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Comatose

Sasori x Deidara/Deidara x Sasori
von

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Das erste Treffen

Das sanfte Klopfen an der Zimmertür weckte Sasori auf.

Es waren nun schon einige Wochen vergangen, seitdem er aus seinem Koma erwacht war; die Ärzte, sowie seine Großmutter hatten ihm die Situation erklärt. Sie hatten ihm von dem Autounfall erzählt und dass seitdem zwanzig Jahre vergangen waren. Er glich demnach einem medizinischen Wunder, was ihn allerdings nicht kümmerte. Wegen seiner geistigen Verfassung, dem Desinteresse, das er allem und jeden entgegenbrachte, waren ihm von seine Großmutter neben normalen Ärzten noch Psychologen zur Seite gestellt worden, aber auch daran zeigte Sasori kein Interesse. Worüber sollte er mit denen auch reden? Er hatte zwei Jahrzehnte lang geschlafen, es gab nichts, worüber er sich mit diesen Fremden unterhalten sollte. Er war nun kein Kind mehr, auch wenn sein Körper schwach und so schmal wie der eines jungen Heranwachsenden war. Zumal hatte das, was er den anderen Menschen entgegenbrachte, in seinen Augen nichts mit Emotionslosigkeit zu tun. Er sah lediglich keinen Sinn darin über belanglose Dinge zu reden, wo doch ohnehin jedes einzelne Wort schmerzte, das aus seiner Kehle kam.

„Guten Morgen, Sasori-sama!“ Nachdem seine Zimmertür geöffnet wurde trat eine der Bediensteten ein und Miyako war die Maid, die sich die meiste Zeit um ihn kümmerte. Sie wechselte regelmäßig die Verbände der zurückgebliebenen Wunden an seinen Körper, wo die Ärzte die Plastikschläuche eingeführt hatten, um ihn zu ernähren und am Leben zu erhalten. Außerdem umsorgte sie ihn den restlichen Tag. Sie setzte ihn in einen Rollstuhl und fuhr mit ihm in großen Garten spazieren, oder besuchte mit ihm die Bibliothek des Hauses, wo sie ihm verschiedene Bücher heraussuchte, von denen eins langweiliger war als das nächste, ohne Verstehen zu wollen, dass Sasori lieber in seinem Bett liegen würde, denn die aufgesetzt freundliche Art von Miyako machte ihn krank.

„Heute ist so ein schöner Tag!“, verkündete sie wie jeden Morgen mit einem Säuseln, als sie die schweren Vorhänge an den Fenstern zurückschob, sodass sie das grelle Sonnenlicht hereinließ. Danach öffnete sie einen der Fensterflügel und lauschte einen Moment lang dem Vogelgezwitscher, das in das totenstille Zimmer eindrang.

„Sie können es sicherlich kaum erwarten nach draußen in die Sonne zu kommen. Nicht wahr, Sasori-sama?“

Während sich Miyako umdrehte und ihn mit einem strahlenden Lächeln anschaute, erwiderte er ihren Blick ausdruckslos. Es war offensichtlich, was für einen Schwachsinn sie soeben von sich gab, immerhin war sie Diejenige, die es kaum erwarten konnte, draußen in der warmen Frühlingssonne zu sitzen; zusammen mit Tee und Gebäck, sowie ihrem Liebsten, dessen Ring sie an ihrem rechten Ringfinger trug. Weit entfernt von diesem Haus und Sasori, der sie mit seiner schweigenden Art innerlich an dem Rande der Verzweiflung trieb, während er ihr die wertvolle Zeit ihres Tages stahl. Sie wusste, dass sie beide nicht hier sein wollten und doch musste sie es tun.

„Dann wollen wir uns beeilen, dass Sie Frühstücken können!“, flötete sie, woraufhin er ihr antwortete, indem er die Augen schloss, ehe er seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung drehte, damit sie sich ungehindert an ihre Arbeit machen konnte.
 

„Sasori-sama, Sie sollten noch etwas essen!“

Obwohl Sasori nur kühl auf den Löffel schaute, den Miyako ihm entgegen hielt, erlosch ihr Lächeln nicht.

