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Memories

von

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Into a new life

Ungeduldig warf Taka dem weißen Ziffernblatt an der Wand erneut einen Blick zu, nur um zu bemerken, dass sich der Minutenzeiger noch keinen Millimeter weiter bewegt hatte. Immer noch nicht.

Seit seinem Aufwachen waren vier Tage vergangen, in denen er sich allen möglichen Tests hatte unterziehen müssen. Von seinem Sprachvermögen bis hin zu seinen motorischen Fähigkeiten wurde alles überprüft und notiert und alles mit demselben Ergebnis abgestempelt: keine Einschränkungen. Wenigstens eine gute Nachricht angesichts der Tatsache, dass der Schwarzhaarige beim besten Willen nicht wusste, was für eine Welt ihn außerhalb der Krankenhaustüren erwartete. Nervös sah er abermals zur Uhr, unterdrückte ein Stöhnen und sank tiefer in den Sessel, welcher wohl der gemütlichste Platz im Wartezimmer war, wenn sich Taka die restlichen, aneinandergereihten Holzstühle so ansah. Ryota und Tomoya hatten angeboten ihn abzuholen, da Taka selbst scheinbar – noch immer – keinen Führerschein hatte, es sich aber ohnehin nicht zugetraut hätte, bereits wieder alleine dem Verkehr in Tokio zu begegnen. Einzig Toru würde er heute wohl nicht zu Gesicht bekommen. Bereits am Vortag hatte der Jüngere ihm gesagt, dass es ihm nicht möglich wäre heute vorbeizuschauen, weil er nach eigenen Angaben Angelegenheiten mit ihrem Management regeln musste, da ONE OK ROCK durch den Ausfall ihres Sängers nun wohl für einen ungewissen Zeitraum verhindert war und sie ihren Tätigkeiten als Band nicht nachgehen konnten. Bei dem Gedanken daran machte sich ein unwohles Gefühl im Bauch des Sängers breit. Ihm war klar, dass er nichts für die Sachlage konnte, er hatte sich nicht gewünscht, gar Jahre seines Lebens zu vergessen, doch war ihm ebenso klar, dass er trotz dieser Tatsache Hauptfaktor der derzeitigen Situation war.

Mit der Intention, die bösen Stimmen in seinem Kopf zu übertönen, drehte Taka die Musik, die durch seine roten Kopfhörer in seine Ohren drang, lauter. Toru hatte ihm vor zwei Tagen seinen iPod vorbeigebracht, wofür Taka dem Blonden überaus dankbar war und seitdem praktisch durchgehend die Lieder hörte, die ihm unbekannt, dem Erscheinungsdatum zufolge aber bereits Jahre alt waren. Es war ein eigenartiges Gefühl derartig hinterher zu hinken, obwohl man doch eigentlich alles miterlebt hatte. So fühlte sich wohl eine Reise in die Zukunft an, mit dem einzigen Unterschied, dass man bei einer solchen nicht altert. Die Sorge bereits graue Haare bekommen zu haben, hatte Taka bereits Stunden nach Torus erstem Besuch bei wachem Zustand im Keim erstickt, indem er mindestens eine Viertelstunde vor dem Spiegel im zimmereigenen Badezimmer überprüft hatte, ob seine Haare auch wirklich noch genauso voll und dunkel waren, wie er es in Erinnerung hatte. Im Nachhinein kam er sich dafür ein wenig dämlich vor, aber es hatte ja niemand gesehen, der ihn damit wohlmöglich hätte aufziehen können.

 

„Yo, Taka!“ Überrascht sah der Lockenkopf auf, hatte er Ryota gerade noch so durch den etwas ruhigeren Teil von 21 Guns gehört und sah in das breit grinsende Gesicht des Bassisten, der den ein Stück kleineren Drummer im Schlepptau hatte, welcher nur gut gelaunt salutierte.

