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Lost Future - Dark Paradise?

Same as it never was...
von

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Abused...

Einen Monat später – August…
 

Zärtlich und doch fordernd gleiten die kräftigen Hände des Saikämpfers über den zierlichen Körper unter sich. Von Lust erfüllt stöhnt der Blonde auf und windet sich unter ihm. In ihrer Erregung gefangen merken die beiden nicht, dass sie heimlich beobachtet werden. Die Tür steht nur einen winzigen Spalt offen, ist beim Schließen nicht richtig ins Schloss gefallen, und nun gibt sie den Blick auf die Heimlichkeiten dahinter preis. Drei ungläubige Augenpaare drängen sich vor dem engen Spalt zusammen und können kaum fassen, was sie dort sehen. Andererseits lässt dieser Anblick sie Dinge verstehen, die sie bis dato noch nicht begreifen konnten. Doch jetzt fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen und eine hinterhältige Kälte breitet sich in ihnen aus. Ja, nun endlich haben sie etwas gefunden, mit dem sie arbeiten können! Vorsichtig und möglichst leise entfernen sich die drei Foot-Ninja vom Zimmer ihres verhassten Führers und verschwinden im Zwielicht des langen Flurs. Nur ihr bösartiges Tuscheln ist noch einen Augenblick auf dem Treppenabsatz zu hören, dann verstummt auch es und sie verziehen sich in ihr Zimmer.
 

Die nächsten Tage schieben sich ruhig dahin, zumindest hat es von außen hin den Anschein. Jeder geht fleißig seiner Arbeit nach und nichts deutet auf ein mögliches Komplott hin. Doch die drei Foot-Ninja sind mit ihren Gedanken ganz wo anders. In ihren Köpfen sehen sie ihren ach so tollen Führer auf den Knien, gepeinigt von der Schande, vertrieben von seiner Unfähigkeit. Wenn sie ihn endlich los sind, dann werden neue Seiten aufgezogen und alles anderes. Zu dritt werden sie hier alles auf den Kopf stellen und eine ganz neue Zivilisation aufbauen, die eigens ihren Befehlen folgt! In ihren Augen taugt der Rothaarige überhaupt nicht zum Clan-Führer und ansonsten auch zu nichts anderem. Doch so einfach ist ein Machtwechsel nicht, das ist ihnen durchaus bewusst. Sie müssen Raph zur Niederlegung seines Amtes zwingen und dann wird er in die Verbannung geschickt oder doch einfach getötet. Dabei ist Zweiteres natürlich wesentlich verlockender. Dann zumindest kann sich niemand mehr auf seine Seite schlagen, außer sie wollen, dass es ihnen ebenso ergeht. Allerdings ist es bis dahin noch ein weiter Weg und sie müssen Raph erst mal dazu bringen oder in einen Hinterhalt locken.
 

Andererseits hat sich der Saikämpfer den Grundstein dafür schon unbewusst selbst gelegt, als er mit dem blonden Bengel ins Bett gestiegen ist. Michael wird ihr Fahrschein in eine bessere Zukunft sein und schon an diesem Abend wird er von seinem unschönen Glück erfahren! Alles Weitere wird ein Kinderspiel. So entwickeln sich die Gedanken immer weiter und die Intrigen wachsen mit jeder Minute, die der Tag dahinscheidet, bis sich schließlich die Nacht über die Inseln legt und alles mit ihrem Schweigen erfüllt. Nach und nach begeben sich alle in ihre Zimmer und Betten. Abgesehen von den drei Foot-Ninja, die sich stattdessen zu Michaels Zimmer auf machen und den Jungen dort überraschen. Sichtlich irritiert sieht der Blonde die drei vermummten Gestalten an. Ihr heimlicher Anblick stellt schon lange kein Unbehagen mehr für ihn da, doch dass sie ausgerechnet jetzt mit ihm reden wollen, verwundert ihn schon. Mit schief gelegtem Kopf steht er da, war gerade dabei sich auszuziehen, weshalb er nur noch seine Hose trägt, und mustert die Männer, die sich in sein kleines Zimmer drängen.
 

