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Beyblade in Love

Staffel 2
von

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Kapitel 29

Als Amanda das erste Mal in die WG der Blitzkrieg Boys eintrat empfing sie eine Wolke von Aftershave vermischt mit Frauenparfüm. Es war sehr ordentlich und alles schien seinen festen Platz zu haben. Während Amanda im Flur immer noch die einzelnen Trophäen und Medaillen bewunderte war Spencer bereits in die Wohnküche vor gegangen, wo sich Luna und Tala gerade eine Pizza teilten.

„Wofür koch ich eigentlich?“, fragte er schon fast gekränkt und stemmte die Pranken in seine Hüfte.

„Wir hatten Hunger...“, knörten die beiden im Chor, „und du warst nicht da...“

„Und da ruft ihr einfach den Lieferservice an?“

Tala und Luna warfen sich einen misstrauischen Blick zu, erwiderten jedoch nichts. In diesem Moment trat Amanda ebenfalls in den Raum und staunte immer noch über die Einrichtung. Ihre Blicke trafen auf Tala und Luna, welche sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Die beiden winkten stumm zurück, da sie sich gerade ein großes Stück Pizza in den Mund geschoben hatten.

„Wir haben ein Problem“, meinte Spencer plötzlich und lehnte sich über die Kochinsel zum Rotschopf rüber, „ein...großes...“

„Was hat Bryan denn schon wieder angestellt?“

„Diesmal nichts...noch nicht zumindest...“

Tala hob anerkennend die Augenbrauen und biss ein weiteres Stück Pizza ab.

„Um ehrlich zu sein...Amanda hier...hat ein großes Problem...“, meinte Spencer und machte eine Geste zu ihr, dass sie ruhig näher kommen könnte.

Dezent nervös trat die Frau an die Kochinsel und kam nicht drumherum, die schöne Granitarbeitsplatte zu bewundern. Als Tala ihr den Pizzakarton rüberschob bemerkte sie, dass sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und nahm sich dankend ein Stück.

„Worum geht‘s denn genau bei deinem Problem?“, fragte der Rotschopf.

„Es ist eine Katastrophe“, gestand sie und schlang das Pizzastück runter, „ja...ich glaube so kann man es ausdrücken...“

„Hört sich...dramatisch an…?“

„Willst du die ganze Geschichte oder reicht dir die Kurzfassung?“

Tala warf Amanda ein belustigtes Grinsen zu und meinte, dass ihm die Randfakten reichen würden.

„Ich muss das Studio seit heute völlig alleine leiten und brauche dringend zwei helfende Hände. Das war‘s auch schon...“

„Sie gefällt mir“, lächelte der Rotschopf Spencer zu und wandte sich schließlich wieder an die Frau, „ich dachte, dass du noch eine Kollegin hättest?“

„Die hat vor knapp einer Stunde aus heiterem Himmel gekündigt. Was rede ich da? Ich wunder mich die ganze Zeit schon, dass sie es so lange ausgehalten hat!“

„Die, die letzte Woche beim Trinken dabei war?“

„Genau die.“

„Das Nervenfrack?“

„Genau die.“

Tala machte ein schmerzverzerrtes Gesicht und pulte einen Pilz von seiner Pizza.

„Und...deine...tolle Chefin? Ist die nicht zum Arbeiten im Geschäft?“

„Die ist eben im Urlaub!“

„Du steckst ja echt tief in der Scheiße...“, bemerkte Luna.

„Das ist noch nett ausgedrückt...ich bin übrigens Amanda.“

„Luna.“

Die beiden Frauen schüttelten sich die Hände, bevor jede von ihnen sich noch ein Stück Pizza schnappte.

„Inwiefern können wir ihr weiter helfen?“, fragte Tala an Spencer.

„Wir vielleicht nicht...“, gestand der Riese und blickte zur Freundin seines Teamchefs, „sie eventuell schon...“

Luna guckte ihn groß an, ließ ihre Augen zu Amanda wandern und wieder zurück.

„Ich?“

„Du bist doch eine Frau! Und du kennst dich mit diesem ganzen Schönheitszeug aus!“

„Hä? Tu ich gar nicht!“

„Du hast dir letztens erst die Beine entwaxt!“, bemerkte Spencer.

„Ja. Ein Bein. Zur Hälfte. Okay! Nur das Schienbein! Das macht mich noch lange nicht zur Expertin!“

„Was war dann das mit deinen Augenbrauen? Die hast du dir doch auch selber gefärbt!“

„Das war ein totaler Reinfall“, lachte das Mädchen, „ich musste die Dinger zwei Wochen komplett neu nachziehen, bis die Drecksfarbe endlich angefangen hat zu verblassen...“

„Luna bitte“, schmollte Spencer, „ich würde dich nicht fragen, wenn es jemand anderes gäbe!“

„Das ist echt lieb von dir...aber ich habe erstens davon keine Ahnung und zweitens habe ich schon einen Job, falls du dich erinnerst...“

„Es ist ja auch nicht für immer...“

Gerade, als Luna schon genervt etwas entgegen wollte mischte sich Amanda ein.

