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Five Days

von

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Tag 2

Tag 2
 

Am zweiten Tag funktionierte der Kaffeeautomat nicht mehr.

»Können Sie ihn nicht reparieren, Tony? Mit einem Schwung Ihres kleinen Fingers?«, fragte Banner hoffnungsvoll, als sie sich beide über das Gerät beugten, das bisher jede Order des Morgens mit hartnäckiger Inaktivität beantwortet hatte.

»Och, ein böser Blick von Fury sollte es auch tun«, gab Stark reichlich unbeeindruckt zurück und ließ die Maschine stehen, um sich stattdessen am heißen Wasser und Instanttee direkt daneben zu bedienen. »Pfirsich-Maracujacreme, Himbeer-Hagebuttenpunsch oder Waldmeister-Vanillepudding, was ist Ihr Favorit?«

Banner wollte die aromatisierten Sorten soeben dankend ablehnen, als Steve Rogers den Besprechungsraum betrat.

»Warum sind Sie beide eigentlich immer die ersten?«, fragte dieser, ehe er den arbeitsverweigernden Automaten interesselos passierte.

»Unsere Quartiere sind am wenigsten weit weg«, antwortete Banner. »Und außerdem …« Er war nicht sicher, ob er den nervenstarken Captain unbedingt darauf hinweisen sollte, dass er sich auf dem Helicarrier des Nachts äußerst unwohl fühlte. Ein kurzer Austausch mit Stark hatte ihn in dem Verdacht bestätigt, dass sein Türnachbar ebenfalls schlecht schlief. »… ist die Umgebung immer noch ungewohnt.«

Rogers nickte unbeteiligt. Umgebungen waren für ihn keine Entschuldigung, er war Soldat. »Haben Sie sich Loki angesehen?«, fragte er stattdessen, um das Thema zu wechseln.

»Noch nicht. Was Spannendes?« Stark nahm seinen Computer zur Hand und zapfte einmal mehr die Überwachungskamera der Arrestebene an. »Na, sieh einer an … Wenn das nicht beruhigend ist.«

Banner ahnte es, ohne hinzusehen. »Schläft er?«

»Wie ein Kätzchen.«

»Nach mehr als achtundvierzig Stunden auch nicht überraschend, finden Sie nicht?«

»Er hat gut durchgehalten, muss man ihm lassen.«

Banner sah den verächtlichen Blick in Rogers’ jugendlichem Gesicht, mühsam hinter der üblichen Starre verborgen. Der Captain saß, genau wie er und Stark, unruhig auf seinem Platz und hatte sichtlich ebenso wenig Lust wie der Physiker, dem Projekt Five Days mehr Aufmerksamkeit zu widmen als unbedingt nötig. Andererseits waren die Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem Helicarrier mittlerweile begrenzt; da sie den Tesserakt lokalisiert und längst Kurs auf Manhattan genommen hatten, gab es kaum noch etwas für die Insassen zu tun, und Loki zu beobachten bot sich als geeignete Abwechslung an, der einkehrenden Routine zu entfliehen. Zumindest Stark schien bereits jetzt ein wohl kaum wissenschaftliches Vergnügen daran zu haben, durch die Linse der Kamera auf das hinabzuspähen, was in der Glaszelle geschah.

Was vornehmlich nichts war. Jedenfalls momentan. Loki war zu stolz, um sich bei dem Versuch, dem Bedürfnis nach Ruhe zu trotzen, lächerlich zu machen, also hatte er beschlossen zu schlafen. Ein ebenso unspektakuläres wie nichtssagendes Verhalten. Noch immer gab es keinerlei Anhaltspunkte, ob die hohe Konzentration psychoaktiver Substanzen in seinem Blut irgendeine Veränderung hervorrief.
 

Dies bestätigte ihnen auch Fury, als sie endlich – wieder knapp verspätet – alle zusammen um den gepflegten Langtisch saßen. Der Projektor summte leise, während er das klare Abbild an die Wand warf.

»Ist das alles, Agent Taps?«, fragte der Direktor mit unangenehmer Betonung. »Völlige Inaktivität?«

»Ich habe Ihnen genau das prophezeit!«, erinnerte ihn der zittrige Agent hitzig. »Und was, wenn ich fragen darf, erwarten Sie eigentlich nach einer so langen Wachphase? Immerhin sehen wir kein Protestverhalten. Er hätte sich auch auf den Boden legen können.«

»Warum sollte er etwas tun, das zu seinem eigenen Nachteil ist?«, fragte Thor leise. Der Ase wirkte deutlich verändert im Vergleich zum Tag ihrer ersten Begegnung, fand Banner. Wenig kämpferisch und noch weniger trotzig saß er über den Tisch gebeugt, das weiße Licht spielte auf den silbernen Schuppen, die seine Schultern in eine Art futuristischen Drachenpanzer hüllten.

Stark hatte eine Antwort darauf. »Einfach, weil er’s kann. Er hat die Decke links liegen gelassen, oder nicht?«

Banner sah auf das dunkle Bündel in einer Ecke der Zelle, eine Zudecke aus grauem Fleece, noch immer zusammengefaltet und nicht einmal berührt. »Ich weiß nicht, ob das Protest ist.«

»Sondern?«

»Schalten Sie auf das Wärmebild um, bitte.«

Lautlos wechselte die Projektion. Viele dunkle und wenige helle Flächen nahmen nun die Wand ein.

»Sehen Sie? Er ist wärmer als gestern. Deutlich wärmer.«

Agent Taps’ Augen weiteten sich. »Endlich!«, stieß er frohlockend hervor. »Ich hätte nicht gedacht, dass es doch noch rechtzeitig dazu kommen würde. Die Wirkung hat sich gar nicht verzögert! Ein Fieberschub eröffnet typischerweise die kritische Phase der Therapie. Wir müssen bereit sein! Ab jetzt dürfen wir nichts mehr dem Zufall überlassen!«

»Thor.« Nick Furys Auge richtete sich auf den Genannten. »Wir verlassen uns auf dich.«

»Du bist dir also ganz sicher?«, sprach Agent Romanoff ihn sanft an. »Du wirst es wirklich tun?«

»Natürlich tue ich es«, antwortete Thor gepresst. »Ich will meinen Bruder wiederhaben. Den, mit dem ich spielte und kämpfte, den, mit dem ich alles teilen konnte. Wenn es auf diese Weise möglich ist, dann geschehe es.«

Daraufhin schwieg selbst Stark respektvoll. Es war unübersehbar, dass Thor für die Menschheit etwas zu tun bereit war, das seinen Prinzipien ganz und gar zuwider lief.

»Wenn er aufwacht, was müssen wir dann tun?«, wandte Fury sich an Taps.

»Kontakt zwischen Subjekt und Bezugsperson herstellen«, war dessen prompte Antwort. »So frequent und eng wie möglich.«

»Riskant«, warf Stark ein. »Sie wollen Thor zu ihm reinschicken? Wer garantiert dafür, dass Loki ihn nicht angreift? Das Bisschen Fieber wird den nicht lahmlegen. Wenn es Fieber ist. Ist es das?«

»Wenn seine Temperatur die Phase der Wirkung anzeigt, sollten wir darüber Protokoll führen«, schlug Rogers vor.

»Oh, großartige Idee! Wollen Sie reingehen und ihm einen Messfühler ins Ohr stecken? Ich mach’s nicht.«

»Ich tue es«, sagte Thor müde. »Ich werde jede Gelegenheit dazu brauchen, ihn zu … prägen. Besuche ohne Anlass würden ihn nur misstrauisch machen.«

»Ist was dran«, stimmte Stark zu.