Allein schon die Tatsache, dass der Bengel von Anfang an ein eigenes Zimmer hatte und auch sonst allerhand Privilegien genießt, hätte die drei schon viel früher auf den Gedanken bringen müssen, dass irgendetwas nicht stimmt. Schließlich ist er sonst auch nur ein Foot-Ninja wie sie und in ihren Augen nicht mal ein guter. Er baut ständig nur Mist und dennoch wird er dafür nur im seltensten Fall bestraft und dann auch nicht mal ansatzweise so sehr wie die anderen Foot. Ist aber auch kein Wunder, wenn er mit dem Führer schläft und sich so Vorteile verschafft. Echt ein ausgebufftes Kerlchen! Stellt sich nur die Frage, ob Michael bei all seinen Spielchen mit Raph je einen Gedanken daran verschwendet hat, dass ihnen beiden dieses Verhältnis einmal zum Verhängnis werden könnte? Wenn nicht, wird ihm dieser Gedanken nun sicher ganz schnell kommen! Noch immer fragend blickt der Junge die drei Männer an, die sich unter ihren Masken das fiese Grinsen zu verkneifen versuchen. „Gibt es etwas Wichtiges oder welchen Grund hat dieser Überfall?“, würde Michael jetzt gern mal wissen, obwohl er ‚Überfall‘ eher als Witz meint.
 

Das Grinsen der drei wird zu einem hörbaren Kichern, das den Blonden stutzig macht. „Mit ‚Überfall‘ liegst du gar nicht mal so schlecht!“, verkündet der eine. Die anderen beiden kichern nur noch mehr. Genervt verschränkt der Nunchakuträger die Arme vor der blanken Brust. Doch plötzlich wird es still. Das alberne Kichern endet. Und obwohl der Junge ihre Gesichter nicht sehen kann, kommt es ihm so vor, als seien sie schlagartig vor Ernsthaftigkeit erstarrt. Ehe ihm klar wird, dass das nicht gut sein kann, stürmen die Foot schon vor, packen ihn und schleudern ihn hart zu Boden. Schmerzhaft schlägt sein Kopf auf die Dielen und er sieht für einen Moment Sterne. Benommen versucht er sich aus ihrem Griff zu befreien, doch gemeinsam sind sie viel stärker, als er. Instinkttief holt der Blonde Luft, um zu schreien. Bevor er jedoch diesen wohlmöglich rettenden Laut ausstoßen kann, zieht einer der drei ein Messer und hält es ihm direkt unter die Nase. Hilflos erstickt der Schrei in der Kehle des Jungen und er liegt reglos, mit weit aufgerissenen Augen da. „Schlauer Junge! Mach lieber nichts, was du bereuen könntest!“, kommt es streng von dem Messerträger.
 

Stumm nickt der Nunchakuträger und das Messer entfernt sich ein paar Zentimeter, bleibt jedoch in Sichtweite, falls der Bengel doch etwas versuchen sollte. Prüfend blicken die drei einander an und machen sich verständlich, jetzt zum nächsten Teil des Plans überzugehen. „Ok, Michael, jetzt reden wir mal Klartext!“, verkündet der Foot auf der rechten Seite mit dunkler Stimme. „Wir wissen, was du und Shredder hinter verschlossenen Türen so treibt!“ Schlagartig weicht alle Farbe aus dem Gesicht des Blonden. Innerlich ist er irgendwo dankbar dafür, dass die Männer ihn zu Boden drücken, denn diese Offenbarung hätte jetzt sicher dazu geführt, dass er der Ohnmacht nahe gekommen wäre. Das bedrückende Gefühl der Besinnungslosigkeit übermannt ihn dennoch so heftig, dass er nur ein gequältes Stöhnen von sich geben kann. Übelkeit steigt in ihm auf, ihm wird heiß und kalt, als würde er eine Erkältung ausbrüten. Raph hat stets betont, dass sie vorsichtig mit ihren Spielchen sein müssen, doch irgendwie müssen die Foot es dennoch bemerkt haben. „Unser Schweigen kostet dich einiges, Junge. Und ich denke, du wirst dem Ganzen schnell zustimmen. Du willst ja ganz sicher nicht, dass alle hier erfahren, was los ist und es deinem geliebten Führer dann an den Kragen geht!“
 