„...okay...ich lehne mich mal viel zu weit aus dem Fenster und knall dir die Fakten einfach auf den Tisch! Es wäre kein Vollzeitjob, sondern als Aushilfe. 2-3 Stunden, wenn‘s hochkommt für 3 Tage pro Woche. Wenigstens nur so lange, bis ich eine neue Kosmetikerin gefunden habe!“

Luna blickte Amanda sprachlos an, vergaß sogar ihre Pizza zu kauen. Sie wandte sich an Tala, welche nur mit den Schultern zuckte und „ist deine Entscheidung“ sagte.

„Ich kann rein gar nichts, von dem Zeug...“, erwiderte sie kleinlaut.

„Kein Problem! Ich geb dir einen Crashkurs in allem.“

„Und an wem soll ich üben? An dir?“

„Du hast doch drei Mitbewohner...“

„Ich melde mich freiwillig als Versuchskaninchen!“, meldete sich Spencer sofort.

Tala verzog sein Gesicht abermals und fragte, ob er sich das auch gut überlegt hatte.

„Ich habe ihr versprochen, dass ich ihr helfe, wo ich nur kann. Und wenn ich Lunas Modell bin!“

Amanda und Luna zogen einen gerührten Schmollmund, während Tala immer noch skeptisch drein guckte.
 

*~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~*
 

„Wahnsinn...“, staunte Luna nicht schlecht, als sie zusammen mit Spencer und Amanda ins Kosmetikstudio ging und die Einrichtung erblickte, „macht ihr nur die Extrareichen?“

„Nein“, kicherte Amanda und öffnete die Tür zu einer Kabine, „meine Chefin hat...sagen wir einen sehr exklusiven Geschmack...“

„Seh ich...“

„Ich bin dir wirklich, wirklich sehr dankbar, dass du dich bereiterklärt hast mir zu helfen!“

Luna warf Spencer einen vielsagenden Blick zu, während dieser vor lauter Stolz fast platzte. Er hatte sie den ganzen gestrigen Abend mit einem so ausdrucksvollen Dackelblick angesehen, dass sie gar nicht anders konnte.

„Ich schlaf drüber!“, hatte sie ihn irgendwann versprochen, „aber hör jetzt auf, mich so anzusehen! Da krieg ich ja Angst!“

„Du wirst es nicht bereuen!“, jauchzte Spencer und schlenderte wie auf leichten Füßen davon.

Luna schloss die Tür hinter sich und kroch zu Tala ins Bett, dieser hatte inzwischen das Licht ausgemacht und die Decke zurückgeworfen.

„Wahnsinn...er ist unheimlich, wenn er etwas wirklich will!“

Der Rotschopf kicherte und kuschelte sich von hinten an Luna heran, küsste ein paar Mal ihren Hals und seufzte zufrieden.

„Kennst du diese Amanda?“, erkundigte sich seine Freundin und machte es sich ebenfalls gemütlich.

„Von früher ja. Wir haben sie zufällig an unserem Saufabend wieder getroffen. Ist eigentlich eine ganz nette. Nicht auf den Mund gefallen. Sehr zielstrebig.“

„Hat man gemerkt...“

„Schlaf gut...“

„Du auch...“

Es weilte kurze Stille zwischen den beiden, da richtete sich das Mädchen wieder auf und sah zu ihrem Freund runter.

„Kannst du mir sagen, seit wann sich Spencer so für eine Frau einsetzt?“

Tala knörte irgendetwas von „ich will doch nur schlafen...“ und hob den Kopf.

„Ich erkenne ihn fast nicht wieder!“

„Das muss daran liegen, dass Amanda seit ein paar Tagen seine feste Freundin ist...“

Wieder Stille.

„SIE IST SEINE WAS?!“, rief Luna dann erschrocken aus, so dass Tala fast im Bett stand.

„Schrei doch nicht so...meine Ohren...“, jammerte er.

„Kaum bin ich mal für ein paar Tage nicht zu Hause feiert ihr wilde Orgien und Spencer findet eine FREUNDIN?!“

„Sie wollte schon früher was von ihm...dann hat er den Kontakt abgebrochen und jetzt haben sie sich zusammen gerauft und so was wie einen Probemonat ausgemacht.“

„Probemonat? Mit Fummeln und Küssen und so?“

„Weiß ich nicht...komm, kuscheln...“

Jetzt stand Luna da. Zwischen Spencer und seiner Freundin Amanda und guckte verwirrt zwischen den beiden hin und her. Ein leichter Schauder machte sich in ihrem Körper breit und das Mädchen versuchte das Kopfkino loszuwerden, welches sich angebahnt hatte. Vergeblich…

„Wichtig ist vor allem, dass sich der Kunde wohlfühlt“, erklärte Amanda an Luna gerichtet, während Spencer sich seines Oberteils entledigte, „achte auf seine Körpersprache. Viele möchten sich lieber alleine umziehen, wieder andere haben kein Problem damit, wenn du bereits mit in der Kabine bist.“

„So wie er?“, grinste Luna und nickte in Spencers Richtung.

