Zum Inhalt der Seite

Heimkehrer

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Erste, das du am nächsten Tag feststellst, ist, dass die Familie Egbert ganz brav auch am Wochenende früh aufsteht. Das Zweite ist, dass nun Wochenende ist. Das hast du gestern Abend ganz vergessen. Also werden deine Vorstellungsgespräche wohl bis Montag warten müssen. Wochenenden sind wichtig. Da sollte man sich entspannen.

Deine Jobsuche ist Thema des Frühstückstischs. Hauptsächlich dank John, da er die Fail-Storys, die er sich ausgedacht hat, weitererzählen möchte.

„Also, Jake, eine Freundin von mir arbeitet ganz in der Nähe in einer Videothek, die momentan noch weitere Mitarbeiter sucht... Vielleicht wäre das eine Idee. Du magst doch Filme, oder?“, wirft Jane plötzlich in den Raum.

Ach ja! Jane! Du hast das Gefühl, dass du Jane bisher noch gar nicht erwähnt hast. Du weiß nicht, bei was genau du Jane noch nicht erwähnt hast, aber das ist auch nicht wichtig, denn ihr Vorschlag stellt alles andere in den Schatten!

Du blickst sie freudestrahlend an: „Eine Videothek?? Das klingt ja herrlich! Das kann ich bestimmt!“

„Ja, wenn meine Freundin dort arbeiten darf, gibt es für dich sicherlich keine Probleme... Wir haben ja gerade erst mit dem College angefangen und sind somit genauso weit wie du, Jake“, stimmt sie dir lächelnd zu. Sie ist ebenfalls ein Kind im Hause Egbert und dürfte alterstechnisch irgendwo zwischen dir und John liegen. Du bist dir gerade nicht so sicher in welchem Verhältnis. Wahrscheinlich eher auf deiner Seite... Wie alt war sie denn, als du damals weg bist? Es will dir nicht mehr einfallen. Jedenfalls ist sie mittlerweile zu einer sehr adretten, jungen Dame herangewachsen. Sie hat aber den gleichen Wuschelkopf, den sie auch damals schon hatte und den auch John geerbt hat. Jetzt musst du dir Herrn Egbert mit solch einer Haarpracht vorstellen... Halt, nein, es ging eben noch um den wahrscheinlich besten Beruf der Welt und nicht um Haare! Du lässt dir von Jane den Weg zur Videothek beschreiben, und da du plötzlich total begeistert bist, nimmst du dir vor auch gleich heute dort vorbeizuschauen! Deine felsenfeste Meinung innerhalb von wenigen Minuten zu ändern, macht dir gar nichts aus. Besonders nicht, wenn es sich um so einen Notfall handelt wie hier. Nicht, dass dir bis Montag schon jemand anderes dieses geniale Jobangebot vor der Nase weggeschnappt hat!
 

Du brauchst etwa eine halbe Stunde, vielleicht auch etwas länger, um bei der Videothek anzukommen. Das klingt für dich nach einem machbaren Arbeitsweg. Außerdem führt der Weg durch ein Wohngebiet und an keiner Schnellstraße vorbei, was ein zusätzlicher Bonus ist.

Ja. Du zweifelst mittlerweile kein bisschen mehr daran, dass dies dein zukünftiger Job wird. Du weißt nicht einmal, ob du jemals an die Möglichkeit gedacht hast, du könntest abgelehnt werden.

Zum Glück existiert auch keine Zukunft, in der du dich das fragen musst. Dort angekommen begrüßt du mit so einem Feuereifer und einer Begeisterung die dort momentan arbeitende Dame, dass sie dich wahrscheinlich schon, ohne dass du nachfragst, sofort für die Stelle haben wollte. Was ein klasse Hecht! Der strahlt die Liebe zum Fernsehbildschirm doch förmlich aus! So in etwa stellst du dir das vor. Du wirst nie erfahren, ob die hübsche Lady wirklich so gedacht hat, da du in der Begrüßung schon sofort zum Wesentlichen kommst: „Guten Tag Madame, ich würde hier gerne arbeiten!“

Sie lächelt amüsiert: „Soso. Wie wäre es, wenn du dich zunächst einmal vorstellst?“

„Oh! Haha, da war ich wohl etwas zu schnell, hm? Jake English ist mein Name! Meine Cousine hat mir gesagt, dass ihr momentan noch jemanden sucht. Und ich wäre da genau der richtige Mann für euch! Filme sind eindeutig meine größte Leidenschaft, musst du wissen“, erklärst du stolz wie Oskar.

