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Rabenkind

Kind der Nacht
von

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Erinnerung II - Schwarzstahl - Teil II

Die nächsten zwei Stunden saß ich in der Schenke und machte mich mit meinen neuen Begleitern vertraut. Sie alle stellten sich vor, erzählten kurz und knapp, was sie taten und dann wurde ich ausgefragt. Wie ich damals war, erzählte ich, was sie wissen wollten. Dass ich aus normalen Verhältnissen stammte, dass mein Vater Tischler war, dass ich damals den Umgang mit dem Schwert erlernt hatte und ähnliches. Viel zu erzählen hatte ich ja nun auch wieder nicht. Damals war mein Leben erst kurz und ich hatte nicht viel erlebt...

Die Nordfrau stellte sich mir als Kjaska Tharsdattir vor. Sie war in Cuslicum geboren – dem heutigen Kuslik – und dort in die Lehre als Knappin aufgenommen worden. Später hatte sie ihren Ritterschlag erhalten, war in die Dienste eines jungen Adligen gekommen und mit ihm gereist. Eines Tages starb dieser jedoch unvorhersehbar an einer Krankheit. Kjaska, die ihren Herrn sehr ins Herz geschlossen hatte, trug nun wohl sein Wappen weiter, als Andenken an ihn. Ihr Leben als Ritterin hatte sie jedoch kurz danach aufgegeben und war dann im Alleingang in der Welt unterwegs, um den Sinn ihres Daseins wiederzufinden.

Sie fand ihn in dem Elfen Felarion, den sie in einem Dorf vor aufgebrachten Bewohnern rettete und seitdem mit ihm reiste. Über den Auelfen selbst erfuhr ich nichts. Er schwieg.

Netanatus Arius Nemaketh schwieg ebenso. Das einzige, was er kurz anriss, war, dass er seine Kindheit vergessen habe, auf der Straße aufwuchs und sich eines Tages Kjaska anschloss. Warum oder wieso, wollten mir beide nicht erzählen.

Der Zwerg hingegen, der sich als Ogrim Sohn des Obolosch vorstellte, kam aus Xorlosch, der Zwergenhauptstadt. Er war aus reiner Lust am Abenteuer und um ein Geschenk für seine Liebste zu besorgen, in die Welt gezogen. Mehr erzählte er auch nicht. Er betonte lediglich immer und immer wieder, dass das Geschenk für seine Liebste mindestens Gold sein müsste. Besser noch Juwelen oder ein magisches Artefakt, das einem Drachen gehörte.

Und damit hatte ich den Grund, warum Ogrim in die Eternen wollte.

Die Zeit dazwischen tranken und aßen wir etwas und überwiegend lauschte ich ihren Geschichten von Abenteuern, Aufträgen und seltsamen Entdeckungen. Ich war verblüfft, was sie erlebt hatten. Nein, mehr als das. Ich war fasziniert! Und als der Abschied kam, als ich mich für die letzte Nacht nach Hause verabschiedete, um meine Sachen zu packen und den Rest vorzubereiten, packte mich die freudige Erregung, die Vorfreude und das Erwarten auf den nächsten Morgen.

Ich konnte die Nacht kein Auge zu tun...
 

Am nächsten Morgen, noch bevor die Sonne aufging und meine Eltern erwachten, schrieb ich die letzten Zeilen des Abschiedsbriefes, legte ihn auf mein Bett, zu meiner Arbeitskleidung und packte meine Sachen zusammen. Ich tat alles in einen Lederrucksack, den ich von meinem Vater einst bekommen hatte. Dann nahm ich meine Sandalen und verließ das Haus. Ich warf einen letzten Blick zurück, atmete das letzte Mal die von dem Holzgeruch angeschwängerte Luft ein und verließ den Platz, ohne all dem einen weiteren Blick zu würdigen.

Ich würde zurückkommen, das hatte ich mir vorgenommen, und ich würde meinen Eltern zeigen, dass ich etwas geschafft hatte. Ich würde ihnen einen Anteil an dem geben, was wir finden würden, ich würde meinen Eltern unter die Arme greifen, ihnen vielleicht sogar ein besseres Leben ermöglichen. Es käme darauf an, was wir finden würden.

Doch ich war voller Optimismus! Was auch sonst? Mein Traum hatte sich erfüllt! Und ich steuerte auf mein erstes, großes Abenteuer zu! Was gäbe es besseres?!
 

