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Auftragsnummer YT1985M

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Hör auf mich so anzubitchen verdammt, das macht mich aggressiv!

Kapitel 2 – Hör auf mich so anzubitchen verdammt, das macht mich aggressiv!

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28.01.2015 - 20.08.2015 . Auftragsnummer YT1985M – extra Large
 


 


 


 

Schallendes Gelächter hallte durch den Raum, wo normalerweise ganz andere Laute die Wände bezirzten - die eventuell noch kommen würden - doch in jenem Augenblick ganz bestimmt nicht. Zwar hatte Yasu nicht nur einen Martini getrunken, sondern drei, weil sie noch eine ganze Weile an der Bar blieben , aber dennoch.

Dennoch war er blöderweise noch nicht betrunken genug , ja, noch nicht einmal annähernd angeheitert um nicht sofort wieder ein beklemmendes Gefühl in der Brust zu spüren, sobald das Hirn ihm mitteilte, dass man über ihn lachte.
 

Masao lachte ihn herzlich aus – dabei befanden sie sich noch keine fünf Minuten in der Suite und Yasus schwerer Felsbrocken, der an der Bar endlich wegrollte und bröckelte, knallte von jetzt auf gleich auf sein Gemüt zurück und machte ihm das Leben schwer, als er einen Blick zur Tür hinter sich warf, als könnte Masao über jemanden anderen lachen.
 

Aber sie waren allein.

Der Ältere blickte ihn direkt an und belustigte sich – Zweifel ausgeschlossen.
 

Martini hin oder her. Das Gemisch wirkte noch kein bisschen, und wenn, dann hatte es die Scham die ihm gerade durch Mark und Bein kroch einfach weggeschubst und dem Gehirn in die Warteschlange gedrückt. Mit ganz viel Glück war er vielleicht in zehn Minuten total besoffen, sobald sein inneres Wesen damit fertig war, sich in Grund und Boden zu schämen, ohne überhaupt zu wissen aus welchem Grund?
 

Und das nur, weil man ihn gerade … auslachte?
 

„Oh man. Sorry, aber das ist einfach herrlich“, erklärte der reiche Schnösel seinen Lachflash kurzerhand mit einem Schmunzeln.

„Okay.“

Die Hand erhoben um abzuwinken blickte er Yasu schließlich an, den letzten Lacher hinunter schluckend. „Ernsthaft, lassen wir das höfliche Gequatsche endlich sein, ja? Weder du, noch ich, haben blaues Blut, und selbst wenn, würd’s mich tierisch nerven die ganze Zeit mit geschwollener Zunge zu reden.“

Masao schnaubte höchst amüsiert durch die Nase auf, als er währenddessen die Kerzen kontrollierte, die haargenau so angeordnet waren, wie er es verlangte, nahm eine davon und betrachtete das Windschutzglas, in welchem es stand – ebenso, wie verlangt - und spitzte entzückt die Lippen, während eine Braue belustigt in Richtung Haaransatz wanderte und der Blick anschließend zurück auf dem Musiker fiel.
 

Dass dem das Ganze jetzt höchst peinlich war sah er aus drei Meter Entfernung, denn die Wangen Yasus hatten sich so enorm rot eingefärbt, dass selbst Masao am liebsten hineingekniffen, und wie eine Omi mit Zeigefinger und Daumen daran herumgezogen hätte.
 

„Ich habe schon gehört dass der Laden hier wirklich alles möglich macht was die Kunden wünschen, insofern es angemessen ist, aber … Yasu, bitte“, stellte er das Lachen per Knopfdruck ein, die Kerze zurück an ihren Platz und ging unumgänglich zum Bett, nahm sich die Nackenrolle, und hielt sie dem Host mit einem Blick entgegen, dass der nun glaubte, es sei der größte Fehler seines Lebens gewesen.

Mal abgesehen von seinem Herzklopfen, welches ihn gerade ziemlich zu schaffen machte, denn so enorm aufgeregt war er schon lange nicht mehr. Nur hatte man ihn auch schon Ewigkeiten nicht so offensichtlich … ausgelacht und sich über ihn belustigt, ja, ihn gar verarscht?
 

War das hier eine Fakebuchung?
 

„Bordeaux farbene Kerzen und eine gelbe Nackenrolle? Geht gar nicht“, meinte der reiche Schnösel dann genauso ernst, wie er ihn ansah, kam damit auf Yasu zu und drückte es ihm gegen die Brust.

Mehrmals.

Mit Nachdruck.

Um das Schauspiel so glaubhaft wie möglich zu machen, doch war er sich nun, wo er direkt vor ihm stand, ziemlich sicher dass der Jüngere ohnehin in jener Sekunde weder warm von kalt unterscheiden konnte und sah ihn wahrlich böse an.
 

Yasus Herz schlug ihm binnen Sekunden bis in den Hals und gab ihm das Gefühl jeden Moment daran zu ersticken. Er war kein Kind von Traurigkeit, war auch nie leicht einzuschüchtern, aber was die Arbeit im Hostclub betraf, war er seit einem Vorfall kurz nach seinem Einstieg sehr vorsichtig geworden und fühlte sich generell unwohl, wenn er eine Privatbuchung bekam. Man wusste immerhin nie wer der andere wirklich war und auch wenn er im Hinterkopf wusste, dass Takano-san heute Nachtwache hatte, so könnte man eine Hure leicht erschießen, vergiften, erstechen, erwürgen, ertränken – oh, da fiel ihm gerade so Einiges ein was Masao mit ihm tun könnte, bevor Takano-san hier wäre! Doch schluckte er die Gedanken ganz schnell samt Kloß im Hals hinunter, versuchte gefasst zu wirken, war aber auf der Hut.
 

Gelb.

Gelb und Bordeaux – nicht gut zusammen.
 

Okay.
 

Und wieder lachte Masao auf, fuhr sich über die Stirn hinweg durchs Haar und warf das Kissen schließlich zurück auf das Bett, zog Yasu an den Hüften gepackt zu sich und schmunzelte ihn frech an – der gerade sämtliche Sprachkenntnisse verlor, sowie ein Stück seiner Würde.
 

Der perfekte Mann, der vor etwa einer Stunde unten an der Bar auftauchte und sich ihm als Kunden vorstellte, entpuppte sich gerade zu einer völlig neuen Person, sodass Yasus Körper vor Nervosität, aber auch vor Frust ganz hitzig wurde.
 

„Du bist süß, wenn du rot wirst“, stellte Masao trocken und zugleich auch kess wirkend fest, schaffte es damit jedoch nicht dem anderen auch nur einen Ton oder eine Regung zu entlocken - der war gerade auf Standby, so wie es schien, und schaffte es gerade noch seinen Gegenüber direkt anzusehen, um zu signalisieren dass er noch am Leben war.
 

„Lass mich raten, du fühlst dich gerade total verarscht, hab ich Recht?“
 

„TOTAL!“, blaffte er den Schönling an, ohne es gewollt zu haben, wobei sich selbst die Stimme etwas überschlug, und die Wangen damit noch etwas mehr anmalte. Yasu spürte die Hitze, welche seine Haut von innen heraus in Rot tauchte und wünschte sich augenblicklich eine Klimaanlage, um anschließend mit einer fetten Grippe drei Monate im Wachkoma zu liegen.
 

Masao hingegen schien es zu gefallen, der nur wieder amüsiert auflachte und mit einer Hand über den roten Schimmer fuhr, als müsse er ihn fixieren.

„Eigentlich … wollte ich nur testen, wie gewissenhaft du vorgehst und find’s schlichtweg faszinierend WIE gewissenhaft du tatsächlich auch bist“, lächelte dieser, strich mit dem Daumen sanft über den Wangenknochen Yasus, der nur aufschnaufte und den Blick abwendete, gar leicht den Kopf schüttelte.
 

So ein blöder, dummer, dämlicher, arro-
 

„Hast du etwa auch das Album besorgt von diesem komischen Tenor oder wie der hieß?“

Masao hob skeptisch die Brauen und musterte den Host weiterhin amüsiert.

Der war aber auch niedlich, jetzt, wo er bockte und endlich die Information durchsickerte an seine Nervenbahnen, dass sie sich beruhigen konnten. Man würde ihn nicht umbringen und Masao schien ein normaler Typ zu sein, der sich eben einen Scherz erlaubte als Einstieg.

Warum auch nicht?

Hosts zu verarschen und ein bisschen bluten zu lassen war der Musiker ja gewohnt, aber dass dieser Typ wirklich …
 

Moment mal.
 

„HÄ?!“

Yasu war nahezu entsetzt über diese Frage und wollte das einfach nicht glauben, wie man ihn hier gerade aufzog! Und dafür sollte der andere sogar ein Album bestellt haben für den Abend, von einem Künstler, dessen Namen er nach wenigen Stunden längst wieder vergaß? Warum um Himmelswillen machte sich ein Mensch solch eine Mühe? Nur um das verzogene Gesicht des Jüngeren zu sehen und sich darüber köstlich einen ablachen zu können?
 

Im Ernst?
 

„WAS genau meinst du jetzt damit? Dass du einfach irgendwas rausgesucht hast, nur um echt zu testen, was- BOAH! Und jetzt kommt noch, dass du gar keine Kohle hast, ja? Was bist du wirklich? Bauarbeiter oder so und gebürtiger Inder?“
 

Letzteres war offensichtlich nicht der Fall, aber wer wusste schon, sobald der Anzug fiel, was darunter noch zum Vorschein kam? Da war er sich sicher den Haken gefunden zu haben. Masao existierte gar nicht. Es war eine dieser Fakebuchungen, von wegen verlorene Hetenwetten und solche Scherze. Reiche Schnösel, die nichts Besseres zu tun hatten, als sich über Leute, wie es Yasu im Moment war, zu belustigen, sie herum zuschubsen und sich daran aufzugeilen.

