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Über die Kapitulation des Herzens vor der Vernunft

Oder: Wie der Krieg unsere Liebe zerbrach und uns Pains Frieden brachte
von

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Schneesturm

„Ich bin eine Kriegerin. Gefühle und Liebe habe ich aus mir und meinem Herzen verbannt. Das ist das Vernünftigste.“ - Sakura

 

Leise. Ganz lautlos sank der kalte, weiße Schnee auf Konoha Gakure und bedeckte die abgestorbene, tote Natur wie ein Leichentuch. Der Winter war ein stiller Mörder und seine Kälte klammerte sich fest an die, die verzweifelt nach Hoffnung suchten. Aber nicht alle schafften es, sich nicht in die kalten Arme der winterlichen Herrscherin zu werfen, wie ein verängstigtes Kind es bei seiner Mutter tat. Der Himmel war mit dunkelgrauen Wolken bedeckt und hüllte das ganze Dorf in ein diffuses Licht. Es war weder Tag, noch war es Nacht. Es war weder das Morgengrauen noch war es die Abenddämmerung. Es wehte noch nicht einmal Wind, der wenigstens etwas Bewegung durch die hohlen Gassen gebracht hätte. Jedes Geräusch wurde vom Schnee verschluckt. Jedes Geräusch bis auf Ino Yamanaka, die entrüstet aufgeschrien hatte, sodass sogar ein paar Vögel in der Nähe aufgeschreckt das Weite suchten.
 

„WAS?“, brüllte sie ganze zwei Oktaven zu hoch: „Das ist eine Frechtheit! Hörst du? Eine FRECHHEIT!“ Dabei betonte sie akribisch diese Silbe des letzten Wortes, ihre Nüstern waren vor blankem Entsetzen aufgebläht und sie schmiss die Hochzeitseinladung zwischen sie und Sakura missbilligend auf den Tisch.

„Beruhige dich Ino. Denk an dein Kind...“, murmelte Sakura niedergeschlagen zurück. Sie hatte ihren Blick zum Tisch gewandt und konnte der werdenden Mutter nicht in die Augen sehen.

Sakura zuliebe setzte sich die blondhaarige Kunoichi wieder und legte behutsam eine Hand auf ihren kugelrunden Bauch.

Nach dem Krieg hatte Sai ihr ihre Liebe gestanden und da Ino selbst in den schwarzhaarigen, blassen Künstler verliebt gewesen war und der Krieg endlich ein Ende genommen hatte, hatte sie ihm auch ihre Liebe gestanden. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie geheiratet hatten. Ohne Kompromisse und ohne die Warnungen der anderen reichte sie ihm nach neun Monaten Beziehung ihre Hand zum Bund der Ehe. Nun saß sie im siebten Monat schwanger und mit sich selbst im Reinen vor ihrer besten Freundin. Man sah ihr ihr Glück an, alles schien bei ihr zu passen. Und genau dieses Glück ihrer besten Freundin machte Sakura etwas neidisch und sie sah betroffen zu Boden.

„Es ist trotzdem eine bodenlose Frechheit! Du gehst da nicht hin, Stirnie!“, fuhr Ino Sakura wirsch an. Diese sah grimmig auf.

„Es ist meine Pflicht, als Teil von Team 7 bei seiner Hochzeit dabei zu sein.“ Sie hatte sich diesen Satz selbst eingeredet. Es half ihr, die Fassung zu bewahren, auch wenn die beiden nicht in der Öffentlichkeit waren. Sie saßen in der abgedunkelten Wohnung der Haruno. Sie hatte sich die letzten drei Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit oder auf der Arbeit im Krankenhaus blicken lassen. Die Blicke die sie verfolgten waren höhnische. Viele Leute ergötzten sich an ihrem Leid und munkelten, dass Sakura die anstehende Hochzeit manipulieren würde. Das wusste sie aber nur von Ino, die in ihrem neu eröffneten Blumenladen viel über den Klatsch und Tratsch im Dorf erfuhr.

