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Drowning

LawxRuffy
von

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Rain

„Ich habe die Vermutung, dass es einen bestimmten Grund für sein Verhalten gibt.“
 

Schon seit mehreren Stunden geisterten Namis Worte durch meinen Kopf und wiederholten sich in Endlosschleife. Es war kaum auszuhalten. Wann immer ich versuchte an etwas Anderes zu denken, tauchte ihr oranger Haarschopf vor meinen Augen auf und wollte mir ernsthaft weismachen, dass die Chance bestand, dass Zorro schwul war. Ich seufzte, als ich daran dachte, wie überzeugt Nami davon schien.
 

„Nur deswegen tut er so, als würde er jede Frau nageln wollen“, hatte sie argumentiert. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie sogar gedacht, dass ich dies auch schon einmal in Erwägung gezogen hatte. Doch natürlich hatte ich das noch nie getan. Ganz im Gegenteil. Wie Nami darauf kam, war mir noch immer nicht ganz klar. Versteh einer diese Frauen.
 

Meine müden Augen blickten an die Decke meines Zimmers, die in der Dunkelheit kaum zu erkennen war. Es musste gerade ziemlich spät sein, vielleicht kurz nach Mitternacht, jedoch konnte ich einfach nicht schlafen. Heute war so viel passiert. Dazu kam, dass diese Ereignisse überwiegend merkwürdig waren. Noch immer konnte ich mir nicht vorstellen, Kids Vater zu besuchen. Als ich Nami darauf angesprochen hatte, gleich nachdem sie ihre „Vermutung“ geäußert hatte, schien sie nicht abgeneigt von dieser Tatsache zu sein. Viel hatte sie nicht dazu gesagt, allerdings war sie froh darüber, dass Kid ihm nicht alleine einen Besuch abstatten würde. Es überraschte mich ein wenig, dass sie nicht mit ihm fahren wollte. Allerdings hatte ich nicht nachgefragt.
 

Ich drehte mich auf die Seite und betrachtete die Wand mir gegenüber. Durch die Vorhänge drang das Licht der Straßenlaternen in den Raum und warf Schatten von Laubbäumen an meine Wand. Ich wartete immer noch darauf, dass die Müdigkeit mich übermannte, doch daraus wurde einfach nichts, egal wie sehr ich es versuchte.
 

Als ich vor wenigen Stunden eingetroffen war, hatte mir bereits Kids Gesichtsausdruck gezeigt, dass Law ebenfalls wieder Zuhause war. Ich wollte unbedingt mit ihm reden, allerdings war er in seinem Zimmer verschwunden. Und genau das erinnerte mich wieder an Regel Nummer 8 – niemals sein Zimmer betreten, ohne anzuklopfen. Allerdings hatte er auf mein Klopfen nicht geantwortet, weshalb ich mich etwas enttäuscht auf mein Zimmer verzogen hatte.
 

Wahrscheinlich wäre es von Vorteil gewesen, wenn ich die restliche Zeit des Tages dazu genutzt hätte, irgendetwas für die Schule zu tun, doch das hatte genauso schlecht funktioniert, wie das Einschlafen. Die Notizblätter die ich für meine Mathehausaufgaben missbraucht hatte, lagen allesamt im Papierkorb, während sich die Deutschlektüre noch immer ungelesen in meiner Tasche befand. Den Aufbau eines verdammten Froschkörpers hatte ich auch noch nicht gelernt. Wozu auch? Meiner Meinung nach, war es mehr als nur unnötig die Gliedmaßen irgendeines Tieres auswendig zu lernen, nur um sie dann wieder zu vergessen. Jedenfalls war das bei mir immer der Fall.
 