Wüsste er nicht, dass die Kunden schon im Voraus zahlten, er wäre spätestens jetzt umgedreht und gegangen. Das musste er sich nun wirklich nicht bieten lassen! Wahrscheinlich vertrat dieser ebenso die Meinung, wie viele andere auch und wiegte sich in Sicherheit mit dem Gedanken daran dass Hosts schlichtweg Freudenmädchen wären, mit welchem man tun und lassen konnte was man wollte!
 

Die ach so prickelnde Welt zerbrach in jenem Moment, als Yasu seinen Gegenüber musterte, welcher noch genauso schön war, wie vor einer Stunde. Nur leider rammte ihn der gesuchte Haken mit voller Wucht, sodass all seine Euphorie für diesen Mann schwand und eine erneut, unbeschreibliche Leere in ihm aufkam, welche durch Masao immerhin für eine Stunde verschwand.
 

Er war nur einer von Vielen.

Er war nur einer von Vielen, für die Yasu Dinge tun würde, welche gewünscht waren, um anschließend wieder zu verschwinden.

Er würde ihn niemals wiedersehen – er war nur das Abendessen für diese Nacht und morgen würde etwas anderes auf den Tisch kommen.
 

Innerlich ohrfeigte sich der Musiker für sein lachhaftes benehmen, für seine emotionalen Höhenflüge und seine verkorksten Träume, die er hegte, endlich einen Partner zu finden. Wenn er das wollte, dann doch sicherlich nicht hier. Was genau hoffte also tief in ihm drin, dass es doch endlich klappte und wieso war er gleich nach wenigen Minuten Feuer und Flamme, ohne ihn zu kennen und dann nur eine Stunde später, wie so oft, enttäuscht und verletzt, dass er von Wolke 5 auf dem Weg zu 7 wieder auf den Boden der Realität landete?
 

Ach ja.

Die Realität … manchmal war sie leichter verdrängt, als ein nachziehender Alptraum.
 

Masao hingegen blickte den Host schmunzelnd an, versuchte aus dessen Mimik zu lesen und konnte die Unruhe deutlich spüren. Dennoch lachte er erneut auf, schüttelte den Kopf und schob seine Hand in Yasus Nacken, während die andere, welche noch immer an der Hüfte ruhte, nun mit dem Zeigefinger in eine Gürtelschlaufe schlüpfte, sich verhakte und den grazilen Körper näher an sich zog um das letzte bisschen Distanz zwischen ihnen zu schließen.

„Sei nicht so herablassend“, raunte eine tiefer gestellte, aber auch sehr sanft klingende Stimme gegen die trockenen Lippen des Musikers. „Auch Bauarbeiter verdienen teilweise ziemlich gut.“
 

Yasu versuchte weiterhin gefasst zu wirken, wusste aber dennoch ganz genau, dass er ein wahnsinnig schlechter Schauspieler war und holte nun einmal tief Luft, in der Hoffnung die größte Enttäuschung in sich damit wegzuatmen.

„Ja, vielleicht“, fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen mit einem Seufzen, sah den anderen anschließend direkt an. „Pass auf, rutsch von mir aus über mich drüber und dann geh. Ich werde das klären und lass dir das überschüssige Geld zurückzahlen.“
 

Überraschend hoben sich die Brauen, ehe sie sich unverstanden über solch einen Satz zusammenzog.

„An der Bar hattest du wahrlich mehr Humor mein Hübscher.“
 

„Vielleicht war ich da auch einfach nur nett, weil du‘s auch warst.“
 

„Ach? Und jetzt nicht mehr?“ Masao war tatsächlich sehr überrascht und glaubte einen Wunden Punkt getroffen zu haben, der an Yasus Ego kratzte oder etwas Dergleichen. Das war höchst interessant, denn konnte er sich nicht erklären was genau es war.

„Warum löst du dich dann nicht, ich halte dich schließlich nicht so fest, dass du nicht die Möglichkeit hättest einfach einen Schritt zurückzutreten.“

„…“ Yasu biss sich auf die Zunge, um nichts Falsches zu sagen, immerhin handelte es sich hierbei nach wie vor um einen Kunden, weswegen er erneut tief Luft holte und sich zur Besinnung rief.

„Ist mein Job“, knauserte die Stimme aus der Kehle und blickte seinen Gegenüber auf direktem Wege an, der kaum größer war als er. „Du hast dafür bezahlt, also bekommst du die Ware auch.“
 

Haken gefunden – definitiv.
 

Masao allerdings ließ Yasu entgegen dessen Erwartungen im nächsten Moment los, seufzte auf und griff sich mit einer überfordernden Geste an die Stirn, ehe er die Hände in die Hüften stemmte und den Jüngeren beinahe enttäuscht ansah. „Ich dachte wirklich du hast mehr Humor. Aber jetzt benimmst du dich dir selbst gegenüber sogar ziemlich abwertend, das macht mich nicht sonderlich an.“

„Ach nein?“, verschränkte Yasu die Arme vor der Brust und wusste in jenem Moment ganz genau dass er sich total daneben benahm. Das war auch gar nicht seine Art, und normalerweise konnte er Scherze ganz gut vertragen, nur …
 

„Du bist nervös. Du scheinst das nicht allzu oft zu machen, hab ich Recht?“, fragte die Stimme des älteren ruhig und sachlich nach, sah den Host dabei weiterhin an und versuchte dessen Körpersprache richtig zu deuten, was Yasu ein sehr mulmiges Gefühl bescherte und das schlechte Gewissen nun anklopfen ließ, welches die Scham auch gleich mitbrachte zum gemütlichen Haare raufen mit sich selbst.
 

Dieser verdammte – wer war er denn? Psychiater oder so? Die glaubten auch ständig in die Köpfe fremder Menschen reinsehen zu können, nur mit dem winzigen Unterschied, dass dieser Mistkerl bislang immer vollkommen ins Schwarze traf und schlichtweg einen ausgefeilten Scherz zur Begrüßung anbrachte.
 

Dennoch konnte der Host seinen Kunden nicht einschätzen zu welcher Sorte Mann dieser gehörte, verschränkte die Arme fester vor der Brust und wandte sein Recht an nichts sagen zu müssen ohne seinen Anwalt - was Masao wohl verstand und abermals entzückt über dessen verhalten die Nase rümpfte mit einem seichten Lacher, bevor er abermals seufzend den Kopf schüttelte.

„Ok, pass auf.“

Er griff in seine Gesäßtasche, holte sein Portemonnaie hervor, öffnete es und reichte Yasu seinen Ausweis. „Ich bin der Kerl, der dich gebucht hat. Komme eigentlich aus Kyōto, arbeite jetzt im Dienstleistungsgewerbe in Osaka und finde die Bauarbeiter die derzeit unsere Firmenauffahrt teeren wirklich sehr nett. Einer von denen fährt einen Porsche“, hob er aufklärend den Zeigefinger und nickte unterstützend. „Unterschätze also niemals deren Gehalt“, nickte der Kopf erneut, spitzte die Lippen und wartete auf eine besänftigende und einlenkende Reaktion.
 

Verdammt nochmal!
 

Harukaze Masao stand dort geschrieben.

Mit Lichtbild versehen.

Adresse.

Geburtsdatum.

Es blieb der steinreiche Zyklop – auch wenn er den Ausweis drehte und wendete, als prüfe er Falschgeld im Lichtschein – es blieb ein und derselbe Mann!

„…“
 

Wie kam er aus der Nummer jetzt wieder raus?
 

Schämen sollte sich Yasu!

Schämen!
 

„Ich war geschäftlich vor zwei Monaten in Europa“, fuhr Masao mit seiner Offenlegung fort und gewann wieder mehr Vertrauen zu Yasu, was dessen aufmerksamer Blick nun verriet. „Unter anderem in Österreich und musste mir notgedrungen ein Konzert von diesem … Tenor-Dingsda reinziehen. Ich fand das aber so öde, dass ich lieber gegoogelt habe, was hier zu Hause in Japan gerade los ist, habe aus Langeweile einige Festivalankündigungen angesehen, bin darüber hinaus von einem zum Anderen und landete irgendwann auf Partnervermittlungsseiten und diversen anderen Kram. Nicht dass ich gezielt nach sowas suche weil ich es nötig hätte, aber wie bereits erwähnt – es war langweilig. Um genau zu sein stink langweilig.“

Das musste unterstrichen werden mit einem Handabwedeln, was Yasus Braue nur nach oben schnellen ließ.
 

So, so.

Hatte er das also nicht nötig.
 

„So kam ich jedenfalls auf die Website von eurem Club hier, hab dich gesehen und gedacht, wenn ich wieder hier bin, muss ich das mal ausprobieren. Tja … und hier bin ich also. Und weil auf der Website so schön angepriesen wird, dass kaum ein Wunsch unmöglich sei, wollt ich‘s eben wissen. Nur hättest du bei deiner Sedcard ruhig dazuschreiben können, dass du absolut keinen Humor besitzt, vielleicht hätte ich das gelbe Kissen dann gerade so durchgehen lassen“, deutete er nickend auf dieses und musterte den Jüngeren einen Moment lang, der weiterhin seine skeptische Brille trug, welche sich jedoch nach und nach klärte.
 

Es war einfach nur ein Scherz gewesen.

Ein blöder Jungenstreich … und Yasu hatte den Teufel an der Wand bereits ausgemalt.
 

Wie peinlich.
 

***
 

„Liebes Tagebuch,
 

ich bin ein absoluter Vollidiot!

Ich dachte wirklich ich kann einiges ab und hätte den Vorfall von damals endlich hinter mir gelassen – und ganz ehrlich, da war noch nicht einmal etwas krasses passiert!

Und trotzdem bin ich am Panikschieben, nur weil sich jemand … einen Scherz erlaubt hat.

Verstehst du?
 

Ein Scherz …
 

Und ich schiebe Panik weil ich dachte da steht wieder ein Fake vor mir.
 

Lächerlich. Muss dringend meine ursprüngliche Coolness wieder raussuchen, hab die aber anscheinend seitdem ziemlich weit weg gelegt.
 

Könnte mich Ohrfeigen – aber selbst dazu hab ich keinen Arsch in der Hose.
 