 

„Na endlich!“ Augenblicklich sprang Taka auf und schnappte sich die schwarze Reisetasche, in die er bereits am Vorabend alles gepackt hatte, was er während seines Aufenthaltes im Krankenhaus von Freunden, aber auch vom Personal bekommen hatte. Die Tüte mit den wenigen Wertsachen, welche er beim Unfall mit sich getragen hatte, ebenso wie jegliche Papiere, die seinen körperlich und geistig stabilen Zustand bescheinigten, hatte ihm ein Arzt, gefolgt von einem Pfleger am Morgen zusammen mit dem Frühstück ans Bett gegeben. Wie auf heißen Kohlen tapste der kleine Sänger von einem Fuß auf den anderen, konnte es ganz offensichtlich kaum noch erwarten das steril gehaltene Gebäude endlich zu verlassen.

 

„Ehh, was soll der Ton?“, neckte Ryota, die Mundwinkel noch immer nach oben gezogen. „Wir haben 11 Uhr ausgemacht, wir sind sogar überpünktlich.“

 

„Hast du dich überhaupt schon abgemeldet und deine Sachen in Empfang genommen? Dokumente und so?“ Tomoya wirkte nicht ganz so gelassen wie Ryota. Zwar guter Dinge, aber dennoch schwang in seiner Stimme ein gewisser besorgter Unterton mit.

 

„Ja, hab ich. Alles eingepackt und verstaut. Ich hab mich abgemeldet und auch höflich für Speis und Trank gedankt.“ Ein schiefes Grinsen stahl sich auf das Gesicht des Lockenkopfes. „Können wir jetzt los? Bitte?“ Große Kulleraugen sahen zu Ryota hinauf, der erneut bemerkte, wie sehr dieses Verhalten an den Taka von früher erinnerte, den er ja jetzt auch praktisch vor sich hatte, auch wenn diese Realität immer noch nicht so ganz in seinen Kopf rein wollte.

 

„Vorbildlicher Junge!“, lobte Tomoya und strubbelte dem Jüngeren durch das gelockte Haar, woraufhin dieser wie ein verstörtes Kätzchen zurückschreckte und dem Ältesten der Band einen grimmigen Blick zuwarf, sich die Haare anschließend wieder weitgehend richtete. Nun überkam Ryotas Lippen doch noch ein herzhaftes Lachen, in das anschließend die anderen zwei mit einstimmten.

 

 

„Hat sich Toru schon bei dir gemeldet?“ Den Blick auf die Straße gereichtet  und mit Taka auf der Beifahrerseite, stellte der Bassist diese Frage mit offensichtlicher Vorsicht, was aber scheinbar nur Tomoya, der hinter ihm saß, zu bemerken schien. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf.

 

„Nein, wollte er das?“

 

„Ah, nein. Ich dachte nur, weil…ihr so enge Freunde seid.“ Tomoya wagte nicht, sich in die Konversation mit einzuklinken, zu groß war das Risiko sich zu verplappern, was Ryota gerade, so nahm er an, um ein Haar passiert wäre. Es war ihm noch immer ein Rätsel, warum sie dem Sänger ihrer Band vorenthalten sollten, welch eine glückliche Beziehung er vor dem Unfall mit Toru geführt hatte, selbst nachdem dieser ihnen seinen Beweggründe erläutert hatte, machte es für ihn einfach keinen Sinn. Doch letztendlich war es Torus Entscheidung, schließlich ging es um sein Leben mit Taka.

 

„Waren wir das? Noch enger als am Anfang der Band?“ Offensichtlich hatte Ryota Takas Neugier geweckt, ganz zum Leidwesen des Jüngsten. Er wollte sich nicht noch weiter in diese Lüge einwickeln, bekam aber von Tomoya, dem er über den Rückspiegel einen Hilfe suchenden Bick zuwarf, nur ein verneinendes Kopfschütteln.

