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HiKing

Story Of Samsara
von

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Stern 1

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Die ganze Lichtung auf der ich, an den dicken Stamm der alten Eiche lehnend, saß war voller Blut. Es tropfte seelenruhig von den Gräsern auf den Waldboden. Lief an der Eiche hinab. Und an mir. Das wärmende Gefühl war verschwunden und ein Windhauch ließ mich erzittern. Mein Blick wanderte an mir hinunter. Rot. Mein Körper war übersät mit Spritzern und ganzen Seen von Blut. Geschockt wischte ich über mein Gesicht und stellte fest, dass es keine Ausnahme machte.
 

Durch ein leises Knacken aus dem Unterholz zuckte ich zusammen und mein Gegenüber tat es mir gleich. Erst jetzt schaute ich wieder an ihm hoch und erkannte ein Gesicht voller Zorn und Unbehagen, in das Unterholz gerichtet. Bevor ich es begreifen konnte zog der Fremde auf die Beine.
 

„Komm.“
 

Er zog mich am Arm hinter sich her und ich fühlte mich längst nicht fit um mit seinem forschen Schritt mithalten zu können. Meine schmerzende Brust hob und senkte sich zitternd. Was um Himmels Willen war hier los?
 

„Hey... was... du hast ihn getötet.“
 

Das platinblonde Haar wehte im Wind und der Typ drehte sich mit einem Schwung zu mir um. Die rot befleckte Hand drückte meine von mir und er kam näher an mein Gesicht heran, als es mir lieb war. Seinen Atem spürend und gebannt von diesem stechenden Blick, starrte er mir entgegen.
 

„Wolltest du sterben?“
 

Es kam kurz und knapp über seine Lippen. Schon beinahe gezischt und natürlich wollte ich das nicht! Trotzdem war ich geschockt und überrumpelt. Wie konnte er einfach so einen Menschen töten? Empfand er keine Reue? Doch über die Frechheit seiner Frage nicht hinwegkommend knurrte ich ihm einen Laut der Abscheu über seine Tat entgegen.
 

„Nein.“
 

Warum ich nicht mehr erwiderte wusste ich nicht. Doch seine Augen ließen nicht mehr Worte zu und irritiert ließ ich mich weiter von ihm, tiefer in den Wald, ziehen. Unwissend was er wollte, wer er war und warum er mich, von dem was von Jaro und dem Moment meines beinahen Todes übrig geblieben war, entfernte.
 

Meine Gedanken wanderten in alle Himmelsrichtungen. Diese platinblonden Haare. Die blasse Haut, kaum zu sehen, da er einen Ganzkörperanzug in tiefen, fast schwarzem Blau trug. Wo wollte er nur mit mir hin? Warum nahm er mich überhaupt mit und wovor liefen wir davon? Denn was sollte es sonst sein. Außer mir und Jaro war niemand in unserer Nähe gewesen. Ich hatte keine Menschenseele wahrgenommen die mit Jaro gekommen war. Wir waren allein. Bis zu dem Moment, als der Junge auftauchte und der große Hüne tot am Boden lag. Ihn hatte ich auch nicht kommen sehen, also wovor liefen wir davon?
 

Der Wald wurde dichter und ich wusste genau, dass wir auf einen kleinen See zusteuerten. Kannte sich dieses Bubi überhaupt aus oder lief er nur auf gut dünken in irgendeine Richtung?
 

„Hey, jetzt warte doch mal! Wo willst du hin? Da vorn ist nur ein See, sonst nichts weiter.“
 

Ich entzog meinen schmerzenden Unterarm aus dem Griff dieses groben Kerls und blieb abrupt stehen. Es reichte mir. Entweder er erklärte mir jetzt wer er war und was er wollte, oder ich stellte auf Stur. Er konnte nicht erwarten, dass ich mich so von einem Fremden behandeln ließ. Nicht zweimal an einem Abend. Also, Eliz. Auf in den Kampf!
 

„Und wer bist du überhaupt? Vielen Dank für die Rettung, auch wenn ich jetzt aussehe wie ein geschlachtetes Vieh. War das wirklich nötig!?!“
 

Ich sah an mir herunter und die Beschreibung passte soweit sehr gut. Meine Finger und Arme klebten vor Blut. Es hatte etwas befremdliches meine Haut rot bräunlich verfärbt zu sehen. Doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren, denn dieses schneidende Gefühl seines Blickes weckte mich und zog meine Aufmerksamkeit unweigerlich zurück in die Realität.
 

Unverwandt stand er vor mir. Blickte beinahe abfällig in mein Gesicht. Diese Augen ließen es nicht zu, etwas in ihnen zu lesen. Was war das nur für ein Typ? Warum war er so darauf erpicht weiter in den Wald zu kommen? Es war mir nicht begreiflich und ich wollte es verstehen. Doch er antwortete nicht auf meine Fragen. Dieser Blick machte mich zunehmend nervös und ich strich mir die langen Haare aus dem Gesicht.
 

„Komm schon, sag mir wenigstens wer du bist und was du von mir willst!“
 

Etwas flehendes lag in meiner Stimme und er musste es es vernommen haben, denn ich erkannte ein kurzes Aufflackern von Unsicherheit. Seinen Blick abwendend strich auch er sich durch das kurze, platinblonde Haar. War er sich seiner Sache unsicher? Was er mit mir wollte und warum er mich nicht einfach zurück gelassen hatte? Ist ja nichts was nicht noch möglich war.
 

Da! Schon wieder ein Knacken!
 

Sein Körper versteifte sich und er blickte in die Dunkelheit aus der wir kamen. Was sah er dort nur oder was vermutete er zu sehen? Es wurde alles noch unheimlicher. Ich drehte mich um und dachte einen Umriss in weiter Ferne zu erkennen, doch bevor ich auch nur blinzeln konnte, umfing mich der Unbekannte von hinten und hielt mir den Mund zu. Er ging mit leisen und langsamen Schritten Richtung des nahen Ufers. Wir waren schon am See angekommen und in der Dunkelheit war es mir nicht aufgefallen. Oder weil ich abgelenkt war von diesem Kerl und seinem abnormalen Verhalten.
 

Kein Ton kam über meine Lippen und mein Herz schlug schneller gegen die Brust. Der Platinblonde bugsierte mich mit Leichtigkeit über den kühlen Waldboden und bevor ich mich versah, fühlte ich das eiskalte Nass an meinen Beinen nach oben steigen. Jetzt also auch noch ins Wasser! Der hatte sie doch nicht mehr alle! Sofort bekam ich eine Gänsehaut und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Doch seine Arme hielten mich eisern fest . Unmöglich mich zu befreien drehte ich mein Gesicht in seine Richtung und funkelte ihn über meine Schulter hinweg feindlich an.
 

„HMPF!“

„Sei still, wenn du heute Abend nicht doch noch sterben willst!“
 

Er zischte mir leise wie eine Schlange ins Ohr. Woher nahm er diese Weisheiten? Der einzige Grund der mich heute Abend noch ins Jenseits befördern würde und plausibel klang, war der Tod durch Unterkühlung. Meine Gliedmaßen begannen unkontrolliert zu zittern, trotzdem lockerte sein Griff sich nicht. Immer wieder gab ich Laute von mir, wollte, dass er meinen Mund losließ. Ein weiteres Mal warf ich ihm einen diesmal zornigen Blick zu und seine Antwort kam prompt.
 

