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Shadow Games

Thiefshipping
von

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Kapitel 4

Kapitel 4
 

Die Tonlage in Bakuras Stimme sorgte dafür, dass Malik bei der Aussage dann doch etwas zusammenzuckte. Er wollte einen Ausflug machen? Jetzt, um diese Uhrzeit?

Das war garnicht gut.

Zumal der Griff von Bakuras Hand ihn auch wieder daran erinnerte, dass er es immernoch mit einem gefährlichen Mann zu tun hatte, der auf keinen Fall die wahre Identität von Malik herausfinden durfte.

Hoffentlich ahnte der Weißhaarige nicht, was der Ägypter vorhatte. Er durfte jetzt nur nichts Falsches sagen, sonst würde seine Tarnung – die er ja eigentlich garnicht hatte -am Ende doch noch auffliegen.

„Ich habe aber keine Zeit für einen Ausflug.“, wiedersprach er dann trotzdem und schob die Hand von sich weg. Jedenfalls versuchte er es, denn Bakura ließ sich nicht davon beirren und schob Malik wieder voran. Wohl darauf bedacht, ihn nicht so einfach loszulassen.
 

Der Ägypter sollte sich schleunigst etwas einfallen lassen, weil ihm das gerade so überhaupt nicht zusagte. Und in dem Moment war sein Instinkt nach Flucht so groß, dass er es tatsächlich wagte, Bakura seinen Ellenbogen in die Magengegend zu rammen, als sie gerade aus der Tür des Kasinos getreten waren.

Er lief los, überhaupt nicht darauf achtend, wohin er gerade rannte. Er konnte sowieso nicht klar denken in dem Moment, weil er einfach impulsiv gehandelt hatte.
 

Bakura hatte eigentlich nicht vorgehabt, Malik los zu lassen. Der Schlag war auch nicht stark genug gewesen, um ihn außer Gefecht zu setzten, aber er kam so überraschend, dass es dem Weißhaarigen doch kurz die Sprache verschlug.

„Scheisse!“ Er hatte Malik wohl gewaltig unterschätzt, das musste er sich eingestehen. Aber er war nicht Bakura, wenn er es einfach so zulassen würde ihn abhauen zu lassen. Natürlich hatte er Steve bescheid gegeben, dass dieser bereits mit der Limousine vorfahren sollte.
 

Und noch ehe Malik sich versah, hatte der schwarze Wagen ihm auch schon den Fluchtweg abgeschnitten. Mist, wo kam denn der auf einmal her? Er wäre fast hineingerannt, wenn er nicht abrupt abgebremst hätte. Auch die Kehrtwende in eine andere Richtung scheiterte kläglich, als zwei Männer aus dem Auto stürmten und ihn hineinzerrten.

„Pfoten weg von mir!“, fluchte Malik lautstark herum, was die Typen allerdings herzlich wenig interessierte.
 

Bakura näherte sich langsam dem Wagen, damit er sich erstmal von seiner erneuten Niederlage erholen konnte. Malik wollte es wohl unbedingt auf die harte Tour haben, so wie er sich gerade verhielt.

Bei dem Gedanken schlich sich allerdings wieder ein Grinsen auf Bakuras Lippen. Der Ägypter war nicht so schnell klein zu kriegen und das war eine Eigenschaft, die ihn direkt an ihn selbst erinnerte.

Vielleicht wars ja auch gerade das, was ihn so interessant machte?
 

„Malik, Malik, Malik.“ Er stieg in den Wagen ein und goss sich in der Limousine ein neues Glas Champagner ein. Ja, er liebte dieses Getränk.

„Warum wolltest du denn unbedingt weglaufen? Dazu gibts doch keinen Grund.“
 

Knurrend räkelte Malik sich herum, da Bakuras Männer ihn ja immernoch nicht loslassen wollten. „Ich habe eben keine Zeit für deinen Ausflug! Und sag deinen Affen, dass sie mich loslassen sollen!“

Seine Augen funkelten dem Weißhaarigen trotzig entgegen und umspielten seine Unsicherheit, die er wegen seiner kleinen Flucht nicht ganz verhindern konnte. Was hatte Bakura denn jetzt mit ihm vor?