„Ganz genau! Mit all seinen Regeln und Vorschriften macht er uns das Leben schon schwer genug. Daher warten die Leute nur auf einen solchen Fehltritt, um ihn abzuservieren! Und du willst doch ganz sicher nicht, dass man ihm wehtut, oder?“ Ein gehässiges Lachen geht durch die Runde und lässt den Jungen erzittern. „Nein – nein, das will ich nicht! – Bitte, tut ihm nicht weh!“, presst der sonst so fröhliche Junge den Tränen nahe hervor. „Ich wusste doch, wir verstehen uns!“, erwidert der Foot auf der linken Seite. „Was wir dir hier gesagt haben, bleibt natürlich unter uns, versteht sich. Sollten wir rausfinden, dass du uns verraten hast, dann kannst du dich von Shredder verabschieden!“ „Ja! Mein Schwert freut sich jetzt schon, ihm seinen arroganten Schädel von den Schultern zu schlagen!“, verkündet der Foot mit dem Messer. Verstört zuckt Michael zusammen. „NEIN! Bitte nicht! Ich tue alles, was nötig ist! Ihr habt mein Wort!“ Nun fließen die Tränen. Ihr Anblick erfreut die drei Maskierten und sie geben erneut ihr gehässiges Lachen von sich. „Gut, dann kommen wir doch gleich mal zum Geschäft und ergründen, was Shredder so anziehend an dir findet!“
 

Eine lähmende Angst macht sich in dem Jungen breit. Er weiß zwar nicht ganz, was ihn nun erwartet, doch nach dieser Verkündung kann er es sich ziemlich gut vorstellen. Oder auch nicht. Das skrupellose Treiben der Foot ist weit schlimmer, als es sich Michael hätte vorstellen können. Die Schmerzen weit erdrückender, als alles, was er je erlebt hat, hinzukommen die Ungewissheit, die Scham und die blanke Angst. Zitternd windet sich der Junge unter jedem einzelnen von ihnen und erträgt die Demütigungen, die sie ihm zuteilwerden lassen, alles nur, um den Mann, den er so sehr liebt, nicht zu verlieren. Wenn dies bedeutet, dass er dafür so grauenvolle Schmerzen über sich ergehen lassen muss, ist er gern bereit, alles zu ertragen und noch weit mehr. Dieser Mann, Raphael, gab ihm so viel. Ein Zuhause, Geborgenheit, Sicherheit und so viel Liebe, da ist es nur fair, wenn er jetzt für ihn durch die Hölle geht. Er war und ist sein treuer Diener und wird seinen Meister unter keinen Umständen enttäuschen!
 

Blut und Schweiß fließen. Der Blonde hat jegliches Zeitempfinden verloren. Doch irgendwann endet es. Die Männer verschwinden und lassen ihn allein in seinem finsteren Zimmer zurück. Sein Körper brennt. Ein unerträgliches Pochen breitet sich immer weiter in seinem Inneren aus. Er spürt sein heißes Blut in jeder Wunde wie ein glühendes Messer. Der trocknende Schweiß auf seiner Haut lässt ihn erzittern. Jeder Muskel schreit um Gnade. Etwas, das Michael die ganze Zeit über verwehrt wurde. Er hätte auch keine Gnade gewollt, hätte sich stattdessen gewünscht, sie würden einen anderen Weg finden, ihn zu bestrafen. So vereint mit Raph zu sein, war für ihn das Schönste, was er sich vorstellen konnte. Nun jedoch musste er erfahren, dass es auch ganz anders sein kann. Stumm seinem Schmerz und seinen Tränen ergeben, liegt er auf dem Boden und fragt sich immer wieder wie er Raphael so noch unter die Augen treten soll. Er liebt ihn über alles und würde sein Leben für ihn geben. Doch das, was sie so zärtlich verbannt, ist nun wie sein geschundener Körper gerissen und er weiß nicht, ob er jemals wieder Freude bei einer derartigen Annäherung empfinden kann…
 

Die nächsten Tage vergehen – irgendwie zumindest. Der Nunchakuträger weiß selbst nicht, wie er es fertiggebracht hat, sie hinter sich zu lassen. Oder viel mehr, wie es ihm gelungen ist, dass kein anderer auf ihn aufmerksam wurde. Es hat ihn all seine Kraft und Anstrengung gekostet, am nächsten Morgen überhaupt aufstehen zu können. Sein Körper war wie gelähmt und schrie bei jeder Bewegung unmissverständlich vor Schmerz. In den Stunden danach wurde es nicht viel besser. Es gleicht einem Wunder, dass er das Training und die anschließende Patrouille ohne Zwischenfälle hinter sich gebracht hat. Dennoch ist er sich nicht ganz sicher, ob Chen eine Veränderung an ihm bemerkt hat und dies nur für sich behalten hat. Was ist, wenn er selbst auch mit den Foot unter einer Decke steckt und er niemandem mehr vertrauen kann? Das wäre definitiv das Ende! Eine Woche ist nun seit dieser schrecklichen Nacht vergangen und Raph´s Laune ist mal wieder ziemlich am Boden. Der Tag verlief alles andere als gut, das bestätigt ihm auch das Getuschel der Foot. Doch dafür hat Raphael keine Ohren. Michael hingegen macht sich Sorgen.
 