„Zum Beispiel. Er allerdings ist ein Bekannter von dir. Das enthemmt. Aber du musst trotzdem seriös bleiben.“

Amanda wandte sich dem Jungen zu und bemerkte seinen durchtrainierten Oberkörper. Sofort schoss ihr die Röte ins Gesicht und sie widmete sich ihrem Wax, während Luna sich bei diesem Schauspiel ein Kichern verkneifen musste. Spencer machte es sich bereits auf der Liege gemütlich, als Amanda mit dem kleinen Wagen zu ihm rüberkam.

„Kunde für Kunden musst du abschätzen, wie viel Material du benötigst“, fuhr die Frau fort, „je nach Dichte der Körperbehaarung und der Region, wo du waxen sollst.“

„Du tust mir jetzt schon leid...“, schmollte Luna und warf Spencer einen vielsagenden Blick zu, während er ihr nur den Daumen nach oben zeigte.

„Bei ihm kannst du noch scherzen...später bei normalen Kunden kannst du dir eine solche Wortwahl leider nicht mehr erlauben...“

„Verstanden.“

„Wir machen bei dir jetzt zuerst einen sogenannten Teststreifen, damit du eine ungefähre Vorstellung davon bekommst, was dich erwartet.“

„Mach nur...so eine Kleinigkeit wird mir schon nicht wehtun“, sagte der Riese lächelnd.

„Genau das Gleiche sagten schon viele vor dir“, belächelte Amanda ihn und trug das flüssige Wax vorsichtig auf einer Stelle auf.

Sie wartete kurz und zog den Streifen dann in einer schnellen Bewegung wieder ab. Stille. Beide Frauen richteten ihre Blicke zu dem Mann, welcher eine prüfende Miene aufgesetzt hatte.

„Und…?“, erkundigte sich Luna.

„Nicht so schlimm, wie immer alle sagen“, antwortete er gelassen und gab Amanda ein Zeichen, dass sie beruhigt weiter machen konnte.

Erneut trug sie das Wax auf, diesmal großzügiger.

„Wichtig ist, dass du wartest, bis das Zeug wieder angehärtet ist...“, erklärte sie Luna, „und dann in einer schnellen Bewegung...zack! Wieder abziehen. Und versuche es zu vermeiden, dem Kunden jedes Mal den benutzten Waxstreifen vors Gesicht zu halten...“

„Okay. Darf...ich…?“

„Natürlich.“

Die beiden Frauen wechselten ihre Position und Luna versuchte Amanda alles genau nachzumachen.

„Falls ich dir jetzt weh tue...“, murmelte das Mädchen und blickte zu Spencer, „du weißt doch, das ich mit dir leide, oder?“

Anstatt zu antworten kicherte der Riese lediglich, während seine Hand außerhalb von Lunas Sichtfeld nach Amandas Fingern griff. Diese blickte kurz zu der Berührung runter, dann wieder zu Luna. Dennoch schmunzelte sie stolz.

„So tun?“

„Genau...mit der Wuchsrichtung streichen...nimm ruhig etwas mehr beim nächsten Mal. Kurz warten...“

Luna holte noch einmal tief Luft, dann zog sie an dem Wax.

„Hab...hab ich es...richtig gemacht?“

„Siehst du noch Haare auf der Stelle?“

„Nö.“

„Lebt dein Kunde noch?“

„Ähm...Spencer?“

„Alles bestens!“

„Er lebt noch.“

„Dann hast du alles richtig gemacht.“

„Cool!“, lachte das Mädchen triumphierend auf und machte sich gleich an die nächste Stelle.

Nach guten zehn Minuten betrachtete sie ihr bisheriges Werk und schmunzelte.

„Was ist so lustig?“

„Ich könnte ihm eiskalt meine Initialen einwaxen“, kicherte Luna und bemerkte erst jetzt Amandas vielsagenden Blick, „...natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast!“

„Wir machen unsere Arbeit sauber und gewissenhaft“, nickte Amanda ihr zu, „dein Kunde hat Brustkorb komplett bestellt und keine Muster.“

„Ihr macht Muster?“, wollten Spencer und Luna gleichzeitig wissen.

„Ja.“

„Echt jetzt?“, erkundigte sich der Riese verwirrt, „wer will so etwas?“

„Die unterschiedlichsten Personen. Wir haben vorne an unserer Kasse ein Buch mit möglichen Desings.“

„Sachen gibt‘s...“

„Ist eure Arbeit hier eigentlich zeitlich begrenzt?“, fragte Luna, während sie ihrer Tätigkeit weiter nachging.

„Natürlich...du hast heute jedoch noch alle Zeit der Welt.“

„Rein hypothetisch...wie lange dürfte ich jetzt dafür brauchen?“

„Eine gute halbe Stunde. Je nachdem wie schmerzempfindlich dein Kunde ist.“

„Was ist deine Lieblingsaufgabe hier auf der Arbeit?“, wollte Spencer plötzlich wissen.

