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Au Revoir, Mon Cherie

We were never meant to be
von

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Mort

Was war nur zwischen uns passiert, dass sich alles von jetzt auf gleich hatte verändern müssen? Ich hatte gehofft, dass es dieses Mal funktionieren würde, dass ich den Fluch der scheinbar auf mir zu liegen schien, brechen konnte. Nur ohne Erfolg. Egal wie sehr ich dich liebte, du warst von dem Zeitpunkt verloren an dem du mir das erste Mal in die Augen gesehen hattest. Nur dass wir damals beide noch nicht wussten, dass es unser Ende sein würde. Ich hatte dich wirklich geliebt und ich tue es auch jetzt noch, obwohl du so kalt zu mir geworden bist, abweisend, ohne Grund. Mich einfach stehen lässt und mir ausweichst, wenn es sich nicht um die Band dreht. Bedeutet es dir so wenig? Bedeute ich dir so wenig? Ich war mir deiner Gefühle eigentlich von Anfang an sicher, dafür meiner nicht. Aber du warst es, oder? Du hattest mich vom ersten Augenblick mit deinem Lächeln verzaubert und ich wusste, dass ich dich haben musste. Für die Band oder für mich war mir in diesem Moment noch völlig egal, aber nach unserem ersten Treffen wusste ich, dass ich dich für die Band wollte. Als Ersatz. Als Sänger. Und an meiner Seite. Denn ich wollte nie wieder so eine Enttäuschung erleben, nachdem wir bereits zwei Sänger verloren hatten, solltest du der dritte und der Letzte sein. Ich war kein abergläubischer Mensch, aber ich wollte das Schicksal nicht herausfordern - und meinem Baby nicht zu viel zu muten.
 

Malice Mizer wäre damals von Gackt fast schon zerstört worden und es hatte mich eine unheimliche Menge an Kraft gekostet, die Band zusammen zu halten, dass ich es nicht mehr ertragen würde, sollte sich das jetzt wiederholen. Aber es sieht ganz danach aus. Und wenn es nicht die Band treffen wird, dann mich. Aber das ist in Ordnung, ich wollte es ja nicht anders. Bevor Malice etwas passiert, gehe ich lieber persönlich zugrunde, dafür mit einem Lächeln im Gesicht. Es steckt viel zu viel Herzblut darin, als dass ich mich je davon trennen würde, noch zulassen, dass es jemand zerstört. Das was ich mir mit Közi in so mühevoller Arbeit in so vielen Jahren aufgebaut habe, wird immer ein Teil von mir sein, egal was noch kommen wird. Es ist das, was uns am Meisten geprägt hat. Und ich hätte nie gedacht, dass diese Band so viel Unglück bringen würde, aber nach Kamis Tod war ich kurzzeitig am Überlegen, ob es Sinn macht, weiterzumachen. Aber er hätte es so gewollt und deswegen musste ich seinen Wunsch erfüllen. Ich hätte es gehasst, ihn zu enttäuschen. Ob ihr euch verstanden hättet? Vermutlich nicht, schließlich war er der einzige andere Mann vor dir in meinem Herzen. Konkurrenz sozusagen und doch seid ihr so verschieden, dass es mir seltsam vorkommt, diesen Gedanken überhaupt in Erwägung zu ziehen. Davon abgesehen - Kami hätte mich niemals so lange warten lassen.
 

