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Der Prinz . . . und die Diebin

Es war einmal . . . [Nami & Sanji]
von

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IX


 

Der Prinz und die Diebin

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Es war einmal . . .

IX
 

Schweigen legte sich über sie, wie eine schwere, wollene Decke. Doch Wärme war nirgendwo zu finden, stattdessen schien eine eisige Kälte durch die dürftig eingerichtete Behausung zu wehen.

Der Prinz, zwischen den beiden Mädchen stehend, kam nicht umhin, den Zorn der hübschen Maid zu bemerken, da ihr Blick keinerlei Freude erkennen ließ. Wut hatte die blassen Wangen des Fräuleins zum Leuchten gebracht, während die fahle Haut der Diebin noch vom frostigen Tage gezeichnet war. Pardonierend und mit hängenden Schultern schob sich das gaunernde Kind an ihm vorbei.

»Hallo Nojiko«, spie die Elster aus. Erschöpfung war in ihren wenigen Worten auszumachen. Eine Kraftlosigkeit, Ergebenheit, die den Königssohn verdutzte.

»Wo warst du?« Jedes Wort schien vor Zorn gesprochen.

»Ich war ...«, hob die Diebin an, doch sie verstummte jäh und dem Prinzen war, als habe sich etwas Unsichtbares, Finsteres um die schnelle Zunge des Mädchens geschlungen. Der Ausdruck auf dem Gesicht des hübschen, adretten Marktfräuleins glich, wenn dem denn möglich war, mehr denn je einer Fratze, die Wut zeigte, Enttäuschung preisgab und Angst zur Schau trug.

»Aber ...« Die vermeintliche Retterin des Prinzen wand sich qualvoll in Erklärungsnot.

»Nein! Sprich nicht weiter!« Die hübsche Maid unterband den kommenden Schwall weiterer Silben. »Weißt du, was heute Morgen auf dem Markt vorgefallen ist?«

Achtlos zuckte die Diebin mit den Schultern. Dass sie den Fremden zu ignorieren schienen, schmeichelte ihm nicht, dennoch hielt der Prinz es für weise, sich mit Nichten in den Vordergrund zu drängen.

»Das Silber hüpft nicht von allein in unsere Taschen«, hob das Fräulein an und just in jenem, so fatalen Moment, entkam dem Fremdling ein belustigt klingender Laut, der ihm jedoch sogleich im Halse stecken blieb. Der Blick des Fräuleins wanderte über sein edles Antlitz.

»Wer ist das?«, fragte das Mädchen brüsk. »Wen hast du uns hier angeschleppt? Weitere Mäuler, die es zu füttern galt?«

Der Prinz rang empört nach Luft. Nie hatte man ihm eine derartige Behandlung zukommen lassen. Er war von adligem Geblüt, herrschaftlich anzusehen, Sohn des Königs dieses Landes!

»Niemand«, spie die Diebin aus und ließ sich auf einen der Stühle sinken.

»Niemand, so so ... nun, für einen Niemand hat er aber für recht viel Aufregung gesorgt.« Erneut ließ die Maid ihre Augen über den fremden Jüngling schweifen. Die Lumpen, die man ihm angedieh, das Haar zerzaust, als habe eine Schar Vögel darin genistet, Schmutz und Schweiß auf Händen, Knien und Wangen, nichts war mehr zu sehen, von Reichtum und Noblesse.

»Sagt, Maid, was ist dies für ein Bau?« Dem ungebührlichen Benehmen der Frauen zum Trotze, hob der Prinz das Wort. Das Kinn empor reckend, trat er an dem Fräulein vorbei und nahm sich das Recht heraus, sich auf den anderen, freien Platz zu begeben.

»Bau?« Die Augenbraue der Marktmaid schoss gen Norden. »Meinst du etwa, wir hausen in Höhlen?«

»Was erlaubt Ihr euch?«, entfuhr es dem Jungen sogleich. »Nie hat man mich derart ungebührlich behandelt. Kniet nieder! Kniet nieder, Weib!«

Nun war es an dem Fräulein, erzürnt nach Luft zu ringen. Die Diebin, womöglich um dem Folgenden wissend, erlag dem Versuch, einem weiteren Wortgefecht zu entgehen. »Nojiko«, bremste sie und hob flink die Hände empor. »Das ist der Prinz.«

Dieser erhob sich in übertriebener Gestik und ebenso schwungvoll von seinem Platze, schob stolz, hochmütig gar, das Kinn vor und bediente sich eines abschätzigen Blickes.
 