Wenn sein Meister so schlecht gestimmt ist, hilft ihm normalerweise nur eine Sache, um schnell wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Doch der Chaosninja fürchtet, dass er diesmal alles andere als hilfreich für den Rothaarigen sein wird. Die Schmerzen quälen ihn immer noch und er möchte nicht, dass Raph ihn so sieht, schon gar nicht seinen geschundenen Körper. Es würde nur zu Fragen führen, die er nicht beantworten kann, ohne das Leben seines Meisters aufs Spiel zu setzen. Dennoch will er ihn nicht noch wütender machen. Vielleicht kann er ihn ja ein bisschen ablenken? Vorsichtig betritt er das Zimmer seines Meisters. Dieser kommt gerade aus dem Bad. „Hey, nicht so schüchtern, mein Kleiner!“, entgegnet er dem Blonden und nähert sich ihm. Gemeinsam gehen sie zum Bett hinüber. Nervös schluckt Michael, doch er kann es noch vor seinem Gegenüber verbergen. In Raph´s Auge liegt noch die Wut, die ihn den ganzen Tag begleitet hat, doch nach außen hin versucht er sich entspannt zu geben. Es kostet ihn einiges an Überwindung, doch er will seine schlechte Laune ja nicht unbedingt an Michael auslassen, immerhin hat der Junge ja nichts Falsches getan.
 

Im Gegenteil, sein Anblick macht ihm klar, wie sehr er seine Nähe genießt und wie sehr er ihn braucht. Dementsprechend haben sie sich kaum auf dem Bett niedergelassen, da drückt Raph den Jungen auch schon in die Laken und verführt ihn wortlos zu einem innigen Kuss. Hingerissen lässt Michael es geschehen und verliert sich beinahe in dem schönen Gefühl, das sich zwischen ihnen bildet. Doch in seinem Geist dominiert die Angst. Er muss sich etwas einfallen lassen, um Raph am Weitermachen zu hindern, sonst wird es unschön enden. Allerdings ist der Saikämpfer ganz anderer Meinung. In ihm rumort es. All seine Gefühle sind darauf ausgelegt, sich mit dem Jungen zu vereinigen und all die schlechten Gedanken so für eine Weile von sich zu stoßen. Nichts könnte ihn jetzt noch davon abbringen. Der Kuss erreicht seinen Höhepunkt, da begeben sich Raphaels Finger schon auf Wanderschaft und schleichen sich unter das Oberteil des Blonden. Etwas erschrocken beendet der Nunchakuträger den Kuss und legt den Kopf auf die Seite. Dies wird von dem Älteren auch sogleich ausgenutzt. Seine Lippen und Zähne bewegen sich geschickt über die empfindliche Haut und bescheren dem Jüngeren einen wohligen Schauer.
 

Doch er kann sich nicht darauf konzentrieren, wenn in seinem Kopf alles danach schreit, es zu beenden, bevor Raph sieht, was er nicht sehen soll. „Raph, warte…!“, presst er hervor und erntet dafür ein etwas verstimmtes Brummes seines Gegenübers. „Was?“, fragt der Rote leicht gereizt. Innerlich zuckt der Kleine zusammen. Es ist nur verständlich, dass sein Meister bei seiner derzeitigen Laune es überhaupt nicht ertragen kann, jetzt auch noch von ihm gezügelt zu werden. Hin und hergerissen hadert der Junge mit sich. Schließlich erhebt sich der Rothaarige etwas und sieht ihn an. Finster mustert er ihn mit seinem durchdringenden Auge. Michael weicht seinem Blick aus. „Ich mag nicht…“, murmelt er ihm zu. Verwundert legt Raphael die Stirn in Falten. „Warum? Sag bloß, du hast Migräne.“, witzelt der Ältere. Einen Moment braucht der Blonde, um diese Anspielung zu verstehen. Ja, er hat mal gehört, dass Frauen diese Ausrede immer benutzen, wenn sie keine Lust haben. Was eigentlich vollkommen sinnlos ist, da Sex die Symptome erst recht lindert, das aber die meisten Männer und wahrschleich auch die meisten Frauen gar nicht wissen.
 