Entmutigt seufzte die Rosane auf, als sie den vernichtenden Blick Inos spürte.

„Was soll ich denn sonst tun, Ino? Soll ich zum Altar rennen und ihn vor allen Leuten Ohrfeigen? Sie schmeißen mich doch glatt aus dem Dorf, wenn ich den Hokagen durch die nächste Wand durch prügle!“

„Er hätte es zumindest verdient! Er war schon immer ein Idiot, aber dass Naruto es zulässt, dass man dich so zur Show stellt?“, sie lachte wütend auf: „Am besten spielst du noch das Blumenmädchen oder-“

„HÖR AUF!“, entfuhr es Sakura etwas zu laut. Sie hatte mit einer Faust auf den Tisch geschlagen und war den Tränen nahe. Es war schon so schlimm genug für sie, da brauchte sie Inos entwaffnende Ironie nicht auch noch ertragen. Ihre beste Freundin wusste, dass sie zu weit gegangen war und seufzte schwer. Dann blickte sie auf die Uhr und seufzte abermals auf.

„Es tut mir leid...“, entschuldigte sie sich kleinlaut, und fuhr in einem schuldbewussten Ton fort: „... ich hätte das nicht sagen dürfen. Am besten gebe ich dir noch etwas Ruhe... Komm sofort rüber, wenn was ist, ja?“

Sakura brachte sie noch zur Tür, umarmte Ino liebevoll und dankbar, dann schloss sie leise die Tür.
 

Dann war sie wieder da, diese Stille, die so undurchdringlich war, dass sie Sakura unvermittelt einschloss. Die junge Ärztin widerstand dem Impuls, sich die Hände auf die Ohren zu legen um diese Stille nicht zu hören – aber es war kindlich und sinnlos. Stattdessen riss sie sich von der Tür los und ging hinüber in die Küche und haderte damit, die gerade benutzten Tassen abzuwaschen. Lieber wollte sie sich ins Bett legen und weiter schlafen. Minutenlang stand sie so da, die Schultern gebeugt, die vom weinen geröteten Augen gesenkt und unfähig etwas zu sagen. Alles in ihrer Wohnung erinnerte sie an Naruto, sein Geruch lag noch deutlich in der Luft und ließ ihr Herz unbarmherzig schmerzen. Als sie dachte, sie hätte bereits alle Tränen vergossen, die sie besaß, rannen ihr frische Tränen über die blassen Wangen. Kraftlos gab sie sich dem Schluchzen hin, welche sie in die Knie zwang und ihren Brustkorb umklammern ließ um die Schmerzen in ihrer Brust einzudämmen.

In ihren Gedanken sah sie ihn vor sich.

In seinem Blick hatte sich etwas unerklärliches gelegen, als er an ihrer Tür geklopft hatte. Eigentlich hätte sie ihn stürmisch umarmen wollen, denn Naruto hatte sich eine ganze Woche nicht bei ihr gemeldet und in der Hokagen-Villa hatte man ihr nicht gesagt, wo sie ihn finden könne, auch in seiner eigenen Wohnung hatte sie ihn nicht finden können. Umso glücklicher war sie gewesen, dass er wieder bei ihr war, aber dieser Blick ließ sie mitten in der Bewegung einfrieren. Fragend beobachtete sie ihn, als er ungewohnt distanziert und fremd fragte: „Darf... ich rein kommen?“

Sie hatte genickt und hatte ihn eintreten lassen. Als sie sich in der Küche gegenübergestanden und niemand ein Wort gesagt hatte, fragte Sakura ängstlich, was los gewesen sei und warum er so lange fort gewesen war. Sie hatte alles wissen wollen, aber Naruto hatte nur rum gedruckst und hatte ihren Blick gemieden. Bis Sakura laut geflucht und Naruto angeschrien hatte: „Jetzt sag mir schon, was los ist, Idiot!“

„Ich werde Hokage.“ Perplex hatte Sakura ihn angestarrt. Minuten lang war das so gegangen, bis die Haruno aufgelacht hatte und geseufzt hatte: „Hast du mir einen Schrecken eingejagt, Liebling! Ich hatte schon angenommen, dass jemand verstorben sei oder du fort geschickt wirst!“

Aber Naruto hatte nicht in ihr Lachen eingestimmt. Vorsichtig hatte er ihr dann erklärte, was in seinem Gespräch nach den Prüfungen vorgefallen gewesen war. Sie konnte diesen Unterton nicht einordnen, es war einfach zu sachlich für Naruto. Es kam ihr auch so vor, als ob er sich schon lange diese Worte zurecht gelegt hatte und seinen einstudierten Text nur noch wiedergeben musste.

