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Hüterin der Maat

von

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Als Anath die Treppe des Tempels erklomm, brannte die Sonne auf ihre schwarzen Locken und die Hitze trieb ihr den Schweiß aus den Poren. Die ausgetretenen Stufen, abgewetzt und gefärbt vom Sand der Sahara, erinnerten sie an den weiten Weg, den sie in den letzten Jahren zurückgelegt hatte. Sie hatte getan, was getan werden musste, um letztendlich im Tempel von Senmet zu landen.

Mit festen Schritten tauchte sie in den Schatten des Eingangs und nickte der jungen Priesterin zu, die ihr entgegen kam. "Ich bin Anath, die Ärztin."

Diese senkte respektvoll den Blick. "Willkommen. Die Hohepriesterin erwartet Euch bereits."

In den weiten Korridoren passierten sie Wandreliefs, die in den leuchtendsten Farben strahlten und mit ihrer Strenge an die Allmacht der Götter erinnerten. Die Zerstückelung Osiris' und die mühevolle Arbeit seiner Schwester Isis, die ihn wieder zusammenflickte, wiederholte sich unzählige Male. Anath fragte sich, was sie in einem Tempel tat, der den Totengöttern geweiht war. Kaum ein Korridor besaß Fenster, durch die Tageslicht hereinfiel, und das Halbdunkel lastete schwer auf ihren Schultern.

Als sie vor mit Gold und Onyx besetzten Toren anhielten, hatte Anath längst die Orientierung verloren, was zweifellos im Sinne der Priesterschaft war. Ihre Führerin klopfte zweimal und schob eines der schweren Tore einen Spalt auf.

Anath zupfte ihr Leinenkleid zurecht und fasste ihren Koffer fester, alles, was sie zum Leben und Arbeiten brauchte, bevor sie das weitläufige Büro betrat.

Jenseits eines violetten, mit Goldfäden durchwirkten Teppichs thronte die Hohepriesterin hinter einem Schreibtisch aus dunklem Kiefernholz, auf dem sich Papyri über Papyri ringelten. Imentet selbst wirkte nicht viel älter als Anath, jünger als erwartet, und besaß wie alle Ägypter die glatten schwarzen Haare und den bronzenen Teint. Ihren Lippen haftete eine gewisse Verletzlichkeit an, die verschwand, als sie den dunklen Blick auf die Besucherin richtete.

"Du bist die Ärztin, die auf mein Gesuch geantwortet hat."

Anath verbeugte sich. "Ja, Hohepriesterin."

Auch hier gab es keine Fenster, nur Fackeln an den Wänden. Lebende Schatten schienen im Tanz mit dem zuckenden Lichtschein über Imentets Gesicht zu huschen. Anath kniff die Augen zusammen.

Bevor sie Genaues erkennen konnte, breitete Imentet die Arme aus. "Wie du weißt, habe ich deine Arbeit beobachten lassen und bin zu einem Urteil gekommen. Deine Arbeit in diesem Tempel beginnt ab jetzt."

Das Protokoll zwang Anath, sich erneut zu verbeugen, tiefer. "Ich danke Euch, Hohepriesterin."

"Hast du eine Unterkunft in der Stadt?"

"Ja, Hohepriesterin. Ich besitze ein kleines Haus nahe dem Markt und eine Katze."

Imentet nickte knapp. Ein seltsamer Ausdruck huschte für einen winzigen Moment über ihr Gesicht, etwas wie Neid oder sogar Sehnsucht. "Jemand wird sich um diese Angelegenheit kümmern. Nefer wird dir dein neues Quartier zeigen und dich einweisen. Solltest du Fragen oder Wünsche haben, wende dich an sie."

"Ich habe verstanden. Ihr seid zu großzügig, Hohepriesterin."

"Du kannst gehen."

Anath nickte. Die Hohepriesterin zog bereits das nächste Schriftstück heran und begann zu lesen. Auf leisen Sohlen huschte sie zu den Toren und schlüpfte hinaus. Nefer, die junge Priesterin, hatte auf sie gewartet. Mit einem flüchtigen Lächeln bedeutete sie Anath, zu folgen, und führte sie durch das Labyrinth der Korridore zurück.

Auf dem Weg presste Anath nachdenklich die Lippen zusammen. Sie konnte nicht voraussagen, wieviel ärztliche Hilfe ein Tempel der Isis brauchte, aber Imentets Anblick hatte ihre Vermutung bestätigt. Irgendetwas zwischen diesen Wänden hatte das Gleichgewicht der Maat ernstlich ins Wanken gebracht. Als Hüterin der Maat würde sie mit aller Kraft gegen die Ausbreitung ihrer dunklen Schwester Isfet ankämpfen.
 

*

Mit spitzen Fingern zupfte Anath die Lider auseinander und spähte in die milchigen Augen ihrer Patientin. Der Zustand hatte sich weder verbessert noch verschlimmert. Vorsichtig stöpselte sie den kleinen Tonkrug auf, den sie aus ihrer Praxis in den Hof mitgebracht hatte, und langte mit zwei Fingern hinein. Die goldgelbe Salbe aus zerriebenen Koloquinten und gegärtem Honig trug sie sanft auf beide Augen der alten Priesterin auf. Mit leiser Stimme rezitierte sie die Formel, die für das Auftragen von Heilmitteln vorgeschrieben war.

Als sie endete und sich der Wasserschüssel auf der Bank zuwandte, um die Hände zu waschen, stand die Priesterin vom Behandlungsstuhl auf. "Wird es wirken?"

Anath eilte an ihre Seite, um sie durch die nächste Tür in den Tempel zurückzugeleiten. "Keine Sorge. Vertraue nur auf Isis und du wirst wieder sehen können."

Seufzend bedankte sich die Patientin bei ihr und verschwand tastend im Schatten der dicken Mauern.

Anath räumte den Krug zurück in ihr Regal. Als sie zurück in den Hof trat, den sie bei schönem Wetter der dämmrigen Praxis vorzog, stand bereits die nächste Patientin im gleißenden Sonnenlicht. Anath wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte ein Lächeln auf. "Willkommen. Was kann ich für dich tun?"

Die Priesterin, jung und beleibt, ließ sich unaufgefordert auf den Stuhl sinken und hielt sich den Unterleib. "Seit gestern Abend habe ich schreckliche Bauchschmerzen! Ich fürchte, ich habe etwas Verdorbenes gegessen!"

"Würdest du dein Kleid etwas hochschieben?" Anath kniete nieder, um den Bauch der Frau zu betasten, entdeckte aber keine Knoten oder andere Unregelmäßigkeiten. "Wann hast du das letzte Mal geblutet?"

"Erst vor fünf, sechs Tagen. Ich glaube nicht, dass es das ist. Nein, ich bin sicher, die Köche haben mir etwas Verdorbenes vorgesetzt!"

Anath kannte die Priesterin, die mit jedem winzigen Stechen zu ihr kam. Sie drängte jedem ihre Meinung auf und stellte unzählige Fragen über die Behandlungsmethoden der Ärztin, obwohl sie offensichtlich nie einen Fuß in das Haus des Lebens gesetzt hatte. Aber Anath besaß genug Erfahrung mit schwierigen Patienten, um sich nicht ablenken zu lassen. Stattdessen stellte sie selbst einige Fragen.

"Es sieht so aus als hätte sich ein Dämon in deinem Bauch eingenistet. Ich werde dir etwas gegen die Schmerzen geben und eine Formel sprechen, um ihn auszutreiben."

