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Beyblade in Love

Staffel 2
von

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Kapitel 26

„Du bist ja schon da“, grinste Luna und zog den Stuhl gegenüber Tala nach hinten und hielt inne, „natürlich bist du schon da...du bist die Perfektion in Person!“

„Danke! Aber ich dachte immer, dass Kai das wäre. Ich dagegen bin einfach nur gerne pünktlich.“

„Aha.“

Tala legte grinsend den Kopf schief, während die Bedienung kam, um Lunas Bestellung aufzunehmen.

„Ich hätte gerne einen Milchkaffee...den Schokoladennusseisbecher...oh! Habt ihr diese kleinen Gebäckteile? Wie heißen die noch mal…?“

„Natürlich haben sie Piroschki“, grinste Tala noch breiter, „wir sind hier in einem russischen Café, Luna.“

„Davon bitte 2 mit Obst.“

Die junge Frau nickte dem Mädchen noch einmal zu und ging.

„Du hast heute ja einen gesunden Hunger. Normalerweise isst du nicht so süß.“

„Ich habe seit Tagen einen Heißhunger auf Süßes!“, beschwerte sie sich und klemmte eine Haarsträhne hinters Ohr, „ich weiß auch nicht, was auf einmal mit mir los ist...ich vertrage auch keinen normalen Kaffee mehr. Ich bekomme sofort Sodbrennen!“

Tala hob sofort beide Augenbrauen und beugte sich nach vorne.

„Sag mal...nimmst du eigentlich die Pille?“

Luna guckte ihn ebenfalls erschrocken an: „Was?“

„Ob du...“

„Ich habe dich schon verstanden, Tala! Aber WAS?“

„Du hast plötzlich Heißhunger auf Süßes, bekommst Sodbrennen bei Kaffee, welchen du sonst Literweise in dich kippst...klingelt es da nicht bei dir?“

„Du kommst aber auch früh drauf, mich das zu fragen...“

„Ja oder nein?“

„Ich bin nicht schwanger“, raunte das Mädchen, da in diesem Moment ihre Bestellung kam.

„Luna?“, hakte Tala strenger nach.

Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu und biss von ihrem Piroschki ab. Der Junge verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Du willst es mir also nicht sagen? Einverstanden. Dann haben wir keinen Sex mehr, bevor du einen Schwangerschaftstest gemacht hast!“

Das Mädchen verschluckte sich an dem Gebäck und trank hastig einen Schluck nach. Dann blickte sie den Rotschopf fragen an, welcher sie immer noch herausfordernd ansah.

„Dein Ernst jetzt?“

„Allerdings.“

„Das kannst du nicht ernst meinen!“

„Doch. Tu ich.“

„Wieso?“

„Weil ich‘s kann.“

„Tala, ich habe gerade erst meinen Job in der Bar wieder bekommen, eine Schwangerschaft wäre sogar für mich völlig unverantwortlich!“

„Du konntest nicht wissen, dass Henry dich für 2 Wochen feuert. Und in dieser Zeit hatten wir Sex.“

„Ich...bin...nicht...Schwanger!“

„Keinen...Sex...“

„Wo soll ich jetzt noch einen Test herbekommen? Wir haben Freitagabend und ich bin ab morgen früh gleich auf meinen Cocktail Lehrgang! Bis Dienstag!“

Tala verzog keine Miene. Luna machte einige Gesten, welche nicht unbedingt öffentlichkeitstauglich waren und schaufelte sich ihr Eis in den Mund. Während sie am Essen war zückte Tala sein Handy und telefonierte kurz auf russisch, legte wieder auf und zündete sich eine Zigarette an.

„Fährst...du mich morgen trotzdem...bitte?“, erkundigte sie sich kleinlaut.

„Natürlich. Wieso sollte ich nicht?“

Als er Luna so hilflos herumdrucksen sah bekam er schon fast Mitleid mit ihr. Sie machte eine vielsagende Geste und Tala konnte nicht mehr und musste kichern.

„Wir haben doch keinen Streit, Luna“, grinste er und zog an der Zigarette, „und selbst wenn...ich habe dir versprochen, dass ich dich fahren werde.“

„Das...hier ist kein Streit für dich?“, meinte sie ungläubig.

„Nein.“

„Du bist viel geduldiger, als ich es in Erinnerung hatte.“

„Damals waren wir auch noch nicht zusammen. Was nicht heißen soll, dass du jetzt einen Freifahrtschein hast.“

„Ich hab dich auch lieb, Tala.“

„Ich weiß“, grinste er zurück, „weißt du schon, wann ich dich am Dienstag wieder abholen soll?“

„So einfach wechseln wir das Thema?“

„Willst du lieber weiter mit mir diskutieren?“

„Nein. Und nein...das weiß ich noch nicht.“

Die Bedienung kam zu ihnen und sprach auf russisch, was Luna stutzen ließ, da sie überhaupt kein Wort verstand. Tala lächelte traurig und übersetzte schnell.

„Sie erkundigt sich gerade lediglich, ob bei uns noch alles in Ordnung ist, oder ob wir noch etwas haben möchten...“

Das Mädchen schüttelte den Kopf freundlich, als die Frau zu ihr blickte. Nachdem sich der Junge noch ein Getränk wünschte und sie wieder weg war schmollte Luna in ihren leeren Eisbecher.

„Anstatt eines Cocktail Kurses sollte ich lieber einen Sprachkurs belegen.“

„Mach dich nicht fertig. Russisch ist schwer zu lernen“, beruhigte Tala sie.

„Wir wohnen bald ein Jahr zusammen und ich kann keinen von euch auch nur nach seinem Tag fragen.“

„Klar kannst du das.“

„Aber nicht auf russisch.“

„Ist das denn so wichtig?“

„Irgendwie...ich verstehe euch eben nicht, wenn ihr untereinander redet.“

„Wir tun das, weil es Gewohnheit ist...wir reden nicht über dich, falls du das noch fragen wolltest.“

Sie nickte kurz.

„Ich hatte keine Ahnung, dass das dich so sehr belastet...“

„Ich hab dir das auch noch nicht gesagt.“

Jetzt schmollten beide.
 

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„Kriegen wir jetzt ein Baby?“, fragte Bryan aufgeregt und guckte Luna mit funkelnden Augen an.

„Nein kriegen wir nicht!“, wehrte sie ab und guckte Tala böse an, „du hast gesagt, dass es erledigt wäre!“

„Vorerst. Für mich hat es sich erst endgültig erledigt, wenn nur ein Balken auf dem Test zu sehen ist.“

Luna guckte Spencer und Bryan herausfordernd an und fragte, welcher der beiden den Test besorgt hatte. Von ihrem strengen Blicken verunsichert wagten sich die beiden Jungs nicht mehr, sich zu bewegen und starrten Luna nur groß an.

„Ich warte...“, versicherte das Mädchen und ließ die beiden nicht aus ihren Augen.

„Er war‘s!“,, meinte Bryan plötzlich und zeige auf Spencer, welcher ihm sofort mit der flachen Hand auf den Hinterkopf schlug.

„Niemand mag Petzen!“

„Spencer! Wie konntest du nur?“

„Er hat gesagt, es sei dringend“, erwiderte der Riese und zeigte auf Tala, welcher die Arme vor der Brust verschränkte.

„JA! Dringend!“, lachte sie gehässig, „wen ich dir den Sex verweigert hätte, dann wäre es dringend!“

„Du machst ihn. Ansonsten bleibe ich dabei“, meinte Tala kühl und ließ sich auf der Couch nieder, „allein deine Entscheidung, Luna.“

„Von wegen! Du zwingst mich dazu!“

„Tu ich nicht.“

„Ich glaube, dass ihr zwei uns langsam mal eine Erklärung schuldig seid!“, beschwert sich Spencer plötzlich.

„Du sagst mir erst mal, wo du an einem Freitagabend diesen Schwangerschaftstest herbekommen hast!“

Spencer hielt inne und sah Bryan fragend an, ob er ihr wirklich antworten sollte. Als dieser jedoch nur unwissend mit seinen Schultern zuckte seufzte der Riese und kam hinter seiner Kochinsel hervor.

„Wir haben vor einigen Tagen einen kleinen unscheinbaren Laden nicht weit von hier entdeckt...er hat 24/7 offen und unter anderem führ er auch diese Tests im Sortiment...“

„Lass mich raten...“, überlegte Luna und funkelte Tala an, „du hast davon gewusst?“

„Mir haben sie es sofort gesagt“, grinste er vielsagend.

„Natürlich habt ihr das...“, seufzte sie und warf den Kopf in den Nacken, „ich hätte es besser wissen müssen, dass die beiden dir auch nach der Weltmeisterschaf immer noch loyal ergeben sind.“

„Täusch ich mich, oder klang das gerade ziemlich abwertig?“, erkundigte sich Bryan.

„Dann ging es also nicht nur mir so...“, erwiderte Spencer.

„Ihr versteht mich völlig falsch. Das war keineswegs abwertig gemeint. Ich bewundere, dass ihr Tala völlig blind vertraut. Das gibt es heutzutage nur noch selten...“

Luna nahm den Test und ging damit in ihr Zimmer. Spencer und Bryan guckten ihren Teamchef fragend an, während dieser seiner Freundin nur wortlos hinterher blickte.

„Habt...ihr...euch…?“

„Nein.“

„Dann weißt du, was du jetzt zu tun hast?“, meinte der Riese und warf Tala einen vielsagenden Blick zu, „Loyalität hin oder her. Sie ist die nächsten vier Tage nicht hier und ich habe keine Lust deinen Schmollmund ertragen zu müssen!“

Der Rotschopf grinste und folgte ohne weiteres Luna in ihr Zimmer, wo das Mädchen bereits am packen war. Vorsichtig schlich er sich an ihr vorbei und nahm auf dem Bett Platz, von wo aus er sie einige Zeit aus beobachtete.

„Spencer hat dich geschickt, um dich zu entschuldigen…?“, erkundigte sich Luna, ohne vom packen aufzusehen.

„Hat er.“

„Und wirst du es tun?“

„Was bleibt mir anderes übrig? Wenn du nicht da bist ist er der einige, welcher mich mit Essen versorgt“, grinste Tala schief.

„Du stehst mehr unter seiner Fuchtel, als ich dachte.“

„Ja“, seufzte er schwerfällig und nickte.