„Aber...“, hatte sie dann zögernd begonnen. Ein ungutes Gefühl hatte sich in ihrem Bauch breit gemacht und alle Alarmglocken in ihr hatten sie gewarnt nicht nachzufragen. Dennoch hatte sie die Bestätigung aus seinem Mund hören wollen, dennoch hatte sie inständig gehofft gehabt, dass alles ein Alptraum gewesen sei. Obwohl sie wusste, dass seine Worte sie verletzen würden klammerte sie sich an dieses bisschen Hoffnung. Ebenso zögernd wie er zuvor hatte sie dann die Frage zu Ende formuliert: „Aber... warum warst du so lange weg?“

Naruto hatte geschwiegen, dann begann er leise: „Glaubst du etwa, ich hätte mich so einfach entscheiden können, Sakura? Ich habe die ganze Woche lang mit mir selbst gekämpft... Ich habe geschrien, ich habe trainiert... ich habe alles versucht einen klaren Kopf zu bekommen und eine Lösung zu finden. Ich wollte eine Lücke finden, wie ich bei dir bleiben konnte UND Hokage werden konnte. Ich habe Kakashi ausgefragt... ich habe Oma Tsunade ausgequetscht... aber es gab nur diese zwei Wege: Ich werde Hokage und erfülle somit meinen größten Traum. Oder ich bleibe bei dir und ziehe die Wut des Dorfes auf mich... Die Alten werden alles abstreiten, würden sie sie fragen. Denen traut man so eine Folter nicht zu.“

Folter, hatte Sakura gedacht, war nicht einmal ansatzweise das, was dieser Situation entsprach.

Plötzlich hatte sie ihn an den Armen gepackt, Tränen waren in ihren Augen und mit einem gequälten Blick hatte sie ihn angefleht: „Bitte... Bitte, Naruto! Tu mir das nicht an... Dann soll jemand anderes Hokage werden... Oder Kakashi bleibt Hokage! Was ist mit Konomaharu, wollte er nicht auch Hokage werden? Oder Tsunade, was ist mit ihr? Bitte... bitte, lass mich nicht alleine! Nicht dafür!“

Damit hatte sie einen Nerv bei ihm getroffen gehabt. Mit einer kalten Härte in den Augen hatte er entgeistert auf ihr Betteln geantwortet: „Nicht Dafür? Sakura, es ist mein LEBENSTRAUM!“, immer weiter hatte sich seine Lautstärke gesteigert gehabt: „NIEMAND will den Posten übernehmen! Tsunade hat genügend mit der Leitung des Krankenhauses zu tun! Konomaharu hat zwei Klassen am Hals, die er ausbilden will! Und was Kakashi angeht: Nachdem er auf Obito getroffen ist und auch ihn verloren hat, ist er in psychischer Behandlung, um seine Vergangenheit zu verarbeiten. Der Krieg hat ihn komplett fertig gemacht! Wusstest du das überhaupt von deinem Team-Leiter?“

Immer mehr hatte er Sakura mit seinem Geschrei verletzt. Aber statt dass die Haruno ihn dafür gehauen hätte, hatte sie kraftlos dagesessen und ihn einfach angestarrt. Sie hatte es nicht fassen können, dass Naruto all diese Wut an ihr ausgelassen hatte. Nie hatte sie gedacht, dass Naruto sie so verletzen konnte! Aber immer mehr begriff sie, dass es kein Traum war, sondern die grausame Realität, die ihr Herz zerbrechen ließ und sie kein Wort hervorbringen ließ.

