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Der Tod der Hermine Jean Granger

von

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Der Keller

Es war nicht mehr und nicht weniger erneut das Klirren und Dröhnen purer Stille, Stille vor Entsetzen, die sich im Saal ausbreitete, wie so oft. Draco, der sich wieder einmal in seinem Stuhl zurückgelehnt hatte, genoss diese Ruhe für ein paar Sekunden, bevor der Richter wieder seine Stimme erhob.
 

„Sie sind einen Bund mit dem Satan eingegangen? Was für einen Humbuk reden Sie da, Mister Malfoy? Die Existenz einer derartigen Gestalt ist genauso wenig belegt wie die eines Gottes.“, schnurrte er Richter ärgerlich, während Draco nur die Augen verdrehte.
 

Menschen, sie lernten es einfach nie.
 

„Und ob es ihn gibt, Euer Ehren. Ich glaubte zunächst auch nicht daran, aber der Dunkle Lord hat mir das Gegenteil bewiesen. Es genauso wenig beweisbar wie widerlegbar, genau wie die Theorie der Magie, ein einfaches Manko der Natur, wenn Sie so wollen. Es spielt keine Rolle, ob Sie daran glauben oder nicht, das ändert nichts an der Tatsache, dass es ihn gibt.“, beharrte Draco hartnäckig und rieb sich seine Handgelenke.
 

Für einen Moment lang schossen ihn die Erinnerungen an diesen Abend in den Kopf; Hitze, Feuer, überall. Und diese Angst, die er damals verspürt hatte, obwohl er nicht allein gewesen war.
 

„Wie wollen Sie das bitte belegen?“
 

„Ich kann es nicht belegen, dafür hätten Sie live bei dem Beschwören anwesend sein müssen. Was ich Ihnen geben kann, ist meine Erinnerung daran. Zumindest das, was ich noch weiß, bevor es zu heftig wurde und ich für eine Zeit von meinem Bewusstsein getrennt wurde.“
 

„Mister Malfoy, im Anbetracht dessen, dass Sie hier wegen Missbrauch von schwarzer Magie und Mord angeklagt sind, denken Sie da nicht, dass Sie Ihre Geschichten nicht noch weiter zusätzlich ausschmücken müssen?“
 

Draco schwieg einen Moment, den Blick hatte er fest auf den Richter gleiten lassen. Er taxierte den Mann, der vor ihm auf dem Podium saß, gekleidet in seiner feinen Robe, den Holzhammer immer bereit zum Einsatz. Und ob er noch glauben würde, dachte Draco, bevor er seufzend zu einer Antwort ansetzte.
 

„Ich schmücke die Geschichte nicht aus. Alles, was ich sage, entspricht der reinen Wahrheit. Hat das Gericht etwa missachtet, dass mir Veritas-Sreum verabreicht wurde? Was meinen Sie wohl, weshalb ich so wahnsinnig viel mit Schimpfwörtern um mich schmeiße?“
 

Da der Richter nichts weiter dazu sagte, stand Draco auf und sah kurz durch den Saal, die Blicke eines jeden Zuschauers auf sich gerichtet. Er räusperte sich leicht, bevor er sagte:
 

„Nun ja, dann werde ich mit der Geschichte fortfahren, wenn Sie gestatten.“
 

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Es war warm in dem Raum, in dem niedrigen Keller, obwohl er so feucht war. Draco hatte lange gebraucht, um sich an die nur schwebende Helligkeit zu gewöhnen, denn es gab hier weder Strom noch sonstige Lichtquellen. Nur seine Kerzen dienten ihm beim Sehen, und das nicht viel, da die Luft seltsam stickig war und die Flammen so nur wenig Licht spendeten.
 

Er hatte alles dabei, was er brauchte; die Stille des Kellerraumes in dem verlassenen Gebäude drückte auf seinen Ohren und der seltsame Geruch jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Doch er durfte nicht schwach sein, nicht jetzt. Die Wunde an seinem Arm, die immer noch leicht klaffend war, pochte heimlich und leise, als Draco die Utensilien auf dem feuchten Boden abließ.
 

Irgendetwas kam ihm seltsam vor. Es war die Kombination aus drückender Hitze, Stickigkeit und der seltsamen Feuchtigkeit, die ihm das Gefühl gaben, dass dies kein gewöhnlicher Kellerraum war. Etwas war hier mal passiert.
 

Er stellte sich in die Mitte des dunklen Raumes; an den Seiten waren veraltete, fast eingestürtzte Holzbalken, von denen zwei oder drei seltsam rußig und verbrannt wirkten. Ob es hier einst ein Feuer gegeben hatte?
 