Luna warf ein paar Socken in ihren Koffer und guckte Tala an, so dass er ihre Mimik nicht wirklich deuten konnte. Sie legte eine Hand in ihre Hüfte und schien ihre nächsten Worte mit Bedacht zu wählen.

„Irgendeine Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich auf jeden Fall eine Entschuldigung von dir zu erwarten habe...auf der anderen Seite...sind wir jetzt in einer Beziehung, und somit hast du ein Recht es zu wissen...“

„...okay?“

„Also müsste normalerweise ich mich bei dir entschuldigen, dass ich so einen Terz gemacht habe...“

„Schon gut“, grinste er, „passiert jedem Mal...“

„Allerdings werde ich den Test erst am Dienstag machen, wenn ich wieder da bin. Ein paar Tage Abstand werden mir wahrscheinlich gut tun, damit ich mal darüber nachdenken kann, was ich an dir habe.“

„Okay.“

„Du hältst es doch gar nicht ohne Sex mit mir aus“, neckte Luna Tala und bewarf ihn mit ihrer Kleidung, „was machst du nur ohne mich?“

„Spencer und Bryan sind auch noch da. Sorry wenn ich dir deinen Triumph nicht gönne“, grinste er zurück.

Das Mädchen warf ihm ein weiteres Kleidungsstück entgegen, kicherte jedoch. Tala setzte sich auf die Bettkante und legte das Oberteil neben den Koffer, ließ allerdings die Hand drauf liegen.

„Vielleicht behalte ich das sogar und klammer mich dran, wenn ich mich nachts in den Schlaf heule“, lachte er und hob es erneut hoch.

Luna machte eine Mitleidsmiene und streichelte seinen Kopf.

„Du bist selbst Schuld, das wir keinen Abschiedssex haben“, tadelte ihn Luna und überprüfte, ob sie auch alles hatte.

„Auf dem Tisch ist der Test. Es liegt an dir.“

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du Spencer einen Schwangerschaftstest hast kaufen lassen...“

Tala grinste ihr vielsagend zu und zwinkerte.

„Das Augenklimpern wird dir noch vergehen, wenn du spätestens morgen Abend mit einem Rohr dasitzt und meine Muschi nicht da hast!“

„Du gibst mir echt nur bis morgen Abend?“, fragte er ungläubig nach, „für wie notgeil hältst du mich eigentlich?“

„Willst du das ernsthaft wissen?“

Tala hob beide Augenbrauen und schüttelte langsam den Kopf. Nein. Das wollte er wirklich nicht wissen. Er lehnte sich nach hinten und schlug ein Bein lässig über das andere.

„Das bringt dir nichts...ich kann deine Latte bis hier sehen...“, scherzte Luna.

„Ich...was?“

„Das war ein Witz, man!“, kicherte sie, „komm...wir holen dir eine Kippe und ein Bier.“
 

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„...es wird langsam frisch, findest du nicht?“

Giuseppe sah zu Lucielle auf, welche sich die Arme rieb und legte ihr seine Jacke über die Schulter.

Sie bedankte sich schon fast verlegen und hielt den Stoff mit einer Hand zusammen.

„Wir haben mittlerweile Ende September. Jetzt wird es wieder kühler.“

„Ich vergess immer, wie schnell die Zeit vergeht.“

„Das geht uns allen so.“

Sie gingen über die Brücke und betrachteten die vielen kleinen Lichter der Lokale, welche an der Anlegestelle immer noch offen hatten.

„Darf ich dich noch auf einen Kaffee gewinnen?“, erkundigte sich der junge Italiener bei ihr.

„Gern.“

Sie suchten sich einen freien Platz und studierten die Karte, während beide auf die Bedienung warteten. Lucielles Blick wanderte von Giuseppes dunkeln Locken über das Wasser, welches ruhig vor sich her floss, bis hin zum anderen Ufer, wo Leute immer noch auf ihren Picknickdecken saßen.

„Die haben hier auch gute Cocktails“, meinte der Junge plötzlich.

„Danke, aber ich bleibe beim Kaffee.“

„Kein Alkohol beim ersten Date, hm?“

Lucy lachte auf und richtete ihre Brille.

„Als erstes Date würde ich das jetzt nicht unbedingt sehen...“

„Ach so?“

„Naja...so gesehen wäre das hier sogar schon unser zweites. Erinnerst du dich noch daran, wo wir weiter vorne gesessen haben und du diesen Zitronenkuchen gegessen hast?“

„Echt jetzt?“, fragte er verwundert, „das soll unser erstes Date gewesen sein?“

„Warum denn nicht? Wir haben uns finde ich gut unterhalten.“

Giuseppe guckte immer noch verwundert, freute sich jedoch über ihre Aussage. Die Bedienung kam und nahm ihre Bestellungen auf.

„Wie? Gar kein Kuchen?“, grinste Lucielle über den Rand ihrer Brille hinweg.

