Zum Inhalt der Seite

24 Hours

Verbleibende Zeit: 24 Stunden
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

22 St. 54 min. 24 sek.

...Seit ich die Hiobsbotschaft von dem Deppen in weiß empfangen hatte waren schon eine ganze Stunde und, kurz nachrechnen, ….., fünf Minuten vergangen?! Wieso flog die Zeit plötzlich so? Früher auf der Arbeit ist mir das nie passiert. Versteht mich nicht falsch, ich liebe, liebTe, meinen Job als Fotografin, aber manchmal sehnt man sich doch den Feierabend herbei. Wie auch immer.
 

Genervt von dem plötzlich so schnellen Tempo der Zeit nippte ich an meinem Bier. Es war erfrischend für Leib und Seele, wie es so meine Kehle hinunter rann. Ja, von einem Schluck Bier war man nicht gleich betrunken, nicht mal angeschwippst, ist mir klar, aber es tat trotzdem gut.

Mit einigen schnellen Zügen leerte ich den kleinen Krug und bestellte mir direkt einen Neuen. Amüsiert wurde ich von der Kellnerin angestarrt, bevor sie auf ihre Oberlippe deutete und mit dem leeren Krug in der Hand zurück zur Theke schlenderte. Verwundert zog ich eine Augenbraue hoch. DAS war eigenartig, wollte sie mir irgendetwas sagen? Überlegend schielte ich auf meine Lippen, konnte jedoch nur weiß sehen. Weiß? Ach, Bierschaum! Das war es worauf die kleinere Frau vorhin hinaus wollte. Ich hatte Bierschaum an der Lippe. Peinlich.

In einer fließenden Bewegung schleckte ich mir den Schaum von den Lippen, nicht gerade Lady-like, aber wen kümmerts.
 

Kurz darauf kam die Braunhaarige mit einem vollen Krug wieder zu mir, stellte ihn auf dem runden Tisch ab und ging zurück zu den beiden Männern, um sich mit ihnen zu unterhalten. Auch ich schielte zu den Dreien, war die Bar doch sonst menschenleer und somit gab es niemanden zum Beobachten.

Laaaaangweilig. Kurz auf der Liste nachgeprüft, ob sich langweilen auch oben stand …. NEIN. Energisch hob ich den Krug, leerte ihn und wollte gerade nach der Kellnerin winken, um zu den härteren Getränken überzugehen. Genug Aufwärmübungen mit Bier, ich will hier stockbesoffen rausgehen! Stockbesoffen oder mit den Füßen voraus, je nachdem wie lang ich hier noch verweilen werde.

Die Kellnerin erhob sich von einem der Hocker, auf dem sie bis gerade eben noch gesessen hatte und war schon durch den halben Raum in meine Richtung gegangen, als sich die Tür erneut öffnete und ein anderer Gast eintrat. Neugierig richteten sich alle Blicke, ja auch meiner, auf den Neuankömmling und während die Angestellten und der Typ auf dem Barhocker anscheinend erfreut über den Neuen waren, war ich eher schockiert.
 

Was tat ausgerechnet DER hier? Sechs Jahre hatte ich den Spinner mit dem Dauergrinsen nun schon nicht mehr gesehen, seitdem wir die Schule beendet hatten und jetzt, ausgerechnet JETZT läuft der mir wieder über den Weg?! Schicksal, willst du mir damit irgendetwas sagen? Damit eins klar ist, ich glaube zwar nicht an dich, aber ich hasse dich trotzdem.

Er hatte sich kaum verändert. War er noch muskulöser geworden als früher? Egal, hau ab bevor er dich sieht und in ein Gespräch verwickelt. Denk dran heute ist dein letzter Tag. Moment, heute ist mein letzter Tag, also selbst wenn etwas schief gehen sollte, bei ihm nie ganz auszuschließen, könnte es mir doch egal sein.

Erleichtert über diese Kenntniss kroch ich wieder unter dem Tisch hervor und setzte mich zurück auf die weiche Bank. Was, meine erste Reaktion war eben verduften. Unter dem Tisch.

Schon wieder starrte mich die Kellnerin an, die anscheinend weiter gegangen war und nun abwartend da stand. Ich seuftzte und meinte mit lauter Stimme, sollte mich ja jeder hören (unauffällig zu IHM schiel), „Eine Rum-Cola, bitte“, wie gesagt, ich brauchte was Stärkeres und nur Rum oder Vodka, neee wenn schon, dann mit Cola.
 

Da ich laut genug gesprochen hatte war mir auch die Aufmerksamkeit der drei Männer sicher. Während der Braunhaarige mit der Monsterfrisur hinter dem Thresen sich schon an meine Bestellung machte, musterten mich die Augen des Neuen überlegend. Sag bloß, der Idiot hatte mich vergessen. Na gut, ich hatte mich verändert, meine Haare geschnitten und ich sah vermutlich beschissen aus (Alkohol und Medikamente vertrugen sich eben nicht), aber trotzdem.

Wenn ich es mir jetzt so überlege, war ich doch echt bekloppt. Vollgepumpt mit Medikamenten, darunter auch einige recht starke und dennoch seelenruhig in einer Bar hocken und sich volllaufen lassen.

Ich schob diesen Gedanken geflissentlich in die hinterste Ecke meines Oberstübchens und stieß die angestaute Luft aus meinen Lungen. Es war mein letzter Tag, also was kümmerte es mich, ob sich Medikamente und Alkohol schlecht vertrugen.
 

Endlich wurde mir meine Rum-Cola vor die Nase gestellt und ich griff auch direkt danach. Dass die Person, welche mir mein Getränk gebracht hatte, noch vor meinem Tisch stand und mit in Falten gelegter Stirn versuchte einen Blick auf mein Gesicht zu erhaschen, entging mir. Meine gesamte Aufmerksamkeit galt dem alkoholischem Getränk vor mir.

Allerdings stand es nicht lange nur vor mir, sondern wanderte schnell in meinen Mund und anschließend meine Kehle hinunter, wobei es den Geschmack von Cola gepaart mit einer leichten alkoholischen Note hinterließ.

Als ich das leere Glas wieder auf dem hölzernen Tisch abstellte bemerkte auch ich die Person, IHN, vor meinem Tisch. Warum stand ER da, was hab ich denn so schlimmes verbrochen?! Wer verdammt nochmal hasst mich so sehr, dass er mich tot sehen möchte, aber mich zuvor noch in die unangenehmsten Lagen bringen muss?
 

Wir starrten uns einfach nur an und ich betete innerlich, er würde mich nicht erkennen und einfach wieder gehen. Leider stellte ich schnell fest, dass es nichts brachte jetzt noch scheinheilig und gläubig zu werden. Verdammt, nie hab ich mal Glück.

Ein Ausdruck der Erkenntniss blitzte in seinen dunkelbraunen, fast schwarzen Augen auf und sein typisch breites Grinsen schlich sich wieder einmal auf sein Gesicht. Oh nein.

Automatisch zog ich den Kopf etwas ein und rutschte in eine fast schon liegende Position. Ich will hier weeeeeg.

Er sah mir noch kurz in die Augen, nahm mein leeres Glas und ging wieder. Hä, was ist denn jetzt los? Mit verwirrtem Blick richtete ich mich wieder auf, nur um zu sehen, wie er mein Glas neu befüllen lies und mit meinem Glas und einem Bier in der Hand zurück kam.

Wie selbstverständlich stellte er beides auf dem Tisch ab, setzte sich neben mir auf die kleine Couch und öffnete den Mund um etwas zu sagen.....



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück