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Wesp Kids Kill Daddy

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Regen (Take)

Kapitel 1: Regen

*Take*
 

Es stank nach Pisse und feuchtem, altem Stoff. Der Regen prasselte mono-ton auf das Wellblechdach über unseren Köpfen. Überall tropfte es durch. Sobald ich den Kopf ein wenig hob und aus dem schlierigen Fenster sehen konnte, erkannte ich verschwommene, kauernde Gestalten, die zwischen den Schuppen hockten und drohten im Schlamm und Regen zu versinken. Ich wandte den Blick ab, legte den Kopf in den Nacken, sodass ich eine wunderbare Sicht auf den Schimmel hatte, und wartete. Es war kalt. Mein Atem stieg als weiße Wolke aus meinem Mund und zog durch eine Ritze im Fenster nach draußen. Es wurde langsam dunkel da draußen, was mich ziemlich störte. Ich vertrödelte hier wiedermal mehr Zeit, als vorgesehen.

“Take Coldhand? “ Ein Mann hatte die marode Tür aufgestoßen. Ein Ka-puzenumhang verhüllte ihn zum Großteil, dennoch konnte man sehen, dass er bis auf die Knochen durchgeweicht war. Er zitterte am ganzen Körper.

“Hier“ Ich hob meine Hand und bemühte mich auf meine müden, durch-gefrorenen Beine. Ich umschritt ein paar Pfützen und meine Artgenossen, die dicht an dicht hockten und warteten. Sie waren ruhig, wir kannten das alles hier. Man hatte das Elend schon drinnen gespürt, gerochen und gehört, doch es zu sehen war jedes Mal aufs Neue das Schlimmste. Also senkte ich meinen Blick und folgte dem Mann, der um Fassung und Kraft kämpfte, die Gassen entlang. Wir erreichten das einzige Gebäude, das nicht so aussah, als ob es gleich weggespült werden würde. Mühsam versuchte mein Begleiter die Tür aufzuschließen. Seine Finger zitterten derart stark, dass der Schlüsselbund mit einem Platschen im Morast zu unseren Füßen landete.

Bevor er überhaupt reagieren konnte, fischte ich ihn hervor und reichte ihm seine Schlüssel.

“Mach schon.“ befahl ich ihm. Er fingerte die Tür auf und endlich standen wir im Trockenen. Der Flur erschien in grotesk hellem Neonlicht und auf den weißen Fliesen am Boden fanden sich unzählige, schlammige Schuh-abdrücke. Der Mann lotste mich zu einem Tresen, den ich auch problemlos ohne ihn gefunden hätte.

“Welche Einheit beliefern Sie?“ wurde ich von einem älteren Herren ge-fragt, den ich so um die fünfzig Jahre schätzte. Ich war es nicht gewohnt, dass man mich Siezte. Normalerweise wurde an diesem Ort nicht besonders viel Wert auf einen höflichen Umgangston gelegt.

“T.K.“, antwortete ich. Er hob den Arm und deutete auf die einzige Tür, die sich hier befand.

Als ich eintrat erwartete mich dasselbe Bild wie auch sonst immer. Direkt hier befand sich ein großer Schreibtisch, an dem drei Männer saßen und über ihren wichtigen Papieren arbeiteten. Daneben noch zwei Leute die für die Sicherheit verantwortlich waren und ein Sanitäter. Und dahinter waren die Kinder. Sie saßen auf Stühlen, die bis ans Ende des Raumes aufgereiht waren. Heute waren es bestimmt an die Hundert. Ich betrachtete sie. Man-chen sah man an, dass man sie von den Straßen dieser Welt aufgesammelt hatte. Andere waren hierauf vorbereitet worden. Sogar zwei, drei Teenager konnte ich ausmachen. Manche starrten vor sich hin, andere beobachteten das Geschehen aufmerksam oder misstrauisch.

“Take Coldhand?“ “Ja.“

“Ihren Lieferschein, bitte.“ Ich trat vor und legte ihn vor den Mann, der mich angesprochen hatte. Dieser warf einen kurzen Blick darauf und meinte zu dem Mann in der Wachuniform: “Nummer 7 und Nummer 23 für T.K.“

Er nickte gehorsam und machte sich auf den Weg zu den Reihen. Langsam ging er zwischen den Kindern durch. “Steh auf.“ befahl er den beiden Kin-dern nacheinander und sie folgten ihm brav. Zwei Jungen waren es heute. Beide mit mausfellbraunem Haar. Keiner von ihnen sah mich an.

“Hier unterschreiben.“, verlangte der Mann mit den Papieren und tippte mit seinem dünnen Finger auf das entsprechende Blatt. Artig tat ich wie mir geheißen.

“Kommt jetzt mit mir.“, sagte ich zu den Kindern. Ich ließ sie zuerst den Raum verlassen. Noch immer schauten sie mich nicht an. Ich führte die beiden den Flur entlang bis zur Tür, die uns nach draußen in diese Hölle führen würde. “Geht bitte dicht hinter mir.“, erklärte ich noch, bevor ich die Tür öffnete und wir in den Regen hinaus traten.



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