Mit roten Wangen wendet Michael den Blick auf die andere Seite. „Nein, hab ich nicht. – Ich mag nur einfach nicht…“ Dummerweise fällt ihn nämlich überhaupt keine Ausrede ein, warum sie es nicht tun sollten und der Meinung scheint auch Raph zu sein. „Na, hab dich mal nicht so! Danach werden wir uns beide besser fühlen!“ Kaum hat er den Satz beendet, beugt er sich auch schon wieder hinab, die Lippen an seinem Hals und die Hände unter seinem Shirt. Überdeutlich kann Michael die Erregung des anderen an sich spüren. Es verdeutlicht ihm, dass er sich schnell etwas einfallen lassen muss. Nervös grübelt er. Dann plötzlich merkt er, wie Raph an seiner Hose herumfummelt. Ein Schreck jagt durch den Jungen. „Fass mich nicht an!“, platzt es verzweifelt aus dem Blonden heraus, bevor ihm überhaupt klar wird, was er da gesagt hat. Der Saikämpfer traut seinen Ohren kaum. „Was war das gerade?“, knurrt er dem Jüngeren entgegen. Dieser ist jedoch immer noch so in seinem Abwehrmanöver vertieft, dass er keine Kontrolle über seine Worte zu haben scheint. „Du sollst mich nicht anfassen!“, faucht er regelrecht zurück und Raph entgleiten alle Gesichtszüge.
 

Doch anstatt es dabei bewenden zu lassen und dem Jungen seine Ruhe zu gönnen, steigt erneut Wut in Raphael auf. Er konnte noch nie gut mit Abweisungen umgehen. Zudem ist er es absolut nicht gewohnt, dass sein kleiner Bruder ihm Vorschriften macht, Gedächtnisverlust hin oder her. Sein Stolz lässt diese Frechheit einfach nicht zu! *Das warme Gefühl sexueller Erregung ist plötzlich verschwunden. Er schlägt ihm ins Gesicht. Es geschieht, bevor er überhaupt weiß, dass er es tun wird. Die Hand eines Menschen ist wie ein Tier, das nur halb gezähmt ist; meistens ist es gutmütig, aber manchmal beißt es das Erste, was es sieht. Michaels Kopf wird zur Seite geworfen. Der Junge reißt überrascht die Augen auf und versteht kaum, was gerade passiert ist. Reglos liegt er auf dem Bett und versucht eine Erklärung zu finden. Dann spürt er den Rothaarigen über sich. Wutschnaubend knurrt er vor sich hin und zerrt an ihm. Dann ein widerliches Geräusch, als in der Beinahestille des Zimmers das Oberteil des Blonden entzweireißt. Nun ist alles vorbei, so denkt er. Raph wird sich nehmen, was er will und ihn dann vor die Tür setzen – Adieu Liebe, das war´s!
 

Und genau das hatte der Rothaarige tatsächlich vor. Er wollte sich nehmen, was ihm seiner Meinung nach zusteht, egal was für Einwände der Bengel auch haben möge. Doch nachdem der störende Stoff nun nicht mehr seinen Blick verdeckt, schlägt langsam, aber äußerst schmerzhaft das Begreifen auf ihn ein. Erschrocken über den Anblick, der sich ihm so unerwartet bietet, zieht er hörbar die Luft ein. Sein verbliebenes Auge weitet sich und kann den Blick nicht von dem entblößten Körper des Jungen nehmen. Sein Mund klappt auf und all seine Wut ist schlagartig verflogen, wie zuvor seine Erregung. Nun begreift er, was der Blonde versucht hat vor ihm zu verstecken und warum er sich ihm so heftig entgegengestellt hat. Der durchtrainierte Körper des Nunchakuträgers ist übersät mit blauen Flecken, Schrammen und Kratzern. Für Raph ist es ganz eindeutig, dass sie nicht vom Training herrühren können, dafür ist der Junge viel zu geschickt und abgehärtet. Nein, ihm muss etwas Schreckliches widerfahren sein. Seiner abweisenden Haltung ihm gegenüber, kann dieses etwas nur eines sein. Ein Schauer jagt Raphaels Rücken hinunter, als er sich vorzustellen versucht, was alles nötig war, um ihm diese Verletzungen zu zufügen.
 

