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Cinder and Smoke

The Fall of Adam
von

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An Ordinary Day

A/N Eine Sache unter uns: sechs Kinder sind mindestens fünf zu viel (-; Ich hatte eine ganze Rasselbande zu beschäftigen, meine Geschwister waren die vergangenen Tage zu Besuch, was mich erheblich im Schreiben zurück geworfen hat. Aber nichtsdestotrotz ist der zweite Teil unserer Mini-Schultag-Serie jetzt fertig! Ich habe einen weiteren in Planung, anschließend wird die Geschichte einen Sprung machen.
 

Ich bedanke mich für Euer Interesse und heiße die neu gewonnenen Leser an dieser Stelle herzlich Willkommen!

Viel Spaß.
 

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There are things, I regret.

That you can't forgive. You can't forget.

There's a gift, That you sent.

You sent it my way.

[BLACK LAB &. THIS NIGHT]


 

Der leise Verdacht, dass die Teilnahme am Unterricht nicht die beste Idee war, kam Hermine zum ersten Mal am Ende der Doppelstunde Zaubertränke. Freilich, sie liebte Schule und das Lernen, das Stöbern in alten Wälzern deren Einbände schon von Motten zerfressen worden waren – und für eine sehr lange Zeit hatte es in ihrem Universum nichts anderes gegeben als eben das. Bloß beschlich sie das ungute Gefühl, dass Hausarbeiten und Prüfungsstress sie schlussendlich vom Wesentlichen abhalten würden: und das war nun einmal die Aufgabe, einen Weg nach Hause zurück zu finden.

Aber konnte sie ein stummer Bewohner des Schlosses sein? Konnte sie an Mahlzeiten teilnehmen und durch die Gänge wandern, ohne dabei unangenehme Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen?

Dumbledore hatte schon Recht mit seiner Forderung, nur war sich Hermine nicht sicher, ob sie die Kraft besaß den alltäglichen Schulstress mit ihren eigentlichen Plänen unter einen Hut zu bekommen, wo die Priorität dieses Mal nicht auf guten Noten lag. Schlussendlich blieb ihr nichts anderes übrig, als es zu probieren. Vielleicht war eine Antwort auf ihr Problem schneller gefunden, wie angenommen. Vielleicht gab es eine Lösung, die sie übersehen hatte, weil sie angetrieben worden war von Panik und hektischer Blindheit. Vielleicht …

"Ein Penny für deine Gedanken."
 

Die Arme vor der Brust verschränkt und die Beine von sich gestreckt, lehnte Tom in einer Lässigkeit neben ihr auf seinem Stuhl, die völlig konträr zu seinem sonst gewohnt steifen Auftreten war. Im Kessel vor ihm brodelte der Trank, den Slughorn ihnen für den ersten Teil der Stunde zur Übung hatte aufsetzen lassen, angetrieben von dem Heizkolben darunter, welcher auf Sparflamme ächzend dafür sorgte, dass das Gesöff durch zu niedrige Temperatur nicht unbrauchbar wurde. Sein hellgrauer Blick war indes auf sie gerichtet, ruhig und unverhohlen. Wie lange er sie schon auf diese Weise ansah, konnte die Brünette dabei nur erahnen.

Räuspernd, beugte sich Hermine über ihren eigenen Kessel und rührte drei Mal gegen den Uhrzeigersinn, bevor sie die Temperatur ihres Bunsenbrenners einstellte und kraftlos auf den Stuhl zurück fiel; sie strich sich das buschige Haar hinters Ohr und widerstand dem Drang die Ärmel von Weste und Bluse über die Ellenbogen empor zu krempeln, weil es durch die glühenden Kessel beinahe unangenehm warm in den Kerkern wurde.

Als Tom keine Anstalten machte, sich anderen Dingen zu widmen, außer sie weiterhin aufmerksam zu mustern, winkte Hermine mit einem gequälten Lächeln ab: "Nichts von Bedeutung."
 

Der Slytherin kauerte sich schräg über den Tisch nach vorn und an seinem Kessel vorbei, streckte die Arme aus und schloss die Finger ineinander. Hermine fiel auf, dass Riddle diese absonderlich filigranen Klavierspielerhände hatte, denen man Geschick und Eleganz nachsagte.