Ich pustete mir eine Strähne aus dem Gesicht als ich mich aufsetzte, um auf meine Handyuhr zu sehen. 00:56 Uhr. Ich lag mit meiner Schätzung also gar nicht so falsch. Statt mein Handy wieder beiseite zu legen, betrachtete ich ein wenig wehmütig meinen Hintergrund, auf welchem Ace und ich zu sehen waren. Wir standen Arm in Arm vor unserem Haus, eingehüllt in viel zu schicke, für uns untypische Anzüge. Es war der Abend gewesen, an dem Ace seinen Abschluss gemacht hatte. Das Foto wurde mit riesigem Grinsen von Garp geschossen. Ich erinnerte mich noch zu gut daran, wie stolz er Ace seitdem immer gemustert hatte.
 

Kurz sank meine Laune wieder, ehe ich die Tastensperre anschaltete und das Licht des Smartphones kurz darauf wieder erlosch. „Es ist vorbei“, flüsterte ich mir zu und erinnerte mich gleichzeitig an die Worte von damals, die von meinem Großvater stammten.
 

„Wir dürfen nicht darüber traurig sein, dass er weg ist, Ruffy. Viel eher müssen wir uns lächelnd dafür bedanken, dass wir ihn so lange bei uns haben durften.“
 

Wenn er wollte, konnte er verdammt einfühlsam sein... wenn er wollte. Zu oft benutzte er lieber seine „Faust der Liebe“. Ich legte mein Handy zurück auf den Nachttisch und ließ meinen Kopf erneut in die Kissen sinken. Minuten vergingen, in denen ich regungslos so verharrte.
 

Ein plötzlicher Schrei ließ mich zusammenzucken und riss mich gleichzeitig aus den Gedanken. Ich fühlte mich, als hätte mein Herz einen Schlag lang ausgesetzt. Er war nicht sehr laut, doch in der Stille der Nacht hörte ich ihn umso deutlicher. Allerdings war das Beunruhigende, dass ich die Stimme kannte, die dort im Nebenzimmer undeutliche Rufe von sich gab. Panik stieg in mir auf. Meine Beine glitten wie mechanisch aus dem Bett und ich richtete mich auf, um noch einmal zu lauschen. Fast dachte ich schon, dass ich mir alles eingebildet hatte, als ich wieder dieses klägliche Geräusch hörte. ´Law`, schoss es mir durch den Kopf.
 

Ich öffnete meine Zimmertür und wunderte mich nur kurz darüber, dass Kid noch nicht aufgewacht war. Wahrscheinlich hatte er einen zu tiefen Schlaf. Ohne darauf zu achten, dass ich gerade nicht auf die bescheuerten Regeln des Rothaarigen hörte, betrat ich Laws Zimmer. Ich blickte mich nur kurz um, für eine wirkliche Betrachtung fehlten mir die Nerven.
 

Es war heller als in meinem Zimmer, da auf seinem Nachttisch eine kleine Lampe eingeschaltet war, die ihr Licht darauf warf, wie der Schwarzhaarige sich im Bett hin und her wälzte. Und er rief. Leiser und manchmal auch lauter. Trotzdem verstand ich seine Worte nicht. Es war, als würde er eine fremde Sprache sprechen, die ich einfach keiner zuordnen konnte. Vermutlich waren sie nur viel zu undeutlich.
 

Panik keimte in mir auf, sodass ich ohne darüber nachzudenken auf sein großes Bett glitt und an seinem Oberkörper rüttelte, in der Hoffnung ihn wecken zu können. „Law“, rief ich eindringlich und wollte unbedingt, dass er endlich aufwachte. Meine Sorgen schienen mich fast schon zu übermannen und ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.
 

Kaum eine Sekunde später, riss ich voller Schrecken meine Augen auf, als ich plötzlich auf den Rücken gedreht wurde. Eine Hand drückte meine Handgelenke auf das Kopfkissen weit über mir, die andere legte sich grob an meine Kehle. Bedrohliche, graue Augen warfen mir von oben einen angsteinflößenden Blick zu, der mich beinahe schon erzittern ließ. Mein Herz begann in einem unregelmäßig schnellem Rhythmus zu schlagen. Die Luft war plötzlich mit Spannung gefüllt.
 