Dann wandert sein Blick unweigerlich zum Gesicht des Jungen, auf dessen Wange sich deutlich sein eigener Handabdruck abzeichnet. In pochendem Rot schreit er Raph förmlich entgegen und maßregelt ihn damit. Was hat er nur gemacht? Warum konnte er es nicht gutseinlassen, wenn der Junge nicht mit ihm schlafen will? Warum musste er wieder seinen Willen durchzusetzen versuchen? Nach so vielen Jahren und Hindernissen hätte man annehmen können, dass er mal etwas dazugelernt hat. Doch dies fiel ihm schon immer unglaublich schwer. Und seine Wut blockiert ihn auch nach so langer Zeit noch. Hinzu kommt, dass Splinter nicht mehr da ist, um ihm wenigstens ein bisschen Kontrolle zu gewährleisten. Ohne seinen stets bemühten Meister hatte er weder die Ausdauer noch den tieferen Sinn darin gesehen, sein Training dahingehend selbstständig fortzuführen. Nicht zum ersten Mal verachtet er sich dafür. Viel zu oft hat ihm seine Wut auch hier schon im Weg gestanden, doch er sah es nicht als schlimm an, da er dachte, damit seine Männer besser unter Kontrolle halten zu können. Es jetzt an seinem Babybruder auszulassen, ist aber ein gewaltiger Unterschied und ein schwerer Fehler obendrein.
 

Mit feuchten, verängstigten Augen sieht der Junge zu ihm auf, während der Handabdruck auf seiner Wange immer noch dunkler zu werden scheint. Die Mahle auf seinem Körper schreien geradezu hervor und Raph kann den Anblick kaum ertragen. Schuldbewusst entfernt er sich von dem Blonden und setzt sich neben ihn. „Tut mir leid…“, murmelt er ihm leise zu und versucht zu verarbeiten, was er gerade gesehen und beinahe getan hat. „Mir tut es auch leid, ich hätte dich nicht anschreien dürfen…“ Die Worte des sonst so fröhlichen Ninjas brechen Raph fast das Herz. Abrupt wendet er sich ihm wieder zu. Überrascht zuckt der Blonde zusammen. „Sag mir, was passiert ist! Wer hat dir das angetan?“, fordert der Führer zu wissen. Michael wendet den Blick ab. „Das – das ist beim Training passiert…“, gibt er wenig überzeugend von sich. Doch der Saikämpfer kennt ihn zu gut, um darauf reinzufallen. Mikey hatte noch nie ein besonderes Talent zum Lügen und besitzt es auch jetzt nicht. „Erzähl keinen Scheiß! Damit du so aussiehst, hätte ich dich höchstpersönlich verdreschen müssen, verdammt noch mal!“, fährt der Ältere ihn an.
 

Nun schwappen die Tränen über. „Ich wollte das alles nicht!“, platzt es ungehalten aus dem Jungen heraus. „Ich wollte nicht, dass sie dir wehtun!“ Wie immer überfordert, wenn sein Bruder zu weinen beginnt, weiß Raph nicht so richtig, was er tun soll. Normalerweise hat Donnie das dann immer geregelt. Er war immer gut in solchen Gefühlsdingen. Doch nun ist er nicht mehr da und Raph muss selbst sehen, wie er damit fertig wird. Ungelenk zieht er den Weinenden in seine Arme. Krampfhaft klammert sich der Blonde an ihm fest. „Ich denke, ich weiß, was dir passiert ist und verstehe nur zu gut, warum du mich so harsch abgewiesen hast. Doch du musst mir jetzt sagen, was los war! Wer hat dir das angetan und was hat das mit mir zu tun?“ Ruckartig löst sich der Orange von ihm und blickt ihn entsetzt an. „Nein! Das kann ich dir nicht sagen! Wenn sie es merken, dann werden sie dir etwas ganz Schlimmes antun…!“ Hysterie liegt in seiner Stimme und er fängt unweigerlich an zu zittern. Dieses Zittern macht Raph überdeutlich klar, wie fest Michael von dem überzeugt ist, was ihm die Kerle erzählt haben. Doch er kann einfach nicht locker lassen.
 

