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A gentle Song

Diarium Fortunae
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Kleiner Hinweis:
Ich beschreibe Athamos hier nur sehr grob, weil ich das gern in den Hauptteilen ausführlich machen möchte. Ist jetzt nur unglücklich gelaufen, dass der Ort dort bisher auch noch nicht vorkam.
Jedenfalls hat es nichts mit Faulheit oder so zu tun. ;) Komplett anzeigen

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Das sind Dinge, die ich sofort erkenne

„Hallo“, grüßte der Junge ihn freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich bin bis auf weiteres dein Partner und damit bilden wir heute das erste Traumbrecher-Team überhaupt. Ganz schön aufregend, diese Veränderung~.“

Vor dem Eingangsbereich zu den privaten Quartieren der Traumbrecher hatte Atanas für Vane ein Treffen mit seinem neuen Partner vereinbart, dessen Begrüßung schon mal überraschend angenehm ausfiel. Kaum hatten sich ihre Blicke getroffen, wurde er direkt offen von einem Jungen angesprochen und nun stand dieser gerade vor ihm. Sah schon mal nach einem guten Start aus, fehlte nur noch der erste Eindruck, für den Vane sein Gegenüber interessiert in Augenschein nahm.

Bei Viorel Xylon handelte es sich um einen Jugendlichen, vielleicht um die sechzehn Jahre alt. Es störte ihn nicht, einen Partner an die Seite gestellt zu bekommen, der im Vergleich zu ihm weitaus jünger war als er – gestorben war er selbst mit siebenunddreißig Jahren und alterte seitdem nicht mehr. Was Vane dafür allerdings an diesem Anblick regelrecht schmerzte, war die Tatsache, dass dieser Junge viel zu jung gestorben sein musste, wenn er jetzt als Traumbrecher sein Leben hier auf diese Weise fortführte.

Neben diesem Schmerz gab es noch etwas anderes, das ihn irritiert blinzeln ließ, während Vane Viorel weiterhin neugierig musterte: Es war eindeutig eine Ähnlichkeit zu Atanas vorhanden, die ihm geradewegs in die Augen sprang und für ihn nicht zu übersehen war.

Das markante Gesicht musste man doch sofort wiedererkennen, nur war es bei dem Jungen noch nicht so stark ausgeprägt wie bei Atanas, dafür besaß er aber genau die gleiche, hellblaue Augenfarbe. Sein Haar dagegen war strahlend blond und kurz geschnitten, trotzdem besaß es auch bei ihm eine leichte Wellenform, die sich zur rechten Kopfseite hin ausrichtete. Würden nur ein paar Haarsträhnen anders fallen, wäre die Ähnlichkeit zu Atanas noch besser sichtbar.

Einzig die Ausstrahlung passte nicht ganz zu dem Mann, den Vane als einen Freund betrachtete und daher andere Seiten an Atanas kannte als die meisten. Viele hätten nämlich sicher behauptet, dass Viorel mit seiner Freundlichkeit und diesem Lächeln locker der Sohn von Atanas sein könnte, in Verbindung mit seinem Aussehen. Nur wirkte der Anführer der Traumbrecher niemals so locker und verträumt wie Viorel, der mit den Gedanken ganz woanders zu sein schien, obwohl er sich gleichzeitig mit seinem Blick ebenfalls auf Vane zu konzentrieren bemühte.

Aufgrund von Vanes übernatürlicher Körpergröße reichte Viorel ihm gerade mal ganz knapp an die Brust und musste zu ihm hoch schauen. Auch sein Körper war schmächtig und sah nicht danach aus, als wäre er geeignet für Kämpfe, deshalb geriet Vane gleich in Sorge um den Jungen, dabei mussten sie sich erst noch richtig kennenlernten. So etwas hatte ihn jedoch noch nie daran gehindert, jeden Menschen gleich als eine Art Freund zu betrachten. Immerhin lebten sie zusammen in der gleichen Welt, für ihn genügte diese Tatsache.

Erwartungsvoll blickte Viorel ihn schweigend an und Vane erinnerte sich endlich daran, dass er den Gruß langsam mal erwidern sollte.