"Du hast mich kein einziges Mal um Hilfe gebeten. Tatsächlich hast du nicht einmal etwas falsch gemacht, von deiner etwas ungewöhnlichen Art zu Brauen einmal abgesehen." Auf seiner Stirn war eine Furche zu erkennen und den Mund geöffnet, dachte er sichtlich über die Formulierung seiner nächsten Worte nach: "Ich frage mich, wieso du die Fledermausmilz nicht gehackt, sondern gepresst hast. Augenscheinlich macht es beim Brauen keinen besonderen Unterschied, zumindest – "

"– weil sich die antitoxische Wirkung dadurch verstärkt; der Saft aus der Milz wirkt so konzentrierter in Verbindung mit dem Bezoar."
 

Riddles Augenbrauen schossen bis zu seinem Haaransatz empor: "Ah", entgegnete er bloß.

Hermine hätte nie erwartet, einmal dankbar um einen Rat im Kochen zu sein, den Harry aus dem Schulbuch eines Fremden hatte. Aber die indirekte Begegnung mit dem Halbblut-Prinzen hatte nun einmal Spuren hinterlassen; solche vielleicht, die einem so lange nicht auffielen, bis man darauf hingewiesen wurde.

"Und wie kommst du auf diese Idee? Ich meine, im Rezept steht eindeutig, dass die Fledermausmilz gehackt werden muss." Wenn die Brünette das Gefühl hatte, Riddle würde sie aus grauem Augenmerk ansehen, durchbohrte er sie jetzt mit seinem Blick. Seine Neugierde, seine Aufmerksamkeit und die Tatsache, dass er keine Anstalten machte, sie in Ruhe zu lassen, irritierten sie. Hermine zuckte die Achseln: "Ich habe es aus einem Buch… – ich lese gern." Als sie die Mundwinkel jetzt in ein Lächeln krümmte, erwiderte er es – und zu ihrer Überraschung wirkte es beinahe ehrlich. "Ich auch."
 

"Nein, so was!", mischte sich Professor Slughorn über ihre Köpfe hinweg plötzlich euphorisch in ihr Gespräch ein; er war von hinten an sie heran getreten, die Hände hatte er auf dem Rücken verschränkt. Tom stockte, setzte sich sauber auf und zauberte eine Heiterkeit auf sein Konterfei, die nur gespielt sein konnte.

Der Tränkemeister selbst lehnte sich so wohl über Riddles, als auch Hermines Kessel und atmete tief den Duft ein, der über dem brodelnden Dunst nach oben stieg; er erweckte den Eindruck eines Mannes, der gerade Vater geworden war.

"Perfekt, beide natürlich. Hast du der jungen Dame etwa wie ein wahrer Gentleman geholfen, Tom? Aber natürlich hast du das, me'en Jung'!" Jetzt lachte der Schulsprecher und schüttelte den Kopf; wenn er von Slughorn genervt war, zeigte er es nicht: "Nein, Professor. Ich fürchte Miss Hawking wird ihrem Ruf gerecht. Sie war sogar so kühn, die Milz zu quetschen; sie sagte, ihr Saft wirke verstärkend auf die Wirkung des Gegengiftes."

Die Augen des Tränkemeisters wurden rund und Hermine schluckte. Sie war sich im Klaren, was es hieß, in der Gunst des Lehrers zu stehen und sie mochte es nicht; andererseits war der vermeidliche Erfolg, ein Teil von Slughorns kleiner und auserwählter Schülersammlung zu werden, absehbar gewesen. "Fürwahr! Das ist brillant, Miss Hawking! Nehmen Sie 20 Punkte für Gryffindor und erlauben Sie mir, das Gegengift zum Test an die Krankenstation zu geben. Ich schätze engagierte Leute, die sich trauen ihr Hirn zu benutzen! Gut gemacht."
 

Im Anschluss nahm Slughorn von jedem Schüler eine kleine Probe für die allgemeine Bewertung, damit sie aufräumen konnten. Im selben Atemzug kündigte er außerdem an, dass sie sich in der nächsten Doppelstunde um die Verteilung der Themen für das Jahresprojekt kümmern, so wie die Teams für selbiges Projekt zusammen stellen würden. Die Art und Weise, wie er Tom und Hermine dabei entgegen grinste, machte die Gryffindor schaudern.
 