„Es ist das vernünftigste, wenn ich Hokage werde, verstehst du?“, konfrontierte er sie.

„Also sind all deine Worte leere gewesen? War das alles nur eine Lüge?“ Sie war überrascht gewesen, dass sie überhaupt ein Wort hervor gebracht hatte. Auch wenn ihre Worte nur ein flüstern gewesen waren, um das Zittern in ihrer Stimme zu vertuschen, aber sie hatten Naruto in die Enge getrieben gehabt. Sie hatte es sehen können, dass er getroffen war. Er selbst hatte in diesem Moment realisiert, dass Sakura an seiner Liebe zu ihr gezweifelt hatte. Aber er hatte nichts mehr gesagt. Der künftige Hokage hatte Tränen in den Augen gehabt und hatte begriffen, was er da seiner einzigen Geliebten angetan hatte. Nun hatte sie nicht nur eine Abfuhr von ihrem Schwarm Sasuke Uchiha bekommen gehabt, sondern auch von dem Mann, dem sie blind vertraut gehabt hatte, zu dem sie immer hatte kommen können und der sie immer schon geliebt hatte.

Da hatte sie nun vor ihm gesessen und ihn mir einem leidenden Gesichtsausdruck auf seine Antwort gewartet gehabt. Doch Naruto hatte bereits seine Entscheidung kund getan, es hatte nur noch einen Weg für ihn gegeben.

„Es war das vernünftigste...“, hatte er geflüstert.

Stille.

„Raus.“ Naruto hatte sie geschockt angestarrt, in Sakuras Stimme klang brodelnde Wut. Sie war bitterlich enttäuscht von ihm gewesen und in ihren Augen war der verletzte Stolz und Zorn aufgeflammt.

„RAUS!“, hatte sie ihn dann angebrüllt und bevor das Kunai ihn ernsthaft hatte verletzen können, war er aus den Fenster geflüchtet.

Sakura hatte ihn nicht mehr hinterher geschaut gehabt sondern versank in ihrer Trauer.
 

Mit einem leeren Blick wachte die Kunoichi auf. Irgendwie musste sie es zum Wohnzimmer auf das Sofa geschafft haben, aber sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Mit starken Rückenschmerzen schleppte sie sich zum Bad und schälte sich umständlich aus ihren Sachen. Als sie dann unter dem warmen Wasser stand und über ihre Verluste sinnierte, erinnerte sie sich an eine Aussage, die sie Ino gegenüber gesagt hatte. Die Dorfbewohner würden sie aus Konoha raus schmeißen, sollte sie die Hochzeit des Hokagen torpedieren. Aber sie dachte an etwas anderes. Die Hochzeit war in gut drei Tagen. Das war für sie mehr als genügend Zeit, ihre schnelle Idee in die Tat umzusetzen. Niemand würde davon erfahren, außer ihrer Mentorin und ihrer besten Freundin. Entschlossen wischte Saukura Haruno den Spiegel frei und starrte das erste mal seid drei Wochen in entschlossene, smaragdgrüne Augen.
 

Es war ein klarer, eisblauer Himmel, als das ganze Dorf in heller Aufregung war. Heute war der Tag, an dem die wohl wichtigste Feierlichkeit seit langem gefeiert wurde: Die Hochzeit des Hokagen Uzumaki Naruto mit der Clan-Füherin Hyuga Hinata. Es war ein schöner Tag, da selbst die Sonne sich zeigte und das weiße Leichentuch aus Schnee zum Funkeln brachte, als wäre es mit Diamanten besetzt. So schien sie auch günstig zu dem Zeitpunkt auf das Brautpaar, als der Priester die Gemeinde fragte: „Wenn jemand Einwende zu der Vermählung dieses Paares hat, möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen!“

Scheu blinzelte Hinata hinter ihrem makellosen Schleier über die versammelte Gemeinschaft und sie errötete etwas, als sie sah, dass Rock Lee ihnen den Daumen entgegenstreckte. Die Braut sah umwerfend aus. Das trägerlose, elfenbeinfarbene Kleid lag wie eine zweite Haut an ihrem Körper, folgte ihrer schlanken Figur und floss sanft zum Boden nieder. Die Schleppe war nicht all zu lang und der passende Schleier hatte nur kleine, dezente Spitzen, die ihr Haupt wie Schneeflocken bedeckten und sich leicht glitzernd über ihre schwarze, meisterhafte Hochsteckfrisur verteilten. Sie sah wahrhaftig wunderschön aus und passte fast schon zu gut zu dem neben ihr stehenden, herausgeputzten Naruto. Auch der Bräutigam, der in seinem klassischen Anzug und den gekonnt nach hinten frisierten Haaren und einer einzelnen Kirschblütenrosanen Rose am Rever umwerfend gut aussah, lies seinen Blick schweifen. Sakura erahnte die Geste dahinter. Es war Narutos letzter Aufruf dazu, Sakura zu reizen damit sie etwas sagen konnte. Denn wenn jemand ganz Konoha die Wahrheit jetzt sagen würde, dann war es Sakura selbst. Etwas teilnahmsloses lag in seinen Augen. Auch sein Grinsen war nicht das seine – es erreichte seine Augen nicht und Sakura kämpfte mit den Tränen. Es war nur eine Sekunde, in der sie alles hätte ändern können. Sie hätte sich die Kapuze vom Kopf reißen können und etwas erwidern können. Sie hätte so egoistisch sein können und vor der ganzen Schar erläutern können, warum das keine Hochzeit aus Liebe war, sondern nur eine aus kaltem Herzen kalkulierte erzwungene Hochzeit. Aber sie hielt sich zurück. War es denn nicht immer Narutos Wunsch gewesen, Hokage zu werden? War die Haruno denn so selbstsüchtig, dass sie seinen Wunsch so torpedieren würde?

Der unerwünschte Gast, Sakura Haruno, stand direkt neben der Ausgangstür, dicht gedrängt an der Wand und versteckt hinter der Masse an Menschen. Sie hatte nichts an sich, dass sie verraten könnte: keine rote Weste mit dem Haruno-Symbol auf dem Rücken, keinen rosanen Rock und auch die Ellenbogen- und Knieschützer trug sie nicht. Sie hatte stattdessen schwarze Winterkleidung an und war umhüllt von ihrem dunklen Reisemantel. Die Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen um neugierige Blicke abzuschirmen. Still und bewegungslos stand sie wie ein unauffälliger Schatten dort, sie hätte jeder Gast sein können, der keinen Sitzplatz bekommen hatte.
 

Sie starrte Naruto an, der immer noch seinen Blick schweifen ließ. Tief in ihrem Inneren hoffte sie inständig, dass er doch selbst ein Wort sagen würde. Das er selbst merken würde, dass Pains Frieden nicht sein Frieden war! Dann blieben seine himmelblauen Augen an ihr hängen und schlagartig wurde er Leichenblass. Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Zeit still zu stehen, als sein Blick geschockt, dann erleichtert, dann nervös wurde. Er hatte Angst, jemand würde sie erkennen!

Sakura aber, deren Gesicht tränennass war, formte mit ihren Lippen und einem letzten sehnsüchtigen und gequälten Blick die Worte: Lebe wohl, Naruto! Er sah sie fassungslos an, dann glitt sein Blick schuldbewusst zu Boden. Er schwieg. Es war diese eine Sekunde gewesen, an der er selbst das Wort hätte ergreifen können und Flagge hätte bekennen können. Aber der neue Naruto war nicht mehr von seinen Gefühlen geleitet. Der neue Naruto handelte nur noch nach der Natur der Vernunft, die kalt und berechnend war. Lautlos drehte sich die ehemalige Geliebte des neuen Hokagen um und ließ mit wehendem Umhang die Festhalle hinter sich. Harsch wischte sie sich die erkalteten Tränen weg und offenbarte somit ihr neues Gesicht: Eine Sakura, die sich mit der beschlossenen Hochzeit ihrer wichtigsten und größten Liebe geschworen hatte, nie wieder etwas wie Liebe und Zuneigung zu jemanden zuzulassen. Es war nun an Sakura, mechanischer zu werden. Sie wollte nur noch funktionieren um größeren Leid aus den Weg zu gehen. Auch sie würde einmal Verantwortung übernehmen. Aber sie würde das nur tun, um anderen Menschen das Leben zu retten und sie genesen zu lassen.
 