„Das hier. Ich sehe Menschen gerne leiden...“, grinste sie breit, „Scherz beiseite. Allerdings habe ich hier meine Ruhe, kann also gewisser Maßen sogar abschalten...“

„Dann kannst du mir bei Gelegenheit mal eins deiner Lieblingsmuster machen“, grinste der Riese neckisch.

Luna hielt bei diesem Satz kurz in ihrer Bewegung inne und musste erst verarbeiten, dass Spencer einen auf verliebt machte. Insofern man das als verliebt bezeichnen konnte...

„Natürlich kann ich das machen. Sogar hier gleich im Anschluss, wenn du möchtest?“

„Wir haben ja Zeit“, gestand er, „Luna kann dann schon mal Tala holen für die Maniküre…?“

„Klar kann ich das...“, murmelte diese und versuchte erneut, ihr Kopfkino zu unterdrücken.

„Ich habe auch schon die optimale Stelle dafür“, zwinkerte Amanda ihm zu und blickte vielsagend an ihm herunter, „oder kriegst du jetzt kalte Füße?“

„Wieso sollte ich jetzt kalte Füße bekommen?“

„Dein Blick...er sprach Bände!“

„Nein, alles gut. Können wir machen.“

Erneut hielt Luna inne und war über Amanda und Spencers Umgang sichtlich überrumpelt. Sie hatte es schwer, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, während in ihrem Kopf gewisse Bilder spukten. Kopfkino deluxe hallo!

Nachdem sie mit seinem Oberkörper fertig war ließ sie Amanda einen prüfenden Blick darauf werfen.

„In Ordnung. Jetzt nur noch die Lotion auftragen, damit es keine Hautirritationen gibt und die letzten Reste vom Wax entfernt werden. Dann bist du auch schon fertig.“

Luna griff nach der Flasche, schraubte den Verschluss ab und guckte mit großen Augen zu der Frau, welche ihr gegenüber stand und reichte ihr die Lotion. Amanda nahm sie mit leicht verwirrten Blick entgegen, zuckte mit den Schultern und begann damit, Spencers leicht geröteten Oberkörper damit einzureiben. Als sie mit ihren Fingerkuppen über seine ausgeprägten Muskeln glitt spürte sie, wie ihr am ganzen Körper plötzlich ganz warm wurde und ihr die Röte erneut ins Gesicht schoss. Zum Glück hatte sie ein gut deckendes Make up aufgetragen.

„Nicht zu viel und nicht zu wenig...gleichmäßig verteilen.“

„Das riecht gut! Ist das Wacholderbeere?“

„Du hast eine gute Nase“, lobte Amanda das Mädchen und grinste leicht, „diese benutzen wir hauptsächlich bei Männern. Bei Frauen nehmen wir ehr so was wie Lavendel oder Rosenduft. Hast du an dieser Stelle noch irgendwelche Fragen?“

„Spontan keine. Du hast mir alles toll erklärt, Amanda.“

Die Frau lächelte dankend und verkündete Luna, dass sie jetzt Tala holen könnte. Er hatte sich dazu bereit erklärt, dass seine Freundin ihm eine Maniküre machen durfte.

„Dann wünsch ich euch beiden noch eine schönen Zeit“, winkte Luna ihnen zu, „quäl ihn nicht zu sehr!“

„Ich werde mich beherrschen...denke ich.“

Spencer warf ihr augenblicklich einen prüfenden Blick zu, welcher Amanda erneut zum Kichern brachte. Sie warteten kurz, bis sie die Ladentüre hörten, dann waren sie völlig alleine.

„Nun zu dir“, grinste das Mädchen vielversprechend und ließ den Handschuh erneut schnalzen, „welches Muster hätten wir denn gerne?“

Spencer musste lachen, als er Amanda so vor sich stehen sah, dann wurde seine Miene ernster, sogar ein wenig unsicher.

„Ich möchte dich nur gleich vorwarnen...bei mir sieht es da unten etwas...anders...aus, als du es vielleicht schon woanders gesehen hast...“

„Glaub mir“, lachte sie selbstsicher, „ich habe...schon einiges gesehen. Du kannst mich also nicht überraschen.“

Der Junge schluckte schwerfällig, ließ sie jedoch machen und beobachtete dabei Amandas Gesicht. Mit einem beinahe schon gierigen Grinsen zog sie seine Hose nach unten, unterdessen bemühte er sich, ruhig weiter zu atmen.

„Keine Angst...ich werde auch zärtlich zu deinem ‚kleinen Kumpel‘ sein...“, kicherte Amanda und stoppte plötzlich, ihre Augen weiteten sich aufs Maximum und ihr Atem wurde unregelmäßig.

„Ich habe dir doch gesagt, dass es bei mir anders aussieht“, schmollte Spencer niedergeschlagen und verspürte, wie die Scham in ihm hochstieg.

„Ähm...ja...“, stimmte die Frau ihm zu, „ich muss mich wohl berichtigen...“

„Es tut mir so leid...“

„Das muss es nicht. Wobei ich zugeben muss, dass du und dein...ähm...‘großer Kumpel‘ mich kurz überwältigt habt...“

Amanda nickte anerkennend und zog den Werkzeugwagen an sich heran, während sie kurz nach Luft rang und sich Wind zufächerte.