Als ich durch die Stadt lief, zu jener Taverne, an der wir uns an diesem Morgen treffen wollten, waren die ersten Händler bereits wieder auf dem Weg, die ersten Burschen und Knaben brachten Lieferungen zu den Häusern und sogar die ersten Mägde waren auf den Beinen, hingen Wäsche zum Trocknen nach draußen. Vor einem Laden waren einige Handwerker zugange, tauschten das alte Schild einer Taverne aus, dass bereits von Moos bewachsen wurde. Ja, ich sah ein weiteres Mal, wie lebendig die Stadt war, ganz egal, zu welchem Zeitpunkt, ob nun tief in der Nacht, am frühen Morgen oder am Nachmittag.

Bosparan war das Zentrum des Lebens..!

Trotz der Tatsache, dass ich voller Erwarten auf das Treffen an der Taverne sah, nahm ich an diesem Morgen einen kleinen Umweg, ging durch Vincitus Saltus und warf einen letzten, erhoffenden Blick in Yanturius' Garten, wo mir allerdings 'tiefere Einblicke' verwehrt blieben... Leider. Schlussendlich traf ich pünktlich zu Sonnenaufgang an der Taverne ein.

Meine Begleiter standen bereits davor, packten gerade die Satteltaschen eines braunen Hengstes und diskutierten nebenbei darüber, wohin die Reise nun gehen sollte. Ich blieb einen Moment etwas abseits stehen, rief mir die Worte Netarius' nocheinmal in den Sinn und trat dann heran, wobei ich das Grinsen, dass sich auf meine Züge schlich, nicht unterdrücken konnte.

„Ah,da bist du ja!“

Der Zwerg war der Erste, der mich bemerkte. Er lächelte unter dem rötlichen Bart breit auf und kam zu mir herüber. Auf seinem Rücken trug er eine große Streitaxt, jedoch angepasst auf seine Körpergröße.

„So, Jungchen. Da du ja nun Teil der Gruppe bist, kannst du auch gleich mal dein Wort abgeben. Wir reden grad' darüber, wo wir als nächstes hin wollen. Kjaska und Felarion wären für einen Besuch in Cuslicum, weil die da wohl noch 'nen Händler haben, der eskortiert werden soll. Neta und ich hingegen sind für einen Besuch in den hohen Eternen. Einer der... Phexgeweihten meinte, dass da was zu holen wäre. Ein kleiner Schatz, dem wir den Tempel bringen sollen, da das wohl mal entwendet wurde oder so. Na, aufjedenfall springt dabei ne größere Belohnung raus, als bei der Eskortierung.“

Der Zwerg nickte, als wollte er seine eigenen Worte bestätigen, während die Nordfrau im Hintergrund laut schnaubte.

„Natürlich, Phexgeweihte! Ich denke da ist jeder sein nächster, warum sollten die uns dann belohnen..?!“

Kjaska schien aufgebracht, denn sie stemmte die Hände in die Hüfte und zog die Brauen zusammen. Ihre Stimme war recht... spitz.

„Weil sie wiederum Geweihte sind, meine Liebe. Und die müssen sich an ihr Wort halten. Außerdem... Phexanhänger sind an ihr Wort gebunden. Das müsstest du doch mittlerweile wissen, nicht wahr?“

Natarius lachte leise, grinste frech und kam dann ebenfalls zu mir, legte den Kopf etwas schief und sah mich an.

„Aber lassen wir das ihn entscheiden. Er ist immerhin unsere fünfte Stimme und unser fünftes Mitglied.“

„Na schön. Aber was er wählt, wird genommen!“

Kjaskas Stimme hatte einen Unterton der klang, als wolle sie mich erinnern, welche die richtige Entscheidung wäre. Ich wusste es natürlich... und zögerte einen Moment, gespielt. Ich tat, als würde ich mir beide Wege durch den Kopf gehen lassen, murmelte etwas vor mich und kam dann zu einer Entscheidung – die natürlich schon gestern Nacht gefallen war.

„Wir gehen in die hohen Eternen. Wenn Geweihte um Hilfe bitten, dann sollten wie ihnen diese auch geben, denke ich.“

Phexgeweihte... Nicht schlecht, die Idee. Ogrim und Natarius schienen sich tatsächlich die Nacht über Gedanken gemacht zu haben... Besser für mich, denn so kam ich um die Begründung meiner Entscheidung herum.

Mit jener schien Kjaska im Übrigen gar nicht zufrieden, denn sie drehte sich um, stampfte mit einem Fuß hart auf den Boden auf und fluchte laut auf Thorwalsch. Erst als der Elf zu ihr trat und ihr Worte zuflüsterte, beruhigte sie sich wieder. Ja,diese Frau war wirklich temperamentvoll...

