Zum Inhalt der Seite

Be my drug

and stun me
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Knowledge

Ein Blinzeln.

Helles Licht, das seine Augen störte und es dauerte einen Moment, bevor er sich an den Unterschied gewöhnt hatte. Die Schwere lag noch wie ein Schleier auf seinen Augenlidern, die er am liebsten wieder schließen wollte. Doch sein Verstand sagte ihm, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.

Denn das hier war ganz sicher nicht sein Schlafzimmer und schon gar nicht sein Apartment.

„Auch schon von den Toten auferstanden…?“

Der Blick fuhr zur Seite und zu sehen war ein neckisches Lächeln, das seine Lippen umspielte, während er sich gerade weiße Handschuhe anzog.

Shinra.

„Ich bitte dich…“, höhnte Izaya noch etwas schwach, bevor er versuchte seinen Körper hochzuhieven.

Etwas muss passiert sein.

Es war schon sehr lange her, dass er bei seinem ehemaligen Schulkollegen aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht war. Kaum eine Sekunde später fuhr ein seichter Schmerz in seine linke Hüfte, als er es geschafft hatte sich in eine sitzende Position zu richten. Der Informant zog eine Grimasse und sofort prasselten die Erinnerungen auf ihn ein.

Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er mit dem Monster auf dem Heimweg war, als…

Ja, als Shizuo ihn ja unbedingt am Arm ziehen musste, wodurch seine Wunde wieder aufgegangen war.

Natürlich.

Das was danach kam, war schon fast nur noch schleierhaft in seinem Gedächtnis. Er konnte sich nur noch vage an das Gefühl von Flanell in seinen Händen erinnern. Aber ob er sich das nicht nur eingebildet hatte, konnte er nicht sagen.

„Womit habe ich die Ehre, dir auf die Nerven zu gehen, Shinra?“, durchbrach der Informant schließlich die angenehme Stille die zuvor den sterilen Raum erfüllt hatte.

Es war ein kurzes Schnauben zu hören.

„Shizuo hat dich hier her gebracht. Du warst am Verbluten.“

Kurz und knapp.

Doch informativ genug, um Izaya kurz zum Stocken zu bringen.

Wie bitte?

Es dauerte einen Moment ehe er die Sprache wieder erlangt hatte.

„Shizuo? Du meinst…Shizu-chan?“

Izaya brach in Gelächter aus, das jedoch wegen den Schmerzen nicht lange anhielt.

„Shinra, bitte…! keine Witze am frühen Morgen...“, lachte er, „Du weißt genauso gut wie ich, dass dieser Muskelprotz mich eher umgebracht hätte, als mich zu dir zu bringen...“

Der Arzt drehte den Kopf in seine Richtung. Mal abgesehen davon, dass es schon fast Nachmittag war, schien Izaya seine Schmerzen gekonnt zu ignorieren.

„Es ist die Wahrheit. So wahr ich Celty Sturluson liebe!“, sprach der Arzt euphorisch und ernst zugleich, was Izaya eine Grimasse ziehen ließ.

Pah.

Wurde der Muskelprotz nun etwa weich? Als ob er ihm plötzlich helfen würde…

Aber was ihn ärgerte, war die Tatsache, dass er sich kaum erinnern konnte was eigentlich passiert war. Alles was nach dem Öffnen der Wunde kam, war nicht viel mehr als weißer Nebel…

Izayas Augen fuhren über seinen eigenen Körper, huschten über das zerfetzte Shirt, bis hin zu der Verletzung, die mit etwas blutdurchtränkten Bandagen umwickelt waren. Zudem bemerkte er, wie sein rechter Arm verschlaucht war und er quasi am Tropf hing. Ein Seufzen fuhr über seine Lippen.

Womöglich fehlten ihm wieder irgendwelche Vitamine und sonstige Stoffe. Manchmal war Shinra einfach übermäßig vorsichtig. Sein ehemaliger Klassenkamerad war immer noch der Meinung, dass er sich gesünder ernähren sollte, doch das stieß natürlich auf taube Ohren.

Schließlich tat Izaya das, was er wollte.

„Ich wette Shizu-chan hat sowas gesagt wie ‚Hier nimm diesen dreckigen Floh und schaff ihn mir vom Hals!‘“, äffte er den blonden Mann nach, was ein belustigtes Schnauben vonseiten des Arztes verursachte.

„Nicht wirklich.“, erwiderte Shinra nur, und trat auf den schwarzhaarigen Mann zu, während er sich um den Schlauch kümmerte, der Izayas Arm mit dem Tropf verband. Vorsichtig entfernte er die Nadel aus der Ader, drückte im nächsten Moment mit einem Stück Stoff auf die kleine Wunde, um den Blutfluss zu stoppen.

