konoha Gakure war seine Rückkehr vom Nakano das große Ding, was einmal in zehn Jahren passierte, musste er feststellen.

 

Die Bewohner schauten ihn anders an und Itachi konnte das Getuschel hinter seinem Rücken fast schon hören.

Abgesehen vom ausgesprochenen Beileid wegen der verschiedenen Mutter reagierte ihr Großvater bei ihrem Treffen genauso wie alle anderen auch reagierten:

 

„Und Itachi..! Der einzige, der vom Nakano Fluss zurückgekehrt ist.. wer hätte damals gedacht, dass aus dir ein junger Erwachsener wird?“

 

Denn anscheinend hieß es auch, dass wenn Itachi nicht von den Flusswesen umgebracht wurde, so musste er wenigstens verflucht sein.

 

Itachi versteckte sich danach mit Sasuke im Haus ihres Opas, um vom all dem Getuschel und den Blicken wegzukommen. Egal, wie gleichgültig ihm so etwas eigentlich war, die fehlende Anonymität und dass wirklich ausnahmslos jeder darüber sprach (sogar der Nachbarshund, konnte er schwören) setzte ihm zu.

 

Die Beerdigung fand am nächsten Tag ihrer Ankunft statt. Das halbe Dorf saß in einem Raum, der ausschließlich für Bestattungen benutzt wurde. Während zuerst der Priester seine Predigt und der älteste Sohn Fugaku seine Rede hielt, konnte Itachi schwören, wie 250 Augenpaare ihn anstarrten und nur der Anstand die Leute davon abhielt, weiterhin zu tuscheln.

 

Er war mehr als nur erleichtert, als das ganze Prozedere vorbei war und sie sich wieder auf dem Weg zu Opas Zuhause machen konnten.

Die Familie verbrachte ihre Zeit bis zum Abendbrot getrennt. Jeder versuchte das Geschehene zu verdauen. Auch wenn sie vorher wussten, dass sie die liebende Ehefrau, die fürsorgliche Mutter und die Oma aus dem Osten nie wieder lachen sehen würden, hatte die Beerdigung etwas endgültiges. Als wäre die letzte Hoffnung, sie würde aus ihrem Schlaf wieder aufwachen, erlischt. Selbst Sasuke, der sie noch weniger kannte als sein großer Bruder, wurde bewusst, was für eine Rolle dieser Mensch in seinem Leben gespielt hatte oder hätte spielen sollen und dass ihr Ableben etwas war, um das er zutiefst trauern sollte.

 

Er ließ sich von Itachi gerade eine Geschichte vorlesen, als ihre Mutter an der Tür klopfte, um ihnen Bescheid zu geben, dass das Abendessen bald angerichtet war.

Sasuke bestand darauf, dass die eine Seite zu Ende gelesen werden musste und als sie schließlich im Erdgeschoss ankamen, waren lautstark Stimmen zu hören.

 

„Das kann ich dir nicht glauben!“, schrie Mikoto gerade hysterisch.

 

„Ich dachte auch erst es sei ein schlechter Witz, aber ich habe überall nach ihm gesucht und er war nicht auffindbar! Also hatte Merumi wahrscheinlich Recht! Ich mache mich jetzt auf, um ihn zurückzuholen!“

 

„Ich kann dich nicht auch noch verlieren, Fugaku!“
 

„Und ich kann meinen Vater nicht verlieren nach dem ich schon Mutter verloren habe! Ich muss es tun. Auch einige seiner engsten Freunde kommen mit. Zusammen können wir bestimmt jedes Monster überwältigen, das da unten auf uns wartet!“

 

„Warum schreit ihr so?“, unterbrach Sasuke den lautstarken Wortwechsel seiner Eltern. Die Angesprochenen hielten inne und man konnte sichtlich sehen, wie Fugaku versuchte sich zu fassen, um seinen Sohn alles ruhig erklären zu können anstatt zu schreien, wie er sich fühlte.