Wie lange warte ich jetzt schon auf dich? Zu lange vermutlich. Meine Augen brennen, weigern sich eigentlich mir noch länger zu Diensten zu sein und trotzdem zwinge ich mich, weiter in den Regen hinaus zu starren, während ich in unserem kleinen Hotelzimmer in Paris sitze und mich frage, was dich aufhält. Wo du dich aufhältst. Wo bist du nur, Klaha? Ich vermisse dich. Oder ist es genau das, was dich von mir fern hält? Meine Gefühle für dich? Aber du kennst sie doch. Schon seit einem Jahr. Und ich dachte zumindest, dass wir glücklich zusammen sind, aber ich habe mich getäuscht, oder? So wie du uns die ganze Zeit getäuscht hast. Közi hat sich Sorgen um mich gemacht, ich konnte es in seinem Blick sehen. Seit du ausgezogen bist, schlafe ich nicht mehr besonders gut, noch besonders lange und Essen ist seitdem zu einer mehr als nur lästigen Pflicht geworden. Ich liebe dich, aber du fliehst vor mir. Regelmäßig, ohne mir einen Grund zu nennen und brichst mir damit wieder und wieder das Herz. Macht es Spaß so mit mir zu spielen? Mich zu verletzen? Mana-sama Gefühle zu entlocken? Ich weiß nicht, was es ist, dass mich noch bei dir hält. Aber nachdem du ausgezogen bist, befürchte ich fast, dass ich dich nur umso mehr liebe. Du hast den Abstand gebraucht, das kann ich verstehen, wir klebten zu eng aneinander. Auch wenn ich oft bei Meetings war und Besprechungen meines Modelabels, du hattest nicht genug Zeit für dich um dich auszuruhen und deine Ruhe zu genießen. Ich kann es verstehen, nach dem Gespräch mit Közi vor drei Monaten hatte ich das Gefühl, endlich wieder zu wissen, was du denkst. Was um mich herum passiert, aber scheinbar habe ich mich getäuscht, nicht wahr?
 

Dabei wollte ich doch nur, dass du bei mir bleibst. War das zu viel verlangt? Ich wollte, dass du auf mein Herz aufpasst und habe es dir zu Füßen gelegt. Und alles was dich interessierte, war, wie es am leichtesten zu zertreten war, nicht wahr? Sonst hättest du dich nicht jedes Mal sofort nach einem Konzert abgesetzt. Und jetzt sitze ich hier, in der Stadt der Liebe und kann nicht schlafen, weil ich auf den Mann warte, den ich mehr liebe als mein eigenes Leben und der doch nie kommen wird. Der irgendwo dort draußen in den Straßen ist und mich doch nicht bemerken wird. Der Mann für den ich bereit war alles aufzugeben und der sich weigert, meine Existenz überhaupt anzuerkennen. Weißt du überhaupt, dass jeder Gedanke an dich mich nur noch schmerzvoller nach Atem ringen lässt? Dabei kann ich verstehen, wenn du mich meidest, ich bin kein einfacher Mensch und meine Gegenwart oft schwer zu ertragen, wenn man mich nicht länger kennt. Aber dass du dich selbst von Közi und Yu~ki abwendest, tut mir mehr weh, als würdest du mit einem glühenden Dolch auf mich einstechen. Was haben sie dir getan? Wenn du wütend auf mich bist, wieso musst du es an ihnen ebenfalls auslassen? Ich hatte dir damals gesagt, dass Malice Mizer ALLES für mich ist. Und du hast gelächelt und mir versprochen, gut darauf aufzupassen, dass diesem Vermächtnis nichts passieren würde. Wo ist dein Versprechen jetzt? Ich leide, aber ich wäre damit zurecht gekommen. Aber jetzt, wo ich weiß, dass auch Közi und Yu~ki leiden, bereue ich es fast, dich damals angesprochen zu haben. Wie kannst du so etwas Wunderbares nur zerstören? Der Regen trommelt nur noch heftiger gegen die Scheibe und ich zwinge mich mit müden Augen auf mein Handy zu sehen - halb fünf Uhr am Morgen. Immer noch keine Nachricht von dir. Und eigentlich die Zeit in der ich aufstehen würde um joggen zu gehen. Aber bei dem Wetter fehlt mir jegliche Motivation und nachdem wir morgen einen freien Tag haben, beschließe ich schweren Herzens schlafen zu gehen. Dir wird schon nichts passiert sein und selbst wenn - vermutlich wäre ich die letzte Person die du dann sehen wollen würdest.
 