„Oder dass ich lieber sterben und endlich aus seinem Leben verschwinden sollte, haha.“ Izaya begann gefakt zu lachen. „Aber so leicht mache ich es dir nicht, Shizu-chan…“

Die Stimme des Informanten wurde leiser, bis sie verstummte. Der Mann an seiner Seite fuhr leise mit seiner Arbeit fort und ließ sich kein Stück, weder von Izayas Gezappel noch seinem Gezeter beeinflussen. Denn schließlich war er Izayas Art des Selbstgespräches schon sehr gewohnt. Er kannte es nicht anders.

Izayas Muskeln zuckten.

Es pikste noch ein wenig an seinem Arm, wo die Nadel die Haut durchstochen hatte, doch es war nichts im Gegensatz zu den Schmerzen, die er an seiner Hüfte gespürt hatte…

„Wenn es dich so brennend interessiert was Shizuo gesagt hat, kannst du auch wie jeder andere normale Mensch fragen, Izaya.“

Der Informant verengte die Augen.

Tch.

Dieser alte Stümper kannte ihn schon fast zu gut. Aber als ob er jetzt nachgeben würde.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich ein normaler Mensch bin, oder Shinra?“, lenkte er ein wenig ab, als er direkt danach einen gespielten Seufzer von sich gab.

Die behandschuhten Hände fuhren behutsam über seine Verletzung, entfernten Stück für Stück die blutgetränkte Bandage, sodass sich nach kurzer Zeit die angegriffene Stelle zeigte.

„Shizuo hatte einen ganz seltsamen Ausdruck im Gesicht.“

Ohne irgendwie auf die Frage des anderen eingegangen zu sein, begann der Arzt trotzdem zu erzählen. Und Izaya hasste Shinra dafür, dass er ihn so gut kannte.

„Er verblutet, hatte er gesagt. Mehr nicht. Zuerst dachte ich, er hätte dir sonst was angetan, aber dann würde er bestimmt nicht zu mir kommen.“

Ohne wirklich auf Izayas grimmigen Blick zu achten, der mehr aussagte als Worte es getan hätten, fuhr der braunhaarige Mann mit seiner Erzählung fort.

„Tja, es war schnell klar, dass deine Wunde wieder aufgegangen war. Shizuo wirkte recht verwirrt und irritiert. Es hat mich sowieso gewundert, wieso er geblieben ist. Dabei war er während der OP so nutzlos wie ein Sack Kartoffeln.“

Shinra ging kurzzeitig zu seinem Arztkoffer, fischte sich die nötigen Medikamente und Instrumente hervor, die er für Izayas Behandlung brauchen würde. Dann kehrte er zurück und machte sich daran, sich die Verheilung der Wunde anzuschauen.

„Hmm, vielleicht hat er sich dafür schuldig gefühlt…?“, rätselte er weiter, doch der andere schnaubte.

„Mach dich nicht lächerlich, Shinra.“, schnitt ihm Izaya dazwischen, dem es inzwischen mehr als nur ein wenig auf die Nerven ging.

„Ihr könnt von Glück reden, dass ihr noch eine intakte Wohnung habt. Dieses Monster weiß sich ja einfach nicht zu beherrschen.“

Izayas Gesichtsausdruck begann zu wanken, und es war schwer die Maske in Shinras Anwesenheit nicht fallen zu lassen. Dieser Stümper sollte besser aufhören zu quatschen, bevor er ihm noch seine andere Seite zeigte. Und es dauerte eine ganze Weile bis eine Antwort kam.

„Ich kann dir nicht ganz widersprechen. Aber gestern war etwas anders…“ Shinra stoppte kurz in seinem Tun, bevor er nach ein paar Sekunden seine Arbeit wieder aufnahm.

„Irgendwas ist anders an Shizuo.“

Mit einem letzten Strich packte der Arzt die Wundcreme zur Seite und schnappte sich frische Bandagen von der Seite. Geschickt begann er es um die Verletzung zu wickeln.

„Und ich bin sicher, du weißt warum.“

Ein weiteres Mal fehlten dem Informanten beinahe die Worte, als er feststellen musste, dass Shinra weitaus mehr Wissen über die Gesamtsituation verfügte, als er angenommen hatte.

Bloß woher?

Von wem?

Es war nicht möglich, dass er das einfach aus reinem Bauchgefühl spekulierte.

Hatte Shizuo etwa was erzählt?

Nein, irgendwie glaubte er nicht daran.

Unbewusst biss sich der Informant auf die Lippe.

„Shinra.“

„Hm?“

Mit einem letzten Schliff zog der Arzt die Bandage fest und bewunderte mit einem zufriedenen Ausdruck sein Handwerk.