„Ich habe mit dir gut zu Abend gegessen. Schon vergessen?“

„Nein. Das war wirklich köstlich.“

„Wenn du mal bei mir zu Besuch bist, dann koche ich Meeresfrüchte für dich. Nach altem Familienrezept.“

„Du kannst kochen?“

„Oh bitte! Meine Großmutter hat mich jeden Tag mit in die Küche genommen, seit ich laufen konnte. Eine großzügige, wenn auch recht strenge Frau.“

Ihre Getränke wurden gebracht und als der Mann schon wieder am Gehen war nickte Lucy Giuseppe grinsend zu. Er seufzte erleichtert und rief den Mann wieder zurück, damit er sich einen Zitronenkuchen bestellen konnte.

„Sonst kannst du mir heute Nacht nicht einschlafen...“, lächelte das Mädchen und nippte an ihrem Getränk.

„Du hast so viel Verständnis.“

„Ich kenne das von mir selbst. Du liegst seit Stunden hellwach im Bett und hast keinen anderen Gedanken, als an diese eine Sache.“

„Du sorgst dich also um meinen Schlaf?“, fragte Giuseppe verzückt.

„Schwarze Augenringe würden dir nicht stehen...“

Beide kicherten und man brachte das Kuchenstück, von welchem der Junge sofort ein großes Stück abstach. Das zweite Stück bot er dem Mädchen an, welches zuerst zögerte.

„Doch! Das musst du probieren! Verstehe den Grund meiner schlaflosen Nächte...“

Lucielle grinste und ließ sich von Giuseppe füttern. Auf ihrer Zunge zerging sofort die süße Sahne und die frische der Zitronen kam ganz langsam. Der weiche Biskuitboden schmeckte ebenfalls herrlich und luftig. Das Mädchen nickte ihm zustimmend zu und leckte sich mit der Zunge die restliche Sahne vom Mundwinkel.

„Der Himmel auf Erden“, wiederholte Giuseppe und lächelte.

„Ist wirklich lecker.“
 

Später am selben Abend hörte Adrian lautes Geklimper aus der Küche und ging ins untere Stockwerk, um den Ursprung zu suchen. Dort sah er seine Schwester, wie sie über ein Kochbuch gebeugt grübelte und einige Backzutaten abwog.

„Was...zum…?“, gähnte er und rieb seine Augen, „Lucy wir haben halb zwei!“

„Ich weiß.“

„Wieso backst du jetzt noch?“

„Weil ich nicht schlafen konnte. Sorry wenn ich dich geweckt habe.“

„Seit wann trägst du wieder Brille?“, wollte Adrian verwirrt wissen, „ich dachte immer, du hasst sie?“

„Meine Kontaktlinsen haben heute gebrannt...“

„Das tun sie doch immer wieder und trotzdem ziehst du die Brille nie auf. Lieber bist du blind!“

Das Mädchen sah ihren Bruder mit diesem gewissen Blick genervt an, welcher bedeuten sollte, dass es an der Zeit war, sie in Ruhe zu lassen. Und Adrian kannte diesen Blick nur zu gut.

„Soll...soll ich dir helfen?“, erkundigte er sich vorsichtig.

„Nein. Danke.“

Adrian beobachtete sie noch eine Weile, wie Lucielle Eischnee unterhob und das Blech in den Ofen schob, bevor sie sich an eine Creme machte. Erneut blickte sie ihn giftig an und fragte, was er noch wollte.

„Du warst heute den ganzen Tag unterwegs“, murmelte er und lehnte am Türrahmen, „das kenn ich nicht von dir.“

„Klar tust du das...nur normalerweise hab ich dich dann immer mit dabei.“

„Nur heute nicht.“

„Nur heute nicht“, wiederholte sie, „das ist wahr, Ari.“

„Wieso?“

Lucielle seufzte schwer und schnitt die Zitrone auf: „Es hat nichts mit dir zu tun.“

„Sondern mit dem Italiener? Hab ich Recht?“

„Er heißt Giuseppe.“

„Seit wann nennst du ihm beim Namen?“

„Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin. Geh wieder schlafen!“

„Früher hast du ihn nie bei seinem Namen genannt...“

„Die Zeiten haben sich geändert.“

„Du...du magst ihn...richtig?“

„ADRIAN!“, entfuhr es dem Mädchen und sie zerdrückte die halbe Zitrone mit bloßer Hand, „auch ich hätte es nie für möglich gehalten, aber so ist es eben! Außerdem lässt mir dieser bescheuerte Clan sowieso keine Wahl.“

„Du hattest immer eine Wahl!“

„Ja? Hätte ich? Ich bin schon mal weggelaufen und es hat rein gar nichts geklappt! Gar nichts! Also stehe ich jetzt hier und backe einen Zitronenkuchen.“

„Was hat ein Zitronenkuchen mit weglaufen zu tun?“

„Ich habe anscheinend meinen Platzt in dieser verkorksten Chevalier Familie eingenommen! Und es wird Zeit für dich, dass du das ebenfalls tust!“

Adrian sah seine Schwester mit großen erschrockenen Augen an, während sie sich wieder der Kuchencreme widmete.
 

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„...und stellt mir nichts an. Ich würde die Wohnung doch gerne wieder erkennen, wenn ich wieder komme“, grinste Luna und küsste Tala flüchtig auf den Mund.

Der Junge drückte sie feste an sich und legte seine Lippen feste auf die ihren, während Jeanette sich dezent räusperte und auf ihre Uhr blickte.