„Nur noch ein bisschen.“, versuchte sie ihn wie ein kleines Kind zu überreden, weshalb sie vermutete, dass er sich nun erst recht weigerte noch weiter zu essen. Immerhin war es jeden Tag die gleiche komplizierte Prozedur, sodass sie letztlich nachgab, um ihm stattdessen eine Teetasse anzureichen, die er sogar eigenständig annahm. Sie hatte herausgefunden, dass ungesüßter Tee das Einzige war, was er stillschweigend zu sich nahm und ihr selbst kam diese Erkenntnis ebenfalls zu Gute, da sie sich in der Zwischenzeit um andere Dinge kümmern konnte.

„So, dann lass ich Sie eine Zeit alleine. Ich habe Ihnen ein Buch mitgebracht und wenn etwas sein sollte, brauchen Sie nur zu klingeln!“, erklärte sie ihrem Herrn, den sie zum Frühstück nach draußen auf die Veranda gefahren hatte. Nun ließ sie ihn zusammen mit dem alten Buch und einer Teekanne voll grünem Tee alleine, während sie das Frühstück abräumte und zurück in die Küche brachte.

„Miyako! Du bist ja schon fertig mit deiner Arbeit? Hm~ Beneidenswert!“, wurde sie dort von einer Kollegin begrüßt, die dem Familienkoch beim Gemüseschneiden half.

„Naja.“

„Hm~ Nichts naja. Ich würde so gerne mit dir tauschen!“

„Wieso? Würde es dir wirklich gefallen dich den ganzen Tag um so einen schwierigen Fall zu kümmern?“, seufzend ließ sich Miyako auf einem Stuhl nieder.

„Natürlich! Sasori-sama sieht immerhin so gut aus!“

Kaum begann ihre Kollegin zu schwärmen, stand sie allerdings wieder auf. Sie war verheiratet, hatte Kinder und wäre eigentlich glücklich, wobei ihre Geldprobleme nur ein kleiner Teil eines Ganzen waren. Während sie ihrer Arbeit hier sorgsam nachging, würde sie, im Gegensatz zu dieser anderen Maid, niemals auf die Idee kommen Sasori schöne Augen zu machen. Dies gehörte sichimmerhin aus sehr vielen Gründen nicht und dies war auch etwas, wieso Chiyo-sama ausgerechnet ihr diese Aufgabe anvertraut hatte.

„Also wirklich!“, seufzte sie, als sie die Küche wieder verließ.
 

Langsam fuhr Sasoris Finger über die vergilbte Buchseite, nachdem er alleine gelassen wurde. Er wusste nicht, wieso ihm Miyako dieses Mal einen Liebesroman mitgebracht hatte, denn das war sicherlich das Letzte, was er gerade lesen wollte, aber er genoss die Ruhe, die er dadurch bekam. Gemächlich überflog er deshalb Seite für Seite und je länger er in der Geschichte vertieft war, desto deutlicher zeichnete sich das Bild der Protagonistin vor seinem inneren Auge ab. Er hatte immer noch nicht herausgefunden, wer dieses Mädchen aus seinem Traum gewesen war. Aber er sah ihre blonden Haare immer noch ganz deutlich. Kurz hielt er inne und blickte auf. Obwohl er noch nicht einmal den Grund für dieses Verlangen kannte, wollte er sich auf die Suche nach ihr begeben, wenn er es denn könnte. Denn noch war er an diesem Rollstuhl gefesselt, auch wenn er dank der ausgezeichneten Ärzte sehr gute Fortschritte machte. Ein bisschen konnte er sich eigenständig damit bewegen, bloß war er noch weit davon entfernt die Stadt besuchen zu können, zumal dieser Gedanke mehr als nur kindlich und naiv war. Zwanzig Jahre waren eine lange Zeit. Selbst wenn er sie wiederfinden würde. Was erhoffte er sich dann? Sie würde sowieso ihr eigenes Leben haben, doch er begann trotzdem über die Erinnerung an ihre warmen Hände matt zu schmunzeln.

Vielleicht war er nicht in der Lage sie jetzt schon zu suchen, aber seine Verfassung würde nicht besser werden, wenn er sich nicht bewegte. Zumindest das wurde Sasori nun auf einmal bewusst, weshalb er das Buch zur Seite auf den Verandatisch ablegte, ehe er seine Hände an die Griffstangen der Rollstuhlräder legte, um sich in Bewegung zu setzen und ein bisschen Abwechslung zu suchen, indem er einen der flachen Schotterwege entlang rollte.