Als es Stunden später an meiner Tür klopft, ziehe ich mir genervt die Decke über den Kopf - ich will niemanden sehen. Mit niemandem reden müssen. Nur, dass du zurück kommst. Selbst als ich Közis Stimme erkenne, bleibe ich liegen, darf ich denn nicht auch ein Mal schwach sein? Verletzt und es auch zeigen? Offenbar nicht, da Közi nicht aufhört mit der Tür zu meinem Zimmer zu reden - für gewöhnlich kann ich ihn ausblenden wenn er wieder zu viel Schwachsinn redet, aber nicht mit meinen viel zu angespannten Nerven. Also muss ich mich wohl oder übel aus dem Bett erheben und die Tür aufreißen - was Gott sei Dank dazu führt, dass sein Wortschwall schlagartig stoppt. Ein Glück, hätte ich ihn sonst doch mit einem Kissen ersticken müssen. "Mana-chan…Du siehst grauenvoll aus." Und genau so fühle ich mich auch, hebe allerdings nur stumm eine Augenbraue, wenn er nur hier ist um mir das zu sagen, hätte er auch liegen bleiben können. Wenn ich mich schon fühle wie ausgekotzt, werde ich kaum besser aussehen. Im nächsten Moment jedoch zucke ich völlig irritiert zurück, als er mir über die Wange streicht, sanft, vorsichtig, als hätte er Angst, ich würde unter seinen Berührungen zerbrechen. Wie sehr habe ich das vermisst. Aber nicht von ihm…"Hast du geweint?" Resigniert lasse ich den Kopf hängen, worauf sollen meine roten Augen denn sonst schließen lassen? Ich halte nichts von Drogen und das weiß er, jedoch befinde ich mich schließlich komplett in seinen Armen, bevor ich mich überhaupt wehren könnte und leise seufzend lasse ich zu, dass er mich festhält und mir über den Rücken streichelt. Közi, du Idiot.
 

"Gehst du mit mir frühstücken? Hier in der Nähe soll ein tolles, kleines Café sein." Irritiert über den plötzlichen Themenwechsel sehe ich ihn wieder an, aber er strahlt nur zurück - sein unverwechselbares Ich-bin-toll-und-deswegen-weiß-ich-was-du-brauchst-Lächeln. Und etwas in meiner Brust zieht sich schmerzhaft zusammen. Wieso konntest du mich nicht mehr so ansehen? Was hatte ich denn getan? "Bitte, Mana?" Allerdings schüttele ich jetzt nur den Kopf, ich will nicht nach draußen, ich will nicht unter Menschen. So schön Paris auch ist, die Angst ist gerade stärker als ich. "Du weißt, dass ich dich vor allem beschützen würde…Außerdem hast du mir versprochen, mir dein neues Kleid zu zeigen!" Ach ja. Mein neuster Entwurf, den bisher noch niemand zu Gesicht bekommen hat, außer den Schneidern natürlich. Ein kurzer, vorsichtiger Blick nach oben und ich gebe ein resigniertes Seufzen von mir - jetzt schmollt er. Und einem schmollenden Közi konnte ich noch nie widerstehen. "Gib mir eine Stunde." Ich flüstere nur, meine Stimme klingt immer noch rauh vom Weinen, aber das macht nichts, dann wird er es mir nicht übel nehmen, wenn ich auch mit ihm kaum sprechen werde. Aber scheinbar war dass die richtige Antwort, denn er strahlt, nickt, drückt mir einen Kuss auf die Stirn - und schiebt mich ins Bad, bevor er die Tür hinter sich schließt und sich auf mein Bett sinken lässt. "Ich schau auf die Uhr." Und ich kann nur die Augen verdrehen - dieser verdammte Idiot.
 

Aus einer Stunde wurden eineinhalb, irgendwie muss ich beim Duschen die Zeit vergessen haben. Mein Blick fällt in den Spiegel und seufzend zupfe ich mir ein paar Haarsträhnen zurecht. Eigentlich sollte niemand mich so sehen, ich habe schon wieder abgenommen und ich weiß, dass es ihm auffallen wird - Közi fällt alles an mir auf. Jede noch so kleine Veränderung, es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis er es ausspricht. Aber vielleicht habe ich ja Glück und wir können wirklich in Ruhe frühstücken. Mit einem schwachen Lächeln werfe ich noch einen letzten Blick in den Spiegel - es ist lange her, dass ich mich so aufgestylt habe, wenn es nicht für ein Konzert war und mit einem schwermütigen Seufzen muss ich daran denken, wie wir früher immer spazieren gegangen sind. Du und ich, abends, nachts, egal wann, Hauptsache wir waren allein. Und dadurch, dass die Leute mich für ein Mädchen hielten, konnten wir uns wenigstens etwas nahe sein in der Öffentlichkeit. Was ist nur passiert? Was ist aus uns geworden, dass du mir nur noch aus dem Weg gehst, als hätte ich eine ansteckende Krankheit? Ich weiß, dass ich schwierig sein kann. Nicht direkt zickig, aber ich habe meine Meinung und es ist meist schwer, mich davon abzubringen, wenn diese erst feststeht. Aber das hatte dich früher auch nie gestört, wir hatten Nächte durchgeredet…. Kopfschüttelnd streiche ich mein Kleid glatt, wieso muss immer alles an Bedeutung verlieren, sobald es beginnt, mir wichtig zu werden? Die Zeit mit Kami war ebenso kurz, wenngleich unheimlich intensiver. Weißt du davon? Habe ich dich damit verletzt? Aber seit du in der Band bist, rede ich doch kaum noch von ihm. Oder ist es das Wissen, dass du mit einem Toten nicht konkurrieren kannst? Oh Klaha, du Trottel. Wenn ich dich nicht lieben würde, hätte ich mich doch gar nicht erst auf dich eingelassen.
 

Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken und verwirrt blinzelnd lasse ich den Kajal sinken, was wollte ich damit? "Mana-chan? Komm schon raus, so schrecklich kannst du gar nicht aussehen." Bitte? Allein dafür bekommt Közi einen bösen Blick, nachdem ich das Bad verlassen und beschlossen habe, dass er zahlen darf. Wenn er schon darauf besteht, mich aus dem Bett zu holen an unserem freien Tag, schuldet er mir auch was. Scheinbar war er sich ebenfalls umziehen, immerhin trägt er jetzt eine schwarze Jeans und ein schwarzes Hemd und ich muss schmunzeln. Ach Közi. Wieso musst du so sein? Ich hab dich nicht verdient als besten Freund. Während ich mir die Schuhe anziehe, fällt mein Blick kurz auf mein Handy auf dem Nachttisch und ich zögere. An sich habe ich das kleine Gerät immer dabei. Immer. Sicherheitshalber, falls etwas passieren sollte. Aber ich habe plötzlich Angst, dass du dich meldest, wenn ich mit Közi unterwegs bin. Oder die Polizei anruft und mir mitteilt, dass sie deine Leiche gefunden haben. Ertrunken. Erstochen. Irgendwie so etwas und erschrocken schüttle ich schnell den Kopf, nein, das sind die falschen Gedanken. Wieso ist Közi eigentlich so still? Als ich mich umdrehe, kann ich nicht anders als zu lachen - er sieht aus, als hätte er einen Geist gesehen. "Mach den Mund zu, sonst kommen Fliegen rein und dann hast du mehr Gehirn im Magen als im Kopf und das wollen wir ja nicht, oder?" Schmunzelnd tätschle ich ihm die Schulter, bevor ich in meinen Mantel schlüpfe, nach dem Regen gestern hat die Luft doch merklich abgekühlt. "Aber Mana-chan…Das Kleid ist wunderschön, wieso willst du mir so etwas vor enthalten?" Ein erneutes Lachen meinerseits und ich beginne mich zu fragen, wann ich das letzte Mal Grund dazu hatte - es muss länger her sein, mit dir jedenfalls nicht. "Weil du mich sonst die ganze Zeit anstarren würdest wie ein verliebter Vollidiot. Und jetzt lass uns gehen, ich habe Hunger." Damit habe ich mich auch schon umgedreht und zum Gehen gewandt - wobei mir der kurze Schmerz in seinen Augen völlig entgeht. Es gibt Dinge, die will ich einfach nicht wissen.
 

Wenige Minuten später schlendern wir gemütlich durch die Stadt und ich bin doch froh, dass ich mich bei Közi eingehakt habe. Nicht, weil ich in den Schuhen nicht laufen kann, sondern weil die wenigen Menschen die um die Uhrzeit unterwegs sind, uns anstarren, als wären wir aus dem Zirkus entlaufen. Was mich fast zum Schmunzeln bringt - fast. Ein paar böse Blicke allerdings reichen vollkommen aus, dass sie schnell das Weite suchen und ich kuschle mich noch etwas mehr an meinen Begleiter - es ist wirklich überraschend kalt. Aber ich mag das Wetter, so muss ich mir wenigstens keine Gedanken darüber machen, dass ich braun werden könnte. Nach weiteren zehn Minuten beginne ich jedoch skeptisch zu werden, zwar studiert Közi aufmerksam die Straßennamen, aber es sieht nicht wirklich so aus, als ob er wüsste, wo wir hinlaufen und als er meinen Blick bemerkt, wendet er seinen ab, nur um sich verlegen am Hinterkopf zu kratzen. Was ist hier los? "Weißt du, vielleicht war ich nicht ganz ehrlich zu dir, Mana-chan…Ich wollte dich eigentlich nur aus dem Bett bekommen…" Also kein Café. Ich hebe nur beide Augenbrauen und er weicht ein paar Schritte zurück - gut, dann hat er nicht vergessen, dass ich solche Aktionen von ihm nicht mag. "Schau doch nicht so, irgendwie muss ich dich zum Essen bekommen und ich weiß, dass du das Frühstück im Hotel nicht magst…" Damit hat er zwar Unrecht, aber ich lasse ihn in dem Glauben, schüttle schließlich nur stumm den Kopf und nehme seine Hand, dass ich ihn dieses Mal mitziehen kann.
 