Zu ihrer Überraschung sank die Priesterin in den Stuhl zurück und stimmte erschöpft zu. In der Praxis goss Anath die gelbliche Medizin aus Milch, Gänsefett und Kümmel in einen Tonbecher und brachte ihn der Frau nach draußen. "Trink langsam, damit ich genug Zeit für den Spruch habe."

Sie stellte sich aufrecht vor die Patientin, zwei kleine Messer in beiden Händen, und begann mit fester Stimme. "Es kommt das Heilmittel, es kommt, was beseitigt die Dinge in deinem Herzen, in deinem Körper. Stark ist der Zauber in Verbindung mit dem Heilmittel und umgekehrt. Erinnerst du dich, dass Horus mit Seth zu dem großen Palast in Heliopolis gebracht wurde, als über die Hoden des Seth verhandelt wurde?"

Als sie die Namen der Götter aussprach, verdichtete sich die Luft um den Bauch der Kranken zu dunklen Schatten. Anath fasste die Messer fester während die Patientin in winzigen Schlucken trank.

"Zu der Zeit war er frisch, wie er auf Erden war. Er macht wieder alles, was er will, wie diese Götter, die dort sind."

Bei der Anrufung des Horus fuhr der Dämon mit einem hohlen Klagelaut aus dem massigen Körper und landete auf dem heißen Pflasterstein. Anath hob mit weit aufgerissenen Augen ein Messer, das ursprünglich für das Aufschneiden von Geschwüren gefertigt war, zielte und warf.

Die Klinge traf den Dämon an einem Zipfel. Er heulte auf und zog daran, bis das Heft bedrohlich bebte.

Das zweite Messer traf ihn in der Mitte. Mit einem letzten hohlen Schrei verpuffte der Dämon. Zurück blieben ein winziger Brandfleck auf dem Sandstein und ein vager Gestank nach fauligen Orangen.

Anath atmete auf und warf einen Blick zu ihrer Patientin. Sie hing bewusstlos im Sessel, den Becher in der schlaffen Hand. Ihr Körper würde sich in einem Moment von der Anstrengung erholen.

Inzwischen sammelte Anath die Messer auf. Eine Hand wanderte zu dem pulsierenden Amulett, das unter dem Kleid zwischen ihren Brüsten ruhte. Ohne es herauszuholen wusste sie, dass ein Stück der Dunkelheit aus dem roten Achat gewichen war. Damit hatte sie Isfet zurückgedrängt und die Maat wiederhergestellt.
 

*

Blinzelnd bog sie um eine Ecke und erhaschte gerade früh genug einen Blick auf die Gestalt im Schatten, um taumelnd auszuweichen. Angesichts des goldenen Schmuckes in Haar und Gesicht ihres Gegenübers sank Anath in eine tiefe Verbeugung. Galle stieg ihr die Kehle hoch, bis sie schluckte. "Hohepriesterin."

"Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen, aber ich wollte dich nicht bei der Arbeit stören. Begleite mich ein Stück."

Anath sah überrascht auf. "Natürlich, Hohepriesterin."

Sofort drehte Imentet sich um und führte sie einen Korridor entlang und um die nächste Ecke. Durch hohe Fenster fiel Tageslicht auf den staubigen Stein. Jenseits der Scheiben lockten grüne Blätter und ein Flecken Himmel. Nach der nächsten Ecke öffnete die Hohepriesterin eine schlichte Tür und sie standen draußen.

Anath schnappte nach Luft. Der Innenhof war gerade doppelt so groß wie ihr Schlafzimmer, aber das Sonnenlicht und die frische Luft taten gut. Eine leichte Brise bewegte die Blätter der Pflanzen, die in Beeten gediehen, und brachte vielfarbige Blüten zum Wippen. "Ich wusste nicht, dass es innerhalb des Tempels so einen Ort gibt."

"Nichts anderes habe ich erwartet." Im Licht des Tages, umgeben von natürlichen Geräuschen, wirkte die Stimme der Hohepriesterin leise und erschöpft.

Anath drehte sich um und konnte ihre Überraschung nicht ganz verbergen. Imentets schwarzes Haar wirkte matt, ihre Augenringe tiefer und ihre Haut bleich. Die Sonne richtete erbarmungslos heiße Strahlen auf sie wie auf einen Geist, die Überreste eines Toten, dessen Ka im Diesseits gefangen war. Die Hohepriesterin der Isis sah aus als gehörte sie bereits zu den Toten, deren Kult sie pflegte.

Natürlich stammte sie von den Totengöttern ab. Trotzdem besaß sie einen Körper aus Fleisch und Blut, der alles andere als gesund aussah.

Ihre Worte berührten Anath auf rätselhafte Weise. "Ihr habt Euch die Mühe gemacht, mir diesen Garten zu zeigen?"

Blasse Lippen zuckten. "Ja, das habe ich. Bist du nicht dankbar?"

Hastig deutete Anath eine Verbeugung an. "Ich bin dankbar, Hohepriesterin. Er ist sehr schön."

"Meine Vorgängerin hat die Blumen gepflanzt ..." Imentet zögerte. Etwas Dunkles huschte über ihr Gesicht und verschleierte ihren Blick, bis sie wieder Anath ansah. "Geh ein Stück mit mir."

Mit jedem Schritt, den sie taten, sog Anath das Sonnenlicht ein und genoss die Wärme auf ihrer Haut. Selbst die Hohepriesterin wirkte nach einer Weile größer, stärker und farbiger.

"Du leistest gute Arbeit. Deine Ankunft hat das Ka des Tempels deutlich belebt."

Anath spürte das tiefe Verständnis der Hohepriesterin. Sie beide wussten, dass der Tempel nicht nur durch körperliche Gesundheit der Priesterschaft lebte, sondern auch durch innere Ordnung. Solange die Maat innerhalb dieser dicken Mauern gewahrt blieb, liefen sowohl große Zeremonien als auch alltägliche Angelegenheiten glatter ab.

"Ich danke Euch, Hohepriesterin. Ich tue nur, was ich kann."

"Du hast große Kraft."

Anath neigte den Kopf. Trotz der Komplimente nagte ein ungutes Gefühl an ihr. Imentet wäre nicht die Tochter der Isis, wenn sie die Ärztin nur aufgesucht hätte, um ihr auf die Schulter zu klopfen.

"Weißt du, es tut gut, eine Wissenschaftlerin unter diesem Dach zu haben. Die meisten Priesterinnen hören nur auf die Worte, die sie seit Jahren rezitiert haben, und halten nicht einen Moment lang an, um ihre Bedeutung zu ergründen. Sie haben nie gelernt, ihren Kopf zu gebrauchen. Sie interessieren sich nicht für das Haus des Lebens."

Anath schluckte und warf unwillkürlich einen Blick um sich. Natürlich wagte niemand, die Hohepriesterin bei einem müßigen Spaziergang zu stören, aber die Worte klangen so harsch zwischen den blühenden Pflanzen. "Vielleicht seid Ihr zu streng mit Eurer Priesterschaft ..." Sie biss sich auf die Zunge, aber der Tadel blieb aus.

Stattdessen stieß Imentet einen tiefen Seufzer aus. "Vielleicht, aber das meinte ich nicht. Gewisse Dinge kann eine Priesterin der Isis nie verstehen."

Ihr seid selbst eine Priesterin der Isis. Anath verkniff sich den Kommentar und wartete.

Imentet blieb stehen und streichelte sanft ein weißes Blütenblatt. "Hast du Kinder, Anath?"

"Wie meint Ihr das ... Hohepriesterin?"

Ein Hauch von Ungeduld. "Ich meine es wie ich es sage. Hast du mit einem Mann Kinder gezeugt?"