 

„Eine Tante aus dem Dorf hat gesehen, wie Opa in Richtung Fluss verschwunden ist. Der Fluss, zu dem ihr nicht hingehen sollt! Sie hat versucht ihn aufzuhalten, aber weil es ihr missglückt ist, hat sie um Hilfe gerufen. Jetzt wollen ein paar Freunde von deinem Opa und ich ihn zurückholen.“

 

Während er sprach, hatte er sich Schuhe und Jacke angezogen und gab seiner Frau einen Kuss auf die Wange.

 

„Ich komme zurück.“, versprach er, aber ihre Tränen verrieten, dass sie ihm nicht glaubte.

 

Sekunden nach dem die Tür ins Schloss gefallen war, versuchte Mikoto ihre Kinder dazu zu bewegen, sich an den Tisch zu setzen. Sasuke gehorchte seiner schluchzenden Mutter, die vergeblich versuchte, die Fassung zurückzugewinnen.

 

Später könnte Itachi nicht sagen, was ihn zu dieser Entscheidung bewogen hat, die er in zwei Sekunden treffen wird. Seinem Liebsten würde er sagen, dass es die Zuneigung zu seinem Großvater war, das Gefühl das verzweifelte Gesicht seiner Mutter nicht länger ertragen zu können oder weil er ein Uchiha war und Uchiha Männer sich immer unterstützten.

Aber er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob nicht alles Lügen waren.

 

Unabhängig davon fiel keine Minute später die Tür erneut ins Schloss und Mikoto war sich sicher auch ihren Sohn zu verlieren, der sich auf dem Weg machte, um seinen Vater zu helfen.

 

Obwohl Itachi sich nicht auskannte, wusste er ganz genau, in welche Richtung es zum Fluss ging. Vielleicht war es Intuition oder weil sein Unterbewusstsein ihm sagte, an welchem Baum er abbiegen musste, aber kein einziges Mal war er sich unsicher, welchen Weg er nehmen musste. Ab einem bestimmten Punkt hörte er eine Stimme, die zu ihm rief.

 

Verschwinde.

 

Itachi hielt abrupt an. „Hallo?“, rief er entgegen sein besseres Wissen. „Seid ihr die Freunde von meinem Großvater?“

 

Keiner antwortete ihm und er rannte weiter. Die Stimme in seinem Kopf ist also zurück. Je weiter er lief, desto lauter und aggressiver wurde sie. Es war die beste Bestätigung, die er haben konnte, dass er in die richtige Richtung rannte.

 

Verschwinde, verschwinde, verschwinde! Komm nicht näher, sie sind sowieso schon dem Tode geweiht! Du hast keine Chance, geh, geh, geh!

 

Als der Wald sich lichtete, verspürte er eine Erleichterung. Obwohl er wusste, dass er richtig lag, war er froh einen Beweis dafür zu sehen, die mehr als nur eine Stimme in seinem Kopf ist. Er musste auch nicht lange weiter rennen, um die gesuchten Personen zu finden:

 

„Lasst nicht los, lasst nicht los!“

 

Opa befand sich bis zur Hüfte im Fluss. Es sah aus, als würde er von etwas - „stärker Männer, stärker!“ -heruntergezogen werden während die anderen versuchten - „Wir können es schaffen!“ -  ihm vor dem Ertrinken zu bewahren.

Der Schweiß tropfte von Fugakus Gesicht auf das seines Vaters, der nicht - „Passt auf, wohin ihr tretet! Wenn ihr ausrutscht und ins Wasser fällt, seid ihr tot!“ - teilnahmsloser hätte schauen können. Obwohl sie versuchten sein Leben - „Passt auf, falls Jemand euch an den Beinen ins Wasser zieht!“ - zu retten, schien der Hauptperson herzlich egal zu sein, wer - „Diese Biester werden nicht noch einmal gewinnen!“ - den Kampf gewann.

 

Itachi stürzte sofort hin, um zu helfen. Er ignorierte die Stimme in seinem Kopf, die nun nicht mehr aggressiv, aber panisch und hysterisch war.

 

Nein, geh, geh, geh, geh..