Erst nach einigen Sekunden, in denen Law mich betrachtete, überkam ihn die Erkenntnis, wen er hier unter sich hatte. Ich sah, wie er sich auf die Unterlippe biss, ehe er seine feste Haltung lockerte. „Du bist es“, hörte ich ihn murmeln. Seine Stimme klang ganz anders als sonst. Viel rauer und unglaublich heiser, nicht so gefasst und ruhig, wie ich sie kannte. Er war wieder jemand Anderes. Jemand, den ich nicht kannte, zumindest noch nicht gekannt hatte. So wie an dem Abend im Krankenhaus.
 

„Ich bin es“, erwiderte ich darauf zustimmend, allerdings klang meine Stimme nicht einmal halb so schlimm wie seine. Man hörte jedoch zu deutlich die Angst heraus, die mich in diesem Moment überfallen hatte und noch immer in mir hauste. Seine grauen Augen musterten mich noch einmal mit einem fragwürdigen Ausdruck in meinen Augen, ehe er von mir herunterging. Law setzte sich im Schneidersitz neben mich auf das Bett und fuhr sich mit einer Hand durch sein Gesicht.
 

„Was hast du gehört?“, wollte er wissen, allerdings vermied er es, mir in die Augen zu sehen. Sein Blick galt lediglich der grauen Bettdecke, als wäre sie plötzlich unglaublich wichtig. Ich war schon wieder verwirrt, so wie immer, wenn ich in seiner Gegenwart war. Es war kaum auszuhalten. Was hatte das gerade zu bedeuten? Warum reagierte er so, als ich ihn wecken wollte? Tausende, neue Fragen bildeten sich in meinem Inneren, die unbedingt eine Antwort wollten.
 

„Nicht viel“, antwortete ich und beobachtete ihn dabei, wie er die Decke durchgehend musterte. Das war so untypisch für ihn. „Ich war wach, habe Schreie gehört und mir Sorgen gemacht“, erklärte ich anschließend meine Reaktion und versuchte mich wieder zu beruhigen, indem ich langsam ein und aus atmete. Mein Herz klopfte nämlich noch immer in einem beinahe ungesundem Rhythmus, während meine Hände leicht zitterten.
 

Ich hörte ihn aufseufzen, ehe er den Kopf wieder hob. Seine Augen sahen nicht so aus wie sonst immer. In dieser Nacht waren sie viel ausdrucksvoller. Er schien nicht einmal zu versuchen, dies zu unterdrücken. Wahrscheinlich, weil es sowieso nichts mehr daran ändern würde, dass ich von dieser Sache mitbekommen hatte. Es kam mir so vor, als wollte er nicht, dass ich so etwas von ihm wusste. Vielleicht wollte er auch einfach nicht, dass ich ihm zu nahe kam. Jedenfalls blickte ich nicht durch und gerade das störte mich.
 

„Lust spazieren zu gehen?“, diese Frage kam so unerwartet, so plötzlich, dass ich nicht anders konnte, als ihn verblüfft zu mustern. Ich dachte fast schon, dass ich es mir eingebildet hatte. Darauf sah ich ihn allerdings leicht schmunzeln, was mir zeigte, dass ich mich tatsächlich nicht verhört hatte. Dieses winzige, wirklich minimale Lächeln stand ihm unglaublich gut. „Guck mich nicht an, als hätte ich dir gerade das Angebot gemacht, Marihuana zu rauchen und danach von einer Brücke zu springen“, versuchte er ein wenig zu witzeln, um die Spannung zwischen uns zu lösen. Und irgendwie gelang es ihm auch, da sich ein Lächeln auf meine Lippen schlich, auch wenn da immer noch die Angst war, die in mir lauerte. Allerdings war diese bedrohliche Aura, die ihn umgeben hatte, nachdem er aufgewacht war, bereits verschwunden.
 

