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Colorful

GLPaddl
von

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Awake

„Mach dir keine Sorgen, man. Ich hab die Operation überlebt."

„Du hast keinem Menschen irgendwas erzählt."

„Du weißt es doch jetzt."

„Ja, weil mich Peter panisch angerufen hat. Mit den Worten, dass du zusammengebrochen und nun im Krankenhaus bist. Was denkst du, was für einen Schiss ich hatte? Und nicht einmal wusste, WORUM es eigentlich ging."
 

Manuel starrte müde auf sein Handy, mit dem er nun schon seit über einer Stunde mit Taddl hin und her schrieb. Schweigend las er sich die kurzen Zeilen immer und immer wieder durch. Ob er wirklich etwas davon hätte erzählen sollen? Die Anderen waren ihm eigentlich egal, aber Taddl machte sich ja jetzt schon wieder so unglaubliche Sorgen um Manuel, dass es dieser kaum fassen konnte. Taddl war schon immer sehr emotional gewesen und nahm sich einiges zu Herzen, wenn es um seine Freunde ging. Manuel hätte nur nie erwartet, dass er wirklich zu dem Teil gehörte, über den sich Taddl so viele Gedanken machen würde. Vielleicht hatte er auch deswegen nichts von sich gegeben. So musste sich Taddl bis heute, keine großen Gedanken machen und konnte sich auf seine eigenen Sachen konzentrieren. Außerdem musste er so keine „Wie geht's dir"- Fragen ertragen, die er so hasste.
 

Es stand nun schon fast zwei Monate fest, dass Manu operiert werden musste. Er wollte es allerdings so weit wie möglich hinauszögern und so kam es eben, dass alles viel zu schnell passierte. An dem Tag, als Taddl zurück aus Amerika kam, brach Manuel blutspuckend zusammen. Dabei hatte er sich auf diesen Tag gefreut, da er endlich wieder richtig mit ihm hätte reden können. Zu Manuels Glück, war seine Mutter gerade in der Nähe und rief sofort einen Krankenwagen. Die Ärzte hatten auch nicht mehr lange gezögert und ihn sofort in den OP gebracht, da sie bereits Bescheid gewusst hatten. So einen Notfall hatten sie allerdings verhindern wollen. Manuel war hier schon öfters einmal zu Besuch gewesen, wenn es gar nicht mehr ging. Nun hatte er auch kein Entscheidungsrecht mehr über die OP und musste es wohl oder übel über sich ergehen lassen. Dies hatte letztlich sein Leben auch gerade noch gerettet. Hätte er noch länger gewartet, wäre das wohl nicht mehr möglich gewesen. Nach fast 10 Stunden, gab es endlich die erste Entwarnung. Die Operation war gut verlaufen, aber es dauerte weitere zwei Stunden, bis Manuel endlich aufwachte und die Ärzte grünes Licht gaben. Die ersten kleinen Untersuchungen bei Bewusstsein, fielen positiv aus und er konnte schon einige Stunden später auf die normale Station verlegt werden.
 

Nachdem er noch Einiges über sich hatte ergehen lassen müssen, schlief er noch einmal ein, da die Narkose noch nicht komplett nachgelassen hatte und er die Augen dadurch sowieso kaum offen halten konnte.

Fast einen Tag später wachte Manuel in so weit auf, dass er wieder nach seinem Handy greifen konnte, welches sie ihm praktischerweise ans Bett gelegt hatten. Er war noch immer an Maschinen angeschlossen und hatte sowohl am Arm, als auch am Hals Schläuche, die ihn mit irgendwelchen Medikamenten versorgten. Trotzdem hielt es ihn nicht davon ab auf sein Display zu schauen und erkannte dabei leicht verschwommen Taddls Namen. Sofort versuchte er die Nachricht zu öffnen und schluckte dabei stark.
 

Die ersten Gedanken, die er dabei hatte, drehten sich nur darum, woher Taddl denn wusste, was passiert war. Doch dann erinnerte er sich wage, dass er Peter irgendwann mal darum gebeten hatte, Taddl sofort Bescheid zu sagen, wenn irgendetwas passierte. Und es ging dabei nur um Taddl, es sollte er sein und niemand anderes. Zombey und Delay waren ihm zwar auch wichtig und diese wussten auch, dass er krank war, aber sie sollten nicht sofort etwas davon erfahren. Warum, konnte sich Manu anfangs auch nicht erklären und Peter dachte sich seinen Teil dazu wahrscheinlich auch nur. Zudem wollte er sich nicht von jeder Seite mit Fragen quälen, die garantiert gekommen wären.
 

