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oder: Der Tag, an dem Zorro verschwand
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nochmal die Warnung: Zorro-Centric!!! Und wenn ich das sage, meine ich das auch so :P Komplett anzeigen

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Cognition

Er wusste nicht, wie lange er schon ziellos durch den Wald gestreift war, als er das Sirren zum ersten Mal hörte. Vor wenigen Minuten war er dazu übergegangen, sich nicht mehr länger durch das viel zu dichte Unterholz zu schlagen, sondern stattdessen durch das weitläufige Geäst der Bäume zu streifen, losgelöst von der Erde, vollkommen mit sich und der Welt im Einklang. Und es war toll, sich an den mal dicken, mal dünneren Ästen entlang zu hangeln, auf ihnen zu laufen, wenn sie breit genug waren, dann plötzlich in einem waghalsigen Manöver abzuspringen und schließlich doch sicher in einer Astgabel zu landen. Die Orientierung völlig verloren, doch wo Verwirrung, Ärger, vielleicht auch ein Stück weit Unsicherheit herrschen sollte, war nichts als eine seltsam befreiende Leere, die nur darauf wartete, mit Emotionen aller Art aufgefüllt zu werden. Seine Beine schienen wie von selbst zu laufen, er ging in die Knie, wenn er springen musste, und bis auf ein leises Rascheln der Blätter war kein Laut zu hören, wenn er seinen Sprung mit den Fußballen abfederte. Obwohl er nicht mit voller Geschwindigkeit unterwegs war, so spürte er doch tief in seinem Inneren, dass er sich mit jedem Schritt immer weiter von seinen Freunden entfernte, so weit bis er irgendwann nicht mehr zurück finden würde.

Zorro stoppte mitten im Lauf, seine Schwerter schlugen mit einem Klappern gegen seine Beine, dass in der Stille des nächtlichen Waldes widerhallte. Fast wie in Zeitlupe und doch gleichzeitig in einer fließenden Bewegung lehnte sich der Schwertkämpfer an den mächtigen Baumstamm, der direkt hinter ihm aufragte und sich noch bis weit über seinen Kopf erstreckte. Während er sich daran hinab rutschen ließ, bis er auf dem kräftigen Ast saß, den er kurz zuvor noch hatte entlang laufen wollen, versuchte Zorro die Spitze des Baumes zu erkennen, doch obwohl er selbst nachts genauso gut sehen konnte wie tagsüber, so war es ihm unmöglich, das Ende des riesigen Gewächses zu erspähen.
 

Nachdenklich ließ er ein Bein über den Rand des Astes in die Tiefe baumeln. Wollte er etwa nicht mehr zu seinen Freunden zurück finden? Sein Leben als einsamer Wolf weiterleben, seine Freunde verlassen, wie er es schon so viele Male getan hatte, nur noch sein eigenes Ziel vor Augen bis zum bitteren Ende? In seinen Ohren tönte das gemeinsame Lachen von Ruffy, Nami, Lysop und Sanji, Chopper, Robin und Franky, wie sich ihre Stimmen zu einer wohlklingenden Melodie vereinten, sich zusammen fügten zu einer wunderbaren, unzerstörbaren Einheit.

Und obwohl er seinen eigenen Platz auf dem Abstellgleis nun endlich akzeptiert hatte, konnte er nichts gegen den plötzlichen, scharfen Schmerz ausrichten, der seine Brust durchzuckte.
 

Genau zu diesem Zeitpunkt hörte er es zum ersten Mal.

Ein leises, kaum wahrnehmbares Sirren, wie das Flirren der Sonne auf Stein drang es durch sein Bewusstsein, umspülte seinen Verstand und ließ ihn ein zweites Mal in dieser Nacht nach seinen Schwertern fassen. Doch so plötzlich er es wahrgenommen hatte, so plötzlich war es auch wieder verschwunden und die gespenstische Ruhe senkte sich erneut über den Wald. Schon während er sich durch das Unterholz geschlagen hatte, hatte er diese eigenartige Stille bemerkt. Nicht ein Vogel zwitscherte, keine Grille zirpte, sogar der leichte Wind, der am Strand geherrscht hatte, schien wie ausgelöscht, verschluckt von der ohrenbetäubenden Ruhe, die sich wie eine Glasglocke über den gesamten Dschungel gesenkt hatte.

Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken. Rasch und ohne einen Laut von sich zu geben erhob Zorro sich, beide Hände an jeweils einem seiner Schwerter. Noch während er mit seinen Augen in die Dunkelheit starrte, tastete bereits sein Geist nach irgendeiner Präsenz, irgendeinem Leben in seiner Umgebung, das sich als mögliche Gefahr herausstellen könnte. Die Stille war nicht mehr länger beruhigend, sondern regelrecht bedrohlich, als würde selbst die Natur den Atem anhalten und abwarten, was als nächstes passieren würde.
 