Das Schlimme war nur, dass ich dies mit großer Wahrscheinlichkeit tun würde, wenn er es mir vorschlug. Nur um noch mehr Seiten von Law zu entdecken, die doch alle noch mehr Fragen aufwarfen und einfach kein verständliches Gesamtbild ergeben wollten. Ich nickte und versuchte meine Verwunderung zu verstecken. Gleichzeitig nahm ich mir vor, ihm Fragen zu stellen, auf die ich eine Antwort suchte. Ob er mir welche geben würde, war nun wieder eine andere Sache.
 

„Ja, also... ich meine... okay, meinetwegen.“ Ich war mir sicher, dass ich inzwischen dunkelrot angelaufen war und würde mir vor Scham am Liebsten die Handfläche gegen die Stirn klatschen. Zu gut, dass es einigermaßen dunkel war. Meine Reaktion war immerhin mehr als nur idiotisch, sah man davon ab, dass ich gerade auch noch eingewilligt hatte, mit ihm spazieren zu gehen. Nur um es noch einmal zu betonen, es war Mitternacht und ich musste in ein paar Stunden in die Schule, außerdem war Law derjenige, der mir vor wenigen Sekunden noch schmerzhaft die Luft abgeschnürt hatte.
 

Laut ausatmend richtete ich mich auf und schüttelte den Kopf. Ich war bescheuert und nichts Anderes. Law tat es mir nur wenige Sekunden später nach. Er trug nur ein T-Shirt und eine Boxershorts, weshalb er sich schnell noch eine Hose überstreifte, die auf dem Boden lag. Ich versuchte dabei die Augen von ihm zu nehmen, doch aus irgendeinem Grund gelang es mir nicht wirklich. Schon wieder spürte ich die verräterische Röte in meinen Wangen.
 

Die Aufregung in mir wuchs währenddessen mit jeder Sekunde. Ich wusste zwar, dass es ein einfacher Spaziergang werden würde, doch gleichzeitig war ich so furchtbar sicher, dass Law mir etwas über sich erzählen würde. Nach der Aktion gerade, die einen großen Schock hinterlassen hatte, war dies das Mindeste, das er tun konnte. Warum auch sonst würde er mich darum bitten mit ihm rauszugehen?
 

Es dauerte nicht lange, bis wir das Haus schließlich verließen. Alles war dunkel und leise, sodass wir uns anstrengen mussten, um nicht zu laut zu sein. Ich wollte gar nicht wissen, was passierte, wenn wir Kid mitten in der Nacht wecken würden.

Im Treppenhaus war es ebenso still wie in der Wohnung. Manchmal hörte man wie Autos vorbeifuhren, wobei die Fenster deren Scheinwerferlicht spiegelten. Die Stille zwischen Law und mir war mir unangenehm, allerdings fand ich einfach keine Worte. Meine Hände zitterten und ich warf ihm immer wieder einen unsicheren Blick zu, während wir die Treppe hinunter gingen. Er öffnete die Tür und wir gingen hinaus.
 

Die kalte Nachtluft hüllte uns sofort ein. Es war ziemlich warm, bestimmt etwa 20 Grad, obwohl es so spät war. Auch der Regen hatte nachgelassen und war somit genauso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Wir gingen über den Bürgersteig, die Blicke nach vorne gerichtet. Die Stadt wirkte leer, so wie gestern Mittag und ich wünschte mir, dass mehr Menschen hier wären, damit ich mich nicht so einsam fühlte. Law war direkt neben mir, doch trotzdem kam es mir so vor, als wäre er in Wirklichkeit unglaublich weit von mir entfernt. Ich riskierte einen Blick zu meiner Rechten, um ihn zu betrachten.
 

Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst, während seine Augen in die Ferne blickten. Allerdings schien es nicht so, als würde er etwas Bestimmtes beobachten. Er war eher in Gedanken versunken. Irgendetwas sagte mir, dass er wütend war. Vielleicht nicht auf mich oder irgendjemand anderen, sondern auf sich selbst. Es war ein komischer Gedanke, den ich nicht begründen konnte.
 