„Also schön... die Eternen. Gute Entscheidung, Grangorias!“

Netarius klopfte mir auf die Schulter, ein Lächeln auf den Lippen, dass in keinster Weise auch nur eine Spur davon zeigte, dass diese Entscheidung schon am Abend gefällt worden war. Ja, nichteinmal seine Stimme verriet etwas, stattdessen klang sie tatsächlich so, als hätte diese Entscheidung ihn überrascht. Der Zwerg hingegen war tatsächlich erfreut, schien nichts von der Vereinbarung zwischen Netarius und mir zu wissen. Was vielleicht auch besser war...

„Wenn ihr unbedingt Bergsteigen wollt, dann könnt ihr ja auch die Ausrüstung dafür holen, ja?“

Kjaskas Blick war noch immer mit Wut unterlegt und ihr Tonfall war schnippisch, während sie etwas zu fest ein Schild an die Satteltaschen des Pferdes anbrachte, dass daraufhin laut aufschnaubte.

„Aber natürlich.“

Netarius nickte, grinste ein wenig, und drehte sich dann zu mir und dem Zwerg um, tat eine Kopfbewegung und hieß uns damit an, dass wir ihm folgen sollten.

Mir war es recht egal, wer nun die Ausrüstung holen würde, immerhin hatte ich so oder so nicht wirklich eine Ahnung, was wir brauchen würden. Natürlich, Proviant und das ein oder andere Seil, doch... um Bergsteigen hatte ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht. Die Eternen, die man am Horizont selbst von Bosparan aus sah, waren für immer eine einfache Selbstverständlichkeit gewesen. Etwas, dass da war und das man nicht weiter erkunden brauchte. Hätte ich früher schon gewusst, dass es dort Drachen geben sollte, Schätze und dergleichen, wäre ich wohl sehr früh gestorben...
 

Es war gut, dass wir so früh loszogen, denn die Händler waren mit ihren Ständen beschäftigt, was Netarius nutzte um sie, abgelenkt durch das Aufbauen und Drapieren von Waren, dazu zu bringen, die Sachen etwas günstiger zu verkaufen. Viel spannendes passierte auf dem Weg durch die Stadt nicht, das Meiste habe ich so oder so vergessen... Netarius schien jedoch ein unglaubliches Geschick zu haben, um Umgang mit Geld, und regelte daher alles, was mit Einkäufen zu tun hatte. Ogrim und ich trugen, was Netarius erwarb und nach fast einer Stunde kamen wir wieder bei dem Rest der Gruppe an, die bereits fertig gepackt in der Taverne wartete.

Was folgte, war ein schneller Abschied von dem Wirt und ein letzter Blick auf die Stadt, während wir gen Tor gingen. Es fiel mir zwar nicht leicht, einfach alles hinter mir zu lassen, doch erstaunlicherweise wesentlich einfacher, als ich gedacht hatte. Um meine Eltern machte ich mir keine Sorgen, denn ich war mir sicher, dass ich sie wiedersehen würde. Ja, ich war mir vollkommen sicher, diese Stadt in wenigen Tagen wieder zu betreten, vielleicht mit der ein oder anderen kleinen Wunde am Körper und mit einer Geschichte, die von Mut, Zusammenhalt und Monstern handelte. Eine solche, wie sie die vielen Krieger immer und immer wieder erzählten, wenn man ihnen in den Tavernen lauschen durfte. Ja, ich war mir sicher, dass ich wiederkehren würde, von dem Abenteuer auf den Eternen erzählen würde und den Abend, bevor nach Cuslicum reisen würden, mit einer schönen Frau verbringen dürfte, angetan von meinem Heldenmut.

Wie gesagt, ich war jung, unerfahren und nicht gerade wenig der schönen Göttin verfallen...
 

Viel ist mir heute nicht mehr in Erinnerung, was die Reise betrifft. Die Tage, die wir brauchten, um überhaupt an den Fuß des Gebirges zu kommen, waren ruhig, ohne Zwischenfälle und eher still. Kjaska schien immernoch wütend, was die Situation in der Gruppe etwas anspannte, doch Netarius betonte immer wieder, dass es schon verfliegen würde und dass das wohl immer so sei... Ich zumindest hielt den Mund die Tage über, die wir brauchten bis zu dem Fuß der Berge.