Fury lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit mit einer knappen Geste wieder auf das nicht eben fesselnde Projektionsbild. Loki lag auf seiner Pritsche wie hingegossen, seine Brust hob und senkte sich langsam. »Gentlemen, ich rate Ihnen dazu, dass Sie, solange dieser Zustand anhält, gut aufeinander Acht geben. Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, doch …« Er unterbrach sich. Nicht umsonst hatte Stark ihn kürzlich als den ›Meister der dramatischen Pausen‹ bezeichnet. »… die Instrumente auf diesem Boot scheinen sich allmählich in gleichem Maße unwohl zu fühlen wie wir.«
 

»Ist es nicht gefährlich, Lokis Unterbewusstsein von seinem Bewusstsein abzukoppeln?«, hörte Stark seinen Kollegen zweifelnd fragen, während seine Finger im Gehen unablässig über das Touch-Display huschten.

»Das denke ich doch«, murmelte er und ließ Banner zu sich aufschließen. »Ich habe Jarvis gerade alle unangenehmen Informationen über Risperidon einsammeln lassen … Wie’s scheint, kann das Zeug ausgewachsene Psychosen hervorrufen … Und schließlich hat der gute Taps uns über die restlichen Zutaten seines Zaubertranks im Unklaren gelassen. Glaub nicht, dass es dabei nur um die Beseitigung von Nebenwirkungen ging.«

»Ich finde Taps’ Arbeitsweise auch ziemlich bedenklich«, gestand Banner.

Nebeneinander gingen sie in Richtung Labor, obwohl sie nicht wussten, was sie dort tun sollten. Man hatte ihnen zwar alle ihre Spielzeuge zurückgebracht, doch weder der Tesserakt noch das weggesperrte Zepter bedurften noch ihrer Aufmerksamkeit. Stark kannte sich selbst inzwischen nur zu gut und wusste, dass Untätigkeit ihm gewaltig auf die Stimmung schlagen würde. Langeweile war gefährlich, wenn man gezwungen war, tagelang mit denselben Personen in denselben Räumlichkeiten zuzubringen.

Sind nur noch vier Tage, sagte er sich. Und wenn Loki am Ende lammfromm ist, war’s das wert.

Bis dahin musste er seinen stets arbeitenden, ruhelosen Geist irgendwie beschäftigen. Gepaart mit seinem schwierigen Charakter würde er sonst schnell zum Störfaktor werden. Ob er Kontakt zu Pepper aufnehmen sollte? Fury hatte nichts dergleichen untersagt. Vielleicht hatte sie etwas zu erzählen, das ihn ablenkte, irgendwas Banales, was … Langweiliges.

»Checken wir Taps aus«, schlug er vor, als sie es sich im Labor bequem gemacht hatten. »Hab schon alles über ihn.«

Genauso leicht, wie er S.H.I.E.L.D.s Waffenentwicklungsprogramm ›Phase 2‹ geknackt hatte, lud Jarvis den streng geheimen Lebenslauf von Agent Henry Taps in den Speicher. Ein Wust an Schrift ergoss sich über den kleinen Bildschirm, in der oberen rechten Ecke das typisch biometrische Identifizierungsfoto.

»Hmmm. Highschool-Abschluss mit Auszeichnung … Studium in Harvard, SEAS, war ja klar. Komisch, hab nie von ihm gehört. Wie kam er zu S.H.I.E.L.D.?« Stark scrollte mit dem Finger und überflog den Text auf Hinweise danach.

»Wie kommt überhaupt jemand zu S.H.I.E.L.D.?«, fragte Banner grübelnd.

»Steht hier nicht. Wahrscheinlich werden die Jungs alle direkt von der Uni weggeschnappt.« Er erreichte das Textende, scrollte wiederholt auf und ab. »Nö … Alles sehr allgemein gehalten. Über seine Arbeit mit Neuroleptika steht hier gar nichts.« Er warf Banner einen vielsagenden Blick zu.

Der Physiker erwiderte ihn ungläubig. »Wozu die eigenen Leute im Unklaren lassen?«

»Tja. Vielleicht ist mehr Pipi im Pool als erlaubt?«

»Fury ist kein Idiot, Tony. Er sucht sich seine Leute sehr gründlich aus.«

Stark war sich dessen bewusst, dass Banner viel von dem Direktor hielt, mehr als er selbst, der seinerseits glaubte, dass Fury, so ehrwürdig und unerschrocken er auch auftrat, unter seiner Augenklappe mehr verbarg als nur eine entstellende Narbe. Er hatte nicht vergessen, mit welchen Mitteln der Spionagedienst ihn zur Zusammenarbeit – Überzeugungen hin oder her – mehr oder minder genötigt hatte. Und ihm gefiel nicht, dass S.H.I.E.L.D. nicht von Anfang an alle Karten auf den Tisch gelegt hatte. Wie es schien, hatte Fury das auch jetzt keinesfalls vor.

»Der gute Nick«, murmelte Stark. »Liebling des Nationalen Sicherheitsrats. Bin sehr gespannt, wie das hier ausgeht.«
 

Loki erwachte in den späten Stunden des Vormittags.

Erst regte er sich kaum, und es sah aus, als käme er nur langsam wieder zu sich; dann, um genau 11.26 p.m., schwang er sich plötzlich in eine aufrechte Position und schob seine langen Beine über den Rand des Feldbettes, um sich in derselben drohenden Manier zu erheben wie eine Viper nach dem Sonnenbad. Ausgeruht und lebhaft sah er aus, fand Romanoff, als sie das Überwachungsbild betrachtete. Weniger blass als am Tag zuvor. Nicht fiebrig. Nicht krank.

Gern hätte sie gesehen, ob noch immer das kalte Lächeln seine Züge verzerrte oder ob sich sein Gesichtsausdruck seither verändert hatte – ein lang ersehntes Zeichen des einbrechenden Widerstandes –, doch derart intime Details gab die Auflösung des Monitors nicht her.

Entsprechend den Anweisungen, die sie erhalten hatte, ging sie sofort zu Thors Quartier. Es dauerte, ehe er sie einließ, und konfrontiert mit seinem erregten und seltsam zerstreuten Verhalten folgerte sie, dass er – aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund – bereits Kenntnis von Lokis Erwachen hatte.

Indem er sich fruchtlos durch das wild zerwühlte Haar fuhr, versuchte Thor, sich ihr zu erklären. Zur exakt selben Uhrzeit, als sein Bruder sich von seinem Lager erhoben hatte, habe er jäh den heftigen Drang verspürt, das Luftschiff auf dem kürzesten Wege zu verlassen. »Ich weiß nicht, was einen derartigen … Fluchttrieb in mir ausgelöst haben könnte«, endete er entschuldigend.

Romanoff musterte ihn höchst besorgt. Ein kurzer Blick durch das Innere seines Quartiers genügte ihr, um festzustellen, dass er sich innerhalb dieser beengenden Wände mehr als unwohl fühlte. Er hielt es weder ordentlich noch ging er pfleglich mit dem Inventar um. Vieles, das ihm den Aufenthalt angenehmer gestalten sollte, lag unbeachtet auf dem Boden, als hätte der starke Mann es in einem Anfall von Tobsucht durch das Zimmer geschleudert.

