"Fesseln - 4 Teil 2"
Da bist du ja endlich, wir warten schon.“
„Was?“, fragte ich verwirrt. Er mustert mich von oben bis unten, trinkt einen Schluck. Lautes Gelächter und Musik dringen aus der Wohnung, im Hintergrund kann ich schemenhaft ein paar Leute ausmachen. Jemand schreit, die anderen lachen wieder.
„Bulma? Warum hast du eine Stripperin im Lehrerinnen-Outfit bestellt? Komischer Fetisch!“
„Was hab ich? Moment!“
Hitze schießt mir ins Gesicht, ich schnappe nach Luft. „Ich bin keine ...“
„Ach du Scheiße. Vegeta, du Volltrottel. Das ist Goku, meine Nach-ba-rin! Hey, Mrs Frost. Sind wir zu laut?“
Bulma grinst mich über Vegetas Schulter hinweg an. Ich tippe mir an die Stirn.
„Schade. Siehst doch sehr vielversprechend aus, bis auf die Klamotten. Nette Titten.“ Vegeta zuckt die Achseln und wirft mir einen Blick zu, dem ich nicht lange standhalten kann. Zum Glück für mich, mischte sich Bulma ein.
„Tut mir leid, Goku. Die Jungs sind ...“
„Ja, ihr seid viel zu laut.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Es gibt Menschen, die schlafen wollen, auch wenn du dir das vielleicht nicht vorstellen kannst.“
Bulma ging zurück und ließ mich mit dem gutaussehenden Mann alleine. „Komm rein, trink was mit“, sagt er und tritt einen schritt zur Seite. Ich schüttle den Kopf.
„Nein, danke. Ich will nicht stören, wenn die Stripperin kommt.“
„Bulma hat gar keine bestellt.“ Grinsend hebt er beide Hände. Sie sind in weiße Handschuhe gehüllt, und er bewegt sie, mit so viel Anmut.
„Was ist das? So etwas hab ich noch nicht gesehen“, frage ich. Bevor ich mich bremsen kann, habe ich seine Hände schon in meine genommen und zu mir herangezogen. Ein Reflex, den mein blöder Körper ausgelöst haben muss. Warum sollte ich ihn sonst anfassen wollen? Zumal ich in überhaupt nicht kannte, und die einzigste Gemeinsamkeit bei unserem Anhängseln lag. Schockiert sehe ich ihn an.
„Das sind spezielle, Maß angefertigte Handschuhe.“ Er zieht die Hände nicht zurück. Ich weiß nicht, was ich machen soll, also bleibe ich stehen und halte sie weiter fest, während wir uns unverwandt ansehen. Ich schlucke nervös.
„Vegeta!“ Er blickt über die Schulter in seine Wohnung. „Warte! Ich komm gleich.“ Er sieht mich wieder an, und ich lasse seine Hände langsam aus meinen gleiten.
„Es wird gleich ruhiger, versprochen. Wir feiern nur meine Einweihungsparty und außerdem muss ich mich erst daran gewöhnen, eine Nachbarin zu haben.“
„Und dann noch so eine hübsche.“
„Moment? Ich dachte Bulma wohnt hier.“ Ich schaue in an und wartete auf seine Antwort. „Nein ab heute nicht mehr.“ Ein schwarzhaariger Mann schiebt sich an Vegeta, so hieß er doch oder? vorbei und sieht mich an.
„Radizz, zisch ab“, knurrt er. Radizz ist muskulös und hat Schultern wie ein Kleiderschrank, obwohl er noch sehr jung wirkt. Ungefähr in meinem Alter, schätze ich.