 

„Also…ja, schon. Sehr.“ Mit flauem Gefühl im Magen fuhr Ryota also fort.  „Ich meine, man hat euch so gut wie nie ohne den anderen angetroffen. Ich denke es gab niemanden der dem jeweils anderen so nah stand.“

 

„Klingt ja fast so, als seien wir verheiratet gewesen.“, lachte Taka und sah zu Tomoya, der sich zu einem Lächeln zwang. Im Grunde genommen konnten sie jetzt kaum noch was falsch machen, leiert waren Toru und Taka ja wirklich nicht gewesen.

 

„Nein, nein, verheiratet wart ihr nicht.“, entgegnete Ryota mit einem Lachen, welches Tomoyas Meinung nach ziemlich überzeugend klang. Er entspannte sich etwas.

 

„Es ist so schade, dass ich mich nicht mehr erinnere, ich wette wir hatten eine Menge Spaß zusammen. Also auch ihr und ich.“

 

„Positiv bleiben, es ist nicht gesagt, dass du dich nie wieder erinnern wirst. Wer weiß, vielleicht stehst du ja eines Tages in der Küche, siehst einen ganz bestimmten Kochlöffel und bahm! Du weißt wieder alles.“ Aufmunternd sah der Bassist zu seinem Beifahrer, der ihm ein ehrliches Lächeln schenkte. Es tat ihm gut zu wissen, dass noch Hoffnung bestand und auch, dass trotz seiner Amnesie die Leute, die ihm nahe standen, zu ihm hielten.

 

„Danke, aber wieso ausgerechnet in der Küche?“

 

„Na weil du der weltbeste Koch bist! Wenn du wüsstest wie oft wir uns drum gerissen haben von dir bekocht zu werden. Meistens hatte aber nur Toru die Ehre.“, platzte es nun doch aus Tomoya heraus. Wenn es um Essen ging wurde er nun mal schwach. Erst recht wenn es um das Essen ging, welches der Lockenkopf schon so oft für sie zubereitet hatte.

 

„Toru muss sich ja wirklich sehr glücklich schätzen, mich als besten Freund zu haben.“, flötete Taka und löste seinen Gurt, da Ryota auf den Parkplatz zu seinem Apartmenttrakt einbog. Wenigstens konnte sich der Lockenkopf noch an Umgebungen und Gebäude erinnern, sofern sich diese nicht zu sehr geändert hatten und das allzu bekannte Gelände nun wiederzusehen, tat unglaublich gut.

 

„Das hat er, glaub mir.“, murmelte Ryota, doch Taka war schon ausgestiegen.

 

„Ey, ey, was machen wir, wenn da in der Wohnung irgendwas ist, was, naja, sehr auf eine Beziehung mit Toru hindeutet?“ Tomoyas Kopf war so plötzlich zwischen den Sitzen aufgetaucht, dass Ryota sichtbar zusammenzuckte und seinem besten Freund anschließend mit einem Schulterzucken begegnete.

 

„Keine Ahnung, verstecken? Mitgehen lassen? Aber soweit ich mich erinnere, hatte Taka da doch aber eh kaum Kram, weil er ständig Besuch bekam und das nicht öffentlich machen wollte, oder so?“, antwortete der Jüngere und löste nun auch seinen Gurt.

 

„Ja aber wir wissen nicht, was versteckt irgendwo liegt! Stell dir vor Taka hortet irgendwo irgendein Bettspielzeug mit einer >In Liebe, Toru.<-Karte dran!“ Der ungläubige Blick, den Ryota seinem Bandkollegen zuwarf, sprach Bände und so beschloss Tomoya, das Thema vorerst ruhen zu lassen und stattdessen ihrem Sänger hinterherzueilen, der bereits im Hauptgebäude verschwunden war.