Je länger er nun auf das Handy schaute, desto klarer wurden zwar die Worte und das Verständnis, dennoch hatte er immer noch mit der Müdigkeit zu kämpfen. Die Schmerzen von der Operation, hielten ihn allerdings davon ab, wieder einschlafen zu können. Scheinbar hatten die Ärzte, die Schmerzmittel auch ein wenig verringert.

„Fuck man, ich krepiere vor Schmerzen fast und die geben mir nichts", fluchte Manuel nur leise und versuchte sich wieder auf die Nachricht zu konzentrieren. Er wusste einfach nicht, was er darauf antworten sollte und sein Kopf machte auch noch nicht voll mit.

„Nun junger Mann, wenn sie schon so etwas von sich geben können, dann scheint es ihnen gar nicht so schlecht zu gehen", kam plötzlich eine Schwester herein, die nach ihm sehen wollte.

„Geben sie mir einfach was... das ist ja unerträglich", meinte er daraufhin nur.

„Tut mir leid, eine kleine Menge kann ich ihnen zwar noch geben, aber wir müssen auf ihre Werte aufpassen."

Manuel verdrehte die Augen, was er gleich wieder bereute, als ihm schwindlig wurde.

„Manu?", vibrierte sein Handy wieder, um ihn daran zu erinnern, dass er vielleicht noch etwas schreiben sollte, bevor sich Taddl noch mehr Sorgen machte.

„Ich hab ihm nur gesagt, er soll dir auf jeden Fall Bescheid geben. Wusste ja nicht, dass er das sofort macht... oder sich überhaupt noch daran erinnern kann", schrieb ihm Manu zurück und stöhnte vor Schmerzen. Die Schwester hatte ihm inzwischen irgendetwas in die Infusion gespritzt, was scheinbar auch wirkte, nur eben noch nicht genug.

„Du bist so ein Dummkopf. Es ist kein Scherz, wenn ich sage, dass ich mir Sorgen mache."

„Hab ich auch nicht gesagt, aber ich lebe trotzdem."

„Manu."

Da stand einfach nur Manuels Name in der Nachricht, weshalb er noch kurz auf eine weitere Mitteilung wartete, die nicht kam. Deshalb schloss er einfach seine Augen und versuchte noch etwas zur Ruhe zu kommen. Jetzt hatte er endlich einmal so viel Zeit, dass er diese einfach nur mit Schlafen nutzen konnte, ohne an das Aufnehmen zu denken, aber das funktionierte nicht so einfach. Er konnte sich schon vorstellen, dass er sich die nächsten Stunden wach um die Ohren schlagen musste.
 

„Das klingt jetzt total bescheuert, aber ich würde dich sehr gern sehen."

Manu wachte gut zwei Stunden später auf, war er tatsächlich kurz eingeschlafen, das Handy hatte er aber dabei nicht los gelassen. Er hatte noch immer auf eine Nachricht von Taddl gehofft und er verpasste sie einfach. Als er den Satz zum ersten Mal las, glaubte er, dass ihn die Medikamente so extrem vernebelten, dass er sich einfach nur verlesen hatte. Doch er las die Nachricht immer und immer wieder, bis er endlich verstand, was diese Worte bedeuteten.

„Soll ich mir meine Maske bringen lassen?" Manuel schmunzelte, als er die Nachricht abschickte. Das Lächeln blieb jedoch nicht lange. Wenn er es ihm über Teamspeak gesagt hätte, dann hätte er sich das Lachen wohl nicht verkneifen können. Aber jetzt konnte er darüber nachdenken und er wusste genau, dass Taddl so etwas nie im Leben einfach nur so fragen würde. Auch wenn er ihn nicht hören konnte und deshalb nicht wusste, wie er diese Aussage rübergebracht hätte, war ihm klar, dass es ernst war. Manuel lag einiges an Taddl und umgekehrt schien es genauso zu sein. Es war halb vier Uhr morgens und da Taddl erst von Amerika wieder gekommen war, ging er nicht davon aus, dass er jetzt noch antwortete. Doch da hatte er sich geirrt.