Wer auch immer Hand an ihn gelegt hat, hat es gewagt sein Eigentum zu beschmutzen und hat somit die Höchststrafe verdient! Selbst wenn er Michael nicht als sein Eigentum betrachten würde, wäre diese Tat kein Kavaliersdelikt! Sie leben hier zwar in anderen Zeiten und viele Gesetzte haben ihre Rechtmäßigkeit verloren, aber Vergewaltigung ist und bleibt auch jetzt noch eine schlimme Straftat und muss geahndet werden! „Niemand wird mir etwas tun, nur weil du mir sagst, was passiert ist. Wer auch immer das getan hat, wird hart bestraft werden. Dafür werde ich sorgen! Und wenn die versuchen sollten, mir an den Kragen zu gehen, dann werden sie ihr blaues Wunder erleben. Sie wissen nicht, mit wem sie sich anlegen! Keiner von ihnen hat auch nur ansatzweise die Kraft und Technik, um mich in die Knie zu zwingen, also sag mir, was passiert ist!“ Raphaels Worte kommen mit so viel Überzeugung daher, dass er sie selbst schon beinahe glaubt. Doch tief drinnen weiß er, dass er vielleicht der Stärkste hier ist, aber gegen einen ausgeklügelten Hinterhalt wird ihm das auch nicht unbedingt helfen können.
 

Doch darum geht es gar nicht. Es geht einzig und allein darum, die Täter zu bestrafen, die seinem geliebten Babybruder dies angetan haben. Alles andere ist nebensächlich. Wenn hier irgendjemand ein Problem mit ihm hat, dann soll er das gefälligst mit ihm persönlich regeln und sich nicht an Unschuldigen vergreifen! Mit leichtem Zweifel betrachtet Michael seinen Meister einen endlosen Moment lang. Vielleicht denkt er dabei an dasselbe wie Raph oder er wägt ab, ob es nicht möglicherweise einen anderen Weg gibt, es ihm nicht sagen zu müssen. Schließlich atmet der Junge zitternd ein und aus, wischt sich die Tränen vom Gesicht und beginnt dann langsam und bedächtig zu erzählen, was ihm widerfahren ist. Von Wort zu Wort scheint er verzweifelter zu werden und Raphael kann sich nur zu gut vorstellen, welchen inneren Konflikt der Jüngere austrägt, um überhaupt antworten zu können. Andererseits ist der Saikämpfer von den Ausführungen seines Gegenübers dermaßen schockiert, dass sich alles in ihm verkrampft. Es klingt alles wie aus einem schlechten Film und doch kann er die Wahrheit hinter jedem einzelnen Wort spüren.
 

Wie können drei Männer, denen er bisher immer vertraut hat, nur so schreckliche Dinge tun und solch einen Hass gegen ihn hegen? Vertraut ist vielleicht das falsche Wort, denn er hegt immer Argwohn den Foot-Ninjas gegenüber, aber damit hätte er dennoch niemals gerechnet. Oder vielleicht doch? Immerhin haben schon mal zwei von ihnen versucht, sich Michael unsittlich zu nähern. Doch damals konnte er es verhindern. Nun ist es zu spät. Und nicht zum ersten Mal verflucht er sich, dass die Foot ständig maskiert herumlaufen und so niemand weiß, wer eigentlich vor ihm steht. Die Täter ausfindig zu machen, wird so ein arges Problem, allein ihre Stimmen sind der Anhaltspunkt, den Michael ihm geben kann. Doch der Rothaarige wird nicht eher ruhen, ehe er die Täter nicht gefasst hat und alle hier wissen, dass es ungeschriebene Regeln gibt, die Strafen nach sich ziehen, die niemand erleben möchte! Zudem wird er sich ernsthaft damit auseinander setzten müssen, die Maskierung der Foot entweder zu ändern oder ganz auf sie zu verzichten. Das Versteckspiel hat nun endgültig ein Ende!
 