Nachdem Taka verweigert hatte, dass seine zwei Freunde ihm etwas abnahmen und anschließend damit drohte, ihnen anhand der ärztlichen Bescheinigung seines körperlich einwandfreien Zustandes zu beweisen, dass er in der Lage war seine Klamotten selbst zu tragen, trotteten diese einfach nur stillschweigend hinter dem Lockenkopf her, warfen sich lediglich hin und wieder verunsicherte Blicke zu, weil sie beim besten Willen nicht einschätzen konnten, was sie hinter der Wohnungstür des Sängers nun erwartete.

 

Zwar hatten sie mit einigem gerechnet, mit dem Zustand, in dem sich Takas Wohnung aber tatsächlich befand, jedoch nicht. Ungläubig starrten die drei Männer in den Flur, bevor sie vorsichtig eintraten.

 

„Hast du irgendwie deine Miete nicht bezahlt und musstest Sachen pfänden, oder bevorzugtest du schon immer den spartanischen Lebensstil?“ Dass Taka diese Frage unmöglich beantworten konnte, war Tomoya klar, dennoch stellte er sie, ohne weiter darüber nachzudenken, zu sehr verwirrte ihn der Anblick der Innenausstattung, die so gar nicht der glich, an die sich der Drummer bei seinem letzten Besuch hier erinnern konnte. Zwar standen der Großteil der Möbel noch an Ort und Stelle, jedoch fehlte jeglicher Inhalt. Weder Kleidung, noch Bücher, noch Takas DVD Sammlung mitsamt seiner heißgeliebte Star Wars Kollektion war mehr anzufinden.

 

„Ich…weiß es nicht?“ Ein lautes Klatschen ließ sowohl Taka, als auch Tomoya herumfahren und sie musterten den Jüngsten verwirrt, der sich offensichtlich gerade die Hand gegen die Stirn geschlagen hat.

 

„Ah, wie konnte ich das vergessen!“, stöhnte er. „Du hattest vor einigen Wochen erwähnt, dass du in nächster Zeit peu à peu bei Toru einziehen wolltest! Scheint so, als wären die meisten deiner Sachen diesen Umzug schon angetreten.“

 

„Hätte dir das nicht früher einfallen können?“ Taka, der nun gar nichts mehr verstand, stand einfach stillschweigend zwischen den  beiden nun diskutierenden Männern und beschloss, sich in seinen vier Wänden etwas umzusehen. Oder nun ehemaligen vier Wänden, so genau schien das hier niemand zu wissen. Einige Möbel kamen ihm bekannt vor, kleinere Regale und Schränkchen schien er sich innerhalb der letzten sechs Jahre angeschafft zu haben. Generell wirkte alles so, als würde gerade jemand einziehen, wo doch nirgends persönliche Gegenstände zu finden waren. Nicht mal Bilder von seiner Familie, wobei Taka das nun wirklich nicht wunderte, auch wenn er insgeheim gehofft hatte, sich in der vergessenen Zeit mit dieser wieder vertragen zu haben. Im ehemaligen Wohnzimmer blieb sein Blick an dem an der Wand stehenden, schwarzen Klavier hängen. Scheinbar hatte es sich in den sechs Jahren keinen Millimeter bewegt. Die Klappe war geöffnet und ein Papier wurde auf die Halterung gestellt, sodass Taka seine Neugierde nicht mehr unterdrücken konnte und näher an das Instrument herantrat. Im Grunde genommen konnte er sich hier eigentlich alles erlauben, es war immerhin seine Wohnung, auch wenn sie sich gerade mehr als fremd anfühlte. Zu seiner Enttäuschung stand auf dem Zettel entgegen seiner Hoffnung kein Songtext, der ihm hätte Aufschluss darüber geben können, was ihm in den Wochen vor dem Unfall so durch den Kopf gegangen war, lediglich einige Noten und Buchstaben, die wohl Akkorde bedeuten sollten, waren auf die Linien gekritzelt. Nein, seine Handschrift war auch kein Stück leserlicher geworden. Beinahe ehrfürchtig ließ er seine Finger über die kalten Tasten gleiten, verspürte das Bedürfnis auf ihnen zu spielen, welches er jedoch unterdrückte. Wenn er seine Gefühle in Töne packen müsste, würde er wohl ständig in den Tonarten springen, sodass es möglichst unharmonisch klänge. Vielleicht ergab sich in den kommenden Tagen noch die Möglichkeit Musik zu machen, wenn er sich besser fühlte. Etwas schwerfällig ließ er von dem Klavier ab und schloss die Klappe voller Vorsicht, legte das Papier anschließend auf den Deckel, wer weiß was er ursprünglich damit vorgehabt hatte, bevor er zurück in den Flur ging, wo Tomoya und Ryota augenscheinlich noch immer darüber diskutierten, ob die Verantwortung, sich an solche banalen Dinge zu erinnern nun beim Älteren, oder bei dem, der noch mehr Hirnzellen hatte, lag.