Thor bemerkte ihren Blick. »Es ist … düster«, sagte er, wie um sich zu rechtfertigen. »Und kalt. Und eng. Und reizarm.«

»Glaub mir, Thor, im Moment geht es uns allen nicht viel besser«, tröstete sie ihn. Er tat ihr mehr Leid, als sie zugegeben hätte. »Keiner von uns ist es gewohnt, tagelang in einem grauen Kasten zu leben.« Sie versuchte, echtes Gefühl in ihre Stimme zu legen, doch es war nicht leicht. Jahrzehntelange Härte gegen sich selbst hatte sie dieser Fähigkeit nahezu beraubt. Neigte auch der durchschnittliche Mann nicht dazu, den Unterschied zwischen wahrer und aufgesetzter Anteilnahme zu erkennen – dem sensiblen Thor würde er nicht entgehen.

Als er sie nicht ansah, fiel sie wieder zurück in die Routine, die sie zu ihm geführt hatte. Eine Hand glitt in ihre Tasche und förderte einen winzigen Gegenstand zutage. »Hier. Sei vorsichtig damit.«

Behutsam nahm er ihr das kaum einen Millimeter lange Gerät ab. »Was ist das?«

»Ein wärmeempfindlicher Sensor. Damit wir Lokis Temperatur überwachen können. Sie zeigt uns, wann du auf ihn einwirken kannst.«

Thor schluckte unbehaglich. Sie sah zu ihm auf; er war viel größer als sie, und sie konnte keinen direkten Blick in seine Augen erhaschen.

»Was tue ich damit?«

»Das zeige ich dir, bevor du es selbst versuchst. Komm jetzt bitte mit.«

Er fügte sich in sein Schicksal und folgte ihr die sterilen grauen Korridore hinunter. Ihre Schritte wurden von der hellen, filzartigen Bodenbedeckung über dem Gitter gedämpft, und dennoch war es, als folge ihnen ein dumpfer Hall den ganzen Weg bis zur Arrestebene.
 

Vor der automatischen Tür, die den Weg zum Zellentrakt versperrte, erspähte Thor bereits Agent Coulson und Tony Stark.

Letzteren begrüßte Romanoff kühl mit den Worten: »Was machen Sie denn hier? Nur Thor sollte mit uns hier sein.«

»Hab euch beobachtet«, war die unschuldige Antwort. Stark war niemals um Worte verlegen. »Bruce hatte keine Lust, also … dachte ich, ich seh mir die Show alleine an.«

»Es wird keine Show geben«, erklärte Coulson mit der üblichen kühlen Lässigkeit. »Wir stecken Loki einen Knopf ins Ohr, mehr wird nicht passieren.«

»Ich will’s trotzdem in groß sehen. Hey, wieso ist Taps nicht da? Der hat schließlich von Sachen wie … frequentem Kontakt gesprochen.«

»Wir sind nicht auf die Einwilligung des Versuchsleiters angewiesen.« Unerwartet offen fügte der Agent hinzu: »Ich persönlich finde ihn auch nicht so … Sie wissen schon.«

Stark hob anerkennend eine Augenbraue. »Coulson, Sie und ich sollten mal was trinken gehen, wenn das hier vorbei ist.«

Thor ließ die angespannten Schultern fallen und wandte sich widerwillig an Romanoff. »Bitte zeig mir, wie ich den Sensor platziere.«

»Ganz einfach«, antwortete sie mit spitzem Lächeln und packte den unvorbereiteten Stark am linken Ohrläppchen.

»Hey, hey, hey, ich bin hier nicht das Meerschweinchen!«, protestierte dieser, allerdings nur mit halbem Ernst, denn er machte sich nicht einmal die Mühe, die vor der Brust gekreuzten Arme zu entfalten.

»Du schiebst ihn mit der Fingerspitze vorsichtig in den Gehörgang«, erklärte Romanoff an Thor gewandt und führte die Handhabung vor. Coulson neben ihr war gut amüsiert. »Die Temperatur wird mittels Infrarotstrahl erfühlt.«

»Nett«, kommentierte Stark, »aber kitzelt ’n bisschen. Nehmen Sie’s raus, bitte.«

»Ich hab ihn nicht tief reingeschoben. Schütteln Sie sich einfach kräftig.«

Stark legte den Kopf schief und klopfte sich auf das andere Ohr, bis der winzige Sensor auf seine offene Handfläche fiel. »Ist in etwa so leicht, wie Wasser aus dem Ohr zu kriegen«, ächzte er. »Meinen Sie wirklich, Loki kriegt das nicht hin?«

»Schon bald nicht mehr«, ließ Coulson zuversichtlich verlauten.

Thor nahm das Messgerät wieder in die Hand und schaute skeptisch in die drei Gesichter. »Wie verhält Loki sich im Moment?«

»Ruhig, wie es aussieht«, antwortete Coulson und widmete ihm einen besänftigenden Blick. »Munter, aber nicht aggressiv. Er hat auch nicht gelächelt, als ich ihn mir angesehen habe. Er sah … entspannt aus.«

»Und wenn er sich nicht fügt?«

»Dann versuchen wir es später noch einmal.«

Thor nickte und atmete tief durch. »Ich gehe jetzt zu ihm.«

»Und wir gehen nach nebenan und behalten Sie durch das Fenster im Auge. Viel Erfolg.«
 

Agent Romanoff ertappte sich dabei, wie sie auf ihrer Unterlippe kaute. Ein seltsames nervöses Verhalten, von dem sie geglaubt hatte, sie habe es seit Langem abgelegt. Es war, als würden die Tage auf dem Helicarrier in ihnen allen tief Verschüttetes wieder aufwühlen. Beunruhigend.

Schweigend postierte sie sich zwischen Coulson und Stark vor der verspiegelten Scheibe, durch die man von oberhalb gut das Innere der Hochsicherheitszelle einsehen konnte. Es war so still, dass sie glaubte, Lokis Atem hören zu können, als Thors hünenhafte Gestalt sich ihm vorsichtig näherte.
 

Das bläuliche Licht schien noch mehr Kälte auszusenden als am Tag zuvor. Thor spürte den eisigen Hauch bis auf die Knochen, frisch wie an einem nebligen Wintermorgen in Asgard. Seine Fingerspitzen wurden augenblicklich gefühllos, und er ballte die Hände zu Fäusten, um das letzte Bisschen Wärme darin festzuhalten. In der linken lag der Sensor.

Loki stand in der Mitte der Zelle und atmete langsam die kalte, gefilterte Luft. Sein Gesicht war glatt. Unlesbar. »Endlich kommst du«, sagte er heiser.

Thor fragte sich, was das bedeuten sollte. »Bruder«, bot er ihm an, betont ruhig. Im gleichen Moment schauderte ihn, als er sah, dass sein eigener Atem in feinen Wölkchen vor den Lippen kondensierte, der von Loki jedoch nicht. »Wie … wie fühlst du dich jetzt?«

»Seltsam.« Keine Regung war in den Zügen seines Bruders zu sehen. Als wären die vielen feinen Muskeln, die das Mienenspiel ermöglichten, über Nacht träge geworden. Auch seine Stimme war verändert, rau, wie gelähmt. »Was habt ihr mit mir gemacht, Thor? Was?«

Die Frage verwirrte den Krieger aufs Neue. Einerseits schien Loki, völlig entgegen allen Erwartungen, zu wissen, dass er beeinflusst wurde; andererseits reagierte er auf diese Entdeckung nicht mit Zorn, sondern mit geradezu schockierender Apathie. Obwohl er die Frage nach dem Grund gestellt hatte, wirkte er nicht wirklich interessiert an der Antwort. Abwartend betrachtete er Thor durch die dicke Glaswand.