Doch kein übergroßes, wildes Tier preschte aus dem Unterholz und versuchte ihn zu zerfleischen, kein Eingeborenenstamm fiel über ihn her und betete ihn als ihren neuen Fruchtbarkeitsgott an, noch nicht einmal ein Blatt regte sich, stattdessen riss, wie auf ein geheimes Zeichen, die bis zu diesem Moment undurchdringlich dunkelgraue Wolkendecke auf und kaltes, weißes Mondlicht warf seinen Schein auf die Welt und ließ die Umgebung in einem eigenartigen, beinahe mystischen Glanz erstrahlen. Langsam ließ er die Hände sinken, die sich schon um die Schwertgriffe geschlossen hatten und entspannte sich wieder. Seine Augen folgten dem Lichtstrahl, der sich geradewegs an ihm vorbei im Dickicht des Dschungels zu verlieren und gleichzeitig einzuladen schien, ihm doch hinter her zu gehen. Zorros Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Warum eigentlich nicht?“, flüsterte er leise in die Dunkelheit hinein, bevor er erneut loslief, dieses Mal jedoch mit einem Ziel vor Augen. Was hatte er schon zu verlieren? Die Orientierung würde er so schnell nicht mehr wiederfinden und die Nacht war seines Erachtens noch jung, da konnte er ruhig noch ein bisschen tiefer in den Wald vordringen. Es war ja nicht so, als würden die Anderen ihn vermissen, wenn er fort war. Er biss die Zähne zusammen. Wahrscheinlich waren sie sogar froh, dass er sich aus dem Staub gemacht hatte. Vollkommen auf seine dunklen Gedankengänge konzentriert verpasste er es, vor seinem Sprung einen geeigneten Platz zum Landen auszuwählen und so riss er mit einem ohrenbetäubenden Krachen eine regelrechte Schneise in das zugewucherte Unterholz des Dschungels, Äste und Zweige brachen, ganze Kleb- und Klettergewächse nahm er in seinem Fall mit sich und war in diesem kurzen Moment so überrascht, dass er erst realisierte, was passiert war, als er bereits mit einem schmerzenden rechten Arm auf dem Waldboden lag.
 

Leise vor sich hin fluchend kam er wieder auf die Beine, während er seinen Arm auf Verletzungen untersuchte. Wen kümmerte es jetzt schon, dass er sich nicht mehr so leise wie möglich verhielt?! Es hörte ihn sowieso niemand! Genauso gut hätte er vor lauter Frustration durch die Gegend brüllen können bis er heiser war und trotzdem würde sich niemand um ihn scheren. Er fauchte wie ein verwundeter Panther, als er seinen Arm massierte. Zum Glück war er nicht gebrochen, aber sicher übel geprellt. Das war ihm schon seit mindestens zehn Jahren nicht mehr passiert. Nur weil er an diese Idioten gedacht hatte...! Tief in seiner Würde und seinem Stolz getroffen ließ Zorro von seinem Arm ab und hob den Kopf.
 

Er stand am äußersten Rand einer völlig von Vegetation befreiten Fläche. Sie war seltsam gewölbt, es erinnerte ihn auf seltsame Art und Weise an einen übergroßen Topfdeckel. Irgendetwas schien den Wald daran zu hindern, über die unsichtbare Grenze des kreisrunden Bereiches hinaus zu gedeihen, auch nur einen Ast überhängen zu lassen. Zorro ließ den Blick schweifen. Die Fläche des Kreises schien gut doppelt so lang wie die Thousand Sunny zu sein und mindestens dreimal so breit. Nicht ein einziger Grashalm spross unter den riesigen dunkelgrauen Steinplatten hervor, die in einem einzigartigen Mosaik bis zum Zentrum hin angeordnet worden waren. Und im Mittelpunkt schien sich das Herzstück dieses seltsamen Ortes zu befinden. Aus der Ferne sah es nach einem übergroßen steinernen Ring aus, der durch ein an der Unterseite befestigtes Halbkreis artiges Gerüst mit dem Steinboden verbunden schien. Doch als Zorro die flachen Stufen hinauf schritt, die zu dem aufgestellten Kreis führten, bemerkte er, dass, wie auf dem Zifferblatt einer Uhr, auf dem überraschend schmalen Reif diverse, für ihn nicht entzifferbaren Symbole und Schriftzeichen eingraviert worden waren. Nachdenklich strich er mit seinen Fingern über die glatte Oberfläche und schließlich über eines der in den Stein geschlagenen Zeichen. Robin hätte wahrscheinlich keine Schwierigkeiten gehabt, diesen Wisch zu lesen und irgendeinem aufgeblasenem Kult zuzuordnen. Er unterdrückte ein entnervtes Fauchen und verbot sich jeden weiteren Gedanken an die Strohhutpiraten. Was kratzte es ihn schon, wenn er nicht wusste, was irgendwelche Halbaffen in einen dämlichen Steinring gemeißelt hatten? Vermutlich handelte es sich nur um eine Gedenkstätte für Ahnen oder eine Art Opfertisch um die Götter milde zu stimmen. Er verdrehte die Augen. Für ihn gab es hier nichts interessantes zu sehen.

