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Das Schicksal legt die Karten

von

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Steht dir das Wasser bis zum Halse, lass den Kopf nicht hängen!

Der Regen prasselte auf den, bereits schlammigen, Boden und übertönte dabei nur knapp die Schreie der verschiedenen Männern, die brutal umgebracht und bluten zurückgelassen wurden. Die Erde färbte sich langsam rot und niemand bemerkte den jungen Mann, der durch die die unzähligen Toten hindurch schlich, um heil durch diesen Kampf zu kommen. Der Krieg tobte und jeder Mann muss auf das Schlachtfeld, egal ob er ein erfahrener Krieger oder ein schwacher Bauer war. Erleichtert, endlich die Büsche erreicht zu haben, lies sich der Mann hinter dem Gestrüpp nieder und atmete erst einmal auf.
 

„Da ist einer!“, rief eine Stimme und im nu eilten Schritte auf ihn zu. Schnell sprang der Mann auf und rannte durch das Unterholz. Äste peitschten ihm ins Gesicht, der Schlamm hinderte ihn daran festen Untergrund unter seinen Füßen zu finden und seine Verfolger scheinen aufzuholen. Nach ein paar langgezogenen Minuten, kreisten vier etwas ältere Männer um ihn herum. Ihre Katanas* blitzen im schwachen Mondlicht auf. Mit einem Ruck stürzten sich alle wie auf Kommando auf ihn und versuchten ihn zu töten. Mit flüssigen Bewegungen weichte er aus, zog daraufhin ebenfalls sein Katana, dass an seinem Gürtel befestigt war, und konterte. Wenige Augenblicke später stand er da, das Blut tropfte von der Klinge und er zu den Leichen hinunter.
 

„Amateure“, kam es leise von ihm, bevor er sich an seine Seite faste und so die Wunde bemerkte.

Sie hatten ihn ganz böse erwischt. Wenn er die Wunde nicht bald verarzten lassen würde, würde er sterben. Das Schwert als Stütze verwendend, schlürfte er tiefer in den Wald, darauf hoffend, das die Sonne schnell wieder scheinen würde, damit er sich selber verarzten kann. In der Dunkelheit geht das schlecht. Vor allem wenn etwas genäht werden muss.
 

Der Kimono klebte an ihrem Körper, wie der Dreck auf dem Kleidungsstücks. Das Geäst zerkratzte ihre Arme und Beine. Die dunkle Nacht bietete ihr Schutz vor ihren Verfolgern.

„Prinzessin!“ „Prinzessin Muku!“
 

Die Stimmen wurden leiser bis sie ganz verstummten. Außer Atem stützte das Mädchen sich an einem hohen Baum ab und sah sich hektisch um. Sie muss weiter, sonst würden sie sie finden! Keuchend stolperte sie weiter, als sich ihre pinken, rückenlangen Haare in einer Hecke verfingen. Verzweifelt zog sie an ihnen, bis sie los kam, jedoch nach hinten stolperte, bevor sie über etwas fiel. Stöhnend rappelte Muku sich auf und sah sich um.
 

Vor ihr lag ein Mann. Ungefähr in ihrem Alter. Er hatte blonde Haare und schien zu schlafen. Verwundert krabbelte sie auf ihn zu, als sie in eine Flüssigkeit langte. Neugierig schaute sie zu Boden und hob ihre Hand. Nur knapp konnte sie einen lauten Schrei unterdrücken. Blut! So viel Blut!

„Beruhige dich!“, flüsterte sie sich selbst zu.
 

Muku sah sich den Mann genauer an und fand seine Wunde schließlich an seiner Seite. Seine Finger waren leicht in den Stoff seines Oberteils gekrallt und hatten wohl versucht die Blutung zu stoppen. Er muss hier ganz in der Nähe verletzt worden sein, denn mit so einer Wunde würde man nicht weit kommen.
 

Seine Haut war vom regen auch noch nicht kalt geworden, also war er bis vor kurzem noch bei Bewusstsein. Sie musste ihm helfen, auch wenn sie grade auf der Flucht war. Muku packte seine Arme und zog ihn zum nächstbesten Baum. Zum einem, damit sie ein wenig Schutz vor dem Regen hatten und zum anderen, weil ihre Verfolger sie bestimmt noch suchten. Was das verarzten von Wunden angeht, kannte sie sich eigentlich überhaupt nicht aus, aber wie man eine Schnittwunde behandelt hatte sie schon oft mitangesehen. Auf in die Schlacht!, dachte Muku.
 