Direkt von Bosparan aus machten wir uns der Straße entlang auf den Weg Centano, dann nach Radoleth. Netarius drängte, das wir keinen Umweg machen sollten, doch Kjaska bestand darauf, zumindest den Straßenverlauf zu nutzen, wenn wir schon vorhatten, auf Berge zu klettern.Von Radoleth aus führte ein eher schlichter Pfad, der sich oft im nichts verlor und dann wieder weiterführte, gen Cophirya. Jenes war ein Dorf, angelegt an den Fluss des Sikram, vor wenigen Monaten erst entstanden. Ich für meinen Teil hatte davon noch nie gehört – Netarius hingegen schien sie zu kennen, denn er lenkte uns gekonnt in jene Richtung.

Wir erreichten den ersten Zwischenhalt nach einem halben Tag, kamen nach einem weiteren in Radoleth an. Die letzte Siedlung, Cophirya, erreichten wir nach weiteren zwei Tagen. Wir hielten uns jedoch nicht lange auf und reisten einfach weiter. Nur kurz machten wir Rast, füllten unsere Vorräte etwas auf, zumindest das Wasser, und folgten dann dem Ufer des Sikram durch den dichten Wald, der Siedlung und Fluss umgab.

Nach insgesamt fünf Tagen hatten wir den Fuß der Eternen erreicht.

Und nach weiteren drei Tagen, die ohne die leiseste Spur von Abenteuer verstrichen, begann sogar ich zu zweifeln, ob das so richtig war. Immerhin, Netarius hatte etwas von Heldengeschichten erzählt, von Ungeheuern und Abenteuern. Es war die Ungeduld, mit der ich zu kämpfen hatte, je länger wir diesen Berg hinaufstiegen und je länger nichts aufregendes passierte. Natürlich, ich redete mir immer wieder ein, dass in dieser Nacht etwas passieren würde, oder am nächsten Tag, ja manches Mal sagte ich mir sogar, dass es vielleicht gut so war, dass nichts passierte, denn ich wäre doch noch gar nicht bereit, gegen Höhlendrachen und Orks zu streiten..!

Um ehrlich zu sein, war das eine verdammt erfolglose Strategie von mir. Ja, ich würde sogar behaupten, es war eine verdammt dumme Strategie, in dem Versuch, mir einzureden, ich wäre nicht bereit. Denn jedes Mal, wenn ich gerade dabei war, meinen eigenen Worten Glauben zu schenken, weckte es auf eine irrwitzige Weise auch meinen Ehrgeiz. Ich meine, was wäre ich für ein Held gewesen, jung und ohne Erfahrung, wenn ich einen Höhlendrachen hätte besiegt?! Gefeiert hätte man mich, sicherlich!

Zumindest glaubte ich das damals.

Dass ich jedoch, in meiner nahezu grenzenlosen Naivität, mich selbst vielleicht einfach überschätzte, daran dachte ich nicht eine Sekunde. Doch warum sollte ich auch? Die Reise auf den Berg hatte mit Schätzen gelockt, mit Heldentaten und Ruhm und so war ich der Sache vollends verfallen. Die Zweifel, die ich im Übrigen hegte, schwanden schon nach dem nächsten Abend, als wir in einer kleinen Höhle rasteten, Schutz suchend vor der Kälte der Nacht und eventuellen Raubtieren.

Wir hatten gerade unser Lager halb aufgebaut, als Kjaska mit einem lauten Schnauben vortrat, nachdem sie ihren Fellschlafsack einfach auf den steinernen Boden hatte geworfen.

"Wir sind seit dreieinhalb verfluchten Tagen nur auf diesem Berg unterwegs. Und dass, ohne eine Ahnung zu haben, wo sich diese dumme Höhle befinden soll, zu der euch der Phexgeweihte angeblich geschickt hat! Oh Moment, war es überhaupt eine Höhle, nach der wir suchen?!"

Ihre Stimme überschlug sich fast, zornig, wie es auch ihr Blick und ihre gesamte Haltung war. Sie stemmte eine Hand in ihre Taille, stampfte mit einem Fuß hart auf dem Felsboden auf und tat eine fast schon theatralische Drehung, die sie mit drei Schritten quer durch die Höhle tätigte.

"Kjaska, Kjaska... beruhige dich. Natürlich haben wir keinen Hinweis bekommen, wo genau wir hin sollen. Denk doch mal, es ist Phex! Der Listige! Der Gewiefte! Wir müssen uns den Weg schon selbst suchen, wenn wir dafür auch alle anderen Dinge behalten dürfen, die in dieser Höhle eventuell sein könnten."