„Was hast du denn so Wichtiges zu erledigen, dass es unbedingt noch heute Nacht sein muss?“

Malik antwortete nicht, sondern drehte seinen Kopf zur Seite. Natürlich hatte er nichts Wichtiges zu erledigen gehabt und natürlich war ihm klar, dass Bakura ihm diese Ausrede nicht abkaufen würde. Also sagte er lieber garnichts dazu.

Grinsend über sein Schweigen stellte Bakura dann sein Glas wieder weg, um sich dem Ägypter zu nähern. Er legte die Hand unter das Kinn von Malik und drehte seinen Kopf wieder zu sich, sodass der Andere ihn ansehen musste.

„Woher kommt denn dein Misstrauen, Malik?“ Sein Ausdruck wurde finster und Malik hob eine Augenbraue an. Er hatte das beschleichende Gefühl, dass er jetzt Bakuras wahres Ich zu Gesicht bekam. Aber erschreckenderweise machte es ihm so gut wie keine Angst, wenn er ihm so gegenüber saß. Auch wenn das jetzt verrückt klang, aber dieser finstere Ausdruck stand dem Weißhaarigen recht gut und machte ihn irgendwie sexy.

Dennoch unterdrückte er seinen Reiz, auf die Frage mit seiner ersten Eingebung zu antworten.

Woher sein misstrauen kam? Er hatte immerhin genügend Gerüchte über Bakura gehört, nur konnte er es ihm ja schlecht auf die Nase binden. Stattdessen sollte er lieber zusehen, dass er sich nicht noch mehr um Kopf und Kragen redete.

„Hey, immerhin hast du mich soeben entführt. Da werde ich doch wohl einen guten Grund haben, dir zu misstrauen.“
 

Jetzt musste Bakura lachen, weil er Malik nicht wirklich glauben schenkte. Das konnte er sonst wem erzählen, aber nicht ihm. Schließlich würde jemand nicht einfach ohne Grund vor jemanden wie Bakura davonlaufen. Schon garnicht, wenn er ihn so offensichtlich provozierte. Was wusste Malik also wirklich über ihn?

„Warum sagst du mir nicht einfach, was du genau von mir willst, Malik?“
 

Auch wenn ihm jetzt deutlich flau im Magen wurde, hielt Malik dem Blick von Bakura immernoch stand. Mist, wenn er so weiter machte, dann hatte er bald keine Ausreden mehr, mit denen er sich aus der ganzen Sache herausreden konnte.

„Du bist es doch, der etwas von mir will. Oder warum zwingst du mich, jetzt mit dir mit zu fahren?“, lenkte er die Frage geschickt von sich selber ab und Bakura merkte schon, dass er dem Ägypter keine Antwort entlocken konnte. Also änderte er seine Taktik wieder und ließ von Malik ab. Auch seinen Affen – wie Malik sie so schön genannt hatte – deutete er an, dass sie den Ägypter wieder loslassen sollten.
 

„Es wird nicht lange dauern. Ich will dir nur etwas zeigen, was dich vielleicht interessiert.“ Und er war sehr gespannt auf Maliks Reaktion dabei.

„Du willst mir was Interessantes zeigen?“ Der Ägypter konnte nicht verhindern, dass sich seine Neugierde meldete. Was konnte nur so interessant sein, dass der Weißhaarige ihn dafür sogar verschleppte? Und an einer zweideutigen Aussage wagte er bei dieser Sache doch sehr stark zu zweifeln, denn das wäre ihm aufgefallen. Zumal Bakura jetzt ein nachdenkliches Gesicht machte und die Arme vor der Brust verschränkte. Er wirkte fast schon angespannt, so als würde er selbst daran zweifeln, ob es eine so gute Idee gewesen war, Malik jetzt mitzunehmen.

Was sollte das ganze überhaupt? So richtig schlau wurde Malik nicht wirklich aus Bakura. Aber immerhin stellte der Weißhaarige ihm keine weiteren Fragen mehr und das war doch erstmal gut so. Also schwieg er die restliche Fahrt über ebenfalls.
 

Zugegeben war es gerade wirklich mehr als riskant für Bakura gewesen, dass er jetzt beschlossen hatte, Malik sein Geheimnis zu zeigen. Aber auf der anderen Seite hielt er es einfach für die beste Methode, ihn jetzt direkt damit zu konfrontieren. Entweder wusste Malik Bescheid, oder er wusste es nicht. Aber nur so konnte er herausfinden, welche Absichten in dem Ägypter steckten.
 