Tom Riddle aus dem Weg zu gehen gestaltete nicht so einfach, wie erwartet.
 

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"Mensch Hermine, das war beeindruckend!"

Williams Arm schlängelte sich in einer viel zu vertrauten Geste um ihre Schultern, worauf hin das Grinsen auf Thorans Zügen ein wenig gefror; gedämpfte Stimmen waren bereits aus der Richtung der Großen Halle zu hören, je näher sie dem mannshohen Portal im Eingangsbereich kamen und die kalten Kerker hinter sich ließen.

Kaum, da Professor Slughorn sie zum Mittagessen entließ, hatten Thoran und seine Freunde aus Gryffindor zu ihr aufgeschlossen, wobei Lisa sich nicht die Mühe machte, die Stimme zu senken, während sie von der Tatsache schwärmte, dass Hermine nun das Privileg inne hatte neben Tom Riddle sitzen zu dürfen und William Potter sie im selben Atemzug ein bisschen dafür bemitleidete.

"Du hast das nicht nötig, du gehörst zu Gryffindor – und nicht zu den Slytherins", erklärte er laut, was er dachte.
 

Harry hatte ihr einmal erzählt, dass Slughorn und Riddle gut miteinander ausgekommen waren; nicht zuletzt hatte das auch dazu geführt, dem Schulsprecher zu verraten, was Horcruxe waren und wie man sie anfertigen konnte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Tränkemeister heraus fand, was für einen furchtbaren und unwiderruflichen Fehler er begangen hatte, Tom diese unsagbar schwarze Kunst näher gebracht zu haben. Kaum zu glauben, was ein einfacher Satz, eine simple und unbedachte Entscheidung, Verblendung und Dummheit bewirken konnten.

Insofern vermutete Hermine, dass Riddle bereits versucht hatte über Slughorn heraus zu finden, was jener möglicherweise über ihre Herkunft durch Dumbledore erfahren hatte – und weil seine Neugierde an der neuen Schülerin einfach zu offensichtlich war, hatte der Hauslehrer sie nebeneinander gesetzt, um Tom die Chance zu geben sie kennen zu lernen und selbst in Erfahrung zu bringen, was ihn so brennend an ihr interessierte. Oder?

Hermine fühlte sich unweigerlich wie das neue Spielzeug einer eifrigen Katze und wunderte sich, wie lange Riddle die Maskerade des hilfsbereiten Mitschülers wohl aufrecht erhalten mochte, bevor er die Geduld verlor und ihr sein wahres Gesicht offenbarte.

Was auch immer das bedeuten mochte.
 

"Nun ja, Hermine ist neu. Es wundert mich nicht, dass er wissen möchte, wer sie ist." Diana lächelte. Ihr pechschwarzes Haar fiel ihr in einer anmutigen Welle über die Schulter und den Kopf ein Stück in den Nacken geneigt, wanderte ihr Blick verschmitzt an die Decke: "Wir sind schließlich nicht anders, oder? Ich meine, es ist das erste Mal seit, ich weiß nicht, Jahrhunderten? dass ein Schüler mitten unter dem Schuljahr nach Hogwarts kommt und am Unterricht teilnehmen darf. Jeder von uns möchte etwas mit Hermine zu tun haben und gerade bei Riddle kann ich mir vorstellen, dass es ihn reizt, weil man hört, sie sei clever."

Diana blinzelte in Hermines Richtung, ihr Lächeln wurde ein Stück breiter: "Tom hat schon einige Schulrekorde gebrochen, seit er hier ist. Die Slytherins verehren ihn dafür. Bis auf das vergangene Schuljahr, wo Ravenclaw gefährlich nahe dran war Slytherin den Hauspokal streitig zu machen, ging der Endstand in den letzten sechs Jahren immer auf Riddles Konto. Ich kann mir vorstellen, dass er es erfrischend findet möglicherweise jemanden zu haben, mit dem er sich geistig messen kann."
 