»Ich erkläre es dir«, zwang Thor sich zu versprechen. »Aber du musst … mich zu dir lassen.« Tatsächlich hatte er noch keine Ahnung, was er sagen würde. Lügen war ihm weder eine Gewohnheit noch eine Kunst, die er beherrschte. Es war Lokis Kunst. Doch selbst sein Bruder schien in seiner gegenwärtigen Verfassung zu keiner Illusion oder sonstigen Hinterhältigkeiten in der Lage zu sein. Er war – ganz im Gegenteil – völlig passiv.

Doch was, wenn es nicht wirklich so war? Der Schein mochte trügen. Vielleicht war dies nur der erste Teil eines Ausbruchsplans. Möglicherweise war es die ganze Zeit Loki, der sie alle manipulierte …
 

»Oh-oh. Er hat den Bratapfel schon gerochen.«

Stark hörte Romanoff neben sich einen Fluch auf kehligem, rollendem Russisch ausstoßen und wünschte, er verstünde all die Unflätigkeiten, die sich da in sein Ohr ergossen.

»Das war nicht geplant«, stellte Coulson nüchtern fest. Wieso war dieser Mann eigentlich niemals wirklich schockiert? Immer gab er sich, als hätte er noch ein Ass im Ärmel. »Wir müssen hoffen, dass Thor ihm eine annehmbare Begründung nennt.«

»Oh, kommen Sie, Phil … Dass der nicht lügen kann, sieht jeder Idiot.«

»Wenn er sich jetzt bloß nichts anmerken lässt.« Agent Romanoffs schwarze Augen waren unverwandt auf die Szenerie gerichtet, die sich ihnen bot. »Geh rein, Thor … Komm schon. Mach jetzt keinen Schritt zurück!«
 

Kurz spannte Thor unter seiner Rüstung beide Arme an. Die Muskeln waren dick wie Baumstämme. Sollte Loki einen Vorstoß wagen, musste er ihn mit aller Gewalt am Entkommen hindern. Was in der geschlossenen Zelle geschah, war zweitrangig; nur hinaus durfte sein Bruder auf keinen Fall gelangen.

Ein runder schwarzer Druckknopf im weißen Rahmen der Glastür ließ deren unsichtbare Verriegelung zurückweichen. Thor konnte die Tür mit geringer Kraft manuell aufschieben, was sicherer war, als sie automatisch zu öffnen – gerade so weit, dass sich sein in schweres Metall gehüllter Körper hindurch schieben ließ.

Loki griff nicht an. Er machte einen langsamen Schritt nach rückwärts und ließ Thor ohne Abwehr näher kommen.

»Was kann ich für dich tun?«, wollte er wissen, indem er den Kopf schief legte, und eine Ahnung des bekannten süffisanten Untertons schwang dabei mit.

»Du musst mich dich berühren lassen«, antwortete Thor ohne Umschweife. Je weniger er lügen musste, desto besser. Er wollte das hier hinter sich bringen.

Mit seltsam unbeteiligter Gestik hob Loki die Schultern. »Dann tu es. Fass mich an.«

Thor hielt angespannt inne. Diese Einwilligung war deutlich zu schnell erfolgt. Er bereute, dass er nicht genau wusste, was der geheime Trank mit Lokis Willen tat, und beschloss, es so schnell wie möglich herauszufinden. Die Gefahr war groß, dass er es nicht einmal ansatzweise verstand, doch Taps würde es ihm so erklären müssen, dass es nicht länger wie Magie aussah. Magie war unberechenbar, und etwas Unberechenbares konnte keinesfalls hilfreich sein.

Erst nach langen Sekunden des wachsamen Abwartens überwand er sich und berührte sacht Lokis Schulter. Die unnatürliche Wärme seiner Haut durchdrang sogar das schwarze Leder. Rasch machte Thor einen Schritt auf ihn zu – er fiel sicherer aus als erwartet –, legte eine Hand um Lokis Kinn, um seinen Kopf zu fixieren, und drückte ihm mit der anderen das kleine Messgerät ins Ohr, so grob wie nötig, so behutsam wie möglich.

Loki verzog das Gesicht ob des unangenehmen Kontakts, und als Thor ihn losließ, schüttelte er sich und rieb sich die Ohrmuschel. »Was ist das?«, knurrte er, die Zähne bleckend. Er wirkte verwirrt, als wüsste er plötzlich nicht mehr, ob sein Feind Thor war oder das Ding in seinem Gehörgang. »Was tut ihr mit mir, was

Thor machte einen großen Schritt nach rückwärts – zu viel, denn schon stieß er unverhofft mit dem Rücken an das kalte Glas. Nicht gut. Er durfte nicht zu viel Vorsicht zeigen und schon gar keine Furcht. Das war gefährlich. »Du bist krank, Bruder«, sagte er so beruhigend wie möglich. »Du hast ein wenig Fieber, das ist alles.«

»Halte mich nicht für so minderbemittelt wie deine menschlichen Freunde!«, zischte Loki. »Ich weiß, dass ihr etwas mit mir tut. Mein Geist ist … verschwommen …«

Thor sah geradewegs in die fieberblanken Augen seines Bruders und tastete gleichzeitig fahrig hinter sich nach dem Türspalt. Sobald er ihn gefunden hatte, verließ er rückwärts strauchelnd die Zelle und ergriff den gläsernen Rand, um die Tür schwungvoll hinter sich zuzuziehen und die unüberwindbare magnetische Verriegelung wieder zu aktivieren.

Loki unternahm keinen Versuch, ihm zu folgen. Er starrte ihn nur an, eine bleiche, leere Maske. Erneut hob er die Hand und rieb sich krampfhaft das Ohr, in dem der Messfühler steckte.
 

Coulson, Stark und Romanoff atmeten gleichzeitig geräuschvoll auf, sobald Thor die Glaszelle hinter sich geschlossen hatte.

»Der Sensor ist nicht rausgefallen«, stellte die Agentin fest.

Coulson strich sich über die kahle Stirn und räumte ein: »Das hat er gut gemacht. Ich habe wirklich befürchtet, dass Loki uns täuscht … aber er scheint momentan tatsächlich nicht Herr seiner Sinne zu sein.«

»Wie es sich wohl anfühlt, wenn der Zugriff aufs Gefühlsleben blockiert ist?«, mutmaßte Stark und schnalzte mit der Zunge.

»Sollten Sie das nicht wissen?«, stichelte Romanoff. Diese Bemerkung hatte sie nicht zurückhalten können und bereute diese Unprofessionalität im gleichen Augenblick.

»Beharken Sie mich jetzt schon wie Rogers?«, warf Stark ihr berechtigterweise vor. »Jaah, wir alle wissen, dass ich vor Jahren mal Weltkriege finanziert habe, können wir davon bitte langsam wegkommen?«

»Also, ich muss doch sehr bitten.« Selbst Coulson verlor fast die Fassung angesichts solcher aus heiterem Himmel aufbrechender Aggressionen. »Beherrschen Sie sich. So unangenehm das alles hier auch für Sie ist, es wird vorüber gehen. Bleiben Sie wissenschaftlich.«

»Ich bin kein Wissenschaftler, ich bin Spionin«, knurrte Romanoff. »Und Stark sollte gar nicht hier sein.«

»Ich bin aber hier. Wollen Sie mich aus dem Schiff werfen?«

»Bitte!«, erhob Coulson die Stimme.

Augenblicklich war seine Miene wieder unter Kontrolle, aber Stark und Romanoff starrten ihn bereits an, als habe er soeben lachend die Hosen heruntergelassen.