„Hey ihr zwei! Es sind doch nur knapp vier Tage!“, rief sie den beiden zu.

„Nur noch eine Sekunde!“, bat Luna und erwiderte Talas fordernden Kuss, „sie hat Recht...unser Zug fährt gleich ab...“

„Wir stehen direkt daneben“, erwiderte Tala.

„Sogar der Schaffner guckt schon...“, grinste Jeanette.

„Hab ein bisschen Spaß, während ich mich mit meinen selbst gemischten Spirituosen voll kippe. Wahrscheinlich werden sie nicht mal schmecken aber hey! Hauptsache Alkohol!“

Der Junge machte eine bemitleidenden Gesichtsausdruck und guckte Luna nach, wie sie mit ihrer Kollegin in den Zug einstieg. Sie drehten sich beide um, winkten Tala zu und suchten dann ihre Sitzplätze. Schwer seufzend ging der Junge die Treppen vom Bahnsteig wieder runter und schlenderte zu seinem Wagen. Die Rückfahrt war es unheimlich still im Auto gewesen. Wieder in der Wohnung angekommen fand er es für das Beste, wenn er sich noch einmal hinlegen würde, die letzte Nacht hatte er kein Auge zubekommen.

„Frühstück?“, erkundigte sich Spencer, als Tala die Hand auf seine Türklinke gelegt hatte.

„Ne...“, knörte der Rotschopf, „ich brauch erst mal eine Mütze voll Schlaf...“

„Alles klar. Soll ich dich wecken?“

„Ihr könnt für heute Abend einen Tisch reservieren. In dem Lokal in der Innenstadt.“

„Okay.“

Tala schloss leise die Tür hinter sich und schmiss sich auf sein Bett. Wie groß es ihm plötzlich vorkam, nur weil sie nicht mit drin lag…

Ihr Geruch, ihr Atmen, wenn sie schlief...sogar das leise Schmatzen, wenn sie sich drehte fehlte ihm. Tala starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Decke.

„Hör auf zu schmollen...“, raunte er sich selber zu und seufzte erneut.

Tala schaltete den Fernseher ein und knipste desinteressiert durch die Programme, bis er einen Sender gefunden hatte, der langweilig genug gewesen war, so dass er einschlafen konnte.

Gefühlte Sekunden später öffnete sich seine Zimmertür und Spencer trag an das Bett seines Teamchefs heran. Tala murmelte irgendein unverständliches Zeug auf russisch und blickte zu dem Riesen auf.

„Doch“, kicherte dieser, „wir haben schon wieder Abend...“

„Das gibt es doch nicht...“, raunte Tala und setzte sich auf.

„Sollen wir die Reservierung wieder…?“

„Nein. Nein...ich bin wach...“

„Ähm...nachdem du geduscht und dir einen Kaffee einverleibt hast schon ehr.“

„Hab ich noch so viel Zeit?“

„Natürlich“, kicherte Spencer und ging wieder aus dem Zimmer, „ich habe dich immerhin rechtzeitig geweckt.“

Tala streckte sich schwerfällig und blickte auf sein Handy. Er hatte zwei Nachrichten von Luna erhalten. Eine, wo sie ihm Bescheid gegeben hatte, dass sie angekommen waren und die andere, dass der Kursleiter ein unfähiger Idiot sein sollte und sie ihn vermisste. Er musste schmunzeln.
 

Knappe 45 Minuten später wurden die drei Jungs an ihren Tisch geführt und nahmen Platz.

„Möchtet ihr gleich bestellen, oder soll ich gleich noch mal kommen?“

„Wir würden gerne erst gucken“, nickte Spencer der Frau zu und öffnete die Speisekarte.

„Gern.“

„Also...was ist der Plan?“, erkundigte sich Bryan, „wollen wir uns einfach nur besaufen oder einen gemütlichen Abend miteinander verbringen?“

„Kannst du dich daran erinnern, wann wir das letzte Mal zu dritt aus waren?“

Bryan hob die Augenbrauen, schüttelte jedoch den Kopf.

„Wir lassen es erst mal gemütlich angehen“, schlug Tala vor und ließ den Blick in den Raum schweifen, „mal gucken, wohin uns der Abend noch bringt...“

Als die junge Frau erneut zu ihnen kam grinste sie verlegen und beugte sich etwas weiter nach vorne, als sie eigentlich sollte.

„Kann...kann es sein, dass ihr die Blitzkrieg Boys seit?“

„Ja.“

„Oh das ist so cool! Ich habe euch im ersten Moment gar nicht wieder erkannt! Für mich seit ihr die wahren Gewinner der Meisterschaft!“, jauchzte sie.

„Danke“, grinsten die drei Jungs im Chor.

„Darf ich ein Bild mit euch machen? Nur...wenn es euch nichts ausmacht?“

„Klar...“

Schnell zückte die Kellnerin ihr Handy und ließ von ihrer Kollegin ein Foto machen.

„Ihr seit so cool! Danke! Die erste Runde geht aufs Haus!“

Während sie fröhlich zur Bar hüpfte blickten ihr Spencer und Bryan nach und grinsten.