William blies hörbar die Luft zwischen aufeinander gepressten Lippen hervor, hob die Brauen und beugte sich so weit zu Hermines Ohr herab, dass sein warmer Atem ihre Ohrmuschel kitzelte. Sie schauderte.

"Das einzige, was der Wunderknabe nicht kann, ist auf einem Besen sitzen."
 

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Dianas Worte waren ein wenig verstörend, dachte sich Hermine später in Verwandlung.

Sie hatte um jeden Preis vermeiden wollen, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Für einen Sekundenbruchteil hätte sie es sogar in Kauf genommen, auf gute Noten zu verzichten und sich stattdessen dümmer zu stellen, wie sie in Wirklichkeit war. Dass ihr simples Hiersein schon Chaos verursachte, hatte sie augenscheinlich unterschätzt und diese Erkenntnis sorgte nun dafür, dass sie ihren Plan noch einmal gründlich überdachte, beginnend mit dem gefassten Entschluss sich nach dem Unterricht ohne Umschweife in die Bibliothek zurück zu ziehen, um weiter nach einer Lösung zu suchen, wie sie am schnellsten von hier verschwinden konnte.
 

Jetzt starrte sie vorerst mit wachsendem Erstaunen auf Dumbledores Pult, wo sich aus einem einarmigen Kerzenständer ein Vogel formte, dessen Federkleid bunt und exotisch war und der seine kanariengelben Knopfaugen verwirrt auf die Klasse gerichtet hielt, just, da sie Lebenslicht erblickten.

Hermine kannte die Formel bereits, um tote Gegenstände zu verwandeln. Nicht zuletzt gehörte es zur Basis der Verwandlung, die man von der ersten Klasse an auf Hogwarts gelernt bekam. Der Unterschied lag nun lediglich in der Wahl des jeweilen Objekts, das man zum Verzaubern wählte – je größer und komplexer der Gegenstand, desto schwerer wurde natürlich der angewandte Zauber.

Und wo man in der zweiten Klasse noch damit beschäftigt gewesen sein mochte, einfache Trinkpokale in noch größere Trinkpokale zu verwandeln, gehörte es zur Königsdisziplin eine Kerze zum Zwitschern zu bringen.

Aus etwas Totem etwas Lebendiges zu machen, und war es nur für einen Augenblick, zeugte von Kunst und Können. Es war charmant von Dumbledore, dieses Thema in ihrer ersten Unterrichtsstunde auszuwählen, wo er Hermines Fähigkeiten dazu nicht zuletzt am vergangenen Abend getestet hatte.
 

"Ah, ist er nicht bezaubernd?", Dumbledores Lächeln ließ seinen Bart beben.

Er beugte sich zu seinem kleinen Werk herab und streichelte die Brust des Vogels mit krummem Zeigefinger; das Tier pfiff und plusterte sich in seinem Federkleid auf. "Die Möglichkeit unsere Kraft so weit zu beherrschen, etwas völlig Banalem Leben einzuhauchen eröffnet uns unglaublich viele neue Wege. Freilich, die meisten von Ihnen werden sich wundern, wann sie je Zauber dergleichen zum Einsatz bringen sollen. Nicht zuletzt ist es erheblich anzumerken, dass es viel sinnvoller ist das Geschirr beim nächsten Besuch der Schwiegermutter optisch aufzuwerten, als ihr Sherry-Glas in eine Maus zu verwandeln, um sie schnellstmöglich wieder los zu werden – " gedämpftes Gelächter hallte an den Wänden des Klassenraums wider – "aber denken Sie noch einen Schritt weiter. Was, meinen Sie, wäre die nächste Stufe unserer Verwandlungskunst? Wo beginnt der Reiz des Experimentellen?"
 

Hermines Arm steuerte wie selbstverständlich in die Senkrechte – aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Riddle es ihr gleich tat. Er saß, umringt von den Mitschülern seines Hauses, auf der anderen Seite des Klassenzimmers, das von einem schmalen Gang geteilt wurde, welchen Dumbledore zwischen seinen Worten begonnen hatte auf- und abzugehen.

Thoran und Lupin, die links und rechts von ihr die Hände in den Schoß gelegt hatten, schmunzelten ob Hermines ungebrochenen Eifer.
 