Doch mit der Zeit, in der wir einfach nur über die Straße schlenderten, uns anschwiegen und den eigenen Gedanken nachhingen, wuchs das Verlangen in mir, mit ihm zu reden. Ich öffnete mehrmals meinen Mund, nur um ihn dann wieder zu schließen. Ich rang innerlich damit, endlich zu reden, bis ich mich schließlich sammelte.
 

„Law“, brachte ich zögernd hervor und warf einen zweifelnden Blick in seine Richtung. Ich war mir nicht sicher, wie ich anfangen sollte. Verdammt, eigentlich wusste ich nicht einmal, was genau ich sagen wollte. Dass er mich überfallen hatte, als ich ihn aufwecken wollte, hinterließ eine merkwürdige Spannung zwischen uns, die ich unbedingt lösen wollte. Doch ich wusste einfach nicht wie.
 

Er nahm mir diese Last von den Schultern, als er zu mir sah. Seine graublauen Augen musterten mich mit einer Mischung aus Reue und Distanz. „Es tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe“, sagte er plötzlich. Seine Stimme klang nachdenklich, gleichzeitig hörte ich, dass er es ernst meinte.
 

Ich zuckte mit den Schultern und versuchte zu lächeln, während wir über die leere Straße gingen. „Zweimal“, ließ ich ihn wissen, dass der Würgegriff nicht der erste Schreck war, den er mir eingejagt hatte. Law warf mir einen leeren Blick zu und ich erwartete eigentlich keine weiteren Worte.
 

Dennoch fuhr er fort, während wir durch den Stadtpark gingen und ich meine Hände in meiner Hosentasche verstaute. Der Wind wehte leicht durch die Bäume und ließ sie rascheln. „Hör zu, Ruffy“, meinte er und ließ sich auf eine Bank links von uns fallen. Ich tat es ihm nach und setzte mich neben ihn, darauf bedacht genug Platz zwischen uns zu lassen. Ich spürte, wie nervös ich wurde, als er meinen Namen aussprach.
 

„Du weißt nichts von mir“, dumpfer Schmerz schien durch meinen Körper zu stechen, als er diese Worte aussprach. Ohne Zusammenhang, völlig unerwartet. Viel eher hätte ich damit gerechnet, dass er mir erklären würde, warum er sich mit Kid gestritten hatte oder noch viel wichtiger, warum er so merkwürdig reagiert hatte, als ich ihn weckte. Doch dann begann er mit dieser Aussage, die mich mehr mitnahm, als sie eigentlich sollte. Ich biss mir auf die Unterlippe und betrachtete meine Füße, die ein wenig verloren über den steinigen Untergrund fuhren.
 

„Und ich will auch nicht unbedingt, dass sich das ändert.“ Erneut musterten mich seine Augen mit diesem undefinierbaren Ausdruck. Ich sah zurück und beobachtete ihn dabei, wie sein Blick über mein Gesicht fuhr. „Aber ich weiß, dass ich das nicht verhindern kann. Besonders jetzt, wo du mit Kid mitfährst.“
 

Ich schüttelte den Kopf, etwas verwirrt über seine Worte. „Warum willst du das nicht?“, fragte ich ihn mit einer Spur von Enttäuschung in meiner Stimme. Ich verstand ihn einfach nicht, egal wie sehr ich es versuchte. Wollte er nicht, dass wir uns besser kennenlernten? Und wenn ja, warum enttäuschte mich dies so sehr?
 

„Es hat nichts mit dir zu tun“, schien er meine Gedanken zu erraten. Etwas angespannt massierte er seine Nasenwurzel, eine Geste, die ich schon öfter bei ihm beobachtet hatte. „Ich bin hierher gezogen, um neu anzufangen und mein altes Leben hinter mir zu lassen.“ Mir war noch immer nicht bewusst, was früher geschehen war, allerdings schien nun vieles mehr Sinn zu ergeben. Wenn er neu anfangen wollte, missfiel es ihm natürlich, dass Kid zurückwollte. Doch warum konnte Law nicht nachvollziehen, dass Kid seinen Vater sehen musste? Es könnte das letzte Mal für ihn sein, dass er ihn lebendig zu Gesicht bekommen würde.
 