Gelächter, selten in jenen Tagen und rar in jenem Hause, erklang. Der Prinz, edel und anmutig, schien verdutzt und in aller Eitelkeit gekränkt. »Wollt Ihr nicht hören?«, drohte er, die Maid jedoch schenkte ihm kaum Beachtung. Selbst, als sein Blick zur Diebin huschte, erkannte er, dass sich die Mundwinkel des Kindes auf ergötzende Art verbogen. Man verspottete ihn! »Schweigt!« Den knurrenden Lauten, die seiner Kehle entronnen, begegneten die Mädchen mit höhnendem Geschrei. »Weibsbilder! Ich sagte, schweigt!«

Abrupt, und zu seiner Verblüffung, zügelten sich die Frauen in ihrer boshaften Heiterkeit. »Verzeiht, mein Prinz.« Noch immer zeigte sich eine feine Spur der Häme im Gesicht des Marktfräuleins.

»Spottet nicht über mich, oder ich lasse Euch hängen! Sofort und auf der Stelle«, schoss es pfeilgeschwind aus dem Munde des jungen Mannes hervor.

»Haltet ein, edler Prinz!« Mit Genugtuung vernahm er die bittenden Worte der Maid. »Wir wollen nichts tun, das uns zum Schaden wäre.«

Es schien ihm, als habe seine Warnung die gackernde Schar zur Vernunft gebracht. Zufrieden, wenngleich noch immer pikiert, beleidigt gar, ließ sich Sanji auf den Stuhl zurückfallen.

»Selten sah man Euch in der Öffentlichkeit«, ließ die Maid nach einer Weile des Schweigens verlauten. »Seid Ihr ohne Zweifel?«

»Nojiko«, avertierte das elsterhafte, junge Fräulein und mahnte zur Vorsicht.

»Was maßt Ihr euch an? Ist dies der Dank?«, fauchte der Königssohn und verbarg sein Missfallen nicht. »Der Dank, dass ich Euch aus dem Kerker holte?« Sein Augenmerk ruhte auf der Diebin, die ihm mit zorniger Miene entgegenblickte.

»Wie ich bei unserer Absprache bemerkte, wäre es mir eine Freude, Euch wieder in den wohlig warmen Schoß Eures edlen Thrones zurückzubringen«, erklärte die Gaunerin, erhob sich von dem alten, gebrechlichen Gestühl und trat vor den eitlen Jungen. »Doch hatte ich Euch auch um Geduld gebeten und versucht, Euch begreiflich zumachen, dass jenes Unterfangen, zu Eurem besten, erst in wenigen Stunden ermöglicht werden soll. Sollte Euch, edler Prinz, jenes Gespräch beim Anblick meiner Schwester jedoch entfallen sein, so bin ich gern bereit, Euch dies nochmals zu berichten, und sollte Eure Auffassungsgabe dann noch immer nicht genügen, bediene ich mich gern anderer Methoden!«

»Nami.« Ein flüchtiges Lächeln zierte die Lippen der Maid. »Wir wissen doch kaum, wohin mit ihm.«

»Zurecht«, schnappte der Prinz entrüstet nach Luft und wähnte sich in sicheren Gefilden.

»Sie meint Euren Leichnam, Prinz«, spottete die Diebin und ihr Blick verriet ihm, dass mit jenem, vermeintlich kindlichem Scherze bitterer Ernst einherging.

»So denn«, sprach der Prinz. »Solltet ihr mich morden, so sei euch der Galgen gewiss.«

Helles Lachen erklang von Neuem. Die Maid wandte ihr hübsches Haupt und schien den Tränen nahe. Der Prinz erschrak, als ihm die Diebin näher kam. Der Duft von Schweiß und Schmutz haftete ihr an. Nuancen von Sonnenstrahlen, dem kühlen, frostigen Wind des kalten Märztages und süßen Früchten raubten ihm die Sinne, doch er mahnte sich, auf der Hut zu sein.

»Übt Euch in Geduld, Prinz«, forderte die Diebin und ließ von ihm ab. Sowie ihr Interesse an ihm erlosch, durchzuckte ihn dennoch der Schrecken, als ein markerschütternder Schrei ihrer Kehle entfuhr.

»Was?« Hastig trat das Fräulein an das Mädchen heran.

»Das Brot.« Eiligst wandte sich die Diebin zum Gehen. Und noch eh die Maid Worte der Erwiderung fand, war das Kind ihren greifenden Fängen entschlüpft.

»Ich habe dir ...« Die mahnenden Laute verklangen.