Yasu“
 

***
 

Jetzt war es also Masao der überheblich abwinkte und Yasu ansah, als habe der einen Totalschaden und rollte sogar mit den Augen bezüglich seiner eben erwähnten Aussage und war überrascht, fast im fließenden Übergang prompt eine Antwort zu bekommen.
 

„Nackenrolle“, brummte dieser verbissen korrigierend, und sah seinerseits wiederum Masao an, als habe der den Totalschaden von ihnen beiden, welcher mit der Korrektur im ersten Moment nichts anfangen konnte und reichte diesem seinen Ausweis zurück mit einem hochnäsigen Räuspern.

„Es ist eine Nackenrolle, wenn du schon so oberpenibel, neunmalklug daherkommst.“

Die Arme vor der Brust verschränkend und längst verstanden über die Szenerie, welche sich ihm bot, ließ er Masao merken, dass er schlichtweg auf diese Ironie einging, welche man ihm entgegenbrachte, auch wenn er sich wie der letzte Arsch vorkam und eine Entschuldigung hinsichtlich seines Benehmens angemessen wäre.
 

„Ohoo … na fein“, nickte der Ältere jedoch, trat wieder näher und räusperte sich hinter vorgehaltener Hand, verneigte sich im nächsten Moment andeutend und hielt dem Jüngeren seine Hand entgegen. „Dann verzeiht mir mein törichtes Verhalten, und die Falschbenennung eines stoffbezogenen Gebrauchtgegenstandes und gebt mir doch noch eine Chance angemessen mit Euch und eurem Körper umzugehen. Ich weiß eure Genauigkeit sehr zu schätzen, es stand gewiss nicht in meiner Absicht Ihnen Unbehagen erleiden zu lassen.“
 

Eindeutig.

Der Kerl hatte einen Dachschaden!
 

„Yasu, hör zu.“

Sanft legten sich die Hände abermals an die Hüfte, zogen den hübschen Körper an den eigenen während der Herzschlag wieder beschleunigte. „Ich mache das hier nicht, weil ich unbedingt eine Rutschmatte brauche, wo ich mal fix drüber kann. Und ich mache das hier auch nicht, um dich blöd dastehen zu lassen, okay? Ich bin schwul, frei, hab dein Bild gesehen, fand dich hübsch und wollte dich haben, dich kennenlernen“, hob er locker die Schultern, was dem Host nur die Lippen fest zusammenpressen ließ.
 

Der Typ war ein Traummann - ein Traumkunde - und Yasu ein absoluter Vollidiot.
 

„Und wo sollte ich dir jemals über den Weg laufen, um dich kennen zu lernen, wenn nicht gezielt hier? Hier MUSST du ja sogar mit mir reden, ob du willst oder nicht.“
 

Misstrauen – es stand dennoch geradezu ganz groß auf Yasus Stirn geschrieben, doch Masao lachte wieder.
 

In seinem Job kam er höchst selten dazu, ehrlich zu lachen, weswegen er das ganze hier ziemlich locker sah und als willkommene Abwechslung begrüßte. Yasu schien ehrlich zu sein, emotional gelenkt. Masao mochte das.
 

Weil es menschlich war.
 

Er erfuhr nicht sonderlich viel Menschlichkeit in seinem Leben, umso anziehender wirkte also selbst ein bockiger Host auf ihn, dem er nun schmunzelnd eine Strähne zurückstrich und besänftigend anblickte. „Du weißt gerade nicht was du dir daraus nehmen sollst, hm? Kann ich verstehen, und es tut mir wirklich leid, wenn ich dich irgendwie beleidigt habe, das stand wirklich nicht in meiner Absicht. Aber bitte … Ich bin nur ein ganz normaler, stockschwuler, junger Kerl, so wie du auch. Wir beide müssen wohl andauernd anständig wirken, ich dachte einfach mal genau das sein zu lassen wäre ganz cool. Du bietest etwas an, was mir gefällt, also will ich‘s ausprobieren. Und nur weil alles so seriös gestaltet ist, darf ich mir keinen Scherz erlauben?“
 

Dieses Verhalten grenzte schon an Normalität mit Kirsch-Sahne-Häupchen!
 

Schweres Seufzen entglitt dem Host, griff sich in den Nacken und presste die Lippen einen Momentlang schmal aufeinander.

„Du … du hast Recht“, gab er verlegen zu. „Ich habe sowas hier wirklich sehr selten, eigentlich … um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie die große Buchung und … eigentlich müsste ich mich jetzt für mein Benehmen entschuldigen, aber … ich… suche ehrlich gesagt den Haken an der ganzen Sache, weil ich bereits `ne beschissene Erfahrung gesammelt habe und prinzipiell misstrauisch bin seitdem und … ach na ja, gehört hier jetzt gar nicht her …“

Verschämt darüber blickte Yasu zur Seite. Masao hingegen sah ihn ganz genau an und hörte aufmerksam zu, als er verstehend nickte.
 

Da war also der Wunde Punkt gewesen und der Blick des Musikers suchte nun wieder den seinigen auf. Entschuldigend lächelnd, was den reichen Schnösel ebenso zum Lächeln brachte, ehe sein Gegenüber Luft holte und sich räusperte. „Wie ich bereits sagte. Es ist mein Job, keiner zwingt mich das zu tun. Deswegen … entschuldige bitte“, winkte er schnell ab, fuhr sich über das Gesicht und legte anschließend beide Hände wiederum in Masaos Nacken, welcher noch immer sanft lächelte.
 

Viel herzlicher als zuvor, weil Yasu wirklich süß war – und wie bereits gedacht, ehrlich. Ein ehrlicher, süßer Bock – mehr durfte sich Masao daraus nicht bilden und formen. Emotionen und Gefühle wurden schon vor Jahren verbannt, und er hatte nicht vor sie wieder in die Wohnung zu stellen. Sie waren Gift für Masaos Körper und würden ihn keine Nacht mehr ruhig schlafen lassen – erst Recht nicht nach so manchen erfolgreichen Arbeitsabschluss, weswegen er sich zur Besinnung rief und Yasus Satz verinnerlichte.
 

Es war sein Job.
 

„Du hast ja doch Humor.“
 

„Und ziemlich viel Talent heute mich bis auf die Knochen zu blamieren …“
 

Masaos Lächeln war bezaubernd - es führte zu erheblichen Herzrhythmusstörungen.
 

Abartig tolles Gefühl.
 

„Wie sieht‘s aus mit dem Badesalz und dem Abendessen?“
 

„Alles wie gewünscht …“, knauserte Yasu mit spitzer Braue, musste aber diesmal selbst darüber schmunzeln, während sich ihre Gesichter immer näher kamen, und eine angenehme Wärme durch seinen Körper floss.

„Gut“, fuhren dabei zwei Zeigefinger des hübschen Mannes den Hosenbund entlang. „Du lässt das Wasser ein, ganz ernst gemeint jetzt, mit Badesalz, und ich kümmere mich ums Abendessen.“

Seine Stimme war gesenkt, klang erneut so sanft wie ein Klavierstück, welches Yasu ganz hinreisend fand, sodass dessen Stimme ebenso den Klang des Stücks annahm, um die aufkommende, sehr friedliche und entspannte Atmosphäre nicht mit einem Paukenschlag zu zerstören.

„Im … Kühlschrank“, flüsterte Yasu, fixierte den Blick und schaffte es kaum die Lippen wieder richtig zu schließen.
 

Diese Augen. Diese dunklen Augen, sie hatten etwas Mystisches, Geheimnisvolles und zugleich weckte es in Yasu das Gefühl von Schutz und Wärme, wie er es noch nie zuvor spürte.

Was hatte dieses mystische Wesen bloß an sich, was ihn so völlig unrhythmisch laufen ließ? Yasu konnte es sich nicht erklären, aber er würde in jenem Moment auch gerne noch drei Teelichter besorgen, um sie mit Silberdraht in feinstem Dekogeäst zu integrieren, wenn der Gast es wünschte.
 


 

Tief holte der Host Luft, rief sich abermals an jenem Abend zur Besinnung und kam schließlich den ernst gemeinten Wunsch des Gastes nach. Ließ Wasser ein, gab das Badesalz hinzu und starrte dabei, auf den Wannenrand verweilend, vor sich hin, dachte kurz an seine Chips und seine Playstation und seufzte diesbezüglich auf.
 

Er würde jetzt eigentlich einen ruhigen Abend vor der Konsole verbringen. Den Bildschirm beschimpfen, ihn mit Chips bewerfen und sich dann ganz arrogant mit viel Gelächter auf die Schulter klopfen, um sich zu loben, weil er es doch meisterte. Doch stattdessen saß er hier, ließ Badewasser ein auf Wunsch eines Wildfremden der seinen Körper für ein paar Stunden buchte.
 

Würde er alleine von der Musik leben können, dann müsste er sich das hier nicht antun. Generell müsste er sich das hier nicht antun, wäre er noch anderweitig begabt, doch leider gab es da nichts. Seine Eltern hatten es zwar hinbekommen einen schwulen Jungen zu zeugen, aber diverse brauchbare Fertigkeiten von Männern und Frauen hatten sie dabei wohl vergessen.

Er konnte weder kochen, noch kellnern, hasste telefonieren, war künstlerisch eine totale Niete und wusste bis heute noch immer nicht, wie um Himmelswillen man den Ölstand bei einem Auto kontrollierte, geschweige denn, wie man Reifen wechselte. Stets landete der Wagen dafür in der Werkstatt oder der große Bruder wurde heimlich angehauen, dass er sich von seinem Vater nicht noch mehr Geseufze über falschgondelnde Uferkinder anhören musste.
 

Aber tanken! Tanken – das konnte er!
 

Nur nagte die Frage an ihm, ob Masao ihn auch auf offener Straße angesprochen hätte, wenn er ihn doch angeblich so hübsch fand, wie er meinte, wobei der Musiker deutlich merkte, dass seine Hormone verrückt spielten.

Viel zu schnell verliebte er sich andauernd, war hin und weg, hellauf begeistert und erlebte nur wenig später die große Überraschung und der ganze Zauber war dahin.