"Ach, und das heißt also, dass wir jetzt tagelang - oder wochenlang! - über diesen Berg klettern müssen?!"

"Nein, natürlich nicht. Wir suchen lediglich nach Hinweisen. Nach kleinen Zeichen, die uns der Listige schickt. Und weißt du was? Ogrim hat sogar eine Spur entdeckt, gestern Nacht."

Netarius grinste, während Kjaska abrupt stehenblieb. Man konnte förmlich sehen, wie die Wut in ihr aufkochte, wie sie sich auf die Lippe biss, um sich wohl nicht auf den Phexanhänger zu werfen.

Ogrim hingegen lächelte sacht, was man unter dem roten Bart kaum sah, ehe er nickte und sich an das Feuer setzte, fast so, als würden wir in diesem Moment nicht alle gespannt auf das warten, was er gefunden hätte. Ja, er hatte gar die Ruhe weg, seine Axt vom Rücken zu nehmen und jene ein paar Mal mit Waffenöl einzureiben, ehe Kjaska mit einem lauten Aufstampfen seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zog.

„Ich habe zwergische Runen gefunden. Es soll sich hier in der Nähe, lediglich ein Stück weiter gen Norden, ein Eingang befinden. Einer von vieren.“

Für einen kurzen Moment schwand sämtlicher Ausdruck aus der Miene der Nordfrau, ehe sie schnaubte und sich abwandte, scheinbar in einem Misch aus Wut und angeknackstem Stolz.

Ich für meinen Teil schwieg auch jetzt, von der Nordfrau trotz der Tage, die wir nun zusammen reisten, noch immer eingeschüchtert und setzte mich neben den Zwerg, klopfte ihm einmal auf die Schulter, anerkennend, und holte meinen Proviant für diesen Abend heraus.

Netarius grinste, ein wenig frech, wie es jedoch seine Art war wie ich festgestellt hatte. Er hatte allgemein sehr listige Züge und erinnerte mich in der Tat immer wieder an den Fuchs, wie er in alten Kindergeschichten beschrieben war: Listig, geheimnisvoll und flink.

Er strich hinter Ogrim und mir entlang, während der Elf und Kjaska abseits blieben. Felarion war sehr oft bei ihr, schien soetwas wie die ruhige Seite zu sein, denn seine Beschwichtigungen waren es, die zumindest Netarius oft vor einer saftigen Ohrfeige – oder schlimmeren – bewahrten. Ich selbst erntete zwar mehrmals einen bösen Blick in den letzten Tagen, doch mehr auch nicht. Ich hatte 'nur' den Fehler begangen, eine in den ihren Augen falsche Entscheidung zu treffen.

Eine, die ich auch heute noch bereue…

“Also? Wie verfahren wir weiter?”

Mein Blick lag auf Netarius, der mit einem recht breiten Grinsen nun schräg neben mir und Ogrim stand. Auf meine Frage hin lächelte er auf, klopfte mir auf die Schulter, als hätte ich einen schlechten Scherz gemacht und ließ sich eben neben dem Feuer nieder, in der Hand nun einen tiefroten Apfel. Wo auch immer er den hergenommen hatte…

“Das sollte doch eigentlich klar sein, nicht? Wir werden den Spuren folgen, die Ogrim gefunden hat. Immerhin… laufen wir ja nun nicht mehr blind durch das Gebirge, hm?”

Sein Blick legte sich aus den Augenwinkeln auf Kjaska, die letzten Worte betonte er dabei auf eine fast neckische Weise ganz besonders, was Kjaska nur ein Schnauben entlockte. Felarion murmelte etwas auf Elfisch, woraufhin Ogrim etwas auf Rogoloan in seinen Bart murmelte und ich schlussendlich nur seufzte.

Dann lag Schweigen über der Szenerie. Ein Schweigen, wie es wohl Boron selbst nicht gefälliger gewesen sein könnte… Mir kam es vor wie eine Ewigkeit.

“Für heute sollten wie jedoch rasten. Die Nachtwache halten wir wie gestern - ich fange an.”

Ohne zu warten ging Kjaska ein Stück hinaus, ließ sich an der Wand nieder und stapelte ein paar Stücke Feuerholz vor sich, die sie mithilfe des vorhandenen Feuers entzündete. Netarius im Gegenzug löschte das Große indem er die Glut verteilte und begab sich dann zu seinem Schlafsack. Ogrim, Felarion und ich folgten nur kurze Zeit später.

Noch immer schweigend…



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