Anath räusperte sich in einem Versuch, ihre Verwirrung zu unterdrücken. "N-nein, Hohepriesterin. Es gab noch keine Gelegenheit."

Imentet gab einen nachdenklichen Laut von sich. "Ja, du bist jung. Es ist noch nicht zu spät." Einen Moment lang zögerte sie oder lauschte in die Blase des Schweigens, die entstand. "Du hast sicher gehört, wie die Tochter der Isis erkannt wird, oder?"

Anath wischte sich die Hände an ihrem Leinenkleid ab und merkte, dass sie schwitzte. "Die Priesterinnen haben mir erzählt, dass sie ... nun ja, dass sie die Unfruchtbarkeit des Todes verkörpert."

Imentet schnaubte. "Sie verkörpert nicht nur, sie ist. Sie kann keine Kinder bekommen."

Anath presste die Lippen zusammen. Die Worte, die ihr in den Sinn kamen, waren nicht die richtigen.

Ihr Gegenüber schlenderte weiter, als hätte sie nur über die unerträgliche Hitze gesprochen, und ihre Finger streiften ein Blütenblatt. "Wenn eine junge Frau unfruchtbar ist, ist das ein Zeichen ihrer Abstammung von den Totengöttern und bedeutet, dass sie mit ihrem Reich in Verbindung steht. Danach wird sie ausgewählt."

Hastig brachte Anath die paar Schritte hinter sich, um die Hohepriesterin einzuholen. Sie hatte sich nie mit der Frage beschäftigt, ob und wie viele Kinder sie bekommen wollte, trotzdem erschien es ihr grausam, der Entscheidungsfreiheit in dieser Frage beraubt zu werden.

"Sag etwas."

Anath schluckte. "Das tut mir sehr leid, Hohepriesterin."

Imentet neigte den Kopf, aber ihr müdes Gesicht blieb ausdruckslos. "Vielleicht ist es nichts weiter als Ironie, aber ich wünsche mir ein Kind. Von ganzem Herzen. Ich weiß, dass es unmöglich ist, aber ich kann nicht aufhören, mir zu wünschen, dass aus diesem Leib Leben entsteht."

Anath hielt sich einen Schritt hinter der Hohepriesterin, als diese den Schatten des überdachten Korridors trat. Personifizierte Isis nicht auch Fruchtbarkeit? Sie verstand nicht.

Imentets Seufzer riss sie aus verwirrten und erhitzten Gedanken. "In dieser Hinsicht bin ich machtlos. Es scheint zwar Kräuter und Zaubersprüche zu geben, die einer Frau Fruchtbarkeit schenken, aber die wenigen, die ich ausprobieren konnte, wurden ihrem Ruf nicht gerecht."

"Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist, neben Euren anderen Pflichten auch noch diesem Problem Aufmerksamkeit zu schenken."

"So ist es."

Anath biss sich auf die Unterlippe, aber sie war zu sehr Ärztin, um zurückzuschrecken. "Wenn Ihr wünscht, könnte ich mir Gedanken über Euer Problem machen. Ich würde Euer Wissen nie in Frage stellen, Hohepriesterin, aber ich kenne viele Heilmittel gegen ... Unfruchtbarkeit." Sie verharrte, die Hände am Rücken ineinander verschlungen, Kopf gesenkt und Schweiß auf der Stirn.

Einen Moment lang stand nur warme Luft zwischen ihnen und füllte das Schweigen.

"Ich danke dir, Anath. Ja, ich wünsche, dass du Nachforschungen anstellst."

Überrascht sah die Ärztin auf. Sie hatte erwartet, dass die Hohepriesterin sie zurückweisen oder sogar tadeln würde, aber keine Zustimmung. Imentet sah sie mit offener Dankbarkeit an und der Glanz in ihren dunklen Augen ließ sie viel jünger wirken. Überraschung gab es keine in diesem Blick, nur Entschlossenheit und eine Prise frischer Hoffnung.

"Sie wusste, dass ich ihr meine Hilfe anbieten würde. Als sie ihr Ziel erreicht hat, war sie nicht im Geringsten überrascht."

Anath saß auf dem Teppich ihres Schlafzimmers und streckte die Beine. Eine Schriftrolle glitt ihr aus den Fingern und rutschte zurück auf den Haufen medizinischer Abhandlungen und Handschriften, die sie im letzten Monat zusammengetragen hatte. Ihr Schreibtisch quoll ebenfalls über vor Papyri.

Auf der Bettkante saß eine schwarze Katze und beobachtete sie aus smaragdenen Augen. "Ärgert es dich nicht, von ihr manipuliert zu werden?"

Blinzelnd sah Anath auf und strich sich schwarze Locken aus der Stirn. "Nein ... Nein, ich hatte eher Mitleid mit ihr. Zweifellos hatte sie auch das geplant, aber ich konnte ihr nicht böse sein."

Neiths Schwanz peitschte hin und her. "Wenn das so ist, gibt es ja kein Problem."

Anath seufzte. "Ich glaube nicht, dass die üblichen Methoden in diesem Fall angemessen sind. Immerhin ist sie die Tochter der Totengötter!"

Für einen Moment antwortete Neith nicht. Sie leckte sich in katzenhafter Geste über die Lippen und gähnte ausgiebig. "Selbstverständlich musst du höhere Magie auspacken. Keine Sorge, ich helfe dir. Dafür bin ich ja da."

Sobald die Worte fielen, atmete Anath auf. "Danke, Neith. Du wirst es nicht bereuen."

Die schwarze Katze zeigte sich unbeeindruckt. Anstatt zu antworten begann sie, mit der kleinen rosa Zunge ihre Pfoten zu lecken. Trotzdem folgte ihr Blick der Ärztin, die einen Papyrus nach dem anderen durcharbeitete und sich Notizen machte. Als das Licht des Tages schwand, legte Anath die Wachstafel beiseite und schob das Material halbherzig zu Stapeln zusammen.
 

*

Zitternd betrat Anath ihre Praxis und schlug die Tür hinter sich zu. Neiths Ohren zuckten, aber die Katze erhob sich nicht von ihrem Platz auf dem Schreibtisch. Sie thronte zwischen Büchern und Papyri als beherrschte sie allein das Durcheinander, das in den letzten zwei Monaten dort entstanden war.

Auf jeder anderen Oberfläche und sogar am Boden standen Bronzeteller, in denen Bienenwachskerzen munter vor sich hin brannten und einen warmen Duft verströmten. Flüssiges Wachs sammelte sich in den Tellern.

"Wie kann es sein, dass sie auf keinen einzigen Zauber angesprochen hat? Ist sie mit einem Fluch belegt?"

Neith starrte sie aus unergründlichen Augen an. Anath hatte längst aufgegeben, Erklärungen oder Meinungen aus der schwarzen Katze herauskitzeln zu wollen. "Als Hohepriesterin steht sie unter Isis' und Osiris' Schutz."

"Ich weiß!" Zischend fuchtelte Anath mit beiden Händen in Richtung der Kerzen. "Sie ist so ungeduldig! Ich wünschte, ich müsste nicht auf diese altmodische Methode zurückgreifen."

"Anath, mir gefällt auch nicht, was du tust. Aber du hast dich dafür entschieden. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Zweifel."

Die Ärztin seufzte. Wie immer drang Neith mit ihrem messerscharfen Verstand und dem Blick eines Adlers ohne Umwege zum Kern des Problems vor. Anath konnte ihre Sorgen, ihren Instinkt als Ärztin nicht unterdrücken, aber sie konnte sich darauf konzentrieren, so sorgfältig und vorsichtig wie möglich zu arbeiten.