„Sei endlich still.“
 

„Was bildest du dir eigentlich ein? In was verwickelst du mich hier? Ich weiß nicht wovon du sprichst und du lässt mich absolut im Regen stehen...“
 

Noch während ich sprach legte er mir sachte die Hand an meinen noch schmerzenden Hals. Ein Blick und ich war still. Er drückte mich eng an seinen Körper und wir rutschten unter einen Felsvorsprung direkt am Ufer. Nur Sekunden, so schien es mir, hörte ich leise Stimmen. Ich konnte nicht zuordnen von wo sie genau kamen, aber es konnte nicht unweit von unserem ursprünglichen Einstieg ins Wasser des Sees sein. Dafür hörte man sie zu gut.
 

„Wo ist er hin? Ich bin mir sicher, dass wir ihn hier hätten abpassen müssen! Es kann doch einfach nicht wahr sein, dass uns dieser Deserteur einfach so durch die Hände gleitet.“
 

Deserteur? Was war dieser Zwerg? Etwa aus irgendeiner Armee? Dafür war der doch viel zu jung. Das konnte ich ihm an der Nasenspitze ansehen. Aus meinen Gedanken gerissen hörte ich eine zweite und dritte Stimme. Leider hatte ich nicht aufgepasst und somit einen Teil des Dialoges verpasst.
 

„Wenn wir ihn nicht finden, macht Chandra aus uns Hackfleisch!“ Wir müssen uns etwas einfallen lassen.“
 

„Gut, ihn hier zu suchen ist sinnlos, wenn er nicht gerade 'springt'. Und er ist schlau genug dies nicht zu tun. Wir verfolgen ihn schon zu lange, als dass er jetzt einen dermaßen banalen Fehler begehen würde. Also zurück in die Stadt. Er wird schon aus seinem Versteck gekrochen kommen und dann wird ihm die gerechte Strafe zugeführt, die er verdient.“
 

„Dann los!“
 

Mit einem lauten Zischen wurde es auf einmal still. Unsicher und argwöhnisch zugleich drehte ich mich ein Stück zu diesem offenbar Gejagten um. Seine Hand lag noch immer an meiner Kehle und die Wärme seiner Haut irritierte mich an dieser empfindlichen und gereizten Stelle. Was hattest du nur angestellt? Krieg war kein Kinderspiel. Das war noch nie der Fall. Hatte er sich freiwillig gemeldet und jetzt war es ihm doch nicht mehr geheuer? Wer weiß woher der Typ kam.
 

„Deserteur, hm?“
 

Ich verstummte bei diesem Blick voller Feuer, den er mir zuwarf. Der Griff wurde fester, seine Finger legten sich fester um meinen Hals. Ein Zucken ging durch meinen Körper, meine Augen fixierten seine und umgekehrt. Er tat gerade so, als wäre ich sein Feind. Ich wusste noch genauso viel wie zuvor. Gar nichts.
 

„Ich könnte dir dein Genick mit Leichtigkeit brechen.“
 

Ich kniff die Augen zusammen und konnte nicht glauben was ich da hörte. Jetzt ging es mir aber langsam wirklich zu weit. Dieser ganze Zirkus in den er mich hinein gezogen hatte, ging mich noch nicht mal etwas an. Erst rettet er mein Leben vor diesem Vollidioten mit zugegeben stärkeren Muskeln als Verstand und dann drohte er mir auch noch mich seiner statt umzubringen? Was für eine Welt war das nur. Unglaublich.
 

„Tu dir keinen Zwang an. Mein Kopf löst sich vermutlich noch leichter von meinen Schultern als der von Jaro. Und was für eine Freude! Wir befinden uns schon im Wasser, also kannst du mein Blut direkt wieder von dir abwaschen, als sei nichts gewesen. Praktisch.“
 

Ich kannte diesen jungen Kerl gerade erst eine halbe Stunde und doch war ich der Meinung etwas in seinen Augen aufblitzen zu sehen, was ich mit Schuld vergleichen würde. Er zuckte, den Blick nicht abgewandt und ließ die Hand von meinem Hals sinken. Ich wagte nicht mich zu bewegen, denn auch wenn ich meine Klappe weit aufriss, war ich mir bewusst, dass er Jaro so schnell getötet haben musste, ohne dass der Hüne davon etwas mitbekam. Da war ich mir sicher. So lange war ich nicht ohne Bewusstsein gewesen, um Platz für einen ausgedehnten Zweikampf zu lassen.
 