Wenigstens habe ich nicht die Orientierung von einem Butterkeks und mir alle hübschen Cafés gemerkt, als wir damals mit Gackt hier waren und schlussendlich sieht mich Közi an wie ein Auto, während ich bereits meinen Mantel ausziehe und mich zurück lehne um die Speisekarte zu studieren. Er bekommt nur einen amüsierten Blick, während ich desinteressiert durch die Karte blättere, ich weiß längst, was ich will, aber ich habe Zweifel, dass du mir hier über den Weg laufen würdest. Und dass du glücklich darüber wärst, mich mit Közi zu sehen. Als die Kellnerin zu uns kommt, strahlt sie wie ein Honigkuchenpferd, hat sie uns erkannt? Gut, schwer wäre es nicht, wir haben uns beide keine große Mühe gegeben uns zu tarnen. Aber sie bleibt höflich und distanziert, fast als hätte sie Angst, ich könnte sie mit dem Kaffeelöffel erstechen, sollte sie uns nerven. Interessanter Gedanke, aber ich habe zu großen Hunger um mich näher damit zu beschäftigen, denn gerade muss ich Közi dafür hassen, dass er Recht hat. Dass er immer Recht hat UND weiß, was ich brauche. Ablenkung und Frühstück. Und jeden Anderen hätte ich hier sitzen lassen, hasse ich doch nichts mehr als manipuliert zu werden. Aber ich weiß, dass sich Közi Sorgen macht und dieses Mal lasse ich es ihm sogar durchgehen, dass er mich eigentlich grundlos aus dem Bett geschleift hat. Irgendwann werde ich ihn dafür unangekündigt mit meiner gewachsenen Horrorfilmsammlung überfallen. Der Kaffee ist erstaunlich gut und ich erlaube mir, gedanklich abzudriften, während ich alles um mich herum betrachte. Die Menschen, welche auf den jetzt wieder trockenen Straßen vorbei hasten, als wäre das Wetter ihr persönlicher Feind und sie nicht in der Lage, sich passend anzuziehen. Die Blätter der Bäume, die von einem sanften Windhauch gestreichelt werden. Der Eiffelturm in der Ferne und fast direkt vor uns eine Brücke über die Seine. Ich weiß wieder, wieso ich mich so in diese Stadt verliebt habe und bin dankbar, dass Közi es jetzt vorzieht zu schweigen, dass wir beide unser Frühstück genießen können. Vielleicht war es doch gut, dass ich mich dazu entschlossen habe aufzustehen.
 