„Ehrlich! Ich war...lediglich...sprachlos.“

Spencer legte beschämt die Hände vors Gesicht und murmelte etwas auf russisch, bevor er tief seufzte und selber an sich runter blickte. Als Amanda seinen Blick bemerkte tätschelte sie seine Schulter fürsorglich und schielte verstohlen auf seinen Intimbereich.

„Sag mir nur eins, bevor wir anfangen...“, raunte sie und guckte den Jungen wieder ins Gesicht, „beißt...er…?“

„Oh bitte!“, lachte Spencer schallend, „mach dich nicht lächerlich!“

„Ich mein es ernst! Er sieht...gefährlich aus...“

Spencer grunzte amüsiert und bedankte sich bei Amanda, dass sie ihm die Nervosität genommen hatte.

„Gern. Das ist schließlich mein Job, als deine Freundin.“

Die beiden sahen sich für einen Moment lang zweifelnd an, bevor sie grinsten.

„Hört es sich für dich auch so komisch an?“

„Ehr ungewohnt...“, gestand Amanda und prüfte das Wax, „es ist schon eine Weile her, dass ich so genannt wurde.“

Sie schmierte die warme Masse auf die dafür vorgesehene Stelle und wartete kurz, dann zog die Frau Spencers Haut straff und entfernte das Wax mit einem schnellen „ratsch!“.

„Und?“

„Es zwickt...“

„Es...zwickt? Echt jetzt?“

„Ja.“

„Cool...endlich mal einer, der nicht vor Schmerzen stirbt.“

„Musste jeder deiner...‘Freunde‘ da durch?“

„Klar“, scherzte sie, „ich musste doch vorher schon prüfen, ob sie ihren Mann stehen könnten...warte. Das hört sich sogar für mich falsch an. Vergiss, was ich gesagt habe!“

„Und?“, grinste er verlegen, „habe ich bestanden?“

„Habe ich dir nicht gerade gesagt, dass du es wieder vergessen sollst?“

„Wie denn? Deine Hand ist nur wenige Zentimeter von meinem Penis entfernt!“

„Penis…? PENIS?! Junge das ist eine Waffe! Wenn er steht, dann kannst du ihn als Knüppel benutzen!“

Spencer grinste mitgenommen, während Amanda ihrer Arbeit immer noch belustigt fluchend nachging. Nach einer weiteren halben Stunde waren sie fertig. Die Frau holte einen Handspiegel, worauf Spencer irritiert zeigte.

„Willst du es nicht sehen?“, erkundigte sie sich.

„Ich weiß, wie er aussieht. Neuer Haarschnitt hin oder her.“

„Oh glaub mir!“, lachte sie, „du wirst ihn nicht wieder erkennen!“

Amanda richtete den Spiegel so aus, dass Spencer ihr Werk doch begutachten konnte.

„Um Himmels Willen!“, rief er verwundert aus und hob seine Augenbrauen, „wieso ist er…?“

„Noch größer? Weil du ihn das erste Mal komplett kahl siehst.“

Erschrocken legte der Junge eine Hand auf seinen Mund, damit sie ihn nicht breit grinsen sehen konnte. Amanda zog ihre Handschuhe aus und räumte ihr Zeug auf, während er sich aufsetzte und wieder anzog. Mit prüfenden Blicken beobachtete Spencer die Frau, welche ihm gerade noch so nahe gekommen war und wahrscheinlich sogar noch näher kommen würde und musste schmunzeln.

„Wie fühlst du dich?“, erkundigte sich Amanda professionell und legte wieder ihren Schmuck an.

„Nackt.“

Sie kicherte.

„Der Stoff fühlt sich komisch an...soll das so sein?“

„Das vergeht nach zwei Tagen wieder. Aber ich muss dich loben! So viel Schmerz auf einmal und steckst es einfach weg, wie einen Mückenstich.“

„Da müsste ich mich direkt mal bei Boris bedanken...“, murmelte er, während Amanda die Tür zur Kabine öffnete.

„Bitte was?“

„Ach nichts. Nur laut gedacht...“. winkte er desinteressiert ab und folgte ihr, „was machen wir als nächstes? Mani und Pedi? Augenbrauen zupfen und Wimpern färben?“

„Du kennst dich verdammt gut aus, dafür, dass du noch nie in eine Kosmetikstudio warst!“

„Luna. Sie macht das alles zu Hause selber und dadurch bekommen wir mehr davon mit, als uns wahrscheinlich lieb ist. Oh! Wie heißt dieses graugrüne Zeugs, welches ihr euch immer ins Gesicht schmiert?“

Amanda guckte ihn für einen Moment lang verwundert an, dann grinste sie und griff neben sich ins Regal, um einen Tiegel heraus zu holen.

„Eine Maske.“

Sie öffnete das Döschen und zeigte Spencer den Inhalt. Er roch daran und nickte eifrig.