„Hat sie uns überhaupt gefragt, was wir trinken wollen?“

„Nö. Aber es geht ja aufs Haus...“

„Meinst du...ich soll sie mal nach ihrer Nummer fragen?“

„Bryan!“, gab der Riese gespielt entsetzt von sich, „wolltest du nicht immer mindestens ihren Namen in Erfahrung bringen, bevor du entscheidest, ob du sie flachlegen willst?“

„Naja...“, überlegte er kurz und beobachtete das Mädchen, wie sie mit den Drinks kam, „sie sieht gut aus...“

„Und das reicht dir schon aus?“

„Es ist ja nur für einmal...“

„Wieso eigentlich immer nur für einmal?“

„Frauen sind laut Bryan wie Milchprodukte“, grinste Tala, „öffnest du sie sind sie spätestens nach drei Tagen sauer und ungenießbar.“

„Hey! Du hast mir ja doch mal zugehört!“

„Hatte ich eine Wahl?“

„So Jungs...lasst es euch schmecken.“

„Dankeschön“, grinsten alle drei im Chor.

„Gern. Falls ihr noch etwas wollt, fragt nach Ulli.“

„Ist das nicht ein Männername?“, erkundigte sich Tala zweifelnd.

„Abgeleitet von Ulrike. Also dann! Bis später Jungs!“

Nachdem das Mädchen wieder an die Bar gehüpft war weiteten sich Bryans Augen und er hielt in seiner Bewegung inne. Blitzschnell wandte er sich zu ihr um und verharrte einige Momente so.

„War Ulrike nicht...“, überlegte Spencer und nippte an seinem Drink.

„...die, mit der Luna rumgemacht hat?“, beendete Tala seinen Satz und grübelte.

„Heilige Scheiße!“, fauchte Bryan und guckte wieder auf sein Glas, „die hat mir doch sicher was ins Trinken gemischt!“

„Bestimmt“, kicherte Spencer gehässig.

„Das ist nicht witzig!“

„Doch...für mich schon...“, erwiderte der Riese und nahm einen kräftigen Schluck und machte ein genüssliches „ah“ in Bryans Richtung.

Tala grinste ebenfalls breit, sagte jedoch nichts.

„Ich kann das nicht trinken“, entschied sich der Russe und schob das Glas beiseite.

„Dir ist schon bewusst, dass sie für heute Abend unsere Bedienung ist?“

„Shit...ich werde heute definitiv nüchtern bleiben!“

„Willst du gar nichts trinken?“

„Nicht von der!“

„Gerade wolltest du noch ihre Nummer haben. Was ist daraus geworden?“

Bryan warf einen zwielichtigen Blick Richtung Bar, wo Ulrike gegen die Theke lehnte und neckisch zu ihnen rüber linste. Ruckartig wandte sich der Junge wieder zurück und guckte zweifelnd in die Runde. Tala und Spencer brachen in schallendes Gelächter aus und klopften auf die Tischplatte, während ihr Teamkollege sich den kalten Schweiß von seiner Stirn wischte.

„Sie hat dir nichts untergemischt“, kicherte Tala und schob Bryans Glas zurück, „höchstens mehr Alk, als ursprünglich in den Drink gehört.“

„Sie will mich gefügig machen!“

„Wolltest du bis vor zehn Minuten auch noch!“

„Das ist was völlig anderes!“, zischte der Junge.

„Ähm...nein? Es gibt auch Frauen, die so sind wie du...“

Bryan warf Spencer einen vielsagenden Blick zu und schob ihm sein Glas unter: „Wenn du dir so sicher bist...“

Der Riese zuckte mit den Schultern und trank auch den Drink seines Freundes aus.

„...und? Lösen sich deine Innereien schon auf?“, erkundigte sich Tala mit einem verschmitztem Grinsen.

„Der war gut“, klopfte sich dieser auf den Bauch, „vielleicht etwas stark, aber gut!“

Augenblicklich machte Tala eine Handbewegung und Ulrike hüpfte sofort wieder zu ihnen.

„Was darf‘s sein?“

„Noch mal das Selbe, bitte“, grinste er.

„Klar!“

Bryan warf ihm einen bösen Blick zu, was Tala nur noch breiter grinsen lies.

„Du bist du Paranoid...mach dich locker!“

„Wenn er weiterhin seine Getränke zu mir schiebt, dann bin ich noch vor 22 Uhr locker“, kicherte Spencer.
 

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„Das ist Folter!“, beschwerte sich Bryan, nachdem seine Teamkollegen bereits die 4. Runde leerten und Ulrike wieder zu sich riefen, „ich hasse euch!“

„Du liebst uns“, kicherte Spencer.

„Blanker...purer...Hass! Spürst du ihn?!“

„Ich spüre etwas ganz anderes“, beschwerte sich der Riese und schob seinen Stuhl zurück, „ich bin mal...ihr wisst schon...“

Tala winkte ihm noch genüsslich zu und nahm seinen neuen Cocktail entgegen, während Bryan immer wieder verstohlen zu dem Mädchen blickte.

Gefühlte 3 Liter leichter wollte Spencer wieder zurück schlendern, als ihm plötzlich jemand mit Schwung umarmte.

„Wow! So betrunken bin ich nun auch wieder nicht...“, meinte er und hob erschrocken die Arme.

