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Frankenwolf & Captain Swan
von

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questions.

„Er lebt. Gott sei Dank.“

Hustend und einen unangenehmen Druck in der Brust spürend, schlug Victor die Augen auf und sah sich mit zwei Gesichtern konfrontiert, mit denen er überhaupt nicht gerechnet hatte. Seine Glieder fühlten sich schwer an, schienen an das harte Holz unter ihm genagelt worden zu sein. Er versuchte nach Luft zu schnappen, aber selbst dafür schien er zu wenig Kraft zu haben. Ächzend rollte er sich auf die Seite und spürte, wie sich die geschluckte Flüssigkeit ihren Weg hinaus bahnte. Er spuckte Wasser und Sand, die Augen vor Schmerz zusammenkneifend, denn seine Kehle fühlte sich dabei an, als hätte sie jemand ordentlich mit Schmirgelpapier geputzt.

„Was… was…?“, krächzte er abgehackt hervor und setzte sich mit Hilfe der ausgestreckten Hand langsam auf. Emma Swan kniete neben ihm und hielt die andere Hand bereit, um ihn im Notfall stützen zu können. Es war die zweite Person, die auf Victors undeutliche Frage antwortete.

„Das würden wir am liebsten von dir wissen, Freundchen.“ Hook stand auf Victors anderen Seite, die Arme verschränkt und hob skeptisch eine Augenbraue.

„Hook“, sagte Emma warnend, den Blick nicht von Victor nehmend. Dieser störte sich nicht an dem Misstrauen des Piraten, hatte er für ihn doch mindestens genauso wenig übrig.

„Wir haben Sie am Strand gefunden. Sie waren ohnmächtig… und nass“, erklärte Emma, während Victor sich umsah. Zunächst konnte er nicht ausmachen, wo er war, aber die Segel über ihm waren ein eindeutiges Indiz dafür, dass er sich auf einem Schiff befinden musste. Es musste Hook gehören. Als nächstes ging Victor dazu über, an sich hinab zu sehen. Er war tatsächlich vollkommen durchnässt. Das erklärte auch, weshalb er Wasser gespuckt hatte.

„Ich… ich wäre fast ertrunken“, kam die Erinnerung langsam zurück. Victor rappelte sich aus eigenen Kräften wieder auf, obwohl ihm noch leicht der Kopf schwirrte. Es war wohl ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte und das hatte er wohl nur der vorteilhaften Richtung des Seegangs zu verdanken.

„Sind Sie ins Wasser gefallen?“, stellte Emma die offensichtliche Frage, nachdem sie ebenfalls wieder aufgestanden war. Hook hielt sich zurück, sah aber überhaupt nicht glücklich aus, Victor auf seinem Schiff zu wissen. Dieser wollte die Frage gerade mit einem Ja erwidern, doch dann kamen die restlichen Erinnerungen zurück. Erschrocken riss er die Augen auf, ehe er sie nachdenklich und verwirrt zukniff.

„Nein, man hat mich ins Wasser geschubst“, schnaufte er und schüttelte den Kopf, als könnte er immer noch nicht glauben, dass das passiert war. Er holte tief Luft, bereute den Atemzug aber schon im nächsten Moment, da das Stechen ins einem Brustkorb noch immer präsent war.

„Wer hat Sie ins Wasser geschubst?“, wollte Emma wissen und dieses Mal schwang die Ungeduld eindeutig in ihrer Stimme mit. Es schien ihr nicht zu gefallen, dass sie ihm jede Information aus der Nase ziehen musste. Victors Gedanken schwirrten aber viel zu chaotisch in seinem Kopf herum, um sofort die logischen Schlüsse zu ziehen. Stattdessen konnte er spüren, wie neben dem physischen Schmerz, der in seinem Oberkörper saß, sich auch noch ein ganz anderes Gefühl an die Oberfläche drängte. Er erkannte es sofort, weil es ihm mehr als vertraut war: Enttäuschung.

„Ruby. Ruby hat mich ins Wasser geschubst, obwohl sie wusste, dass ich nicht schwimmen kann.“ Hart sollten seine Worte klingen, aber dieser Effekt wurde von seinen bebenden Lippen ein wenig zunichte gemacht. Es waren nicht die Emotionen, die in ihm brodelten, sondern nur die Kälte, die er nun allzu deutlich wahrnahm. Es war spät – der Sternenhimmel über ihnen war der beste Beweis dafür – und der Wind hatte nicht nachgelassen.

Emma schien seine Worte nicht zu verarbeiten, denn sie nickte in Richtung der hölzernen Leiter, die unter Deck führte.