„Das ist das Zeug! Das ist Bombe!“

„Soll ich mich jetzt freuen, oder wundern, dass du darauf stehst?“, grinste sie breit und stellte den Tiegel wieder zurück.

In diesem Moment kamen auch Luna und Tala ins Studio. Sie warfen den beiden misstrauische Blicke zu, während Amanda das Pärchen auf seinen Platz zuwies.
 

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Mirka wuselte wie von der Tarantel gestochen von einem Raum in den nächsten, ein Klemmbrett mit einer Checkliste in Händen und überprüfte, dass alles an seinem Platz stand. Die Hochzeit war in weniger als 10 Tagen, somit kam auch sie mit jedem Tag den Herzinfarkt ein wenig näher.

„Sie übernimmt sich noch“, bemerkte Kais Großmutter an ihren Enkel gerichtet, als die beiden dem Mädchen von der Brüstung des oberen Stockwerks zusahen, „du solltest ihr ein wenig Last abnehmen!“

„Das würde ich ja...aber sie hat mir diesen irren Blick zugeworfen...“, gestand der Junge und zweifelte an sich selber.

„Du musst dich mehr durchsetzen, Kai. Sonst wird sie dir irgendwann noch auf der Nase herumtanzen“, belächelte Odette ihre Aussage und beobachtete, wie das Gesicht ihres Enkels immer zweifelnder wurde.

Der Junge lehnte sich auf das Geländer und folgte Mirka mit seinen Blicken, das Mädchen schob immer wieder etwas zurecht, zupfte hier und dort an einem Vorhang und raufte sich die Haare. Kai schmerzte es zusehen zu müssen, wie sich seine Verlobte immer mehr rein steigerte und beschloss ihr unter die Arme zu greifen, egal was sie ihm an den Kopf schmeißen würde. Wort wörtlich.

„Du bleibst hier…!“, mahnte plötzlich eine zweite Stimme, genau in dem Moment, als sich der Junge vom Geländer abstieß, um seiner Verlobten zur Hilfe zu eilen.

Odette und Kai wandten sich synchron zu Voltaire um, welcher die Szenerie ebenfalls von weiter hinten begutachtet hatte.

„Kein Hiwatari hat sich je die Blöße gegeben eine Hochzeit zu arrangieren! Wofür gibt es schließlich das Personal dafür?“, brummte der Mann und guckte herablassend ins untere Stockwerk.

„Wir leben aber nicht mehr im 16. Jahrhundert...“, erwiderte Kai, „was ist deiner Meinung nach so falsch daran, seiner Frau zu helfen?“

„Noch ist sie nicht deine Frau.“

Odette warf einen verzweifelten Blick zwischen Kai und Voltaire, während sich die beiden immer noch finster an stierten, als plötzlich aus unterer Ebene ein klirrendes Geräusch zu ihnen drang. Einer der Angestellten hatte Vase aus Kristallglas fallen lassen und starrte jetzt wie vom Blitz getroffen auf die Brüstung, von wo aus die drei Hiwataris seinen Blick erwiderten.

„Soviel zum Personal...“, brummte Voltaire verärgert, „diese Vase war übrigens aus dem 16. Jahrhundert!“

Kai seufzte tief und rieb sich mit einer Hand seinen Nasenrücken, inzwischen war sein Großvater die Treppe runter gegangen und stauchte den jungen Mann zusammen. Als Voltaire immer lauter und wütender wurde drehte es Kai regelrecht den Magen um und er ging zwei Schritte vom Geländer weg.

„Es geht dir also immer noch so an die Nieren…?“

Der Junge schreckte auf und drehte sich zu seinem Vater um, welcher plötzlich hinter ihm erschienen war und ihn bedrückt ansah.

„Wundert es dich…?“

„Im Moment wundert mich hier gar nichts mehr...“, gestand Daniellé und atmete schwerfällig.

Just in diesem Augenblick eilte Mirka die Treppe zu ihnen hoch und packte Kai am Ärmel.

„Dein Großvater macht diesen armen Jungen gerade so fertig, dass er mit den Nerven am Ende ist…! Kannst du da nichts dagegen tun?“, flehte sie ihn an.

Kai warf ihr einen vielsagenden Blick zu: „Und da kommst du ausgerechnet zu mir?“

Mirka verstand seine Andeutung und lies die Schultern niedergeschlagen sinken, während Daniellé und Odette sich einen traurigen Blick zuwarfen. Voltaires Stimme nahm noch mehr an Lautstärke und Erniedrigungen zu, da entschied sich das Mädchen, selbst etwas unternehmen zu müssen.

Mit entschlossener Miene drehte sie sich auf ihren Fersen um und ging die ersten Meter, als sie plötzlich am Handgelenk gepackt und zurück gehalten wurde. Sie blickte Kai ungläubig an, welcher sie wortlos wieder zu sich zog und den Kopf schüttelte.

„Echt jetzt? Keiner von euch?“, wollte sie aufgebracht wissen.

„Er ist nun mal der Herr dieses Landsitzes...er hat das Sagen“, bemerkte Odette betrübt.

