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SMS von gestern Nacht

(Tala/Bryan Freundschaft)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich siedel das Kapitel mal von ner eigenständigen FF hierher um - es gehört schließlich dazu :) Komplett anzeigen

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Am anderen Handy

Tala war sauer.
 

Stinksauer.
 

Vor ein paar Tagen hatte er sich heftig mit Bryan gestritten und sie hatten seitdem kein Wort mehr miteinander gewechselt.
 

Er wollte, das Bryan ihn endlich sieht - ihn wahrnimmt.
 

Tala war kurz davor, zu seinem sogenannten besten Freund hinüberzugehen und ihn anzuschreien - nur um sicherzugehen, dass er ihn auch wirklich hörte.

Doch jedes mal, wenn sie sich in einem der kalten Gängen in der Abtei begegneten, suchte er das Weite, so schnell er konnte, statt ihm seine Wut einfach entgegenzuplärren.
 

Tala konnte einfach nicht vergessen, was er gesagt hatte.
 

"Ich brauch dich und die ganzen Wichser hier in der Abtei nicht!"

Bryan hatte ihn noch nie so hasserfüllt angesehen, noch nie so angebrüllt.

Was war nur mit ihm los? Merkte er nicht, wie er ihn damit verletzt hatte? Auch wenn es von außen so aussah, als hätte er kein Herz, war er immer noch ein Mensch und Worte trafen ihn härter als eine Faust, gerade und vor allem wenn sie von jemandem kamen, der ihm etwas bedeutete.

Viel bedeutete.
 

Und Bryan hatte ihm metaphorisch gesehen den Kiefer gebrochen.
 

Natürlich würde Tala das nie zugeben. Nein, dafür war er zu stolz - und das sollte sein bester Freund eigentlich auch wissen.

Nachdenklich ließ Tala sich auf sein Bett sinken und starrte an die Decke. Es war bereits weit nach zwölf Uhr nachts und er konnte einfach nicht schlafen. Er war von seiner Tür zum Bett gewandert, von dort zum Fenster und hatte sich allmählich wieder zum Schlafen hingelegt, doch seine Gedanken hielten ihn wach und drehten sich im Kreis. Sie wanderten immer wieder zu Bryan, der ihm sagte, dass er ihn nicht brauchte.
 

"Kannst du dir nicht vorstellen, wie ich mich fühle? Spürst du das nicht?", seufzte er und zog die Decke bis unters Kinn.
 

Gerade, als Tala endlich am Einschlafen war, vibrierte sein Handy auf dem Nachttisch.
 

"Scheißdreck! Ich war fast eingeschlafen!" Fluchend griff er nach dem kleinen Ding und war versucht, es gegen die Wand zu werfen. "Wer zur Hölle schreibt mir bitte um so eine Uhrzeit?"
 

Sauer öffnete er die Nachricht und sein Herz blieb kurz stehen.
 

Sie war von Bryan - er konnte also auch nicht schlafen.

17. Februar
 

1:38 Tala?

Und dann stand in der scheiß Nachricht noch nicht einmal was sinnvolles drin! Das hatte ihn seinen Schlaf gekostet. Genervt schloss er die Nachricht und legte das Handy zurück auf den Nachttisch - aber nicht, ohne vorher den Vibrationsalarm abzustellen.
 

Was sollte er darauf jetzt auch antworten?

Fast eine Stunde später empfing sein Handy noch eine Nachricht von Bryan, doch das bekam Tala nicht mehr mit, denn er was bereits eingeschlafen.
 

2:21 Können wir uns in den nächsten paar Tagen mal unterhalten?
 

Am nächsten Morgen fand er die neue Nachricht auf seinem Handy und öffnete sie.

"Wenn du mich nicht mehr in deinem Leben willst, so wie die anderen Wichser aus der Abtei - warum schreibst du mir dann? Warum willst du mit mir reden?", murmelte er leise fragend vor sich hin. Und warum berührte ihn diese Nachricht tief in seinem Innersten? Er wollte ihm antworten, sofort - wollte ihm sagen, was er für ein riesiges Arschloch war. Er hatte sogar schon sein Handy in der Hand, machte dann jedoch wieder einen Rückzieher.
 

Brauchte er ihn?
 

Er brachte es einfach nicht über sich, ihm zu sagen, was er für ein Arsch war - und wie er sich dabei fühlte, denn das Tat weh.
 

Es tat verdammt weh.