Auch dieser Zauber, welcher ihn so eben umschmeichelte würde am nächsten Morgen versiegen.

Masao war ein Kunde. Nur einer von vielen Kunden und sicherlich nicht darauf aus Amors Pfeil zu folgen, welcher auf Yasu ausgerichtet war.

Und-
 

„Du bist ja noch gar nicht nackt“, stellte dessen Stimme im selbigen Moment überrascht fest und durchbrach das Gedankenspiel des Jüngeren, dessen Augen sich weiteten vor Schreck, während der Körper erschrocken von der Wanne aufstand, als habe man ihn erwischt beim Versuch vom Beckenrand zu springen und entlockte dem Gast nur wieder ein Lachen.
 

„Ich … was?“
 

Masao schüttelte amüsiert den Kopf, stellte das Tablett dann auf eine Vorrichtung, welche direkt an der gefliesten Wand angemauert wurde, und stemmte die Hände abermals in die Hüfte.

„Also ... jetzt mal ganz im Ernst. Verstehst du Spaß?“

Yasu blinzelte auf, blickte vom Essen zur Wanne und anschließend zu Masao und stemmte dann ebenso die Hände in die Hüfte. „Alter … verarsch mich nicht schon wieder.“

Überrascht musste Masao darüber auflachen, denn die Mine von Yasu verdunkelte sich schlagartig, und er könnte meinen ganz genau auf dessen Stirn zu lesen, was im Hirn gerade vor sich ging, holte sehr tief und hörbar Luft und griff sich nun theatralisch an die Brust.

„Hast du mich … gerade ‚Alter‘ genannt?“

Als sei er total betroffen davon.
 

„…“

Und – oh ja – das hatte er!
 

„Hach. Gott bist du süß“, stieß er übertrieben, zuckersüß aus. „Und wirklich außerordentlich misstrauisch wie ich feststelle. Oder aber … angespannt“, hob er die Braue nun seinerseits skeptisch, kam auf Yasu zu, dem das ganze schon wieder mehr als unangenehm war und nur wieder zur Seite sehen konnte deswegen. Auch dann, als er spürte dass der andere sich hinter ihn stellte und seine Hände auf die Schultern legte, sie begann zu massieren und mit den Lippen nahe an das Ohr herankam.

Angenehmes Prickeln durchströmte den trainierten Körper des Musikers, begleitet von Angst, seine Gedanken könnten sich Mental zu seinem Gast übertragen.
 

Doch ein Mensch konnte nicht, nichts denken.

Genauso wenig, wie ein Mensch nicht, nicht kommunizieren konnte.
 

Psychologie und Kommunikation – der einzige Kurs in seiner kurzen Studienlaufbahn, welcher ihn hellauf begeisterte und faszinierte.
 

„Uuuh“, dehnte Masao jedoch nachfühlend aus. „Ziemlich, ziemlich angespannt, um nicht zu sagen, komplett verspannt. Habt ihr hier keinen Hauseigenen Masseur oder sowas?“

Die Frage war nicht ernst gemeint, aber er musste sich schließlich anstrengen um Yasus Sympathie zu bekommen, der wirklich außerordentlich verspannt schien. Wunderte Masao allerdings nicht.
 

Er wusste bereits sehr viel über Yasu, doch es war ihm ein Leichtes seine Updates in die Warteschleife zu schieben, um ungezwungen, nach und nach das zu updaten, was er brauchte um die Software zum Laufen zu bringen. Das Zauberwort hieß in jenem Auftrag ‚Freundschaft‘. Er musste Yasus Vertrauen bekommen, oder ihn schlichtweg zum Reden bringen über Dinge, die sehr wichtig waren, der nun einen murmelnden Laut von sich gab, als würde er sich geschlagen geben, ehe er auflachte. „Ich bin im Moment eine Hure und keine Adelstochter“, meinte er etwas zynisch dazu und kniff im nächsten Moment die Augen zusammen, weil die Hände auf seinen Schultern ziemlich fest, wenn nicht sogar gezielt zudrückten an den Muskelsträngen.
 

„Ich hab‘s dir gerade eben schon gesagt … ich stehe nicht drauf, wenn du herablassend von dir sprichst. Und ich kann mir auch ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass du das auch so meinst, wie du es behauptest“, raunte eine nun dunkle Stimme in das Ohr des Musikers, der schluckte und die Lippen aufeinanderpresste.
 

Faszinierend.

Wieso konnte der Kerl nur so unglaublich gut mit ihm reden?

Wieso traf er andauernd den Nagel auf den Kopf?
 

„Sag mal … bist du irgendwie … Psychiater oder … Hellseher oder sowas?“

Yasus Muskeln spannten sich noch etwas mehr an, denn diese Begegnung war mehr als seltsam.

So unglaublich seltsam, wie zeitgleich unfassbar prickelnd.

Doch hörte er den anderen wieder sanft hinter verschlossenen Lippen auflachen, während sich der Griff lockerte und die gekonnten Muskellockerungen fortsetzten. „Ich würde sagen, ein bisschen von beidem.“
 

War nicht einmal gelogen.
 

„Sag schon … was ist das für ein Dienstleistungsgewerbe wo du bist?“, hakte Yasu wesentlich ruhiger wirkend nach, auch wenn er nach wie vor angespannt blieb und entlockte Masao ein Seufzen.

„Ich nehme Aufträge entgegen, plane diese und setze sie in der vorgegebenen Zeitspanne um.“
 

Entsprach der Wahrheit.
 

„Also doch Bauarbeiter…“, murmelte der Musiker, welcher glaubte zu verstehen, dass der andere das wohl cooler fand es noch nicht, oder gänzlich niemals zu erzählen. Damit musste er sich abfinden, es war sein gutes Recht. Sie waren Fremde und würden es auch immer bleiben. Nur lachte Masao bei diesem Gedankengang leicht auf, fuhr mit den Händen nun seitlich über die Schultern, den Armen hinab, legte seine Handinnenflächen auf Yasus Handrücken und verschränkte ihre Finger miteinander, während die Lippen seicht über die Halsseite fuhren und am Ohr schmunzelnd verweilten.

Als habe er es gehört.

Als habe er Yasus Gedanken erneut gelesen, welcher die Augen weiter öffnete, die bereits seicht geschlossen waren.
 

„Komm“, raunte die sanfte Stimme ihn neckisch in die Ohrmuschel. „Du fragst so lange bis ich ‚ja‘ sage, stimmt‘s? Du stehst wohl auf Bauarbeiter“, zog er ihn auf, wollte die Stimmung wieder lockern, was zu funktionieren schien und drückte seine weichen Lippen auf die warme Haut unter dem Ohr.
 

Nun schmunzelte auch Yasu, dessen Herzschlag erneut aufgeregt beschleunigte, sobald sich die Lippen mit seichten, nur angedeuteten Küssen ihren Weg bis zur Halsbeuge bahnten, um dort schließlich mit den Zähnen ebenso angedeutet hineinzukneifen.

„Eigentlich … nicht so mein Fall, nein.“

„Hab ich ein Glück …“, flüsterte Masao amüsiert, gab den hübschen Körper vor sich zu verstehen, sich zu drehen, sodass er ihn direkt ansehen konnte und schlüpfte mit Zeige- und Mittelfinger unter den Hosenbund. „Wie wär‘s denn … wenn ich mich dir jetzt nochmal richtig vorstelle … und danach reden wir über diverse Berufsgruppen?“

Eine Augenbraue hob sich spitz, nahezu arrogant wirkend, doch Yasu schmunzelte – ebenso spitz. „Wenn du dich ordentlich vorstellst … is‘ mir eigentlich egal was du beruflich machst.“

„Oh, sieh an, sieh an. Kommt ausgerechnet jetzt der Humor zurück?“

Yasu lachte etwas auf, legte seine Hände in den Nacken des ihn noch immer völlig Fremden, der sich in jenem Augenblick schon so vertraut anfühlte, dass dieses intensive Gefühl, welches sich damit im Körper ausbreitete, kaum in Worte zu fassen war und kam kaum von seinem Schmunzeln los.
 

Es fühlte sich so gut an.

Bis morgen Früh sollte es bitte bleiben - dieses gute Gefühl. Denn er musste heute Nacht nicht funktionieren, wie er deutlich spürte. Er durfte einfach nur sein. Einfach nur Yasu sein, der eine wahrlich hübsche, und letzten Endes doch sehr, sehr, sehr nette Buchung bekam, welche sein Augenpaar nun anrüchig fixierte, während die Zunge über die eigenen Lippen fuhr, noch immer von einem Schmunzeln gezeichnet. „Ich hoffe du weißt dich zu benehmen?“

„Mmmh“, rollte sein Gegenüber daraufhin theatralisch wirkend mit den schönen dunklen Augen. „Ich bitte dich“, folgte die überheblich klingende Stimme mit einem Brauen Heben von Masao, der seine Lieblingsbuchung der nächsten beiden Quartale am Hosenbund gänzlich an sich heranzog und dessen Blick entgegennahm. „Nur weil das höfliche Gefasel eingestellt werden kann, heißt das nicht dass ich keine Etikette besitze junge Mann.“
 

Er arbeitete ordentlich – in jeglicher Hinsicht seines Lebens und brachte Yasu erneut zum Schmunzeln, welcher den Blick standhielt, am Nacken nachgriff und blind den Bewegungen der fremden Hände an seinem Körper folgte. Wie sie ganz geschickt den Gürtel seiner Hose öffneten, ihm das Jackett von den Schultern streiften, anschließend das Hemd begannen aufzuknöpfen. Es waren sachte Bewegungen, sachte Handlungen, gaben dem Musiker das Gefühl, den anderen tatsächlich zu gefallen, was zur Folge hatte dass er es war, welcher den ersten Kuss ansetzte. Sich nach vorn beugte, den Kopf neigte und allein mit seinem Blick um Erlaubnis bat.

Er bekam sie.