Am Ort seiner Ziele angekommen, deutete Bakura seinen Männern an, Malik wieder fest zu halten. Nicht, dass er auf die Idee kommen würde, doch nochmal einen Fluchtversuch zu starten. Schnaubend, aber trotzdem wortlos musste Malik es sich jetzt wohl oder übel gefallen lassen. Aber so verlassen wie die Gegend aussah, wäre es wohl keine gute Idee gewesen, nochmal wegzulaufen. Malik fragte sich, wie lange sie überhaupt gefahren waren. Eine kurze Strecke war es jedenfalls nicht.
 

Sie gingen eine steinige Weggabelung entlang, bis sie bei einer Höhle ankamen. Der Ägypter konnte kaum etwas erkennen, da es schon sehr dunkel war. Nur eines hatte er mitbekommen. Nämlich, dass Bakura nicht wie üblich seine Sonnenbrille getragen hatte.

Es kam ihm schon etwas suspekt vor, als er sich das Innenleben der Steinwände so betrachtete. Sie waren bis zur Decke hin mit breiten Rohren gefüllt, die auf Malik ziemlich harmlos wirkten.

Doch dann allerdings blickte er doch neugierig auf, als Bakura den Männern, die vor dem nächsten Eingang standen, wortlos den Ärmel hochkrempelte und sie dann nickend den Durchgang gewährten.

Kurz drifteten seine Gedanken wieder zu dem Zeichen von Bakura ab, das er ihm auf seinem Arm hinterlassen hatte und schlagartig wurde ihm klar, dass der Weißhaarige dieselbe Narbe auf seinem Arm haben musste. Scheisse, auf den Gedanken war er bisher noch überhaupt nicht gekommen, geschweige denn, dass er sich Bakuras Körper so genau angesehen hatte, als dass es ihm aufgefallen wäre.
 

Im nächsten Raum staunte Malik auch nicht schlecht, als er vor sich eine riesige Baustelle entdecken konnte, indem die langen Rohre verlegt wurden. Aber dennoch war er gleichzeitig verwirrt darüber, was Bakura ihm damit eigentlich zeigen wollte. Er blickte den Weißhaarigen an, welcher wieder die Arme vor der Brust verschränkt hatte und immernoch kein Wort sagte.

Sollte Malik nachfragen? Oder sollte er lieber die Klappe halten?

Was zum Henker ging hier vor, verdammt nochmal? Waren die Gerüchte über Bakura vielleicht nur erfunden und hatten seine Kollegen Malik einfach nur verarscht, um sich einen Spaß mit ihm zu erlauben? Nein, das konnte er sich wirklich nicht vorstellen. Aber die Fragen in seinem Kopf würden bald explodieren, wenn Malik keine Antworten darauf bekam. Informationen von irgendwelchen Rohren konnten Bakura doch noch garnichts nachweisen. Vorausgesetzt, dass er überhaupt etwas hatte, was man ihm nachweisen musste.

Zum Teufel damit! „Sag mal, bist du hier der Obermaulwurf oder was?“ Etwas anderes fiel ihm einfach nicht ein und direkte Fragen wollte er jetzt auch lieber keine stellen. Aber garnichts zu sagen, dass würde seine Neugierde überstrapazieren.
 

Bakura staunte nicht schlecht über Maliks Aussage und musste laut darüber lachen. Also entweder war er ein guter Schauspieler, oder aber, er hatte wirklich keine Ahnung von dem, was der Weißhaarige hier trieb. Und da er ersteres ausschloss, musste es zwangsläufig die zweite Alternative sein. Gut, er wusste also nicht über Bakuras Geschäfte Bescheid, soviel stand schonmal fest.
 

Bakura hatte bis jetzt angenommen, dass Malik vielleicht doch ein potenzieller Kunde von ihm werden wollte. Aber das war jetzt wohl ausgeschlossen. Aber was wollte Malik denn dann von ihm, wenn es nicht das gewesen war? Es konnte doch unmöglich nur die Neugierde in ihm sein, weil er einpaar Dinge über ihn auf dem Flughaften aufgeschnappt hatte?

Nein, so gedankenlos schätzte er Malik bestimmt nicht ein.