Draco wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte, seine aufkommende Panik unter der Beschäftigung des Aufbauens zu verbergen. Obwohl er allein war, spürte er etwas in seinem Nacken. Er fühlte sich beobachtet.
 

Er ging nach den Anweisungen vor, die ihm ein verbotenes Buch gegeben hatte. Streng richtete er einen kleinen Zirkel her, genau nach Vorschrift. Ein Kreis, gezogen aus schwefelhaltiger Kreide. Ziegelstaub, Haaren, Blut und Salz, im gleichmäßigen Abstand verteilt und voneinander gleich entfernt, jedoch im Kreis gelegen, den er um sich selbst gezogen hatte.
 

Als er fertig war, kam er sich gefangen vor; es waren eigentlich nur gewöhnliche Utensilien einer schwarzen Messe, die dort auf dem Boden standen, jedoch konnte er seine Füße nicht mehr richtig bewegen. Die aufsteigende Angst lähmte ihm die Glieder, während der Keller immer drückender zu werden schien.
 

Die Hitze stieg an, und die dröhnende Stille tat Draco in den Ohren weh. Der Schauer in seinem Nacken ging und ging nicht weg, auch wenn er sich mehrmals panisch umgesehen hatte, ob wirklich niemand in diesem Raum war.
 

Seine Finger glitten über die Beschreibung. Sie führten aus, dass er als nächstes die Beschwörungsformel zu sagen hatte, dreimal. Er verstand die Worte nicht; es war kein Latein und auch sonst keine Sprache, die ihm bekannt vorkam. Die ihm menschlich vorkam.
 

Er schluckte, bevor er leise die Worte sprach, die sich ganz rau anhörten und einen üblen Beiklang hatten. Als er die erste Zeile beendet hatte, sah er sich vorsichtig um. Der Raum war unverändert; nur einige der Kerzen flimmerten mehr, als wäre etwas an ihnen vorbeigehuscht in der schweren Dunkelheit.
 

Mit Schweiß auf der Stirn fuhr Draco die zweite Zeile entlang, sprach die rauen, düsteren Worte aus und wartete wieder einige Sekunden, nachdem er sie ausgesprochen hatte. Es ist so heiß, dachte er.
 

In seinem Innern versuchte er zu ignorieren, dass er plötzlich einen stärkeren Schwefelgeruch wahrnahm.
 

Er musste fest schlucken und sich noch einmal über die Augen wischen, bevor er all seinen letzten Mut zusammenfasste und die letzte Zeile in dem Buch vorlas, diesmal lauter und eindringlicher. Seine kleine Wunde pochte wild, und Draco, der schon erwartete, dass etwas passierte, schloss fest die Augen.
 

Doch nach einigen Sekunden passierte nichts. Erst, als er es wieder wagte, seine Augen einen Spalt zu öffnen und in die gähnende und flimmernde Dunkelheit vor ihm zu blicken, da hörte er es.
 

Es kam aus der hinteren Ecke des Kellerraumes, lang und breit gedehnt, jedoch noch nicht laut genug, um es als Gebrüll abzustempeln: ein Grummeln, ein tiefes, röhrendes Grummeln, fast so, als schiebe jemand einen tonnenschweren Stein zur Seite. Draco musste würgen vor Angst; war er doch nicht allein? Panisch drehte er sich um seine eigene Achse und versuchte, in dem Dunkel des Kellers irgendetwas außer dem eigenen Beschwörungskreis auszumachen, doch da war nichts.
 

Ein heftiger Schauder, der sich fast wie ein Regen an Nadelstichen anfühlte, hastete so schnell seinen Nacken und sein Rückgrat herunter, dass ihm davon schwindelig wurde.
 

„Wer ist da?“, rief er in die Dunkelheit, erschrocken darüber, wie ängstlich und krächzend seine Stimme klingen konnte. Es antwortete niemand, nur das röhrende Geräusch wieder. Keine Panik, dachte er, doch er spürte selbst, wie all sein Blut ihm wörtlich aus dem Körper wich.
 

Der Geruch von Schwefel und etwas, das so übel stank, dass es nicht auszuhalten war, vernebelten die Luft und ließen Draco sich übergeben. Er wusste nicht, was passierte, er wusste nur eines – dass er ganz schnell hier raus musste.
 