„Halt mich für behindert. Von mir aus verbinde ich mir die Augen oder lass das Zimmer abdunkeln, aber ich würde gerade wirklich gerne in deiner Nähe sein. Du kannst dir einfach nicht vorstellen, welche Angst ich um dich hatte. Peter hatte noch nicht einmal ausgesprochen, da ist mir das Herz fast stehen geblieben. Außerdem ist heute schon der 31. und ich würde Silvester nur in meinem Zimmer verbringen, wenn ich wüsste, dass du da in deinem Krankenhausbett liegst."

Leicht schluckte der Braunhaarige und biss sich auf die Unterlippe. Okay, jetzt war er sich zu 100 Prozent sicher, dass es Taddl ernst meinte. Natürlich ging es hier um eine ernste Sache, wäre Manu fast gestorben und es gab noch so viele Geheimnisse um ihn, die er irgendwann einmal gelüftet haben wollte. Wahrscheinlich dann, wenn diese enormen Ausmaße, die diese ganze Youtube-Sache mittlerweile angenommen hatten, wieder zurück gingen und sich kaum noch einer für ihn interessierte. Hinter seiner Maske versteckte er ja so ziemlich alles. Viel mehr, als sich alle immer vorstellten. Und es wäre ein großer Schritt, wenn er jemanden in sein Leben lassen würde. Auch wenn sich Taddl wahrscheinlich sogar die Augen dafür ausgestochen hätte, aber so etwas brauchte eigentlich Zeit. Sehr viel mehr Zeit, um genauer darüber nachzudenken und Denken war gerade etwas, was er am allerwenigsten konnte.

„Du brauchst sie dir nicht zu verbinden. Wahrscheinlich wirst du eh blind, wenn du mich siehst. Ich seh bestimmt gerade so scheiße aus, wie ich mich fühle. Willst du echt extra nach Essen fahren? An Silvester?"

Manuel hatte keine Ahnung, welches Bild er gerade auf andere machte. Er konnte von Glück reden, wenn ihn hier im Krankenhaus niemand erkannte und er seine Ruhe hatte. Nicht vorzustellen, wenn wegen so einer Sache, sein kleines Geheimnis aufflog. Aber seine Stimmer brach immer noch teils beim Reden und es hörte sich nicht unbedingt nach ihm an, also konnte er sich noch in Sicherheit wiegen. Seine Mutter kannte auch niemand und weder Peter, noch Sebastian waren im Krankenhaus gewesen. Schnell verdrängte er diese Gedanken wieder, denn jetzt in Panik zu verfallen, würde seinen Heilprozess nicht beschleunigen.

„Red kein Scheiß, man. Ich bewerte Menschen eh nicht nach ihrem Äußeren. Mir ist egal, wie du aussiehst. Ich werd gegen Mittag da sein. In welches Krankenhaus muss ich?"

Da hatte Manuel wirklich zugestimmt, dass Taddl ihn besuchen durfte. Das allein brachte sein Herz dazu schneller zu schlagen, was er deutlich spüren konnte. Zum Glück war er nicht mehr an diese Maschinen angeschlossen, die seinen Puls und alles maßen, sonst würden gleich wohl alle Ärzte und Schwestern das Zimmer stürmen.

„Ich glaube, es gibt nichts behinderteres in meinem Kopf, als das gerade. Oh man, Manuel~", seufzte er in Gedanken. Er wollte Taddl schon so oft treffen, aber es ging einfach nicht. Er hatte seine ‚geheimen Wünsche' auch niemanden erzählt, wobei ihn Peter mittlerweile schon öfters aufzog, wenn er Taddl nur erwähnte. Mal ganz zu schweigen davon, dass er Manuel und Taddl in seinem Sims Let's Play auch noch miteinander verkuppeln wollte. Glücklicherweise ging das wohl an einem Großteil der Zuschauer vorbei, auch wenn Manu dadurch noch einige ernstgemeinte GLPaddl Fragen bekommen hatte. Was irgendwie logisch war, denn als Bruder wusste man sicher mehr, auch wenn sich Peter nur einen Spaß erlaubt hatte. Unter ihren Freunden, waren sie auch etwas Besonderes... zusammen. Sie gingen ja auch schon relativ offen miteinander um und Manuel erzählte Taddl oft Dinge, die ihre Freunde nicht wussten. Das führte sogar hin und wieder zu kleinen Streits mit Ardy, aber das mussten sie wohl hinnehmen. Ardy und Taddl waren schließlich auch die besten Freunde und wohnten immerhin zusammen. Ein weiterer Grund, warum es unmöglich gewesen wäre, nur Taddl zu treffen. Und zu sich nach Hause einladen, wollte er ihn nicht. Den Grund dafür, wusste er aber selbst nicht so genau. Vielleicht wäre ihm das zu schnell gegangen, hätte zu viel offen gelegt und Taddl zu viel Einblick in seine Privatsphäre gegeben.