 

„Uhm…“, begann Taka und lugte vorsichtig um die Ecke „Sollten wir dann jetzt nicht zu Toru fahren?“

 

 

Selbst auf der Fahrt hielt die Diskussion darüber, wem die Schuld an diesem vermeidbaren Umweg nun zuzuschreiben war, an, auch wenn es sich eher wie ein freundschaftlicher Meinungsaustausch anhörte, da die Argumente immer lächerlicher wurden. So hieß es laut Tomoya, dass es Ryotas Schuld war, da er dessen letztes McDonald’s Menü bezahlt hatte. Wie der Drummer nun genau zu diesem Schluss kam, hinterfragte Taka erst gar nicht, stattdessen freute er sich, dass er Toru nun doch sehen konnte und sie endlich wieder alleine und vor allem wieder in vertrauter Umgebung Zeit miteinander verbringen konnten. Wenn sie sich wirklich so nah gestanden hatten, wie Ryota meinte, dann konnte er es kaum noch erwarten, den Blonden wiederzusehen und so war er auch irgendwie nervös, als sie vor Torus Wohntrakt aus dem Auto stiegen, obwohl es doch eigentlich überhaupt keinen Grund dazu gab. Es war zu schade um die Erinnerungen, die von seiner und Torus Freundschaft nun wohl verloren gegangen waren, doch nachdem Taka am Tag seines Aufwachsens so kläglich in Torus Armen geweint hatte, hatte er diesem versprochen, positiv zu denken und das Beste aus dem Kommenden zu machen. Was passiert war, konnte ohnehin keiner von ihnen ändern und so würde er sich wirklich Mühe geben, der Zukunft positiv entgegenzutreten. Allein war er ja ganz offensichtlich nicht.

 

„Was, wenn Toru noch beim Management ist?“, fragte Taka, nachdem sie vor der weißen Tür, zu deren linken das Namensschild „YAMASHITA, TORU“ angebracht war, zum Stehen gekommen waren. Gemeldet hatte Taka seinen Umzug den Behörden scheinbar noch nicht.

 

„Dann wissen wir, wo der Zweitschlüssel liegt.“, antwortete Tomoya und drückte bereits die Klingel. Öfter als nötig. Taka spürte, wie sich sein Körper anspannte, versuchte jedoch diese Gegebenheit weitgehend zu ignorieren, weil es völlig unnötig war, auf einmal so nervös zu werden. Toru würde ihn wohl kaum vor der Tür stehen lassen. Oder doch?

Ehe er diesem Gedanken weiter nachgehen konnte, wurde die Tür geöffnet, woraufhin ein anerkennendes Pfeifen seitens Tomoya und Ryota ertönte.