Als er einen Fuß über den Kreis setzen wollte, sah er es: zwei glühend rote Lichter, fast wie Augenpaare, in der Ecke des Kellerraumes. Er schrie, setzte den Fuß zurück, doch auf einmal war alles wie aus dem Ruder gelaufen:
 

Er spürte nur einen festen, unausweichlichen Druck auf seinem Brustkorb, er spürte, dass er fiel, dass das Geräusch nunmehr so laut war, dass er sich nicht mal durch Ohren zuhalten die Schmerzen wegdrücken konnte aus dem Gehörgang; und dann war dort Blut, der Gestank, der Nebel, und mit einem Mal war alles schwarz.
 

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Stille, wie so oft in der Verhandlung, mit der Draco Malfoy zu Tode verurteilt werden sollte. Es dauerte auch dieses Mal eine Weile, bis sich die Gemüter der Anwesenden beruhigt hatten, während Draco, diesmal auf seine Hände starrend, nur leise hustete. Er hatte viele böse Dinge getan, doch diese Erinnerung jagte ihm nach wie vor einen grässlichen Schauer über den Rücken.
 

„Mister... Mister Malfoy, erklären Sie uns bitte, was Sie dort in diesem Keller sahen.“, riss ihn die Stimme des Richters aus den Gedanken, und er hob den Blick an, die Augen wie immer fest und klar.
 

„Nun, das lässt sich nicht erklären. Ich weiß es selbst bis heute nicht genau. Es war nicht der Teufel in Person, es muss sein Dämon gewesen sein, der seiner Statt handelte. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich von dem Abend noch weiß, an den Rest kann ich mich nicht erinnern.“
 

„Was geschah, nachdem Sie wieder zu Bewusstsein kamen?“
 

Draco zögerte einen Moment; er überdachte die Aussage des Richters, entschied sich dann jedoch, eine ehrliche Antwort zu geben. Immerhin blieb ihm sowieso keine andere Wahl.
 

„Ich wachte 13 Stunden später erst auf, und zwar zu Hause. Die 13 Stunden fehlen mir komplett in meinem Gedächtnis. Als ich erwacht bin, habe ich derartige Schmerzen gehabt, dass ich dachte, ich müsse sterben. Ich wusste jedoch, dass mir mein Vorhaben gelungen war, denn ansonsten wäre ich gar nicht mehr in diese Welt zurückgekehrt.“
 

„Denken Sie, jemand hat Sie angegriffen?“
 

„Jemand? Etwas. Es hat sich ja deutlich bemerkbar gemacht. Und hat seine Handschrift... ja, nennen wir es Handschrift, hinterlassen.“
 

„Wie meinen Sie das, Mister Malfoy?“
 

Draco erhob sich aus dem Stuhl, auf dem er während er der Erzählung erneut Platz genommen hatte; wortlos knöpfte er sich sein Hemd auf, legte sein Jacket ab, und unter dem Raunen der Menge und dem erschrockenen Keuchen des Richters entblößte er seinen Rücken, auf dem nach wie vor gebrandmarkt und wie frisch verwundet in großer, kratziger Schrift die Worte in sein Fleisch geschrieben standen:
 

Diabolo.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2015-12-12T16:25:46+00:00 12.12.2015 17:25
Es liest sich ein bisschen wie ein Crossover mit Supernatural, wenn man mich fragt - aber das ist positiv gemeint xD
Aktuell sitze ich hier mit einem riesigen Fragezeichen über dem Kopf vor dem Bildschirm und will nur zu gerne wissen, wie diese Geschichte weiter geht - von dem her, kann ich nur hoffen, dass du fleißig am Schreiben bist, um auch den Rest dieser Story mit uns zu teilen!
Mir gefällt die düstere Richtung, die diese FF einschlägt und auch wenn ich von dem Pairing eigentlich nichts halte, habe ich im Augenblick nichts auszusetzen. Du schreibst sehr spannend, mit gut gesetzten Vergleichen und einer Prise schwarzem Humor, der sehr schön in die Geschichte hinein passt - gefällt mir =)
Bitte mehr davon!
Von:  Zaje
2015-09-07T11:11:33+00:00 07.09.2015 13:11
Wow. Mehr kann ich grade echt nicht sagen. Die Idee ist genial und ich bin wirklich gespannt, wie sich das alles noch auflösen wird. Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut und deine Darstellung von Draco ist auch klasse :)
Ich bin schon wirklich gespannt wie es weiter geht :)
Von:  MangaMaus85
2015-09-07T09:05:47+00:00 07.09.2015 11:05
Dein Schreibstil gefällt mir und die Story verspricht ziemlich interessant zu werden :)
Ich hoffe wirklich, dass du sie beendest :)


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