Als sie ihre Wohnung ein letztes mal für eine lange Zeit betrat, sah sie sich um. Glückliches Gelächter und der bittere Nachgeschmack einer verlorenen Liebe lag noch in der Luft, als sie ihren Rucksack schulterte. Sie ließ den Blick ein letztes mal über die kleine Zwei-Zimmer-Wohnung gleiten, dann band sie ihr Stirnband, welches sie als ein Konoha-Ninja kennzeichnete, ab und legte es auf den Tresen. Traurig lächelnd schloss sie sanft die Tür und seufzte schwer. Sie hatte sich auf Narutos Versprechen verlassen. Aber nachdem er sich gegen sie und für sein Amt entschieden hatte, war es für sie unmöglich geworden länger hier in Konoha zu bleiben. Deswegen hatte sie mit ihrer Mentorin Tsunade gesprochen und würde nun für eine sehr lange Zeit von Ort zu Ort reisen, um mehr über Medizin und Heilkunde zu erlernen. Auch Ino und Sai hatte sie bescheid gegeben, damit sie sich nicht wunderten, dass Sakuras Wohnung nun unbewohnt war. Ausdrücklich hatte sie ihnen gesagt, dass der Abschied schon viel zu schwer werden würde, und dass sie niemanden sehen wollen würde, wenn sie Konoha verließ. Aber als sie an dem Seitentor, dass in der Nähe ihrer Wohnung lag ankam, wusste sie, dass diese Drei nicht auf sie hören würden. Sich deutlich vom weißen Schnee abzeichnend standen die drei da, ebenfalls in Schwarz gekleidet und sahen ihr entgegen.Als die Haruno sie erreichte schaute sie verdutzt in die Gesichter von Tsunade, Ino und Sai.

„Du dachtest wohl wirklich, wir lassen dich einfach so gehen!“, schmunzelte Tsunade und legte ihrer Schülerin mütterlich eine Hand auf den Kopf. Sakura lächelte traurig und murrte nur: „Wie hätte ich glauben können, dass ihr auf mich wirklich hören würdet?“

Ino lachte auf: „Das wird niemals passieren, Stirnie!“

„Sag das noch mal und ich box dich durch die nächste Mauer, Ino-Kuh!“, gab Sakura im gespielt zickigen Ton zurück, stimmte aber ins Gelächter ihrer Freundin ein. Sie würde die Zickenkriege mit der Blonden furchtbar vermissen, denn nur Ino konnte sie so aus der Reserve locken. Dann betrachtete sie Sai und fragte: „Und warum bist du nicht bei der Hochzeit?“

Der gefragte zuckte die Schultern: „Der Idiot hat die falsche Wahl getroffen. Oder er will was mit dem Amt kompensieren. So oder so, es ist ein Grund mehr ihn nicht zu beachten.“, er grinste. Seid er mit Ino zusammen war hatte er so viel über das Zeigen von Gefühlen erlernt, dass Sakura sich kaum mehr an den mechanischen Sai von Früher erinnern konnte. Dass sie insgeheim nun auch so emotionslos werden wollte, wie er es mal war, musste sie ja niemanden erzählen. Dennoch konnte sie nicht anders, als die drei noch ein letztes Mal fest zu umarmen und ihnen zu danken.

„In welchem Krankenhaus willst du zuerst arbeiten?“, fragte Ino schließlich. Sie stellte die Frage nur, um Sakura nicht all zu früh gehen zu lassen, obwohl diese schon aufbruchsbereit zum Tor trottete.