„Du willst nicht, dass ich etwas über dich herausfinde, wenn ich mitgehe“, es klang eher wie eine Feststellung, als eine Frage, doch ich sah ihn bestätigend nicken. Seufzend verschränkte ich meine Hände ineinander, nur um sie dann wieder zu lösen. Die Luft zwischen uns war dünn und ich war verwirrt, so wie immer, wenn ich in seiner Gegenwart war.
 

„Du könntest auch mitkommen“, schlug ich vor. Es würde Kid guttun, wenn er uns begleiten würde. Ich könnte nämlich niemals Law ersetzen, egal wie sehr ich es versuchte. Mir kam es so vor, als hätten die beiden früher viel miteinander durchgemacht, etwas, dass ich nicht von uns behaupten könnte. Er wäre eine Stütze für Kid und ich wusste, dass er sich darüber bewusst war.
 

„Ich weiß nicht, ob ich das schaffe“, er klang so ehrlich, dass ich ihn überrascht musterte. Law war nicht der Typ für Gefühle. Er war verschlossen und kühl, so wie meine Freunde es auch immer sagten. Doch in meiner Gegenwart war er ganz anders. Besonders jetzt, wo er eine Schwäche zugab. Es passte nicht zu seiner eigentlichen Art.
 

„Du bist stark“, sagte ich einfach, um ihn zu überzeugen. Ich war nicht für ernste Gespräche gemacht und doch schien es mir so, als ob ich die letzten Tage keine anderen geführt hatte. „Und Kid braucht dich“, fügte ich zögernd hinzu. Auch, wenn ich kaum etwas über die Vergangenheit der Beiden wusste, kam es mir so vor, als würde ich sie bestens verstehen. Außerdem war es egal, welche Fragen ich mir über Law stellte. Jede Antwort schien auf eine andere Art und Weise mit der Vergangenheit in dessen mysteriösen Heimatstadt zu tun zu haben.
 

Ich sah wie Law den Kopf schüttelte. Allerdings lag ein ganz leichtes Lächeln auf seinen Lippen, als seine ausdruckslosen Augen sich dem Himmel zuwandten. „Gibst du dich damit zufrieden, dass ich es mir überlegen werde?“, fragte der Schwarzhaarige und lehnte seinen Kopf in den Nacken.
 

Ein Lächeln glitt über meine Lippen, ehe ich nickte. „Ja“, fügte ich noch hinzu und ich war mir sicher, dass man zu deutlich die Freude heraushörte. Sicherlich würde Kid ebenfalls erleichtert sein, wenn ich ihm von diesen Neuigkeiten erzählte. „Und jetzt, lass uns Nachhause gehen und endlich weiterschlafen, bevor es anfängt zu regnen und wir später gar nicht mehr aus dem Bett kommen“, grinsend richtete ich mich auf und beobachtete den Studenten dabei, wie er es ebenfalls tat. Ich hatte das Gefühl ihn besser zu verstehen und aus irgendeinem Grund hob das meine Laune.
 

„Du bist unmöglich, weißt du das?“, er stellte sich neben mich und streichelte mir über den Kopf. Eine Berührung, die mich erschaudern ließ. Dann ging er an mir vorbei und ich folgte ihm wenige Sekunden später, in denen ich einige Male verwirrt blinzelte, mit gehobenen Augenbrauen.
 

„Warum?“, beschwerte ich mich, während ich feststellte, dass es anfing zu regnen, so wie es die dunklen Wolken zuvor angekündigt hatten. Ich eilte ihm hinterher, nur um zu sehen, wie er den Kopf schüttelte. „Einfach so“, gab er zurück und ich wusste, dass es nichts bringen würde, weiterhin nachzufragen. Mit etwas schnelleren Schritten, um nicht allzu nass zu werden, verließen wir wortlos den Park.
 