 

„Wen willst du denn in dem Aufzug beeindrucken, Toru-nii?“ Ein wenig überrumpelt und unwissend darüber, wie er mit der Situation umzugehen hatte, starrte Taka nur auf Toru, welcher abgesehen von einem weißen Handtuch um die Hüfte nichts trug. Die nasse, zugegebenermaßen gut gebräunte Haut, ebenso wie die blonden Haare, war nass, was darauf schließen ließ, dass der Gitarrist geradewegs aus der Dusche kam. Am durchtrainierten Bauch des Jüngeren blieb der Lockenkopf für einen Augenblick hängen, spürte wie ihm die Röte in die Wangen stieg. Wem sollte diese Situation peinlicher sein, ihm oder Toru?

 

„Eh…“ Langsam wanderte sein Blick höher, bis er auf Torus traf, der scheinbar genauso überrascht darüber war, dass ausgerechnet Taka vor seiner Tür stand, wobei er damit hätte rechnen müssen, wo doch die Wohnung des Älteren praktisch leer war. „Stören wir?“

 

„Ah, nein, kein bisschen, ich war nur gerade duschen. Die Angelegenheiten mit dem Management sind übrigens geregelt, wir haben jetzt erstmal für unbestimmte Zeit Urlaub.“ Den zweiten Teil des Satzes sagte Toru eher zu Ryota und Tomoya und Taka musste zugeben, dass er sich ein wenig übergangen fühlte, ignorierte das aber für den Moment.

 

„Wir wollten nur eben Taka hier absetzen. Der eigentliche Plan war, dass er wieder in seine Wohnung einzieht, aber oops, die war ja leer. Wer hat das noch gleich vergessen?“ Kaum zu übersehen war das Neigen von Tomoyas Kopf in Ryotas Richtung, der schon dazu ansetzte, dem Älteren etwas entgegenzubringen, als Toru ihm ins Wort fiel.

 

„Ihr seid Experten, das haben wir so oft erwähnt. Macht es euch was aus, wenn wir das drinnen regeln, ich hab wenig Lust mich jetzt noch, wo ich den Herbst soweit ziemlich gut überstanden habe, zu erkälten.“ Der Aufforderung des Bandleaders folgeleistend, traten die drei ein, woraufhin sich Toru kurz entschuldigte, da er sich etwas anziehen wollte. Staunend sah sich Taka in dem großen Apartment um. Scheinbar hatte der Blonde irgendwann in den letzten sechs Jahren renoviert, sowohl Möbel, als auch die sonstige Innenausstattung waren dem Sänger nämlich fremd und das trotz der Tatsache, dass er hier angeblich vor dem Unfall noch gewohnt hatte. Stumm folgte er Tomoya und Ryota ins Wohnzimmer und setzte sich neben ihrem Drummer auf das breite Ledersofa. Eine große Fensterfront war ihnen gegenüber in die Wand eingearbeitet, von der Taka, soweit er sich erinnern konnte, schon damals begeistert gewesen war. Besonders das Tokioer Nachtleben bot sich bei Dunkelheit von seiner schönsten Seite, war man doch unfähig all die Lichter und Lampen zu zählen. Der Lockenkopf fühlte sich wohl, sehr wohl. Vielleicht, weil ihm der Ort vertraut war, vielleicht aber auch, weil er seine engsten Freunde um sich hatte.

 

„Sorry, sorry, bin schon da.“, merkte Toru an und ließ sich in den Sessel neben dem Sofa fallen. Man sah, dass der Blonde nicht allzu viel Zeit gehabt hatte sich anzuziehen, trug er doch lediglich eine Jogginghose und einen blauen Pullover, der ihm aber, wie Taka bemerkte, äußerst gut stand.

Nun, da auch das vierte ONE OK ROCK Mitglied im Kreis platzgenommen hatte, waren sie komplett. Auch wenn Taka noch immer nicht verstand, warum.

 

„Also…“, setzte er zögernd an, bekam augenblicklich die gesamte Aufmerksamkeit im Raum. „was genau ist denn nun damals mit Alex passiert? Was ist generell passiert?“



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