„Keine Ahnung... ich werde dort arbeiten, wo ich Arbeit finden kann.“, gab die Haruno schulterzuckend zurück. In Gedanken fügte sie noch hinzu: Und der Hokage muss erst gar nicht wissen, wo ich hingehen werde!

„Wenn du nichts lernst und zurück kommst, dann jage ich dich hier wieder weg!“, mahnte Tsunade ihre Schülerin ein letztes mal. Sakura schluckte leicht, denn sie wusste, dass Tsunade ernst machte.

Gehorsam nickte sie dann und lächelte alle noch mal an.

„Ich werde euch so vermissen...“, gab sie wehmütig von sich und fügte noch hinzu: „Ich schreibe euch sooft ich kann und berichte euch alles haargenau!“
 

Es war ein schwerer Abschied, und es tat Sakura in der Seele weh, ihren Freunden den Rücken zuzuwenden und durch die unberührte Schneemasse ins Ungewisse zu warten. Aber sie spürte, dass sie jetzt keine Zukunft in Konoha hatte und das sie fort gehen musste um voran zu kommen.

Sie musste fort, um ihren Schmerz zu vergessen.

Sie musste fort, um Neues zu lernen.

Sie musste fort, um sich neu zu finden.

Sie musste fort, um wiederkommen zu können.

Sie musste fort, weil sie den Hokagen Naruto Uzumaki mehr liebte, als sie es je hätte beschreiben können und seinen Wunsch nicht zerstören wollte und konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mir blutet das Herz. Echt jetzt.

Ich bin alles andere als zufrieden mit diesem Kapitel, aber... es ist ehr der Inhalt als die Formulierung, die mich hier zum Haareraufen bringt ^^'
Ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefällt! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  fahnm
2015-02-16T09:55:25+00:00 16.02.2015 10:55
Das war eine Bittere Pille.
Mal sehen wie es weiter gehen wird.

Freue mich schon aufs nächste Kapitel
Antwort von:  MissXilas
21.02.2015 16:52
Keine Sorge, ein paar Ideen habe ich noch irgendwo auf meinen Notizzetteln... also... da müssten sie jedenfalls stehen ^^'
Ob es sich aber für dich lohnt, musst du entscheiden :p
Von:  Shinto
2015-02-15T03:11:52+00:00 15.02.2015 04:11
Hey ^^ schön das es weiter geht und echt gutes kap^^
nur am liebsten würde ich Naruto ein paar in die Fresse hauen verdient hätte er es jedenfalls. Echt keine Ahnung ich hoffe nur das du das in den nächsten kaps iwie wieder hinbekommst. Aber bin guter dinge wenn schon der Manga so "Bescheiden" für die beiden enden musste kann es wenigstens hier gut ausgehen hoffe ich zu mindestens ;P
Antwort von:  MissXilas
21.02.2015 16:51
Ach, Shinto ^^'
Ich glaube, dir habe ich schon mal geschrieben, dass ich mich ans Original-Ende halte xD
Aber deinen Optimismus finde ich schon irgendwie aufbauend! Es zeigt mir, dass nicht nur ich mit dem Original unzufrieden bin :3
Von:  Kirschbluetentiger
2015-02-14T18:51:41+00:00 14.02.2015 19:51
Hey
Mir blutet auch das Herz, aber nicht von deinem "schrecklichen" Kapitel, sonder weil ich mich in Sakura richtig gut einfühlen konnte. Ich sitze hier und heule mir die Augen aus. Dein Text ist alles andere als schlimm. das Kapitel ist gut! Man versteht es, man hat einen Lesefluss und das wichtigste: man erfühlt wie furchtbar das alles für Sakura und auch für Naruto sein muss.
Ein super Kapitel mit viel Inhalt.
LG das Tigerchen
Antwort von:  MissXilas
21.02.2015 16:44
Oh, nein!
*Taschentuch reich* Es sollte zwar ein Drama werden, aber nur zum Nachvollziehen des in meinen Augen schrecklichen Endes D:
Aber das es dir gefällt finde ich trotzdem gut ^-^"


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