Er bekam so viel in jener Nacht, dass es sich einfach nicht vermeiden ließ, dass der Körper ihn an den nächsten Tagen quälen würde – das wusste Yasu ganz genau, sobald sich weiche, warme Lippen auf den seinen befanden …
 

***
 

„Liebes Tagebuch,
 

heute mal eine Annahme.
 

Nehmen wir also an es gibt da einen gutaussehenden, talentierten Musiker – nennen wir ihn Fasu – der einen Nebenjob als Host nachgeht und eine echt wahnsinns Buchung bekommt, die einfach atemberaubend aussieht, weiß was sie will und wahrscheinlich Milliardenschwer ist, ja?

Und nehmen wir mal an dass der Start zwischen den beiden etwas holprig war, sich dann aber alles löste und lockerte und schlichte Harmonie ohne Zwänge und Missfallen entstand – könntest du dir vorstellen dass die beiden es nicht die ganze Nachtlang getrieben haben?
 

Ich auch nicht … wäre ich nicht dabei gewesen.
 

Annahme Ende, Fasu Yasu“
 

***
 

„Was genau meinst du denn mit ‚wir haben die ganze Nacht geredet‘?“, wollte Kenta am nächsten Tag mit höchst skeptischer Mine wissen, als sie sich zum Frühstücken um kurz nach zwölf Uhr mittags im Gemeinschaftsraum trafen, welcher eigentlich kein einladendes Ambiente aufwies. Wie jeden ‚Morgen‘ standen benutzte Gläser auf den Tischen, daneben zerknüllte und benutzte Servietten, sowie abgekaute und ausgelutschte Zitronenschalen. Der Geruch derer vermischte sich mit den überlaufenen Aschenbechern, welche zu später Stunde Ascheringe schmückten.. Hinzu der Geruch von diversen alkoholischen Getränken, welcher aus nicht ausgetrunkenen Gläsern oder offenstehenden Flaschen entfloh und Yasu an jenem Morgen um die Nase schlich, als er einen Blick zu seinem Gegenüber warf und dabei einen der vollen Ascher beiseiteschob, welcher klirrend drei Gläser mitnahm, um genügend Platz für das Frühstück zu bieten.

„Na, geredet eben. Brauchst gar nicht so übergestikulierend in Anführungszeichen setzen“, gähnte Yasu hinter hervorgehaltener Hand, nahm seine drei Päckchen Zucker zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger, riss diese zeitgleich auf, nur um sie ebenso zeitgleich in seinen Kaffee rieseln zu lassen.
 

Wie jeden ‚Morgen‘.
 

Große Augen blickten ihn an, während eine Hand mehrmals in Folge mit dem Löffel auf die Tischplatte klopfte und sich die Augenbrauen des Barkeepers noch skeptischer zusammenzogen. „Geredet.“

Es entkam der Kehle so plump, wie es zu sein schien, doch Misstrauen schwang in der Stimme mit, weshalb der Musiker, erneut gähnend und nach seinem Löffel greifend um den Zucker zu verrühren, heiser auflachte. „Habe ich dir jemals etwas verheimlicht?“

„Eben nicht. Aber du scheinst gerade damit anzufangen. Bist du schwanger oder so?“, wedelte er den Löffel seinerseits vor Yasus Gesicht herum, welcher ihn total entsetzt und nahezu angewidert ansah. „BITTE? Bah, du hast ja kranke Fantasien!“

„Dann sag mir jetzt was ihr Versautes gemacht habt. Dein zufriedenes, wenn auch müdes Gesicht, lässt da einiges vermuten, aber Yasu, ganz ehrlich“, kreiste der Löffel umher. „REDEN steht da nicht geschrieben!“, und fuhr mit der Unterseite des Messings über die in Falten gelegte Stirn des Jüngeren, welcher im ersten Moment perplex dreinsah, darauffolgend jedoch in Gelächter ausbrach.

„Alter. Wenn ich’s dir doch sage. Es ist einfach nichts passiert, okay? Gar nichts.“

„Gar nichts“, wiederholte Kenta die Worte erneut plump, musterte Yasu und lehnte sich zurück an die, mit weinrotem Leder bezogene Rückenlehne der langen Bankreihe, welche die gesamte Länge des linken Flügels einnahm. „Konntest du etwa nicht? Oder konnte er nicht?“

Yasu rümpfte die Nase, schmunzelte Spitzbübisch und wippte mit den Brauen.
 

Er hätte gekonnt.

Oh, und wie er gekonnt hätte.
 

„Aha?!“, deutete der Zeigefinger des anderen auf ihn, als habe er ein Geheimnis aus ihm herausgelockt, doch schüttelte der Musiker sofort den Kopf, lehnte sich etwas nach vorn und umfasste mit beiden Händen Kentas Wangen. Drückte sie, ja, knautschte sie richtig zusammen, sodass die Lippen gezwungen wurden Fisch zu spielen.

„Nix mit ‚Aha!‘. Es. Ist. Nichts. Passiert.“ Langsam und bedacht nickte der Kopf jedes der gesagten Worte ab, um die Aussage glaubhaft zu machen. „Okay? Es gab. Keinen Sex“, schüttelte er den Kopf und presste kurz die Lippen aufeinander. „Er hat mir einen geblasen und mich als Gast fühlen lassen, aber ich schwöre … es ist sonst absolut gar nichts passiert Kenta.“
 

Man mochte es kaum glauben, und auch Yasu selbst glaubte es kaum, doch es gab ihn wirklich nicht. Bedeutungslosen Sex. Stattdessen sanfte Berührungen, Küsse und so, so viel Interessantes von dem Anderen zu erfahren – es war einfach unglaublich wie sehr es Yasu erfüllte.
 

„Wow“, blubberte das Fischlein hervor, löste sich von Yasus Händen und richtete sein Augenmerk zunächst auf das Frühstück mit aufgeblasenen Wangen. „Also doch mehr Schein als Sein, was? Ich dachte er sei nicht verklemmt?“

„Ist er auch nicht. Und glaube mir bitte, ich will‘s ja auch immer nie glauben wenn Samu mir erzählt das nicht alle Kunden auf Sex aus sind, obwohl sie dich privat buchen, aber jetzt …“
 

Er dachte an die vergangenen Stunden.
 

Masao war kein Gentleman wie es erst schien - höflich und zuvorkommend - er war ein kleiner Aufreißer der wusste was er wollte, aber dennoch Facetten eines Gentlemans aufwies.

Yasu war so angespannt gewesen, dass der Ältere ihn schlichtweg lockerte. In der Wanne massierte, sich hinter ihn setzte und mit seinen Händen und seinen Lippen oberhalb des Körpers für so viel Entspannung und Trunkenheit sorgte vor Wohlsein, dass auch die Lenden mit Freude an dem Ereignis teilnahmen. Angenehme Schwere hatte sich ausgebreitet mit wohliger Wärme, die noch immer nachwehte im Körper des Musikers, und ihn glücklich stimmte. Auch wenn diese dafür sorgte, dass Yasu den Moment verpasste, den anderen nackt zu sehen, da dieser vor ihn aus der Wanne stieg, während er noch auf Wolken schwebte, ehe der Körper dem Schönling nachschwebte - hinüber in das Schlafzimmer, wo sich Masao ausführlich um den restlichen Körper kümmerte.
 

Yasu zerfloss wie Butter in der Sonne.

War es doch normalerweise seine Aufgabe, Kunden zu entspannen und zu beglücken, aber Masao hatte den Spieß schlichtweg umgedreht.
 

Er hätte alles mit ihm tun können in jenem Moment, aber er umschmeichelte seine Lenden geschickt mit Mund und Lippen, nutzte seine Hände, und sorgte für Tiefenentspannung bei dem Jüngling, welcher ihn währenddessen unter dem weißem Bademantel mit der Hand beglücken durfte, als sich der schöne und trainierte Körper des Älteren seitlich neben ihn platzierte, dass dies möglich war. Leider war das Vergnügen ab diesen Moment sehr schnell dem Ende geweiht, als die Finger ganz eindeutig ein Piercing an bestimmten Stellen erfühlten, und sobald die Augen die geschmückte Körperstelle zu Gesicht bekamen, wurde Yasu von aufkommenden Gefühlen und Emotionen hinfort gespült, da er sich vorstellte, wie es wohl wäre, wenn …
 

„Und du willst mir sagen, blasen gehört nicht zum Sex und Masao ist ja gaaaanz anders, hm?“
 

„Ach, weißt du er … er hat durch seine Arbeit keinen festen Freundeskreis. Er sagte zwar damit klarzukommen, weil er sowieso eher der Einzelgänger-Typ sei, aber manchmal braucht auch er einfach Abstand vom Alltag und möchte sich unterhalten und nicht alleine sein. Ihm ging es wirklich nicht um Sex, Kenta.“

„Hat ER das SO gesagt?“

Masao wirkte so smart und cool, und schien nun ein kleiner Weichling zu sein, doch Yasu schüttelte abermals den Kopf, als er nach einem Hörnchen griff und davon abbiss. „Mh. Nein“, winkte er ab und leckte sich den Blätterteig von den Lippen. „Seine ganze Art und Weise hat mir das gesagt.“

„So, so …“ Kenta blieb skeptisch. „Und, seht ihr euch wieder?“

„Keine Ahnung. Er war schon weg als ich aufgewacht bin, dabei waren die 12 Stunden noch gar nicht vorbei.“

„Hm.“ Viel konnte sich Kenta daraus nicht nehmen. „Und dafür hab ich dich eingeladen gestern?“

„Ey“, protestierte der Musiker sofort und war es nun der den Löffel vor des anderen Gesicht herumwedelte. „Das Apfelwasser bringt ja mal gar nichts!“

„Entschuldigung?“, empörte sich Kenta. „Was heißt hier Apfelwasser? Hättest mal die ganzen Mädels hier rumstolpern sehen gestern. ‚Uhh, Kenta, schwill noch eien, büüüüdde.‘“, ahmte er eines davon nach, was Yasu herzlich zum Lachen brachte.
 

Er sah es bildlich vor sich.
 