 

„Itachi, was machst du hier!“, fragte Fugaku, dem vor Schreck alle Gesichtszüge entglitten. Der Gefragte ließ sich nicht beirren. „Euch helfen!“

 

„Du sollst doch nicht hier sein!“

 

Itachi antwortete nicht. Er dachte nach. Wenn sie so weitermachten, würden sie nie schaffen Opa zu retten. Sie mussten ihn von dem befreien, was auch immer ihn unten festhielt.

 

„Trägt Jemand von euch eine Waffe bei sich?“, fragte er ruhig trotz der Situation, in der sie sich befanden.

 

„Was?“, rief einer laut, doch ein Anderer, der sich direkt neben dem jungen Uchiha befand, antwortete nur vor Anstrengung keuchend:

 

„Ich trage ein Taschenmesser bei mir!“

 

Blitzschnell griff Itachi in die Hosentasche seines Nachbars, um den besagten Gegenstand herauszuholen. In einer fließenden Bewegung sprang er keine zwei Millisekunden später in den Fluss und im Flug konnte er noch hören, wie sowohl sein Vater als auch die Stimme in seine Kopf beide in einer ohrenbetäubenden Lautstärke „nein“ schrien.

 

Kaum spürte er das Wasser auf seiner Haut merkte er auch, wie unbekannte Kräfte ihn in die Tiefe zogen. Für einen Moment vergaß er, warum er sich im Wasser befand, bevor er das attackierte, was die Beine seines Opas umschlungen hielt.

 

Mit dem Messer in der einen Hand stach er überall ein, was er zu fassen bekam. Er hatte auf der einen Seite das Gefühl mit jedem Stoß zu gewinnen, aber auch gleichzeitig verfehlt zu haben.

Ein Schlag, den er nicht sah, aber spürte, stieß ihn weg und sein Schädel explodierte. Er mochte nicht zu sagen, ob es wegen dem physischen Angriff war oder weil die Stimme in seinem Kopf mittlerweile so laut war, dass er nur noch ein hohes Piepen hörte.

 

Als er kopfüber in die Tiefe schaute, sah er nichts außer schwarz und ein paar vertraute Augenpaare, als ihn plötzlich eine neue Erkenntnis beinahe das Bewusstsein raubte:

 

Die Augen aus seiner Erinnerung verfluchten ihn nicht. In ihnen spiegelten sich Schreie der Verzweiflung, der Panik und eine felsenfeste Entschlossenheit wider, die sie zu Schlitzen verengen und bösartig aussehen ließ.

 

Mit einem Male durchströmte Sauerstoff Itachis Lungen mit einer Wucht, dass er sich wünschte zu ertrinken. Seine Sinne waren wie geraubt, er brauchte einen kurzen Moment, um zu erkennen, dass er am Fluss saß, die anderen neben ihn, Opa klitschnass, aber lebendig auf ihnen.

 

Betörenden Gesang soll man hören, wenn man dem Fluss zu nahe kam. Aber das einzige, was Itachi und dieses Mal auch die Anderen vernahmen, als sie dort lagen, waren Grolle, Flüche und Schreie eines Kampfes, den sie nicht sahen, aber fühlten.

 

„Verschwinden wir!“, rief Fugaku, der sich als erster fasste und erkannte, dass die Gefahr noch nicht vorüber war.

Zu viert schleppten sie Opa weg, der noch immer benommen war und Fugaku musste Itachi wegtragen, der immer noch wie hypnotisiert auf den Fluss starrte.

 

„Bitte überlebe.“, flüsterte Itachi. Sein Vater lächelte. „Opa wird leben. Dank dir.“

 

Er konnte nicht ahnen, dass sein ältester Sohn nicht seinen Großvater meinte, aber der magischen Kreatur, die sich im Wasser befand und seine Artgenossen erzürnt hatte, um Itachi das Leben zu retten.

 

Er sah nichts außer Bäume, aber er ihm überkam das Gefühl als würden Klauen seine Haut aufkratzen. Wenn er blinzelte, sah er hässlich, hässlich verzerrte Gesichter und die Stimme in seinem Kopf begann erneut zu schreien.

 

Verschwinde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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