„Kommen Sie, dort unten ist es wärmer“, schlug sie vor und ignorierte Hooks Räuspern, das wohl andeuten sollte, dass sie ruhig zuerst um seine Erlaubnis bitten könnte. Victor ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern setzte sich sofort in Bewegung, wenn auch noch etwas wackelig auf den Beinen. Wie lange war er unter Wasser gewesen? Er bräuchte eine Uhr, um dies feststellen zu können. Die einzige, die er jemals besessen hatte, lag jedoch auf dem Meeresgrund.
 

„Ruby hat Sie geschubst?“, holte Emma den unangenehmen Gedanken zurück, nachdem sie dafür Sorge getragen hatte, dass er auf dem Bett Platz nahm. Mittlerweile zitterte Victors gesamter Körper unkontrolliert, weil er sich nicht an den Temperaturunterschied gewöhnen konnte. Als er nicht sofort antwortete, wandte sich Emma an Hook, der ihnen widerwillig gefolgt war.

„Hast du hier irgendwo Decken? Denn ich nehme nicht an, dass du etwas Warmes zu trinken hast.“ Demonstrativ und mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen löste Hook das Fläschchen von seinem Gürtel, öffnete es und trank einen Schluck. Der scharfe Geruch von Alkohol wehte sogar zu Victor hinüber, als der Pirat wortlos an ihm vorbeiging, ihm vermutlich tatsächlich eine Decke holend. Sein Magen zog sich zusammen. Was würde er nun für einen wärmenden Tropfen Rum geben…

„Dr. Whale“, erinnerte Emma ihn daran, dass sie ihm eine Frage gestellt hatte. Er fuhr sich mit den Fingern über das Nasenbein und mied es, den Sheriff anzusehen.

„Ja, das hat sie“, erwiderte er schärfer als beabsichtigt. „Sie hat sich seltsam verhalten und auf einmal…“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen fixierte Victor einen imaginären Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Er konnte sich Rubys Verhalten überhaupt nicht erklären und sein rationaler Teil wusste auch, dass sie ihm niemals absichtlich wehtun würde. Sie würde keiner Menschenseele wehtun, wenn sie es verhindern konnte, Wolf hin oder her. Das konnte er, obwohl er sie im Grunde kaum kannte, mit Sicherheit sagen.

Etwas landete unerwartet auf seinem Schoß. Es war ein kratziger, grauer Stoff, der in keinster Weise an eine kuschelige Decke erinnerte.

„Das war alles, was ich finden konnte“, erklärte Hook, bevor Emma den Mund aufmachen konnte, aber wie eine Entschuldigung hörte sich das nicht an. Victor verzichtete auf den Dank und auch auf den Fetzen, den er von sich wegschob.

„Was hat Ruby getan? Was hat sie gesagt?“, redete wieder Emma auf ihn ein und Victor verstand durchaus, dass es wichtig war, aber es nervte ihn unheimlich. Er hatte gar keine Zeit, um seine eigenen Gedanken zu ordnen oder nach einer Antwort auf seine Fragen zu suchen.

„Ich glaube, sie sind gekommen, um uns zu jagen“, presste er hervor und versuchte dabei nicht an den Ausdruck zu denken, mit dem sie ihn angesehen hatte. Ihm lief dabei – ganz unabhängig von der Kälte in seinen Gliedern – immer noch ein Schauer über den Rücken.

„Was?“, hakte Emma sofort nach und machte einen Schritt auf ihn zu. Als Victor aufsah, bemerkte er, dass sogar Hook ihn abschätzend ansah.

„Das hat sie gesagt“, erläuterte Victor und nahm an, dass die blonde Frau vor ihm genauso wenig mit Rubys Worten angefangen konnte wie er, aber da täuschte er sich. Emmas Gesichtszüge glätteten sich, als hätte sie etwas realisiert, das er einfach nicht sah.

„Natürlich… ihre Wolfssinne…“, murmelte sie und fasste sich an die Stirn. Unruhig begann sie durch die kleine Kajüte zu marschieren. Während Hook ihr mit dem Blick folgte, sah Victor sich zum ersten Mal in dem kleinen Raum um.

„Wo sind wir überhaupt?“

„Auf der Jolly Roger“, sagte Hook mit übertriebenem Stolz, den Victor gekonnt ignorierte. Dass sie auf einem Schiff waren, hatte er bereits draußen erkannt. Vielleicht hätte er seine Frage anders stellen sollen. Kopfschüttelnd versuchte er es noch einmal.