Aus der Wohnung riecht es nach Bier, Zigarettenrauch und gebratenem Fleisch. Die Jungs lachen wieder, laut. Jemand flucht so heftig, dass ich mir die Ohren zuhalten möchte. Ich spüre, wie ich rot anlaufe. Dann zwingt mich die Neugier doch, an Vegeta vorbei in die Wohnung zu schielen. Der Anblick der Jungs und der von Bulma, die um einen langen Holztisch in der Mitte des Zimmers sitzen, lässt mein Atem stocken. Bulma hält beide Hände in eine große Vase voller Eiswürfel und flucht durch zusammengebissene Zähne. Bevor ich fragen kann, was das soll, ruft einer der Leute: „Fertig! Und los.“
Bulma nimmt die Hände aus der Vase, greift nach einem Handy und fängt an zu tippen. Die anderen feuern sie mit lautem Gejohle an, während sie wiederholt vor schmerzen das Gesicht verzieht und weiter vor sich hin schimpft. Vegeta dreht sich um und sieht für einen Moment zu, bevor er sich wieder mir zuwendet.
„Ist nur Spaß, und gehört zur Party dazu.“
„Das ist nicht euer Ernst, oder? Ihr könnt euch Erfrierungen an den Fingern holen“, sage ich kopfschüttelnd. „Seid ihr irre?“
„Bist du eigentlich immer so?“
„Wie, so?“, frage ich zurück.
„So frostig.“ Er grinst. Ich erwidere seinen Blick für einen Moment, bevor ich mich zum gehen wende.
Die Musik wechselt zu einem ruhigen Rocksong, den ich nicht kenne. Allerdings erkenne ich die Stimme. Ganz eindeutig.
„Es wäre schön, wenn ihr etwas leiser feiern könntet“, sage ich. „Ich muss morgen früh raus. Nachdem ich gestern Nacht durch Bulma schon gestört wurde ...“
„Autsch, sorry. Hast du uns gehört? Aber ich bin eine echte Wildkatze und kaum zu bremsen.“ rief Bulma mir vom Wohnzimmer entgegen.
Oh Kami. Mein Magen setzt zu einem Hechtsprung an. Ein kalter Schauer jagt mir über den Rücken, und in meinem Kopf läuft plötzlich ein Film ab, denn ich nicht sehen will. Wirklich nicht. „Danke Bulma“ erwiderte ich zurück.
„Wie kommt es eigentlich, dass man von dir nichts hört, Mrs Frost?“ (jetzt fing er auch noch damit an), unterbricht Vegeta meine Gedanken. Er hebt spöttisch eine Braue und lehnt sich an den Türrahmen, während er mich von oben bis unten mustert.
Wütend beiße ich die Lippen aufeinander. Bulma du Tratschweib, kannst du nicht einmal etwas nicht erzählen, dachte ich. „Ich bin wohl eher … eine Schlange im Bett.“ Er lacht leise und beugt sich zu mir. Ich kann ihn riechen. Ein maskuliner eigen Geruch gepaart mit einer Mischung aus Minze und Schokolade. Nervös halte ich die Luft an, zucke aber nicht zurück. Etwas an ihm reizt mich, auch wenn ich nicht weiß, was. Vielleicht ist es sein Aussehen. Oder sein Anhängsel, weil ich das gleiche habe.
„Eine Schlange? Klingt interessant. So … beweglich.“
Meine Wangen glühen. „Falls du dich über mich lustig machen willst ...“
„Hey. Ich bin ein Mann. Du musst es gewohnt sein, dass man dir ins Höschen will, oder?“ Er zieht einen Mundwinkel nach oben. Seine Arroganz lässt mir fast den Atem stocken. Unfassbar! Er macht sich über mich lustig. Nur weil ich anders bin. Mein Herz pocht heftig.
„In meinem Höschen befindet sich bereits ein Arschloch, und das reicht mir ehrlich gesagt. Gute Nacht.“
Meine Schlagfertigkeit schockt mich selbst. Bevor er etwas erwidern kann, drehe ich mich schnell um und haste die wenigen Schritte über den Flur zu meiner Tür. Erst, als sie hinter mir ins Schloss fällt, platzt es aus mir heraus. Ein Lachen. Es klingt ungewohnt, aber … befreiend. Warum auch immer er mich so reizt, in seiner Gegenwart entdecke ich Seiten an mir, die ich fast vergessen hatte. Und ich fühle mich nicht mehr wie ein Opfer. Was hat das zu bedeuten? ...