Als die Kerzen bis auf Stümpfe abgebrannt waren, kratzte sie das Wachs zusammen und formte es zu einem großen Klumpen. Auf einer Ecke des Tisches knetete sie den Klumpen mit beiden Händen, arbeitete vier Gliedmaßen und einen Kopf heraus. Mit der Geierfeder aus ihrem Instrumentenkoffer ritzte sie ein Anch in den Bauch.

"Was soll das sein? Ein Seemannsknoten?"

Sie warf Neith einen drohenden Blick zu und knetete die Linien zurück in den Bauch, bevor sie verbissen von vorne begann.

Erst der dritte Versuch blieb von Neiths Kritik verschont. Anath hatte das vage Gefühl, dass ihr Haustier es insgeheim genoss, sie aufzuziehen, aber da sie nichts von feliner Mimik verstand, blieb es dabei.

"Würdest du dich ausnahmsweise dazu herablassen, mir mit dem Spruch zu helfen?", presste sie schließlich heraus.

Neith blinzelte und setzte sich auf, den Schwanz sorgfältig über die Vorderpfoten gelegt. "Ausnahmsweise."

Wenige Momente später standen alle Utensilien an Ort und Stelle. Anath kniete in der Mitte ihrer Praxis, die schwarze Katze wie ein Schatten an ihrer Seite. Sie hob die Wachspuppe mit beiden Händen über den Kopf und holte tief Luft.

Bald füllten ihre Worte den Raum und die Luft verdichtete sich zur Gegenwart der Götter. Respektvoll und mit klingender Stimme sprach Anath die Namen aus, die für den Gebrauch in Zaubersprüchen und Gebeten festgelegt waren. Die Kerzen flackerten, obwohl weder Tür noch Fenster offen standen.

Bereits nach der ersten Anrufung fühlte Anath die Galle in der Kehle, aber sie schluckte und fuhr fort. Das Amulett bebte auf ihrer Haut. Neith hatte Recht. Sie musste zu Ende bringen, was sie angefangen hatte.
 

*

Im Schatten vor den Toren atmete Anath tief durch und wartete einen Moment, bis das Pochen in ihrer Brust nachließ. Als sie einen Schritt nach vorne machte, um anzuklopfen, gaben ihre Knie fast nach.

Aus den Wohnräumen der Hohepriesterin drang ein Laut, der sowohl Einladung als auch Frage bedeuten konnte. Anath schob das rechte Tor einen Spalt auf und trat ein. Dicke Schwaden Weihrauch lagen in der Luft und zwangen ein Husten aus ihrer Kehle herauf. Verstohlen hielt sie eine Hand vor den Mund und durchquerte das prunkvoll eingerichtete, aber leere Wohnzimmer.

"Anath!"

Die Ärztin eilte durch den rechten Durchgang in die Schlafkammer. Zwischen weiten Laken und unzähligen Polstern lag Imentet. Hinter dem missbilligenden Ausdruck verbargen sich Schmerz und Erschöpfung in den Linien ihres Gesichtes. Schweiß glänzte auf ihrer Stirn und ihr Haar war strähnig.

Anath fiel an ihrer Seite auf einen Stuhl. "Hohepriesterin! Welche Krankheit hat Euch befallen?"

Ein scharfes Zischen entwich Imentets Lippen. "Du wagst noch, zu fragen?"

Natürlich. Anath sackte zusammen und barg das Gesicht in den Händen. Sie wagte nicht, dem Zorn der Hohepriesterin auch nur mit einem Blick zu begegnen. Trotzdem spürte sie die Dunkelheit, die sich um das Bett der Kranken zusammenzog. Neith hatte Recht gehabt, aber der Fehler lag bei ihr, bei Anath allein.

"Es tut mir leid." Die Worte kamen so schwach, dass der Weihrauch sie zu schlucken schien.

"Ich will keine Entschuldigungen." Imentet seufzte, Zeichen ihrer großen Müdigkeit. "Ich will, dass du zurücknimmst, was du angerichtet hast. Nicht mehr und nicht weniger."

Anath biss sich auf die Unterlippe. "Ihr seid gütig ..."

Ungesagtes schwebte zwischen ihnen in der dicken Luft. Anath wagte nicht, Imentet anzusehen, aber sie spürte, dass die andere verstand.

"Nicht mehr und nicht weniger."

Kein Zweifel. Dies war nicht der Moment für Fragen. "Ja, Hohepriesterin."

Ohne ein weiteres Wort holte Anath ihren Instrumentenkoffer, packte einige Arzneien gegen Bauchschmerzen ein und begann mit der Arbeit. Wie erwartet hauste ein besonders hartnäckiger Dämon im Bauch der Hohepriesterin, unersättlich und zerstörerisch. Wenn sie nur daran dachte, dass ihre Wachspuppe ihn dorthin verfrachtet hatte, kam Anath die Galle hoch.

Die ganze Nacht kämpfte sie gegen den Dämon an, verlassen von Re, nur mit eigener Kraft. Mit dem ersten Morgenlicht legte sie eine Atempause ein, öffnete die Fenster und wedelte den letzten Weihrauch hinaus in die frische Brise.

Imentet war in einen fiebrigen Schlaf gefallen, zuckend und unruhig, aber die ersten Sonnenstrahlen weckten sie. Müde hob sie den Kopf und blinzelte. "Ist die Nacht endlich vorbei?"

"Ja ... Re ist zurückgekehrt." Anath zwang sich zu einem erschöpften Lächeln. "Es sieht so aus als wäre der Dämon geflohen. Ihr seid außer Gefahr."

Ein erleichterter Seufzer entfloh der schwachen Brust. Sie schwitzte immer noch, aber die feuchten Umschläge hatten das Fieber eindeutig gesenkt.

Nach und nach sammelte Anath ihre Utensilien zusammen, die im ganzen Zimmer verstreut lagen, und schloss ihren Koffer. Sie hielt auf den Durchgang zum Wohnzimmer zu, als die leise Stimme der Hohepriesterin sie zurückhielt.

"Bleib."

Gehorsam kehrte sie zu ihrem Stuhl zurück. In den Augen der Hohepriesterin lag nur ein schwacher Schimmer der stählernen Kraft, mit der sie sich zu anderen Zeiten umgab. Stattdessen leuchtete daraus eine überschäumende Dunkelheit, ein Licht schwärzer als die Nacht, die gerade gewichen war.

Anath lehnte sich vor und verschränkte die Arme auf der Decke. Imentets Hand fand ihre und berührte sie zaghaft. Die Ärztin rührte sich nicht. Endlich erlaubte sie sich, die Augen zu schließen. Das Zwitschern der Vögel aus dem Garten verblasste.
 

*

Das leise Prasseln hatte sie früh geweckt. An diesem Morgen stand Anath an der offenen Tür zum Hof und hob die Hände in einer wortlosen Geste des Dankes zum wolkenverhangenen Himmel. Sopdet hatte Regen nach Kemet geschickt, das beste Geschenk überhaupt. Damit hatte die Jahreszeit begonnen, in der der Nil über die Ufer trat. Bereits bei der Vorstellung des fruchtbaren Schlamms auf allen Feldern musste Anath lächeln.

Selbst Neith suchte ihre Nähe häufiger und schmiegte sich an sie, wann auch immer Anath sich nicht bewegte. Als sie die Katze darauf ansprach, dass sie Regen eigentlich verabscheute, hielt diese nur kurz beim Lecken ihrer Pfote inne. "Verabscheuen? Solang ich nicht nass werde, liebe ich den Regen. Er ist Träger der Fruchtbarkeit."