„In die Uniklinik."

Viel mehr schrieb Manuel auch gar nicht mehr. Die Adresse wusste er auch nicht aus dem Kopf, aber Taddl war ja nicht auf den Kopf gefallen und wusste, wie man Google benutzen musste. Zumindest konnte er Taddl dann erklären, warum er im Krankenhaus war und warum er hatte operiert werden müssen. Er machte zwar kein großes Geheimnis darum, dass er krank war, aber was er wirklich hatte, das erwähnte er nie sonderlich groß. Seine Familie wusste Bescheid und das hätte eigentlich auch reichen sollen. Jetzt war es eben Taddl, der ihm ein wenig näher kam. Wobei ‚ein wenig' wirklich untertrieben war, immerhin durfte er ihn sehen. Die erste Person, vor der er seine Maske fallen ließ und sich komplett offenbarte. Vielleicht half ihm seine Krankheit jetzt sogar einen Schritt nach vorn zu machen und gab ihm die Chance, wieder menschliche Nähe zuzulassen. Und die ganzen Medikamente taten womöglich den Rest, denn er war sich nicht sicher, ob er es ‚nüchtern' wirklich zulassen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass die Ärzte noch nicht einmal richtig mit ihm geredet hatten, aber es war auch mitten in der Nacht und diese schliefen sicher auch irgendwann einmal.
 

Das er die Operation gut überstanden hatte, wusste er zwar, aber er wusste nicht, ob noch weitere nötig waren oder ob sie sein Leben dadurch nun tatsächlich verlängert hatten oder nicht. Dinge, die er Taddl auch mitteilen sollte, wenn er sich schon die Mühe machte vorbei zu kommen. Ein wenig Angst hatte er schon davor, vor der Reaktion, wie er es aufnehmen würde und was danach passieren würde. Manuel machte zwar gern Scherze über seine Krankheiten, aber wenn er genauer darüber nachdachte, dann hatte er gerade eigentlich viel zu viel Spaß an seinem Leben. Wobei es nicht direkt das Leben war, denn das fickte ihn tagtäglich aufs Neue, sondern viel mehr die Zeit, die er mit seinen Freunden im Teamspeak verbrachte und ganz wichtig war ihm da natürlich Taddl. Sie waren sich sehr ähnlich und es gab eigentlich fast nichts, bei dem sie mal nicht einer Meinung waren.
 

Das heute schon Silvester war, war ihm eigentlich egal. Das Feuerwerk war vielleicht zwei Minuten interessant, aber dann nervte es ihn viel eher. Diese Zeit hatte er die letzten Jahre, sowieso alleine mit zocken oder irgendetwas anderem verbracht, aber Taddl würde die Jahreswende nun hier verbringen, anstatt Spaß mit seinen Freunden zu haben. Schon allein deswegen, hätte er ihm gar nicht zustimmen sollen.
 

Während er sich, so gut wie jedes Szenario über ihr erstes Treffen vorgestellt hatte, schloss Manuel irgendwann die Augen. Es war anstrengend nachzudenken, wenn man so müde und kaputt war. Die Schmerzen waren noch immer vorhanden und er überlegte zwischen drin immer wieder, eine Schwester zu rufen, doch als er noch einmal auf sein Handy blickte und die Worte „Warte auf mich, Liebling", mit einem Herz am Ende las, legte sich ein schwaches Lächeln auf die Lippen, auch wenn das nicht das erste Mal war, dass Taddl ihm mit so etwas kam. Er konnte sich den Wortlaut von Taddl genau vorstellen, hatten sich ihre spaßigen Gespräch teils in sein Hirn eingebracht, doch letztlich war es doch so, dass er endlich zur Ruhe kam und einschlief...



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