Tag 6: Samstag
Über diese blöde ENS für Zoro hatte er gestern glatt vergessen, Nami zu antworten. An seinem Frühstückskaffee nippend holte er dies nun nach:
> Aber er hat doch was dazu geschrieben, das muss er doch sicher selber machen?Womit verbrachte er nun seinen ausnahmsweise freien Samstag? Eine Antwort von Nami brauchte er heute eher nicht erwarten, denn für gewöhnlich war sie nur abends online und an diesem Abend wollte sie auf ein Konzert gehen. Natürlich gönnte er ihr das.Ich hab grad mal nachgeguckt, welches Foto da von 2015 ist - keines der Fotos ist von 2015 oO Jetzt bin ich ganz irritiert, was da in 2015 geändert wurde an dem Cosplay. Das bringt meine ganze Rechnung durcheinander ;_; Mach doch sowas nicht mit mir.
Wie sollte er das mit dem Stalken merken? Ich schreib ihn ja nicht dort auch noch an -.- Mir ist schon klar, dass das creepy und needy rüberkommt. So viel Hirn hab ich dann doch noch zurückbehalten, trotz … diesem Etwas hier.
Aber schön, dass du meinen GB-Eintrag schon mal für sympathisch hältst - ich nämlich auch. Ich dachte mir, ein bisschen was lustiges, worauf er genauso zwangslos antworten kann > sowohl kurz als auch lang; und dazu eine Möglichkeit zur Initiation eines weitergehenden Gespräches. Jetzt muss nur noch der Adressat auftauchen und das Schätzchen zu schätzen wissen.
> Kann dir auch was von rosa Wölkchen vorfaseln. Die harte Realität is: Die nächste Zeit wird Scheiße mit Glücksgefühl
Klingt nicht gerade nach "Das muss ich haben!" …
> Brenn aber bitte nich deinen PC nieder sollte das hier nich klappen.
Neenee, den Laptop brauch ich noch, da ist doch all mein Zeug drauf. Aber ich könnte mir sein Profil ausdrucken und den Ausdruck verbrennen, wenn es soweit kommt. Falls überhaupt etwas kommt …
> Würds dir wünschen, bin aber auch nich grad das Glück in Reinform...
Glück. Super, bin ich auf ein so wankelmütiges Ding angewiesen. Muss das denn sein?
Ich denke immer noch, so eine Voodoo-Puppe könnte helfen.
Er seufzte leise. Natürlich musste er gar nicht nachsehen oder erwähnen, dass Zoro ihm nicht geantwortet hatte. Mittlerweile verstand sich das von selbst.
Ob er wirklich seit mehreren Monaten nicht mehr online gewesen war? Konnte Sanji sich nicht vorstellen. Heutzutage war das Internet ein wichtiges Kommunikationsmittel – neben vielem anderen mehr – und wirklich Off the Grid lebten doch nur Freaks und Kriminelle. Zoro schien zu keiner der beiden Seiten zu gehören, aber eben ziemlich Outdoor im Typ zu sein. Trotzdem musste man doch seine Emails checken und die Nachrichten auf seinen Hauptseiten nachsehen – nur für den Fall, dass jemand etwas Wichtiges von einem wollte. Das war heutzutage Standard, oder nicht?
Nur … Sollte Zoro wirklich seit mehreren – fünf – Monaten nicht mehr online gewesen sein, war dann nicht die Möglichkeit groß, dass er auch in den nächsten fünf Monaten nicht online kam? Was sollte Sanji denn machen, käme er tatsächlich so lange nicht online? Dann würde sich Zoro doch nie an ihre flüchtige Begegnung erinnern.
Darüber wollte Sanji nicht nachdenken! Ruhiger Optimismus war sein Markenzeichen.
Seufzend starrte er Zoros Profil an: offline. Wie brachte er ihn nur dazu, online zu kommen?
Ein Gedanke lief fix durch seinen Kopf, zu fix um ihn in Worte zu fassen. Ob er Zoros Freundin, die als Fuu dabei gewesen war, fand? Bestimmt gab es gemeinsame Fotos von den beiden, überlegte er, während er bereits Zoros Cosplay-Galerie ansah. Nur wenige Bilder später sah er sie tatsächlich und sah sich ihr Profil an. Kurz stutzte Sanji: die beiden wohnten in derselben Stadt? Was ein … Zufall. Dann hatte sie bestimmt Zoros Handynummer, bestimmt trafen sich die beiden öfter und nicht nur für eine Convention. Ihr war es also ein Leichtes, Kontakt mit ihm aufzunehmen … Sanjis Hirn arbeitete, um den Gedanken nicht konkret zu fassen, der sich ihm gerade aufdrängte. Ob sie wohl … für ihn … Heftig schüttelte Sanji den Kopf. Das ging nun wirklich nicht!
Abrupt stand er auf und wenig später lief er den ruhigen Weg hinter seinem Haus entlang. Er musste den Kopf freibekommen, unbedingt. Also lief er und lief weiter, lief schneller und lief so lange, bis jede Faser in seinem Körper aufgab. Jetzt fühlte er sich besser.
Endlich.
Und am Abend saß Sanji doch wieder von seinem Laptop und starrte Zoros Profil an. „Komm online. Komm online. Komm online.“ Doch sein Flehen blieb wirkungslos. Ob er nicht doch Fuu fragen … Nein!, schüttelte er den Kopf. Das wäre viel zu aufdringlich. Aber … Da war kein Aber, da wäre einfach nur aufdringlich und gruselig; besonders da er ihm erst vor fünf Tagen geschrieben hatte. Sowas funktionierte nur in kitschigen Liebesfilmen, nicht in der Wirklichkeit.
„Verdammt, verdammt, verdammt“, fluchte er leise und schloss mit einem Klick den Browser. Dieser Versuchung durfte er nicht nachgeben. Er musste stark bleiben und warten.
Warten.