Anath schüttelte nur den Kopf. Selbst Krankheiten und böse Geister gewährten der Priesterschaft eine Pause.

Gegen Mittag ließ die Hohepriesterin sie rufen. Die Ärztin lief leichtfüßig durch die Korridore, ausnahmsweise ohne Instrumentenkoffer und ungerührt angesichts der dicken Wände und des spärlichen Sonnenlichts. Als eine schneidende Stimme sie in das Büro der Hohepriesterin rief, wich die gute Laune allerdings einer düsteren Vorahnung.

Imentet thronte auf ihrem vergoldeten Sitz wie die Tochter der Göttin, die sie war. In ihrem Blick lag weder Fröhlichkeit noch Vergeben. Sie hatte nur wenige Tage gebraucht, um sich völlig zu erholen, und wirkte bereits, als hätte es den Dämon in ihrem Bauch nie gegeben. Ihr Haar glänzte wie der Panzer eines Skarabäus und ihre dunklen Augen durchbohrten Anath mit gezielten Lanzenstichen.

Sie verbeugte sich tiefer als gewöhnlich. "Ich stehe zu Euren Diensten, Hohepriesterin."

"Das hast du immer, Anath, aber es hat nicht gereicht."

Anath verkniff sich die Frage, die ihr auf der Zunge lag, und fixierte einen Punkt auf dem Teppich vor ihren Füßen.

"Ich habe dich um etwas gebeten und du hast zugestimmt, mir zu helfen, oder?"

"Ja, Hohepriesterin."

"Wie viel Zeit ist vergangen, seit ich dich damit beauftragt habe?"

Anath leckte sich über die Lippen. Ihr Ton ließ keinen Zweifel zu, trotzdem verstand sie nicht, welche Anklage Imentet gegen sie erhob. "Etwas über zwei Monate, Hohepriesterin."

Sie hörte das Nicken in Imentets nächsten Worten. "In all dieser Zeit konntest du keinen zufriedenstellenden Weg finden, meiner Bitte nachzukommen. Im Gegenteil, dein letzter Versuch hat mir sogar geschadet!"

Anath senkte den Kopf. Sie wusste, dass das Desaster mit der Wachspuppe eine Schande für jeden Arzt bedeutete, aber diesen Vorwurf hatte sie nicht erwartet. Die Hohepriesterin wusste besser als alle anderen, dass niemand die Entscheidungen der Götter voraussagen konnte.

Das Leinen ihres weiten Rockes raschelte, als Imentet sich erhob. "Du bist nicht nur als Ärztin gescheitert."

All das, was sie mit diesen Worten nicht sagte, brannte lichterloh in ihrem Blick. Anath hatte sie als Vertraute, als Freundin enttäuscht. Sie hatte Kräfte entfesselt, die sich gegen die Hohepriesterin und die Frau gerichtet hatten. Sie hatte ein unverzeihliches Verbrechen begangen. Selbst dass sie ihr nachher das Leben gerettet hatte, wog diese Wahrheit nicht auf.

"Es tut mir leid, Hohepriesterin." Sie holte tief Luft. "Ihr seid die Tochter der Isis." Imentet konnte sie bestrafen, wie sie wollte, aber sie war ein Kind der Totengötter. Daran konnte selbst Anath nichts ändern.

Ein leiser Seufzer streifte ihre Ohren. Anath stockte der Atem, aber später bekam sie Zweifel, ob sie richtig gehört hatte.

"Ich werde dich nicht entlassen, denn dieser Tempel braucht seine Ärztin. Aber du wirst keinerlei Versuche mehr unternehmen, die mir oder irgendjemandem unter diesem Dach schaden könnten. Hast du das verstanden?"

"Ja, Hohepriesterin."

Mit letzter Kraft hielt Anath sich aufrecht, bis Imentet sie mit einer müden Geste entließ. Dann eilte sie zu den Toren, schlüpfte hinaus und lief durch den menschenleeren Korridor.

Erst zwei Ecken weiter blieb sie stehen, um Atem zu schöpfen, und drückte die Stirn gegen den kühlen Stein. Imentet war ganz Hohepriesterin der Isis, aber alles an ihr hatte nach nur mühsam kontrollierter Dunkelheit gerochen. Nach dem kleinen Lichtblick, den die Möglichkeit einer magischen Heilung geöffnet hatte, war erneute Enttäuschung gekommen und hatte sie mit Anaths Hand ins Gesicht geschlagen. Kein Wunder, dass Verzweiflung ihr Ka zu verschlingen drohte.

Anath wollte sich nicht ausmalen, was das Kippen des Gleichgewichts zwischen Maat und Isfet für den Tempel und ganz Kemet bedeuten würde. Aber sie begann zu ahnen, dass sie keine andere Wahl hatte.

Unter ihrem Kleid vermischten sich das Pulsieren ihres Amuletts und das Pochen ihres Herzens, bis sie kaum mehr zu unterscheiden waren.

Die Vorbereitungen für das Totenfest des Osiris brachten den ganzen Tempel zum Summen. Anath behandelte Priesterinnen, die sich Finger eingeklemmt, Zehen angestoßen und Knöchel verstaucht hatten. Ihre Medizin gegen Kopfschmerzen ging zur Neige, aber sie fand keine Zeit, neue zuzubereiten.

Am Abend vor dem zeremoniellen Prozessionszug glänzte der Tempel wie nach einem kräftigen Regenguss. Priesterinnen hatten die ganze vorige Woche die Reliefs gereinigt und mit vorsichtiger Hand Stellen ausgebessert, an denen Farbe abblätterte. Die Statuen leuchteten in neuer Pracht. Keine Ecken, in denen noch Staub lag, kein Garten, in dem trockenes Laub die Erde bedeckte.

Anath eilte von einer Patientin zur nächsten, aber in den kurzen Atempausen beschlich sie ein unangenehmes Gefühl. Trotz der Geschäftigkeit spürte sie, dass etwas in der Luft lag. Die Maat war aus dem Gleichgewicht geraten. Früher oder später würden sich all die aufgestauten Gefühle in einem Gewitter entladen.

Neith wich nicht mehr von Anaths Seite und beobachtete den Himmel, als könnten ihre Smaragdaugen darin die Zukunft lesen. "Wir können nur warten. Wenn es passiert, müssen wir bereit sein, es im Kampf zu schlagen, bevor es großen Schaden anrichtet."

Der Anblick dieser Katzenpupillen, im hellen Licht zu Stecknadeln geschrumpft, gaben Anath Kraft und beruhigten sie. Neith würde ihr beistehen, egal was geschah, und der Segen von Bastet mit ihr.
 

*

Am Morgen des Festes verließ Anath ihre Praxis mit ihrem Arztkoffer und Neith an ihrer Seite. Da sie keine Priesterin war, gab es keinen Platz für sie in der feierlichen Prozession, die den Sarkophag des Osiris durch die ganze Stadt bis auf den Platz vor dem Tempel führen würde. Ihr blieb nichts anderes übrig als sich unter das Volk zu mischen und mit anderen Zusehern dem Zug durch die Straße zu folgen.

Sie begannen am Nil, denn der Sarkophag war mit heiligem Nilwasser gefüllt, dem Blut des Osiris, und arbeiteten sich die Hauptstraße hinauf. Die Farben auf dem Deckel leuchteten in der Sonne. Krone, Kragen und Armreifen des Reliefs strahlten in sattem Gold. Osiris trug in der typischen Darstellung ein weißes Gewand, in den gekreuzten Händen Krummstab und Dreschflegel und auf dem Kopf die weiße Krone, geschmückt mit Federn und einer Sonnenscheibe. Seine blasse Haut erinnerte an die Binden, in die Mumien gewickelt wurden.

Imentet führte die Prozession mit traumwandlerischer Sicherheit an. Jedes Jahr seit ihrer Amtsübernahme hatte sie dieses Fest geleitet, um an den Tod des Osiris zu erinnern. Jeder Schritt, jede Geste und jedes Wort musste ihr in Fleisch und Blut übergegangen sein.

Als Anath sie blinzelnd beobachtete, glaubte sie trotzdem, einen Anflug von Erschöpfung und Überdruss hinter der dicken Schminke zu erkennen. Die Hohepriesterin wirkte abwesend und folgte dem vorgeschriebenen Ablauf nur halbherzig.

Die Menge wuchs und die Luft bebte von den Gesängen der Priesterinnen. Die schwarze Haut der Nubier, die den schweren Sarkophag trugen, glänzte vor Schweiß. Auf halbem Weg zum Tempel begann Neith, Anath am Bein zu kratzen. Sie hob die Katze auf die Schulter, um sie aus dem Labyrinth der hektischen Sandalen zu retten. Jedes Wort, mit denen die Priesterinnen Osiris anriefen, fuhr wie ein Peitschenschlag aus dem Himmel herab.

Vor dem Senmet-Tempel würde die Hohepriesterin den Segen des Osiris über die Stadt und den Tempel sprechen, bevor sie alle Anwesenden zu Bier und Speise einlud. Langsam erklomm sie die sandgelben Stufen. Priesterinnen ordneten die Falten ihres zeremoniellen Gewandes, damit sie sich zu der Menge umdrehen konnte. Als sie die Arme hob, bis zu den Ellbogen von goldenen Armreifen geschmückt, war es, als schwebe der prunkvolle Sarkophag des Gottes, der auf dem Treppenabsatz über ihr stand, zwischen ihren Armen.

Ihre ersten Worte leuchteten wie Gold und ihre melodische Stimme erreichte mühelos auch die letzten Winkel des Platzes. Sie hieß die Anwesenden willkommen und hob den Blick zum Himmel.

"Sie ist nicht mehr sie selbst. Die Verzweiflung hat die Frau namens Imentet verschluckt. Isfet kommt."

Neiths Warnung drang als ein körperloses Raunen an Anaths Ohr. Sie schluckte und schob sich durch schwitzende Körper nach vorne, bis sie direkt vor den Stufen stand.

Die Hohepriesterin rief mit den rituellen Worten die Ermordung des Osiris in Erinnerung und bat im Namen der Stadt und des Tempels um den Schutz des Gottes, dessen heiliges Blut im Nil floss. Die Worte und Sätze fielen in nahtloser Folge von ihren Lippen, begleitet von den rituellen Gesten, aber mitten in der langen Rede veränderte sich etwas. Imentet verstummte.

Anaths Herz setzte einen Schlag aus. Sie umklammerte den Griff ihres Koffers so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Neith wisperte etwas in ihr Ohr, aber sie hörte nur fernes Rauschen.

In dem Moment, in dem die Dunkelheit aus der Gestalt der Hohepriesterin herausbrach, versengte ihr Amulett die Haut mit hellem Schmerz und sie stürzte vor, zwischen den Reihen der Priesterinnen hindurch. Bevor irgendjemand etwas sagte oder einen Finger rührte, hatte sie bereits die Stelle erreicht, an der Imentet gerade noch gestanden war.

Dort räkelte sich ein Knäuel aus unmenschlichen Gliedmaßen, Zungen, gewundenen Hörnern und gezackten Schwänzen, die hin und her peitschten. Anath zwang sich, es zu ignorieren, und trat in den schwarzen Nebel, der das Ding wie ein Mantel umgab. Die Welt geriet aus den Angeln und Übelkeit drehte ihr den Magen um. Sie presste die Lippen zusammen und setzte weiterhin einen Fuß vor den anderen, bis sie wieder klar sehen konnte.

Der Anblick verschlug ihr den Atem.

"Isfet, das Chaos." Neith sprang von ihrer Schulter. Die Nadelstiche ihrer Krallen auf nackter Haut gab Anath etwas von ihrer Geistesgegenwart zurück. Selbst ohne die Erklärung spürte sie, wie mächtig dieses Ding war, das aus Imentets Verzweiflung gewachsen war.

Zu ihrer Übelkeit gesellte sich bittersüßer Schmerz. Isfets Auftauchen bedeutete, dass die Hohepriesterin die Kontrolle verloren hatte. Zähneknirschend schob Anath den Knoten des Schmerzes beiseite, um der geballten Verzweiflung und zerstörerischen Kraft entgegenzutreten. Darin zog sich alles zusammen, was in den magischen Ritualen des Totenkultes an Ekel, Schrecken und Zweifel entstanden war.

Anath hatte keine Wahl als dagegen anzukämpfen. Sie schluckte die Übelkeit herunter und öffnete ihren Koffer, um sich zu bewaffnen.

"Gehen wir." Neith trippelte bereits den steinigen Weg entlang, der sich vor ihnen durch die Landschaft schlängelte.

"Danke", murmelte Anath. Erklärungen waren nicht mehr nötig.

Seite an Seite wanderten sie durch die Wüste, die sich bis an den Horizont erstreckte. Ein paar verkrüppelte und ausgetrocknete Stauden und Büschel zähen Grases säumten ihren Weg, zweifellos bitterer als alles, was Anath je als Arznei verwendet hatte. Die Luft flimmerte. Die Sonne brannte auf Anaths schwarzen Locken.

Nach wenigen Schritten gesellten sich Gestalten zu ihnen, die am Wegrand lagerten, seltsame Erscheinungen, halb Mensch und halb tierähnliche Wesen. Manche besaßen die Köpfe niederer Tiere, riesige Froschmäuler, spitze Reiherschnäbel, fast so lang wie Anaths Arm, oder Käferpanzer mit zarten Flügeln anstelle der Ohren. Andere besaßen zwar menschliche Gesichter, aber willkürlich zusammengewürfelte Körperteile, große gelbe Hühnerklauen, Rattenschwänze, die an Nacktschnecken erinnerten, klauenbewehrte Pfoten mit struppigem Fell, breite Elefantenbeine, schnüffelnde und rotzverkrustete Rüssel.

All diese Gestalten streckten verschiedene Arme, Klauen oder andere Gliedmaßen nach Anath aus, riefen sie mit krächzenden, heulenden und klagenden Stimmen zu sich. Sie wussten, dass sie als Ärztin überragende Fähigkeiten besaß. Sie bettelten um ihre Aufmerksamkeit und heilende Berührung.

An den meisten erspähte sie irgendeine Verletzung oder Krankheit, verkrustete Wunden, Öffnungen, aus denen stinkender Eiter trat, oder Ausschläge, die sie entstellten. Manche besaßen seltsame Eigenschaften, die sie nicht einordnen konnte. Einem vogelähnlichen Wesen wuchsen Dornen aus den Augenhöhlen. Einem lockigen Mann lief schlammiges Wasser aus dem linken Armstumpf.

Neith trippelte unbeeindruckt voran. "Sieh nicht hin."

Anath konnte nicht anders. Alles in ihr schrie und drängte sie, diesen armen Gestalten zu helfen, egal wie, selbst wenn sie nicht wusste wie. Gleichzeitig verschmolzen ihre abnormen Erweiterungen und Erscheinungsbilder miteinander. Die Bilder legten sich übereinander und verblassten vor ihren Augen.