Als die ersten, größeren Tropfen zu Boden fielen, konnte ich nicht anders, als ihn anzusehen und seine graublauen Augen zu mustern. „Ich mag den Regen“, sagte ich mit einem etwas nachdenklichem Gesichtsausdruck und durchbrach damit erneut die Stille, die in dieser Nacht ständig zwischen uns lag. Die Worte kamen einfach so über meine Lippen, ich dachte gar nicht richtig über sie nach. „Er erinnert mich irgendwie an dich.“
 

Law wirkte kurz etwas erstaunt, ehe erneut ein etwas ungewohnter Ausdruck auf sein Gesicht trat. Dieser wirkte fast schon so, als hätte ich mehr damit gesagt, als ich in diesem Moment überhaupt wusste.
 

Allerdings sagte er nichts dazu. Es machte mir nichts aus, da ich sowieso mit keiner Antwort gerechnet hatte.
 

Trotzdem war da dieses merkwürdige Funkeln in seinen Augen, welches auch auf dem restlichen Nachhauseweg nicht mehr verschwand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Bloodstained_Phoenix
2016-03-22T09:35:27+00:00 22.03.2016 10:35
Sehr schön geschrieben. Tolles Kapitel!

Wieder einige Highlights, die es einen unmöglich machen, nicht weiterzulesen...
Nami hat den Verdacht, dass Zorro schwul sei. Ui, da will man doch glatt mehr von wissen! Und was ist bloß Law zugestoßen, dass er sogar im Schlaf schreit? Fragen über Fragen, aber Mensch, so spannend!
Ich finde es toll, wie du alles langsam aufbäumst, weil dadurch die Atmosphäre so gut rüberkommt!

Vielen Dank für das tolle Kapitel!

Von:  _TomTom_
2015-06-24T08:37:06+00:00 24.06.2015 10:37
Juhuu, es geht weiter :D

Also, manche Stellen würde ich echt gerne aus Laws Sicht lesen xD
Ich bin wirklich gespannt, ob Law doch mitkommt, oder nicht und was in der Vergangenheit passiert ist.
Außerdem finde ich es toll, dass es in dem Kapitel wirklich nur um die beiden ging :3

Hoffentlich geht es bald weiter ^^
Antwort von:  attackonpsycho
25.06.2015 17:16
Haha, das würde viel zu viel verraten xD Nicht, dass ich noch nie darüber nachgedacht hätte. Aber ich liebe es doch viel zu sehr Spannung aufzubauen und alle damit zu nerven :D
Ich werde versuchen mich diesmal mit dem Schreiben zu beeilen.. die Wartezeiten bei meinen Geschichten werden einfach immer schrecklich lang. Aber bald gibt es ja auch Sommerferien, da werde ich reichlich Zeit haben :3
Antwort von:  _TomTom_
26.06.2015 14:06
Haha, das habe ich mir schon gedacht :D Interessant wäre es trotzdem, zumindest nachher, wenn irgendwann alles rausgekommen ist :D So als eine Art Extrakapitel oder so xP
Ja, natürlich will man schnell weiterlesen können, trotzdem sollst du dich nicht stressen :)
Ich habe jetzt seit über einem Jahr an meinem Doji nicht weiterzeichnen können, weil ich so viel für die Schule zu tun hatte. Dafür habe ich jetzt ein Bilderbuch als Diplomprojekt gemacht und gestern endlich diplomiert :D Endlich fertig, endlich wieder mehr Freizeit xD
Von:  lala1314
2015-06-23T11:11:55+00:00 23.06.2015 13:11
Ein verwirrendes schönes Kapitel. Bin echt neugierig auf Kids und law s Vergangenheit in deiner Story
LG lala
Antwort von:  attackonpsycho
25.06.2015 17:12
Oh, ich hoffe mal, dass es nicht zu verwirrend war xD Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis das aufgelöst wird ;)


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