Warum sind wir hier… Warum seid ihr hier? Das letzte Mal, dass ich dich gesehen habe, Pirat, warst du noch ans Bett gekettet…“ Victor rechnete mit einem bösen Blick, doch stattdessen feixte Hook.

„Keine Frau kann meinem Charme auf Dauer widerstehen“, protzte er mit mehr Selbstbewusstsein als Victor jemals haben würde, obwohl er in Storybrooke auch als inoffizieller Frauenheld galt. Zumindest war das bis zu dem Tag so gewesen, an dem Emma den Fluch gebrochen hatte.

„Es sind wirklich Menschen hier, die uns jagen“, mischte sich diese ein, mit einer Information, die Victor endlich etwas brachte. Hook schenkte er sogleich keine Aufmerksamkeit mehr. „Wir sind aus dem Krankenhaus geflohen und wollten uns hier verstecken, um uns einen Plan zu überlegen. Auf dem Weg hierher haben wir Sie gefunden. Es sieht ganz so aus, als hätte Ruby die Ankunft der Eindringlinge gehört.“

Es verschlug Victor für einen Moment die Sprache und er starrte Emma eindringlich an.

„Was sind das für Menschen?“, fragte er schließlich, woraufhin sie mit den Schultern zuckte.

„Keine Ahnung.“

„Wer hat sie nach Storybrooke gebracht?“, fragte er weiter und stand auf. Diese Frage ließ Emma innehalten und die Lippen aufeinander pressen. Victor mochte sich zwar gut mit den Organen, Knochen und Muskeln eines Menschen auskennen, aber ihren Gesichtsausdruck konnte er nicht lesen. Erst, als sie ihm verriet, wer es war, erkannte Victor es: Es war das Gefühl von Schuld.

„Greg Mendell. Ich habe ihn im Krankenhaus gesehen.“

Emma war eine der Personen gewesen, die den Mann hatten retten wollen. Sie hatte ihn sogar persönlich zurück nach Boston gebracht.

„Sie hätten auf mich hören sollen, Swan“, knurrte Victor, wusste nicht, woher auf einmal die große Wut in seinem Bauch kam. „Sie hätten ihn sofort…“

Er trat ein paar bedrohliche Schritte auf Emma zu, doch plötzlich schob sich eine dunkle Gestalt vor ihn, versperrte ihm den Weg.

„Woah, immer mit der Ruhe, Freundchen!“, versuchte Hook ihn zu beruhigen. Zähneknirschend wandte sich Victor ab. Er hatte nicht vor gehabt Emma etwas zu tun, er spürte nur, wie ein beunruhigendes Gefühl in ihrem heranwuchs, das ihn irritierte.

„Ruby hat Ihnen das Leben gerettet, Whale“, ertönte wieder Emmas Stimme, die aus Hooks Schatten trat.

„Ja“, stimmte er ihr erstaunlicherweise zu, auch wenn seine Stimme voller Bitterkeit war. Victor wusste endlich, was ihn innerlich auffraß. Es war Rubys Gesicht, das er immer noch vor Augen hatte. Sie hatte gewusst, was sie erwartete und hatte sich dazu entschieden, den Versuch zu unternehmen, ihn zu retten, während sie geblieben war, um zu kämpfen. Er hätte ertrinken können und selbst das wäre vermutlich besser gewesen als das, was Mendell und seine Truppe für sie bereithielten.

„Und wer weiß, was sie mit ihr angestellt haben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Votani
2015-07-12T17:27:42+00:00 12.07.2015 19:27
Jedes Victor-Kapitel ist ein gutes Kapitel. <3 Ich fand seine Reaktion jedenfalls sehr realistisch, von dem Schock bis zu der Erkenntnis, dass Ruby ihn gerettet hat, auch wenn sie dafür gefangen wurde. Ich hatte total viele Frankenwolf Feels, dabei war Ruby nicht einmal dabei. Mir reicht schon ein Victor, der über sie nachdenkt. :D
Die Jolly Roger ist immer noch das beste Versteck überhaupt, auch wenn er nicht gerade der beste Gastgeber ist. *lach* Andererseits ist es verständlich, dass Victor und Hook einander nicht besonders positiv gegenüberstehen. Auf gewisser Weise sind sie sich wohl einfach zu ähnlich. :’)
Da wird Emma in der Zukunft sicher noch öfters vermitteln dürfen, aber wir wissen ja, dass das sie das Sagen in dieser höchst ungewöhnlichen Truppe hat. Die drei sind einfach so schnuffig und ihre Situation so furchtbar verfahren, dass ich sie alle am liebsten umarmen würde – und dich auch, weil du mir so viel Lesstoff bescherst. *-* Fühl dich gedrückt. <3


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