Das Anwesen seiner Großmutter glich eher einem westlichen Herrenhaus und hatte nichts mit den schmalen Blockhäusern gemeinsam, an die er sich noch dunkel erinnern konnte. Selbst die weitläufige Gartenanlage war erstaunlich, sodass er sich fragte, wie Chiyo zu solch einem Wohlstand gekommen war, da sie ihren Lebensunterhalt, seines Wissens nach, immer nur mit ein bisschen Kunsthandel unterhalten hatte. Geld schien für sie nun nur noch eine kleine Rolle zu spielen, aber obwohl sie für ihn die besten Ärzte bezahlte, hatte er sie seit seines Erwachens nur einige Male kurz zu Gesicht bekommen. Sie schien viel und hart zu arbeiten, sodass er sie gerne gefragt hätte, wofür sie sich diese Umstände machte, denn er wusste noch, was sie damals gesagt hatte. Er war der letzte Teil ihrer Familie und er konnte auf das schlechte Gewissen der alten Frau verzichten, wenn sie es denn nicht wirklich ernst meinte.

Als Sasori den äußeren Rand des Grundstückes erreicht hatte, musste er vor dem großen Tor eine kurze Pause einlegen. Es zehrte an seinen Kräften, die er bei Weitem noch nicht wieder erreicht hatte, aber weiter würde er auch nicht kommen, da er plötzlich hektische Schritten hinter sich hörte.

„Sasori-sama?“ Ein Mann, den er bisher noch nicht gesehen hatte, tauchte neben ihm auf. „Sasori-sama, was machen Sie denn hier ganz alleine? Wo ist denn Miyako-san?“

Ohne auf diese Frage zu antworten, blickte er zu dem fremden Bediensteten hoch, der etwas verunsichert zu lächeln begann.

„Sie... wissen es wohl selbst nicht?“, mutmaßte sein Gegenüber leise, ehe er nach dem Rollstuhl griff, um ihn vorsichtig zur Seite zu schieben.

„Ich werde sie verständigen. Sie soll sofort herkommen.“

Weil dieses Versprechen für Sasori allerdings vollkommen unnütz war, schwieg er, wobei er die Straße auf der anderen Seite des verzierten Eisentores beobachtete und den Angestellten telefonieren ließ. An der Straße hielt derweil ein größerer Transporter. Es schien eine Lieferung für seine Großmutter zu sein, weshalb es den armen Mann überforderte, als er gleichzeitig mit seinem Telefon am Ohr das Tor öffnete, während der Fahrer ausstieg, um ihm eine Liste zu überreichen.

„E-einen Moment... bitte...“, fing Sasori daraufhin einige Gesprächsfetzen auf und blickte nun wieder gelangweilt in eine andere Richtung. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er den restlichen Tag wieder mit Miyako verbringen würde und es würde ihn schon genügen, wenn er sich irgendwie davor bewahren konnte.

Auf einmal fiel ihm dann allerdings etwas sehr Interessantes ins Auge. Sasori konnte beobachten, wie eine vermummte Gestalt hinter dem Transporter verschwand, während sich dessen Fahrer und der junge Mann immer noch unterhielten. Sie bemerkten nicht, wie sich ein Fremder an der hinteren Tür des Wagens zu schaffen machte, wodurch der Rotschopf der Einzige war, der wusste, was soeben vor sich ging.

„Sasori-sama! Gott sei Dank, was machen Sie denn hier draußen? Wieso haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie sich schon wieder so gut... bewegen können?“

Miyakos abgehetzte Stimme unterbrach die Szene. Sie kam direkt auf ihn zugerannt, wobei sie den Rock ihres Kleides angehoben hatte. Ihre brünetten Haare wippten dabei mit jedem Schritt, den sie rannte und ihr sonst so freundlich lächelndes Gesicht, wirkte angespannt, sodass es Sasori so schien, als hätte sich sein kleiner Ausflug gleich doppelt gelohnt. Doch weil ihn die Maid scheinbar sofort wieder zum Haus zurückfahren wollte, musste er etwas unternehmen. Er hatte keine Lust ausgerechnet jetzt, wo es gerade so interessant wurde, wieder zurück zu müssen; er wollte die Maid noch ein bisschen auf Abstand halten.

„Der Transporter.“, entwich es ihm sehr ruhig, woraufhin sich Miyakos erschöpftes Gesicht zu einer entsetzen Grimasse verwandelte.

„Bitte?“, hauchte sie irritiert. Es war das erste Mal, dass er etwas zu ihr sagte. Das erste Mal, dass sie seine Stimme hörte, von der sie wohl dachte, dass er gar keine besitzen würde.