»Phil, wenn Sie laut werden, bin sogar ich lieber still«, ließ Stark ihn wissen, »und glauben Sie mir, das heißt schon was.«

Romanoff atmete tief durch und begann, sich die Schläfen zu massieren. Irgendetwas mit der Atmosphäre auf dem Schiff stimmte nicht. »Tony«, sprach sie den anderen in versöhnlichem Ton an, »wir alle sollten uns vorsichtshalber eine Art … Druckausgleich suchen. Für alle Fälle.«

»Treiben Sie etwas Sport auf der Ausgleichsebene«, schlug Coulson vor. »Nach der Mittagsbesprechung. Ich bin sicher, die anderen werden sich Ihnen anschließen.« Ermunternd fügte er hinzu: »Vielleicht komme sogar ich dazu.«

»Ist ’ne Idee«, gestand auch Stark ein. »Aber ich fürchte, für einen länger anhaltenden Ausgeglichenheitseffekt brauche ich entweder Banners geheime Beherrschungstechnik … oder Ihnen fällt was ein, das auch meinen Kopf beschäftigt.«

Coulson lächelte ihn an. »Poker, Stark? Sie und ich?«

»Bin nicht abgeneigt.«

»Dann sagen Sie mir bescheid, wenn Sie geneigt sind.«

Unten vor der Scheibe hatte Thor mittlerweile die Arrestebene verlassen und damit Loki zu weiterer anhaltender Einsamkeit verdammt.
 

Bei der zweiten Konferenz des Tages fühlte Banner sich von Anfang an nicht besonders gut. Dies lag vor allem daran, dass das Mittagessen erst eine Viertelstunde zurücklag und er seinem Magen beim Dessert allzu viel zugemutet hatte. Während er also versuchte, nicht an Sahnepudding zu denken, hielt am Ende des Tisches Agent Taps einen wenig erquicklichen Vortrag über die Wirkweise des Antipsychotikums, das Loki mittlerweile in hohen Dosen zugeführt worden war und das seine eingefahrenen Denkprozesse bereits irreversibel gestört hatte.

Oder haben sollte.

»Nun. Um es für Sie alle verständlich zu machen«, schloss Taps soeben und bedachte dabei vor allem Thor mit einem wissenden Blick, »fasse ich es noch einmal knapp zusammen: Wird der Wille nicht mehr vom Unterbewusstsein beeinflusst, lösen Verhaltensmuster sich einfach auf. Unser Subjekt wird schlicht nicht mehr wissen, warum es der Menschheit schaden will …«

»Er«, korrigierte Thor mit fester Stimme. »Er heißt Loki und ist mein Bruder.«

»… was bedeutet, dass wir es rein emotional auf den Ausgangszustand eines Neugeborenen zurücksetzen«, fuhr der Agent unbehelligt fort. »Das ist die Phase, die wir gerade beobachten, jene Phase, in der wir keinerlei emotionale Stabilität mehr haben, keine sozialen Bindungen, keinen … Charakter. Das alles haben wir beseitigt und müssen es jetzt wieder aufbauen. Wir haben eine Festplatte gelöscht, die wir jetzt wieder bespielen können – mit allem, was uns gefällt. Damit das funktioniert, müssen wir zuallererst eine feste Bindung zur Bezugsperson herstellen. Diese Person wird alle Kontrolle über das Subjekt innehaben und es formen können, sozusagen mit … Administrationsrechten.« Er kicherte über die selbst erwählte Computermetaphorik, und Banner sah Stark die Augen rollen. Dann nahm die Stimme des Versuchsleiters jäh eine bedrohlich dunkle Färbung an, als er fortfuhr: »Ich möchte, dass wir uns alle noch einmal vergegenwärtigen, wie prekär diese Situation ist und dass wir hart arbeiten müssen, damit der bisherige Fortschritt uns nicht wieder entgleitet. Die nächste Begegnung mit der Bezugsperson darf nicht so planlos und stümperhaft durchgeführt werden wie das, was ich heute Morgen durch die Überwachungskamera gesehen habe. Das war alles andere als professionell. Und es hätte allen Erfolg zunichte machen können. Die Bezugsperson muss Sicherheit schaffen! Urvertrauen ist unabdingbar, sonst gerät alles außer Kontrolle und wir schaffen ein emotional instabiles … Monster.«

In der anschießenden Stille hätte man ein Haferflöckchen fallen hören können. Kurzzeitig musste Banner gegen sein Unwohlsein anschlucken und glaubte, damit alle auf sich aufmerksam zu machen. Doch die Blicke der Umsitzenden gingen ins Leere; die Kritik an Thor, seiner ungeschickten Annäherung an Loki sowie daran, dass Coulson diesen ersten Kontakt ohne Taps’ Einverständnis hergestellt hatte, hing unheilsschwanger im Raum.

»Wenn Sie glauben, das Experiment irgendwie manipulieren zu können, ohne dass ich es merke, irren Sie sich«, sagte Taps in einem freundlichen Ton, der wohl die offensichtliche Drohung dahinter kaschieren sollte.

Fury, Hill und Coulson sahen jedoch gänzlich unbeeindruckt aus. Vor allem Furys Miene war blank wie in Stein gemeißelt, als er ruhig zurückgab: »Niemand manipuliert dieses Experiment, Agent Taps. Das, nebenbei bemerkt, nicht Ihr Experiment ist.« Er faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. Es sah eher gelangweilt aus als bedeutungsvoll. »Unser Gast Thor hat bisher vergeblich auf Anweisungen von Ihnen gewartet, wie er Loki zu handhaben hat. Wenn Sie ihn anleiten wollen, dann tun Sie es auch. Mit Vernunft und Respekt, was ich fest voraussetze.«

»Nun, natürlich.« Taps beobachtete den Direktor triefäugig. »Ich werde ihn ausführlich instruieren.«

Mit einem wohlwollenden Nicken entfaltete Fury die Hände wieder und griff nach der Fernbedienung. »Gut. Dann widmen wir uns jetzt dem gegenwärtigen Status. Analysieren Sie.«

Wie gewohnt nahm auf der leeren Wand das Projektionsbild Form an, und alle wandten sich diesem zu.

Banner atmete wiederholt tief durch. Die Stimmung in diesem Raum machte seinen nervösen Magen nicht eben ruhiger.

Loki saß auf seiner Pritsche, die Schulterblätter gegen die Glaswand gelehnt, den Kopf gesenkt. Wie geistesabwesend rieb er sich immer noch das mit dem Sensor versehene Ohr. Seine Haut war fahl wie am Tag seiner Einkerkerung.

»Die Mittagsdosis ist fehlgeschlagen«, erklärte Coulson die Szene. »Er hat seit dem Morgen kein Wasser zu sich genommen, nicht einmal die sehr kleine Menge, die wir mit dem Wirkstoff versetzt haben.«

Taps nickte. »Nun, das ist erklärbar. Das Subjekt hat bisher vier Dosen erhalten, jede davon deutlich potenter als die vorausgehende. Die Chemikalien haben sich im Organismus angereichert und dieser reagiert auf die toxische Wirkung mit Unwohlsein. Wir dürfen nicht vergessen, dass es Gift ist, das wir ihm geben.«

»Sie wollen damit sagen, dass ihm einfach nur übel ist«, folgerte Romanoff kühl.

»Nun, ja. Eine erwartete Nebenwirkung. Und ein Zeichen für die hohe Wirksamkeit.«

Banner stöhnte leise. Jetzt wurde an diesem Tisch auch noch über Übelkeit diskutiert. Das half ihm nicht gerade dabei, seine eigene zu vergessen.