„Schön, dich kennenzulernen“, sagte er aufrichtig und reichte ihm zum Gruß seine rechte Hand. „Mein Name ist Vane Belfond.“

„Ich weiß“, kam es daraufhin schmunzelnd von dem Jungen, der Vanes Hand entgegen nahm, um sie zu schütteln. „Ich bin Viorel Xylon.“

„Ich weiß“, konnte auch Vane sagen, der von sich aus den Händedruck übernahm, da Viorel etwas zu sachte dabei war. „Wir wurden also schon mal beide über den jeweils anderen informiert, was die Namen angeht.“

„Ist ein guter Anfang.“

„Finde ich auch.“

Viorel hielt nach diesem ersten Wortwechsel kurz inne. „Stellst du dich nie mit deinem Doktortitel vor?“

Darüber musste Vane leise lachen. „Ah, über meinen alten Beruf weißt du also auch Bescheid? Ich bevorzuge es tatsächlich, mich ohne Titel vorzustellen. Viele gehen nämlich gleich auf Distanz, weil sie zu viel Respekt vor Ärzten haben und das finde ich immer schade.“

Nickend speicherte der andere diese Information für sich ab. „So ist das, verstehe.“

„Nenn mich also ruhig Vane.“ Noch immer begutachtete er Viorel genau, auch als sich ihre Hände wieder voneinander lösten. „Sag mal, kann es sein, dass du mit unserem Anführer verwandt bist?“

Eigentlich konnte Vane aus dem hellblauen Augenpaar bereits ablesen, dass der Junge genau wusste, wieso er das fragte, doch der hakte wohl lieber vorsichtshalber nach. „Du meinst Athanagoras?“

„Richtig, den meine ich. Du siehst ihm erstaunlich ähnlich.“

Es war nicht nur die Ähnlichkeit, auch die Stimme glich der von Atanas, sie war ebenso hell, nur etwas jünger und der dunkle Funken Trauer war nicht vorhanden. Zwar hatte sein Freund ihm gesagt, Viorel wäre quasi sein zweites Augenpaar, aber was hatte das genau zu bedeuten? Inzwischen war Vane noch neugieriger geworden, besonders als er ihn jetzt vor sich stehen hatte und persönlich erleben konnte.

Nachdenklich fuhr Viorel sich mit dem Finger über das Kinn. „Wir sind nicht direkt verwandt, aber uns verbindet etwas.“

„Das sieht man“, meinte Vane, der ihn nochmal von oben bis unten betrachtete. „Was verbindet euch denn?“

„Schau mich doch nochmal ganz genau an, denn eigentlich sollte es für dich offensichtlich sein.“

„Ist das so?“ Lächelnd schob Vane seine Brille zurecht und beugte sich dabei ein Stück zu ihm runter. „Du machst es aber ganz schön spannend.“

Unschuldig hob Viorel die Schultern. „Wäre doch sonst langweilig.“

„Na gut, dann lass mal sehen ...“

Erneut fuhr Vane mit seinem Blick über Viorel. Wenn er nicht mit Atanas verwandt war, was sollte sie sonst verbinden? Das war überaus geheimnisvoll.

Zu schade, dass gerade kein anderer Traumbrecher in der Nähe war, aber auch ohne eine Bestätigung wusste Vane, dass Viorel zuvor sicher noch nie in Athamos unterwegs gewesen sein konnte. Sonst hätte man garantiert schon mal etwas von ihm gehört und Gerüchte darüber aufgeschnappt, was eine mögliche Verwandtschaft zu Atanas anging. Also war Viorel entweder frisch in diese Branche eingestiegen oder hatte sich bisher nur noch nie gezeigt, aus welchen Gründen auch immer.

Während Vane darüber zu grübeln anfing, was es mit Viorel auf sich haben könnte, wurde die Stille um sie herum übermächtig. Die große, runde Halle war um die Mittagszeit rum immer so leer wie jetzt, weil die meisten in ihrem Zimmer waren und Schlaf nachholten, den sie nachts nicht bekommen hatten. Nur selten traf man um diese Uhrzeit hier auf jemanden, dabei kam man nur über die Haupttreppe, die kreisförmig um eine stabile Säule in der Mitte herum verlief, zu allen möglichen Stockwerken und Bereichen von Athamos.