Seine Brauen zogen sich zusammen und auch wenn ich ihn kaum in der Dunkelheit sehen konnte, hörte und spürte ich sein tiefes Ausatmen. Mit einem Mal ließ er mich komplett los und ich konnte mich zu ihm umdrehen. Der Lichtstrahl des mittlerweile aufgegangenen Mondes fiel durch das Blattwerk und ich konnte mir den Jungen das erste Mal wirklich in aller Ruhe ansehen. Seine Gesichtsform hatte etwas edles. Die hohen Wangenknochen, die helle Haut. Das einzige was an ihm wirklich hervorstach, waren die klaren Augen in diesem wunderschönen, hellen Grün. Das hatte ich noch nie gesehen. Beinahe wie Kristalle.
 

Irritiert sah er mich an, bemerkend dass ich ihn anstarrte. Es musste Unbehagen in ihm auslösen, denn er sah etwas beschämt aus. Auf einmal wirkte er nicht mehr wie im ersten Moment unserer Begegnung. Als er über mir stand und auf mich hinab blickte. In mein blutverschmiertes Gesicht. Er wirkte beinahe klein und zerbrechlich.
 

„Bist du allein?“
 

Meine Stimme klang beabsichtigt wärmer als zuvor. Mein harscher Tonfall von zuvor, war mir bei seinem jetzigen Anblick schon beinahe unangenehm. Dieser kleine Kerl wirkte einfach so... so verloren. Erstrecht als er einfach nur nickte. Kein Ton kam über seine Lippen. Wir standen beide bis zur Brust im Wasser und der Ebene Untergrund verriet mir, dass wir ungefähr gleichgroß waren. Doch während mein Blick an ihm, seiner Brust und der seltsamen Kleidung hinab wanderte, blieb ich an der Spiegelung meines eigenen Gesichtes hängen. Das Mondlicht erhellte noch einmal den See und das getrocknete Blut klebte krustig an meiner Haut. Ohne darüber nachzudenken fing ich an mir die Reste von Jaro abzuwaschen. Er hatte lange genug an mir geklebt. Das war ja eklig, also runter damit!
 

Der Junge schaute mir etwas aus seinen Gedanken gerissen zu und als ich endlich wieder nach mir auszusehen schien, zumindest nach dem zu urteilen was ich in der Wasserspiegelung erkannte, strich ich mir eine nasse Strähne meines Haares aus dem Gesicht und atmete einmal tief durch.
 

„Also. Nochmal von vorne.

Vielen Dank für deine Rettung. Vermutlich wäre ich wirklich längst tot, wärst du mir nicht zu Hilfe gekommen.“
 

Ich endete und hob mein Arm aus dem Wasser, ihm meine Hand entgegen streckend. Es war an der Zeit sich vorzustellen. Ich wollte wissen mit wem ich es zu tun hatte, also los.
 

„Ich bin Eliz.“
 

Sekundenlang starrte der unbekannte Junge auf meine Hand. Er schien darüber zu grübeln ob es eine gute Idee war mir seinen Namen zu verraten. Aber schließlich überwand er augenscheinlich seine Scheu und streckte seine Hand meiner entgegen und schloss sie in einem festen Griff in seiner ein.
 

„John.“
 

Seine einsilbige Antwort hinnehmend, nickte ich ihm zu. Endlich waren wir ein Stück weiter. John also. War doch gar nicht so schwer, oder? Sah laut seinem Gesicht zwar anders aus, aber jetzt wo ich wusste wie er hieß und nach diesem seltsam anmutenden Abend, wollte ich mehr wissen.
 

Wer war er? John... der Name passte zu ihm.



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