»Immerhin ist seine Temperatur gesunken, seit Thor bei ihm war«, merkte Agent Hill an. »Wenn sie auch noch keinen Normalwert erreicht hat.«

»Was ist denn der Normalwert, wissen wir das überhaupt?«, fragte Stark.

»Wir nutzen Thors Werte als Referenz«, schlug Rogers vor, vernünftig wie immer.

»Sehr sinnvoll! Haben Sie nicht aufgepasst? Die zwei gehören nicht zur selben Alienspezies, Thors Werte nützen uns überhaupt nichts.«

»Er hat Recht«, sagte Thor ernst. »Tatsächlich weiß ich nicht, wie Lokis Körper funktioniert. Es war nie notwendig, darüber nachzudenken. Er hat sich stets angepasst.«

»Wir werden die Untersuchungen wie begonnen fortführen.« Furys energische Stimme hatte die gleiche Wirkung wie immer: Niemand sprach dagegen an. »Thor. Lass dir von Agent Taps erklären, was du tun musst. Es hängt alles von dir ab.«

»Ich weiß, Nick Fury. Ich werde mein Bestes tun«, versicherte der Ase.

Aufs Neue schluckte Banner und rieb sich die Magengegend. Gott, warum nur fühlte sich das alles so ekelhaft falsch an?
 

»Haben Sie gemerkt, wie dick die Luft war?«, fragte Stark ihn, als sie die Konferenz, wie immer gemeinsam, verlassen hatten.

»Ja, Tony, habe ich«, murrte Banner und konnte nicht behaupten, dass es draußen im Korridor wesentlich besser war. Behäbig schleppte er sich den Gang hinunter, bedacht darauf, sich so normal wie möglich zu bewegen.

»Mann, sie war wirklich dick.«

»Ja.«

»Ich hätte Sandburgen aus ihr formen können, so verdammt dick war sie.«

»Ja, Tony.«

»Sie haben nicht zufällig Lust auf Poker mit Phil?«

»Oh …« Banner wurde langsamer. Ihm war glatt entfallen, dass sie einen gemeinsamen Freizeitnachmittag geplant hatten. »… Was wäre die Alternative?«

»Boxen mit Thor.«

»Oh. Besser nicht.«

»Hätte ich Ihnen auch nicht empfohlen. Schließlich müssen wir dafür sorgen, dass Ihr Puls unten bleibt, nicht wahr, Doktor?«

Starks kräftiges Schulterklopfen war beinahe mehr, als Banner in diesem Moment vertragen konnte. Unsanfter als beabsichtigt machte er sich von dem anderen los und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen.

»Nichts für ungut, Tony«, erklärte er nach einem tiefen Luftholen, »aber ich fühle mich gerade nicht besonders. Ich werde mich stattdessen etwas hinlegen. Seien Sie nicht beunruhigt, falls ich nicht zum Abendessen erscheine.« Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte er sich zum Gehen.

»Ich muss mir doch keine Sorgen um Sie machen, Bruce?«, hakte Stark nach, der nicht vorzuhaben schien, ihm aufdringlich zu folgen. Immerhin.

»Nein. Gehen Sie ein bisschen toben. Wir sehen uns nachher.«

»Wie Sie meinen.«

Banner kehrte ihm den Rücken und beschleunigte den Gang hinunter. Er spürte den verwunderten Blick seines Kollegen noch bis zur nächsten Biegung im Rücken.
 

Thor war äußerst dankbar für die Möglichkeit der Zerstreuung, die sich ihm und seinen neuen Gefährten auf der so bezeichneten Ausgleichsebene bot. Die gerade nicht Dienst habenden Besatzungsmitglieder des Helicarriers verbrachten hier ihre Freizeit bei verschiedenen Arten von Sport und Spiel, die Thor sämtlich unbekannt waren. Was er allerdings gut kannte, war der waffenlose Übungskampf unter Freunden, hier Sparring genannt und offenbar ebenso beliebt wie auf Asgard.

Im kleinen gepolsterten Kampfring stellte Tony Stark ihn und Steve Rogers, einen feinen Mann mit eiserner Disziplin, was Thor sehr schätzte, zu einem harmlosen Duell gegeneinander auf und spielte mit sichtlichem Vergnügen selbst den Schiedsrichter, wozu es auch gehörte, die beiden Kämpfer nach jeder Runde mit den lächerlichsten Phantasienamen neu anzukündigen.

Thor musste zugeben, dass ihm die Regeln dieser Art von Kampf nicht sofort einleuchteten, aber er gab sich Mühe, sie richtig zu befolgen, auf harte Schläge zu verzichten und auch die seines Partners nur milde abzulenken statt ruppig zu kontern, wie es in seiner Heimat von ihm erwartet worden wäre. Was ihm ein wenig fehlte, war die johlende Menge, die den nicht selten rauen Schlagabtausch mit Genuss verfolgte und die, um diesem Gefallen Ausdruck zu verleihen, mit sämtlichen Gegenständen, die sich in Griffweite befanden, tosenden Lärm erzeugte. Hier und jetzt war der Kampf vergleichsweise langsam und unspektakulär, erlaubte das Regelwerk Midgards doch keine ausgefallenen Manöver, um die Zuschauer zu unterhalten. Der Einzige, der johlte, war Tony Stark, der es nicht erwarten konnte, den Verlierer abzulösen.

Einen kurzen Stich gab es dem Asen, als er an die Zeit zurückdachte, in der er und Loki, beide noch heranwachsende Männer, sich genauso ein ums andere Mal gegenseitig in den warmen Sand geworfen hatten, unter den wachen Blicken Odins, seines Hofes und der Sommersonne, die spärlich bekleideten Körper glänzend von Schweiß und rot vom klebrigen Staub. In jener Zeit waren sie noch Brüder gewesen, Loki und er. Und er hatte geglaubt, dass nichts und niemand sie trennen konnte.

»Du bist mein Bruder und mein Freund«, hatte Loki ihm gesagt.

Und ihm dabei ins Gesicht gelogen, wie er nun wusste.

Als Folge seiner Unaufmerksamkeit entschied Rogers diese Runde für sich. Anders als Stark schien er kein aufrichtiges Vergnügen an dieser Beschäftigung zu empfinden. Er war ein Soldat, wie Thor wusste; in seinem Kopf ging es um Leben und Tod, nicht um Spaß und Spiel. Rogers wusste, wie ernst und grausam ein echter Kampf sein konnte und dass er mitnichten so fair verlief wie hier in einem Ring, auf einem gepolsterten Boden. Ein echter Kampf war anders.

Thor ließ die Fäuste sinken. »Du hast den Sieg verdient, Steve Rogers. Ich konnte dir und diesem Kampf nicht meine volle Aufmerksamkeit widmen. Dafür möchte ich mich entschuldigen.«

Sein Gegner blinzelte und fuhr sich mit der behandschuhten Hand durch das schweißverklebte blonde Haar. »Schon in Ordnung«, gab er zurück. »Ich vermute, die Trainingsmethoden der Menschen langweilen dich.«

»Ich bin nicht an sie gewöhnt«, erwiderte Thor gutmütig.