Die Wut ist dem Rothaarigen deutlich anzusehen, dennoch versucht er sich erst mal zu beruhigen, um dem Jungen die ganze Sache nicht noch unangenehmer zu machen. Tief atmet er durch, dann wendet er sich Michael zu. Beruhigend streicht er ihm über die Wange. „Mach dir keine Gedanken, alles wird wieder gut, Kleiner.“ Mit einem hoffentlich sanften Lächeln versucht er ihn etwas aufzumuntern. Zaghaft erwidert es der Blonde und nickt langsam. „Am besten ruhst du dich jetzt erst mal aus und morgen sehen wir weiter…“ Wieder nickt der Jüngere. Die Müdigkeit ist schon in seine Augen getreten und ersetzt so nach und nach die Traurigkeit. Ungelenk bewegt er sich auf das Kopfende des Bettes zu und krabbelt unter die Decke. Jede seiner Bewegungen ist für Raph ein weiterer Stich ins Herz, wirkte der Junge mit seinem schlanken Körper doch sonst immer so grazil. Nun erinnert er ihn mehr an einen ausgehungerten, geschlagenen Straßenköter, der sich in eine Ecke zurückzieht und auf seinen baldigen Tod wartet. Innerlich seufzt er schwer. Schon lange war ihm nicht mehr so sehr nach Heulen zu mute, wie in diesem Augenblick.
 

*Der Junge macht die Augen zu. Er sieht unglaublich zierlich aus, wie ein Kind, das gerade beginnt, sich von einer schrecklichen Krankheit zu erholen, und jeden Moment einen Rückfall haben kann. Sein Atem zittert noch ganz leicht, dann wird er flacher und Michael schläft ein. Eine ganze Weile noch steht Raphael vor dem Bett und betrachtet seine geschundene Gestalt. In seinem Kopf dominiert einzig und allein der Gedanke, die Täter zu finden und sie mit ihren eigenen Gedärmen zu erhängen. Seine Fantasien dahingehend werden immer ausgefallener und grausamer und dennoch sprechen sie ihn immer mehr an. Ganz hinten in einem verstecken Teil seines Denkens flammt eine ganz leise Stimme auf, die ihm sagt, dass er den Namen Shredder nicht umsonst trägt. Nur allzu gern stimmt er ihr zu. Ja, Shredder ist grausam und dass sollen diese Mistkerle auch zu spüren bekommen! Mit diesem Gedanken legt er sich neben Michael ins Bett und schließt den Jungen fest in seine Arme. Er gehört ihm, ihm allein und niemand wird es mehr wagen, seinem Eigentum zu nahe zu treten!
 

Als der Blonde ein paar Tage später zum Training erscheint, kommt es ihm so vor, als seien weniger Foot-Ninja als sonst anwesend. Allerdings könnte der Schein da auch trügen. Viel auffallender ist aber, dass sie alle unmaskiert sind. Zum ersten Mal kann er all ihre Gesichter sehen und vielen von ihnen scheint es genauso zu gehen, da sie sich alle interessiert und auch etwas unbehaglich mustern. Als weitere Neuerung fällt ihm auf, dass nun die Nachnamen der einzelnen Männer auf ihre Hemden gestickt sind. Diese Änderung wundert Michael noch mehr als ihre nackten Gesichter, denn darauf hätte man auch schon viel früher kommen können. Aber welcher Ninja trägt schon ein Namensschild? Nun wirken sie eher wie Soldaten. Dem Blonden ist es jedoch egal. Doch immerhin können sich die Foot jetzt nicht mehr so leicht verstecken und das hat durchaus etwas Beruhigendes. Allerdings wäre der Nunchakuträger ganz sicher nicht so beruhigt, wenn er wüsste, welch ein Blutbad Raph und Chen letzte Nacht angerichtet haben, um die Täter für ihr Vergehen nachhaltig zu bestrafen…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zitate: *Das warme Gefühl sexueller Erregung ist plötzlich verschwunden. Er schlägt ihm ins Gesicht. Es geschieht, bevor er überhaupt weiß, dass er es tun wird. Die Hand eines Menschen ist wie ein Tier, das nur halb gezähmt ist; meistens ist es gutmütig, aber manchmal beißt es das Erste, was es sieht.
Stephen King – The Green Mile 1996

*Der Junge macht die Augen zu. Er sieht unglaublich zierlich aus, wie ein Kind, das gerade beginnt, sich von einer schrecklichen Krankheit zu erholen, und jeden Moment einen Rückfall haben kann.
Stephen King – Desperation 1996 Komplett anzeigen

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