Dachte ich bis zu dem Zeitpunkt, als ich dich auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdecke. Meine Finger verkrampfen sich um die Kaffeetasse als ich deine Begleitung bemerke - eine hübsche Frau, mit roten langen Haaren, die sich bei dir eingehakt hat und dich verliebt anstrahlt. Bist du deswegen nicht zurück ins Hotel gekommen? Du scheinst uns nicht zu bemerken, aber ich kann meinen Blick nicht von dir abwenden, als ihr weitergeht. Wieso tust du mir das an? Ich bin am Überlegen aufzustehen, dir nach zu gehen und eine Erklärung zu verlangen. Zumindest, bis du sie an dich ziehst und küsst und mir die Tasse aus der Hand fällt. Das Klirren von Porzellan auf Stein hallt unangenehm laut in meinen Ohren wieder, während ich wie erstarrt die Szene beobachte die sich vor meinen Augen abspielt. Wie kannst du so vertraut mit ihr umgehen? Sie küssen, wie du mich früher geküsst hast und…Mit schreckensweiten Augen beobachte ich, wie du ihr lächelnd über den Bauch streichelst und sie erneut küsst, ihr seid bereits viel zu weit weg, als dass ich ein Wort verstehen könnte, aber diese Geste ist eindeutig. Du hast dir eine Andere gesucht nur um mit ihr Kinder haben zu können? Hättest du nicht vorher den Anstand besitzen können, mir mein Herz zurück zu geben, anstatt es mit aller Macht zerreißen zu wollen? Auch Közi scheint schockiert, zumindest tastet er nach meiner Hand, was ich allerdings gar nicht mehr bewusst wahrnehme, da sich alles in mir verkrampft. Warum, Klaha? Eine Frau die mir nicht mal ansatzweiße ähnlich sieht. Wie betäubt schaffe ich es irgendwie aufzustehen, aber zu spät, ihr seid längst verschwunden und als ich einen Schritt in Richtung Fluss machen will, scheint der Boden urplötzlich immer näher zu kommen. Das Letzte, was ich bewusst wahrnehme, ist wie Közi mich auffängt und dann nichts mehr.
 

Als ich die Augen wieder öffne, liege ich auf meinem Bett und bin fast erleichtert, dass das alles scheinbar nur ein Alptraum war, bis mein Blick auf Közi fällt, der neben mir sitzt und meine Hand hält. Ob ihm da nicht die Beine einschlafen, so wie er vor dem Bett sitzt? Das sieht ziemlich unbequem aus, jedoch schrecke ich aus meinen Gedanken, als er mir um den Hals fällt und blinzle irritiert. Was habe ich verpasst? "Du bist wieder wach…Ich hab mir solche Sorgen gemacht, du bist einfach umgekippt und warst Stundenlang ohnmächtig." Stunden? Mein Blick fällt aus dem Fenster und ich bemerke, dass es früher Abend sein muss dem Sonnenstand nach zu urteilen. Oh. "Mir geht es gut, Közi." Vorsichtig versuche ich ihn von mir zu schieben, dass ich aufstehen kann, gebe jedoch einen überraschten Laut von mir als ich schon nahezu aufs Bett gepinnt werde und mein Gegenüber böse anfunkle. Ich hasse das und er weiß das nur zu gut. Selbst beim Sex lasse ich mir mehr als nur ungern die Dominanz nehmen, allein weil es mich zu sehr verwirrt, wenn mir die Kontrolle abhanden kommt und ich meist schwer darum kämpfen muss sie wieder zu erlangen. "Der Arzt meinte, du solltest liegen bleiben und dich ausruhen. Die nächsten Auftritte sind gestrichen, er meinte, wenn du unbedingt darauf bestehst, kannst du zwar dein Glück versuchen aber es ist sehr wahrscheinlich, dass du wieder umkippst." Seufzend lasse ich den Kopf zurück in die Kissen sinken, Klaha was hast du mir nur angetan? "Ich habe bereits mit den Veranstaltern telefoniert, nur für den Fall dass du auf die Idee kommst, dein Glück zu versuchen." WAS? "Közi…" Versuche ich es mit einem Knurren aber so schwach wie meine Stimme klingt, bleibt das leider ohne Erfolg. Verdammt. "Ich lasse nicht zu, dass du deine Gesundheit für die Band aufs Spiel setzt, Mana. Malice Mizer ist unser Baby, schon vergessen? Ich habe genau so viel Entscheidungsgewalt wie du."
 

Was technisch gesehen vielleicht stimmen mag, aber nachdem wir bei meinem Label unter Vertrag stehen…Nein, ich gebe es auf, ich bin zu müde um mich jetzt mit ihm zu streiten und er scheint zu spüren, dass es mir nicht gut geht, denn er lässt mich wenigstens los und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. "Es ist nur zu deinem Besten. Außerdem gehe ich nicht davon aus, dass du Klaha so schnell wieder sehen willst." Ach ja. Da war ja noch was. Irgendwie tut es sogar mehr weh deinen Namen aus dem Mund meines besten Freundes zu hören, als gedacht und langsam drehe ich den Kopf, dass ich Közi direkt in die Augen sehen kann. "Nenn ihn nicht mehr so. Klaha ist für uns gestorben." Ich atme tief durch, hasse mich eigentlich selbst schon für diese Entscheidung. Aber es gibt keine andere Lösung, Közi hat Recht, dass ich es nicht mehr ertragen würde mit einem Mann auf der Bühne zu stehen, der mich die ganze Zeit nur belogen und ausgenutzt hat, ohne den Mut zu haben, mir ins Gesicht zu sehen und ohne den Anstand, unsere Beziehung zu beenden, bevor er sich in etwas Neues stürzt. Wenngleich das wohl schon länger ging, aber es liegt mir fern, dich zu verurteilen. Ich könnte es, aber ich will es nicht. "Ich denke nicht, dass Masaki mit uns zurück nach Japan kommen wird."
 