„Was hat Shizu-chan erzählt?“

Shinra brachte in aller Ruhe die Sachen weg, ordnete die Instrumente in seinem Koffer, während er antwortete.

„Nun, nicht viel. Eher war ich es, der ihn zum Reden gezwungen hat. Ich wollte wissen, wie es dazu kam, dass deine Wunde wieder aufgegangen ist.“

Bei dem letzten Satz wandelte sich Izayas neutraler Ausdruck zu einem wütenden, der aber schnell wieder weggewischt war, als Shinra den Kopf über die Schulter warf.

„Verstehe.“

Izaya studierte seinen ehemaligen Klassenkameraden gründlich, scannten ihn mit seinen rötlichen Augen ab, bevor er entschied, die ganze Sache vorerst ruhen zu lassen. Schließlich konnte er diesen Muskelprotz ja auch noch selber fragen.

„Ach ja, Izaya…“

Shinra drehte sich zu ihm um, eine Hand gehoben, sodass es fast aussah, als wollte er ihn warnen. „Es geht mich zwar nichts an, aber ich dachte, ich sage es dir trotzdem. Shizuo kennt Kirima irgendwo her. Und ich glaube es ist keine gute Idee, weiter-“

„…Was?“

Izayas Stimme war plötzlich eiskalt.

Sie sank um mehrere Grade ins Minus und der Informant war so plötzlich auf den Beinen, dass selbst Shinra ein kurzes Zucken nicht unterdrücken konnte.

„Du hast Shizu-chan von Kirima erzählt?“

Man hörte förmlich das Schlucken von dem braunhaarigen Arzt, als er merkte, wie ihm ein Schauer über den Körper fuhr. Izaya überwand den kleinen Abstand zwischen ihnen und schnappte sich den anderen an seinem Laborkittel.

„Du hast dich gerade selbst in Schwierigkeiten gebracht, das ist dir klar, oder?“

Izayas Gesichtsausdruck war neutral, jedoch konnte der Arzt genau erkennen, wie es unter der Maske brodelte. Shinra lächelte, auch wenn ihm dabei die Angst über den Körper fuhr.

„Was wollen wir dagegen tun? Es rückgängig machen wird wohl kaum möglich sein.“

„Nein…“

Izaya lachte seltsam.

„Aber ich hatte erwartet, dass du zumindest einmal deine große Klappe halten kannst.“, zischte Izaya, bevor er den Kragen seines ehemaligen Klassenkameraden los ließ und Ausschau nach seinen eigenen Klamotten hielt.

Shinra blinzelte.

„Erwarte bloß keine Entschädigung von mir, du Abluchser.“, fügte Izaya noch hinzu, seine Stimme hatte sich wieder beruhigt.

Das weiße Fell seiner Plüschjacke strich über seine Haut, als er den Rest seiner Klamotten ordentlich zusammen gefaltet auf dem Stuhl neben dem Krankenbett entdeckte. Mit Eile schnappte er sich den Haufen, klemmte ihn sich unter den Arm und trat zur Tür.

„Warte, Izaya.“

Der Mann mit den schwarzen Haaren blieb kurz vor der Tür stehen, in seinen Augen glühte Ungeduld und Verärgerung.

„Tut mir Leid Shinra, ich habe nicht länger Zeit mit dir zu quatschen.“

„Ich bezweifle es.“, sagte der Arzt, während seine Augen sich verengten, doch das Lächeln verließ nicht seine Lippen.

„Nimm die Medikamente mit, die im Wohnzimmer liegen.“ Ein halber Befehl und eine halbe Bitte, auch wenn von vorneherein klar war, dass Izaya sich nicht bedienen würde. Sein Stolz nahm manchmal überhand. Vor allem wenn er zu sehr eingeengt wurde.

„Schon gut, Shinra. Werd bloß nicht übermütig. Wer weiß, sonst entschlüpft meinem Mund auch noch etwas, was andere Ohren nicht hören sollten…“

Izaya konnte sehen, wie sich der Arzt zusammen krampfte, bevor sein Lächeln aus dem Gesicht verschwand. Die braunen Augen funkelten und der schwarzhaarige Mann wusste genau, er hatte sein Ziel erreicht.

Shinra nickte zur Tür hin.

„Du weißt, wo der Ausgang ist.“

Mehr Worte als Ausladung konnte Izaya nicht haben.

Der Informant ließ ein bitteres Lächeln zeigen, als er endgültig durch die Tür trat.
 

♔ ♕
 

Shizuo knurrte.