„Du denkst schon zu lange nach“, warf Viorel schließlich nach einer Weile in den Raum und sah ihn dabei seltsam bedauernd an. „Tut mir leid.“

Sofort schüttelte Vane den Kopf und stellte sich wieder aufrecht hin. „Mir tut es leid. Ich scheine ja das Offensichtliche zu übersehen, wenn du meinst, es sollte mir eigentlich auffallen.“

„Das ist echt ungewöhnlich, aber auch erstaunlich ... oder besorgniserregend.“

„Solltest du mich dann nicht langsam mal aufklären?“ Im Moment war Vane nämlich einfach nur verwirrt davon, neben Atanas jetzt auch noch aus Viorel nicht wirklich schlau zu werden. „Spann mich bitte nicht weiter auf die Folter.“

„Geht leider nicht anders“, entschuldigte er sich mit einem milden Lächeln. „Wir haben einen Auftrag, um den wir uns kümmern müssen. Meines Wissens nach wird der Alptraum, um den es geht, sowieso schon viel zu lange ignoriert.“

Ein wenig Misstrauen wurde in Vane geweckt, weil es sich für ihn so anhörte, als wollte Viorel den Feind um jeden Preis vernichten. Hatte Atanas ihm nicht erzählt, dass die Priorität diesmal etwas anders war als gewöhnlich? Sein Ziel war es doch, zu beweisen, nicht jeden Alptraum blind zur Strecke bringen zu müssen.

„Du weißt aber schon, worum es hierbei in erster Linie geht?“

„Natürlich“, bestätigte Viorel. „Athanagoras hat mir die Lage erklärt. Ich werde mir anschauen, ob du recht hast mit dem, was du über Alpträume sagst.“

Beruhigt atmete Vane innerlich auf. Atanas hatte also sein Wort gehalten, nun musste nur noch alles so ausgehen, wie er sich das vorstellte. In Zukunft änderten sich dadurch hoffentlich ein paar Ansichten bezüglich Alpträume und es wurde nicht mehr ohne Ausnahmen Jagd auf sie gemacht. Womöglich war das sogar die Bestimmung, nach der Vane schon so lange suchte.

Daher zeigte er sich auch sehr motiviert. „Prima, dann machen wir uns mal auf den Weg.“

„Du willst jetzt losgehen? Mitten am Tag? Ich fürchte, das wäre noch etwas zu früh.“

„Ach ja, richtig ...“

Alpträume waren nachtaktiv. Auch Reinmahre schliefen tagsüber und mit ihnen ihre Schöpfer-Welten, die in der Ruhephase verblassten, wodurch es für Traumbrecher noch schwerer wurde, sie überhaupt zu finden. Sicher, Vane kannte den genauen Standpunkt ihres Ziels glücklicherweise, aber am Tage könnten sie dort trotzdem nichts vorfinden.

„... Moment, also haben wir doch noch reichlich Zeit“, bemerkte Vane.

Bevor er noch mehr sagen konnte, nahm Viorel ihm schon vorher die Hoffnung auf eine Antwort, was seine Verbindung zu Atanas anging. „Für die Vorbereitungen, ja. Und damit wir vor unserem Einsatz noch genug Kraft tanken können.“

Diesmal wollte ihr Anführer anscheinend sichergehen, dass nicht wieder jemand schwer verletzt zurück nach Athamos kam. Wäre er bei jedem Einsatz so umsichtig, könnte es insgesamt weitaus weniger Verletzte geben und Dr. Cope müsste nicht so viel arbeiten. Bestimmt besserte sich dieser Zustand automatisch, sobald nicht mehr auf alle Alpträume Jagd gemacht wurde.

„Schon verstanden.“ Lächelnd hob Vane die Hände, um seine Worte zu unterstreichen. „Ich frage dich einfach nochmal, nachdem wir unseren Job erledigt haben, aber dann musst du es mir auch verraten. Okay?“

„Vielleicht“, gab Viorel sich weiter geheimnisvoll und deutete Richtung Haupttreppe. „Gehen wir in den Speisesaal. Dort können wir Details besprechen und uns nebenbei stärken.“

„Einverstanden~.“

Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung. Mit etwas Glück erfuhr Vane vielleicht noch bei der Besprechung die eine oder andere Kleinigkeit über seinen neuen Partner, das würde ihn freuen. Sollte ihr Einsatz erfolgreich verlaufen, musste er nicht in den Innendienst und könnte weiter jagen, mit jemandem an seiner Seite. Also war es doch nur verständlich, dass er so viel wie möglich über seinen neuen Freund in Erfahrung bringen wollte.
 

***
 

Die Besprechung war sehr informativ gewesen – leider mehr für Viorel als für Vane.

In allen Einzelheiten hatte er ihm erklärt, wie die Schöpfer-Welt des Reinmahrs aufgebaut war und worauf es dort zu achten galt. Zumindest trug er das weiter, was er bisher beobachten konnte. Somit gab es für Viorel weniger Überraschungen und er wusste, worauf er sich einließ, genau wie Vane. Sie waren also auf demselben Wissensstand, fast.