Als sich der Professor schließlich zu ihr kehrte, wartete sie kaum auf seine Erlaubnis, sprechen zu dürfen: "Sir, die nächste Stufe wäre der Animagus. Also die Fähigkeit eines Zauberers oder einer Hexe, sich in ein Tier zu verwandeln. Allerdings werden die Animagi scharf vom Zaubereiministerium überwacht, weshalb jeder Zauberer oder jede Hexe einen Eignungstest und demnach auch eine Dokumentation ihrer Experimente ablegen muss. Insofern gibt es nur sehr wenige, offizielle Erfolge dieser Verwandlungsart und noch weniger magische Menschen, die es tatsächlich versuchen und damit Erfolg haben. Viele sind der Ansicht, dass man seine Zeit besser nutzen kann, als sie mit lebensgefährlichen Versuchen zu verschwenden – zum Beispiel mit dem Erlernen des Patronus-Zaubers."
 

Dumbledore grinsen schwoll so weit an, dass er beinahe seine Ohren verschluckte; das blaue Funkeln in seinen Augen tanzte. Er nickte mehrmals hintereinander, sah flüchtig zu Riddle, dessen Gesichtsausdruck Hermine nicht ganz zu deuten wusste und merkte dann an sie gewandt an: "Ich hätte es nicht besser formulieren können. 5 Punkte für Gryffindor, Miss Hawking."

Er klatschte in die Hände, rieb sie aneinander und nahm seinen gemächlichen Schritt zwischen den Reihen der Schulbänke wieder auf.

Es vergingen ein oder zwei Herzschläge, bevor er mit seiner Lektion fort fuhr: "Als dann werden wir uns heute mit der Verwandlung von Objekten in Tiere beschäftigen. Dazu habe ich Ihnen für je einen Tisch Kerzenhalter organisiert, die Sie mir bitte möglichst unbeschadet bis zum Ende der Stunde zurück geben, damit wir keinen Ärger mit Mister Pringle bekommen. Um der Gefahr zu entgehen, in den nächsten zehn Minuten im Chaos zu versinken – auch, wenn ich die Theorie von Chaos mehr als nur unterstütze – würde ich Sie außerdem bitten, sich bei der Wahl ihrer Tiere auf Vögel zu beschränken. Vielen Dank."
 

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"Wie machst du das?"

Thoran kniff die Augen zusammen, lehnte sich über den Tisch und zuckte prompt vor dem Vögelchen zurück, das ihn herausfordernd anblinzelte. Der Haussperling, gold und braun in seinen Farben, plusterte sich zu seiner doppelten Größe auf und echauffierte sich klagend, ehe er Anstalten machte die Flügel auszubreiten und zu fliehen. In dem Moment griff Hermine vorsichtig, doch beherzt zu und bugsierte den Sperling in ihre Hände. Ihr Daumen zog nebensächliche Kreise über sein Köpfchen, was ihn einstweilen beruhigte.

"Was?", wollte sie wissen. Aber Thoran ließ nicht locker, sondern nickte nachdrücklich auf das Ergebnis ihrer Verwandlungsstunde. Hermine, Lupin und der Vertrauensschüler waren aufgestanden und hatten sich um ihren Tisch gestellt, so dass sie ungehindert ringsum probieren konnten, den Kerzenständer in einen Vogel zu verwandeln.
 

Thoran hatte nach dem dritten Versuch aufgegeben, als die Kerze aus dem Ständer kippte und von einer Flut Federn begleitet worden war, von denen sich einzelne Kiele in seinem Haar verfangen hatten. Lupin schaffte es immerhin, den Ständer in die vorgegebene Form zu zaubern, ehe ihn die Geduld verließ und er mit einem Schulterzucken Hermine vorschickte, um es besser zu machen, anstatt ihm ständig Tipps durch gutes Zureden zu geben.

"Alles." Thoran leckte sich über die Lippen und nickte erneut auf den Sperling: "Wo hast du das gelernt? Woher kannst du so gut zaubern?" Lupins mahnender Blick schien dem Vertrauensschüler zu entgehen, der sich an die Tischkante lehnte und die Arme verschränkte.