Ob er merken kann, wie sehr mich diese Worte innerlich zerreissen? Denn eigentlich spreche ich gerade das Todesurteil für Malice Mizer aus. Dass es jemals so weit hätte kommen müssen? Undenkbar. "Ich will ein letztes Konzert, hier. Mir egal wen du dafür bestechen musst, Közi. Aber bitte, tu mir den Gefallen." Ich muss schlucken, das muss ein Alptraum sein. Dem Blick nach mit dem ich gemustert werde, denkt er das Gleiche, was mich zum lächeln bringt - ich muss lächeln, denn sonst könnte ich die Tränen vermutlich nie wieder aufhalten. "Mana…Bist du dir sicher…" Ich nicke nur, beiße mir so hart auf die Unterlippe dass es schmerzt. Ich wollte nie, dass es soweit kommt. Aber nachdem ich von drei Männern bereits verraten wurde…Ich kann nicht mehr. Egal was alle Anderen über mich denken, aber auch ich bin nur ein Mensch. Kein Gott, kein Monster. Auch ich habe Gefühle und diese wurden heute zum letzten Mal zerstört. "Bitte, Közi." Flehend sehe ich ihn an, merke, wie sich Tränen in meinen Augen bilden. Im Grunde habe ich ihn um Erlaubnis für den Todesstoß gebeten. Und er versteht es, so entsetzt wie er mich ansieht. Aber er nickt, versteht meine Handlung und ich weiß, dass er auf lange Zeit der Einzige sein wird, der das tut. Anstatt mich jedoch allein zu lassen, rutscht er jetzt aufs Bett, dass er mich in seine Arme ziehen kann und erst, als ich seine Lippen auf meinen spüren kann, wird mir bewusst, dass ich den Kampf gegen die Tränen längst verloren habe.
 

Das Konzert findet drei Tage später statt - Közi konnte eine der Veranstalterinnen noch telefonisch erreichen, bevor die Halle neu gebucht wurde. Es fühlt sich unwirklich an, auf der Bühne zu stehen. Yu~ki weiß schon Bescheid, für Klaha wird es eine Überraschung sein. Ich spüre besorgte Blicke auf mir, während ich mich schminke, muss innerlich lächeln. Auch wenn Malice Mizer heute sterben wird, ich werde zumindest nicht allein mit meiner Trauer sein. Es gibt zwar nichts, dass ein gebrochenes Herz wirklich heilen könnte, aber ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen werden. Zusammen. Aber ich lasse mir nichts anmerken, bemerke nur verwundert, dass Klaha mich anlächelt, als wir auf die Bühne gehen. Hat er sich jetzt doch umentschieden? Aber es ist zu spät, kein Ausweg mehr in Sicht, meine Meinung steht fest und Közi und Yu~ki haben es bereits bestätigt. Unser Auftritt verläuft sogar besser, als gedacht, die Halle ist komplett ausverkauft. Ein würdiger Abschied, genau so wie ich es mir gewünscht habe. Auch wenn es nicht in Japan ist, mit Paris verbinde ich so viel mehr. Als ich wenig später über ein Kabel stolpere, hilft mir Klaha natürlich auf - der perfekte Gentleman.
 