Sogar einem Tala Ivanov.
 

Seufzend packte Tala das Handy weg und legte sich zurück in sein Bett. Am liebsten würde er einfach gar nichts machen heute. Vielleicht war er am nächsten Tag bereit, Bryan zu antworten. Ja, vielleicht war morgen ein guter Tag für eine Antwort. Oder übermorgen. Oder den Tag danach...
 

Am Abend des 'Tag danachs' hatte gerade die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen, als er hörte, wie sein Handy vom Nachttisch ein dumpfes vibrierendes Geräusch machte - als hätte es gewusst, dass Tala genau in diesem Moment den Raum betrat.
 

19. Februar

22:43 Warum kannst du mir nicht wenigstens sagen, dass du auf mich und meine Fresse keinen Bock mehr hast?
 

Glaubte Bryan nicht langsam, dass es besser war, er würde sein Leben ohne Tala leben? Dann würden sie nämlich auch nicht ständig streiten - und Bryan würde nicht ständig Dinge sagen, die er ein paar Tage später bereuen würde. Dinge, die Tala (im übertragenen Sinne) bluten ließen. Die ihm stärker zusetzten, als er es zugeben wollte.
 

"Weil ich nicht 'keinen Bock mehr auf dich und deine Fresse habe", murmelte er vor sich hin. Dieser Streit und die ganzen Nachrichten von Bryan, wie er ihn dazu überreden wollte, wieder mit ihm zu sprechen kosteten ihn wirklich viel Kraft und Energie. Zusätzlich zu seinem Training gab ihm das den Rest und er lies sich einfach nur ins Bett fallen.

Zugegeben, die letzten Tage hatte er nichts anderes gemacht als schlafen, aufstehen, trainieren, schlafen aufstehen trainieren... aber für mehr reichte es im Moment einfach nicht. Er musste das schleunigst in den Griff bekommen, um sich wieder ordentlich konzentrieren zu können - sonst würde man ihn wohl unehrenhaft aus dem Geheimprojekt entlassen...
 

23. Februar

22:18 Verdammt Tala! Sag halt was! Sonst kann ich mir die Mühe auch sparen einen Schritt auf dich zuzugehen, wenn du das sowieso nicht willst!
 

Das wars.
 

Er musste ihm jetzt schreiben - auch Bryan würde ihm nicht ewig nachlaufen.

Und ganz tief in seinem Herz war eben noch immer ein Platz für ihn. Dafür würde er sich jetzt aber trotzdem einiges anhören müssen. Tala war nach wie vor stinksauer auf seinen besten Freund und tippte was das Zeug hielt auf sein Handy ein. Zum Glück war es ein Nokia.
 

"Verdammt, wie soll man auch mit 160 Zeichen pro SMS auskommen?", fluchte Tala vor sich hin, bevor ihm einfiel, dass die moderne Technik auch noch ein zwei Tricks mehr auf Lager hatte, wie er diesen Text an den Mann - und in diesem Fall an Bryan - bringen konnte. Er löschte das, was er bisher eingetippt hatte also wieder und fing - sich das Wunder des Internets zunutze machend - erneut an zu tippen. Wieso war Bryan nicht auf den Gedanken gekommen? Achja richtig, der schrieb in manche SMSse auch einfach nur seinen Namen rein... Da brauchte man natürlich nicht mehr als 160 Zeichen.
 

Tala hatte sich mit seiner Nachricht ziemlich in Rage geschrieben, auch wenn seine Intention eigentlich Versöhnung war und als er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich auf den Sende-Button gedrückt hatte, musste er erst einmal verschnaufen.
 

Tief einatmen.

Tief ausatmen.

Einatmen.

Ausatmen.
 

Jetzt ging es ihm schon deutlich besser.
 

Er hatte sich entschieden, Bryan nun doch endlich reinen Wein einzuschenken und ihm zu sagen, dass es ihm ziemlich zusetzte, was er zu ihm gesagt hatte. Und das er ihm viel bedeutete, weil er sein bester Freund war - das es ihn damals bei ihrem ersten großen Streit schon so hart getroffen hat, als Bryan nicht mehr mit ihm sprechen wollte. Noch einmal wollte er das nicht erleben - und doch waren sie wieder genau hier an diesem Punkt, an dem er sich schlecht - ach was, grauenhaft fühlte!
 