Still betrachtete der Prinz das Treiben. Nie hatte er Geschwister sein Eigen genannt, andere Verwandte als den König waren ihm nicht geblieben. Nur Diener, nur Gefolge. Der Umgang mit anderen, vor allem jene, die nicht seines Standes waren, war ihm fremd. Andere Prinzen, aus anderen Reichen waren ihm bekannt, doch mit ihnen freundschaftlich verkehren, unterband der König. Die holden Prinzessinnen, die man ihm präsentierte, waren ihm suspekt, schienen ihm gar ein Rätsel, denn keine vermochte seine Leidenschaft für das einfache Leben verstehen. Ein seufzender Laut entkam ihm, doch der Prinz scherte sich nicht um den fragenden Ausdruck auf dem Gesicht der Herrin dieser armen, einfachen Behausung.

»Habt Ihr Hunger?« Die zarte Stimme riss ihn aus seinen trüben Gedanken. Ein scheuer Blick seinerseits zeigte das Misstrauen und die Vorsicht, mit der er jener Frau begegnen musste. »Habt keine Furcht, Prinz. Es liegt mir fern, Euch zu vergiften.«

»So?« Sein Argwohn jedoch sollte das Fräulein nicht kümmern.

»Mit Sicherheit«, gebot ihm die Maid. »Auch wenn Ihr, auf Eurem Schloss, umringt sein möget von Bediensteten, die jedem Eurer Wünsche gerecht werden, so ist es an mir, dass niemand in diesem Hause Hunger leide.«

»Und ist sie derselben Ansicht?«, fragte er forsch.

»Nami?«, lachte die Maid und erntete nur ein zustimmendes Nicken seitens des Prinzen. »Niemand sonst würde sein Leben riskieren, so wie sie es tut. Bitte, Ihr müsst verstehen, dass es uns kein Leichtes war, all dies aufzubauen.«

Der Prinz ließ das Mädchen reden, ließ sich berichten, wie schwer die Welt den beiden Kindern zusetzte, nachdem man ihnen die Mutter nahm. Etwas, eine Regung, die ihm nicht behagte, schlich leise durch seinen Kopf bis ins Herz hinein. Bedauern ...?

»Sie stiehlt nicht des Geldes oder Reichtums wegen, mein Prinz. Nun, nicht gänzlich«, fuhr die Maid fort. »Sie nimmt, um zu überleben. Sie ist hartnäckig und zäh.«

Ein schnaubender Laut ließ das Fräulein verstummen. »Ihr meint unvorsichtig. Immerhin war es meinen Wachen gelungen, sie zu fassen«, spottete er.

»Und doch ist sie entkommen.« Stolz reckte das Fräulein ihr Haupt in die Höh'.

»Durchs Zutun meiner Hilfe«, erlaubte sich der junge Herr anzubringen.

»Nun, mein Prinz, dann gilt Euch mein Dank für die Befreiung und Rettung meiner Schwester.« Etwas, das er nicht zu benennen im Stande war, klang in den gefallenen Silben des Mädchens nach.

Wut? Trauer? Hohn? Oder gar Angst?

»Sie ist alles, was ich habe«, spie das Fräulein aus, trat an die Feuerstelle und griff nach dem alten, rostigen Haken, um die Glut darin zu schüren. »Seid ein gütiger Prinz und lasst sie ziehen.«

»Sprecht Ihr von einer Bitte?« Eiligen Schrittes stand die Maid vor ihm, den Schürhaken noch immer mit den Fingern umklammert. »Ich will ihr nichts Böses«, fuhr der Prinz fort. »Sie versprach, mich heimzubringen.«

Die freundliche Maid vermochte es, ihm mit Blicken und jenem Werkzeug einen Schauer über den Rücken zu jagen. Schwer schluckte der Prinz.

»Dann ist es an ihr, dies zu tun.« Das Fräulein wandte sich ab und machte sich daran, in einer kleinen Kammer nach etwas, das sich als Mahl erweisen könne, umherzustöbern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Supernaturalist_
2016-03-22T12:53:08+00:00 22.03.2016 13:53
Nachdem der andere Kommentar, den ich zuvor geschrieben habe wegen mangelnder Akkuleistung nicht gespeichert wurde, schreibe ich hier gerne noch einen ;D
Alsooo...
Zu Beginn muss ich auf jeden Fall sagen, dass ich dem guten Herrn Prinzen fast eine links und rechts gelangt hätte, weil er so hochnäßig den beiden Damen gegenübertritt. Aber das hat sich ja dann etwas gelegt. Aber ich mag ihn...warum könnte ich auch nicht *_*
Ich bin unheimlich gespannt wie es weitergeht. Wird der werte Herr Prinz es wieder in sein Schloss schaffen? Was wird sich zwischen der Diebin und ihm? Und warum kannst du so gut in diesem Stil schreiben? >.<
Wieder einmal ein sehr schönes Kapitel. Ich freue mich auf mehr*___*<3


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