„Hey! Dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen, Großer!“, rief die Frau aufgeregt, „wie geht es dir denn so?“

Spencer guckte sie mit großen Augen an und ließ langsam die Arme wieder sinken. Er rieb sich kurz die Lider, während sie kicherte und erwartungsvoll neben ihm stehen blieb.

„A...Amanda?“, fragte er schließlich.

„Wer hat denn sonst das Recht dich so zu umarmen?“, grinste sie und schlang erneut ihre Arme um ihn, „das muss eine gefühlte Ewigkeit her sein!“

„Äh...ja...weißt du…“

„Ich bin mit ein paar Kolleginnen hier. Gesellt euch doch zu uns?“

Spencer blickte über die Köpfe aller Gäste hinweg zu Tala und Bryan, welche gerade mit der Musik mitwippten und immer wieder lustige Grimassen austauschten.

„Wir...ähm...“

„Naja. Falls ihr es euch doch anders überlegt“, zuckte Amanda mit den Schultern, „wir hocken draußen. Raucherfreundlich.“

Der Riese nickte stumm und verabschiedete sich von der Frau, bevor er hastig auf seinen Platz eilte und sich am Tisch festhielt.

„Hui...schon so viel Volt aufm Kessel, dass du dich festklammern musst?“, erkundigte sich sein Teamchef und knabberte ein paar Snacks, welche Ulrike gerade gebracht hatte.

„Wir müssen hier weg! Sofort!“, raunte der Riese und guckte sich vorsichtig um.

„Welcher Geist ist denn dir begegnet?“

„Erinnerst du dich an die Kosmetikerin, welche Bryan zuerst für meine Frau hielt?“

„Oh! Du meinst...wie hieß sie gleich noch mal…? Amanda?“

„Wir...müssen...gehen…!“

„Ich fande, dass ihr zwei ein unheimlich süßes Paar gewesen wärt...“, grinste Tala und schwelgte in Erinnerungen, „warum ist es eigentlich nie dazu gekommen?“

„Tala!“, raunte Spencer immer noch geduckt.

„So langsam macht mir der Abend echt Spaß! Der eine von euch trifft seinen One night Stand, wo ihn angeblich vergiften will und der andere seine frühere Flamme, deren Gefühle er aber nie erwiderte, da er aus seiner Wohlfühlzone nicht raus wollte! Also ich amüsiere mich prächtig!“

„Amanda war nie meine Flamme!“, fauchte der Riese.

„Soweit ich weiß, hat sie dir damals ihre Gefühle gestanden und du hast sie abblitzen lassen...war doch so?“

„Ich habe dieses Spektakel bei euch beiden oft genug erleben müssen! So schön kann das also gar nicht sein!“

„Oh! Als ob du Ahnung hättest!“, gröhlten Tala und Bryan im Chor.

Spencer stützte seinen Kopf auf seine Hände und grummelte etwas aus russisch vor sich her, worauf die anderen beiden erneut lachen mussten. In diesem Moment kam Ulrike zu ihnen und stellte direkt vor Spencer ein kleines Glas.

„Von der Dame da drüben“, grinste sie ihn an und ging wieder.

Der Riese guckte wortlos auf den Kurzen und stutzte. Dann blickte er vorsichtig in die Richtung, wo sie sitzen sollte und tatsächlich! Amanda prostete ihm mit einem heiteren Grinsen zu.

„Meinst du auch, dass sie dich vergiften will?“, erkundigte sich der Rotschopf.

„Nein...“, entgegnete Spencer und hob das kleine Glas hoch, um ihr ebenfalls zuzuprosten, „sie scheint sich wirklich zu freuen, dass sie mich wiedergesehen hat...“

„Dann geh doch zu ihr!“, forderte Tala ihn auf, „trink was mit ihr!“

„Sie ist mit Kollegen hier.“

„Dann gehen wir eben alle mit!“

Noch bevor sich Spencer in irgendeiner Hinsicht beschweren konnte stand er mit seinem Teamkollegen vor Amandas Tisch und wünschte sich, im Erdboden versinken zu können. Es waren nur Frauen an dem Tisch und alle rückten zusammen, damit die drei Jungs Platz hatten.

„Mädels! Darf ich euch die Blitzkrieg Boys vorstellen?“, verkündete Amanda stolz, „Tala Iwanov, Bryan Kuznetsov und Spencer Petrov!“

Die Jungs nahmen Platz, nachdem sie brav in die Runde gewunken hatten und gaben Ulrike ein Zeichen, dass sie den Tisch gewechselt hatten.

„Freunde von dir?“, erkundigte sich eine ältere Frau, welche direkt neben Amanda saß und sah die Jungs mit prüfenden Blick an.

„Frühere Freunde, ja.“

„Es müsste beinahe drei Jahre sein, dass wir uns das Letzte Mal gesehen haben“, meinte Tala und nippte an seinem Glas.

„Es sind sogar drei Jahre“, bestätigte ihm das Mädchen und nickte.

„Die Zeit!“, meinte Bryan und zuckte mit den Schultern, „arbeitest du immer noch als Kosmetikvertreterin?“

„Oh je! Das ging völlig in die Hose...“, schmollte die Brünette, „ich arbeite seit knapp zwei Jahren in Elkes Studio.“

Bryan und Tala blickten zu der älteren Frau gleich neben Amanda und schauderten. Irgendetwas an dieser Frau war unheimlich.