Aber gut, er hatte dem Ägypter jetzt gezeigt, was er ihm zeigen wollte und fand es eigentlich fast schon schade, dass dieser keine Ahnung davon hatte.
 

Nur einer Sache war Bakura sich vollkommen sicher. Er wollte Malik nicht mehr gehen lassen. Und das hatte nichtsmehr mit seinen Geschäften zu tun.

„Vielleicht bin ich das“, antwortete er flüchtig und ging wieder mit Malik hinaus.

Das wars, kam da nicht mehr? Verwirrt darüber zerrte Malik wieder an seinen Armen herum, da seine Männer ihn ja immernoch festhielten. Wegen so einer Aktion musste er sich das alles hier gefallen lassen? Das war ja ganz toll und er wollte gerade losschreien, als Bakura sich dann zu ihm umdrehte und fast schon lächelte.

„Weißt du, Malik. Ich habe Hunger.“ Sagte er dann einfach zusammenhanglos und störte sich nicht daran, dass Malik hier gleich einen Kollaps bekam. „Und ich würde dich gerne zum Essen einladen.“

Dann öffnete er die Tür und grinse wieder hinterhältig. „Es steht dir frei, ob du mitkommst oder nicht.“
 

In dem Augenblick ließen Bakuras Männer von Malik ab, der aber nur mit offenem Mund dastand und sich vorkam, als wäre er im falschen Film gelandet. Dieses arrogante Schwein verarschte ihn doch, oder nicht!? Er hatte schon verstanden, dass Bakura ihn jetzt eiskalt in dieser Einöde zurücklassen würde, wenn Malik seiner Einladung nicht Folge leisten würde. War das etwa seine Art sich an Malik zu rächen, weil dieser ihn flachgelegt hatte?

Verdammt, der Weißhaarige hatte es faustdick hinter den Ohren. Und selbst wenn diese Aktion etwas zu bedeuten hatte, so konnte sich Malik immernoch keinen Reim darauf machen. Und für seine Recherchen war diese Information bei weitem nicht das, was er sich erhofft hatte.
 

Aber musste er nicht auf der anderen Seite zugeben, dass Bakuras Angebot gerade mehr als nur verlockend war? Mistkerl oder gefährlicher Kerl hin oder her, aber der Weißhaarige hatte nunmal diese Art an sich, die Malik letztendlich dann doch dazu breitschlug, auf die Einladung einzugehen. Zumal sich jetzt sein Magen auch bemerkbar machte. Die Nacht war schnell vergangen, das hatte er garnicht gemerkt. Und vielleicht konnte der Tag ja noch ganz schön werden.
 

Also setzte er sich wieder in den Wagen und sie fuhren auf Bakuras Befehl hin zum Flughafen. Den Ort hatte der Weißhaarige natürlich bewusst gewählt, denn er musste der Sache jetzt doch mehr auf den Grund gehen.

Außerdem traf es sich ohnehin recht gut, denn dort befand sich ein Restaurant, in dem Bakura am liebsten aß.
 

Malik war vom Flughafen nicht begeistert und konnte sich sicher schon denken, warum Bakura ausgerechnet dorthin wollte. Aber gut, er durfte sich jetzt nichts anmerken lassen und konnte überhaupt von Glück reden, dass der Weißhaarige ihm bisher noch nicht auf die Schliche gekommen war.
 

„Nur damit das klar ist. Du hast mich eingeladen, also zahlst du auch.“ War das erste, was Malik einfiel, als er die gesalzenen Preise in dem Laden sah, der sowieso schon übertrieben edel wirkte. Er kam sich irgendwie fehl am Platz vor.

Bakura saß ihm gegenüber und musste lachen. „Knapp bei Kasse, was?“, schlussfolgerte er daraufhin, worauf Malik mit den Schultern zuckte. Das unangenehme Gefühl überspielend, dass ihm das eigentlich nur rausgerutscht war.

„Nunja, sagen wir es so. Meine finanzielle Situation lässt mir keinen großen Spielraum für kostspielige Restaurantbesuche.“ Dass es zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben war, musste Bakura ja auch nicht unbedingt wissen. Aber warum großartig nach Ausreden suchen?
 

„Keine Sorge. Wenn ich sage, dass ich dich einlade, dann meine ich das ausnahmsweise auch mal genauso.“, grinste Bakura, der ja sonst immer gern die Spielregeln veränderte. Abgesehen davon ging es ihm jetzt garnicht um Geld, sondern eher um Malik.

