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70th Floor

von

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Wir haben uns selbst den Kampf erschwert

Noch Unterwasser öffnete ich die Augen und fuhr sofort ruckartig hoch. Ich atmete schnell ein und aus, um möglichst viel Luft zu bekommen.

Nach einigen Sekunden beruhigte sich mein Atem. Aufrecht saß ich im inzwischen nur noch lauwarmen Badewasser, von dem ungefähr die Hälfte überall im Badezimmer verteilt war. Voller Schreck sah ich auf die Uhr. Wie lang hatte ich hier denn geschlafen und wie hatte ich das überhaupt hinbekommen? Ich bin doch noch nie beim Baden eingeschlafen. Es war keine Zeit jetzt das Bad sauber zu machen. Ich war hier fast eine Stunde drin! Schnell sprang ich heraus und zog mich an. Ich entschied mich dafür, die Haare lufttrocknen zu lassen, schließlich hatten wir es eilig.

Ich rannte die Treppe hinunter, nahm immer zwei Stufen auf einmal und wäre fast hingefallen, hätte Kirito mich nicht aufgefangen. „Wir sind jetzt zwar schon später dran als geplant, aber das ist doch noch kein Grund, sich schon vor dem Kampf umbringen zu wollen“, scherzelte er mit diesem frechen Lächeln, das ich so an ihm mochte. Ich grinste belustigt zurück. „Jaja, wir sollten jetzt aber wirklich losgehen“, meinte ich darauf, doch Kirito wehrte ab: „Wenn wir schon außerhalb des Zeitplans sind, dann trockne doch wenigstens noch deine Haare! Nicht, dass du dich erkältest, falls das in diesem Spiel möglich ist.“ „Dann kann ich auch gleich noch das Bad putzen! Ich hab mich extra beeilt!“, sagte ich dazu und fing dabei schon fast an, zu schreien. Kirito antwortete im gleichen Tonfall: „BEEILT!? Eine Stunde nennst du „BEEILT“! Und wie kommst du darauf, dass du das Badezimmer putzen solltest?“

Eine kleine Pause der Stille entstand, dann sagte ich Kirito in einem ruhigen Ton, was geschehen war. Ich erzählte ihm, dass ich eingeschlafen war und von dem Traum. Mit jedem Wort, das ich sagte, wurde ich mir sicherer bei meiner Vermutung, die sich in meinem Kopf dabei bildete.

Ich erinnerte mich daran, wie ich versucht hatte, den Drachen, der dem aus dem ersten Traum sehr ähnlich sah, in den Fuß zu stechen. Doch im Gegensatz zum vorherigen Traum ließ er sich dort nicht verletzen.

Ich bemerkte nicht, wie sich meine Stimme verlangsamte und meine Augen ohne zu zwinkern in eine Richtung starrten. Schließlich stoppte ich mitten im Satz komplett, als wäre ich eingefroren. In meinem Kopf sammelten sich sämtliche Informationen, Vermutungen und Ideen und schlossen sich zu einer Lösung. Ich musste nur die Träume verbinden und…

Schließlich winkte Kirito mit seiner Hand vor meinem Gesicht und holte mich mit einem „Noch da?“ wieder in die – auch wenn man das hier nicht wirklich so nennen kann – Realität zurück. Ich zwinkerte ein paar Mal. Wo war ich stehengeblieben? Egal! Ich musste Kirito sofort sagen, was hier Sache war, denn falls meine Vermutung stimmte, durften wir auf keinen Fall Zeit verlieren.

„Was wolltest du zuletzt sagen?“, fragte er mich, doch ich antwortete nicht darauf. Stattdessen stellte ich ihm hektisch eine ungenaue Frage: „Hast du ihn getroffen?“ So deutlich, wie ich sie gestellt hatte, konnte Kirito natürlich mit nichts anderem antworten als einem verwunderten Blick und einem „Was ist los?“.

Vor lauter Aufregung konnte ich nicht die richtigen Worte finden und stotterte ein paar Buchstaben vor mich hin, bis ich das richtige Wort fand: „D… dr… d… d… DRACHE!!!“ Sicherlich wirkte ich wie eine Verrückte, aber meine Entdeckung war mindestens genau so krank.

Kiritos Blick sah immer verunsicherter aus, doch dann fand ich wieder die passenden Worte und sprach sie immer noch mit hoher, aber schon etwas geringerer Geschwindigkeit aus: „Hast du den Drachen in deinem Traum irgendwie getroffen?“ Kiritos Gesichtszüge wurden nachdenklich, aber dennoch verwundert.

Schließlich antwortete er mit einem „ja“. Es klang, wie ich auch, ein wenig hektisch. Wahrscheinlich hatte ich ihn gerade mit diesem Tonfall angesteckt. Ich fragte ihn weiter: „Und wo hast du ihn getroffen? Also, an welcher Körperstelle?“ Erneut musste Kirito überlegen, doch dann sagte er: „Das muss irgendwo am Rücken gewesen sein oder so, aber warum willst du das denn überhaupt wissen?“

Mit diesem Satz hatte sich meine Vermutung bestätigt. Die Stelle, die ich in meinem ersten Traum mit dem Drachen mit dem Schwert nicht durchbohren konnte, war am Rücken. Außerdem saß Kirito bereits am Tisch und frühstückte, als ich nach Unten kam. Das heißt, sein Traum muss vor meinem zu Ende gewesen sein. Genau an der Stelle, an der Kirito den Drachen getroffen hatte, war er nicht verwundbar, am Fuß hingegen schon, da ihn dort noch keiner verletzt hatte.

In meinem zweiten Traum hatte ich den Drachen erst an den Füßen getroffen. Ich konnte ihn an der Stelle nicht verletzen. Wahrscheinlich, weil ich ihn schon im ersten Traum dort verwundet hatte. Am Bauch hingegen hatte ihn noch keiner getroffen, daher war es für mich möglich, ihn dort zu verletzen.

Das konnte die Lösung sein. Nein, das musste die Lösung sein! Ich war genial! Man könnte mich „Sherlock Asuna“ nennen. Doch eigentlich war es egal, wie gut ich war, denn ändern konnte ich Kiritos und mein Schicksal dadurch auch nicht. Akihiko Kayaba war einfach noch besser als wir. Es war zu spät, um noch etwas dagegen zu unternehmen zu können. Mit einem unheimlich leeren, schockierten Blick starrte ich wieder ein wenig neben Kirito.
 

Irgendwann riss er mich schließlich aus meinen Gedanken. „Asuna, was ist denn jetzt eigentlich genau los?“, fragte er mich voller Verwirrung und ein bisschen Panik war in seiner Stimme auch zu finden.

Mein Blick veränderte sich erst nicht, doch dann starrte ich Kirito direkt in die Augen und er zuckte zusammen. Es musste vermutlich etwas gruselig herüberkommen sein, als ich ihn so ansah und ihm mit zitternder Stimme direkt ins Gesicht sagte: „Kirito… Ich glaube, wir haben uns selbst den Kampf mit unserem Gegner erschwert.“



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