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Can't take my eyes off you

von

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*

“Was für ein Naivling.”
 

Ja, ich kannte meine ersten Worte und Gedanken noch ganz genau, als ich dir das erste Mal begegnet war. Deine schnellen, filigranen Bewegungen, dein vorhandener sechster Sinn, deine ernste Miene, deine bedingungslose Liebe für deine Freunde, deine, nun ja, zierliche Größe – und eben deine Naivität.

Dein Gesicht presste ich in den Dreck, zog an deinen Haaren, wollte eine Antwort aus deinem vorlauten Maul erzwingen.

Doch dein Wille war stark. Stärker als jeder andere Wille, den ich zuvor kennengelernt hatte.

Dein Wille für deine Freunde in Schuld zu stehen, dein Wille für deine Freunde zu kämpfen.

Anfangs war ich der Überzeugung, dass du deshalb ein naiver Mensch wärst. In Zeiten wie diesen sollte man eher auf sich selbst aufpassen anstatt sich mit Menschen anzufreunden – doch nur Wochen später wurde ich von durch dich vom Gegenteil überzeugt.

Innerhalb der Reihen der Survey Corps traf man viele Menschen. Viele Menschen mit einem schlimmen Schicksal, viele Menschen, die sich für etwas besseres hielten. Doch auch wenn du genau so ein Mensch warst, warst du dennoch grundverschieden.

Schon alleine dein Geruch, der mich stets zum schmunzeln brachte, erzählte mir mehr als tausend Worte. Es war, als wollte er mir immer wieder in die Nase rufen, dass ich mit dir endlich einem Menschen in meinem Leben begegnete, den ich interessant und auf eine Art und Weise auch überwältigend fand.

Du warst ein Naturtalent. Dein Talent, dein Können, war stärker ausgeprägt als bei jedem anderen von uns. Allein deswegen war uns schon recht früh klar war, dass du der stärkste Krieger der Menschheit warst. Dein Kampfstil war zu bewundern, dein Gasverbrauch nach nur wenigen Trainingseinheiten auf ein Minimum reduziert ; und das bei deiner trotz dessen unheimlich schnellen Fortbewegung.

Ich konnte nicht leugnen, dass ich dich bewundert habe. Das ich, auch wenn meine Arme vor meiner Brust verkreuzte, dir mehr als interessiert zugesehen habe.

Es gab einen Grund warum der Commander dich anfangs als Scount in unserer Squad einsetzte. Denn wann immer wir vor die Mauer traten, warst du stets der Erste, der sich wie ein Berserker vom Pferd schwang, um jegliche Titanen umzubringen, die sich uns in den Weg stellten. Die Sicherheit des gesamten Teams erhöhte sich alleine schon durch deine Präsenz. Und auch wenn dich alle aus diesem Grund hassten, so respektierten sie dich auch. Du warst nie der Mensch, der sich etwas darauf einbildete, besser als alle anderen zu sein. Du warst einfach da, für uns alle da, und hast dein Leben für uns und die Menschheit stets ohne mit der Wimper zu zucken auf das Spiel gesetzt.

Du warst stark. Doch ich wusste, dass die Stärke, die sich durch deinen dauerhaft ernsten Ausdruck in deinem Gesicht wiederspiegelte nicht deiner Stärke im Inneren ähnelte.

Oftmals stand ich auf dem Dach unseres Quartiers, sah, wie du gedankenverloren in den Himmel starrtest, und sich dein starrer Gesichtsausdruck zu einem freundlichen, aber innerlich trauernden Wesen verwandelte. An genau diesen Tagen wirktest du schwach. Schwach, zerbrechlich und doch menschlich. Zusammengebrochen darüber, dass du immer daran festhalten würdest, dass deine Freunde dir aus dem Himmel zusehen.

Auch du wurdest für mich zu einem Freund. Seite an Seite trainierten wir für die Corps, Seite an Seite ritten und kämpften wir in den Außenexpeditionen miteinander und ergaben ein wunderbares Team. Abends tranken wir öfter zusammen eine Tasse von dem Tee, den du selber als Pflänzchen hinter unserem Quartier aufgezüchtet hattest.

Doch irgendwann trennte sich unser Verbündnis, trennten sich unsere Wege, denn Erwin Danchou hielt es für richtig, dein Talent an die Elitecorps weiterzugeben indem du sie trainierst.

Demzufolge sah ich dich immer seltener. Doch immer wenn ich es tat, war ich mehr und mehr von deinen Fähigkeiten – den bestehenden und neu dazugewonnenen – überwältigt.

Denn für mich bist und warst du doch auf deine Art und Weise ein Vorbild.
 

Gerade in dieser Zeit , wurde mir zunehmender eines mehr und mehr klar. Nie konnte ich meine Augen von dir nehmen. Nie konnte ich meine Augen von deinem Charakter abwenden. Nie konnte ich meine Augen von deinen Bewegungen nehmen. Auch wenn ich in der Command Kette über dir stand, respektierte ich dich wie niemand anderen im Team. Es fühlte sich fast an wie ein Zwang, aber ich wollte dich nie aus den Augen verlieren. Wollte dich ansehen, dich beobachten und dir den Respekt erweisen, den du verdientest. Du warst mein Freund. Bis zum letzten Atemzug.
 

*
 

Auch heute sehe ich dich noch immer an. Ich stehe vor dir und kann meine Augen nicht von dir nehmen. Deine kalte Aura lässt es mir immer wieder kalt den Rücken hinunterlaufen, sodass ich nur starr vor dir stehe, beide Arme an den Körper gelegt, das Gefühl habend, ich sei bewegungsunfähig.
 

Immer wieder frage ich mich, warum all das passieren musste.
 

„Mike...“, hörte ich Erwins warmherzige Stimme hinter mir, bis mir der Commander die Hand auf die Schulter legte, und mich langsam wieder aus der Trance herausholte, in welche ich immer fiel, wenn ich vor dir stand.

„Wir besuchen ihn morgen wieder.“

Wortlos nickte ich und hinterliess dir einen letzten Blick; rümpfte meine Nase und schenkte dir einen letzten Salut, gepaart mit einem seichten Lächeln, bevor ich mich vor dem vom Regen bereits grau gefärbtem Kreuz noch ein letztes Mal hinkniete, an welchem die Urne mit der Asche deines verbrannten, leblosen Körpers stand.

„Mata, Levi.“ perlte es leise von meinen Lippen, ehe ich das Messer mit dem schwarzen Griff, welches du stets behütet hattest, direkt daneben legte.

Als ich anschließend aufstand und in den hellblauen, weiten Himmel sah, verstand ich plötzlich was dir die Kraft gab nach jedem Verlust weiterzukämpfen.

Ich sah dich. Dich und dein seltenes, verstecktes Lächeln, nahm deinen Geruch wahr und hörte leise ein „Danke, Mike...“ in meinem Ohr flüstern.
 

Seit diesem Tage an, konnte ich meine Augen nicht mehr vom Himmel nehmen. Es war meine Hoffnung, dass du deine Freunde dort oben endlich wiedergefunden hast.



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