Sie lächelt immer noch freundlich: „Ich heiße Arabella und bin hier auch nur angestellt. Ich kann dich also leider nicht sofort einstellen. Aber wenn du interessiert bist, kannst du eine Weile hier bleiben. Dann leite ich es an den Geschäftsführer weiter und, während wir auf ihn warten, kann ich dich ein wenig umherführen.“

Das klingt für dich nach einer ziemlich guten Idee, der du sofort zustimmst. Das Telefonat dauert nicht lange und danach erklärt dir Bella (du gehst davon aus, dass du sie so nennen darfst, denn sie sagt nichts dagegen) ungefragt, dass dies eine Kette sei und der Geschäftsführer gleich mehrere Filialen leite, und... danach folgt noch mehr Geschäftskram, für den du dich nicht besonders interessierst und den du dir somit auch nur halbwegs merken kannst. Aber du gehst davon aus, dass dieses Wissen nicht besonders wichtig ist, um DVDs zu vertreiben. Anstatt ihr zuzuhören musterst du sie etwas genauer. Sie hat leicht lockiges, braunes Haar und trägt eine weiße Brille, die an den Außenkanten spitz zuläuft und mit Steinchen verziert ist. Und du vermutest, dass sie in etwa in deinem Alter sein könnte. Aber du bist nicht besonders gut darin das Alter anderer Menschen zu schätzen, deswegen kann man diese Angabe ruhig mit einer Toleranz von plus/minus zehn Jahren versehen.

Wie eine Videothek von innen aussieht ist dir wohl geläufig. So wie jedem anderen vernünftigen Menschen auf dieser Welt. Dennoch schafft es Bella, dich durch die Gänge zu führen und dich auf alle Einzelheiten hinzuweisen, ohne dich dabei über irgendwelche Aufgaben und Tätigkeiten als Videothekenangestellter aufzuklären - dazu muss ihrer Meinung nach erst der Chef kommen und dich einstellen. Muss ja alles seine Richtigkeit haben. Also bestaunst du fast eine Stunde lang die Regale mit den verschiedenen Genres, die Videospielabteilung und das Becken mit den gebrauchten DVDs, die sie verkaufen...

Noch bevor ihr den gesamten Raum abgescannt habt, erscheint der Chef und du wirst ohne weitere Probleme ein frischgebackener Videothekenangestellter! Gratulation! Du sollst daraufhin die nächsten eins, zwei Tage von Bella und ihren Kollegen eingearbeitet werden, bevor du auch alleine Schichten übernehmen kannst. Und somit verbringst du den restlichen Tag damit, Bella bei der Arbeit zuzusehen. Tatsächlich scheinen nicht besonders viele Menschen vorbeizukommen. Gegen Abend erscheinen zwar endlich ein paar Leute, sodass Bella dir auch den Umgang mit der Kasse beibringen kann, aber ansonsten bist du ein wenig von der Filmunlust deiner Mitmenschen enttäuscht. Als du noch jünger gewesen bist, habt ihr euch sehr häufig DVDs ausgeliehen. Quasi jedes Wochenende. Und immerhin ist gerade Wochenende. Die Menschen müssten also regelrecht die Bude einrennen. Aber vielleicht ist es auch nur ein Ausnahmewochenende und es sind gerade alle im Urlaub oder so.
 

Am nächsten Tag triffst du bei der Videothek nicht auf Bella, sondern auf ein anderes Mädchen, das in Bellas Alter sein müsste. Oder auch nicht. Irgendwie wirkt sie wie das komplette Gegenteil von Bella. Sie ist schwarz und sieht viel knabenhafter als ihre Kollegin aus. Also schwarz ist in diesem Fall wirklich ein ziemliches Gegenteil, da Bellas Haut doch irgendwie recht blass auf dich gewirkt hat. Du solltest ihr mal ans Herz legen, häufiger spazieren zu gehen. Sonne tut einem doch gut und macht einen glücklich! Und so ein bisschen frische Luft erledigt dann den Rest...

Ähm, das Mädchen stellt sich dir jedenfalls als Maria vor, was du einen recht unpassenden Namen für sie findest. Das sagst du ihr auch, woraufhin sie laut lachen muss und dir zustimmt.
 

„Jetzt fehlt dir nur noch eine Mitarbeiterin, die du noch kennenlernen musst“, erklärt dir Bella abends, nachdem sie Maria abgelöst hat. „So wie wir deine Schichten eingeplant haben, wird es allerdings noch eine Weile dauern, bis du auf sie triffst.“

Wie sich durch ein Ausschlussverfahren, in dem du Bella und Maria gezielt nach Jane gefragt hast, herausgestellt hat, ist diese noch fehlende Mitarbeiterin Janes Freundin. Bella nimmt dieser schon die Vorstellung ab und erklärt dir, dass sie Fieri heißt und Italienerin sei, die in die USA gekommen sei, um hier ihr Studium abzulegen. Die EU scheine zwar gute Unterstützungsprogramme zu haben, aber ein bisschen mehr Taschengeld schade ja niemandem. Du hörst ihr eigentlich nur zu, bis sie ihren Namen nennt, da das für dich an Informationen erst einmal reicht. Nichtsdestotrotz nickst du ihr danach noch weiterhin freundlich zu, da sie so viel Spaß beim Erklären zu haben scheint, den du ihr beim besten Willen nicht nehmen möchtest.
 

Fieri wird sich in der dann doch nicht allzu entfernten Zukunft ebenfalls als relativ sympatisch herausstellen und du wirst darüber begeistert sein, so einen schönen Arbeitsplatz gefunden zu haben.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück