Prolog
Die Sonne ging gerade auf, einige Strahlen fanden den Weg durch die Vorhänge und blendeten das junge Mädchen ehe sie sich an den wunderschönen Blondschopf neben sich wandte. Ebenfalls von der Sonne geblendet blinzelte er sie mit seinem himmlischen Lächeln an, welches sie jedes Mal beinahe aus der Fassung brachte. Doch sie musste unbedingt mit ihm über die letzte Nacht reden. Flüsternd und mit zittriger Stimme begann sie zu sprechen.
„Wir hätten das nicht tun dürfen Takeru.“
„Was?“ Er richtete sich auf und blickte mit purem Entsetzen in ihre rotbraunen Augen. „Wow, das ist wirklich das Beste was du jetzt hättest sagen können!“ Der sarkastische Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Die Brünette warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du weißt doch genau was ich meine. Wir waren immer beste Freunde. Denkst du nicht auch, wir setzen unsere Freundschaft dadurch aufs Spiel?“
„Was macht es denn für einen Unterschied? Ab morgen bist du doch ohnehin soweit weg von uns allen wie es nur geht!“ Bei diesen Worten hatte er seinen Blick von ihr abgewendet und sie konnte hören, dass er einen Kloß im Hals haben musste und sich das Weinen verkniff.
„Fängst du schon wieder damit an! Ich habe es mir gründlich überlegt und nichts kann meine Entscheidung noch ändern. Ich habe mich schon so oft bei dir dafür entschuldigt, aber es ist ein großer Traum von mir und in einem Jahr bin ich doch wieder zurück. Außerdem ist es nicht das Ende der Welt. Stell dir vor, dort hab ich genauso einen Handy- und E-Mail-Empfang wie hier. Und zur Not können wir uns immer noch in der Digi-Welt treffen.“
Während sie das alles runterratterte als wäre sie auf der Flucht, wechselte der Unterton in ihrer Stimme von gekränkt über spöttisch bis hin zu positiv aufmunternd und doch war ihr die Angst ins Gesicht geschrieben. In Gedanken hatte sie immer wieder alle Möglichkeiten durchgespielt und befürchtete, dass Takeru doch recht behalten würde.
„Das sagst du jetzt. Und was, wenn du nicht wieder zurückkehrst? Wenn es dir dort so gut gefällt, du dir dort ein Heim schaffst und uns alle nach und nach vergisst?“ Langsam war er mehr als nur den Tränen nahe.
Hikari nahm Takerus Gesicht sanft in ihre Hände, blickte ihm tief in seine blauen Augen und kam ihm so nahe bis sie seinen heißen Atem auf ihrem eigenen Gesicht spüren konnte. Dann flüsterte sie mit ihrer sanften Stimme: „Das wird niemals geschehen!“
Sie überwand die letzten Zentimeter zwischen ihnen beiden, ihre Lippen berührten sich beinahe und Hikari durchströmte das dringende Bedürfnis auch diesen kleinen Abstand noch zu überwinden, doch dann …