„Aber, wir müssen doch…!“

„Nein! Wir müssen gar nichts...“, entgegnete Kai und sah sie niedergeschlagen an, „wir können nicht...“

Er ließ ihre Hand los und blickte fast schon beschämt zur Seite, Mirka konnte seine Wut und den Schmerz über seine Hilflosigkeit an seiner restlichen Körperhaltung sehen. Sie trat an ihren Verlobten heran und legte mitfühlend eine Hand auf seinen Oberarm, woraufhin er sein Gesicht wieder ihr zuwandte.

„Es tut mir leid...“, raunte sie auf russisch.

Kai seufzte schwer und beobachtete, wie Voltaire inzwischen wieder die Treppe hochgekommen war und Mirka einen vielsagenden Blick in den Rücken warf. Augenblicklich legte der Junge den Arm schützend um das Mädchen und funkelte seinen Großvater herausfordernd an. Voltaire hielt in seiner Bewegung inne, während die Luft um die beiden zu knistern begonnen hatte. Der Herr des Hauses plusterte seine Brust auf und zog die Mundwinkel noch mehr nach unten, um seinem Gesamtbild noch mehr Ausdruck zu verleihen.

„Kai…?“, flüsterte Mirka kaum hörbar, als sie bemerkte, dass ihr Verlobter immer angespannter wurde.

„Nicht bewegen...“, antwortete er auf russisch, da er wusste, dass sein Großvater diese Sprache nicht verstand.

Es vergingen einige Sekunden, welche sich für Kai wie eine Ewigkeit anfühlten indem er versuchte den Blicken seines Verwandten stand zu halten. Schließlich lächelte der Junge, nein, er kicherte schon fast.

„Entschuldigt uns bitte...“, meinte er mit einem gespielten Anflug von Euphorie, „aber meine Verlobte und ich haben noch ein paar Vorkehrungen zu treffen.“

Seine Finger griffen sich in Mirkas und so gingen sie zusammen die Treppe wieder unter, jedoch nicht, bevor Kai seinen Großvater einen triumphierenden Grinser zuwerfen konnte. Dieser schnappte hastig nach Luft, da er mit so einer Aktion nun gar nicht gerechnet hatte und wollte seinem Enkel schon etwas zurufen, doch da legte Daniellé bereits seine Hand auf dessen Schulter.

„Na komm, Vater...wir messen mal kurz deinen Blutdruck, bevor er durch die Decke geht.“

„Er benimmt sich wie ein trotziges Kleinkind!“, fauchte der alte Mann und sein Kopf lief rot an vor Wut.

„Ich finde es sehr zuvorkommend von ihm, dass er Mirka helfen möchte“, bemerkte Odette mit einem leichten Schmunzeln und sah ihrem Enkel lange nach, bis er und das Mädchen in den Salon verschwunden waren, „das zeigt uns doch eigentlich, dass er eine sehr gute Erziehung genossen hat.“

Voltaires Augen quollen beinahe schon aus ihren Höhlen hervor, als er die Worte seiner eigenen Frau verarbeitet hatte. Daniellé versteckte sein selbstgefälliges Grinsen hinter seiner Faust und tat so, als ob er sich räuspern müsste. Er vermerkte sich gedanklich, dass er seiner Mutter für diese simplen, dennoch sehr effektiven Worte einen großen Blumenstrauß kaufen würde.
 

„...findest du nicht auch, dass sie die Vorhänge sehr elegant aufgehängt haben?“, fragte Kai an Mirka gewandt, während sie durch den Salon in Richtung Terrasse schlenderten.

Das Mädchen warf ihm einen ungläubigen Blick zu, ließ sich jedoch wortlos mitziehen, bis sie endlich an der frischen Luft waren, wo sich Kai sofort auf das Geländer stützte und tief durchatmete. Sie beobachtete die Szenerie unschlüssig darüber, ob sie ernsthaft Mitleid mit ihm haben sollte, oder ob er simulierte. Nein, dachte sie schlussendlich, Kai war nicht der Typ dazu...er hatte das nicht nötig.

„Es...tut mir leid...“, murmelte er plötzlich, „ich hätte dich fast in etwas mit reingezogen, wofür du gar nichts kannst...“

„Es muss dir nichts leid tun.“

„Doch. Ich hätte beinahe mein Versprechen gebrochen!“

„Meinst du dieses Versprechen, welches du mir gegeben hast, als wir Kinder waren? Das du auf mich aufpassen würdest…?“

Der Junge drehte sich zu ihr um, sein Gesicht war von tiefer Trauer überzogen, so dass es Mirka einen stechenden Schmerz versetzte. Er bedeutete ihr, dass sie zu ihm an die Brüstung kommen sollte und das tat sie auch.
 

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Der Geruch köstlichen Essens drang in ihre Nase, während Mirka an der Hand ihrer Mutter durch den großen Garten geführt wurde. Die farbenfrohen Blumen standen gerade in voller Pracht, Schmetterlinge flogen glücklich durch die Gegend und das Mädchen wünschte sich, so einen fangen zu dürfen.