Hätte man nicht gewusst, dass Augustin ein netter und eher tollpatschig freundlicher Kerl war, hätte er mit der geschwellten Brust definitiv Eindruck schinden können. Der Lockenkopf vermutete, dass Thoran bis vor kurzem noch Quidditch gespielt haben musste, wo seine Statur immerhin an einen Treiber erinnerte.

"Ich glaube nicht, dass Hermine uns das erzählen möchte", probierte es Lyial ein weiteres Mal eindringlicher an seinen Freund gewandt.

Hermine winkte ab.
 

"Das ist schon in Ordnung", das Augenmerk auf den Sperling geheftet, formten ihre Lippen ein bedauerndes Lächeln. Sie wollte diese Menschen nicht belügen, ihnen nichts vormachen was nicht stimmte. Doch letztendlich war es nichts weiter wie eine Frage der Zeit gewesen, bevor sie sich etwas einfallen lassen musste, um die Neugierde dieser Fremden zu befriedigen und ihre Tarnung zu wahren, nicht wahr?

"Oma und Opa hatten einen Buchladen in Amsterdam. Sie gehörten einem kleinen Zirkel von Hexen und Zauberern in den Niederlanden an; ihr müsst wissen, dass die nächst größere Schule Beauxbaton in Frankreich gewesen wäre – also ein gutes Stück von zu Hause entfernt. Wir haben uns untereinander unterrichtet, beziehungsweise sind untereinander unterrichtet worden. Meine Mutter übrigens auch."

Hermine seufzte und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. Der Sperling nutzte die Gelegenheit ihrer Unaufmerksamkeit und hüpfte zurück auf die Tischplatte, wo er sich einmal um seine eigene Achse drehte und aufgeregt mit den Flügelchen schlug. Enervierte Geräusche aus dem Klassenzimmer bestätigten den Kampf der anderen Schüler mit ihren Kerzenhaltern; der Zauber war tatsächlich nicht so einfach, wie man annahm.

"Mutter hat sich immer gewünscht, Hogwarts zu besuchen. Wir hatten einige Bücher um und über die Schule; nachdem meine Eltern gestorben sind … nun ja, erschien es mir nur sinnvoll hier her zu kommen. Es heißt nicht umsonst, Hogwarts sei einer der sichersten Orte der Welt."
 

"Und wie kommt es, dass du unsere Sprache so gut beherrscht?", unterbrach sie ein sanfter Bariton in ihrem Rücken, der den Lockenkopf unweigerlich zusammen zucken ließ. Riddle lachte mit leisem Amüsement: "Das habe ich mich die ganze Zeit schon gefragt." Dass Tom gerne lauschte, war scheinbar ein offenes Geheimnis; dass er dann auch noch so dreist war sich lautlos von seinem Tisch zu ihnen zu gesellen, bestätigte Hermines wachsende Besorgnis über sein Interesse an ihr. Das war nicht gut, absolut nicht. Seine Mitschüler aus Slytherin beobachteten sie jeden Falls über den schmalen Gang hinweg in Erwartungshaltung.

Riddle schob die Hände in seine Taschen. Auf seiner Schulter thronte eine Elster, die damit beschäftigt war, ihm dann und wann ins Ohrläppchen zu kneifen; er ertrug es mit geduldiger Würde, scheinbar zufrieden mit sich selbst ob dem Ergebnis seiner Leistung.
 

"Mein Vater war Engländer. Er kam nach Holland, nachdem seine Eltern gestorben waren und lernte dort meine Mutter kennen. Als sich die Lage der Muggel in Deutschland zu spitzte, sind wir nach Liechtenstein geflohen, wo uns anschließend Grindelwald gefunden hat. Ich bin in die Niederlande zurück, weil mich nichts mehr in Liechtenstein gehalten hat. Dort war es inzwischen nicht mehr sicher. Nicht für magische Menschen, jeden Falls." Die aufsteigende Wärme in ihren Zehenspitzen war unangenehm und bekundete Lüge. Den Atem angehalten, hoffte Hermine inständig, dass Riddle, unter allen Leuten, nicht den Bären bemerkte, den sie ihnen gerade aufband. Aber die Mimik des Schulsprechers blieb unbewegt, bis auf das vermeidlich kleine Zucken seines Augenwinkels vielleicht: "Dein Vater war ein Muggel?", seine Frage sollte neutral klingen, nebensächlich fast. Sie kannte ihn besser.