„Da ist ein Dieb im Transporter.“, wiederholte er sich zu seiner Erklärung und es dauerte bis sie ihn verstanden hatte. Schwach nickend ging Miyako schließlich zu ihrem Kollegen, der zuerst ebenso verwirrt zu Sasori, dann allerdings in Richtung des Wagens blickte. Der Fahrer wurde unruhig und während die beiden Männer leise um den Transporter herumschlichen, lehnte sich der Rotschopf in seinem Rollstuhl zurück, wobei er die Szene genoss, die sich ihm nun bot.

Zwischen dem lauten Gebrüll konnte man das aufgeregte Trampeln von der Ladefläche hören; etwas fiel und ging zu Bruch und gerade, als der Fahrer die Gestalt hinter dem Wagen hervor zerrte, stellte sich Miyako in sein Blickfeld.

„Wir sollten jetzt zurück...“, sagte sie zu ihm, doch Sasoris Blick glitt an ihr vorbei. Er beobachtete, wie dem Dieb die dunkle Kapuze vom Kopf gezogen wurde, worunter ein Schwall von blonden Haaren zum Vorschein kam, die in der Sonne hell aufleuchteten. Miyakos Stimme schwand in den Hintergrund.

„Ich will Sasori-kuns Braut werden!“, ertönte stattdessen die kichernde Mädchenstimme in seinem Kopf.

„Oi, oi! Nehmt eure Finger weg! Packt mich nicht an, hm!“

Nur passte diese Stimme, die Sasori dort hörte, überhaupt nicht zu der aus seiner Erinnerung, weshalb er zurück zu der Maid schaute.

„...Sasori-sama, hören Sie mir überhaupt zu?“ Sie war nervös.

„M-miyako-san? Was stehst du da? Ruf die Polizei!“

„Aber...“ Und ihre Nervosität wuchs.

„Kein... Aber... mach schon!“

„Oi? Keine Bullen? Ich... ich hab doch nichts gemacht, hm!“

Das Zappeln des Diebes ließ nach, da er mittlerweile von zwei erwachsenen Männern gleichzeitig festgehalten wurde, nur zeigte diese Einsicht keine Wirkung, denn der junge Mann, der vorher zu Sasori so unsicher gewesen war, war nun sichtlich verärgert und wollte diesen versuchten Diebstahl nicht ungestraft davonkommen lassen. Dabei war es offensichtlich, womit er es hier zu tun hatte. Die Jeans des Blonden war an den Knien zerrissen und auch sein Kapuzenpullover war abgetragen. „Die Polizei wird den entstandenen Schaden nicht ersetzen können und von dem Jungen ist wohl auch nicht viel zu holen.“, stellte Sasori leise fest, wobei er ganz erstaunt von Miyako gemustert wurde. „Selbst, wenn er dafür bestraft wird, bleiben wir auf den Schaden sitzen.“ In seinem Hals begann es zu schmerzen, weshalb er sein Gesicht verzog, sodass sich die Maid besorgt zu ihm beugte.

„Sasori-sama?“

„...soll er den Schaden doch abarbeiten.“, presste er sich schließlich noch angestrengt hervor. Immerhin war seine Großmutter eine Geschäftsfrau, weshalb das auch in ihrem Sinne sein musste und seine Worte verfehlten ihre Wirkung in keinster Weise.

„D-das...“, begann Miyako, die wie Hin und Hergerissen zwischen dem Enkel ihrer Chefin, sowie ihrem Arbeitskollegen hin und herschaute. „Das...“

Schließlich nickte sie. Es ergab für sie Sinn; sie mussten Chiyo-sama berichten was passiert war und diese sollte dann entscheiden, was sie mit dem Dieb machen wollten; zumal es sie auch für den Jungen erleichterte.

Fest entschlossen ging sie zu den beiden Männern, um ihnen die Situation zu erklären und während sie sprach hob der unbekannte Blonde seinen Kopf, woraufhin er direkt zu dem Rollstuhl herüberschaute, sodass sich ihre Blicke trafen. Doch von Dankbarkeit fehlte in dessen hellblaue Augen jede Spur. Stattdessen wurde Sasori nur finster angestarrt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sakami-Mx
2015-03-25T06:12:16+00:00 25.03.2015 07:12
Was ein cooles kapi ^^ will unbedingt weiter lesen :3


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