„Also bestell, was du willst und schau nicht auf den Preis.“
 

Malik sah sich kurz um, als er bemerkte, dass Bakura nicht von seinen Männern umgeben war. Er hatte sie also wirklich weggeschickt, was ihn doch irgendwo verwunderte. Aber er sollte sich seiner Sache lieber nicht zu sicher sein, denn gerade in so einer harmlosen Situation sollte der Ägypter auf der Hut sein.

Er überflog die Karte und hatte sichtlich Mühe, der Aufforderung von Bakura nicht nachzukommen. Natürlich blickte man auf den Preis, wenn man gerade nicht mehr als ein Lumpen in der Tasche hatte und sich dabei dachte, dass man davon die halbe Miete bezahlen konnte. Schlichtweg traute er sich auch einfach nicht, etwas zu bestellen.

„Du kannst mir doch sicher was empfehlen, oder?“

Jedenfalls sah es so aus, als würde Bakura hier öfters essen, als er sah, wie die Bedienung ihnen freundlicherweise ohne Aufforderung wieder zwei Gläser Champagner herbeistellte.

Als Bakura über die Karte hin zu Malik blickte, staunte er nicht schlecht, dass der Ägypter ihn anlächelte. So sanft. Und so unbeschreiblich hübsch, dass er es automatisch erwiderte.

Selbst durch die Sonnenbrille hindurch – sie waren ja schließlich wieder in der Öffentlichkeit – konnte Malik das aufrichtige Lächeln erkennen. Und spürte im nächsten Augenblick sein Herz etwas höher schlagen.
 

Schnell räusperte er sich und versteckte sich hinter der Karte. Sich selbst dafür schimpfend, dass es hier immernoch um seinen Job ging. Verdammt, was sollte das gerade? Hatte er vergessen, dass Bakura nur ein Mistkerl war, oder was?

Einmal tief durchatmend fing er sich wieder und wollte in Bakuras Gesicht blicken, der aber jetzt seinerseits hinter der Karte verschwunden war.

Warum antwortete er denn jetzt nicht? Hatte er was gemerkt? Scheisse Malik, reiß dich doch mal zusammen!

„Okay, dann bestelle ich für uns zweimal Koreanisch.“, meinte Bakura nur knapp. Er hatte natürlich die kurze Verlegenheit des Ägypters mitbekommen, sagte aber nichts dazu. Vielleicht war es auch nur Wunschdenken von ihm, also durfte er sich nichts anmerken lassen.

Malik nickte und versuchte, sich jetzt nicht wie der letzte Idiot aufzuführen. Er trank einen Schluck Schampus, das beruhigte immerhin seine Nerven.
 

Als sie recht schnell bedient wurden, fing Bakura dann kommentarlos an zu essen. Da er es gewohnt war, alleine zu essen, hatte er auch wenig Ahnung von Höflichkeit. Auch aufs Maliks „Ich wünsche guten Appetit“ hin, zuckte er nur mit den Schultern. Allerdings stocherte und kaute er dann doch etwas beherrschter als üblich auf dem Essen herum. Irrte er sich, oder hatte Malik wirklich allein mit seiner Anwesenheit schon einen Einfluss auf ihn?

Der Ägypter beobachtete Bakura dabei, wie dieser scheinbar etwas unsicher sein Essen zu sich nahm. Was war denn los mit ihm? Wenn er es nicht besser wüsste, würde er fast sagen, dass Bakura es nicht gewohnt war, in Gesellschaft zu essen.

„Wann hast du denn das letzte Mal mit jemanden gegessen?“, fragte er dann doch einfach so direkt heraus. Zum einen, weil es ihn wirklich interessierte und zum anderen, wollte er einfach mit Bakura sprechen. Die Stille war erdrückend.

Zumal er ja auch hier war, um etwas über den Weißhaarigen herauszufinden.
 

Etwas entrüstet stellte Bakura sein Glas ab und sah Malik dann ernst an.

„Wie kommst du jetzt darauf?“ War der Weißhaarige denn wirklich so leicht zu durchschauen, was das anging? Oder hatte Malik nur einfach ein gutes Gespür?