„B-Bitte! Ich weiß wirklich nicht, wie ich an das G-Geld rankommen soll…! Meine Freundin wartet schon auf mich und ich darf mich nicht verspäten.“, wimmerte der Mann erneut und schien kurz vor dem Nervenzusammenbruch, als sich eine weitere Wutader im Gesicht des Blondschopfs bemerkbar machte.

„Der Staat ist schuld! Ja genau! Finanzielle Hilfe bieten sie ja keinem der-“

„Halt die Klappe!“, hallte es im nächsten Moment laut durch die Gasse und ehe er sich versah, ragte ein riesiger Schatten über dem armen Mann, der nur dank seiner Reflexe dem Flaschenautomat ausweichen konnte. Zitternd und bebend saß er auf dem Boden und starrte mit geweiteten Augen auf das kaputte Objekt, das ihn beinahe zerdrückt hätte. Ein paar Flaschen lagen neben ihn, während die Flüssigkeit begann, sich um ihn herum auszuweiten.

Der ehemalige Bartender gab einen genervten Seufzer von sich, der wie ein Knurren klang.

Was war heute mal wieder los?

Seine Nerven waren aufs Übelste gereizt und nicht einmal die Erdbeermilch von heute Morgen hatte da helfen können.

Womöglich war es die Schuld des Flohs.

Er war schließlich immer Schuld.

„Shizuo!“

Toms Stimme erreichte von weit her seine Ohren. Shizuo schenkte dem Schuldner einem grimmigen Blick, den der Mann unmittelbar verstand, weil er daraufhin so wild mit dem Kopf nickte, als ob er beweisen wollte, beim nächsten Mal das Geld ganz sicher zu haben.

Mit einem Zischen drehte Shizuo sich schließlich um und trotte auf seinen Chef zu, der am Ende der Gasse auf ihn wartete.

„Er wird zahlen.“, erwiderte der Mann mit den Dreadlocks, als sei die Sache damit nun geklärt, woraufhin der Blondschopf nur ungläubig schnaubte.

„Nur noch zwei für heute, Shizuo, dann haben wir es erstmal geschafft.“

Die aufmunternden Worte seines Chefs brachten nur wenig gute Stimmung auf. Es war zumindest ein Grund, schnell zum nächsten Schuldner zu kommen und den Tag für heute zu beenden.

Shizuo nickte und folgte Tom in die nächste Straßenecke. Die Gegend hier war nicht wirklich herunter gekommen mochte man meinen, doch das Innere der Häuser hatte einen ganz anderen Charme. Das durften die beiden Männer schon selbst in Erfahrung bringen, als sie vor einiger Zeit einem Schuldner einen „Besuch“ abgestattet hatten.

„Hah…“, seufzte Tom, als er langsam die Treppe hinauf stieg.

„Hoffentlich ist er nicht wieder auf die Idee gekommen sich unter dem Bett zu verstecken…“

Shizuo folgte ihm nur schwerfällig.

Sein Blick lag erneut auf seinem Handy, dass ein kurzes Knacken von sich gab, als Shizuo es zu stark in seiner Hand drückte. Dieser Floh…
 

Izaya ist wieder auf den Beinen. Er hat vorhin unser Apartment verlassen.
 

Celty hatte ihm die SMS schon vor Stunden geschickt, doch die Worte geisterten immer noch in seinem Kopf umher. So ganz wusste er nicht, ob es nun gut oder schlecht war.

Gut, dass der Floh noch nicht das Hemd abgegeben hatte, aber wiederum schlecht, weil er eigentlich auf diesen Bastard verzichten konnte.

Ein ewiges Hin und Her.

Ein widersprüchlicher Mischmasch.

„Shizuo?“

Fast schon erschrocken blickte er hoch, begegnete dem Blick von braunen Augen, die offensichtlich was von ihm erwarteten.

Doch so ganz waren seine Gedanken nicht bei der Arbeit gewesen, sodass er nicht wusste, was Tom gerade von ihm wollte.

„Entschuldige.“, murmelte er und packte sein Mobiltelefon zurück in seine Weste. Toms Augen verfolgten seine Bewegung und im nächsten Moment seufzte er.

„Was ist los? Hast du eine wichtige Nachricht bekommen?“, sprach Tom ihn schließlich darauf an, als er nicht mehr sehen konnte, wie er ständig sein Handy mit so einem grimmigen Blick durchlöcherte, dass man meinen könnte, das Objekt gäbe von alleine seinen Geist auf.

Shizuo spannte sich an, als er die Frage hörte.

„Tch. Wichtig…eher nervig!“

Tom runzelte kurz die Stirn, wartete für mehrere Minuten, in denen der Blondschopf aber nicht fortfuhr. Stattdessen schnappte dieser sich gerade seine neunte Zigarette und zündete sie sich an.