„Aber jetzt mal im Ernst. Ich habe mir schon ein wenig Gedanken um dich gemacht.“

Yasu lächelte sanft, als eine Art des Dankes, war es schließlich nicht selbstverständlich heutzutage dass sich andere Gedanken um einen machten. Selbst dann nicht, wenn sie sich ‚Freunde‘ nannten.

„Ich frage mich ohnehin wie du das machst – wie IHR alle das macht“, schüttelte Kenta seufzend den Kopf. „Ich mein … Sex haben weil man‘s will und Sex haben weil man bezahlt wird … Eigentlich müsste ich euch den Vogel zeigen, aber ich mag euch und bin selbst hier angestellt. Wäre also zu grotesk von mir.“

„Ach Kenta. Sex haben und Sex machen sind doch komplett zweierlei Welten. Du machst auch jeden Tag Sex hier, schließ dich also nicht aus“, schmunzelte der Musiker ihm über den Rand der Keramiktasse zu, und bekam ebenso ein Schmunzeln zurück, wenn auch begleitet von einem Augenrollen.
 

Kenta war einer der wichtigsten Menschen für Yasu geworden, der soeben einen Restalki als Sitznachbarn bekam, zu welchem er sich belustigt wandte und Samu Kumpelhaft gegen die Schulter stieß.

„Naaa?“, dehnte er extra nervend und lauter als nötig, während auch Yasu sich ein breites Schmunzeln, sowie einen Kommentar über das Alkoholüberbleibsel nicht verkneifen konnte.

„Auf der Männertoilette ist Kotze, magst du die gleich wegmachen?“

Samu, welcher sich eben eine Aspirin einwarf und sich breitbeinig, nur in Unterhose bekleidet, nach hinten gegen das Leder sinken ließ, sah mit seinem zerzauselt brünettem Haar zu Yasu und wünschte ihm ganz deutlich die Pest an den Hals. „Wenn du nicht willst dass mehr dazukommt, dann halt einfach die Fresse Yasu“, knurrte dieser, setzte die Wasserflasche an seine Lippen unter belustigter Aufsicht des angeknurrten, und nahm einen kräftigen Schluck – wie jeden ‚Morgen‘.

„Was war’n mit dein etepetete Typen gestern? Taugt der was?“, wollte Samu forsch wissen und grinste Yasu arrogant wirkend entgegen.

„Er hat ein Frenulum“, warf der Musiker über den Rand seiner Tasse hinweg, wippte vielsagend mit den Augenbrauen, als habe der Restalki direkt danach gefragt, der sich wiederum die Lippen leckte und eine beachtliche Mimik aufwarf. „Ach, was? Du kleines Dreckstück hattest also richtig Spaß heute Nacht, oder wie?“, schmunzelte er abwertend klingend, aber einfach Samu-typisch beneidend von sich und brachte Yasu zum Auflachen.
 

Genau diese Reaktion war zu erwarten.

Ebenso wie die des Barkeepers, welcher unbemerkt von Samu den Kopf fragend schüttelte und stumm nachfragte, woher Yasu das wusste, wenn es doch angeblich nichts weiter gab, hob die Hand an den Mund und deutete eine eindeutige Geste an, und brachte Yasus Kopf amüsiert schmunzelnd darüber zum schütteln.
 

Samu lehnte sich derweil erneut nach hinten, nachdem er sich Yasus Zigaretten krallte, die auf dem Tisch lagen, zündete sich eine an, und bemerkte – wie jeden ‚Morgen‘- das ihm diese Davidoff Stengel zu schwul waren.

„Dann lern doch mal deine Kippen nicht andauernd an die Gäste zu verheizen“, warf Yasu ein, während er Kenta beiläufig eine Handbewegung aufzeigte, die ihm seine Frage beantwortete.
 

Handarbeit – und Kenta verstand mit einer ‚Ah – ok! – Mimik‘.
 

„Von wegen ‚nichts weiter gewesen‘“, echote er jedoch in seinen Kaffee und Samu, der sowieso nichts richtig schnallte, sah mit an die Stirn gelegter Hand zu Kenta hinüber und zog fraglich die Brauen ins Gesicht. „Alter, wenn ich‘s doch sage. Hab gestern kaum Kippen verheizt, die lieg‘n noch oben in meiner Bude. Bin doch aber nicht bekloppt und geh jetzt nochmal hoch ey“, tippte er sich an die Stirn und brachte seine Sitznachbarn damit zum auflachen.
 

Der gute Samu.

Er mochte forsch, beleidigend und oftmals abwertend klingen, aber im Grunde, wenn es drauf ankam, konnte man sich auf ihn verlassen. Genauso wie man sich darauf verlassen konnte, dass dieser alles was er sagte auch tatsächlich so meinte. Bei Samu wusste man woran man war, und das fand Yasu gut – auch wenn er beim ersten Zusammentreffen absolut gar nicht gut auf diesen Idioten zu sprechen war. Er war jünger und benahm sich enorm unhöflich, aber jetzt?

Jetzt durfte Samu das.
 

Weil er ein guter Kerl war.
 

„Ey, deine Mädels sind aber auch ganz schön anstrengend. Die saufen wie ein Loch, das ist ja unfassbar“, griff sich Samu seufzend an die Stirn und brachte Yasus Braue belustigt zum heben, während er weiterhin an seinem Kaffee nippte. „Ayumi verträgt gut, hm?“, wippte er wohlwissend mit den Brauen und Samu stieß einen nicht begeisterten Laut diesbezüglich hervor. „Alter Schwede du. Die hat doch auch mit der Muttermilch schon hochprozentiges bekommen, ey. Schaut aus wie ein kleiner Engel, aber das ist ja so ein Biest.“
 

Wieder lachten der Barkeeper und der Musiker auf, als ein weiterer Host mit Restfahne zu ihnen stieß und sich schwer seufzend neben Yasu niederließ - im Mundwinkel eine Pall Mall klemmend und in der Hand einen Becher Kaffee vom Starbucks gegenüber.

„Na, ihr Lutscher“, grüßte er lachend mit einem zwinkern und stieß Yasu mit der Faust gegen die Schulter, aufreizend nickend. „Was war’n das für’n Schnittchen gestern bei dir, hm? Ordentlich was gebracht?“
 

Yasu rollte mit den Augen, musste aber dennoch schmunzeln.
 

Hosts waren nichts weiter als Tratschweiber.

Alte, keifende Tratschweiber.
 

„Neidisch?“, wollte Yasu als Gegenfrage wissen und der Kollege fuhr sich aufstöhnend durchs Haar. „Schon etwas, der sah richtig heiß aus.“

„Alles sieht heißer aus, als du“, entgegnete Samu abwertend und bekam eine ausgelutschte Zitrone an den Kopf geworfen.

„Drecksack. Guck mal in den Spiegel, dagegen bin ich gerade voll die Beautyqueen“, beschwerte sich der Host und bekam einen halbwertigen Laut entgegen geworfen. „Du weißt doch noch nicht mal wie das geschrieben wird, Junge“, merkte Samu an und warf die Zitrone zurück auf dessen Platz, als die beiden selbst über ihre gespielten Anfeindungen lachen mussten und Yasu den Kopf abermals schüttelte.
 

Die waren so doof.

Aber er hatte sie gern.
 

***

Drei Tage waren seither vergangen und es kam wie es kommen musste. Yasus Gedankenkarussell drehte sich und drehte sich, hatte nichts anderes im Kopf, außer Masao, von dem er weder einen Zettel vorfand, noch anderweitig eine hinterlassene Nachricht beim Aufräumen der Suite.

Als er nach dem Aufstehen nach unten ging um mit den anderen zu Frühstücken und anschließend die Räumlichkeiten in Ordnung brachte, konnte er an nichts anderes, außer die blühende Hoffnung denken, dass er später etwas von Masao finden würde. Aber es schien, als sei er nie dagewesen.
 

Der Zauber war vorüber.
 

„Vielleicht hätte ich mehr Initiative zeigen sollen?

Vielleicht hat er auch dabei nur getestet, wie der Service ist?

Meinst du er hat beim Chef schon Beschwerde eingelegt, weil ich mich so gehen lassen habe? Aber er hat nichts gesagt, dass ich mehr tun soll, dass er sich gut fühlt. Wie gesagt, es ging ihm nicht um Sex. Oder ich hab’s nicht gerafft? Oh Gott, Kenta, vielleicht hab ich’s nicht gerafft?

Wenn es doch um Sex ging und ich ihm zu langweilig war? Vielleicht hast du Recht und er konnte nicht, weil ich eine Niete bin?! Deswegen war er bestimmt auch längst weg, als ich aufgewacht bin, ich weiß nicht mal mehr wann ich eingeschlafen bin, und wieso! Ich glaub ich war einfach müde! Aber man darf doch müde sein, der Tag war lang und die Buchung kam so plötzlich. Ich weiß, das ist mein Problem, aber das gehört sich nicht. Er hat sich bestimmt beschwert! Ganz ehrlich, ich würde mich auch über mich beschweren. Ich tu’s ja gerade!

Wenn ich den Job verliere, weiß ich nicht was ich tun soll. Ich hab dann keine Wohnung mehr, dann muss ich im Proberaum schlafen oder so, aber da ist gar kein Platz und außerdem sehen die das bestimmt nicht gerne. Kannst du dir vorstellen, wie ich mit einem MC Donalds Hütchen aussehe? Kenta, ich will kein MC Donalds Hütchen aufsetzen …“
 

Diese und andere Thesen sprudelte er am gleichen Abend von sich, während der Keeper den Kopf schüttelte, dann wieder nickte, mal mit den Augen rollte und die Geistesdrehungen seines Freundes schlichtweg über sich ergehen ließ.
 

Wenn Yasu betrunken war hatte er eine blühende Fantasie und stand laut seinem Aussagen am Ende mit einem MC Donalds Hütchen auf dem Markt und verkaufte, nach Fisch stinkend, Zement an Bauarbeiter.
 

Zusammenhang?

Fehlanzeige.
 