Gerade wollte er sich abwenden und noch etwas weiter durch den Dschungel streifen, da bemerkte er ein seltsames Flimmern der Innenfläche des Steinkreises. Er kniff leicht die Augen zusammen und sah genauer hin. Tatsächlich, im Inneren des Reifs flimmerte die Luft wie sonst vor Hitze und schuf so Konturen, die einen Wimpernschlag später wieder verschwunden waren um sich im selben Moment an anderer Stelle wieder neu zu formen. Wie eine unsichtbare Wasseroberfläche, die leichte Wellen schlug, weil der Wind über die Schaumkronen strich und so das Gewässer in Aufruhr versetzte... Unwillkürlich trat er näher.
 

Dann ging alles ganz schnell.
 

Aus den Augenwinkeln sah er gerade noch einen Fetzen des Mondes, dessen Schein genau in das Zentrum des Kreisinneren zu strahlen schien, im nächsten Moment schien das gesamte Gebilde regelrecht zu vibrieren, als erwachte es aus einem tiefen Schlaf zu neuem Leben. Plötzlich war da etwas, das an ihm zog, an seinem Körper zerrte, unsichtbare Ketten schienen sich um ihn gelegt zu haben und rissen ihn unbarmherzig nach vorn, direkt in den vor Kraft sirrenden Steinkreis hinein. Zorro zuckte zusammen und sein Herz setzte für einen Moment aus. Hier lief etwas ganz gehörig falsch! Starr vor Schock stolperte er unter dem immer stärker werdenden Sog ein paar Schritte vor, dann aber stemmte er sich mit ganzer Kraft gegen das, was auch immer ihn da gepackt hatte. Doch der Sog hatte ihn nun endgültig erfasst und gab ihn nicht mehr frei. Innerhalb weniger Herzschläge stand sein linker Fuß auf der Schwelle des Steinkreises, der zum Entsetzen des Schwertkämpfers regelrecht von der unsichtbaren Macht im Portal (denn genau DAS war es, was auch Zorro nun endlich klar wurde) zersetzt wurde. In einem letzten verzweifelten Versuch sich zu befreien zog er sein Kitetsu, doch der ungenaue Schwerthieb spaltete weder den Steinkreis, noch legte sich der unerbittliche Sog, der ihn jetzt schon fast vollständig in das Portal gedrängt hatte, das verfluchte Schwert zerschnitt nur den Riemen, an dem das Yubashili befestigt war. Und noch ehe das zerstörte Katana mit einem lauten Klappern auf dem steinernen Boden aufschlug, war der Spuk vorbei und Zorro verschwunden.
 

-
 

Er schien zu fliegen, sah verschwommen bunte Umrisse an ihm vorbei rauschen und dann wurde er auch schon mit einer unglaublichen Wucht aus dem Strom geschleudert und durch die Luft katapultiert. Unsanft schlug er auf dem Boden auf. Er schmeckte Gras, Erde und Blut, doch er hatte keine Zeit die Augen zu öffnen, denn sein Körper blieb nicht liegen, sondern rollte weiter, überschlug sich mehrere Male, in seinem Kopf drehte sich alles und er fiel... und fiel... und... fiel...
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Vergessen... alles vergessen, um Abitur gut zu schaffen.
Und ich hab's geschafft! :o :D

LG und hoffentlich bis bald,
Yoa-chan <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  LittleMarimo
2015-07-22T07:59:32+00:00 22.07.2015 09:59
Wow.. Die Geschichte ist echt gut.
Meehr! :D
Antwort von:  Yoa-chan
27.07.2015 18:32
Haha, danke dir :D
Ich lade heute oder morgen das nächste Kapitel hoch ;-)
Von:  Rocket-Chica
2015-06-24T15:57:29+00:00 24.06.2015 17:57
Wieder gut geschrieben.
Du hast einen sehr schönen Schreibstil.
Ich bin ja mal gespannt, wie es mit Zorro weitergeht. =)
Antwort von:  Yoa-chan
25.06.2015 00:25
Nochmal ganz lieben Dank für deine beiden Kommentare!!
Ich hoffe, dir wird die Geschichte auch weiterhin gefallen :-)


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