„Auch?“, bot Shizuo seinem Chef an, indem er die hellblaue Verpackung in seine Richtung hielt. Doch zu seiner Überraschung lehnte er es mit einem Lächeln ab.

„Sag mir lieber, warum du so schlechte Laune hast.“

Shizuos Finger krallten sich in den Stoff seiner Hose, während er mit seinen Lippen auf der Zigarette herumdrückte.

Ein einziger Name tauchte in seinen Gedanken auf.

Izaya.

Dieser Floh hatte sich den ganzen Tag noch nicht bei ihm gemeldet und das war verdammt verdächtig. Kann schon sein, dass der andere verletzt war, jedoch hatte es ihn noch nie davon abgehalten dem Blondschopf den Tag zu versauen. Und nun fragte er sich, was genau jetzt eigentlich Sache war zwischen ihnen.

Diese Ratte plante etwas.

Das spürte er.

„Geh.“

Auf Toms plötzlichen Befehl hin, wurde er aus seinen Gedanken gerissen und starrte verwirrt in sein Gesicht.

„Huh?“

„Geh und klär die Sache - was auch immer es ist. Ich brauche niemanden, der gedanklich nicht bei der Arbeit ist.“, erklärte sein Chef, während er einen Schritt auf ihn zu trat.

Shizuo wusste, dass Tom es gut mit ihm meinte. Er war manchmal einfach zu gutherzig. Selten hatte sich der Blondschopf mal frei genommen, genauso wenig wie Tom selbst. Shizuo wollte arbeiten, sich ablenken von dieser nervigen Pest. Und vor allem jetzt würde er ohne Arbeit völlig untergehen.

„Nein.“, war die simple Reaktion von Shizuo, der schon fast wie ein trotziges Kind aussah, als sein Gesicht sich in eine unzufriedene Maske verzog. Tom seufzte.

Bitte…“, probierte Tom es erneut und blickte ihn sorgenvoll an.

Der ehemalige Bartender blickt beschämt zur Seite und hob die Hand ans Gesicht. Es kam nicht oft vor, dass Tom das Wort Bitte benutzte. Es war schon fast peinlich vor ihm, aber wenn sein Chef ihn schon darum bat…

Es dauerte ein paar Minuten, bevor Shizuo sich innerlich geschlagen gab und schließlich den Blick hob.

„…Aber nur heute.“

Das schien Tom zu erleichtern.

„Gut. Komm morgen später zur Arbeit. Du hast meine Erlaubnis.“

„Aber-“

„Nichts aber, Shizuo.“, schnitt Tom ihm dazwischen, bevor mehr Protest kommen konnte.

Er fuhr sich mit einem Stöhnen durch die blonden Haare, zog ein letztes Mal an dem Rest seiner Zigarette, bevor er den Stummel auf den Boden fallen ließ.

„Okay. Wir sehen uns morgen.“

Er wollte nicht noch mehr Diskussionen mit Tom führen, also lotste er sich selbst aus der Gasse hinaus, machte sich auf den Weg nach Shinjuku.

Was für ein… „Glück“, dass seine Wohnung nur quasi direkt nebenan war. Einfacher konnte es der Floh ihm nicht machen.

„Mal sehen, wie krank du bist, I-za-ya-kun…“
 

♔ ♕
 

Finger fuhren eilig über die Tasten, tippten schneller, als es sonst der Fall war. Sein Gesicht war zu einem unzufriedenen Stirnrunzeln verzogen, während er schon seit zwei Stunden nicht ein einziges Mal den Platz verlassen hatte.

Shinra dieser Idiot hatte ihn ja nicht geweckt, sodass er den halben Morgen im Krankenbett verschlafen hatte. Leider hatte er dadurch zwei Termine mit wichtigen Klienten verpasst, was natürlich kein gutes Licht auf ihn warf. Und das war für einen Informanten seines Kalibers nicht gerade vorantreibend.

Izaya stöhnte erneut, bevor er sich unwirsch durch die schwarzen Haare fuhr. Seine Verletzung schmerzte dank der Tabletten nicht mehr so stark, jedoch konnte er das unangenehme Gefühl auch nicht komplett ausblenden…

Im nächsten Moment durchbrach das Klingeln seines blauen Handys die Stille in dem großen Apartment und Izaya konnte ein Zischen nicht unterdrücken, als er die Anrufer-ID auf dem Display sah.

„Ah, Watanabe-san.“, begrüßte der Informant den anderen Mann, als er das Telefonat entgegen nahm.

„S-Sie…Sie…!“

Die Stimme am anderen Telefon war unruhig, eindeutig wütend.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen, auch wenn nur für einen kurzen Augenblick, bevor er begann auf den Mann einzureden.

Seine Gutgläubigkeit war das Witzige gewesen, sein restliches Auftreten hingegen, der komplette Reinfall. Aber das liebte Izaya an seinen Menschen ja so sehr. Wie sehr sie alle gleich sind, sich aber trotzdem so sehr voneinander unterschieden.

Das Gespräch wurde von Minute zu Minute hitziger, bis dem anderen schließlich nichts mehr gegen Izayas Wortgewandtheit einfiel.

„D-Das werden Sie z-zurück bekommen, S-Sie…!“

Izaya musste ein Lachen unterdrücken, als er die hohe Stimme des fast 40-jährigen Mannes hörte, der nicht einmal eine richtige Beleidigung über die Lippen brachte.

Was hatte der arme Mann erwartet? Dass das wirklich klappen würde?

Natürlich nicht.

„Beruhigen Sie sich, Watanabe-san~“, säuselte Izaya, als ob er nicht wusste, warum der Mann so aufgebracht war.

B-Beruhigen…?“, erwiderte er und es schien fast so, als ob seine Stimme noch eine weitere Oktave in die Höhe schoss. „Das w-werd ich Ihnen nie verzeihen…!“

„Aber, aber, Watanabe-san…“, sagte Izaya schmeichelnd, doch der andere hatte bereits das Telefonat beendet.

Mit einem amüsierten Grinsen starrte Izaya auf sein Handy.

Na wenigstens ein kleiner Lacher für zwischendurch.

Wieder den Blick auf seinen Computer gerichtet, konzentrierte er sich erneut auf seine eigentliche Arbeit. Die Analyse von dem E-Mail Programm war schon so gut wie fertig, nur noch ein paar Schritte und es würde kein Problem mehr sein, von hier aus Zugriff auf Kirimas Postfach und die dazugehörigen Daten zu haben.

Es dauerte einen Moment, aber nach weiteren 20 Minuten war das ganze Spektakel vollbracht. Der Informant lehnte sich mit einem Seufzer zurück in seinen Schreibtischstuhl und streckte sich ausgiebig.

„Was ich nicht alles für einen Auftrag auf mich nehme…“, murmelte er vor sich hin, doch so ganz stimmte das nicht. Immerhin tat er es nicht extra für Shiki oder sonst einen Klienten.

Nein.

Er tat wegen jemanden Bestimmtes.

Wegen jemanden, den er hasste.

Wegen seinem geliebten Spielzeug.

Wegen einem Vollidioten.

Einem Muskelprotz.

Wegen Shizuo Heiwajima.

„Shizu-chan, Shizu-chan…“, tadelte Izaya mit gespielter Stimme, schüttelte mit dem Kopf, so als ob der blonde Mann persönlich vor ihm stehen würde. Doch natürlich war da niemand.

Gerade als er mit seinem Schreibtischstuhl an den PC zurück fuhr, poppte ein Fenster unten rechts im Bildschirm auf.

„Eine neue E-Mail?“, fragte er laut in den Raum hinein und klickte neugierig auf das Fenster.
 

13-14 Uhr.

Lotteria.

PS.: Denk an die W., sonst erfährt deine Freundin davon, klar?
 

Izaya verengte die Augen.

Der Absender war erneut dieser „KH“.

Sie hatten es tatsächlich vor.

Sie wagten es wirklich. Dabei hatte er gedacht, ihnen Warnung genug gegeben zu haben.

Tch.

Niemand spielte mit seinem Spielzeug.

Niemand war es erlaubt ihn leiden zu lassen, außer ihm selbst.

Niemand sollte Shizuo Heiwajima auch nur anfassen.

Izaya biss sich unruhig auf die Lippe, während er mit der Maus wild hin und her fuhr.

Seit er erfahren hatte, dass Kirima und seine Leute hinter ihm her waren, und nicht seinem Bruder Kasuka, fühlte Izaya sich um sein Spielzeug beraubt.

Er fühlte sich, als ob sie sich in ihr Spiel einmischten. In ihr Spiel, dass nur zwei Spieler benötigte. Ein Spiel, das auf Leben und Tod ging.

Doch was sich dieser „KH“ und die anderen erlaubten, machte ihn unzufrieden. Es gefiel ihm ganz und gar nicht.

Der Informant arbeitete weiter, versuchte die Spur der E-Mail von „KH“ zu folgen, doch endete immer wieder in einem Error. Es verärgerte ihn weiter und so langsam merkte er selbst, wie sehr er sich in die ganze Sache hinein gesteigert hatte.

„Ahh…Shizu-chan macht nichts als Ärger.“

Mit einem Seufzen fuhr er zurück und erhob sich aus seinem Stuhl. Er ging ein paar Schritte, bis er schließlich mitten im Raum stehen blieb.