„Ihr habt ja an der Weltmeisterschaft teilgenommen! Wie war es?“

„Wir sind zweite geworden“, meinte Spencer und kippte seinen Cocktail in sich.

„Aber das ist doch auch gut!“, tröstete ihn Amanda und legte behutsam eine Hand auf seinen Arm.

Tala und Bryan warfen sich einen vielsagenden Blick zu und grinsten.

„Eure Namen hören sich ziemlich russisch an“, bemerkte Elke und nippte an ihrem Glas, „wo genau kommt ihr denn her?“

„Russland. Moskau“, bestätigten die drei Jungs im Chor.

„Aha.“

„Wir sind aber keine...Schwerverbrecher, falls Sie das jetzt von uns denken“, kicherte Tala und hob entschuldigend die Hände.

„Ihr macht hier Urlaub?“

„Nein?“

„Dann...wohnt ihr also hier?“

„Ja…?“

„Als was arbeitet ihr?“

„Ähm...“, die drei Jungs zögerten kurz und wechselten fragende Blicke untereinander.

„Also arbeitslose Russen, die sich vom Vaterstaat durchfüttern lassen?“, bemerkte Elke über den Rand ihrer Brille hinweg.

„Bitte?!“

„Nein. Sie sind professionelle Blader. Das ist ihre Arbeit...“, erklärte Amanda ihrer Kollegin schnell.

Tala griff nach seinem Glas und trank gierig daraus, während Bryan und Spencer die ältere Frau derweil in Gedanken auf mehrere Arten folterten.

„Es tut mir so leid!“, entschuldigte sich das Mädchen, als ihre Kollegin kurz verschwunden war, „normalerweise ist sie nicht so...“

„Doch...um genau zu sein, ist sie immer so!“, beschwerte sich die andere Frau, welche Amanda genau gegenüber saß, „die ist ein Biest!“

„Sie ist die Chefin!“

„Miststück!“

„Es tut mir trotzdem leid...“, murmelte sie und rieb sich die Schläfe, „wir hatten eine stressige Woche.“

„Kein Problem...“, murmelte Tala und Spencer im Chor.

„Ich glaube, dass es besser wäre, wenn wir aufbrechen...Elke wird sonst unausstehlich!“

„Wie jetzt?“, fragte Bryan ungläubig, „die ist sonst noch schlimmer?!“

Amanda suchte nach den richtigen Worten, welche ihr aber nicht einfallen wollten, also nickte sie nur stumm mit einem müdem Lächeln.

„Wie hältst du es nur mit so einer aus?“

„Sie arbeitet in einem anderen Bereich, als ich.“

„Auch sonst ist die blöde Kuh kaum im Laden“, meldete sich die Kollegin wieder zu Wort.

„Wir bestellen uns auch nur noch diese Runde...“, bestätigte Tala und winkte Ulrike zu sich.

Wie es der Zufall so wollte schnitten sich Ulrikes und Elkes Wege, worauf die ältere Frau das Mädchen von der Seite her giftig fragen, ob sie nicht besser auf ihre Füße achten könnte.

„Das Personal von diesem Laden hier lässt immer mehr zu wünschen übrig“, schimpfte Elke immer noch, als sie sich wieder hingesetzt hatte und die Kellnerin vorsichtig die Bestellung der Blitzkrieg Boys aufnahm.

„Es war sicher nur ein Versehen“, meinte Amanda und winkte ab.

„Versehen? Wenn es ein ‚Versehen‘ gewesen wäre, dann hätte sie den Anstand gehabt und sich bei mir entschuldigt!“

Ulrike hielt in ihrer Bewegung inne und guckte die Frau schon fast ängstlich an.

„Es war ein Versehen“, nahm jetzt sogar Bryan das Mädchen in Schutz.

„Bitte? Ich habe dich nicht verstanden“, meinte Elke und schob ihre Brille zurück, „wenn du mit mir redest, dann deutlich!“

„Schon taub oder was?“

Die Frau sog scharf die Luft ein und plusterte sich auf, während Amanda nur den Kopf schüttelte.

„Eine Unverschämtheit! So lass ich nicht mit mir reden!“

Als Bryan erneut etwas darauf sagen wollte winkte Tala ihn ab. Es war jetzt schon nervenaufreibend genug…

Ulrike brachte die Getränke und behielt dabei die ältere Frau genau im Blick, bis sie wieder gegangen war. Elke stand plötzlich auf und richtete ihren Blazer. Alle am Tisch sahen zu ihr auf.

„Ich gehe! Hier kann man sich ja nur unwohl fühlen. Amanda! Du machst am Montag die Frühschicht, verstanden?“

„In Ordnung. Schönen Abend noch und komm gut nach Hause.“

„Hoffentlich sehen wir uns nie wieder...“, raunte Tala in sein Glas.

Abrupt blieb Elke stehen und sah ihm tief in die Augen. Ihre Brille rutschte ein Stück nach vorne, während sie ihm vielsagend anlächelte.

„Man sieht sich immer zweimal im Leben.“

Mit diesen Worten wandte sie sich endgültig ab und verschwand in einem Taxi. Jeder am Tisch seufzte erleichtert auf.



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