Nur darüber, auf welche Art sich der Alptraum selbst einsperrte, hatte er kein Wort verloren, denn das sollte man selbst gesehen haben, damit es auch die gewünschte Wirkung erzielte. Darauf baute Vane. Ansonsten hatten sie nur noch über einige Kleinigkeiten gesprochen und an sich sah es so aus, als kämen sie gut miteinander klar, bis auf die Tatsache, dass Viorel nichts über sich selbst verraten wollte.

Nicht mal auf die Frage danach, welche Prägung er überhaupt besaß, hatte er geantwortet. Seine Erklärung bestand nur aus der Aussage, seine Fähigkeiten wären denen der Schöpfer ähnlich, unterschieden sich aber davon. Allmählich zweifelte Vane daran, ob Viorel ein Traumbrecher war und nicht doch etwas völlig anderes. Wären Fortuna nicht allesamt weiblich, hätte er darauf getippt.

Ich gebe dir nicht irgendjemanden mit, hat Atanas gesagt, ging es Vane durch den Kopf, während er kurz vor Mitternacht im untersten Stockwerk von Athamos auf Viorel wartete. Du scheinst eine Menge Geheimnisse mit dir herumzutragen, mein Freund.

Ob das einer der Gründe war, wegen dem Atanas auf ihn traurig wirkte? Irgendwann musste es doch zu einer Last werden, zu viele Dinge alleine auf sich zu nehmen und zu tragen. Nächstes Mal sollte Vane nochmal versuchen, mit ihm darüber zu sprechen, sofern seine empathischen Fähigkeiten ihn nicht im Stich ließen.

Erst mal konzentrierte er sich auf den bevorstehenden Einsatz. Ganz unten in Athamos, im Keller, befanden sich die Portale, dank denen es ihnen möglich gemacht wurde, problemlos zu fast jedem Ort auf der Welt zu gelangen. Noch hielt Vane sich im Vorraum auf, der aus einer großen, runden Halle mit etlichen Türen in den Wänden bestand. Hin und wieder kamen einige Traumbrecher aus diesen heraus oder von der Treppe herunter. Sie grüßten ihn freundschaftlich beim Vorbeigehen und baten ihn darum heil zurückzukommen, nicht so wie letztes Mal.

Ihm genügte bei manchen nur ein Blick, um sagen zu können, wie anstrengend dieser Job für ein paar Traumbrecher war. Kein Wunder, man bekam hier nicht einfach nur Superkräfte geschenkt, mit denen sich mühelos alles regeln ließ. Man musste lernen, Ängste zu unterdrücken und sich seine Traumzeit richtig einzuteilen. Viele waren gar nicht dafür geeignet, dieser Arbeit nachzugehen. Auch das war allerdings ein Thema, auf das Atanas sich nie einlassen wollte, sobald er es mal zur Sprache brachte.

Dabei will ich dir doch nur helfen ... und den anderen.

Nachdenklich blickte Vane die Haupttreppe empor, zupfte an seinem grünen Mantel herum und frage sich gerade, wo sein Partner blieb, als dessen Stimme plötzlich hinter ihm ertönte. „Wir können los.“

Erschrocken zuckte Vane zusammen und fuhr herum – dort stand auf einmal Viorel, der ihn fragend ansah. „Bist du Teleportation etwa nicht gewohnt?“

Teleportion. Bei den Traumbrechern entsprach diese Fähigkeit der Normalität, unter Schöpfern war sie weit verbreitet und von denen gab es auch die meisten in Athamos. Für Vane blieb es dennoch ungewohnt, wenn jemand aus dem Nichts heraus in seiner Nähe auftauchte, aber der Schreck hielt auch nur kurz an.

„Ich schätze, das liegt daran, weil ich selbst eine Schall-Prägung habe“, antwortete er und klang bei dem nächsten Satz amüsiert. „Und der Jüngste bin ich ja auch nicht mehr.“

Vane mochte nicht mehr altern, aber für so einen Scherz genügte die Anzahl an Jahren, die er bereits hinter sich hatte. Von einigen Filmen her spukte außerdem noch in seinem Kopf herum, dass sich im Keller oft die schlimmsten Szenen abspielten. Eine ängstliche Person war er im Grunde nicht, doch bei manchen Dingen war sein Instinkt etwas stärker vertreten.

„Angst ist für einen Traumbrecher aber keine gute Eigenschaft“, brachte Viorel an und neigte dabei den Kopf, sichtlich verwundert darüber, wie Vane bisher überleben konnte.