Die Ohnmacht betäubte sie.

Sie hatte unter den besten Ärzten im Haus des Lebens gelernt. Es gab nichts, das sie nicht behandeln konnte, aber der Anblick dieser bizarren Verformungen trieb sie fast in den Wahnsinn. Sie wusste, dass alle litten, dass sie sich vor Schmerz krümmten.

Trotzdem musste sie den Blick abwenden und sich zwingen, vorbeizugehen.

"Sieh nicht hin. Mach die Augen zu."

"Ich kann nicht", zischte sie gereizt und schlang trotz der Hitze die Arme um den Oberkörper. Die Geste half gegen das Gefühl, in tausend Stücke zu zerspringen.

"Komm, gleich sind wir da."

Neith hatte Recht. Auf einmal standen sie vor einer Tür, die mitten aus dem Sand aufragte. Dunkles Holz, verziert mit kunstvollen Schnitzereien. Dergleichen hatte Anath noch nie gesehen. Vorsichtig trat sie näher und strich mit der Hand über die unregelmäßige Oberfläche. Das brennende Verlangen, den Leidenden hinter ihr zu helfen, ebbte ab.

"Weißt du, was dahinter liegt?"

Neith betrachtete die Tür lange, bevor sie antwortete. "Vielleicht Imentet."

Anath sog zischend die trockene Luft ein. "Ist sie noch am Leben?"

"Ich weiß es nicht."

Die Ärztin warf die schwarzen Locken zurück und straffte sich. Wenn Neith etwas nicht wusste, gab es noch Hoffnung. Sie musste einfach glauben, dass Imentet irgendwo auf sie wartete.

"Gut. Holen wir sie."

Damit stieß sie die Tür auf, Skalpell in der linken Hand.

Dahinter lag eine riesige Halle in staubiger Dämmerung, durchsetzt von mächtigen Säulen und menschenleer. Vorsichtig trat Anath ein und sah sich um. Farbige Bilder der Götter und ihrer Geschichten bedeckten die Säulen vom Sockel bis zur Decke, die so hoch war, dass sie im Schatten verschwand. Die eckigen Gestalten verrieten einen alten Stil. Durch die hohen schmalen Fenster drang blasses Licht ein und zeichnete Streifen auf die Steinfliesen.

Anath wagte kein einziges Wort. Die einzigen Geräusche, die die zeitlose Stille durchschnitten, waren ihre eigenen Schritte.

"Wir sind nicht allein."

Bereits vor Neiths Warnung hatte sie die Bewegung erspäht. Im breiten Mittelgang, der hinter den Fenstern wieder in staubiges Dunkel getaucht war, erhob sich etwas Helles und kam näher.

Nach und nach schälte sich ein riesiger weißer Löwe aus den Schatten. Mit langsamen Schritten trottete er heran und setzte sich vor dem ersten Lichtstreifen auf die Fliesen. Sein Kopf mit der wilden Mähne verschwand fast in der Dunkelheit des Gewölbes. Sein Schwanz zuckte vor wie ein weißer Blitz. "Wer stört mich bei meinem Mittagsschlaf?"

Anath schluckte, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken.

"Ein Mensch ... Oh, ihr haltet euch für so wichtig, ihr glaubt an eure Kraft, aber ihr wisst nicht, wie klein ihr seid vor wirklicher Macht." Die tiefe Stimme dröhnte in ihren Ohren und bebte in ihrer Brust. Als er das Maul in einem endlosen Gähnen aufriss und die gelblichen Zähne eines Raubtiers zeigte, lief ein kalter Schauer Anaths Rücken herunter. "Nun sag schon, was gibt dir das Recht, hier zu sein, hmm?"

Der Schweiß in ihrem Nacken und unter ihren Achseln war erkaltet und fühlte sich an wie Eis. "I-ich ..." Mühsam räusperte sie sich. "Ich suche Imentet. Ich muss sie zurückholen."

Der weiße Schwanz zuckte hin und her. "Die kleine Priesterin? Sie ist längst verschwunden."

Einen Moment lang wurde Anath schwarz vor Augen. Mit aller Kraft hielt sie sich aufrecht. Nein, das akzeptierte sie nicht.

"Aber nun zu dir, Kind ... Ich glaube, du bist nicht so schlimm wie die anderen. Ja, du hast mehr Substanz. Das gefällt mir." Ein tiefes Brummen gesellte sich zu den Worten. Die scharfen Augen der Raubkatze verengten sich wie in einem Lächeln. "Ich habe mich entschieden. Ich werde dir einen Wunsch erfüllen. Was wünschst du dir am meisten?"

Anath starrte ihn an. Neith drückte sich stumm an ihre Seite, aber sie bemerkte die Katze nur flüchtig.

"Komm, keine Scheu. Ich meine es ernst. Ihr habt doch alle etwas, das ihr wollt, obwohl ihr genau wisst, dass ihr es nicht haben könnt. Was ist dein Wunsch?"

Der Anblick der spitzen Eckzähne hatte ihre Gedanken gelähmt. Gleichzeitig erinnerte sie sich an die schrecklichen Gestalten, die ihren Weg gesäumt hatten. Der Löwe besaß echte Macht, die ihre Fähigkeiten weit überstieg. Er könnte sie zwischen seinen langen Krallen zerfetzen oder auf einen goldenen Thron heben.

Die Versuchung war groß. Aber in dem Moment stieg Imentets Gesicht aus den Tiefen ihres Gedächtnisses auf, wie sie es zum ersten Mal gesehen hatte. Die großen dunklen Augen, die so unschuldig wirken konnten, und ihre bronzene Haut, bevor die Erschöpfung sie gezeichnet hatte. Ihr unbeugsamer Blick. Sie brauchte diese Imentet.

Ihre Lungen füllten sich mit kalter Luft als hätte sie lange Zeit den Atem angehalten.

"Gib mir die Hohepriesterin zurück!"

Der Löwe legte die weißen Ohren an und duckte sich.

Hastig ging Anath in die Knie und fasste ihre Messer fester, obwohl sie wusste, dass sie kaum etwas ausrichten würde. Neith stieß ein leises Fauchen aus.

Aus dem halb geöffneten Maul knurrte der Löwe sie an, bevor er sich heftig schüttelte und die Mähne verschwand. Stattdessen wanden sich zwei geriffelte Hörner aus seinem Schädel. Anath hielt die Luft an. Einen Moment lang sah die weiße Löwin sie mit diesem Blick an, eher sanft als bedrohlich. Im nächsten zerfiel sie zu Asche, die ein heftiger Windstoß durch die Halle wirbelte.

Anath musste husten. Als sie wieder aufblickte, waren sowohl Staub als auch Halle verschwunden.

Blinzelnd versuchte sie, die Dunkelheit mit ihrem Blick zu durchdringen. In der Nähe erkannte sie dumpfen goldenen Schimmer und das Glitzern heller Edelsteine auf Sarkophagen, die wie verschiedene Götter geformt waren. Die Stille lastete auf ihren Ohren als wäre sie taub geworden, eine andere Stille als vorher in der hohen Halle. Die diamantenen Augen der toten Götter schienen sie zu beobachten.

Sie warf einen Blick zu Neith, die ihn aus tiefen grünen Augen erwiderte. "Du bist stark geworden."

Anath seufzte nur. "Es geht mir nicht mehr um die Maat. Nur um sie."

"Solange es dir Kraft gibt, ist egal, wofür du kämpfst."

Anath nickte. Alles war gesagt. "Ich muss alleine weiter."