„Naja, du bist ein attraktiver Kerl.“

Klar war Bakura attraktiv, sonst wäre Malik wohl auch nicht gleich mit ihm ins Bett gesprungen. Nur schien es ihm nicht sonderlich zu gefallen, dass er das gerade gesagt hatte. Sein Blick war fast schon gereizt.

„Na und? Was hast das damit zu tun?“ Auch ein Kerl wie Bakura sprang nicht sofort mit jedem Kerl ins Bett, selbst wenn es für Malik den Eindruck machen sollte.

Eben gerade deswegen, weil er attraktiv war und viel Geld hatte, zog das schon genug Idioten an, die versuchten, ihn deswegen auszunutzen. Und der Weißhaarige ließ sich bestimmt nicht von dahergelaufenen Pennern ausnutzen. Die sollten froh sein, wenn Bakura sie nicht zur Hölle jagte.

Er schüttelte den Kopf und trank wieder seinen Champagner. Das Gespräch gefiel ihm nicht, weil es in eine falsche Richtung ging. Er war es doch, der etwas über Malik herausfinden wollte und nicht umgekehrt.
 

Malik war nicht entgangen, dass dem Weißhaarigen das Gespräch unangenehm war, also beließ er es lieber mit einem „Ich meinte ja nur“ dabei, obwohl er eigentlich der Typ war, der dann erst recht weiterbohrte.

Aber in dem Fall konnte er Bakuras Reaktion sogar nachvollziehen und wollte ihn nicht weiter damit verärgern. Immerhin war es sicher nicht leicht, jemanden zu finden, der es ehrlich mit ihm meinte, wenn man der Besitzer eines Kasinos war.

So langsam fiel es Malik wirklich sehr schwer, den Gerüchten über Bakura Glauben zu schenken. Er machte auf ihn nicht den Eindruck, als wäre er so ein schlechter Kerl, wie alle von ihm behaupten würden. Aber vielleicht wollte er nur einfach nicht den schlechten Kerl in ihm sehen. Dieser kleine Unterschied war ihm in dem Moment noch nicht wirklich bewusst.
 

„Wie ist denn mit dir, Malik?“, lenkte Bakura dann schließlich komplett ab. „Warum hast du dich ausgerechnet für Tokyo entschieden?“ Und vor allem wollte Bakura wissen, was Malik beruflich machte.
 

Gut, jetzt war es also soweit, dass der Ägypter ihm nichtmehr ausweichen konnte. Denn wenn er jetzt wieder nach Ausreden suchte, damit er nicht antworten musste, dann machte er sich damit erst recht wieder verdächtig. „Ein guter Freund von der Uni war Japaner und wir haben das Land oft besucht. Danach habe ich mich dazu entschlossen, hier Fuß zu fassen. Tja und jetzt bin ich hier.“ Das war nichtmal gelogen.
 

„So? Und was hast du denn schönes studiert, Malik?“

Vorsicht Malik. Immerhin würde er ihm sicher nicht auf die Nase binden, dass er Journalismus studiert hatte. Um seine Überlegung zu überspielen, was er denn nun darauf antworten sollte, grinse Malik ihn dann etwas lasziv an. „Was glaubst du denn, was ich studiert habe?“ Er konnte es jetzt nicht lassen, eine zweideutige Anspielung zu machen. Schon allein aus dem Grund, weil er hoffte, die Aufmerksamkeit von Bakura auf ein anderes Thema zu lenken.
 

Wieder wich Malik Bakuras Frage sehr geschickt aus. Aber der Weißhaarige musste zugeben, dass Malik es schon sehr gut draufhatte, ihn mit den richtigen Worten zu reizen.

Er erwiderte den Blick ebenso verführerisch, dachte aber trotzdem über eine Antwort nach. Dass Malik ein Journalist war, auf die Idee würde er niemals kommen. Und zwar aus dem Grund, weil er derartigen Leuten schon genug Warnungen hat zukommen lassen und sich demnach ziemlich sicher war, dass keiner von ihnen sich in seine Nähe trauen würde.

Eine Sprache erschien ihm dann am logischsten. Warum denn sonst sollte man ins Ausland wollen? Also tippte er auf Anglistik.
 

„Nein“, Malik grinste. „Informatik.“ Zumindest hatte er während der Studienzeit genug Kurse besucht, damit auch das nicht so weit hergeholt war.
 