»Das wirst du schon noch. Lass uns was trinken. Tony?«

Stark winkte ihnen von seinem Platz am beistehenden Tisch aus zu. »Was denn, war’s das schon?«

»Mit Ihnen nehme ich es morgen auf, versprochen.«

»Ich wusste, Sie kneifen«, stichelte Stark, was er augenfällig nicht ganz ernst meinte, denn anders als Rogers war er schließlich ausgeruht. »Aber mir gefällt, dass langsam auch die letzten Eiswürfel in Ihnen auftauen, Steve. Morgen laufen Sie mir nicht davon.«

»Was ist aus Ihrem Poker-Duell mit Agent Coulson geworden?«

»Auf nach der letzten Konferenz verschoben. Mal sehen, ob das noch was wird, immerhin hat Agent Taps uns noch ein Abendprogramm versprochen.« Stark nickte in Thors Richtung. »Nervös, Großer?«

Thor erwiderte den Blick nur kurz. Schlagartig war das Unbehagen, das in seiner Leibeshöhle saß, wieder fühlbar, wenn er an Loki dachte, der isoliert mit sich und seinen verworrenen Gedanken in einer gläsernen Zelle mit wenigen Ellen Durchmesser lag.

»Ich werde mein Bestes tun«, wiederholte er daher, was er bereits zu Coulson gesagt hatte.

»Daran zweifelt niemand«, versicherte ihm Rogers freundlich. »Sieh einfach zu, dass du dir das Ganze nicht zu sehr zu Herzen nimmst.«
 

Dieser Rat war leichter ausgesprochen als befolgt.

Wie angewiesen fand Thor sich kurze Zeit später in den Gemächern von Agent Taps ein, um die nötigen Instruktionen entgegen zu nehmen. Das Quartier des Versuchsleiters war genauso beengt wie sein eigenes, aber penibel ordentlich gehalten. Auf dem kleinen Tisch stand das gerahmte Abbild einer etwas traurig aussehenden Frau.

Taps begrüßte ihn mit den Worten: »Ich wünschte, Sie hätten eine fachkundige Ausbildung genossen. Wie Agent Romanoff. Sie war für diese Aufgabe vorgesehen, nicht Sie.«

Mit diesem Vorwurf verflog Thors Hoffnung darauf, mit dem Mann ein Verhältnis herstellen zu können, das auf Sympathie und Respekt gründete. »Es war nicht meine Absicht, den Ansprüchen nicht zu genügen, Agent Taps«, entgegnete er mit mühsamer Zurückhaltung.

Dieser schüttelte den Kopf, als wäre jede Diskussion Zeitverschwendung. »Nun, natürlich nicht. Ich wünschte nur, die erste Phase wäre anders verlaufen und das Subjekt hätte uns nicht durchschaut. Agent Romanoff hat die nötigen psychologischen Kenntnisse, um es exzellent zu kontrollieren. Wie auch immer, das alles lässt sich nicht mehr ändern und ich werde mit Ihnen Vorlieb nehmen. Wenn Sie nicht verstehen, wovon ich spreche, weisen Sie mich bitte umgehend darauf hin. Ja?« Taps sprach mit ihm wie mit einem dummen Kind.

Widerwillig nickte Thor und beobachtete den anderen finster. Eine Einladung dazu, sich zu setzen, würde er wohl nicht mehr erhalten, also blieb er stolz und aufrecht im Türrahmen stehen.

»Nun. Was ich von Ihnen im Umgang mit dem Subjekt erwarte, ist zuallererst: Ausstrahlung von Sicherheit. Kein Gestolper, kein Gestotter, kein Zurückweichen. Es wird jedes Zeichen der Unsicherheit bemerken. Aber Sicherheit muss es von Ihnen bekommen.«

»Er«, sagte Thor automatisch.

»Weiterhin: mehr, viel mehr Annäherung. Sie müssen es dazu bringen, Sie zu lieben. Indem Sie vortäuschen, es ebenfalls zu lieben.«

»Das brauche ich nicht vorzutäuschen. Loki ist mein Bruder, nichts wird das ändern.« Leider, fügte er im Geiste hinzu.

Auch über diese klare Ansage ging Taps leidenschaftslos hinweg. »Sie müssen es verführen«, sagte er eindringlich, und erstmals sah er Thor dabei fest in die Augen. »Keine Angst. Keine Zurückhaltung. Sie sind die einzige Abwechslung, die es zu sehen bekommt, ein Leuchtturm im Meer der Einsamkeit. Nur an Ihren Besuchen kann es überhaupt Tag und Nacht unterscheiden, verstehen Sie? Also halten Sie sich nicht zurück. Sprechen Sie mit ihm. Fassen Sie es an. Tun Sie alles, was nötig ist.«

Die Entschlossenheit in Taps’ Stimme versetzte Thor in höchste Reaktionsbereitschaft. Der ganze Körper des Mannes war wieder in Unruhe geraten, angespannt, zuckend. Nur seine schwarzen Augen waren fest auf den Asen gerichtet.

»Nun, Thor. Zeigen Sie mir, dass Sie es können.«
 

Thors Erwartungen an sich selbst waren fast ebenso hoch wie jene, die Taps an ihn stellte. Ihm war bewusst, dass er niemals gelernt hatte, wie man auf Personen einwirkte, sich nicht einmal für diese Kunst interessiert hatte. Loki jedoch hatte sie perfektioniert. Die Zeit, nachdem er Asgard verlassen hatte, musste er genutzt haben, um die Menschen intensiv zu studieren. Er steuerte sie so leicht wie ein passionierter Reiter sein zahmes Pferd, kannte ihre Geschichte, ihre Geheimnisse, ihre Gedanken. Jeden von ihnen sprach er sofort mit dem richtigen Namen an, zeigte, dass er bescheid wusste, nutzte dieses Wissen, um Unsicherheit zu säen und ausgewachsene Furcht zu ernten. Ja, Loki war ein Meister der Manipulation. Die naiven, kurzlebigen Menschen hatten ihn geschult.

Als Thor dieses Mal vor der durchsichtigen Zelle stand, pochte sein Herz wie die treibende Trommel eines Langschiffes. Dennoch zögerte er nicht, sofort hineinzugehen.

Sein Bruder lag auf der Pritsche, blass und teilnahmslos. Als er Thor sah, hob er matt den Kopf. Seine Augen verengten sich zu schmalen, moosgrünen Schluchten, deren Gründe der kränkliche blaue Schein nicht erreichte. Lautlos formten seine Lippen das Wort »Verschwinde«.

Thor gab sich unbeeindruckt. Er war selbst erstaunt über sein Zutrauen, als er ohne Umschweife zu Loki trat und neben dem Kopfende des Bettes in die Knie ging.

Keine Unsicherheit. Nur Offensive. Ganz gleich, wie unangenehm sie war. Er musste ihn überzeugen.

»Bruder«, sagte er zärtlich, »wie geht es dir nun?« Und er hob die Hand, um damit sacht über Lokis stumpfes Haar zu streichen.

Im gleichen Moment schnellte Loki von seinem Lager hoch und wich bis an die gegenüberliegende Glaswand zurück, geschmeidig wie eine Natter. Seine Muskeln krampften.

»Nein!«, fauchte er. »Geh, Thor. Geh, bevor mir wieder einfällt, was ich mit deinem wertlosen Leben vorhatte!«

Die offene Feindseligkeit kam unerwartet und traf Thors Unerschütterlichkeit an einem wunden Punkt. Er hob beschwichtigend die leeren Hände; etwas Besseres fiel ihm nicht ein.

Loki fixierte ihn. Seine Augen flammten.

Keine Illusion. Kein falsches Lächeln. Keine hauchzarten Lügen. Sein Bruder unternahm keinen einzigen Versuch, seine gefürchteten Künste anzuwenden. Er stand nur da, stierend, aufgebracht, wütend.