Die schwarze Katze setzte sich und legte den Schwanz sorgfältig über die Vorderpfoten. Ihr Fell verschmolz mit den Schatten, nur die grünen Augen strahlten ein unheimliches Licht aus. "Ich weiß. Du hast dich entschieden, mich zurückzulassen. Das ist der letzte Schritt."

"Es tut mir leid."

"Geh."

Anath ging ohne sich umzublicken.

Epilog

Keuchend fiel Anath auf die Knie und blinzelte. Nach so langer Zeit in Isfets Dämmerung schmerzte selbst das Licht eines bewölkten Tages in ihren Augen. Die Erschöpfung hämmerte hinter ihren Schläfen und ihre Muskeln schrien. Sie hatte alle ihre Waffen verloren, aber im letzten Moment über das Feuer der Vernichtung gesiegt.

Triumph.

Das Gefühl dieses übermenschlichen Triumphs hüllte ihren Körper bis in die Fußspitzen ein. Anath stand auf und sah auf ein Meer ängstlicher Gesichter herab.

Die Zeit stand still. Das Amulett pulsierte auf ihrer Brust. Als sie es herauszog, verschmutzten dunkle Schlieren den Achat. Sie hatte gesiegt, aber Isfet war nicht gänzlich verschwunden. Stattdessen war sie in ihr früheres Nest zurückgekehrt, aber dort stand jemand anders als früher. Anath hatte Imentet nicht zurückholen können. Stattdessen hatte sie sich für ihre Freundin geopfert.

Dieses Opfer würde sie ihr schenken und auf dem Weg ins Totenreich mitgeben. Irgendwann würden sie sich dort wiedersehen. Anath hatte versprochen, dass sie der Dunkelheit widerstehen und sich nicht der Verzweiflung verlieren würde.

"Ich werde stärker sein als du es warst. Für dich. Meine Stärke wird deine Stärke. So sind wir verbunden, bis wir uns einst wiedersehen."

Imentet oder Anaths Erinnerung von Imentet hatte genickt. Ihr stummer Blick war zugleich Warnung und Hoffnung gewesen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: Calafinwe
2015-02-10T19:57:43+00:00 10.02.2015 20:57
Hallo Melange,

ich habe deine FanFic die Tage auch mal gelesen, da ich deinen Stil ja leider noch nicht kannte. *schäm*

Mir hat die Geschichte um Anath und Imentet sehr gut gefallen und bei Madoka drängt es sich einem ja geradezu auf, etwas komplett eigenes zu entwickeln. Ich finde, dass diese Geschichte aber auch gut als Original Fiction gehen würde, also ohne den Aspekt von Madoka, weil du die Serie ja nur sehr subtil aufgegriffen hast, z. B. mit dem Amulett, das unter Anaths Kleidung glüht.

Dein Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und Rechtschreibfehler hab ich auch keine gefunden :D

Was mich etwas irritiert hat, war, dass der Tempel scheinbar verglaste Fenster hatte und dass irgendwo mal ein Tor aus Eiche oder so vorkam. Die Irritation kann natürlich komplett an meiner Unwissenheit liegen, das Eichenholz sowie das Glas also importiert sein. Beides sind Dinge, die ich nicht unbedingt mit dem alten Ägypten in Verbindung bringen würde. :')

Anonsten; ist Neith Kyubeys Alter Ego?

LG
Caranthir
Antwort von:  Melange
11.02.2015 16:37
Danke fürs Lesen und für den netten Kommentar! :D

Ja, das Gefühl hatte ich auch beim Schreiben, dass ich ein Original daraus machen könnte ... Wer weiß, vllt schreibe ich sie ja mal dementsprechend um.

Ah ja, verglaste Fenster. Ich denke schon, dass Ägypten irgendwie Holz hatte, zumindest importiert. Wsl wollte ich damit darstellen, dass es doch ein seltenes und kostbares Material ist, aber kann gut sein, dass ich mich da geirrt hab und es nicht verwendet wurde. Aber danke für den Tipp!

Ähm, was Neith genau ist, weiß ich auch nicht. Wenn es ein Original wäre, würde ich sagen, sie wäre eine Botin oder Personifikation von Bastet selbst. Ich denke, sie erfüllt für die Geschichte die Funktion, die Kyubey bei Madoka hatte, aber sie verstärkt auch Anaths Kräfte. Mehr sag ich dazu nicht. ;)
Von:  Devi
2015-02-08T15:59:15+00:00 08.02.2015 16:59
So, werte Melange, hier folgt nun mein Kommentar zu deiner Geschichte! ;)

Zunächst einmal kurz zum Layout;
Die Charakterbilder gefallen mir soweit gut, wobei ich bei Anath mehr an ein Model als an eine Priesterin im alten Ägypten denken muss. Aber sei's drum, sie passt durchaus zu dem Bild, das ich von ihr habe. Auch das Titelbild finde ich sehr schön.

Dann nun zur eigentlichen FF:
Zunächst enal finde ich das Setting sehr schön gewählt, ich mag das alte Ägypten sehr gern, deine Beschreibungen waren großartig und gerade zur kalten Jahreszeit gaben sie sogar ein Gefühl von Wärme :)
Auch die Geschichte hat mir gefallen, auch wenn ich mir eigenstehen musste, dass du die ägyptischr Kultur besser kennst als ich, ich musste einige Begriffe und Anspielungen erst nachschlagen.
Dann waren die Interpretationen des PM-Systems für mich ein bisschen verwirrend. Die Tatsache etwa, dass Dämonen eben in Menschen nisten, anstatt sich mit ihren Welten zu manifestieren - auch wenn das auch passiert - ist bei mir da besonders hängen geblieben. Ich meine, du hast das alternative Universum mit als Genre angegeben, und auch wenn ich das System durchschaue, also weiß, was passiert, ich finde es schwierig es zu verstehen.
Nicht, dass das schlecht ist, aber es hätte eher meinem Geschmack entsprochen, das System ein wenig näher an der Serie zu belassen, zumal ich auch nicht sicher bin, ob die Geschichte "vor" oder "nach" Madoka spielt... ich würde ja auf nach tippen.
Ansonsten gefiel mir dein Schreibstil wirklich gut, auch wie die elegante und schöne Sprechweise der Charaktere.

Alles in allem, eine schöne Geschichte, wirklich :)
Hat mich gefreut.
Antwort von:  Melange
08.02.2015 19:14
Danke für den Kommentar!

Natürlich freut es mich, dass dir die Geschichte gefällt. Eigentlich hatte ich sogar ein kleines Lexikon mit Begriffserklärungen, damit es nicht zu verwirrend wird, aber irgendwie hab ich das beim Hochladen nicht mehr hinzugefügt. Hätte ich wohl machen sollen. ^^;

Was die Dämonen betrifft, weiß ich sehr gut, was du meinst. Das mit den Welten habe ich vor allem rausgelassen, weil die Geschichte sonst wohl noch länger und komplexer geworden wäre, aber ich verstehe auch, warum dir das fehlt. Hatte ja selbst Zweifel. Jedenfalls danke ich dir für die Kritik. :) Und hoffe, dass die letzte Hexe deine Erwartungen doch wieder befriedigt hat, immerhin läuft Anath gerade da durch Imentets (oder eher ihr eigenes) Innenleben.
Antwort von:  Devi
08.02.2015 19:36
Die letzte Hexe fand ich wirklich toll, besonders deine Bilder. Und auch, wie sie so schön Anath reflektiert habe, in sofern, als dass sie sogar diesen angsteinflößenden Wesen helfen wollte, weil sie so gequält ausgesehen haben... das fand ich wirklich beeindruckend.


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