Der Weißhaarige hob eine Augenbraue an und musste dann doch verschmitzt grinsen. Also mit Informatik hatte er ja nun auch nicht gerechnet. Und er konnte sich Malik auch schwer vorstellen, wie dieser den ganzen Tag nur vor dem PC hing und irgendwelche Programme tippte. Aber gut, aufgrund der boomenden Softwarefirmen in Japan ergab es dann auch irgendwo einen Sinn für Bakura.

„Ich hätte nicht gedacht, dass Informatiker so hübsch sein können“, konnte er sich den Kommentar nicht verkneifen.

„Hey, nicht jeder trägt eine Hornbrille und hat einen Bierbauch“, grinste Malik frech, fühlte sich aber über das Kompliment seitens Bakura geschmeichelt.

„Und für welche Firma bist du hier tätig?“, stellte der Weißhaarige seine nächste Frage. Denn so uninteressant war es für Bakura garnicht. Immerhin kannte er genug Spielefirmen, die ihm ja unter anderem seine Automaten in seinem Kasino so programmierten, dass sie den Leuten das Geld leichter aus der Tasche zogen.
 

„Für gar keine.“ Keine Namen nennen, darauf musste er achten. „Im Moment sind es nur kleine Privataufträge. Ist ja auch nicht so leicht, gleich was zu finden, wenn man neu in der Stadt ist.“ Hoffentlich klang das wirklich glaubwürdig.

„Ich könnte ja ein gutes Wort für dich einlegen, Malik. Sag mir nur, welche Firma du im Auge hast und ich erledige den Rest.“ Immerhin ging es in jeder Branche nur um Vitamin B. Das wusste Bakura nur allzu gut. Trotzdem konnte er sich nicht erklären, warum er Malik überhaupt so ein Angebot machte.
 

Und Malik sich auch nicht, weshalb er ihn auch etwas erstaunt anblickte. Nein, soweit wollte er es jetzt nun wirklich nicht kommen lassen. Aber interessant war es schon, dass Bakura scheinbar mehr Einfluss hatte, als er angenommen hatte.

„Nein, schon in Ordnung.“, winkte er dann schnell ab und sah, wie Bakura dann seine Sonnenbrille kurz anhob und ihn etwas misstrauisch durchleuchtete.

Oh oh… Er hatte wohl doch etwas zu viel geplappert.
 

Bakura musterte Maliks Augen und wunderte sich darüber, dass er sein Angebot einfach so ausgeschlagen hatte. Denn eine solche Reaktion kannte er auch noch nicht, weil die meisten Menschen, die er kannte, immer sehr erpicht darauf waren, möglichst viele Kontakte zu knüpfen. Sich selbst eingeschlossen.

Wenn Malik es also weder auf seine Geschäfte, noch auf sonst irgendwelche Kontakte abgesehen hatte, was wollte er dann von ihm?

Er beugte sich zu ihm vor und verengte seine Augen zu Schlitzen.

„Hör mal, Malik. Wie wärs, wenn du mir nach dem Essen mal das Lokal zeigst, indem du angeblich von mir gehört hast.“ Eigentlich wars doch genau das, warum sie überhaupt hierhergekommen waren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2017-05-15T04:45:32+00:00 15.05.2017 06:45
(ᵔᴥᵔ) Hi,

oh man, dafür das Bakura so mega vorsichtig ist und direkt danach sucht, was Malik schon über ihn wissen könnte oder warum er sich für ihn interessiert, hat sich Malik sehr wacker geschlagen. Mysterien sind nun mal interessant *ggg*

Aber jetzt mit dem Besuch auf dem Flughafen scheint sich die Schlinge um Maliks Hals immer weiter zuzuziehen, so ratlos wie Bakura in seinen Überlegungen wird, das Malik weder Geschäfte mit ihm machen will, noch Kontakte knüpfen. Ich bin neugierig, was Malik jetzt tun wird, weil das Lokal in dem er angeblich von Bakura etwas aufgeschnappt hat gibt es sicher nicht. Ich hoffe mal für ihn, das er sich einigermaßen auf dem Flughafen auskennt.

Sehr spannend :D

Liebe Grüße, Jyorie (Kopie)



Re. kein Problem mit dem treu bleiben. Ich mag deine Geschichten :3
hab ja auch schon alle anderen von dir gelesen und werde mir die hier nicht entgehen lassen :D


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