„Das war nur ein kleiner Schreck“, korrigierte dieser ihn. „Für einen Traumbrecher ist es auch nicht gut, seine Zeit außerhalb eines Kampfes für eine Teleportation zu verschwenden.“

Zu Fuß wäre Viorel auch pünktlich hier gewesen und hätte nur früh genug losgehen müssen, aber er stimmte diesen Worten nur mit einem Nicken zu, statt sich zu rechtfertigen. Es war auch nicht in Vanes Sinne, ihm deswegen Vorwürfe zu machen, nur war es doch ein Grund zur Sorge. Sechs Stunden Traumzeiten waren nicht viel.

Ohne weitere Worte gab Viorel mit einer Geste zu verstehen, dass er vorgehen sollte, was er auch tat – irgendetwas an dem Jungen beschäftigte ihn aber gerade und es hatte nichts damit zu tun, wie geheimnisvoll er sich gab. Gezielt ging er auf eine der Türen zu, blieb kurz davor jedoch nochmal stehen und begutachtete seinen Partner genauer, der den Blick ratlos erwiderte.

Es mochte kaum zu sehen sein, aber Viorel war stark angespannt und atmete auch nur flach, als müsste er sogar das so gut wie möglich kontrollieren, um erfolgreich zu sein. Heute Mittag hatte er noch ein wenig verträumt gewirkt, jetzt erinnerte er Vane erst recht an Atanas. Was sie auch miteinander zu tun haben mochten, ihm gefiel dieser Zustand nicht.

Etwas sagte ihm, dass es nicht nur Konzentration war, wie sie bei einigen aufleben konnte, sobald sie sich einem Auftrag stellten. Viorel fürchtete sich davor, zu versagen.

Behutsam legte Vane ihm eine Hand auf die Schulter. „Beruhige dich. Wir kriegen das schon hin.“

Diese Worte sorgten nur für noch mehr Ratlosigkeit bei dem Jungen. „Beruhigen? Setzt das nicht voraus, dass man zuerst unruhig sein muss? Es geht mir gut.“

„Du merkst das vielleicht nicht, aber ich schon“, erklärte Vane und zwinkerte ihm zu. „Das sind Dinge, die ich sofort erkenne.“

„Dinge, die du sofort erkennst?“ Er verstand es offensichtlich nicht so wirklich. „Was sollen das für Dinge sein, wenn du nicht mal das Offensichtliche erkennst?“

„Na, die unoffensichtlichen Dinge~“, scherzte er und ließ es auch vorerst so stehen. „Komm, wir atmen zusammen mal kräftig durch.“

Nach diesen Worten holte er auch schon tief Luft und atmete entspannt wieder aus, was Viorel nur tatenlos beobachtete. Erst als Vane ein zweites Mal dazu ansetzte, schloss er sich dem an und sie atmeten zusammen durch. Den Zweck dahinter verstand Viorel nach wie vor nicht, was ihm anzusehen war, aber wenigstens machte er mit.

„Gut so~“, lobte Vane ihn zufrieden. „Wir sind jetzt ein Team und müssen aufeinander achten. Also musst du das hier nicht alleine schaffen, verstanden?“

Zögerlich nickte er. „Okay, verstanden.“

Ob das stimmte, konnte Vane nicht einschätzen, aber Viorel atmete schon wieder etwas ruhiger als vorher, demnach musste er etwas erreicht haben. Wenn Viorel sich vor diesem Einsatz so angespannt fühlte, lag die Vermutung nahe, dass er zuvor noch nie zu einem aufgebrochen war oder schon mal versagt hatte. Ein Grund mehr, warum dieser Ausflug unbedingt erfolgreich ausgehen sollte.

„Gut, dann mal los.“

Einen Augenblick lang starrte Viorel ihn noch schweigend an, ehe er nickte und ein Lächeln zustande brachte. Anschließend legte Vane auch die letzten Schritte zu der Tür zurück und öffnete sie, um dahinter den Bereich mit den Portalen zu betreten. Bald sah er den Alptraum wieder, der ihn fast umgebracht hätte, diesmal mit einem Partner an der Seite.

Ich muss es schaffen. Wir müssen ihm einfach helfen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ursprünglich gehörten Kapitel 2 und 3 zusammen, aber ich habe sie dann doch lieber voneinander getrennt. Zum einen, weil es sonst ein viel zu langes Kapitel geworden wäre und zum anderen möchte ich mich bei dem nächsten nur auf den Alptraum konzentrieren. Komplett anzeigen

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