Leise sagte Thor: »Ich will dir helfen.«

»Nein, das willst du nicht«, grollte Loki. Er schien so sehr von Gefühlen gebeutelt, für die es kein Ventil gab, dass sein Körper der Last nicht Stand hielt. Langsam, sehr langsam gaben seine Knie unter ihm nach. Als er es bemerkte, lehnte er sich an das Glas, stemmte die Fersen in den harten Boden. »Ich weiß, dass ihr versucht, mich zu verzaubern. Ich weiß es, Thor. Es wird nicht funktionieren.« Seine weißen Zähne blitzten auf. »Ich lasse mich nicht unterwerfen wie ein Mensch!«

Und doch wirst du es, dachte Thor hoffnungsvoll und biss die Zähne zusammen. Ich hoffe es um deinetwillen.

Er wusste, dass dieser Besuch zu nichts mehr führen würde. Loki ließ ihn nicht an sich heran. Er hatte den Plan durchschaut. Er würde nicht nachgeben.

Und Agent Taps würde nicht erfreut sein.

Widerstrebend, aber einsichtig zog Thor sich aus der Zelle zurück – dem winzigen Revier, das sein Bruder zu verteidigen hatte und in das Thor ohne Erlaubnis eingedrungen war. Über die Decke, die noch immer unbeachtet an ihrem Platz lag, machte er einen großen Schritt.
 

»Es funktioniert nicht«, musste Thor kurz danach in der Abendkonferenz einräumen. Von Taps hatte er noch keine Rückmeldung erhalten, doch ihm war nur zu bewusst, wie wenig Erfolg versprechend Lokis heftige Reaktion auf ihn gewesen war. »Er ist … furchtbar wütend auf mich.« Mit einem kurzen Seitenblick auf Taps erwartete er dessen Schelte, die denen an ein ungezogenes Kind nicht unähnlich sein würden und die ihm gegenüber, dem Prinzen Asgards, alles andere als angebracht waren – und die er dennoch gezwungen sein würde hinzunehmen. In Midgard hatte er keine Sonderrechte.

Erstaunlicherweise fiel Taps’ Kritik milde aus.

»Nun, ich glaube schon, dass es funktioniert«, ließ er wohlwollend verlauten, »und ich muss mich für meine Zweifel an Ihnen entschuldigen, Thor. Die offene Aggressivität des Subjekts ist das beste Zeichen dafür, dass Sie auf es einwirken.«

»Wie darf man das verstehen?«, stellte Stark die unangenehme Frage, die Thor in diesem Moment nicht äußern mochte. »Loki wollte seinen Bruder von Anfang an unter die Radieschen schicken, daran scheint sich nichts geändert zu haben. Ich weiß ja nicht, was Sie unter Liebe verstehen, Taps, aber ich stelle mir da was anderes vor.«

»Ich denke, ich weiß es«, meldete sich Rogers zu Wort. »Wir müssen diese Sache von einem anderen Standpunkt aus sehen. Loki war weniger aggressiv, als er normalerweise gewesen wäre. Ich meine, er war … offensichtlich aggressiv. Er hat es nicht verhehlt. Er ist verwirrt. Er weiß, dass er Thor hassen sollte, aber jetzt entdeckt er in sich ganz neue Gefühle für ihn, und denen vertraut er nicht. Wie auch?«

»Eine exzellente Analyse, Captain Rogers.« Taps lächelte ihn an, ein ungewohnter Anblick. »Das Subjekt hat sich bereits in tief reichende emotionale Konflikte verstrickt. Ja, es wird gegen die Empfindungen, die in ihm aufkeimen, ankämpfen. Weil es weiß, dass wir es manipulieren. Es wird sich wehren, den Erfolg hinauszögern. Aber nicht lange. Fünf Tage sind fünf Tage. Daran kann auch ein starker Wille nichts ändern. Am Ende wird alles zu unserer Zufriedenheit sein.«

In diesem Moment fiel Thor auf, dass Dr. Banners Platz leer war. Der Physiker fehlte also noch immer.

Fury übernahm wie auch sonst die abschließenden Worte. »Gentlemen, es scheint, wir machen Fortschritte. Ich möchte Sie hiermit ermutigen, auch weiterhin mit Besonnenheit und Vernunft zu handeln. Die verbleibenden drei Tage werden wir auch noch schaffen – trotz der Beengtheit auf diesem Boot, die uns allen nicht gefällt, trotz der technischen Pannen, die sich seit gestern gehäuft haben.« Kurz sandte er einen unfreundlichen Blick in Richtung des Kaffeeautomaten. »Wenn wir unseren aktuellen Kurs und die Geschwindigkeit beibehalten, erreichen wir Manhattan in weniger als zweiundsiebzig Stunden. Bisher hat sich nichts daran geändert, dass die Spur des Tesserakts zum Stark Tower führt. Agent Barton und Dr. Selvig erwarten uns vermutlich dort. Ich wünsche uns, dass wir den Rest der Reise so komfortabel wie möglich hinter uns bringen. Hiermit sind Sie entlassen. Eine gute Nacht.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kerstin-san
2016-01-02T13:52:22+00:00 02.01.2016 14:52
Hallo,
 
so langsam aber sicher entsteht eine unangenehme Atmosphäre. Die zunehmende Angespanntheit, das Gefühl des eingepfercht seins, gepaart mit der erzwungenen Untätigkeit schlagen Bruce und Tony verständlicherweise am ehesten aufs Gemüt. Aber allgemeint scheint sich jeder unwohl zu fühlen. Erstaunlich dass erst Tag 2 ist. Kommt mir vor, als wären alle schon viel länger auf dem Helicarrier.
Ich hab gerade eine gruselige Vorstellung vor Augen, wie Loki aus diesem Experiment nicht als umgemodelter Loki, sondern als von Psychosen zerfressener Loki hervorgeht..
 
Das Experiment scheint auf jeden Fall erste Früchte zu tragen. Loki so zu erleben, ist beängstigend. Er weiß genau, dass irgendwas komplett falsch läuft, aber seine Schutzinstinkte und Fluchtimpulse scheinen irgendwie nur auf Standby zu laufen. Es ist so ungewohnt ihn so antriebslos und na ja hilflos zu sehen.
 
Ich warte drauf, dass es zwischen Taps und Thor irgendwann mal richtig kracht. Nicht gerade die cleverste Strategie so herbalassend über Loki und Thor selbst zu reden, wenn sein Gegenüber ein mächtiger, leicht reizbarer Gott ist.
 
Hm, auch wenn er verwirrt ist, ist das definitiv wieder mehr von Loki, als noch bei der ersten Begegnung. Der alte Kampfgeist ist wohl noch nicht völlig verschüttet. Auch wenn Taps so von einem Erfolg überzeugt scheint, wäre ich noch nicht so siegesgewiss. Loki wird ein harter Gegner werden.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  CaroZ
02.01.2016 19:50
Tach mal wieder. ;)

Ui, gut! Mit der beklemmenden Atmosphäre zu arbeiten war interessant und es freut mich, dass die Wirkung offenbar so ist wie erhofft. Ich wollte, dass sich das alles merklich zuspitzt und auch die Umwelt das widerspiegelt, d.h. dass der Helicarrier als Aufenthaltsort nach und nach immer unwirtlicher wird.

Hihi, und mit vielen, was du hier prognostiziert hast, lagst du ja durchaus richtig! :)

Danke und bis gleich
Caro


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