 

Als sich seine Schwester allerdings am heutigen Tag nach Längerem wieder bei ihm meldete hob das Yasus Stimmung ein wenig, welcher auf den Weg zurück in den Club durch sämtliche Seitengassen Osakas schlich, um ein wenig Zeit zu gewinnen.

Er war spät dran, weil sie heute gut drin waren und ein wenig länger probten. Allerdings hatte er auch im Hinterkopf heute im Showroom eingeteilt zu sein, was wiederum bedeutete, dass er auch mal zwei Minuten später antanzen könnte.
 

Im wahrsten Sinne des Wortes, denn heute hießen seine Arbeitsmaterialien „Pole-Dance-Stange“, „Tisch“ und „Schoß der Kunden“.

Als Yasu das zum ersten Mal hörte hatte er ganz klassisch einen Transvestit Club vor Augen, wo Burlesque-Tänzerinnen hinter einem Vorhang in engen Korsetts und auf übertrieben hohen High Heels hervorkamen. Erhoben die Hände, tiefrot die Lippen, endlos lang und bunt die Wimpern, ebenso das Haar kunstvoll übertrieben gestaltet, mit Netzstrümpfen an den Beinen und Hasenbommel am Arsch.
 

„DAS mach ich nicht!“, hatte er schockiert ausgestoßen und heftig den Kopf geschüttelt, als sein damaliger Senpai, und ja, es war Samu gewesen, ihn am zweiten Arbeitstag in den Showroom mitnahm. Doch der erste Schock verflog schnell und wandelte sich ungeahnt in Vorfreude.
 

Es gab keine Hasenbommeln am Arsch.
 

„Yasu?“, fragte eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung, als er schließlich abnahm. „Yurika?“, tat er es ihr gleich, fand diese Variante eines Gesprächsbeginns jedoch alles andere als Einfallsreich.
 

Selten das mal die NSA bei ihm abnahm, wenn Yurika seine Nummer anwählte …
 

„Heyyy…“, dehnte sie auch schon seufzend in den Hörer. „Du bist sicher etwas sauer, oder?“, wollte sie sofort wissen und bekam ein räuspern zu hören, ehe der kleine Bruder tief Luft holte. „Was heißt ‚sauer‘, definiere ‚sauer‘. Enttäuscht trifft‘s vielleicht eher.“

„Ja, ich weiß. Seitdem ich aus der WG ausgezogen bin hapert alles ein wenig“, gab sie kleinlaut zu, doch den kleinen Bruder fuhr genau dieser Satz von jetzt auf gleich in die Nase.

„Ne“, wurde die Aussage straff dementiert. „Seitdem du mit diesem Luigi zusammen bist hast du uns total vergessen, das sage ich dir aber schon seit … hm, lass mal nachdenken - ach ja, seitdem du mit diesem Luigi zusammen bist. Um mich geht’s hier nicht mal, aber Mutter ist schon arg geknickt dass du anscheinend nicht mal mehr zu Hause anrufst. Sie meinte ICH schaffe es im Monat sogar öfter zu Hause vorbeizukommen, als du anrufst – und ganz ehrlich, das ist nicht viel, bis gar nichts manchmal“, meckerte er gleich los, weil seine Schwester sich seit längerem ziemlich veränderte.
 

Das ist okay, wenn Menschen sich änderten, sich entwickelten, aber nicht, wenn es eine negative Richtung einnahm.
 

Doch Yurika stöhnte sofort entnervt auf, während der Angerufene sofort eine dazugehörige Grimasse vor seinem inneren Auge sah. „Edoardo. Er heißt Edoardo, lerne es doch endlich mal, ich bin mit diesem Mann seit zwei Jahren zusammen, Yasu“, war das Einzige worauf sie Antwort gab, und was auch wiederum Yasu entnervt aufstöhnen ließ.
 

Ja, er hasste ihn.
 

„Das kann sich doch keine Sau merken. Bist du sicher dass der Name überhaupt existiert? Mich wundert dass du noch kein Spanisch sprichst, oder kann er mittlerweile Japanisch?“, bohrte er spitz nach und entlockte der Schwester nur wieder ein genervtes Stöhnen. „Oh, meine Güte, Yasu, ich BITTE dich! Er kommt noch immer aus Italien, und nein, ich spreche weder Spanisch, noch Italienisch“, umging sie genervt den Rest, und entlockte des Bruders Kehle einen amüsierten und auch hochnäsigen Laut. „Spanien, Italien … pf, ist doch alles dasselbe da drüben.“

„Bist du jetzt fertig damit über ihn abzukotzen? Wann akzeptierst du es endlich, dass ich mit ihm zusammen bin? Du bist doch kein Türke, der sich behaupten muss um die Schwester zu behüten! Weißt du, genau das ist der Grund, warum ich mich nicht mehr melde, ich hätte nie gedacht dass meine Familie so Ausländerfeindlich ist, ehrlich nicht. Mutter und Vater genauso, die haben auch keine netten Worte für ihn übrig. Und von deinen beiden Brüdern brauchen wir gar nicht erst anfangen, die sind schlimmer als du oder unsere Eltern“, erboste sich die Frau über das Verhalten ihrer Familie, schloss die beiden Brüder sogar sinnbildlich vom Stammbaum aus, was Yasus Sicherungen durchschmorrte, welcher seinen Schritten Einhalt gebot.
 

„WAS?!“ Es war lauter als gewollt. „WIR SIND WAS? Sag mal, hörst du eigentlich noch wenn‘s Zwölf schlägt? Du hast schon noch auf dem Schirm, dass UNSERE Schwägerin Thailänderin ist? Du weißt schon, die Frau von UNSEREM Masahito? Soll ich dir ein Bild schicken, dass du weißt wovon ich rede? Hör doch auf dich selbst auszugrenzen, was stimmt denn nicht mit dir? Selbst wenn dein Elcodingsda aus Osaka käme und Takafumi hieße würde ich ihn nicht ausstehen können, kapierst du das denn nicht? Man, verdammt nochmal, was ist los mit dir? Du veränderst dich immer mehr und merkst es nicht einmal! Und das, seitdem du diesen Heinz da getroffen hast, der ja die Liebe deines Lebens ist! Weil man das nach fünf Minuten auch schon weiß mit 2,8 auf dem Kessel!“, schimpfte er erbost mit einem ungesehenen, viermal, Vogelzeig durch die Gassen Osakas und schüttelte nur immer wieder den Kopf darüber, lief sogar rot an vor Zorn.
 

„Yasu, reg dich doch nicht über Dinge auf, von denen du keine Ahnung hast.“
 

Stimmt. Bei 2,8 konnte er weiß Gott nicht mehr mitreden.
 

„Was willst du jetzt?“, knurrte er in den Hörer und hatte keine Lust mehr herumzustreiten.

„Ich wollte dich fragen wie groß deine Wohnung ist.“

„Vergiss es, ich nehme deinen Vogel nicht nochmal, das blöde Viech hackt mir ständig die Finger ab und außerdem-“

„Nein, nein, nein!“ fuhr sie gleich dazwischen. „Ich brauche keinen Ara-Sitter, es wären ein paar Kisten die untergebracht werden müssten. Ich weiß ja nicht wo du jetzt wohnst, aber hast du einen Keller, wo ein paar reinpassen würden?“
 

„…“

Stille.

Skepsis.

Ja, gar angst – beim letzten Mal als Yurika meinte etwas Zwischenlagern zu müssen, war es eine ganze Palette voller Butter gewesen, die in den Mittagsstunden im Juli bei 30° Grad im Schatten ölig, fröhlich in Yasus damaliger WG vor sich hinschmolz.

Es war hundsgemein dieses Malheur zu beseitigen, und entfachte damals ein riesen Drama.
 

Von kühl lagern und Butter war niemals die Rede gewesen.
 

„Ohhh man, Yasu, du machst mich wahnsinnig! Kisten, okay? Einfach nur Holzkisten, leere Holzkisten, jetzt sag schon, ob du Platz hast oder nicht?“

„Hör auf mich so anzubitchen verdammt, das macht mich aggressiv!“

„Ja, mein Gott, sei nicht so weibisch, du keifst doch gerade rum, als habe ich dir die Tampons geklaut. Hast du Platz jetzt?“

„Pha! Und DA frage ich mich WER hier jetzt nicht tolerant ist, hm?“

„Mir ist egal ob du schwul oder grau-weiß gestreift bist. Ich muss Kisten unterstellen und brauche jetzt deine Hilfe, also was ist? Hast du Platz?“

„Meine Fresse, wie viele denn? Und wie groß? Und was ist es wirklich?“

„Was weiß denn ich, das sind Bananenkisten, ungefähr 200 Stück. Leer, Yasu, verstehst du? Leeher!“
 

Völlig überfordert entließ der Musiker die Luft aus seinen Lungen, ehe er fraglich die Brauen ins Gesicht zog. „Welcher normale Mensch braucht 200 Bananenkisten, und wo hat er die her bitteschön?“
 

War die jetzt eigentlich komplett zerschossen im Synapsensystem?
 