Und doch kostet es mich so viel Überwindung, ihm nicht ins Gesicht zu spucken. Er hat mein Leben zerstört - und jetzt werde ich das Gleiche mit ihm machen. Er hat Familie, er wird sich keine neue Band suchen können. Und sollte er es je wagen nach Japan zurück zu kehren, werde ich ihn dort erwarten. Nach einer kurzen Drehung in seinen Armen schaffe ich es, mich wieder unter Kontrolle zu haben und kaum, dass ich meine Gitarre in der Hand halte, weiß ich, der Abend wird nicht gut für ihn enden. Die Schreie der Fans sind Musik in meinen Ohren, sie wissen nicht, dass es das Letzte Mal sein wird, dass sie uns zu Gesicht bekommen. Vielleicht handle ich zu egoistisch, aber ich bin froh, dass es vorbei ist. Nach zwei Stunden sind wir wohl alle an unseren Grenzen, ich spüre wie ich zittere und dass meine Sicht teilweise verschwimmt, macht es nicht besser, aber ich wollte es so. Ich wollte diesen Abschied, warte nur noch darauf, dass Klaha es auch bemerkt. "Au Revoir." Danach geht das Mikrofon an Közi, der noch darüber redet, wie schön es hier war, dass er sie vermissen wird und dass sie uns nicht vergessen sollen. Statt mir das Mikro zu übergeben, reicht er es schließlich Yu~ki, der zwar entsetzt schaut, aber sich dazu durchringt, ein paar Worte zu sagen, darüber, wie toll das Konzert war und alles, ich bin froh, dass sie mich damit übergehen. Denn selbst wenn ich mit den Fans reden wollen würde, ich könnte nicht. Ich habe so sehr mit den Tränen zu kämpfen, dass ich das Gefühl habe zu ersticken, obwohl ich mir nichts anmerken lasse.
 

Als das Mikrofon zurück zu Klaha geht, schenkt dieser mir noch einen fragenden Blick, woraufhin ich nur den Kopf schütteln kann. Zuerst verlässt Yu~ki die Bühne, sichtlich erleichtert, dicht gefolgt von Klaha, nur Közi und ich bleiben noch einen Moment stehen, lassen den Blick schweifen. Das war es also. Die Arbeit so vieler Jahre…Ich lächle traurig, als er einen Arm um meine Schultern legt und die Fans so noch ein Mal zum Kreischen bringt. Das letzte Mal, dass sie uns so zusammen sehen werden und ich schließe für einige Sekunden die Augen, hoffend, dass das Schwindelgefühl genau so schnell nachlassen wird, wie es gekommen ist. Zu Közi gestikulierend verlange ich jetzt doch das Mikrofon, ich muss hoffen, dass ich mich soweit unter Kontrolle habe, denn einen Encore wird es nicht geben, dafür bin ich nicht fit genug. Aber ich will die Fans nicht einfach so gehen lassen. Noch nicht. Sie haben uns so viele Jahre lang treu begleitet und dafür haben sie sich doch etwas mehr verdient. Unsicher nehme ich das Mikrofon schließlich auch an, mit zitternden Fingern und merke nur, wie sich Közis Griff um meine Schultern festigt. Er ist mein Fels. Mein Halt. Mein Ein und Alles. Tief atme ich ein und wieder aus, bevor ich spreche, kaum ein Flüstern, aber dadurch, dass die ganze Halle den Atem angehalten zu haben scheint, deutlich verständlich. "Au Revoir, Mon Cherié." Das Mikrofon entgleitet meinen Händen und ich bin froh, dass Közi mich auf seine Arme hebt um mit mir die Bühne zu verlassen, denn länger hätte ich nicht durchhalten können. Die Schreie der Fans scheinen plötzlich so weit weg, alles um mich herum. Die Farben verschwimmen, wirbeln im Kreis und ich weiß, dass ich es übertrieben habe. Aber das war es wert - auch wenn das Blut an meinen Händen sich wohl nie wieder abwaschen lassen wird. Unser Baby - eigenhändig von mir ermordet. Während ich langsam abzudriften beginne spüre ich nur noch weiche Lippen auf meinen, ein sanfter, aber bestimmter Kuss. "Ich liebe dich." Und damit gleite ich endgültig hinüber in die angenehme Schwärze, mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen. Womit hätte ein Mörder wie ich Liebe verdient?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-09-11T14:17:07+00:00 11.09.2015 16:17
*schnief*
Eindeutig ich brauch Taschentücher
Sooo schön und so verdammt traurig
Von: abgemeldet
2015-09-08T13:22:10+00:00 08.09.2015 15:22
Q______Q
Sie ist gut geschrieben,
aber aber ... -schnief-
Mir damit Tränen zu entlocken ist nicht nett Q__Q
Antwort von:  Last_Tear
08.09.2015 15:23
*Taschentücher schenk*
<3
Doch doch <3


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