Er würde den Angriff verhindern.

Er würde nicht zulassen, dass sie ihr Experiment zerstörten.

Seine Zähne bohrten sich in die Innenseite seiner Wange.

Plötzlich hörte er ein Geräusch vonseiten der Tür und reflexartig zuckte er zusammen.

Der Ton der Klingel rauschte noch in seinen Ohren, als er langsam zur Tür ging, um sie zu öffnen.

Innerlich überlegte er, wer da nun vor seiner Tür stand. Er hatte keine Termine um diese Uhrzeit und die meisten waren eh innerhalb von Ikebukuro. Shizu-chan konnte es schon mal nicht sein. Er war immer noch bei der Arbeit. Und selbst wenn, dann hatte er mit Sicherheit nicht den Anstand zu klingeln.

Vielleicht war es Kourier-san oder Shinra?

Er hoffte es nicht, denn er hatte keine Lust auf ärztliche Ratschläge…

Der Moment, als er die Klinke in der Hand hatte und die Tür aufzog, begegnete er einem Gesicht, das er nicht sehen wollte.

Ein entscheidender Moment, der nur für ein paar kleine Sekunden andauerte, in der die Zeit für zu gefrieren schien.

Izayas Augen trafen Shizuos und reflexartig schlug er die Tür zu.

„Izaya…“, kam die knurrende Begrüßung durch die Tür, zusammen mit der Erkenntnis, dass der Blondschopf seine Hand zwischen die Tür und den Türrahmen gesteckt hatte. Sie krallte sich in das Holz, begann mit Leichtigkeit die Tür zu öffnen, die Izaya hartnäckig versuchte geschlossen zu halten.

„Shizu-chan…“, empfing Izaya seinen unerwünschten Besucher, „Kannst du die Uhr nicht lesen?“

Warum zum Teufel war er hier, dieser elendige Muskelprotz? War er nicht eigentlich mit Tom unterwegs? Izaya verzog das Gesicht.

Immer wieder musste er es anders machen, seine Vorhersage durchkreuzen. Konnte er nicht einmal das tun, was man von ihm verlangte?

Izayas Hand begann zu zittern, als er mit seiner Kraft dem des Monsters nicht standhalten konnte.

Man hörte ein Schnauben von der anderen Seite, bevor die Tür mit einem Ruck aufgerissen wurde.

Schlagartig wich der Informant zurück, beobachtete, wie der andere sich selbst einlud und die Tür hinter sich schloss.

Ein seltsamer Ausdruck zierte Shizuos Gesicht und Izaya verengte misstrauisch die Augen. Seine Hände fuhren automatisch zu seinen Messern in den Jackentaschen und er umklammerte sie unruhig, während er den anderen keine Sekunde aus den Augen ließ.

Es dauerte einen Moment, bis schließlich Worte von seinem Eindringling kamen.

„…Du bist mir eine Erklärung schuldig, Izaya.“

Wie bitte? Eine Erklärung?

Braune Augen durchbohrten dunkle, und Izaya konnte nicht weg sehen.

Izaya wartete einen Augenblick, doch mehr kam nicht aus dem Munde des anderen. Shizuo blickte ihn durchringend an, bewegte sich nicht, als sei er an Ort und Stelle fest gefroren.

„Ach ja? Ich kann mich nicht daran erinnern, dir etwas schuldig zu sein…“, antwortete Izaya wie üblich, als sich ein schelmisches Grinsen auf sein Gesicht ausbreitete. Nur zu gerne, erinnerte er den Blondschopf daran, dass nicht er, sondern das Monster selbst noch Schulden zu begleichen hat. Mal abgesehen von der kaputten Wand, blieb immer noch die Sache mit Kirima, die ihn tierisch auf den Zeiger ging.

Doch das würde er Shizu-chan nicht unter die Nase reiben, nein. Das wäre ja zu einfach, und leider auch ein Stück zu gefährlich.

Als Shizuo sich begann zu bewegen, musste er sich selbst daran hindern, nicht instinktiv zurück zu weichen. Immerhin waren sie in seinem Quartier, und man sollte sich nicht in seinem eigenen Bereich zurück drängen lassen. Auch wenn Shizuo schon längst ohne Erlaubnis in sein Territorium eingebrochen war.

Als der ehemalige Bartender fast vor ihm stand, brachte er sich endlich selbst dazu, das Wort zu ergreifen.

„Shizu-chan, ich brauche mehr Informationen, wenn ich dir was erklären soll…ne?“, brachte der Informant hervor, während der Griff um seine Messer so stark wurde, dass er seine Fingernägel in der Haut spüren konnte.