„Mama! Guck mal!“

„Die sind schön, nicht wahr?“

Sie blieben an einem Rosenbusch stehen und Mirka fragte die Frau, ob sie eine pflücken durfte.

„Da fragen wir später mal nach...lass uns erst mal Hallo sagen.“

„Wer sind diese vielen Leute?“

„Das sind Freunde.“

„Haben wir wirklich so viele Freunde, Mama?“

„Natürlich!“

Die Menschen, an denen sie vorbei gingen standen alle in prunkvollen Kleidern und Anzügen da und unterhielten sich angeregt, während Mirka mit ihrer Mutter zu der steinernen Treppe ging, wo sie eine Frau begrüßten.

„Hiltrud!“, rief Mirkas Mutter und winkte der Frau.

„Ah...da seid ihr ja!“, grüßte diese zurück und gab beiden einen Kuss auf die Wange, „wie war euer Flug?“

„Oh! Fabelhaft. Zum Glück lässt sich die junge Lady hier leicht beschäftigen...“

„Wie geht es dir, Mirka?“, erkundigte sich Hiltrud und beugte sich zu dem Mädchen runter.

„Dein Kleid ist hübsch!“

„Danke. Deines aber auch!

Das Mädchen grinste verlegen und gab sich in eine angemessene Position, damit alle ihr neues Klein begutachten konnten.

„Du kannst jetzt spielen gehen“, meinte Mirkas Mutter und ließ ihre Hand los, „pass aber bitte auf deine Sachen auf, okay?“

„Warte! Bevor sie sich im Garten verirrt...“, unterbrach Trudie die beiden und winkte einen Jungen zu sich, „Mirka? Das ist mein Sohn, Kai. Er kennt diesen Garten, wie seine Westentasche! Er wird auf dich aufpassen.“

Sofort streckte der Junge Mirka seine Hand entgegen und sie ergriff sie. Er hatte große Kulleraugen und seine Haare standen frech in sämtliche Richtungen.

„Habt viel Spaß ihr zwei!“

Kaum hatten ihre Mütter die Worte ausgesprochen, rannten die Kinder auch schon Hand in Hand los. Kai achtete darauf, dass er nicht zu schnell war für sie mit ihren glatten Schuhen, immer wieder warf er ihr einen prüfenden Blick über die Schulter zu, ob sie noch rennen konnte. An einem seichten See angekommen, welcher im Schatten einer majestätischen Trauerweide stand machten beide halt. Kai grinste das Mädchen breit an und holte ein Stück Brot aus seiner Hosentasche, welches er Mirka reichte.

„Wieso soll ich Brot essen, wenn es dort drüben Obst und Eis gibt?“, fragte sie ihn ungläubig.

Augenblick ließ der Junge niedergeschlagen seine Schultern sinken, ging ein Stück in Richtung des Seeufers und winkte sie dann zu sich. Mirka zögerte kurz, folgte Kai dann doch und hockte sich neben ihn ins Gras.

„...und...was machen wir jetzt?“

„Wir warten.“

„Das klingt aber langweilig!“, beschwerte sich das Mädchen und stand wieder auf.

Noch bevor sie weggehen konnte griff Kai nach ihrer Hand und zog sie erneut zu sich runter, und zeigte auf die Wasseroberfläche. Aufgeregt zupfte er von dem Brot viele kleine Stücke ab, während Mirka bereits ein leises Fiepsen vernehmen konnte.

„Oh!“, jauchzten die beiden Kinder fröhlich, als eine Familie Graugänse mit drei Küken auf sie zuschwamm.

Sofort nahm Mirka die Brotkrümel entgegen, welche ihr Kai erneut reichte und schmiss sie den Tieren zu, welche gierig danach pickten.

„Die sind ja süüüüüß!“

„Das sind Graugänse. Mein Papa hat mir erzählt, dass sie ein Leben lang zusammen bleiben“, erklärte Kai und warf ebenfalls Brot.

„Die Eltern sind aber ganz schön groß...“, gestand Mirka verunsichert und rutschte zurück.

Eine der Graugänse schlug zur Demonstration mit den Flügeln, was das Mädchen nur noch mehr einschüchterte. Kai grinste und reichte ihr seine Hand.

„Die tun dir nichts. Komm wieder her, oder willst du die Küken verschrecken?“

„Was, wenn sie mich beißen wollen?“

„Die beißen nicht.“

Mirka wich erneut zurück, als die Graugänse nun auf dem Gras liefen und nach dem Brot pickten. Sie warf dem Jungen einen ängstlichen Blick zu.

„Du versprichst mir, dass sie mich nicht beißen?“

„Das kann ich dir nicht versprechen“, gestand er nüchtern, „aber ich verspreche dir, dass ich auf dich aufpassen werde!“

„Wirklich versprochen?“

„Ich verspreche dir, dass ich es verspreche!“

Schüchtern griff Mirka nach Kais Hand und setzte sich wieder neben ihm aufs Gras, wo sie beobachtete, wie der Junge die Tiere weiter fütterte.



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