Sein Handy in der Hand haltend wanderte Tala im Raum umher. Er ging von einer Ecke in die andere, immer darauf wartend, dass das kleine Wunder der Technik in seiner Hand ein verräterisches Vibrieren von sich gab. Es verging eine gute viertel Stunde, in der überhaupt nichts passierte und langsam wurde er nervös. Vielleicht hatte Bryan die Nachricht noch gar nicht gelesen? Oder er hatte es sich anders überlegt und wollte Tala nun doch nicht mehr sehen.

Er ging alle möglichen Horrorszenarien durch, bevor das lang ersehnte Vibrieren die Stille mit einem leisen brrrrrt brrrrt durchbrach und er voller Ungeduld Bryans Antwort öffnete.
 

00:03 Es tut mir leid - ich wusste nicht, dass dir das so zugesetzt hat. Warum hast du nie etwas gesagt? Ich will mich doch auch nicht mit dir streiten. Du bist mein bester Freund und ich brauch die ganzen Wichser hier in der Abtei wirklich nicht, aber dich schon! Ich kann dir nicht versprechen, dass wir nie wieder streiten, aber ich werd bestimmt nie wieder sagen, dass du dich aus meinem Leben verpissen sollst. Ich brauch dich, Tala.
 

Erleichtert atmete er auf.
 

00:07 Ich dich auch. Mach das nie wieder, du Wichser!
 

Fast musste Tala über seine Antwort lachen.
 

Kurz darauf vibrierte sein Handy erneut. Bryan musste ihn ja echt vermissen, so oft wie er ihm in letzter Zeit schrieb. Dabei war sich Tala davor nicht mal sicher, ob er überhaupt seine Nummer gespeichert hatte, weil er normalerweise klopfte und ihn direkt fragte. Bryan hasste es nämlich, wenn er keine (zeitnahe) Antwort bekam - vermutlich hatte Tala ihn in den letzten Tagen also wirklich gequält. Etwas schuldbewusst öffnete er die Nachricht.
 

00:07 Kommst du rüber?
 

Eigentlich war die Frage überflüssig, natürlich würde er rüber kommen. Tala wünschte sich seit Wochen nichts sehnlicher, als das sie ihren Streit endlich aus der Welt schafften. Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte er sein Handy weggelegt und war schon auf dem Weg zu Bryans Zimmer.

Ehrlicherweise war er sogar ziemlich aufgeregt und hatte leichtes Herzklopfen. Seine Hände waren etwas schwitzig und er rieb sie an seiner Hose trocken. Es war doch nur Bryan, kein Grund nervös zu sein! Als er an der Tür angekommen war, hielt er kurz inne, ehe er klopfte. Es war nur Bryan.
 

Nur Bryan.
 

Trotzdem rutschte ihm das Herz in die Hose, als er 'nur Bryan' sah und dieser ihn ins Zimmer lies. Schweigend standen sie sich gegenüber und es verging bestimmt eine Minute.
 

Eine lange Minute.
 

Eine gefühlte Ewigkeit.
 

Niemand traute sich, etwas zu sagen.
 

"Es tut mir leid, Tala. Wirklich. Ich hab mich verhalten wie das Arschloch, dass ich manchmal echt sein kann...", entschuldigte sich Bryan schließlich und durchbrach die unangenehme Stille zwischen ihnen. Er hätte Tala wirklich nicht bitten sollen, etwas aus dem Labor mitgehen zu lassen. Dieser nickte langsam, ehe er zu einer Erklärung ansetzte.
 

"Ich hätte dir auch sagen können, das ich so viel um die Ohren hatte, dass ich dafür gar keine Zeit hatte - sorry. Boris hat mich in eins von den Geheimprojekten eingespannt. So eine Testreihe - deswegen hatte ich überhaupt Zutritt zu den ganzen Forschungslaboren. Mehr kann ich dir aber nicht sagen, sonst krieg ich wohl richtig Ärger...", sagte Tala und sah ihn entschuldigend an.
 

"Macht doch nichts", meinte Bryan beschwichtigend. Er schien einfach nur froh darüber zu sein, dass er wieder mit ihm redete - und Tala ging es nicht anders.
 

"Schwamm drüber?"
 

"Schwamm drüber."
 

Die beiden sahen sich an und schlugen grinsend ein.

Manchmal konnten sie einfach nicht miteinander - aber noch weniger konnten sie ohne einander.
 

Er sah, hörte und brauchte ihn also doch noch.
 

Bryan wusste also endlich, was er wollte.



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