Wenn Shizuo auf einen Kampf aus war, hätte dieser schon längst stattgefunden. Schließlich wusste er genau, wie der andere tickte. Auch wenn durchaus Überraschungsmomente dabei waren, spürte der Informant, dass ein Gefecht noch weit entfernt war.

Izaya selbst war momentan auf keinen Kampf aus, sondern hatte nur das Bedürfnis, Wissen zu erlangen.

Wissen, das Shizuo anscheinend über ihn oder Kirima hatte.

Er musste herausfinden, was der Muskelprotz wusste.

Um jeden Preis.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ouhhh...sorry für's lange Warten ⁄(⁄ ⁄•⁄-⁄•⁄ ⁄)⁄

Es hat irgendwie lange gedauert, dieses Chapter zu schreiben (meine Muse will wohl gerade nicht so, wie ich es will...)
Dafür ist es auch ein wenig länger, und es wird auch bald spannender.

Und ah- die letzten beiden Episoden von drrrx2 Ten waren ja absolute genious! ♥
Izaya wird wohl für ewige Zeiten mein fav character bleiben... _(:3 」∠)_
((Warum eigentlich immer diese "fiesen" Antagonisten, die einem irgendwie leid tun??? I don't get it!))

Wie immer: Danke für's Lesen :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shizaya-chan
2015-09-04T15:06:03+00:00 04.09.2015 17:06
AWWWWWW >///////< so richtig PUFFI *^*
wenn ich sehe wie izaya eifersüchtig wird wenn er sieht das ihn jemand sein Shizu-chan wegnehmen will!!!

fühle dich an der wange abgeleckt für dieses kapitel ^////^

*mit erika tanz* du weißt doch das du von erika beobachtet wirst also schön anstrengen xDD

ich glaube ich übertreibe ganzschön wenn es um Shizaya geht aber ich kann nicht anders O*^*O

*dir lollis geb* damit du deine ...."Muse" wieder unteer kontrolle kriegst xD
NYAAA :3 manchmal stelle ich mir Izaya als Neko vor ist das normal Ö.Ö? ne oder xD
jedenfalls bist DU schuld das ich täglich bei meiner e-mail Adresse vorbeischaue .....nur um zu guckn ob du ein neues kappiitel hochgeladen hast -_- (gehe ja eigentlich nur einmal im jahr wenn überhaupt xD was hast duu mit mir gemacht ö.ö)
Antwort von: minowari
16.09.2015 23:18
Haha, ja, ich weiß wohl, dass Erika irgendwo an der nächsten Straßenecke lauert und mich mit ihren Herzchenaugen beobachtet. Sie stiert mich geradezu an, bedroht mich mit ihren leuchtenden Augen.

Danke, danke, ich kann die Lollis gebrauchen. <3
Als Neko?
Normal wahrscheinlich nicht, aber es gibt ja genug Fanarts da draußen von Izaya als süßes Kätzchen (・ω・ )*

I'm sorry!! //'D
Tut mir leid, dass ich jetzt erst antworte (RL sucks at some point...)

Freut mich, dass dir die FF so gut gefällt!
LG ♥
Von:  Mika-cha
2015-08-30T18:58:09+00:00 30.08.2015 20:58
Dat Cliffhanger O.O!!!!!
Mensch, du machst es aber spannend :'D

Und was? Deine Muse xD? Versuche sie wieder zu beherrschen owo

Ah, du zwingst den Leser nicht ein Kapitel zurück zu gehen, um zu schauen, was da alles nochmal passiert ist xD Ich fange an, das Kapitel zu lesen und nach 5-7 Zeilen: "Ach jaaa, das war also nochmal los"

Ich finde es sooo geil (und süss x3) dass Izaya Shizuo als sein Eigentum betrachtet und ihn mit niemanden teilen will :P

Die letzten Folgen von Drrr!!x2 waren so geil wie Izaya selbst (~._.)~
[[Ohne jemanden spoilern zu wollen!!: Izaya ist ein richtiger Vorzeigebruder xP]]

Tolles Kapitel und ich freue mich wie immer aufs nächste! :P

Lg♥♥



Antwort von: minowari
30.08.2015 21:33
I'm so sorry! (not) (>‿◠)✌

I'll try! Es ist nicht immer einfach, muss ich gestehen. Hängt wahrscheinlich auch davon ab, ob ich viel im RL zu tun und wie viel Lust ich abends noch zum Schreiben habe //'D

(Da sieht man die Auswirkungen des spät dran seins....)

Izaya, the best brother of the world! ♥
Ach, das war einfach zu knuffig, die drei Orihara.

Danke und LG! ♥


Zurück