Wärme. Er spürte Wärme, als sein Verstand langsam wieder aus den Tiefen seines Gehirn hervor kam. Er erinnerte sich daran, dass er sich durch die Büsche gekämpft hatte, aber danach war alles schwarz. Mühselig öffnete er seine Augen und musste als erstes einmal öfters blinzeln, da die Mittagssonne ihn ein wenig blendete. Er lag noch immer im Wald, so viel konnte er auf den ersten Blick feststellen. Langsam drehte er seinen Kopf nach rechts und fand schon mal die Ursache dieser Wärme.
 

Ein Mädchen, etwa in seinem Alter, hatte sich an ihn gekuschelt. Was macht die hier?, fragte er sich, als sich ein stechender Schmerz in seiner Bauchgegend breit machte. Seine Wunde brannte förmlich, als er versuchte aufzustehen, weshalb er es auch gleich wieder sein lies. Überraschend stellte er jetzt fest, dass auf seiner Wunde ein schönes Taschentuch lag, welches mit seinem Blut befleckt war.
 

Neugierig hob er es an und stellte fest, dass die Blutung aufgehört hatte und er nicht am Blutverlust gestorben war. Dieses Mädchen hatte ihm anscheinend sein leben gerettet. Auch das noch! Genervt versuchte er sich erneut aufzurichten. Durch die vielen Bewegungen wachte die kleine Lady auf und starrte ihn aus müden Augen an. Sie hatte wohl die ganze Nacht nicht geschlafen.
 

„Du bist wach? Wie geht es dir? Tut dir was weh?“, überrannte sie ihn gleich. „Wer bist du?“, war seine Gegenfrage. „Entschuldigung! Ich bin ihnen ja völlig fremd! Ich bin Muku! Ich hab Sie da drüben blutend auf dem Boden gefunden. Wie heißen Sie eigentlich?“ „Masaru“
 

„Hallo! Nett dich kennen zu lernen!“ „Hast du meine Wunde verarztet?“, fragte Masaru. „Ja. Ich habe mit einem großem Blatt Wasser darüber gegossen, um sie zu reinigen, dann hab ich mein sauberes Taschentuch genommen und drauf gedrückt, damit die Blutung stoppt! Ich hoffe ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe sowas noch nie gemacht!“
 

„Woher weißt du dann sowas?“ „Ich hab dem Arzt immer dabei zugesehen, wenn er seine Patienten verhandelt. Ich hatte selber viele Schnittwunden, da ich nicht aufhörte mit Schwertern zu spielen.“ „Verstehe. Was machst du in so einer Gegend?“ „Ich … ich bin … auf der Flucht.“, murmelte Muku und wurde dabei immer leiser. „Auf der Flucht? Vor wem flüchtest du?“ „Vor den Soldaten des Königs.“
 

„Hast du was angestellt?“ Muku schüttelte den Kopf und schaute betrübt zu Boden. Dann sah sie ihn mit traurigen Augen an und erklärte: „Ich sollte einen hohen Adligen heiraten. Das wollte ich nicht und bin weggelaufen.“ „Ist das so schlimm? Hat er sich so in dich verliebt?“ „Ich bin die Prinzessin.“ Masaru schaute sie geschockt an, bevor seine Mine monoton wurde.
 

„Dann solltest du zurück. Hier draußen ist es zu gefährlich für euer Hoheit!“ „Das weiß ich! Ich bin nicht blöd! Aber ich hasse das Leben im Schloss! Am liebsten würde ich als einer der Bauern auf dem Feld arbeiten.“, rief sie. „Du hast nicht die leiseste Ahnung, wie schwer das Leben auf dem Feld ist. Es ist Knochenarbeit und eine Prinzessin wie du würde dort nur stören.“ „Wer hat dir das Recht gegeben mich zu verurteilen? Mag sein das ich nur stören würde, aber dann würde ich wenigstens etwas machen!“
 

Muku stand auf und schaute auf ihn herab. „Kannst du aufstehen? Ich bring dich jetzt zu einem Arzt.“

Mit Mukus Hilfe hievte Masaru sich hoch und schlürfte durch den Wald. Eine halbe Stunde später erreichten sie ein kleines Dorf, in dem gerade Leichen verbrannte wurden. Anscheinend hatte gestern eine Schlacht statt gefunden. Masaru manövrierte Muku am Dorfplatz vorbei und zu einer kleinen Holzhütte in der Nähe des Dorfrandes. Muku klopfte gegen die Holztür und wurde wenig später von einem alten Mann begrüßt.
 