"Hast du ein Problem damit?", konterte sie daher etwas schärfer, wie notwendig gewesen wäre. Das Bedürfnis, ihre Eltern selbst hier in dieser ihr so fremden Zeit vor Voldemorts Hass zu beschützen, war ungebrochen. Gerade in Gegenwart des Mannes, der künftig dafür sorgen sollte, sie zu verlieren. Ihr Herz polterte einmal laut und zornig in ihrer Brust.

Toms Augenbrauen bebten vor unschuldiger Überraschung: "Nein, natürlich nicht."
 

Thoran sah von Hermine zu Tom und schließlich zu Lupin, der die Achsel hob.

Ihnen war ihre sensible Reaktion nicht entgangen, der Wechsel ihrer Stimmung in ihrer Haltung und Stimme, die Abwehr und die Mauer, die sie binnen eines Bruchteils um sich herum errichtete. Thoran klopfte ihr behutsam auf den Rücken: "Ganz ruhig, Hermine. Niemand hat hier ein Problem mit deiner Herkunft. Wie du schon sagtest, Hogwarts ist nicht umsonst einer der sichersten Orte der Welt, nicht wahr?" Das herzliche Lächeln, das der Blonde Hermine schenkte, war echt und förderte in ihr plötzlich den dringlichen Wunsch nach einer Umarmung.

Ihre Freunde fehlten ihr mehr denn je.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  alandatorb
2015-04-02T12:43:18+00:00 02.04.2015 14:43
wunderschön geschrieben - ich hole mir nachher gleich mal meinen Zapp (Kanarienvogel) und streicheln ihn ein bisschen ;)
Die Schulstunden sind dir sehr gut gelungen und man kann sich sehr gut in die einzelnen Figuren hineinversetzen. Der Hintergrund von Hermine ist sehr gut durchdacht und auch ihre Reaktionen sind natürlich. Toll war auch der Gedanke, warum Tom und die anderen Schüler solch ein Interesse an Hermine haben (gleich beim Unterricht mitmachen zu können ), darauf wäre ich gar nicht gekommen und es fügt sich wunderbar in die Geschichte ein.
LG
Alanda
Antwort von:  kaprikorn
02.04.2015 15:10
Dankeschön (-:

Ich *liebe* Schulstunden auf Hogwarts, ich könnte mich da gar nicht dran satt schreiben. Im nächsten Kapitel wird Hermine aber nicht so viel Glück haben. Da habe ich mir etwas ganz besonderes für ausgedacht; ich hoffe, ich kriege das Update morgen schon fertig (auf Mexx dauert die Aktualisierung der FF leider immer ein wenig länger) – jetzt, wo das lange Wochenende ins Haus steht, muss ich das ausnutzen.

Mir ist es wichtig, so viele Fragen wie möglich in der Handlung zu beantworten. Ich bin mir sicher, dass es nicht immer klappt, aber im Großen und Ganzen muss der Rahmen und der rote Faden einfach stimmen (das war ja der Knackpunkt bei meinem vergeigten Kapitel 7, da wollte ich einen Haken schlagen, der einfach nicht funktionierte. Man lernt nie aus :D Ich bin froh, dass ich's nochmal geändert habe.)

Hermines Können und ihre Hintergrundgeschichte mussten früher oder später angesprochen werden, ich wollte das gleich erledigen. Bei ihrem Hintergrund habe ich lange überlegt, wie ich's auslegen könnte, damit es einigermaßen glaubhaft wirkt; der zweite Weltkrieg bietet da einiges an Möglichkeiten, da stellt man keine unnötigen Fragen. Somit sind aber auch alle nötigen Karten auf dem Tisch, was mir die Freiheit erlaubt, mich in der Handlung austoben zu können. Das war mir wichtig, um Widersprüche zu vermeiden.

Ich freue mich, wieder von dir zu lesen
Liebe Grüße :D
– auch an Zapp (-;


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