„Das ist doch jetzt scheiß egal, Yasu! JA oder NEIN?! Herr Gott nochmal!“

„Ja, na von mir aus, aber die kannst du in meiner Garage lagern, ich bringe den Schlüssel morgen vorbei und werfe ihn bei dir in den Briefkasten.“

„Ich dachte du hast dein Auto verkauft?“

„Was meinst du warum du deine Bananen in die Garage bringen sollst? Die Garage hab ich schon noch.“

„Hm … Ich hol den Schlüssel aber bei dir ab. Geht jetzt?“

„Hä? Nein, ich-“ ‚gehe jetzt gleich an der Stange tanzen‘, konnte er nicht sagen. Zwar wusste seine Familie dass er schwul war, aber wo er arbeitete und wohnte, das wusste keiner von Ihnen außer Masahito. „Ich muss jetzt arbeiten, in einem Club, und bin sowieso schon zu spät dank dir. Ich bringe dir den Schlüssel mo-“

„Aber morgen ist zu spät, ich will die jetzt noch wegräumen. Wo ist der Club? Ich komme vorbei.“

„Glaubst du ernsthaft ich habe spontan meinen Garagenschlüssel eingesteckt?“

„Ach, verdammt nochmal. Jeder normale Mensch hat seine Schlüssel alle beisammen an einem Bund! Mit dir kann man auch absolut nichts mehr anfangen!“

„Ja, entschuldige bitte dass mir nicht in den Sinn kam, dass du heute anrufst um spontan 200 Bananenkisten bei mir unterzustellen. Mein Fehler! Ich lege jetzt auf Yurika.“
 

„WARTE! Yasu, bitte!“ Sie schien zu merken dass der Bruder wenig begeistert über das Auftreten war und bereute die Art sofort. „Bitte, es tut mir leid, leg nicht auf. Ich habe nur so extrem viel um die Ohren, und ja, ich fahre leicht aus der Haut, das tut mir leid. Ehrlich, wirklich… aber dann bring den Schlüssel bitte morgen Vormittag sobald du aufgestanden bist bei mir im Theater vorbei okay? Ich habe die … ich habe die Kisten dort nämlich zwischen gelagert, und deswegen müssen die dringend weg dort. Bitte frage jetzt einfach nichts weiter, ja? Ich bin gestresst genug, ich wollte dich auch nicht wieder so anpatzen. Ich mag meinen kleinen schwulen Bruder, wirklich, ich habe doch kein Problem damit.“
 

Ihre Stimmungsschwankungen waren enorm, aber immer wenn die Frau am anderen Ende der Leitung mit dieser Masche ankam, die Yasu ihr wiederum abnahm, dann wurde er einfach weich.
 

Es war seine Schwester … und sie schien mächtig Probleme zu haben.
 

„Okay. Morgen Vormittag bringe ich den Schlüssel ins Theater und lass ihn in dein Fach legen. Aber Finger weg von dem Schlagzeug und den Boxen die eingepackt sind.“

„Danke. Und bitte sei nicht sauer, ja?“

„Melde dich zu Hause“, und damit legte Yasu auf, weil er es schlichtweg nicht länger ertrug mit ihr zu telefonieren. Dabei hatte er sich vor Zehn Minuten gefreut ihren Namen auf dem Display zu sehen.

Jetzt hingegen war er erfreut beim Club angekommen zu sein, um sich direkt in die Arbeit zu stürzen.
 

Der Showroom war perfekt um sich seinen Frust von der Seele zu tanzen.
 

Er gab den Türstehern einen Wink zum Gruß, ging durch die Eingangshalle direkt hinter zu Kenta an die Bar und bestellte sich, fernab seiner Natur, einen Doppelten, was den Barkeeper höchst erschütterte, der große Augen machte. „Du bist spät. Kein ‚Hallo mein allerliebster Lieblingsbarkeeper‘? Stattdessen sowas? Ist etwas passiert?“

„Nein, nichts, ich habe einfach nur scheiß Laune. Gib her den Mist, mein aller liebstes Goldzähnchen, ich bin sowieso hinten“, nickte er in bedeutender Richtung und Kenta nickte ebenso, musterte Yasu eingehend und warf einen Blick auf die Uhr.

„Hier“, stellte er das kleine Glas vor Yasu ab, welcher es in einem Zug leerte und angewidert das Gesicht verzog sobald sich die Kräuter auf seinen Geschmackssinnen entfalteten und die Hitze seiner Speiseröhre rauf und runterlief. „Mach noch einen. Ich hab bock dann jemanden einen zu blasen, scheiß egal wie er aussieht“, tippte er auf der Teke mit dem Boden des Glases ungeduldig auf und ab, und Kenta, der gerade dagegen sprechen wollte, weil Yasus Sinne vor Zorn vernebelt waren, fing dann allerdings spitzbübisch an zu grinsen.

„Glaube mir. Du möchtest dabei nüchtern sein, wenn es doch etwas Feines ist“, zwinkerte er ihm entgegen und Yasu leckte sich über die Lippen, lehnte sich über die Theke und sah Kenta vielsagend grinsend entgegen. „Weißt du … WER etwas Feines wäre? Und weißt du, dass ich mir ganz, ganz, ganz sicher bin, das heute nicht – und generell niemals mehr, zu bekommen? Also – her damit, ich will irgendjemanden beißen!“
 

Der Barkeeper lachte auf, blickte an Yasu vorbei und nickte wohl jemanden amüsiert zu, ehe er ihn wieder ansah. „Wenn ich dir jetzt sagen würde, dass du aber heute genau das bekommst womit du mir seit drei Tagen die Ohren vollheulst? Masao ist nämlich ausgerechnet heute wieder hier, ich kann das ganz, ganz, ganz deutlich spüren, weißt du?“

„Kenta, bitte. Mach‘s doch nicht schlimmer als es ist, ich habe diesen Schwanz gerade schon wieder FAST vergessen“, maulte Yasu auf, welcher im nächsten Moment eine fremde Aura auf sich ruhen fühlte und inne hielt. Die Nackenhaare stellten sich auf als sich die Sicht verdunkelte und gerade als er herumwirbeln wollte, erstarrte der Körper mit einem wohligen Schauer.
 

Hände auf seinen Augen.

Angenehmer Duft.

Angenehme Wärme.

Sanfte Lippen an seinem Ohr.
 

Yasus Herzschlag setzte aus, nur um heftiger als zuvor fortzusetzen.
 

Konnte das sein?

War es Realität?
 

„Wenn das so ist, solltest du ganz dringend nochmal nachsehen, hm?“
 

SEINE Stimme!

Sie war unverkennbar, sie war weich, sie war sanft, sie war fest, sie war einfach alles und gehörte eindeutig nur einem einzigen Mann auf diesem Planeten, zu welchem sich der Musiker nun umdrehte - die Hände dabei langsam von den Augen nehmend.
 

„Masao …“
 

„Hey.“

Das wohl schönste Lächeln der Welt bekamen die Augen als Geschenk und Kenta rollte belustigt über diese Szene mit den Augen. Alleine schon deswegen, weil das Geheule des Freundes in den letzten Tagen unerträglich war, nachdem er die Coolness vom Frühstück ablegte und Kenta am Abend deprimiert und alkoholisiert beiseite zog.
 

Mal von den ganzen Thesen abgesehen, musste der Keeper Fragen beantworten, die er dem besoffenem Freund so nüchtern und aufbauend beantwortete, ohne dafür Garantie auslegen zu müssen – denn Yasu merkte sich leider Gottes selbst im Suff alles.
 

Ob Masao wiederkäme.

Ob Kenta einen guten Eindruck von ihm hatte.

Ob Kenta glaubte, Masao fände Yasu wirklich schön.

Ob er ihm eine reinhauen konnte, weil er sich schon wieder verknallte, in einem ihm fremden Typen, von welchem er für wenige Minuten überzeugt davon war, der würde ihn umbringen und wäre ein Fake.
 

Doch Kenta meinte nur, Yasu solle ruhig verknallt sein. Es sei etwas Schönes einfach durch die Galaxie zu schweben und jeden kleinsten Scheiß Wunderschön zu finden, nur weil man glücklich war.
 

Aber genau darum ging es doch, oder nicht?
 

Das man glücklich war?
 

Und Yasu war es gerade, was dem Barkeeper ebenso zufrieden stimmte und er sich mit einem Zwinkern an Masao gewandt dem kleinen Mädels Trupp widmete, die ganz aufgeregt fragten, ob Samu schon da wäre, und ob Kenta heute nicht doch mal was mit ihnen trinken würde.
 

„Büdde, büdde, büdde, Kenta …“
 

„Schon verbucht, oder noch frei?“, sprach Masao leise gegen Yasus Lippen, welcher sich von dessen Händen an den Hüften heranziehen ließ und den Blick nicht von diesen dunklen, fesselnden Augen löste.

„Frei“, flüsterte der Host zurück, legte die Hände an des Schönlings Brust, hoffend, dass es kein Traum war.

„Gut. Hab im Internet euren Arbeitsplan gelesen. Du bist heute im Showroom?“

Eher eine rhetorische Frage, die darauf hinwies, dass dem Gast dieser Arbeitsplan des Hosts heute sehr gut gefiel, welcher sich räusperte und hastig nickte. „Ich muss mich nur noch schnell umziehen gehen und dann… bin ich sofort da, okay? Du kannst gerne schon rübergehen, ich komme dann auf der anderen Seite rein, und-“
 

Masao schob Yasu einige Scheine in die Taschen seiner Jeansjacke, welche den Körper noch immer kleidete und zog ihn gänzlich an sich. „Und dann kommst du zu mir und lässt die Hüften für mich kreisen mein kleines Mausezähnchen.“
 

Yasu klemmte die Unterlippe zwischen die Zähne und schmunzelte angetan mit einem Blick auf die süßen Lippen, die so nah und doch so fern waren in jenem Augenblick.

„Wenn … ich fragen würde wie lange du schon hier stehst …“ Er hob den Blick wieder. „Wär‘s mir dann peinlich?“
 

Masao lachte leise auf. „Definitiv.“
 

„Scheiße …“
 

***
 

„Liebes Tagebuch,
 

mein Zyklop ist wieder da, und mein Hirn bringt es fertig das fast als Heiratsantrag anzuerkennen!
 

Mache mir außerdem Sorgen um Yurika, weil dieser Elcurado (?) immer noch seine Finger im Spiel hat. Keine Ahnung was da läuft, aber sie fährt geradewegs auf eine Mauer zu und sieht sie nicht.

Ich glaube sie weiß selbst noch nicht genau was sie will.

Außer Bananenkisten in meiner Garage lagern …
 

Wie dem auch sei … mein Zyklop wartet ♥
 

Yasu “
 

***
 

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Next?

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2017-06-24T21:24:24+00:00 24.06.2017 23:24
Was will man bitte mit 200 Bananenkisten??
Yasu scheint auf dem besten weg zu sein sich in dem Zyklop zu verlieben. Ob das gut für ihn ist ist dabei fraglich.
tollen Pitel!


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