„Er ist verletzt. Können sie ihm helfen?“ Der Mann musterte Masaru kurz und bat sie dann herein. Masaru sollte sich auf ein Bett legen und sein Oberteil ausziehen. Muku wurde bei dem Anblick der Wunde schlecht und sie ging nach draußen. Sofort kam der Arzt heraus und berichtete ihr, das die Wunde genäht werden muss.
 

„Okay. In Ordnung. Machen sie, was sie für richtig halten. Um die Bezahlung kümmere ich mich.“ „Wie sie wollen Fräulein.“ Der alte Mann ging wieder nach drinnen, während Muku in Richtung des Dorfplatzes wanderte und sich den trauernden Leuten anschloss.
 

Muku kam rein und stellte ein Schale mit Suppe neben Masarus Bett. Sie wollte schon wieder gehen, als eine Hand sie am Handgelenk packte und zurück hielt. Masaru sah ernst an und bat still sich zu setzten. Sie machte es und schaute ihn fragend an. „Woher hast du diese Verletzungen?“, fragte er. „Welche meinst du?“, fragte sie unschuldig. „Welche? Die hier!“
 

Er packte sie am Arm und zog ihre Ärmel nach oben. Zum Vorschein kamen zerkratzte Arme. „Die sind von meiner Flucht durch den Wald. Ich hab mich an den ...“ „Lüg mich nicht an!“, rief Masaru und Muku zuckte zusammen, „Woher hast du diese Wunden?“
 

Muku schaute zur Seite und rang innerlich mit sich selbst, bis sie tief Luft holte und zu reden anfing: „Ich arbeite auf dem Feld. Du hast ja gesagt das ich nicht weiß wie es ist dort zu arbeiten, also habe ich einen Bauern gebeten mich arbeiten zu lassen. Es hat zwar eine Weile gedauert bis er akzeptiert hat, weil er ahnte das ich aus vornehmen Hause bin, aber ich mache mich gut.“
 

„Bist du völlig verrückt geworden?“, fuhr er sie an. „Wieso? Ich arbeite nur! Das ist nichts verbotenes!“, verteidigte Muku sich. „Du bist eine Prinzessin! Die sollten nicht arbeiten. Die sollten sich bedienen lassen, schöne Kleider tragen und in einem Schloss wohnen!“ „Ich will aber keine Prinzessin mehr sein. Jetzt bin ich nur noch die Tochter eines wohlhabenden Stoffhändlers, die mit ihrem Bruder unterwegs ist.“
 

„Du lügst und ziehst mich da mit rein?“, fragte Masaru etwas gereizt. „Wie sollte ich den sonst erklären wer wir sind und wie du dich verletzt hast?“, fragte Muku. „Du hättest auch ganz einfach die Wahrheit sagen können!“ „Du verstehst es nicht! Ich will das Leben einer Prinzessin nicht mehr haben! Alle denken das Leben einer Adligen ist so einfach, aber ich bin nicht frei und habe keine Minute für mich alleine. Rund um die Uhr ist jemand bei mir!“
 

„Du übertreibst. Wenn du schläfst oder aufs Klo gehst, bist du alleine.“ „Nein. Aufs Klo begleiten mich meine Kammerzofen, auch wenn ich nicht weiß wieso und in der Nacht steht eine Wach vor meiner Tür!“ „Sie steht vor deiner Tür? Also vor dem Zimmer.“ „Nein. Vor der Tür, in meinem Zimmer!“ „Willst du mich veräppeln?“
 

„Nein. Und vielleicht kapierst du jetzt warum ich dieses Leben nicht mehr will. Kein Luxus auf der Welt ist mit der Freiheit zu vergleichen.“ Masaru schaute Muku nur an und lies dann ihren Arm los. Er setzte sich auf und hob die Schale mit der Suppe hoch, bevor er anfing sie auszulöffeln. Muku lächelte und fragte ob sie ihm noch etwas bringen solle, woraufhin er nur ablehnte. Kurz danach verlies sie das Zimmer mit der leeren Schale und lies Masaru zurück. Der starrte nur gedankenverloren an die Decke.
 

*Japanisches Langschwert



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-01-30T19:52:29+00:00 30.01.2015 20:52
cooles erstes Kapitel, ich werd wieder mal vorbeischauen :)
Antwort von:  ultraFlowerbeard
31.01.2015 09:34
Dankeschön.
Ich werd mich freuen.


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