Aquarium
Sie stand vor der großen Glasfront und beobachtete die farbenfrohen Fische, die träge an ihr vorbei zogen, während sie wartete. Spencer hatte ihr schon lange von diesem Aquarium erzählt, und davon, dass er sie hierher ausführen wollte; heute hatten sie endlich die Zeit gefunden, den Tag hier zu verbringen.
Sie hörte hinter sich Kleidung rascheln, und von der Seite schob sich ein hübsch gebundener Strauß mit roten Blumen in ihr Sichtfeld. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
"Du bist spät."
"Ich weiß, und es tut mir Leid; dafür habe ich dir extra diese Blumen gepflückt! Sind sie nicht schön?"
Spencer Stimme war tief, und sie konnte die Vibration in seinem Brustkorb spüren, als er sich gegen sie lehnte.
"Spencer... das sind Plastikblumen."
"Das eine schließt das andere nicht aus, Natalia. Und ich habe mir wirklich Mühe mit dem Strauß gegeben", maulte Spencer gekränkt, und sie konnte an seiner Stimme hören, dass er eine Schnute zog.
Sie liebte diese Seite an ihm; diese seltenen Momente voll kindlichem Unfug und spielerischem Zank, die er ihr schenkte, und die er sonst nur mit wenigen Menschen teilte.
Seufzend nahm sie den Strauß entgegen.
"In diesem Falle nehme ich meinen Plastikblumenstrauß natürlich dankend an. Spät bist du trotzdem."
"Das habe ich nie bestritten. Wollen wir uns jetzt das Ozean-Becken ansehen?"
"Warum nicht..."
Mit ineinander verschränkten Händen gingen sie zur Hauptattraktion des Aquariums, einem großen Becken mit Tiefsee-Fischen, das man durch eine Panorama-Scheibe beobachten konnte. Begeistert kicherte Natalia, als ein Rochen am Glas vorbei schwamm, und lehnte sich gegen Spencer.
"Dieser Rochen macht ein genauso komisches Gesicht wie du an Bryans Geburtstag."
"Erinnere mich nicht daran", stöhnte Spencer mit gespielter Verzweiflung, und eine Weile standen sie schweigend da und beobachteten die Fische, die an ihnen vorbei zogen. Es war eine angenehme Stille, und das Zwielicht des Aquariums verlieh der ganzen Szene eine romantische Aura.
Ein Wal schwamm an ihnen vorbei, und Natalia runzelte die Stirn.
"Spencer... ist es normal, dass Wale... gelb sind? Und im Großen und Ganzen... aussehen... wie dein Bitbeast?"
"Nein, Natalia, ich glaube nicht", konterte Spencer trocken, als ihm etwas tiefer im Becken auffiel, "und, ich will nicht lächerlich klingen, aber - bin es nur ich, oder ist das da hinten eine Meerjungfrau?!"
Mit ratlosen Blicken verfolgten die beiden die Nixe, die zwischen einigen Felsen umher schwamm, und sich schließlich an die Fersen des Seaborg-Zwillings heftete.
"Was ist das für ein Aquarium?!"